Blasorchester aufnehmen

bebob99
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OK, ich habe die FAQ gelesen, ich habe Diskussionen zum Thema bis ins Jahre 1492 zurück durchgearbeitet und mich mit den Links quer durch die Theorie gelesen. Eigentlich wollte ich keinen Master in Tontechnik machen, sondern "nur" etwas bessere Aufnahmen von unseren Konzerten.

"Wir" sind ein Blasorchester mit 30-40 Hobby Musikern und spielen von Klassik bis Big Band zwei Haupt Konzerte jährlich + Neben Quests.

Um meine eigenen Fortschritte am Saxophon (Späteinsteiger) besser zu kontrollieren hab ich mir ein kleines Zoom H1 angeschafft, das dafür ganz brauchbar ist. Weil das Ding schon da war, habe ich angefangen, das auch bei den Konzerten aufzustellen, damit wir eine Kontrolle der Performance haben (wer hat wo gepatzt...). Die Resultate waren brauchbar. Besser als die früheren "mein Cousin hat das mit dem Handy aufgenommen..." Einreichungen.

Brauchbar ist mir aber nicht mehr genug. Wir haben auch jährich Wertungs Spiele, bei denen ein Tontechniker eine Aufnahme macht und die ist immer deutlich "besser". Aber ich kann jetzt nicht definieren was genau da besser ist. Man hört mehr, es ist mehr wir live. Die hatten "irgendwelche" zwei Mikros auf einem hohen Stativ in "irgendeiner" gespreizten Anordnung. Bitte fragt mich nicht welche. Keine Ahnung. Nächstes Jahr kann ich fragen. Ich glaube aber, dass es "Stäbchen" waren. Ich weiß schon, das kann jetzt zwischen 10 uns 2000€ pro "Stäbchen" sein ;-)

Was ich bereits kapiert habe: ein XY Kleinmembran auf 8m Distanz aufgrund der geringen Stereo Breite wohl ist nicht so geeignet, dann währen zwei einzelne Mikros in ORTF, EBS, NOS... Anordnung wohl praktikabler. Die Seite hat mir sehr geholfen, obwohl es eine Weile gedauert hat zu verstehen, dass der "Stereo Bereich" nicht gleichbedeutend mit dem tatsächlichen, akustischen Aufnahmewinkel ist. Je weiter der Winkel, desto mehr Geräusche von hinten sind mit auf der Aufnahme. Das Publikum will ich ja eigentlich nicht mit drauf haben.

Ich habe mich auch quer gelesen warum Großmembran Mikros oder Kleinmembran oder (keinesfalls) dynamische, aber so richtig gefallen ist der Groschen noch nicht. Großmembraner sind inherent "lauter", Kleinmembraner können wasweißich. Der Eine sagt so, der andere so. :(

Wir werden keine CD machen und eigentlich ist es manchmal gar nicht so verkehrt, wenn man NICHT alles ganz transparent und genau hört ;-)
Dass ich Aufnahmen mache finden alle "ur super" solange ich das selber finanziere Wenn das Geld kostet, muss erst mal lange diskutiert werden, ob wir das überhaupt brauchen. Ich will also mit einem Stereo Paar auskommen. Keine Stütz Mikros, nichts extra für Schlagwerk oder mittendrin. Aufgenommen wird "wie gespielt". Es soll nichts beschönigt werden. Wenn also die Register Balance nicht stimmt, dann darf man das auf der Aufnahme hören. Es sollte aber auf der Aufnahme wenn möglich nicht falscher klingen als live.

Ich will jetzt keine Doktor Arbeit daraus machen, sondern mit möglichst geringem Aufwand möglichst weit kommen, denn wie es aussieht, wird das mein Privat Vergnügen. Seid also bitte zurückhaltend mit Vorschlägen die so richtig ins Geld gehen. Und wenn möglich sollte das auch geeignet sein, wenn ich mich mal daheim selbst mit dem Saxophon aufnehmen will.

