Musikalische Selbstfindung

meine Einschätzung ist natürlich von eigenen Erfahrungen geprägt und ich unterstelle dieselben Mechanismen in allen Studiengängen.
Das Prinzip 'Studium' ist in erster Linie auf Bestätigung einer abstrakten Kompetenz und weniger auf Förderung individueller Spitzenleistung ausgelegt.
Entwicklung von Methodik, Denkmodellen, Strategie steht weit hinter dem Pflegen und Abrufen von dogmatischem Inhalt.

Die Verwaltung reagiert viel zu träge auf aktuelle Tendenzen und wenn, dann mit naivem Aktionismus.
Der (gute) Grundsatz 'Chancengleichheit' wird komplett ad absurdum geführt: er soll jedem den Einstieg in einen Bildungsweg ermöglichen - aber nicht Deppen zum Diplom verhelfen.
Da das per Gesetz geregelt ist und dessen Vertreter in erster Linie ihre Pensionsansprüche pflegen, schliesse ich mittelfristige Besserung aus.
Ergo: wenn studieren, dann 'privat', im Ausland, etc...

Ablegen konnte ich meine eigene klischee-behaftete Musikbeurteilung tatsächlich erst nach konktreten beruflichen Erfahrungen.
Speziell im IT Bereich waren es ja auch 'Werke', die dabei entstanden sind - ich habe das immer etwas mehr als spezielle Form bildender Kunst betrieben und weniger als 'Job'.
Ob ich mit einer Skulptur einen Park verschönere oder jemandem vor dem Bildschirm die Arbeit angenehmer gestalte ist kein wesentlicher Unterschied.

Aber: in meinem Fall hat das Jahrzehnte gedauert - bei dir ist es noch ziehmlich früh... deswegen teile ich einfach die Erfahrung. Wie du sie auswertest bleibt dir überlassen.
 
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Möchte ich überhaupt versuchen, Musik beruflich zu verfolgen? Würde sich dadurch die Bedeutung von Musik für mich ändern? Wenn ja, wie?

Hmm, Musik hat ein breites Spektrum. Die normale Musikerausbildung an einer Musikhochschule lebt irgendwie zwischen Reproduktion und einem kreativen Umgang mit dieser Reproduktion. Komposition ist ein anderen Studiengang, die Musiklehrerausbildung (egal ob für eine Musik- oder eine allgemeinbildende Schule) auch und Musikwissenschaft natürlich auch. Wobei da ja auch schon Verbindung zur Psychologie vorhanden sind (Lerntheorien, Wahrnehmung etc.)

Aber ich möchte doch sehr gerne ein besserer Musiker werden.
Musiker oder Instrumentalist (oder Sänger)? Um Handwerk in ziemlicher Perfektion zu beherrschen, muss man sehr viel Zeit in das Üben hineinstecken. Vielleicht reichen dir aber auch ordentliche technische Fähigkeiten, möchtest das ganze aber mit einem breiten Verständnis von Musik kombinieren. Da hat man dann schon mehr Möglichkeiten, das als Amateur zu bewegen, dann Musik hören, darüber nachdenken und nachlesen kann man auch bei der Bahnfahrt oder..., da muss dann nicht jedesmal das Instrument dabei sein.

Ich habe so viele Interessen und Projekte, dass es mir schwer fällt, den Kopf zu sortieren. <...> Eigentlich möchte ich mich von nichts trennen, alles macht Spaß. Aber kann man sinnvoll so viele Projekte gleichzeitig verfolgen? Fortschritte erzielen? Wie verbindet man das ganze mit Ansprüchen und Vorstellungen von Musik? Ich rede von eine Musikstudium, weil ich mir manchmal denke, ich möchte noch so viel lernen, dass ich es nur kann, wenn ich mich der Geschichte in Vollzeit widme.
Willkommen im Club. Dann wird das nichts mit technischer Perfektion, denn jeder Moment, in dem Du Dich während der Ausbildung nicht auf Dein Haupt- und das Nebeninstrument konzentrierst, fehlt Dir im Vergleich. Ok, ganz so tough ist es nicht, aber die Richtung wollte ich anzeigen. Wenn Du Dich gerne verhedderst, dann könntest Du einen guten Musiklehrer oder Musikwissenschaftler oder Musikjournalisten abgeben. Oder aber, wie o.a., machst DEIN Ding in deiner Freizeit als Psychologe oder als Steuerberater oder - besser - Informatiker. - Ich hatte seinerzeit sehr bewusst Musikwissenschaft studiert, da ich viel über Musik wissen wollte; ich wollte nicht der beste Gitarrist werden (ok, wäre ich natürlich trotzdem gerne, da war mir aber klar, dass ich mich entscheiden muss). Und mit jedem Tag hören und denken werde ich besser, auch wenn die Finger nicht mehr so wollen.
 
