Gitarre bzw. Nachbau einer romantischen Gitarre nach J.B. Fritsche

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Gast 231648
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€dit: Die Posts #1-#19 habe ich aus dem Bilderthread als Vorgeschichte hierhergeschoben.
Peter55


Manchmal macht man schon interessante Wandlungen durch, jedenfalls hätte ich nie gedacht jemals so etwas in meiner Sammlung zu haben.
Ich werde die Gitarre betreffend Restauration einem Fachmann überlassen, denn das übersteigt meine Fähigkeiten doch arg:

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Wenn ich das richtig entziffere steht da: J.B. Fridsche, Königlich Sächsischer HofInstrumentenmacher.
Es gibt sicher einiges zu tun bis sie wieder spielbar ist, aber ich freue mich schon jetzt darauf den (nach langer Zeit) ersten Ton dieser Gitarre zu hören!!

Gruss, Michi
 
Eigenschaft
 
Grund: Ergänzung/Modedit
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Klasse @martimi :great:
Weisst du denn was über ihr Alter?
 
Gute Frage.... Ich würde mal aus dem Bauch heraus sagen 1820?? Bin gerade dabei mich über diese Art von Gitarren schlau zu machen.
Jedenfalls hat sie schon ein paar Jahre auf dem Buckel, und wenn sie restauriert ist dürfte sie das älteste Exponat in meiner Sammlung sein....
 
So, dann hier noch ein paar bessere Bilder für all' jene die sich (wie ich) für historische Gitarren interessieren. Ich hatte heute Zeit das Instrument auf Herz und Nieren zu prüfen, die Substanz scheint erst einmal gut zu sein. Ein paar Risse, der grössere auf der Decke... Was mich fasziniert ist die zierliche Bauweise, vor allem der Hals ist äusserst filligran gefertigt.
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J.B. Fridsche, Königlich Sächsischer HofInstrumentenmacher.

Wenn ich die Buchstaben sehe, würde ich persönlich ohne Garantie auf L. (wenn da noch ein Strich über dem ersten Buchstaben ist; auf dem Bild schwer zu sehen, könnte es tatsächlich ein J sein) A. (wirkt auf mich vom Bild her eher breit und nicht nach B) Fritsche (evtl. mit dem Schlenker über dem s ein Fritzsche) tippen; die zweite Zeile stimmt auf jeden Fall.


Wikipedia schrieb:
Das Prädikat eines Hoflieferanten wurde nur an Personen verliehen, welche mit hervorragenden Leistungen in ihrem Berufszweige hervortraten und einen ehrenhaften Ruf sowie eine königstreue Gesinnung hatten.
Das klingt zumindest erstmal ganz gut.


Sehr spannend! :great:
 
So, dann hier noch ein paar bessere Bilder für all' jene die sich (wie ich) für historische Gitarren interessieren.

Sehr interessantes Instrument und nochmal um einiges älter (und hochwertiger) als meine. Anhand des Kopfes und der Mechaniken schätze ich Mitte 19. jhd?

Lässt du sie wieder spielbar machen?


full
 
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Hallo frama78,

Ich werde demnächst bei einem Geigenbaumeister vorstellig, dort werden wir dann den Aufwand abschätzen um das Instrument in einen besseren Zustand zu bringen. Wenn möglich würde ich sie gerne wieder spielbar bekommen,
auch wenn mir bewusst ist das sie wohl nicht täglich gespielt werden wird.

Es scheint einige "Fridsches" gegeben zu haben, zumindest dieser Quelle nach: http://www.studia-instrumentorum.de/MUSEUM/GITARREN/git_sachsen_inhalt.htm

Bezüglich des Alters kann ich nicht wirklich etwas sagen, leider fehlt auf dem Etikett jegliche Jahreszahl. Auch im Innern findet sich nichts das auf ein Entstehungsjahr verweist.

Witzig noch der Grössenveegleich zu einer Dreadnought:

30276300zt.jpg
 
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Es scheint einige "Fridsches" gegeben zu haben
Ich denke aber jedenfalls, daß der Name "Fritsche" ist. Nach dem "r" kommt das "i", der darauf folgende Buchstabe "t" sieht genauso aus wie im Wort Instrumentmacher.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass es ein t sein muss, da bin ich mir auch sehr sicher mit dem Strich. Irritiert höchstens etwas, dass sich der vorige Buchstabe dorthin neigt.
 
naaaa.... kann auch ein "D" sein, wenn er aus Franken kommen sollte :ugly::D
 
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@martimi: ein wirkliches Schätzchen! Vielleicht hat sie sogar Fernando Sor gespielt?? ;-)
220px-Fernando_Sor.jpg

Jedenfalls Glückwunsch!
 
Danke an euch alle, ist natürlich schön das dieses alte Instrument auf so viel Interesses stösst. Ich möchte auch diesen Thread nicht mehr weiter aus dem Ruder laufen lassen, sondern freue mich euch in naher Zukunft Bilder des Schätzchens zu präsentieren, auf welchen sie wieder richtig schick daher kommt!
Wenn man bedenkt das sie wohl im Rahmen einer Haushaltsauflösung zum Vorschein kam, und dann zusammen mit anderem "Gerümpel" verhökert wurde..... Bei mir hat sie es gut, und kriegt jetzt erst mal ein Verwöhnprogramm spendiert!!

