Hallo zusammen,
Ich habe mir mal erlaubt hier einen neuen Thread zu eröffnen, ich hoffe das passt. Es geht um die etwas lieblos behandelte Gitarre hier:
Mehr Bilder dazu gibt es hier:
https://www.musiker-board.de/threads/bilder-von-euren-akustikgitarren.319201/page-53
Modedit: Die Bilder wurden hier in den Thread kopiert ...
Ich war nun heute zu Besuch bei einem Geigenbauer in der Nähe, dem ich im Vorfeld schon einige Bilder des Patienten geschickt hatte. Damals hatte er in einigen Punkten so seine Bedenken, und wollte das Instrument gerne persönlich in Augenschein nehmen. Also habe ich das Teil in einen viel zu grossen Koffer gepackt und bin in seine Werkstatt gefahren. Der eher kritische Herr (hat wohl schon hunderte Stradivaris von euphorischen Besitzern auf seiner Werkbank gehabt) nahm sich viel Zeit um sich das Instrument eingehend anzuschauen. Hier nun seine Meinung zu der Gitarre:
- Sie stammt aus der Zeit, also erste Hälfte 19. Jhd., vermutlich 1810 bis 1830.
- Der Zettel im Innern ist ebenfalls aus der Zeit. Es scheint ein gefalteter und dann eingeklebter Zettel aus Büttenpapier zu sein.
- Der Hals ist typisch für diesen Typ Gitarre, und war nie lackiert. Bünde sind ebenfalls typisch, Messing.
Auf der Kopfplatte war mal ein vermutlich gedrechseltes Teil als Verzierung drauf. Macht Sinn, die Aussparung/ Loch für Zapfen deutet darauf hin. Ausserdem ist der Hals bemerkenswert gerade und nur minimalst vertwistet.
- Steg scheint original zu sein, keine Spuren eines Wechsels erkennbar (auch von innen). Vermutlich waren aber mal Verzierungen dran, die allerdings abgegangen sind. Er wurde schon nachlackiert.
- Die Farbe der Rückseite ist auf keinen Fall original, sie wurde allerdings vor vielen Jahrzehnten aufgetragen. Reste der ehemaligen dunklen Beize schimmern noch durch.
- Die Schallloch Rosette ist ebenfalls original, zuerst sah es so aus als wäre sie mal erneuert worden. Es gibt aber keinerlei Spuren im Innern die darauf hin deuten.
Also, was mache ich jetzt mit dem Teil?? Nach eingehender Diskussion haben wir uns darauf geeinigt erst mal den Deckenriss zu verarzten. Die Gitarre ist sonst betreffend Struktur bemerkenswert stabil, ausser einem weiteren, kreisförmigen Riss auf dem Boden (ca. auf der Höhe des Zettels) welcher aber keinerlei Auswirkungen hat. An einigen Stellen steht die Zarge auch leicht über, reisst aber bestimmt nicht weiter auf.
Ich werde bewusst nicht anfangen die Rückseite von der aktuellen Farbe zu befreien, sondern lasse sie so wie sie ist. Sie wird wieder so weit in Stand gesetzt das sie spielbar ist, und im aktuellen Zustand konserviert. Ich gehe mal nicht davon aus das sie vom Klang her eine Offenbarung sein wird, aber mit neuen Stimmwirbeln und einem Satz Darmsaiten dürfte sie eine gute Figur abgeben. Ein Zeuge der Zeit, der nun seinen Platz in Michis Habitat für ungeliebte Gitarren gefunden hat.
Liebe Grüsse!
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Vielen Dank noch an
@peter55 für die Zusammenfassung meines Geschreibsels. Wusste nicht so recht wohin, darum bin ich froh um die Unterstützung!!!
Grüsse an die Moderation!