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Hallo,
wenn ich einen "Tipp" versuche auf eine griffige Aussage zu bringen, würde ich sagen,
Bei allem, was wir ambitioniert tun gilt es, ab einem bestimmten Punkt, alles bis dahin Gelernte zu vergessen.
Das gilt mMn für Musikmachen genauso, wie für irgendeine Tätigkeit als Psychologe.
Insofern kann alles wofür wir uns anstrengen eine starke Erfahrung dafür sein, Meisterschaft zu erlangen.
Nichts ist umsonst (in beiden Wortbedeutungen lesen bitte :)).
Und mit jedem Tag hören und denken werde ich besser, auch wenn die Finger nicht mehr so wollen.
Denken ist super! Aber zu viel davon kann hinderlich sein ;)
 
trittst du in irgendeiner form auf?
hast du publikum? - und falls nicht: würde das grundsätzlich etwas ändern?

deiner schriftlichen selbstdarstellung nach bist du extrovertiert, verlangst nach ausdruck und externer bestätigung.
du spielst -zig instrumente, also such dir ne band und spiel ein paar shows.
 
Ich erwarte auch gar nicht, erfolgreicher Musiker zu werden. Aber ich möchte doch sehr gerne ein besserer Musiker werden. Ich habe so viele Interessen und Projekte, dass es mir schwer fällt, den Kopf zu sortieren. Produzieren am Computer, Auflegen, Gitarre, Gesang, Klavier, das ist schließlich eine ganz schöne Agenda. Gibt es Leute, die so viel in ihrer Musik selber machen? Wenn ja, wie haben die das gelernt? Eigentlich möchte ich mich von nichts trennen, alles macht Spaß. Aber kann man sinnvoll so viele Projekte gleichzeitig verfolgen? Fortschritte erzielen? Wie verbindet man das ganze mit Ansprüchen und Vorstellungen von Musik? Ich rede von eine Musikstudium, weil ich mir manchmal denke, ich möchte noch so viel lernen, dass ich es nur kann, wenn ich mich der Geschichte in Vollzeit widme.
In diesem Abschnitt liegt meiner Meinung nach dein Kernproblem. Du willst alles können. Dadurch hast du das Gefühl, du müsstest mehr Zeit investieren, ergo: dich dieser Thematik Vollzeit widmen. Und da beginnen auch deine Existenzängste. Denn du bist ein vernünftiger Mensch und sorgst dich um deine Zukunft...nicht nur in künstlerischer, sondern auch in finanzieller Hinsicht.

Genau deswegen rate ich dir, den Hauptfokus auf deine Ausbildung zu legen, was nun mal das Psychologiestudium ist. Daneben kannst du dich in deiner Freizeit der Musik in all ihren Facetten widmen. Und glaube mir, solange du dieses Steckenpferd mit Begeisterung und OHNE selbst auferlegten Druck verfolgst, wirst du auch Fortschritte erzielen.

Es geht doch nicht darum, jeden musikalischen Winkel zu erhellen und jede musikalische Kompetenz zu perfektionieren. Es geht darum, in möglichst viele Bereiche reinzuschnuppern. Mit der Zeit wirst du deine musikalischen Ziele auch kanalisieren können, dann werden sich auch Kernkompetenzen bilden. Vielleicht wirst du ein sehr guter Klavierspieler und ein ordentlicher Gitarrist. Vielleicht wirst du ein top Homerecording Profi und ein ausreichender Lagerfeuersänger. So what? Lebe! Geniesse! Priorisiere!
 
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Das Prinzip 'Studium' ist in erster Linie auf Bestätigung einer abstrakten Kompetenz und weniger auf Förderung individueller Spitzenleistung ausgelegt.
Entwicklung von Methodik, Denkmodellen, Strategie steht weit hinter dem Pflegen und Abrufen von dogmatischem Inhalt.
Das merke ich nur zu gut in meinem Studium. Aber das ist bei Musik nicht anders? Die klassischen Künste wären grade da mein Hoffnungsträger gewesen.

[...] deswegen teile ich einfach die Erfahrung.
Danke ;)

Musiker oder Instrumentalist (oder Sänger)? Um Handwerk in ziemlicher Perfektion zu beherrschen, muss man sehr viel Zeit in das Üben hineinstecken.
Intuitiv würde ich sagen: Musiker. Die Ausdrucksform ist eigentlich zweitrangig für mich. Obwohl es da natürlich auch Präferenzen gibt. Und um Perfektion geht es mir nicht. Ordentliche technische Fähigkeiten an ein paar verschiedenen Instrumenten fände ich spannender.

