[Fun] Bandtypen, denen man live begegnen kann und wird

  • Ersteller The Head
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Weil ich gerade gestern wieder ein Gespräch über sie hatte..

Die "Schnacker"

Sie haben Kontakte. Zu wem? Das kommt nie so richtig zur Sprache.
"Zu Veranstaltern" eben und "wir müssen unbedingt mal was zusammen machen!".
Und man hört nie wieder was von denen.
Moment! Das ist so nicht richtig... manchmal kommt nämlich eine nette Mail oder kurze Nachricht so im Stile von
"Hey, hier ist *Name* von *Bandname*. Liegt bei euch was an? Könnten wir da mitmachen?".
Manchmal sagt man, "Klar, wir kriegen euch da rein.".
Dann kriegt man sie in die Show mit rein (Meistens hat man das ja eh selber veranstaltet), sie freuen sich und am Ende heißt es "Wenn wir mal wieder was haben sagen wir euch auf jeden Fall Bescheid".
Tun sie nicht.
 
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Die "Freunde des Veranstalters" - Band


Sie passen stilistisch eher suboptimal zu den anderen Bands des Abends, aber sie "kennen den Jochen eben schon ewig" und "das wird schon".
Und dann spielt eine Country Cover Combo mal eben auf der "Brutal Death Gore Night of Doom"
Und nicht als Opener, sondern irgendwo mitten drin.
 
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Eben, die Mitternachtsshow von David Hasselhoff war einer der Höhepunkte des Nova Rock Festivals vor paar Jahren. Und der passt da stilistisch auch nicht rein. Aber die Leute reden bis heute davon! :D
 
Die Gewesenen

Sie hatten mal Hits. Will sagen, sie hatten mal Hits – die heute noch auf Oldiesendern gespielt werden. Früher konnten sie von ihren Tantiemen noch ganz prima leben. Heute aber versucht Saturn/Media Markt händeringend, ihre CDs für jeweils einen Fünfer unters Volk zu werfen, und Spotify wäre es peinlich, sie zu streamen, also nehmen sie mit ihren Aufnahmen kaum mehr was ein. Auch wenn die große Partyzeit vorbei ist und so manch ein Bandmitglied nach erfolgreichem Entzug sich keine Alkoholexzesse mehr gibt, braucht man doch immer noch Geld zum Überleben. Wenn das nicht vom Albenverkauf kommt, zumal sie genau wissen, daß sie für ganz neue Songs eh kein Publikum haben, weil die, die sie noch hören wollen, nur die ollen Kamellen hören wollen, muß man eben seine Brötchen live verdienen. Und so sieht man sie von Oldie-Festival zu Oldie-Festival tingeln. Die ganz Verzweifelten erkennt man daran, daß sie auf Stadtfesten auftreten.

Die richtig Gewesenen

Siehe oben, aber von jeglicher Besetzung des 20. Jahrhunderts ist kaum mehr übrig als das Gesicht der Band. Und der sieht auch nicht mehr aus wie in den 70ern. Er ist aber der, der die Exklusivrechte am Bandnamen hat. Die Leute kommen, um ihre Helden von damals zu sehen, empfinden aber, wenn sie da sind, kaum mehr als Mitleid.
Die komplett Fluktuierten

Den Namen kennt man noch von früher™, so aus den 70er oder 80er Jahren – seitdem hatten die auch keine neuen Releases mehr. Aber von den Leuten auf der Bühne kennt man keinen einzigen. Nicht, weil die klassischen Mitglieder gealtert sind, sondern weil davon kein einziges mehr dabei ist. Die sind alle ausgetauscht worden. Warum das klappt? Weil die Bandidentität den Produzenten bzw. der Plattenfirma gehört und nicht einem oder mehreren Gründungsmitgliedern. Im Rock-/Metalbereich trifft man das eher nicht an (wobei das bei KISS nur eine Frage der Zeit ist), bei alten Disco-Vehikeln oder so ist das schon einfacher. Weil aber bis auf ein halbes Dutzend alte Funk-Recken, von denen die Hälfte jeder Handbewegung des Bassisten folgt, das Publikum noch nicht mal weiß, wieviele Mitglieder die Urbesetzung eigentlich hatte, sondern einfach nur zu der Musik abgehen will, macht das alles nichts.

