Meine persönliche Erfahrung als langjähriger Mod sieht so aus:
Zur eigentlichen Frage, wer hier die Macht hat, habe ich auch meine eigene Meinung/Wahrnehmung: Wenn Entscheidungen getroffen und durchgesetzt werden sehe da idR. den Namen Johannes Hoffmann
Das hat sich alles über die Jahre ein wenig entwickelt:
Ganz früher, als das Forum noch klein und jung war, hatte Johannes einen Musikladen zu leiten. Das Forum war ein nettes Anhängsel, aber die Zeit, die er da rein investiert hat, war sehr gering.
Solche Foren im Internet können auf zwei Arten gehandled werden: entweder mit extrem wenig Personal und sehr, sehr locker (wie das z.B. bei Bassic und zig anderen Foren passiert ist) oder etwas strikter, wie hier, was aber eine Vielzahl freiwilliger Helfer erfordert. Ich kenne Foren mit hunderten Mitgliedern, die nur von einem einzigen Moderator verwaltet werden. Das geht, führt aber zu recht viel "Chaos". Das Musiker-Board hatte am Anfang ein paar schlaue Leute, die gut zusammengearbeitet haben und eine Art Gremium von Moderatoren angequatscht haben. Leute die aktiv waren und Lust hatten mitzugestalten. So wie Wikipedia auf freiwilliger Mitarbeit beruht, so auch dieses Forum hier. Quasi alle Mods waren hier vorher User und haben sowieso schon aktiv geschrieben und mitgearbeitet. Dann wurden irgendwann bestimmte Fachbereiche eingerichtet und spezielle Mods dafür ernannt.
So bin ich dazu gekommen. Es gab noch gar keinen Akustik-Gitarren-Bereich. Ich wurde von einem anderen Mod angequatscht, weil ich ein paar gute Beiträge geschrieben hatte, ob ich nicht Lust hätte einen Akustikgitarrenbereich zu schaffen und zu strukturieren. Ich hatte vorher schon Erfahrung als Moderator in anderen Foren, also war das eine schöne Gelegenheit.
Zu dieser Zeit wurden quasi alle Entscheidungen hier von den Mods gemeinsam getroffen. Es gibt einen Backstagebereich, wo unglaublich viel diskutiert wurde, bis wir zufrieden waren mit den Lösungen, was Struktur angeht, was Subforen angeht, was Regeln angeht. Das alles haben die Moderatoren geschaffen.
Irgendwann kam dann die Zeit, wo Johannes seinen Laden aufgegeben hat und quasi hauptberuflich sich um dieses (und andere) Forum kümmert. Seit dem ist er natürlich mehr involviert und lenkt auch ein wenig mehr die Geschicke. Natürlich auch, weil er gegenüber dem Geldgeber Thomann eine gewisse Verantwortung hat. Da kommen dann z.B. Dinge ins Spiel, dass wir manche Bereiche umbenannt haben, weil sie dann zu höher platzierten Google-Suchergebnissen führen. Über sowas haben wir Mods uns früher keinerlei Gedanken gemacht. Es gibt Leute im Hintergrund, die die gesamte Technik schmeißen, auf sehr professionellem Niveau. Das geht dann soweit, dass wir den Umzug auf eine neue Forensoftware mitgemacht haben, was ausgiebig getestet wurde etc. Auch über so etwas haben wir uns als Mods früher keine Gedanken gemacht. Oder Hackerangriffe die abgewehrt wurden, weil Thomann quasi seine schützende hand über die Server hält.. haben wir Mods nix mit zu tun.
Man kann also sagen, dass die ganze inhaltliche Seite hier, also Forenstruktur, Kultur etc extrem von den Mods geprägt und entwickelt wurde. Johannes gibt seinen Input und hat im Zweifelsfall das letzte Wort, oder ein Veto, was er aber selten nutzt.
Die Moderatoren treffen ihre Entscheidungen in den Fachbereichen, oder bei weitreichenden Geschichten eben im vollen Mod-Gremium, da haben wir Umfragen, die bestimmte Zeit laufen, wo jeder Mod mitentscheiden kann, wenn er will.
Die technische und auch die rechtliche Seite ist quasi Johannes' Revier. Er muss letztlich den Kopf hinhalten und die Kosten im Auge haben. Da können wir Mods uns manchmal die tollsten Add-Ons für das Forum wünschen.. wenn es programmiert und angepasst werden muss, muss da ein Nutzen bei rausspringen. Finanziell ist Johannes hat auch der entscheidende Mann. Thema Google-Rankings etc.
Diese Aufteilung funktioniert hier seit Jahren sehr gut. Klar, sind wir uns nicht immer einig, aber innerhalb der Mods bestimmt eine demokratische Mehrheit. Wir ordnen uns aber im Notfall Johannes unter, weil er letztlich den Geldgeber repräsentiert ohne den das alles nicht laufen würde. Und das sind ja auch verständliche Interessen. Den Mods ist es großteils erstmal egal ob nun 50.000 oder 60.000 Besucher hier sind.. Johannes nicht. Es ist gut da einen Gegenpol zu haben. Das pusht das Forum immer weiter und hat es letztlich zu dem Zustand gebracht in dem es jetzt ist. Wenn man sich mal alte Versionen (wayback machine) des Forums anguckt, kann man die Entwicklung nachvollziehen.
Ähnlich stelle ich mir es bei dem Haupteigentümer von der micom vor - Hans
Thomann hat Vorteile vom Board (immer wieder wird sein Shop verlinkt), wird aber keinen großen Gewinn machen (können). Er sieht, dass hier angeregt über Musik und Equipment geplaudert wird und viele Leute dem GAS verfallen - und auch immer wieder bei ihm kaufen...