Vielleicht reichen dir aber auch ordentliche technische Fähigkeiten, möchtest das ganze aber mit einem breiten Verständnis von Musik kombinieren. Da hat man dann schon mehr Möglichkeiten, das als Amateur zu bewegen, dann Musik hören, darüber nachdenken und nachlesen kann man auch bei der Bahnfahrt oder..., da muss dann nicht jedesmal das Instrument dabei sein.
Was genau als Amateur zu bewegen?

Oder aber, wie o.a., machst DEIN Ding in deiner Freizeit als Psychologe oder als Steuerberater oder - besser - Informatiker.
Moment, du bist mir zu schnell! Warum nochmal soll ich jetzt Informatiker werden? :D

Ich hatte seinerzeit sehr bewusst Musikwissenschaft studiert, da ich viel über Musik wissen wollte; ich wollte nicht der beste Gitarrist werden (ok, wäre ich natürlich trotzdem gerne, da war mir aber klar, dass ich mich entscheiden muss). Und mit jedem Tag hören und denken werde ich besser, auch wenn die Finger nicht mehr so wollen.
Gute Entscheidung also, nicht Gitarre zu studieren? Gute Entscheidung, Musikwissenschaften zu studieren?

Bei allem, was wir ambitioniert tun gilt es, ab einem bestimmten Punkt, alles bis dahin Gelernte zu vergessen.
Du meinst, alles zu vergessen, an das man geglaubt hat, um sich der Sache völlig hingeben zu können?

[...] hast du publikum? - und falls nicht: würde das grundsätzlich etwas ändern?
Klar ändert die Anwesenheit anderer was! Gibt doch nichts besseres als Musik zu teilen :D War vielleicht echt ein Fehler, bis jetzt noch nie in einer Band gespielt zu haben...
 
Das merke ich nur zu gut in meinem Studium. Aber das ist bei Musik nicht anders? Die klassischen Künste wären grade da mein Hoffnungsträger gewesen.

Die "klassischen Künste" mit dem "Künstlerideal" sind, wie wir sie "kennengelernt" haben, ja ein Produkt des Aufstiegs des Bürgertums in der "westlichen Welt" und gerade auch der Deutschen Romantik. Zu Bachs Zeiten gab es das so noch nicht, das Verständnis war eher handwerklich. Und wie lange dieses Verständnis noch gilt, können wir gerne bezweifeln, wenn wir uns die Wandlung der Musikmärkte ansehen.

Was genau als Amateur zu bewegen?
Die Realisierung eigener musikalischer Ideen.

Moment, du bist mir zu schnell! Warum nochmal soll ich jetzt Informatiker werden?
Nein, musst Du nicht. Aber falls Du auch mit der Psychologie hadern solltest, dann wärest Du als Musikinteressierter durchaus in der Informatik gut aufgehoben. Der aktuelle Chef-Nerd von Google beispielsweise ist Raymond Kurzweil, allen Keyboardern gut bekannt. Übrigens sind derzeit auch die Arbeitsbedingungen in der Informatik recht ok, Teilzeit ist meist gut möglich.

Gute Entscheidung also, nicht Gitarre zu studieren? Gute Entscheidung, Musikwissenschaften zu studieren?
Ich habe im Studium sehr viel gelernt, sowohl inhaltlich als auch methodisch. Das war klasse. Zwischendurch gab es immer wieder mal die Frage, wie es beruflich weiter geht. Allerdings war das Studium sehr aufwändig, viel Zeit zum Musikmachen blieb dann nicht.

War vielleicht echt ein Fehler, bis jetzt noch nie in einer Band gespielt zu haben...
Jein. Auf jeden Fall ist das Musizieren mit anderen klasse. Aber wenn Du den ganzen Tag nur xyz spielst und hörst, dann bleibt der Horizont auch recht eng.
 
Die "klassischen Künste" mit dem "Künstlerideal" sind, wie wir sie "kennengelernt" haben, ja ein Produkt des Aufstiegs des Bürgertums in der "westlichen Welt" und gerade auch der Deutschen Romantik. Zu Bachs Zeiten gab es das so noch nicht, das Verständnis war eher handwerklich. Und wie lange dieses Verständnis noch gilt, können wir gerne bezweifeln, wenn wir uns die Wandlung der Musikmärkte ansehen.
Ich dachte mir schon, dass der Begriff Probleme bereiten wird. Ein Handwerk wozu? Für was für ein Verständnis von Kunst plädierst du?