Ich tendiere im Moment dazu, ein NT5 Stereo Paar anzuschaffen und die auf einem hohen Stativ in einer der verschiedenen Stereo Anordnungen ein gutes Stück hinter den Dirigenten zu stellen. Ich überlege auch, ob ich das vorhandene H1, an das ich (über eine stereo Miniklinke) angeblich externe Mikros anstelle der internen anhängen kann, als Aufnahme Interface weiter benutzen kann. Das wäre insofern praktisch, weil ich das dann einfach am Stativ fest mache. Eine Akku Ladung hält das ganze Konzert durch und ich hätte kein Geraffel und keine Kabel rum liegen.

Falls das nicht geht, muss ich lange Kabel anschaffen und am Boden verkleben, externes Interface (Focusrite?), Notebook, Stromversorgung und und und. Da ich selber mitspiele kann ich auch nicht einfach bei den Einspielprobe abmischen und einpegeln. Ich kann nur Pegel schätzen, starten und am Ende wieder stoppen. Dazwischen sitz ich auf der Bühne. An den besten Aufnahmepegel muss ich mich anhand der Aufnahme Schnipseln also häppchenweise im Nachhinein annähern bzw. interpolieren.

Aber wären dafür Großmembraner in der Preisklasse eines NT1a "besser". Würden die NT5 oder ähnlich überhaupt einen signifikanten Unterschied ausmachen, oder muss man da deutlich mehr investieren um das zu merken?
 
Eigenschaft
 
Hallo, bebob,

...da hast Du Dir schon eine ganze Menge Info zusammengetragen, da geht aber noch einiges ein wenig durcheinander. Ist nicht schlimm, wir versuchen mal, einen Haken dran zu machen ;)
Fangen wir mal an - gehe ich recht in der Annahme, es sollen recht brauchbare Konzertmitschnitte mit recht wenig Aufbau gemacht werden? Da bist Du mit Kleinmembranern richtig, bitte dafür die Großmembraner vergessen ;)
Das Zoom H1 ist schon ein ganz nettes Gerätchen, aber da es keine Anschlüsse für externe Mics bietet, die auch noch Phantomspeisung liefern, fällt es leider raus. Mit den Rode NT5 bist Du gar nicht schlecht beraten, die gehen auf jeden Fall. Da Du nicht unbegrenzt Geld ausgeben möchtest, rate ich Dir zu Line Audio CM3, Stück derzeit um 130 € - und klingt auch noch besser als das NT5 (beides schon probiert, die CM3 habe ich selbst). Als Recorder müßte dann etwas dazu, was die zwei Mics treiben kann.
Ich beschreibe Dir hier mal mein "kleines Setup", was mit wenig Aufwand wirklich gute Ergebnisse erzielt:


Dazu die CM3 (ich benutze allerdings bevorzugt als Hauptmikrofonierung Neumann KM184), das Ganze auf einer Stereoschiene


in AB-Anordnung. Die Mikrofone vermittels Stativ HOCH bringen, das ist wichtig! Ein einfaches Mic-Stativ bringt zuwenig Höhe, es dürfen gerne drei bis vier Meter sein. Standpunkt des Statives einige Meter (ausprobieren...) hinter dem Dirigenten, je nach eurer Aufstellung. Die Mics schauen dann schräg von oben ins Orchester hinein.

Statt des Tascam DR100-III kannst Du alternativ jeden Recorder nehmen, der Dir phantomgespeiste XLR-Anschlüsse bietet, ich schätze den DR100-III allerdings ob seiner sehr einfachen Bedienbarkeit, des guten Klanges und vor allem der Möglichkeit, eine Doppelaufnahme anzufertigen: So, wie von Dir ausgesteuert und noch mal 12 db leiser zur Sicherheit, dann hast Du auch eine Aufnahme, die was taugt, wenn Du die Hauptaufnahme zu "heiß" ausgesteuert hast oder ihr im Konzert einfach nochmal 'ne Schippe drauflegt und Du nicht nachregeln kannst.

