wie Gitarre entlacken?

drul
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Hallo Zusammen,

an die Gitarrenbaufraktion hier: ich werde meine Gitarre einem Refinish/Makeover unterziehen. Ich weiß noch nicht abschließend, wen ich damit beauftragen werde, aber gemacht wird's - soviel steht fest.

Was mich nicht loslässt - es juckt mich allzu sehr in den Fingern, ist, die Gitarre (Mahagoni; Maple Top) selbst zu entlacken oder dazu einem Holzwerker zu geben, der das notwendige Fingerspitzengefühl mitbringt. Ein Freund von mir z.B. ist ein begnadeter Möbelschreiner und selbst Hobbygitarrist. Oder ich traue mich am Ende selbst...

Problem: der Lack meiner Tokai besteht wohl aus Haftgrund plus zusätzlichen Schichten auf Polybasis, mit Nitrolack zuoberst - so wurde mir zumindest gesagt. Und das würde auch erklären, warum er so sauschwer abging, als ich einige anfängerhafte Agingversuche unternommen habe (der Lack war an den Stellen aber ohnehin durch Weichmacher angegriffen).

Ebenso wurde mir (danke Stefan) schon gesagt, dass da wohl mit handelsüblichem Abbeizer oder Aceton nicht beizukommen ist.

Frage nun: wie geht man am besten vor, um den Body vom Lack zu befreien? Ziehmesser? Abschleifen? Doch mit Chemie?

Mich interessiert das einfach. Danke im Voraus für Eure Beiträge!
 
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Ist schwierig da einen Rat zu geben wenn man die Gitarre nicht vorliegen hat.

Ich würde raten erst mal anzufangen und egal welche Methode man benutzt, Vorsicht walten zu lassen. Eine Einschränkung vielleicht: Lack abzuschleifen ist die allerschlechteste Methode mit hohen Kosten für Schleifmittel und höchstem Risiko unnötig viel abzunehmen bzw. den Untergrund zu beschädigen. Dieser Untergrund ist ja nun mal die Gitarre.

Wenn Du eine Lackiererei in der Nähe hast, frag mal ob sie Dir vielleicht ein bisschen Abbeizer geben...

Sonst lieber Ziehklingen als Schleifmittel benutzen.

Viel Erfolg!!!
 
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Hi - danke. Ja; Abschleifen ist sicherlich ein NoGo. Ich meinte damit eher die Feinarbeit nachdem der Lack z.B. mit einer Ziehklinge entfernt wurde.

Es ist eh am Wahrscheinlichsten, dass derjenige der den Auftrag für das Makevoer erhält, auch die Lackentfernung machen wird. Ich bin nur trotzdem neugierig wie es am besten funktioniert und das Selbermachen reizt halt.

In keinem Fall aber werde ich Schäden an der Gitarre riskieren.
 
Verrate doch mal bitte welches Resultat Du anstrebst.
 
es geht um die Tokai in meiner Signatur.

Sie soll ein typisches Finish einer 58er Les Paul bekommen. Einfach weil es mir gefällt.Und weil ich nun schon seit langem mit der dicken Lackschicht (Zargen und Rückseite) und dem grellen "Clown Burst" des Top hadere.

Sie hat einen so tollen Ton, dass ich keine Gibson Historic o.ä brauche.
 
Danke, verstehe, bedeutet aber selbst bei einer Tokai einen gewissen Wertverlust, aber das weißt Du ja sicher selbst und hast es Dir gut überlegt. Bin gespannt auf das Resultat...
 
nee - ganz sicher nicht. wie ich schrieb, war der Lack schon von Weichmachern beschädigt als ich sie vor über 2 Jahren gekauft habe. An diesen Stellen (und ein paar typischen Abnutzungsstellen dazu) habe ich dann den Lack abgetragen, weswegen sie jetzt so aussieht:

full


Da wird ein professionelle Neulackierung den Wert eher wieder steigern. Aber eine Verkaufsabsicht besteht ohnehin nicht ;)

Die Rückseite ist auch eher dunkelrot/Weinrot; nicht so knallig und transparent wie es auf dem Foto wirkt. Das kommt durch die direkte Sonneneinstrahlung.
 