Die gerade erst Aufgelösten

Vor zwei Jahren haben sie mit groß Brimborium und massiver Anteilnahme der Presse ihre Auflösung bekanntgegeben. Warum zum Kuckuck stehen die dann jetzt hier wieder auf der Bühne? Begründung Nr. 1: Langeweile. Begründung Nr. 2: Nicht genug Albumtantiemen.

Die klassischen Elektroniker

Endlich mal 'ne Band ohne jegliche Gitarren. Im Gegensatz zu Rock- und teilweise Pop-Gepflogenheiten neigen die klassischen Elektroniker dazu, ihr ganzes Studio mit auf die Bühne zu bringen. Das tun heutige Elektronikproducer auch, aber die nennen sich DJs und produzieren ihre Musik komplett auf einem MacBook. Diese Jungs hingegen machen ihre Musik noch auf raumgreifenden Hardwaresynths, womöglich gar auf klassischen Synthesizern, die fast immer über 30 Jahre alt sind – und bestehen dann darauf, den kompletten Fuhrpark auf der Bühne zu installieren. Selbst wenn's nur eine One-Man-Show ist, wird's ziemlich schnell ziemlich voll – Gott bewahre, wenn's tatsächlich eine Band ist. Sie rücken fast immer mit einem eigenen Toni an, weil gestellte Tonis mit ihnen ein Problem haben: Entweder kriegen die nämlich kein einziges Instrument direkt, sondern nur vorgemischte Stereosummen – oder sie kriegen 4× Drums und 28× Keyboards. Bevor es losgeht, tigern immer ein paar Nerds vor der Bühne rum, nehmen das Equipment in Augenschein und quatschen über Synthesizer, die sie a) kennen, b) selber haben, c) sich noch zulegen wollen oder d) bereuen, verkauft zu haben. Vorteil der Show: Hinterher ist vom Saalboden herzlich wenig verschüttetes Bier wegzuwischen.


Martman
 
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Die Band die gar keine ist

Einmal die Woche trifft sich die "Band" auf lokalen öffentlichen Sessions um ihre jahrelang gleichgebliebenen Songs, "die man ja immer spielen kann" Woche für Woche gleich abzuliefern. Der Besitzer ist schon genervt, ist aber froh, dass "wenigstens ein Schlagzeuger da ist". Meist sind 1-2 gute Leute dabei, bei den anderen ist musikalisches Feingefühl und Dynamik fehl am Platz. Gesessen wird am "Stammtisch" direkt rechts neben der Bühne, wo auch über Dinge gefachsimpelt wird, von denen man keine Ahnung hat. Es werden eigene Instrumente mitgebracht, die a) sau teuer sind, obwohl die Besitzer total schlecht spielen oder b) absolut runter gerockt und kaum spielbar. Diejenigen, die es drauf haben, sind ständig am Lächeln, meist total nette Kerle und versuchen ununterbrochen den Bockmist der "Freizeitmucker" zu kaschieren. High-Gain Soli sind entweder a) vom egogetriebenen Gitarrenlehrer zwar musikalisch korrekt aber zum Song absolut unpassend oder b) scheiße. Musikalisch ist nicht viel zu erwarten, wobei manchmal Perlen und super nette Leute vor Ort sind, die auch echt was können. Daher lohnt es sich, diese Veranstaltungen von Zeit zu Zeit zu besuchen. Allerdings zeigt sich erst vor Ort, ob es was taugt oder nicht.

EDIT: Natürlich ist das hier des Sarkasmus zuliebe überspitzt formuliert.
 
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Gut, leider weiß ich nicht, wo bei uns solche Sessions stattfinden..

Es werden eigene Instrumente mitgebracht, die a) sau teuer sind, obwohl die Besitzer total schlecht spielen

Aber dazu denke ich mir, jeder so wie er kann - gut spielen, teuere Instrumente kaufen, gut spielen auf teuren Instrumenten - alles ist erlaubt!
 