Viele Grüße
Klaus
 
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Interessante Vorschläge. Das ist mal eine ganz andere Variante. Eine andere Richtcharakteristik und eine andere Mikrophonierung als meine bisherigen Recherchen. Über das CM3 bin ich bisher noch nicht gestolpert, über das KM184 schon ;-)

Der Tascam Rekorder ist natürlich gleich eine andere Liga als mein H1. Da muss ich erst mal lesen ob soviel Klimbim bei mir nutzbar ist. Technik soll man ja nicht unbedingt auf Vorrat kaufen, da sind die Innovationszyklen zu kurz. Die fehlende Phantomspannung an meinem Rekorder hab ich gleich mal verdrängt. Die ist also doch für was gut. Muss ich mal schauen, ob ich ein Upgrade machen kann und noch ein paar Euros am Gebrauchtmarkt drin sind.

Die AB Anordnung, damit die Publikums Geräusche hinter dem Mikro gedämpft sind? Mit den 35cm, die die Schiene bietet würde das 180° Aufnahmewinkel und 90° "Orchesterwinkel", also da wo sich das Stereo abspielt. Die gleichen 35cm mit 90° Winkel würden dann ziemlich genau einer EBS Anordnung mit Nieren Mics entsprechen, also 90° Aufnahmewinkel bei 90° Stereo Winkel.

Abgesehen von der Stereo Breite bei einem gewissen Abstand vom Orchester habe ich die Idee der verschiedenen Stereo Modi noch nicht verinnerlicht. Da hat wohl jeder sein heiliges Rezept. Gibt's irgendwas wo ich nachlesen kann, wann welche Variante welchen Vorteil ausspielen kann? Das müssten sie ja haben, sonst wäre es ja wieder irgendwie beliebig, noch dazu weil laut obiger Webseite ja auch beliebige andere Kombinationen von Winkeln, Abständen und Polardiagrammen gewählt werden können. Die paar wenigen haben sich aus irgend einem Grund gegenüber allen anderen doch bewährt.

Das passt jetzt nicht ganz dazu, aber ist es möglich, die Stereo Aufnahmen die ich jetzt schon habe zu "verbreitern"? Durch die XY Anordnung habe ich ja null Laufzeit Differenzen, da müsste man doch ohne Phasen Probleme auch beim Mischen noch was machen können, oder bin ich da auch wieder ganz auf dem Holzweg?

Ja, geht super / ja geht, bringt aber nicht viel / nein das wird nur blöder ?

Danke erstmal, da habe ich wieder was neues zu grübeln.

... wegen der Großmembraner. Die sind ungeeignet weil .. das ein Blasorchester ist / die Brillanz fehlt / man das so einfach nicht macht?
 
Hallo, bebob,

...ich schätze den Tascam DR100-III ja auch noch unter dem Gesichtspunkt, daß er eben kaum Schnickschnack dran hat, sondern eigentlich "nur" aufnehmen kann, das dafür excellent. Mein Bedarfsprofil ist halt nicht so, daß ich Gitarreneffekte oder ein Stimmgerät am Mobilrecorder brauche ;) Aber wer sowas unbedingt haben möchte, der wird halt bei anderen Geräten bedient. Ich habe auch den Vor-Vorgänger des DR100-III, den DR-100, jahrelang im Einsatz gehabt und er hat mich nie im Stich gelassen.
Eine Alternative zum DR100-III wäre aus dem Hause Tascam der DR-40, auch ein gutes Gerät:


Zur AB-Anordnung: Ich habe bei meinen Hauptzwecken, live-Recordings im Klassikbereich, festgestellt, daß das für mich meist besser klingt als ein XY. Auch Groß-AB, das sind einige Meter Abstand, habe ich schon versucht (Orgelaufnahmen...). Publikumsstörgeräusche bekommst Du mit der AB-Anordnung nicht raus... mir haben auch schon manche Zuhörer mit Jacken mit Klettverschlüssen die eine oder andere Aufnahme zerschossen. Ritsch-ratsch, ritsch-ratsch... :(
Wenn Du ein Konzert aufzeichnest, hast Du Publikumsgeräusche drin, das ist praktisch unvermeidlich. Außer es wäre ein extrem diszipliniertes Publikum - habe ich mal bei einer höchst amtlichen Klassik-CD-Produktion erlebt (Händel: Alexanderfest, mit dem Sinfonieorchester Aachen), bei der ich als Chorsänger mitwirken durfte. Die CD wurde live im Konzert aufgenommen und große Schilder wiesen das Publikum darauf hin. Es war gespenstisch - KEIN Muckser aus dem Zuhörerraum... ;)

