Verändert das Wachsen den Ton??

  • Ersteller blechgitarre
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Ich habe vor vielen Jahren, die Single Coils meiner Strat selber gewachst, weil die ziemlich mikrophonisch waren und abgesehen davon, dass das Pfeiffen weg war, ist mir keine Klangverändererung aufgefallen.
 
Es gibt auch Meinungen dazu, die besagen, dass der Ton sich beim Wachsen deshalb ändert, weil das Wachs eine Kapazität hat (steigende dielektrische Konstanten von Paraffin, über Bees Wax bis hin zu Epoxy - dazu gibt es auch Tabellen). Dieses Material füllt die "Hohlräume" (Luft, Vakuum - geringste dielektrische Konstante) zwischen den Wicklungen aus, erhöht die Kapazität zwischen denen und dadurch soll sich der Ton ändern.
Allgemein sagt man, dass dabei der Sound "mumpfiger" wird, Obertöne und Harmonics gekillt werden.

Ob das wissenschaftlich gesehen Hand und Fuß hat, kann ich nicht beurteilen - ich bin da aber pragmatisch genug, dass ich einfach das so nutze, was "funktioniert".
Wollte das nur mal hier einwerfen.
 
Ob das wissenschaftlich gesehen Hand und Fuß hat, kann ich nicht beurteilen - ich bin da aber pragmatisch genug, dass ich einfach das so nutze, was "funktioniert".
Wollte das nur mal hier einwerfen.
Ja hat es. Die Kapazität steigt dadurch definitiv um ca. das 1,5 bis 2-fache (hab keinen verlässlichen Wert für Wachs gefunden).
Dadurch verschiebt sich die Resonanzfrequenz nach unten.
Wie weit und ob man das in der Praxis nun hört?... Ein langes Kabel hat durch seine Kapazität einen größeren Einfluss auf den Klang.
 
Für mich ist das ein super Beispiel für Psychoakustik. Umgewachste PU werden „offen“, „beweglich“, „loose“ und „dynamisch“ klingen, und gewachste eher „gepresst“, „komprimiert“ und auch etwas „verkleistert“ klingen. Ist doch logisch, weil das Wachs diese Eigenschaften mit sich bringt....

Wie die tatsächlichen physikalischen Zusammenhänge sind, ist auch eher schwer vorstellbar. So schöne einfache Assoziationen schaffen eine prima Erwartungshaltung, die dann so rausgehört wird.

Wie hier schon von physikalisch Bewanderteren dargelegt wurde kann man die tonverändernde Wirkung von Wachs ja berechnen.
Ob man sie auch hören kann ist wieder eine andere Frage.

Wachs verklebt aber nicht nur Drahtwindungen und den Ton.Sondern durch die mittelalterliche Signaturenlehre auch unser Denken und Wahrnehmung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Signaturenlehre
 
Nicht das man mich falsch versteht, das Ding mit der Psychoakustik (oder eben Signaturentheorie) bringe ich hier nicht despektierlich, um diejenigen für "blöd" zu erklären, die meinen, da einen Unterschied zu hören!!

Die Fähigkeit Erfahrungen (z.B. Messing ist weicher als Stahl) auf andere Problembereiche zu übertragen (... ein Tremolo Block aus Messing wird bei einer Strat bestimmt einen "weicheren" Ton, als der aus Stahl fördern...) und das wir dann eher das erkennen, was wir erwarten, ist Teil unserer Überlebensstrategie seit bestimmt Zehntausend Jahren. Das ist immer noch ein ganz natürlicher Teil unseres Wesens! Manchmal können uns diese Mechanismen aber ziemlich in die Irre leiten.

Bei den kleinen Nuancen, die die Klangunterschiede bei E-Gitarren ausmachen, bin ich mir selber oft tatsächlich nicht sicher, ob meine Wahrnehmungen "objektiv" oder "eingebildet" sind. Es gibt leider idR. auch keinen Beweis für das eine oder andere.
 
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lt. Zollner steigt durch Wachsen die Kapazität um bis zu 50pF. Ob man das hört ? Dazu könnte man ja einen 50 pF Kondensator an die Ausgangsbuchse klemmen und lauschen...
 
Ungewachste Pickups sind ja gerne mikrofonisch (wie ja die meisten von uns schon feststellen konnten) und die Mikrofonie kann in Grenzen auch den Ton unterstützen...denkt mal in die Richtung...
 
wurde schon gemacht: post #2 und folgende ;)
 
Viele Dinge, so auch das Einwachsen von Pickups sind ein Nebenprodukt von den Entwicklungsarbeiten am Produkt.
Für jedes vorhandene oder entstehende Problem wird es eine Lösung geben und hierfür werden auch gern Kompromisse gemacht
um das Produkt an den Mann/Frau zu bekommen.