Aber dazu denke ich mir, jeder so wie er kann - gut spielen, teuere Instrumente kaufen, gut spielen auf teuren Instrumenten - alles ist erlaubt!
Meist ist das Ego aber so gut wie das Instrument und das ist das Problem. :) Ein Bekannter, dem es nicht auf's Geld ankommt, spielt auch schlecht aber kauft sich teure Gitarren und freut sich drüber. Da ist nichts dabei! :)
 
Die "hinter der Bühne nett aber auf der Bühne böse Black Metal" Band


Im Backstage wird gescherzt, über Gott und die Welt gesprochen und viel gelacht. Doch das ändert sich ca. 45 Minuten vor dem Auftritt.
Plötzlich werden Nietenbänder aufgezogen, Corpsepaint aufgetragen und die eben noch offenen Jungs sitzen unter sich in einer Ecke und starren an die Wand.
Auf der Bühne wird alles abgerissen. Es wird der Welt der Tod gewünscht, Satan als gehörter Meister gepriesen und wenn es ganz dicke kommt, Literweise (hoffentlich) Kunstblut vergossen.
Nach dem Gig wird sich das Gesicht gewaschen, die Klamotten gewechselt und dann das Gespräch über die letzte Folge von Two Broke Girls da fortgesetzt, wo es vor dem Gig endete.
 
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Meist ist das Ego aber so gut wie das Instrument und das ist das Problem. :) Ein Bekannter, dem es nicht auf's Geld ankommt, spielt auch schlecht aber kauft sich teure Gitarren und freut sich drüber. Da ist nichts dabei! :)

Siehs wie mit Autos ... nicht in jedem Ferrari sitzt ein Schumacher (und nicht jeder Schumacher sitzt in einem Ferrari). Wenn der/die/das Gitarrenbesitzer/in gerne eine gute Gitarre besitzt, sollte nur das Geld zählen und nicht der Skill. Traurig wird es doch wirklich erst, wenn eine teure Gitarre auf 0% Motivation treffen und das als Deko gemeint ist.

Und das Unfallrisiko mit Todesfolge ist bei Gitarren deutlich geringer. So schlecht kann niemand spielen :D.
 
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Die Tributeband ihrer selbst

Im Gegensatz zu den Gewesenen waren sie nie so wirklich weg. Genau wie die Gewesenen haben sie aber das Problem, daß sie keine neuen Sachen unters Publikum bringen können. Das will nämlich nichts Neues von ihnen hören. Auch ihre letzte Greatest-Hits-Compilation hört irgendwo in den 80ern auf. Was da drauf ist, ist auch das Zeug, das das Live-Publikum hören will – und zwar möglichst so wie damals. Die Band in ihrem aktuellen Zustand muß also eine 30 oder 40 Jahre ältere Instanz ihrer selbst imitieren und wird so zu ihrer eigenen Tributeband. Zumindest aber sind sie damit so erfolgreich, daß sie nicht auf Oldie-Festivals und Stadtfesten versauern, sondern geile Support-Jobs spielen oder sogar mal auf Rockfestivals geholt werden, wo sie schon von der dritten Generation gefeiert werden.

Wer es trotzdem nicht lassen kann, neues Material zu machen, gründet mit möglichst vielen bisherigen Bandmitgliedern ein Zweitprojekt und hängt das nicht an die große Glocke, daß man eigentlich diese Rockopa-Kapelle ist. Oder man zieht mit Leidensgenossen aus anderen Bands eine Supergroup auf.


Martman
 
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Der Zauberer von Oz

Er schindet im Vorfeld unheimlich Eindruck, weil er während des Einrichtens seiner Backline den idealen Standort auf der Bühne fast millimetergenau ausmisst. Spätestens beim Soundcheck muss er ganz einfach viel viel länger spielen/singen als seine Kollegen, weil er bei der Einstellung des eigenen Sounds sowie bei seinem persönlichen Monitoring nichts, aber auch gar nichts, dem Zufall überlässt.
Wir restlichen Musiker sind bereits fast vor Ehrfurcht erstarrt.

Nach Beginn des Konzertes bemerken wir dann rasch, dass er auch nur mit Wasser kocht...und eventuell sogar versucht hat, seine musikalischen Mängel mittels aufwendiger Vorbereitung zu kaschieren.
 
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Oder man zieht mit Leidensgenossen aus anderen Bands eine Supergroup auf.
Wo das Publikum dann am meisten abgeht, wenn alte Songs der (ehemaligen) Bands der einzelnen Mitglieder als Zugabe auf die Bühne kommen, was die Band dann erst recht zu einer Art Coverband macht. Ein schrecklicher Teufelskreis!
 
