Nervosität beim Auftritt - nicht davor

Mir hat es geholfen mit einem imaginären Mittelfinger auf die Bühne zu kommen und den jeden zu zeigen .. imaginär versteht sich..
 
@wiesenforce
Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Mein ausgestreckter Mittelfinger (auch der imaginäre) ist für diejenigen reserviert, die mich mal kreuzweise können. Falls ich mein Publikum so in meiner Vorstellung 'begrüsse', dann sagt das wohl sehr viel über mich als Künstler aus, aus meiner Sicht jedoch wenig Positives.

Mein Publikum begrüsse ich mit einem dankbaren Lächeln. Ausgestreckte Mittelfinger gibts schon zur Genüge.
 
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Hmm, ist ja nur ne Hilfe. Ich denke jeder tick da anders. Den Tip hat mir mein Gesangslehrer vor der Aufnahmeprüfung gegeben. Da ist die Situation ja etwas anders. Dennoch hilfts mir manchmal. Muss ja nicht für jeden sein.
 
@wiesenforce
Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Mein ausgestreckter Mittelfinger (auch der imaginäre) ist für diejenigen reserviert, die mich mal kreuzweise können. Falls ich mein Publikum so in meiner Vorstellung 'begrüsse', dann sagt das wohl sehr viel über mich als Künstler aus, aus meiner Sicht jedoch wenig Positives.

Mein Publikum begrüsse ich mit einem dankbaren Lächeln. Ausgestreckte Mittelfinger gibts schon zur Genüge.
Jeder tickt halt anders. Ich lasse immer meine narzisstische Seite raus und denke mir "Ich stehe hier, ihr Flaschen da. Ich bin jetzt der Star. Als ob irgendwer so geil wäre wie ich." Ist ja fast wie der Mittelfinger und hilft.
Künstler sind ja durchaus als schwierige und narzisstische Mensche bekannt. Da finde ich solche Gedanken nicht verkehrt.

Und wäre ich nicht zu 110% von meiner Kunst überzeugt, dann würde ich gar nicht erst auf die Bühne gehen. Ich weiß das mein Zeug der neue heiße Scheiß ist. Aufgewärmte Reste will niemand hören.
Ja, arrogantes Denken. Ob mein Zeug wirklich so geil ist? Keine Ahnung. Aber ich bin davon überzeugt und verkaufe es dann auch so dem Publikum.
 
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Ich lasse immer meine narzisstische Seite raus und denke mir "Ich stehe hier, ihr Flaschen da. Ich bin jetzt der Star. Als ob irgendwer so geil wäre wie ich."

Und wäre ich nicht zu 110% von meiner Kunst überzeugt, dann würde ich gar nicht erst auf die Bühne gehen.

Ich kann auch zu 110% von meiner Kunst überzeugt sein und trotzdem Respekt vor meinem Publikum zeigen. Denn wenn mir der Veranstalter am Schluss des Gigs das Geldbündel an Gage in die Finger drückt, so kommt der Lohn doch schlussendlich vom Publikum. Danke, liebes Publikum.

Wenn ich das Publikum in meiner Vorstellung heruntermachen muss, um mich dadurch sicherer zu fühlen, dann sollte ich meine Set-Vorbereitung etwas überdenken. Solch ein Gebahren sagt nämlich sehr viel über mein Selbstwertgefühl aus.

Man muss doch keine Wand der Aggression zwischen sich und dem Publikum aufbauen, um mehr Leistung zu bringen. Im Gegenteil! Seht es doch so: Das Publikum besteht aus Menschen, wie ihr es seid. Wie ich es bin. Diese Menschen freuen sich auf eine musikalische Darbietung und verzeihen Fehler.

Aus eigener Erfahrung aus vielen Auftritten: An die Fehler während dem Set erinnert sich eine halbe Stunde nach Konzertende bereits kein Mensch mehr.
 
Ich glaube mit dem imaginären "ihr könnt mich alle mal" ist nicht gemeint, das Publikum runterzumachen, sondern eher nach dem Motto "wer Fehler findet, darf sie behalten". Und dass die Reaktionen des Publikums die Stimmung auf der Bühne nicht versauen (sollen), z.B. durch Buh-Rufe. Das ist dann das Problem des Publikums, wenn sie die Musik nicht mögen.
 