Bei allem, was wir ambitioniert tun gilt es, ab einem bestimmten Punkt, alles bis dahin Gelernte zu vergessen.
Das was wir bis dahin über das Projekt unserer Ambitionen gelernt haben? Wozu?
 
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um (wirklich) offen für Neues zu sein ;)
Sätze wie: 'das kann nicht sein...' oder '...das kann nicht funktionieren', also Vorurteile im Wortsinn haben dort ihre Wurzeln.
 
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Ich dachte mir schon, dass der Begriff Probleme bereiten wird. Ein Handwerk wozu? Für was für ein Verständnis von Kunst plädierst du?

Hmm, jetzt wird's schwierig. Ich habe für mich den Eindruck, dass "künstlerische Qualität" nicht mehr den "gesellschaftlichen Wert" hat, den sie früher mal hatte bzw. von dem ich denke, dass sie ihn mal hatte. Wenn irgendwelche DJs je Abend mehr kassieren können als international renommierte Musiker, dann stimmt für mich irgendetwas nicht. (Ok, es stimmt auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen nicht, aber das ist hier mal außen vor.)

Ich brauche für mich Kunst als eine Form, Nachdenken zu provozieren, mich aber auch selbst an künstlerischen Aufgaben abzuarbeiten (und sei es nur "Zen und die Kunst, Gitarre zu üben"). Insofern ist Kunst für mich auch eine Form des Lernens ("persönliche Entwicklung") und eine Form privater und gesellschaftlicher Kommunikation. Eine Diskussion findet dann meist mit "Gleichgesinnten" statt, wenn man mal von solchen überlegten Provokationen wie der Blattgoldbeschichtung eines Hauses im sozialen Brennpunkt HH-Veddel absieht (http://www.spiegel.de/kultur/gesell...vergoldete-hauswand-in-hamburg-a-1119617.html). Es ist für mich weniger eine Möglichkeit des individuellen Seelenausdrucks. Das ist natürlich auch dabei, aber eigentlich möchte ich nicht anderen Leuten meine Seelenlage aufdrücken (weshalb?), sondern mit denen in Kontakt treten, direkt beim Spielen (egal, ob Mitmusiker oder Publikum) oder aber in der Diskussion über Material, wenn ich vor mich hin murkele und mich dann mit anderen Leuten darüber austausche.

Hoffentlich war da irgendwas Verständliches dabei.
 
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ich denke schon...
vor allem deutet es (bereits) auf den Konflikt zwischen Anspruch und Einkommen hin ;)
(der daraus beinahe unumgänglich folgt)
 
Konflikt zwischen Anspruch und Einkommen

... und auch zwischen Anspruch und Wirklichkeit, wenn man bspw. an die Verwässerung vieler Radioprogramme denkt ... (womit ich nicht bestreiten möchte, dass es andere tolle Formate im Webradio gibt, und wohl noch nie gab es so viele Events zeitgenössischer "E-Musik", aber das ist mittlerweile eher eine Privatangelegenheit außerhalb der kulturöffentlichen Diskussion)
 
Wenn irgendwelche DJs je Abend mehr kassieren können als international renommierte Musiker, dann stimmt für mich irgendetwas nicht.
Ich wäre vorsichtig, alles auf die DJs zu schieben. Klar, die Frage liegt nahe: Wenn die Musiker sind, ohne ihre eigenen Songs zu spielen, was bin ich dann? Aber eigentlich ist es vor allem die Branche dahinter, die Grund zur Kritik bietet. DJs scheinen wohl ein bisschen sowas wie die neuen Rockstars geworden zu sein. Es werden exorbitant hohe Gagen gezahlt. Aber das sind Ausnahmen. Und die gibt es in anderen Bereichen der Musik genau so. Das Einkommen hängt auch beim DJing weniger mit dem Können zusammen, als man sich das wünschen würde. Da ist der Sprung zum Pop-Business nicht weit. Viele der Namen, die einer breiten Masse bekannt sind, vermitteln ein falsches Bild von der eigentlichen Kunst dahinter. Dabei ist richtiges Auflegen eine sehr große Kunst. Nur darf man das eben nicht mit dem Spielen eines Instruments vergleichen. Ein DJ schreibt die Lieder, die er spielt nicht selber (kann er natürlich, dann wäre er zudem Produzent). Er betreibt eine andere Art von Kunst. Aber selbst dann noch könnte er sogar deine persönlichen Ansprüche an die Künste erfüllen. Er arbeitet sich an künstlerischen Aufgaben ab, kommuniziert mit dem Publikum, provoziert zum Nachdenken (im Idealfall natürlich). Man sollte sich daher hüten, ihn als Sündenbock für die Missstände der Musikindustrie zu missbrauchen. Die liegen meiner Meinung nach ganz woanders. Auch das Handwerk des DJs hat gesellschaftlichen Wert. Ob die Maßstäbe dafür andere sind als früher, kann ich nicht sagen. Mir hat sich aus deinem Beitrag nicht genau erschlossen, was sich genau an dem Wert von Qualität in der Kunst geändert haben soll. Wenn du meinst, dass Qualität sich von Einkommen und Reputation entkoppelt hat, ist das doch wohl ein Prozess, der schon lange vor dem Aufkommen des DJing eingesetzt hat.
 