Die Tributeband ihrer selbst

Im Gegensatz zu den Gewesenen waren sie nie so wirklich weg. Genau wie die Gewesenen haben sie aber das Problem, daß sie keine neuen Sachen unters Publikum bringen können. Das will nämlich nichts Neues von ihnen hören. Auch ihre letzte Greatest-Hits-Compilation hört irgendwo in den 80ern auf. Was da drauf ist, ist auch das Zeug, das das Live-Publikum hören will – und zwar möglichst so wie damals. Die Band in ihrem aktuellen Zustand muß also eine 30 oder 40 Jahre ältere Instanz ihrer selbst imitieren und wird so zu ihrer eigenen Tributeband. Zumindest aber sind sie damit so erfolgreich, daß sie nicht auf Oldie-Festivals und Stadtfesten versauern, sondern geile Support-Jobs spielen oder sogar mal auf Rockfestivals geholt werden, wo sie schon von der dritten Generation gefeiert werden.

Wer es trotzdem nicht lassen kann, neues Material zu machen, gründet mit möglichst vielen bisherigen Bandmitgliedern ein Zweitprojekt und hängt das nicht an die große Glocke, daß man eigentlich diese Rockopa-Kapelle ist. Oder man zieht mit Leidensgenossen aus anderen Bands eine Supergroup auf.


Martman
AC/DC :rolleyes:
 
Ich dachte mehr an Thin Lizzy, aber na ja.


Martman
 
Echt, Thin Lizzy spielen noch? Obwohl Phil Lynott schon länger verstorben ist? :eek:

Es fallen mir aber auf Anhieb einige Bands ein, bei denen kein oder höchstens nur noch ein oder zwei Originalmitglieder dabei sind und die nur noch mit dem Namen und ihren alten Songs touren. War vor einigen Jahren ziemlich enttäuscht zB von Big Brother & The Holding Company. Die hatten in den 60ern auch ohne Janis Joplin einiges drauf, waren aber mit einem reinen JJ Programm mit einer jungen Sängerin unterwegs.:weird:
Immerhin, 2 der Originalmitglieder waren auch noch dabei.
 
Wo das Publikum dann am meisten abgeht, wenn alte Songs der (ehemaligen) Bands der einzelnen Mitglieder als Zugabe auf die Bühne kommen, was die Band dann erst recht zu einer Art Coverband macht. Ein schrecklicher Teufelskreis!
Au ja: Die Supercovergroup

Vier, fünf, sechs Mitglieder von mehreren Rockbands, die ihre größten Erfolge in den 70er und/oder 80er Jahren hatten, tun sich zu einer in der eclipsed spektakulär angekündigten Supergroup zusammen, um mal was ganz Neues zu machen. Sie spielen dann auch ein Album ein, das nicht mal eine Stunde lang ist – womöglich gar nur 40 Minuten, weil sie es auch auf Vinyl veröffentlichen.

Das ist natürlich nicht genug Material für Gigs. Die füllen sie folglich auf mit Songs von den Bands, aus denen sie eigentlich kommen. Auch gut so, denn die Supergroup selbst hat annähernd null Fans, und das Publikum besteht aus Fans der bisherigen Bands dieser Musiker, die dann auch ausschließlich die ollen Kamellen feiern. Ein Wunder, wenn sie auf die neuen Songs auch nur klatschen.

Folge: Als die Supergroup auf ein Festival gebucht wird, spielt sie aus ihrem eigenen Album nur die ein, zwei Singlereleases (oder ein, zwei gute Songs, wenn es keine Singlereleases gab) und füllt den Rest der Zeit mit Altmaterial auf. Da steppt zwar der Bär, aber die Musiker tun genau das, was sie mit der Gründung der Supergroup eigentlich verhindern wollten.


Martman
 
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Die "BEEN THERE - DONE THAT - SUFFERED HARD"-Band

Samstag nachmittag, 15.00 Uhr, Stadtfest in [beliebige Stadt mit mehr als 30.000 Einwohnern]
Ein weißer Sprinter mit Bandlogo rangiert durch die mit Ständen zugestellte Seitenstraße, erreicht endlich den Marktplatz und kommt vor der Bühne zum Stehen. Backliner und Tontechniker des heutigen Headliners (Show-Cover-Band) steigen aus machen sich auf die Suche nach Kaffee.