Hmmm, also was Lacke auf "Polybasis" sind, versteh ich nicht?
Normalerweise gibt es Alkydharz-, oder Acryl-, oder Nitrolacke (+ 2/3 verschiedene andere).
Ich nehme mal an, die Klampfe wurde mit Acryllack quasi "gefärbt" und mit nem NitroMix Finish dann versiegelt?

Mit normalem "Baumarkt" Kram kommst Du da nicht weit, das durft ich selber kürzlich erst lernen.
All die guten Hausmutti tricks funzen nicht, da muss pragmatisches her...
Ich geh mal danach, was ich als ehem. Maler/Lackierer/Restaurator lernen musste:

Bei solchen Untergründen (Gitrarre) immer Vorsichtig sein.
Am ehesten wirken, um den Lack komplett zu entfernen, wäre abbrennen (ja, ist eine Gitarre, daher das als letzte Instanz!! Infrarotlampen reichen meistens schon)
Baumarktabbeizer und Kram-vergiß es. Du brauchst Profiqualität vom Fachhandel:
zB Uni-Abbeizer. Gibts beim Malerfachhandel oder bei nem Lackierer. Hoch giftig, das bitte bedenken. Aber: entfernt definitiv allen Lack, egal welcher. Und: Es gibt noch so imposante "Ätz-Schaums". Die sind wie Hardcore Abbeizer, aber auch sehr teuer und net grad gesund....
Schleifen:
Auch wenn manche "böse böse" rufen mögen: Korrektes runterschleifen macht garnix, vorausgesetzt man geht von Schicht zu Schicht mit feinerem Schleif- und Nasschleifpapier vor. Dauert freilich recht lange, aber es wird sehr gründlich. Ist aber recht grosse Übungssache.
Oder:
Es gibt für den Dremel besondere "Schrubb-Aufsätze" die mit ner Art weichen Drahtbürstenköpfen rotieren.
Damit hatte ich zB meine Bouzouki von nem Mix- Untergrundlack komplett befreit.... Hinterher 2x nasschliff und neu verölt...

Was anderes wird Dir hier nix nützen.
Ziehklinge an Sich ist Unsinn, damit haste zusehr Gefahr, den Untergrund zu beschädigen, und Du trägst kaum bzw unregelmässig ab.
 
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Kann meinem Vorredner nur bedingt zustimmen,
als Maler und Lackierermeister kann ich bestätigen das die Arbeiten mit einer Ziehklinge nur mit hohem Risiko zu handhaben sind, hier würde ich dringendstens abraten.
Ein Fachgeschäft/ädt oder Kollegen aufsuchen halte ich auch für das Vernünftigste. Es gibt heute eine Menge Lacke und sehr speziell eingestellte Abbeizer, einen Universallabbeizer wie einige das noch von früher her kennen gibt es nicht mehr. Hier muss man sich an den Lacktyp herantasten und mit äußerster Sorgfalt herangehen. Sollte auf dem Body noch Furniere verleimt sein wird es nochmals kritischer.

Manches geht auch besser als man denkt.
Viel Erfolg
 
Den Großteil des alten Lackes wirst du relativ einfach mit einer Heißluftpistole entfernen können. Danach muss Du nur noch gezielt beischliefen. So habe ich auch meiner Burny entlackt.
 
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Warum juckt es dir in den Fingern den Lack selbst abzumachen? Kostengründe wäre eine Sache, aber Spaß macht es eher weniger... :rolleyes:
Ich hatte mir das auch mal zugetraut, weil ich viel Geduld und eigentlich gutes Fingerspitzengefühl habe, aber ich würde es nicht wieder tun. Die Methode mit Heißluftpistole und Spachtel sah ganz easy aus:



Dem war nicht so. Der Lack ging erstmal nicht so schön ab wie im Video, vor allem aber war die Grundierung sehr dick und ist an vielen Stellen dran geblieben. An den Stellen weiter zu machen hätte bedeutet, dass das Holz durch die Hitze schwarz wird. Bis dahin waren es schon 3h Aufwand. Bis das Holz überall blank und gleichmäßig geschliffen war, waren es nochmal 3h. Zuletzt musste ich die kleinen Löcher auffüllen, die beim Spachteln entstanden sind, was ich als Anfänger trotz höchster Vorsicht nicht vermeiden konnte. Also Grundierung aufpinseln, planschleifen, wiederholen (+3h).

