Rundumschlag meinerseits:
1) Es ist in jedem Alter schwierig, ein Bandprojekt am Laufen zu halten. In der Schulzeit hat man viel Freizeit... aber eben auch Eltern, Sportverein, die erste Freundin, ... und die Schulzeit ist begrenzt und nach dem Abschluss gehen alle weg. Gleiches im Studium. Dann der Job, Heirat, Familie, Hausbau, Jobwechsel, Krankheit... "Irgendwas ist immer!"
2) Frage, die man sich selbst beantworten muss: Wie wichtig ist mir Musik? Ist es DAS große Hobby, ist es was nebenbei, ... davon hängt ab, wie viel Commitment auch von Anderen fordern kann. Auch - was will man erreichen? Tanzband mit vollem Kalender oder Proberaum-Band mit 3-4 netten kleinen Gigs im Jahr? Und dann geht die Suche los., mit genau dieser Zielsetzung. Auch das ist nicht einfach - aber lieber sagt man dem versierten Gitarrero au der Suche nach einer konstanten Einnahmequelle direkt ab, wenn man dem nichts Konkretes bieten kann. Spart auf mittlere und lange Sicht Kraft und Energie.
3) Jemand muss ein gewisses Risiko auf sich nehmen, in Vorleistung gehen. Einer muss die Sache ins Rollen bringen und dabei bleiben. Wenn man nichts findet was passt, muss man halt selbst ran.
4) Mobilität. Es ist unwahrscheinlich, dass es auf dem Land klappt (aber nicht unmöglich). Städte haben meist mehr zu bieten.
5) Ohne Strukturen geht es nicht. Es braucht einen Chef/Organisator, einen "Musical Director" ... das muss nicht dieselbe Person sein, das kann man sich auch aufteilen. Aber ohne Leute mit selbst motiviertem "Mehreinsatz" geht es nicht.
6) Es ist schwer, Leute zu finden, die in etwa auf derselben Wellenlänge sind. Gerade im Hobbybereich meine ich nicht nur die Musik, sondern auch menschlich und von der Arbeitsweise/Einstellung und den Ambitionen her. Wie in jedem Hobby das man mit anderen Menschen macht muss man also Geduld mitbringen und etwas Toleranz... aber auch klar sein, wie weit man sich ggf. anpassen/verbiegen kann/will oder eben nicht.
Erfahrungsbericht zur Veranschaulichung:
Bei meiner letzten Bandgründung (und auch da war ich schon jenseits der 30) habe ich mir mit einem Kumpel einen teuren Proberaum in München gemietet. 400 Euro monatlich, das dann durch zwei... teuer! Und weil kein Equipment drin war, haben wir auch noch in eine billige Gesangsanlage/Mischpult sowie Mikros investiert. Ich habe den Organisator/Chef/Finanzminister gemacht.
Dann ging's ab: Untermieter-Band gesucht zwecks Kostenteilung (wir 1-2 Tage, die 1-2 Tage, Miete 50/50), Anzeigen geschaltet auf allen Portalen die wir finden konnten, Zettel am schwarzen Brett aller Musikhandlungen, Anrufe bei Musikschulen/Lehrern, Leute eingeladen zum Reden/bisschen Krach machen/finden ... und auch das hat ne Weile gedauert. Aber es ging was voran.
Von Beginn an haben wir im Rahmen unserer Anzeigen und auch face to face immer klar formuliert, was wir wollen und wo die Reise hingeht: Musiker im Alter von XY, die ein Bandprojekt in grober Musikrichtung YZ mit der Besetzung in Richtung ZA aufziehen. Erwartung ist wöchentliche Probe, ab und an mal nette Gigs, vielleicht Aufnahmen, eigenes Material entwickeln, daheim üben ... aber eben auch "alle haben ein echtes anderes Leben, Jobs, ggf. Familie, Musik ist nicht der einzige Lebensinhalt" - also sowas wie eine "ernsthafte Hobbyband". Nach ein paar Wochen stand eine Rumpfbesetzung, nach ein paar Monaten waren wir wie geplant zu zehnt (Vocals, 2 x Gitarre, Bass, Drums, Percussion, 2 Trompeten, 1 Sax, Keys).
Zum Glück haben wir auch einen sehr erfahrenen und musikalischen Menschen an Bord bekommen, der mal so "richtig" als Musiker unterwegs war (mit Tourneen, Plattenvertrag, usw.), der dann als "Musical Director" fungiert hat und viel Songwriting/Arranging/etc. gemacht hat.
Aber auch hier - in den rund 6-7 Jahren des Bandbestehens hatten wir soweit ich mich erinnere 4 Lead Vocalisten, 2 Wechsel an den Drums, einen an der Gitarre, ... because that's life. Leute ziehen weg, kriegen Kinder, wechseln Jobs, entwickeln sich anders, oder es hakt mal und man trennt sich... isso. Uns hat die hohe Anzahl an Bandmitgliedern echt geholfen - auch wenn mal einer wegfiel, konnten wir immer weiter spielen/proben und dabei halt nach Ersatz suchen. Sowohl bei Proben als auch bei Auftritten ging es dank der sehr fetten Besetzung eben auch mal nur zu sechst wenn es sein musste.
Ging viele Jahre und zwei EP-Aufnahmen und diverse tolle Gigs recht super, aber irgendwann war dann die Luft raus und wir haben uns im Guten und als Freunde aufgelöst.