Aus eigener Erfahrung aus vielen Auftritten: An die Fehler während dem Set erinnert sich eine halbe Stunde nach Konzertende bereits kein Mensch mehr.
Wenn sie dem Publikum überhaupt auffallen. Ich kann mich an manche Fehler noch 26 Jahre später erinnern. Aber bei dem Gig haben das damals glaub ich nicht mal meine Bandkollegen mitbekommen. :D

Aber wir schweifen ab, denn wie ich das verstehe geht es ja nicht um Auftritte als Set, sondern um die musikalische Begleitung bei Zeremonien, wie Hochzeiten, Taufen etc... Und da hat man tatsächlich keinen zweiten Song, mit dem man die Schwäche des ersten Songs ausbügeln kann. Nicht direkt hintereinander.
Ich hab in meiner Jugend auch solche Auftritte gehabt - im Gegenzug für den Proberaum im Pfarrkeller hab ich in der Pfarrband gespielt. Allerdings waren wir da zu viert, damit ist die Last des "Versagens" nicht auf einem einzelnen gelegen. Nervös war ich da eigentlich auch nicht - wir haben jede Woche geprobt und bei Gottesdiensten und anderen Feierlichkeiten haben wir uns zwischen den Liedern auf die Zeremonie konzentriert. Allerdings hat uns sehr geholfen, dass wir immer mit dem gleichen Pfarrer gespielt haben, der kannte uns ja und konnte damit auch "peinliche" Situationen ausbügeln. Und die gab es durchaus. Falsches Lied zur falschen Zeit, zwei verschiedene Lieder von vier Leuten gleichzeitig gespielt...

Darum eben noch mal mein Tip an @Yve73: wenn du nervös bist, sprich mit dem "Zeremonienmeister" (Priester). Und sei es nur unverfänglich den genauen Ablaufplan noch mal durchgehen, damit du dich geistig total darauf einstellen kannst und dann beim spielen keinen Druck verspürst.
 
Es gab ja schon viele gute Tipps, wie du die Nervosität mittelfristig in den Griff bekommst.
Hier vielleicht noch eine kurzfristige Lösung: Such' dir Hilfe. :)
Ich meine damit einfach einen zweiten Gitarristen, der mitspielt. Das verteilt die Last, auf dein Gitarrespiel kommt es nicht so an, ihr könntet mit 2 Gitarren tolle Arrangements machen und du übst weiter die Livesituation. Nachteil: Deine Stütze möchte sicher einen Teil der Gage ;-)
 
Ich kann auch zu 110% von meiner Kunst überzeugt sein und trotzdem Respekt vor meinem Publikum zeigen. Denn wenn mir der Veranstalter am Schluss des Gigs das Geldbündel an Gage in die Finger drückt, so kommt der Lohn doch schlussendlich vom Publikum. Danke, liebes Publikum.

Wenn ich das Publikum in meiner Vorstellung heruntermachen muss, um mich dadurch sicherer zu fühlen, dann sollte ich meine Set-Vorbereitung etwas überdenken. Solch ein Gebahren sagt nämlich sehr viel über mein Selbstwertgefühl aus.

Man muss doch keine Wand der Aggression zwischen sich und dem Publikum aufbauen, um mehr Leistung zu bringen. Im Gegenteil! Seht es doch so: Das Publikum besteht aus Menschen, wie ihr es seid. Wie ich es bin. Diese Menschen freuen sich auf eine musikalische Darbietung und verzeihen Fehler.

Aus eigener Erfahrung aus vielen Auftritten: An die Fehler während dem Set erinnert sich eine halbe Stunde nach Konzertende bereits kein Mensch mehr.
Mein Selbstwertgefühl ist nicht überheblich. Ich verkaufe es nur so. Für Kritik bin ich auch immer offen. Auch verachte ich das Publikum nicht. Es ist einfach meine Art mich locker zu machen.
Du findest es blöd wenn man so dem Publikum gegenüber steht, ich finde es ein No-Go vor dem Auftritt Alkohol zu trinken. Wer erst mit Alkohol locker wird hat Probleme.
 
@Vetinari
Bezüglich Alkohol sind wir uns uns einig. Keine bewusstseinslähmende Substanzen vor dem Gig. Das Publikum hat es verdient, den Künstler in bestmöglicher Verfassung zu erleben. Dafür wird schliesslich auch bezahlt...und bei kostenlosen Gigs stehlen wir dem Besucher zumindest einen beträchtlichen Teil seiner kostbaren Zeit.

Locker wird man nicht durch Alkohol, sondern durch die Gewissheit, perfekt vorbereitet zu sein.
 
Das sind die Kernaussagen von jemandem, der seit gut 20 Jahren singt. Natürlich ist man da viel sicherer, wenn auch trotzdem nervös. Dann wäre ich erst in 15 Jahren mit der Gitarre so weit....
Ich spiele theoretisch seit fast 40 Jahren Gitarre und Klavier und singe "erst" seit 34 Jahren, trotzdem würde ich mich als Sänger auf jede Bühne der Welt stellen, während ich Gitarre in der Öffentlichkeit nur "am Lagerfeuer" o.ä. spiele. Mit Klavier bin ich nur einmal privat im kleinen Kreis aufgetreten (ohne Gesang) als Begleitung für eine 12 jährige Violinistin. Ich bin als Instrumentalist einfach zu schlecht. Das geht soweit, dass ich teilweise im Gesang abbaue weil zuviel Konzentration für das Instrument draufgeht. Spielen und Singen gleichzeitig ist für mich eine dreifach Belastung der Konzentration: das Instrument, der Gesang und die Koordination von beidem. Ich habe einen Höllenrespekt vor Leuten die beides gleichzeitig können.