Vielleicht habe ich ja ineffektiv gearbeitet, das musste aber sein um das ganze sorgfältig zu machen. Trotzdem sind Löcher übrig geblieben, das fällt erst beim deckend lackieren auf. Letztendlich habe ich handwerklich viel dazu gelernt, also hat sich das gelohnt. Aber wenn es um ein gutes Ergebnis geht würde ich es nicht selber machen. Gerade so Rundungen wie die gewölbte Decke (oder in meinem Fall der Bellycut) sind die Hölle und man versaut es. Schleifen macht nach spätestens 5 Stunden dann auch kein Spaß mehr... :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Lack abzuschleifen ist die allerschlechteste Methode

Sehe ich nicht so. Klar, manuell schleifen ist nen Knochenjob, aber es gibt ja Maschinen: Ich hab die Decke einer HB Explorer mit einem Exzenterschleifer entlackt. Ist kein Problem wenn man aufpasst, dass man Kein Holz wegschleift wenn man einmal durch den Lack durch ist. Ich hab auch nur 2-3 Scheiben verbraucht, der Materialaufwand hält sich in Grenzen.
Glücklicherweise musste ich keine Cutaways oder andere "Engstellen" entlacken, da würde man sich wahrscheinlich während der manuellen Schleiferei doch ein bisschen Chemie wünschen...
 
der "Makeoverer" sagt, es ist elend und braucht 6-8h für die groben Arbeiten und dann nochmal 6-8h für den Feinschliff.

habe jetzt schon einige Feedbacks bekommen; nahezu alle (v.a. die von Leuten, die die alten Tokais kennen) gehen in die Richtung dass es eher eklig ist und nicht ohne Riskiko das gute Stück zumindest zu ramponieren.

=> mein Trend geht deutlich dahin, nicht selbst Hand anzulegen.

Dennoch interessieren mich Eure Feedbacks sehr; eben auch weil ich wissen möchte was dafür die besten Methoden sind.

Danke!
 
Ziehklinge an Sich ist Unsinn, damit haste zusehr Gefahr, den Untergrund zu beschädigen, und Du trägst kaum bzw unregelmässig ab.

Tzzz - und ich hatte die Ziehklinge gerade empfohlen weil wenig Gefahr für den Untergrund besteht. Fachgerechte Anwendung ist natürlich hier Vorraussetzung - wie bei jeder anderen Methode auch. Ich bleibe jedenfalls bei meiner Empfehlung. Insbesondere die Hartmetallziehklingen von Sandvik wären für mich bei so einer Aufgabe unverzichtbar.

Hier muss man sich an den Lacktyp herantasten und mit äußerster Sorgfalt herangehen.

Das gilt auch für alle Methoden.

Den Großteil des alten Lackes wirst du relativ einfach mit einer Heißluftpistole entfernen können. Danach muss Du nur noch gezielt beischliefen.

Leider reagieren nicht alle Lackarten gleich auf eine Heißluftpistole. Es ist viel Erfahrung nötig, denn das Prinzip ist, dass man die Oberfläche sehr schnell hoch erhitzt, ohne den Untergrund hoch zu erhitzen, da dieser durch hohe Temperaturen beschädigt werden kann.

Aus dem gleichen Grund ist auch die oben erwähnte Infrarotlampe nicht zu empfehlen, denn diese erwärmt sicher auch den Untergrund, welcher dadurch strukturell beschädigt werden kann. (z.B. Schrumpfungen / Trockenrisse)

Klar, manuell schleifen ist nen Knochenjob, aber es gibt ja Maschinen: Ich hab die Decke einer HB Explorer mit einem Exzenterschleifer entlackt. Ist kein Problem wenn man aufpasst, dass man Kein Holz wegschleift wenn man einmal durch den Lack durch ist. Ich hab auch nur 2-3 Scheiben verbraucht, der Materialaufwand hält sich in Grenzen.