Ich denke das trifft den Kern der Sache.
Thomanns Vorteil aka "Gewinn" dieses Forums ist nicht direkt, sondern eher passiver Natur. Nehmen wir an es gibt täglich 1000 Leute, die irgendwelche Fragen bezüglich Equipment haben. Die könnten nun alle den Thomann anrufen und da nachfragen, dann müsste er viele Leute beschäftigen, die diese Kunden bedienen. Dadurch, dass es dieses Forum gibt, können aber viele Fragen geklärt werden, also rufen vielleicht nur 500 Leute täglich an. Es ist nicht so, dass das Forum den Service bei Thomann komplett ersetzt, sondern es erleichtert ihn.
Dazu kommen die ganzen Effekte, die cello und bass aufgezählt hat: Leute, die sich hier rumtreiben entdecken neue Sachen, die sie cool finden und kaufen sie dann vllt bei Thomann. Dadurch, dass er der größte Händler ist, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass ein Großteil der Einkäufe tatsächlich bei ihm stattfindet.
Aber natürlich wird sich das Forum auch so schon selbst tragen. Alleine der Fakt, dass eine Handvoll Leute bezahlt werden kann und es immer mal wieder Geld z.B. für das Weihnachtsgewinnspiel gibt, zeigt schon, dass hier auch ein wenig Geld verdient wird. Aber das ist auch okay und ich bezweifle, dass Johannes durch das Forum ein reicher Mann geworden ist (also vllt durch den Verkauf an Thomann, aber sich nicht durch die laufenden Einnahmen).
Zum "Wert" des Forums:
Natürlich ist so ein Forum etwas wert. Und man sollte das nicht unterschätzen. Hier gucken täglich 50.000 Leute drauf und das Forum hat ein paar hunderttausend Mitglieder. Vergleicht das mit einem Youtuber oder anderen "Influencer" und da kommt schon ein gewisser Wert zustande. Zugang zu einer Menge Leute in einem speziellen Themengebiet ist für bestimmte Firmen viel Geld wert. So ein Forum wird sicher mehrere hunderttausende Euros wert sein. Da braucht man gar nicht drumrum zu reden.
Den Wert macht aber die Community aus. D.h. man kann hier nicht auf einmal alles auf links drehen, penetrante Werbung für die Rentenversicherung mit dicken Verträgen schalten und versuchen das ganze auf's Maximum zu monetarisieren.. dann wandert die Community ab. Viele Mods würden das nicht mitmachen, weil sie sich dann ausgenutzt fühlen würden, viele Schreiberlinge wären vmtl nicht zufrieden etc. Es gibt einen gewissen Status Quo, der erhalten bleiben muss.
Thomann sorgt momentan dafür und ich kann nur sagen, dass diese Schirmherrschaft aus meiner Sicht sehr zufriedenstellend verläuft.
Würde sich Thomann hier groß einmischen, nach dem Motto "nur noch auf meine Seiten verlinken", "Werbetrommel rühren", "andere Geschäfte schlechtreden", "ich will, dass der Akustikgitarrenbereich ab jetzt nur noch Stromlose-Gitarren-Bereich heißt", oder sonstwas, dann wäre meine Mitarbeit hier sehr schnell beendet.
Ich bin stolz darauf, was wir Mods hier über die Jahre geschaffen haben und ich habe hier selbst viel gelernt, aber auch viel gegeben. Ich finde es gut, dass Thomann das soweit respektiert und sich für uns mit der Übernahme quasi nichts geändert hat.
Aber ich bin sicher nicht der "umsonst"-Mitarbeiter, der sich hier vom "Chef" diktieren lässt was er zu schreiben oder zu denken hat. Freie Meinungsäußerung ist ein sehr hohes Gut hier im Forum, solange der Tonfall stimmt.
Mein persönliches Fazit:
Ich habe hier über die Jahre hinweg im Modbereich öfter mal unpopuläre Meinungen vertreten, manchmal auch einfach um einen Gegenpol zur allgemeinen Stimmung zu bieten, aber die Entscheidungen trifft immer eine Mehrheit. Jeder Mod hier hat seinen eigenen Blickwinkel, jeder hat sicherlich diverse Dinge, die er/sie persönlich anders gemacht hätte, aber insgesamt muss man doch feststellen, dass letztlich das ganze Forum hier von den vielfältigen Meinungen profitiert hat und sich als größtes deutsches Forum etabliert hat.
Das hat mMn auch der Thomann verstanden und quasi alles beim Alten gelassen. Das Forum wird sich immer weiterentwickeln, weil wir uns den aktuellen Trends anpassen müssen, aber solange sich nichts grundlegend ändert, werden die inhaltliche Geschicke immer in der Hand der Moderatoren (die letztlich aus der Community entstammen) liegen. Die Community IST das Forum. Wir Mods sind Repräsentanten der Community mit ein paar zusätzlichen Rechten und Möglichkeiten und selbstauferlegten Pflichten. Johannes ist der Kapitän, der sich Gedanken um den Maschinenraum und das Benzin machen muss, während wir Mods bestimmen, wohin das Schiff steuert. Johannes hat da logischerweise ein entsprechendes Mitspracherecht, weil er eben noch einen anderen Blickwinkel auf die Dinge hat als wir. Es ist aber eine symbiotische Beziehung. Wenn wir nach Amerika schippern wollen, sind wir gut beraten das nicht zu tun, wenn Johannes sagt, dass unser Tank nicht bis dahin reicht. Umgekehrt ist Johannes gut beraten mal das Steuerrad zu schwingen, wenn wir ihm sagen "Käpt'n, Eisberg voraus". Verschiedene Blickwinkel haben das Forum groß gemacht, das Konzept kann also so schlecht nicht sein.