15.30 Uhr
Der Tontechniker beugt sich über das Digtalpult am FOH, den Kaffeebecher in der linken Hand. Die rechte erkundet Pult und Routing, drückt Knöpfe und steppt durch Menues. Der Backliner astet die Backline auf die Bühne; die Cases sehen aus, als wären sie beim letzten Sperrmüll stehengeblieben. Sein Kaffeebecher steht am Bühnenrand. Der örtliche Bühnentechniker ("local") legt ein Gewirr aus Kabeln kreuz und quer über die Bühne. Sein Kollege am FOH eröffnet dem Tontechniker, dass diverse Anforderungen aus dem Rider jetzt leider doch nicht zur Verfügung stünden und erntet ein Achselzucken.

16.30 Uhr
"Nevermind" von Infected Mushroom fegt mit 125 dB den Marktplatz leer. Der Tontechniker muss wissen, wie sich die PA "unter Last" verhält.

17.00 Uhr
Tontechniker und Backliner liegen in den letzten Zügen des Linechecks. Ein SM 58 verschwindet zu 80% im Mund des über die Monitor-Frontwedges gebeugten Backliners. Ein unmenschlich lautes Quietschen sorgt für tagelangen Tinnitus und wird vom Tontechniker mit einem freudigen "Habbich!" quittiert.

17:30 Uhr
Ein schwarzer Sprinter mit getönten Scheiben, bunten Bildern auf den Seiten und Bandlogo rangiert durch die mit Ständen zugestellte Seitenstraße, erreicht endlich den Marktplatz und kommt hinter der Bühne zum Stehen. Die Band steigt aus und holt sich erst mal frischen Kaffee von der freundlichen jungen Dame, die die Agentur zur Künstlerbetreuung abgestellt hat. Die Bandmitglieder sprechen nicht viel und wirken apathisch. Mit Kaffeebechern in der Hand schleppen sie sich auf die Bühne zum Soundcheck. Der Manager der Band trägt eine dunkle Sonnenbrille und hält Smalltalk mit dem Veranstalter ("Ich glaube, wir hatten miteinander telefoniert ...")

Showbeginn ist zwar erst um 22.00 Uhr, aber der Soundcheck des Headliners muss bis 18.00 Uhr abgeschlossen sein. Schließlich will auch die Vorband (lokale Schülerband bei ihrem bisher größten Gig) noch aufbauen und Sound checken, und um 19.00 Uhr startet die örtliche Jazztanzgruppe ihre Vorführung auf der Bühne. Einige Passanten bleiben stehen.

18.30 Uhr
Der Headliner beendet seinen Soundcheck, die Schülerband betritt schüchtern die Bühne und beginnt hastig, ihr Equipment noch irgendwie auf die Bühne zu quetschen. Der "local" verteilt weitere Kabel auf der Bühne. Die Bandmitglieder des Headliners sind nach der anfänglichen Apathie nun erstaunlich flotten Schrittes auf dem Weg ins Catering. Tontechniker und Backliner folgen, so schnell sie können.

19.05 Uhr
Der aufkeimende Schülerband-Soundcheck wird im Keim erstickt. Die Mädels der Jazztanz-Gruppe beginnen ihre Show mangels nutzbaren Bühnenplatzes direkt auf dem Marktplatz. Die Headliner-Band hat sich zerstreut. Einige sitzen noch im Catering, andere telefonieren, wieder andere kauern mit Handy in der Hand und Stöpsel im Ohr in dunklen Ecken. Der Manager quatscht mit dem Veranstalter. Tontechniker und Backliner unterhalten die local crew mit bizarren YouTube-Videos auf dem Laptop und Anekdoten vom letzten Rock-am-Ring-Job.

20:00 Uhr
Die ersten fünf Meter vor der Bühne füllen sich mit Mitschülern, Eltern und FreundInnen der Schülerband. Die Bandmitglieder des Headliners holen sich frischen Kaffee.

20.15 Uhr
Auftritt der Schülerband. Die Bandmitglieder des Headliners lümmeln sich mit halb geschlossenen Augen auf den Sitzgelegenheiten im Backstage, die Apathie vom Nachmittag ist wieder da. Der Schlagzeuger ist über den Tisch gebeugt eingeschlafen. Der Manager unterhält sich angeregt mit der Frau des Veranstalters.

20.30 Uhr
Einer der Security-Leute erscheint im Backstage und berichtet, draußen stünde die Freundin des Sängers und wünsche eingelassen zu werden. Das vielstimmig zurückgeworfene "welche?" irritiert ihn. Einige Bandmitglieder holen sich frischen Kaffee und Schokoriegel vom fast leeren Süßigkeiten-Teller. Der Teller mit dem Obst ist noch unberührt. Die Freundin des Sängers wird hereingeführt und mit Kaffee begrüßt.