Ich könnte mir vorstellen, dass deine Nervosität mit einem Begleitmusiker, also wenn du dich auf den Gesang konzentrieren kannst geringer wäre.

LG Robert
 
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Zumindest einen Versuch wär's wert! :great:
 
Die Songs müssen ganz einfach sitzen, ohne dass du ständig in Sorge sein musst dich auf dem Griffbrett zu verirren. Mehr üben = mehr Sicherheit = weniger Grund zur Nervosität.
@Yve73 : Noch ein Gedanke zum Thema Üben: Übst du die Songs auch in der gleichen "Situation" wie beim Auftritt? Zum Beispiel: du übst die Songs zu Hause im Sitzen, mußt aber beim Auftritt stehen. Gitarre aufgelegt und Gitarre am Gurt hängend fühlt sich anders an. Oder: zu Hause übst du ohne Mikro, beim Auftritt muß du aber mit Mikro singen und der Mikroständer versperrt dir ein bisschen die Sicht auf die Gitarre, oder die Noten/Textblatt oder, oder, oder ...

Da fällt mir tatsächlich noch eine Situation ein wo ich im Bandkontext singen und Bassgitarre spielen mußte. War eigentlich eine lockere Sache, aber doch so um die 300 Zuschauer. Ich habe erst denn Bass geübt bis das auswendig ging, dann Gesang bis auswendig (Text und Melodie), dann beides zusammen. In der Endphase hab ich mich sogar hinter einen Mikroständer gestellt, und so geübt. Das ging dann einigermaßen weil A) die Bassbegleitung simpel war und ich B) dreimal soviel Zeit für's Üben verwende habe als wenn ich nur gesungen hätte. Auf die Dauer wäre das nichts für mich.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Yve73 : Noch ein Gedanke zum Thema Üben: Übst du die Songs auch in der gleichen "Situation" wie beim Auftritt? Zum Beispiel: du übst die Songs zu Hause im Sitzen, mußt aber beim Auftritt stehen. Gitarre aufgelegt und Gitarre am Gurt hängend fühlt sich anders an. Oder: zu Hause übst du ohne Mikro, beim Auftritt muß du aber mit Mikro singen und der Mikroständer versperrt dir ein bisschen die Sicht auf die Gitarre, oder die Noten/Textblatt oder, oder, oder ...

Da fällt mir tatsächlich noch eine Situation ein wo ich im Bandkontext singen und Bassgitarre spielen mußte. War eigentlich eine lockere Sache, aber doch so um die 300 Zuschauer. Ich habe erst denn Bass geübt bis das auswendig ging, dann Gesang bis auswendig (Text und Melodie), dann beides zusammen. In der Endphase hab ich mich sogar hinter einen Mikroständer gestellt, und so geübt. Das ging dann einigermaßen weil A) die Bassbegleitung simpel war und ich B) dreimal soviel Zeit für's Üben verwende habe als wenn ich nur gesungen hätte. Auf die Dauer wäre das nichts für mich.

Sorry, hab Deine Antwort erst jetzt gesehen.

Ja, zuhause übe ich in der exakt gleichen Situation wie dann beim Auftritt erforderlich sind. Manchmal spiele/singe ich auf Barhocker, manchmal auf einem Sessel und auch das Mikro ist einmal so und einmal so. Ich baue mir das zuhause dann immer so auf, wie es dann sein wird (auch wenn z.B. vorab nur ein Lied eingespielt wird). Bin da sehr genau. ;)

Es hat sich jetzt auf jeden Fall schon verbessert mit der Nervosität. Ich habe gemerkt, dass ich mir in der Kirche leichter tu, weil da mehr "Show" drumherum ist, während im Standesamt ich die "Show" bin. ;)
 
Aber auch am Standesamt bist du “nur“ Teil der Show. Im Mittelpunkt steht ja hoffentlich das Brautpaar. ;)
 
Aber auch am Standesamt bist du “nur“ Teil der Show. Im Mittelpunkt steht ja hoffentlich das Brautpaar. ;)

Das ist klar! ;)

Aber ich bin die einzige Auflockerung, so meinte ich es.

Da ich ohnehin eher zurückhaltend bin, ist bei mir immer der Besungene im Vordergrund. :)
 

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