Das mit den Mikrofonanordnungen ist so eine Sache, denn es gibt dermaßen viele davon... in gutklingenden Räumen habe ich auch schon Faulkner oder Blumlein versucht, außerdem läuft mittlerweile meistens neben der AB-Hauptmikrofonierung auch noch eine M/S mit (...die mir manchmal besser gefällt).
Eine ganz gute Zusammenstellung verschiedener Mikrofonanordnungen nebst deren Vor- und Nachteilen ist in folgendem Buch enthalten:


Außerdem hast Du Dir mit der Seite von Eberhard Sengpiel eine der besten Informationsquellen bereits erschlossen ;) Leider wird sie nicht mehr weiterentwickelt, da Sengpiel (der übrigens mehrfacher Grammy-Preisträger war und einen Lehrauftrag innehatte) leider vor einigen Jahren verstorben ist.

Zum Verbreitern bestehender Aufnahmen: Laß es besser... es gibt zwar Plugins, die das hinbiegen, aber auf Kosten von Phasenauslöschungen etc. etc.
Da wäre die M/S-Mikrofonanordnung eine Lösung, denn durch die Verwendung einer Kugel und einer Acht sowie die Matrizierung der Spuren kannst Du im Nachhinein in weiten Maßen die Stereoabbildung beeinflussen...

Zu den Großmembranern: Nirgendwo steht, daß die ungeeignet sind ;) - erlaubt ist, was gut klingt. Kleinmembraner haben in der Theorie den Vorteil. ob ihrer kleinen, schnellen Membran Impulse wesentlich sauberer übertragen zu können und natürlicher zu klingen als Großmembraner, bauartbedingt besteht aber die Gefahr höheren Rauschens (...muß aber nicht so sein). Großmembraner haben oft einen Eigenklang, was auch mit eben der größeren Membran und gewissen Verzerrungen zu tun hat, der sehr erwünscht sein kann, aber nicht sein muß.

Ich habe - lange ist's her - auch schon live-Mitschnitte mit Brauner Phantom AE gemacht, und die waren auch sehr zufriedenstellend. Abgekommen bin ich davon, weil in der Praxis Kleinmembraner durchaus noch einen weiteren Nutzen haben: Sie sind klein und leicht... zwei schwere Großmembraner ohne wirklich stabiles Stativ in 4 m Höhe zu bringen, ist mechanisch leichtfertig, da muß schon ein stabiles, großes Overheadstativ her. Kleinmembraner finde ich da nciht ganz so kritisch... Weiterhin: Wenn man Stützmikrofone benötigt, dann ist im klassischen Bereich jeder dankbar, wenn nicht alles voller dicker Stative mit Großmembranern steht ;)

Viele Grüße
Klaus
 
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Großmembraner haben oft einen Eigenklang
Ich hab da lange Diskussionen gelesen, warum Mic X der Stimme einen so goldenen Ton verleiht - weil bei yy Hz ein kleiner Knubbel irgendwas stärker betont. Aber das ist doch mit einem schmalbandigen EQ, gerade am PC in der Nachbearbeitung oder sogar live als VST genauso machbar und kostet keine 1000€. Da ist mir ein topfebener Frequenzgang doch viel lieber.

Ich habe die ganze Zeit jetzt nach dem CM3 Mikro gegoogelt. Gibt's nicht überall und auch nicht immer lagernd, aber noch keiner hat geschrieben, es wäre Mist. Das behalt' ich mal im Auge. Es hat mich echt neugierig gemacht.
 
Hallo, bebob,

Ich hab da lange Diskussionen gelesen, warum Mic X der Stimme einen so goldenen Ton verleiht - weil bei yy Hz ein kleiner Knubbel irgendwas stärker betont. Aber das ist doch mit einem schmalbandigen EQ, gerade am PC in der Nachbearbeitung oder sogar live als VST genauso machbar und kostet keine 1000€

...mit dem "Eigenklang" bewegt man sich natürlich schon teilweise im Bereich Geschmacksfragen (vor allem in den oberen Preisregionen), schlimmstenfalls auch Voodoo, wie die vielbwschworene "Röhrenwärme". Und: Nein, man kriegt zwar vieles, aber nicht alles mit einem EQ hin. Aus meinen alten Audio Technica AT4035 kann ich mit keinem Mittel der Welt ein Neumann U87 nmachen :D
Und die CM3 bekommst Du am einfachsten über den link, den ich gesetzt habe - dieses Studio ist der Deutschlandvertrieb. Du bestellst einfach per mail...