21.30 Uhr
Der Wunsch nach einer Zugabe der Schülerband wird aus Zeitgründen abgelehnt, die Jungs räumen hastig ihr Equipment wieder von der Bühne. Der local lässt Kabel in Kisten verschwinden. Der Platz vor der Bühne ist mittlerweile zu zwei Dritteln belegt und füllt sich zügig weiter.

Die Bandmitglieder des Headliners stehen seufzend auf und beginnen, sich umzuziehen. Die Sängerin beendet ihre vor 30 Minuten begonnene Schminkaktion. Der Tontechniker holt sich noch einen frischen Kaffee und schlendert in Richtung FOH. Der Backliner stimmt Gitarren und verteilt Wasserflaschen und Setlists auf der Bühne. Der Drummer wirbelt seine Sticks auf seine Oberschenkel, Bassist und Gitarrist daddeln auf ihren Klampfen vor sich hin. Der Sänger erkundigt sich beim Manager nach dem Namen der Stadt.

22.02 Uhr
Das Intro läuft. Wer auf ein motivierendes "Wir-gehen-jetzt-auf-die-Bühne"-Ritual der Headlinerband gewartet hatte, sieht sich enttäuscht: Die Band latscht einfach während des Intros den Bühnenaufgang hoch. Oben angekommen durchlaufen die einzelnen Mitglieder eine wundersame Transformation: Sobald das Publikum sie sehen kann, beginnen sie zu lächeln und zu winken. So etwas wie Spannung scheint in die Körper der Musiker zurückzukehren.

Die folgenden zwei Stunden Show sind bunt, laut und sehr professionell. Spannungskurve und Showtempo sind sorgfältig arrangiert, Ansagen unterhaltsam, Mitmachteile fürs Publikum strategisch geschickt im Programm verteilt. Gute Laune bei Publikum (echt) und Band (möglicherweise tatsächlich echt). Manager und Veranstalter stehen zwischen Absperrung und Bühnenrand und schreien sich gegenseitig ins Ohr. 50% der Schülerband stehen schwankend in der zweiten Reihe und nicken mit glasigen Augen im Takt.

0.30 Uhr
Nach drei Zugaben verlässt die Band glücklich dem Publikum winkend die Bühne, um am Bühnenaufgang wiederum eine Transformation zu durchlaufen, diesmal in umgekehrter Richtung. Die Band trinkt, zieht sich um und packt Klamotten in Koffer. Der Backliner astet die Backline von der Bühne. Der Tontechniker verabschiedet sich von der FOH-Crew. Manager und Veranstalter sind zum Abrechnen irgendwohin verschwunden.

0.50 Uhr
Ein weißer und ein schwarzer Sprinter rangieren durch die mit Ständen vollgestellte Seitenstraße Richtung Hotel. Morgen geht's zum nächsten Gig in [beliebige Stadt mit mehr als 30.000 Einwohnern].
 
Grund: Kosmetik
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Die "Unser Soundcheck dauert ewig" Band

Ihr seid Opener. Also habt ihr als letztes Soundcheck. Es ist 17 Uhr, es geht erst um 20 Uhr los, um 19 Uhr ist Einlass, die Hauptband ist fertig. Alles locker. Die zweite Band von drei ist auf der Bühne, der Soundcheck für 1x Gitarre, 1x Bass mit Gesang und 1x "Minimaldrums" (Bass, Snare, HiHat, Ride, eine Standtom, zwei Hängetoms) sollte doch fix gehen.
Ja, am Arsch die Räuber!
Fast 1 1/2 Stunden lang wird der "Testsong" gespielt. Immer wieder gibt es was zu meckern.
"der Monitor klingt dumpf. Nein... Nein... Immer noch... "
"Kann ich den Gesang mit mehr Höhen kriegen?"
"Irgendwie geht vor der Bühne das Schlagzeug unter.. "

Um 18:50 Uhr gehen sie mies gelaunt "Muss ja jetzt so passen.". von der Bühne und Tontechniker kommt zu euch.
"Ja... Mit dem Umbau jetzt und so... Haben wir ja nachher gar keine Zeit mehr für nen richtigen Soundcheck. Ich mach das dann während eures ersten Songs.".

Weil ja bekanntlich der erste Song auch gar nicht so wichtig ist...
 
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