Der Urpickup ist halt der Singlecoil und wird seit Jahrzehnten gefertigt und auch eingesetzt.
Diese Bauart wird in verschiedensten Formen angeboten ( P90, Tele PU, Jaguar-Style, Strat-Style etc. ), welche seine unterschiedlichsten
Soundcharakteren hervorbringen können, durch den Einsatz von verschiedenen Drähten und bestimmt wird durch die Bauhöhe der Spule.

Der Nebeneffekt ist leider das Brummen eines Singlecoils und so fingen einige fleißige Leute an, sich darüber Gedanken zu machen, wie dieses Problem gelöst werden kann.
Einige sind der Meinung, dass der erste Humbucker von Seth Lover und Walter Fuller bei Gibson Mitte der 1950er Jahre entwickelt wurde, um die Brummgeräusche eines Pickups zu unterdrücken.

In den Anfängen der Rockmusik gab es auch noch keinerlei Effektgeräte oder befanden sich auch erst in den Kinderschuhen und so musste ein Röhren-Amp schon ordentlich übersteuert werden um der Zerrsound zu erhalten.
Leidiger Nebeneffekt: rauschende und pfeifende Pickups, vor allem die Singlecoils und hier wurde durch den Humbucker etwas Abhilfe geschaffen ( das Brummen wurde unterdrückt ).

An gewachste Tonabnehmer dachte damals noch kein Schwein, doch die Entwicklungen gingen weiter.
Es muß doch eine Lösung geben, einen Zerrsound zu bekommen ohne den Verstärker extrem laut zu drehen um diesen Effekt zu erhalten.

Mit dem Voranschreiten der Effektpedale und der daraus resultierenden Spielweise der Musiker ( Zerre, Zerre, Zerre ) entstanden neu Probleme ( Mikrofonie ).
Durch die komplexe Bauweise der Pickups und der verwendeten Bauteile, war es anfangs nicht leicht diese Problemquellen zu finden und zu beheben und so
begannen die meisten Hersteller alle Bauteile bei der Montage nochmals mit Klebstoffen zu fixieren.

Das Problem wurde besser jedoch nicht gänzlich aus der Welt geschafft und so musste eine andere Lösung gefunden werden um seine Produkte zu verkaufen, denn niemand möchte ein Instrument kaufen,
welches diverse Pfeifgeräusche liefert und es keinen Platz gibt sich davor zu verstecken.

Es wurde festgestellt, das es die Eigenschwingung des Drahtes ist, welche diese zum Teil unangenehmen Pfeifgeräusche verursachten.

Die ersten Anfänge mit Wachs wurden in den 70érJahren gemacht und hier wurde auch nur der Pickup getaucht für eine gewisse Zeit, was mal gut funktionierte und mal kaum Ergebnisse erbrachte.
Besser wurden die Ergebnisse in den 80ér Jahren, wo mangels Zeit das Vakuumverfahren eingeführt wurde.

Jetzt konnte man zeitsicher bestimmen wann der Pickup fertig gewachst ist und gewährleisten, das sämtliche Luft gegen Wachs ausgetauscht wird.

Man hat festgestellt, das sich auch das Ansprechverhalten durch das Wachsen etwas verändert, was aber nicht immer negativ zu betrachten ist, denn im Vordergrund stand ja sämtliche Nebengeräusche und Brummen zu eliminieren.

Einige Pickuphersteller wollten es noch genauer wissen und haben bei der Produktion Backlackdraht verwendet ( Van Zandt Pickups ), hier wurden die Spulen mit dem neuen Draht gewickelt und anschließend
bei einer bestimmten Temperatur im Ofen ( gebacken ), der Lack hatte somit eine isolierende Wirkung und gleichzeitig wurde der Draht durch das verschmelzen stabilisiert, der Draht erzeugte keine negative Eigenschwingung.

Viele Werte die sich durch das Wachsen verändern, können gemessen werden jedoch können wir Menschen diese nicht wirklich wahrnehmen, denn im Tierreich haben wir mit das schlechteste Gehör.

Wer auf oldschool Sachen steht und auch diese kleinen Nebengeräusche in kauf nimmt sollte weiterhin ungewachste Pickups spielen, ist auch Geschmacksache.

In diesem Sinne, lasst eure Ohren entscheiden

Masterbuilder
 

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