Wenn - ja wenn... das Risiko ist beim schleifen am größten und nur deswegen hatte ich davon abgeraten. Bei einer HB ist es wohl auch nicht so schlimm wenn man da die Form ein bisschen verändert, hier geht es aber um eine sehr schöne und wertvolle Gitarre, die man nach meiner Ansicht nicht mit Hobbyhandwerkersuperbasteltips verunstalten sollte...

Wenn ich an Gitarren schleife mache ich das übrigens vor dem Handschliff meist mit druckluftbetriebenen Excenterschleifern - eben professionellen Werkzeugen und ich würde den Schleifmittelverbrauch auf 30 - 100 Scheiben schätzen - je nach Lack.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
der "Makeoverer" sagt, es ist elend und braucht 6-8h für die groben Arbeiten und dann nochmal 6-8h für den Feinschliff.

Der scheint mir das schon realistisch einzuschätzen - klingt nach meiner Einschätzung jedenfalls nicht übertrieben.

Falls Du es ihm in Auftrag gibst, wäre es interessant zu erfahren welche Methoden er benutzt hat und wieviel Materialverbrauch er hatte.

Ich werfe bei so `nem Job die Scheiben meist auf den Boden und zähle sie hinterher durch, denn selbst wenn man sie in größeren Mengen kauft sind sie nicht wirklich billig.
 
Mit Maschinen, Ziehklinge, Glasscherbe, Sandpapier etc. sind irreparable Schäden vorprogrammiert.

Mit Abbeizer den Lack der Gitarre in einer Plastiktüte weichmachen und mit stumpfen Spachtel abnehmen dauert ewig. Lackreste mit Messing-Drahtbürste entfernen. Wichtig ist Geduld und keine Gewalt.

Ich würde den Lack ausbessern.
 
Ich würde den Lack ausbessern.
das würde erstens kaum spurlos funktionieren und ist zweitens keine Option. Der Hauptgrund für das Refinish ist - wie beschrieben - der für mich zu dicke und nicht besonders schöne Lack.

@Bassturmator danke für die Zusammenfassung! so sehe ich es nach allem as ich bisher weiß auch. Und ehrlich gesagt halte ich Schleifen mit Schleifgeräten, schon gerade Scheiben und Exzenterschleifer, für ein absolutes Nogo. Einmal abgerutscht und ein nicht mehr gut zu machender Schaden ist entstanden.

Aber vielleicht kauf ich mir Morgen eine Harley Benton und probiere mal meinen Schwingschleifer aus . Der größere Schaden werden mit hoher Wahrscheinlichkeit die vielen Schleifmittel sein ;)
 
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An diesen Stellen (und ein paar typischen Abnutzungsstellen dazu) habe ich dann den Lack abgetragen, weswegen sie jetzt so aussieht
Wie hast du den Lack denn an diesen Stellen abbekommen? Die Fläche oben sieht ja schon ziemlich "ab" aus.
 
ja, die ist "ab". Mit einer scharfen Klinge. und das war sehr mühsam. Ich habe dabei auch an einigen Stellen die Oberflächenstruktur des Holzes beschädigt. Nicht tief (eher wie bei natürlicher Abnutzung) aber eben doch.
Aber der Ansatz war da ein anderer. Großflächiges Abtragen war da von vorneherein nicht das Ziel und deshalb auch das Werkzeug anders (kleiner). damit ist unmöglich die ganze Gitarre zu bearbeiten.
 
Moin.
Diese PU verstärkten Lacke sind für so etwas die Pest. Habe mal eine Harley Benton von ihrem 1.5mm PU Panzer befreit.
Das geht nur mit Ziehklinge oder Schleifen.
Am besten kam ich mit einer Schwanenhals-Rundziehklinge von Kirschen klar
 

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