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Ich wäre vorsichtig, alles auf die DJs zu schieben. Klar, die Frage liegt nahe: Wenn die Musiker sind, ohne ihre eigenen Songs zu spielen, was bin ich dann? Aber eigentlich ist es vor allem die Branche dahinter, die Grund zur Kritik bietet.

Völlig klar. Die DJs scheffeln sich ja nicht ihr Geld selbst, sondern "die Leute" (= Auftraggeber) zahlen es. DIESE Einschätzung von (Markt-) "Wert" stört mich. (Mal unabhängig davon, dass bestimmte Formen von DJ-Tätigkeiten auch künstlerisch innovativ oder zumindest bewusst reflektierend sind, gar keine Frage. Das möchte ich aber nun nicht für jeden Straßenfest-DJ gelten lassen... Und auch nicht für jede Form des Lagerfeuergitarrespielens. Auch für meine eigene nicht.)


Mir hat sich aus deinem Beitrag nicht genau erschlossen, was sich genau an dem Wert von Qualität in der Kunst geändert haben soll.

Mal sehr knapp und forsch formuliert: Früher war mehr Lametta. Dodekaphone und serielle Musik, R&R, Free Music und Pop Art, vielleicht auch noch Rap und Regietheater, haben Kunst zu einem Thema gemacht, das auch mal über die Feuilletonseiten hinweg diskutiert wurde. Heute muss man schon das Nachtprogramm im DLF anhören, um darüber informiert zu sein. - Nicht falsch verstehen: Früher war nicht alles "besser", quatsch. Aber vieles von dem, was mich an Kultur im Allgemeinen, Kunst und Musik im Besonderen fasziniert, scheint an Bedeutung verloren zu haben. Das muss jeder für sich selbst sehen.

Man darf heute (und dass man das "darf" ist ja völlig ok, aber skurril finde ich es trotzdem) einen intellektuellen Anspruch haben und trotzdem Musik als "reines Geschmacksproblem" betrachten. Man darf sogar (und das finde ich nicht mehr ok) Musik an einer Schule unterrichten, ohne selbst über Musikentwicklungen der letzten 100 Jahre so halbwegs Bescheid zu wissen.

Das oben Geschriebene ist noch nicht so durchformuliert, wie ich es gerne hätte. Aber es vermittelt vielleicht einen Eindruck von der Idee.
 
Reinhold Messner hat es einst in einem Interview sehr treffend zusammengefasst:
ich prostituiere mich in der einen Jahreshälfte, damit ich in der anderen tun und lassen kann, was ich will...
 
ch prostituiere mich in der einen Jahreshälfte<...>

Och, das müsste ich vom Feeling her bei meinem jetzigen Brotjob noch nicht mal tun, aber ich bin noch nicht auf dem Halbtagslevel angekommen. Mal sehen.
 
Klar ändert die Anwesenheit anderer was! [...] War vielleicht echt ein Fehler, bis jetzt noch nie in einer Band gespielt zu haben...
diese ganzen Gedanken, die ich da lese, kommen einem, wenn man sich zu viel rein gedanklich bzw. hypothetisch mit musik beschäftigt.
wenn man tatsächlich praktisch mit anderen zugange ist, verschieben sich diese prioritäten bzw. die die sichtweise.

such dir ne band!
 
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wenn man tatsächlich praktisch mit anderen zugange ist, verschieben sich diese prioritäten bzw. die die sichtweise.
such dir ne band!

... wobei auch in der Diaspora spannende und wichtige Werke alleine ohne Band entstehen können: https://de.wikipedia.org/wiki/Conlon_Nancarrow
Und Nancarrow hatte noch nicht mal Youtube für Anregungen... Wer nur in der Band Musik macht, bleibt auch schnell in deren Grenzen gefangen.
 

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