Ich finde ja, Laden und Messe sind wirklich zwei paar Schuhe. In einem Laden sollte heutzutage eine Schallkabine stehen, in der man auch mal aufdrehen kann. Ansonsten hat man nicht nur das Problem, dass man andere belästigt, sondern auch das ebenso schwerwiegende, dass der Tester selbst sich nicht wirklich hören kann. Wenn nämlich andere ebenfalls spielen, dreht jeder immer noch ein Stück weit mehr auf, und am Schluss: Kakophonie ohne Informationsgehalt. Falls man eine Testkabine hat, ist ein JVM eigentlich nie verkehrt. Ein Amp mit gutem Cleansound und zwei, drei gute Pedale geht aber sicher auch.
Wenn Du Gitarren baust und verkaufen willst (Dein Avatar sieht mir irgendwie ein bisschen danach aus...), ist die Wahl des Amps auch eine Frage der Zielgruppe und des Selbstbewusstseins in Bezug auf das Produkt.
In Sachen Zielgruppe: Wer zB Metalgitarren mit vielen Saiten und längerer Mensur ins Zentrum rückt, sollte auch einen entsprechenden Amp verwenden, wie einen 5150 LBX oder einen guten Modeller. Für traditionellere Designs ists dann eher ein Deluxe oder eben ein Marshall.
Der andere Ansatz ist das, was ich mit Selbstbewusstsein meine. Wenn ich persönlich wissen will, was eine Gitarre wirklich kann, hänge ich sie im Laden an einen Edel-Einkanaler á la Tone King. Obwohl ich sonst gerne mit viel Zerre spiele: hier hört man, ob das Klangbild über alle Saiten homogen ist, ob keine Deadspots da sind, die Töne in hohen Lagen auch Substanz und Sustain haben usw.. Was hier überzeugt, kann man mit anderer Peripherie (Amp, Effekte, notfalls PUs) eigentlich in jede Richtung biegen.
Am Messestand kommt dann noch dazu, dass man ja auch mit den Leuten sprechen will, aber in Sachen Kopfhörer herrscht ja schon Konsens. An dem Punkt kommt man dann schon von alleine zum Kemper/Helix/Axe-FX, denn zum einen haben Röhrenamps idR keine wirklich hochwertige LS-Simulation an Bord, zum anderen braucht man auch eine Raumsimulation, damit es über Kopfhörer angenehm klingt.
Trotzdem ist es mMn auch da kein Fehler, wenn zusätzlich eine Box vorhanden ist, die man mal kurz dranhängen kann. Wenn es die Verhältnisse gerade hergeben (zu Deutsch etwas weniger los ist), kann der Interessent dann doch auch mal ein realistischeres Spielgefühl erleben. Selbst bei einer FR-Box sollte man an einem Modeller aber vorher checken, ob die Kopfhörer-Sounds auch mit der Box funktionieren, und ggf. eine zusätzliche Bank mit angepassten Sounds programmieren.
Gruß, bagotrix