Liebe Grüsse, Michi
 
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Wenn es an die Restauration geht, kannst du ja einen neuen, eigenen Thread eröffnen.
 
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Das mit dem Thread werde ich gerne machen. Kommenden Dienstag geht's zur Begutachtung beim Experten, dann sehen wir weiter!!
 
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Kommenden Dienstag geht's zur Begutachtung beim Experten, dann sehen wir weiter!!
Dann klärt auch mal, ob der Steg echt sein kann. Ich habe da Zweifel, kann aber nur über die Fotos urteilen. Wenn ja, tippe ich beim Alter auf Jahrhundertwende.
 
Das mit dem Steg kann gut sein, nach einer ersten Begutachtung von Fotos meinte der Experte es wäre wohl die eine oder andere Modifikation über die Jahrzehnte denkbar. Die Farbe der Rückseite hat ihn auch etwas stutzig gemacht, eher unüblich für die Zeit.

Bin jedenfalls gespannt was der Besuch zu Tage fördert, und welche Reparaturen wir dann gemeinsam beschliessen werden.

Liebe Grüsse!!
 
Die Farbe der Rückseite hat ihn auch etwas stutzig gemacht, eher unüblich für die Zeit.
Die ist ganz sicher nachträglich aufgetragen. Schwarze Hälse waren normal, aber Boden und Zargen immer natur oder lediglich leicht abgetönt. Einen dunklen Boden bei hellen Zargen habe ich jedenfalls noch nie gesehen oder etwas darüber gelesen. Berichte mal am Dienstag!
 
Hallo zusammen,

Ich habe mir mal erlaubt hier einen neuen Thread zu eröffnen, ich hoffe das passt. Es geht um die etwas lieblos behandelte Gitarre hier:

30342862wn.jpg


Mehr Bilder dazu gibt es hier:
https://www.musiker-board.de/threads/bilder-von-euren-akustikgitarren.319201/page-53
Modedit: Die Bilder wurden hier in den Thread kopiert ...

Ich war nun heute zu Besuch bei einem Geigenbauer in der Nähe, dem ich im Vorfeld schon einige Bilder des Patienten geschickt hatte. Damals hatte er in einigen Punkten so seine Bedenken, und wollte das Instrument gerne persönlich in Augenschein nehmen. Also habe ich das Teil in einen viel zu grossen Koffer gepackt und bin in seine Werkstatt gefahren. Der eher kritische Herr (hat wohl schon hunderte Stradivaris von euphorischen Besitzern auf seiner Werkbank gehabt) nahm sich viel Zeit um sich das Instrument eingehend anzuschauen. Hier nun seine Meinung zu der Gitarre:

- Sie stammt aus der Zeit, also erste Hälfte 19. Jhd., vermutlich 1810 bis 1830.
- Der Zettel im Innern ist ebenfalls aus der Zeit. Es scheint ein gefalteter und dann eingeklebter Zettel aus Büttenpapier zu sein.
- Der Hals ist typisch für diesen Typ Gitarre, und war nie lackiert. Bünde sind ebenfalls typisch, Messing.
Auf der Kopfplatte war mal ein vermutlich gedrechseltes Teil als Verzierung drauf. Macht Sinn, die Aussparung/ Loch für Zapfen deutet darauf hin. Ausserdem ist der Hals bemerkenswert gerade und nur minimalst vertwistet.
- Steg scheint original zu sein, keine Spuren eines Wechsels erkennbar (auch von innen). Vermutlich waren aber mal Verzierungen dran, die allerdings abgegangen sind. Er wurde schon nachlackiert.
- Die Farbe der Rückseite ist auf keinen Fall original, sie wurde allerdings vor vielen Jahrzehnten aufgetragen. Reste der ehemaligen dunklen Beize schimmern noch durch.
- Die Schallloch Rosette ist ebenfalls original, zuerst sah es so aus als wäre sie mal erneuert worden. Es gibt aber keinerlei Spuren im Innern die darauf hin deuten.

Also, was mache ich jetzt mit dem Teil?? Nach eingehender Diskussion haben wir uns darauf geeinigt erst mal den Deckenriss zu verarzten. Die Gitarre ist sonst betreffend Struktur bemerkenswert stabil, ausser einem weiteren, kreisförmigen Riss auf dem Boden (ca. auf der Höhe des Zettels) welcher aber keinerlei Auswirkungen hat. An einigen Stellen steht die Zarge auch leicht über, reisst aber bestimmt nicht weiter auf.
Ich werde bewusst nicht anfangen die Rückseite von der aktuellen Farbe zu befreien, sondern lasse sie so wie sie ist. Sie wird wieder so weit in Stand gesetzt das sie spielbar ist, und im aktuellen Zustand konserviert. Ich gehe mal nicht davon aus das sie vom Klang her eine Offenbarung sein wird, aber mit neuen Stimmwirbeln und einem Satz Darmsaiten dürfte sie eine gute Figur abgeben. Ein Zeuge der Zeit, der nun seinen Platz in Michis Habitat für ungeliebte Gitarren gefunden hat.

Liebe Grüsse!
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Vielen Dank noch an @peter55 für die Zusammenfassung meines Geschreibsels. Wusste nicht so recht wohin, darum bin ich froh um die Unterstützung!!!

Grüsse an die Moderation!
 
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