Viele Grüße
Klaus
 
Außerdem hast Du Dir mit der Seite von Eberhard Sengpiel eine der besten Informationsquellen bereits erschlossen
Ich habe mal versucht, mir da was heraus zu lesen. Da gibt's in den "Fragen zum Grundwissen 1" so eine tolle Sammlung "wie ist es richtig?" mit Halb- und Unwissen. Bei einigen Fragen hatte ich sogar eine Meinung dazu. Ein paar Vokabel konnte ich mir zusammen reimen. Spannend war die Seite mit den Lösungen:
Der intelligente Leser wird erkennen, dass es bei diesen Fragen nicht noch extra der Antworten von Sengpiel bedarf.
Ja danke. Ich bin also doof. Weiß ich auch. Wenn er schon schreibt, dass so viele "Experten" auch in Fachbüchern Schwachsinn schreiben, dann wäre es hier doch eine gute Gelegenheit gewesen, das gerade zu rücken. Stattdessen darf man sich anderswo erst mal einlesen, damit man dann in seiner Vorlesung erfährt, was man sich alles falsch beigebracht hat. Spricht nicht mit Leuten unter seinem Niveau.
Wenn der nicht schon tot wäre... :mad:

Ganz ehrlich, sowas verdirbt mir echt die Lust, mich überhaupt noch mit dem Thema auseinanderzusetzen. So ein %@&&!§§
 
Hallo, bebob,

...na, da muß ich Sengpiel ein wenig in Schutz nehmen ;) - ursprünglich waren diese Seiten für seine Studenten und für lupenreine Profis gemacht, daher auch die wirklich deftigen Prüfungsaufgaben. Wird vermutlich so ähnlich gedacht gewesen sein wie ein Skript des Professors, der die Vorlesung hält, also ergänzend, und vieles wird er in seinen Vorlesungen präzisiert haben.
Um uns kleine Hobbyuser ohne Tonmeisterausbildung ging's da wohl kaum. Ich blättere da trotzdem gerne durch, irgendwas bleibt immer hängen und auch für uns Amateure ist genug dabei. Tatsache trotz allem: Man muß selbst in der Praxis probieren und mit seinem Equipment üben, das ist halt wie mit einem Musikinstrument ;)

Viele Grüße
Klaus
 
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@Basselch
Du scheinst hier wohl die meiste Erfahrung mit den CM3 Mikros zu haben. Die sind verglichen mit anderen doch eher leise. Kann man davon ausgehen, dass ein "normales Interface" mit einem "normalen Mic Verstärker" damit klar kommt? Im Orchester knallen sie bei der Aufführung schon immer noch 20% drauf, das liegt aber meist daran, dass man im großen Saal eine ganz andere Eigenwahrnehmung hat und man versucht ist, so laut zu spielen, dass man sich selber noch anständig hört - was lauter ist als bei den Proben und dafür sorgt, dass sich die anderen noch weniger hören und deshalb lauter spielen müssen ...

Aber dann sind wieder 8 Takte nur Flöte Solo oder das ppp wird wie durch ein Wunder wirklich von allen so gespielt wie der Kapellmeister das monatelang wollte. Ich muss mit dem Mikro aber nicht das Geräusch aufnehmen, das Gras beim Wachsen erzeugt.

Muss ich also eher damit rechnen die Vorverstärkung bis zum Anschlag zu drehen und Rauschen zu riskieren, oder ist es eher so dass "Blasmusik Kapelle" auch in leisen Passagen laut genug ist und ich eher mit zu hohen Pegeln rechnen muss? Mein Zoom konnte ich auf 60-70% aufdrehen ohne dass die Musik geclippt wurde und hatte unten rum noch Raum um die leisen Stellen aufzunehmen. Beim Applaus hat's aber regelmäßig überschlagen, weil es immer sehr nah an den Sitzreihen war.
 
Hallo, bebob,

Du scheinst hier wohl die meiste Erfahrung mit den CM3 Mikros zu haben.

...danke für die Blumen, aber ich bin nicht der einzige, der sie fast im Dauereinsatz hat... ;)
Zu Deinem Dynamikproblem: Es ist richtig, die sind einen Zacken leiser. User whitealbum, der ein sehr gutes Review zu den CM3 verfaßt hat, nennt bei seinem "Vergleichs-Mikrofonpark" um die 10 db und spricht aber auch von erfreulich geringem Rauschen (...falls Du sein Review noch nicht gelesen haben solltest, habe ich es verlinkt).
Meine eigenen Praxiserfahrungen gehen in dieselbe Richtung. Betrieben habe ich die CM3 bislang an folgenden Interfaces: MotU 896/III, RME Fireface UFX und Tascam DM3200 (Digitalpult), ferner am RME Octamic II als Preamp. Außerdem am Mobilrecorder Tascam DR100 und DR100-III. Es ergab sich, daß wie beschrieben tatsächlich der Gain weiter aufgezogen werden muß, bei den von mir benutzten Geräten fiel die MotU 896/III mir da eher negativ auf, da deren Preamps nicht die rauschärmsten sind. Relativierend hierzu: Was ich da als leicht störend empfand, wurde von anderen, auch von geübten Hörern, nicht so wahrgenommen. Ebenso nicht ganz das Gelbe vom Ei: Die Mic-Ins des DR-100, wobei dieser Recorder schon zwei Generationen Nachfolger hat. Beim DR100-III habe ich keine Beschwerden. Meine Vergleichsmikrofone hier waren Neumann KM184, Oktava MK012 und Beyerdynamic MCE530...

Eingesetzt werden die CM3 bei mir durchaus in einem Dynamikbereich, der von ppp bis zum "Mahler-Forte" ffff geht. Probleme damit, daß extreme Piani verrauscht wären, hatte ich bislang ausschließlich, wenn ich die 896/III oder den DR100 weit hochziehen mußte, sonst nicht. Da habe ich live viel, viel mehr Probleme mit raschelnden Kunstfaserjacken, Klettverschlüssen, Türenschlagen in Kirchen und dem üblichen Husten aus dem Zuschauerraum.
Ach ja - und natürlich übersteuert bei mir der Applaus auch schon mal... was aber bei dieser Geräuschkulisse ohnehin nicht auffällt ;)

Viele Grüße
Klaus
 
Kann man davon ausgehen, dass ein "normales Interface" mit einem "normalen Mic Verstärker" damit klar kommt? Im Orchester knallen sie bei der Aufführung schon immer noch 20% drauf, das liegt aber meist daran, dass man im großen Saal eine ganz andere Eigenwahrnehmung hat und man versucht ist, so laut zu spielen, dass man sich selber noch anständig hört - was lauter ist als bei den Proben und dafür sorgt, dass sich die anderen noch weniger hören und deshalb lauter spielen müssen ...

Aber dann sind wieder 8 Takte nur Flöte Solo oder das ppp wird wie durch ein Wunder wirklich von allen so gespielt wie der Kapellmeister das monatelang wollte.

In der von Dir beschriebenen Situation wird der Dynamikumfang am Ort der Mikrofone auch kaum mehr als maximal 60 dB betragen. Dabei gehe ich von einem Maximalpegel von 110 dB SPL im fff und 50 dB SPL im ppp aus. Wahrscheinlich ist der Dynamikumfang aber deutlich weniger, denn für 50 dB SPL im ppp muss das Publikum schon sehr, sehr leise sein und die Flöte muss ja immer noch zu hören sein und 110 dB SPL an den Mikros wären schon fast ein "Höllenlärm" im Saal. 40-50 dB realen Dynamikumfang halte ich schon für vergleichsweise ambitioniert.
Die erwähnten Dynamikumfänge sollten aber für den Tascam DR100 MKIII und die CM3 kein Problem sein. Ich denke, dass Du damit im Rahmen dessen, was man mit nur zwei Mikrofonen einfangen kann, hervorragende Ergebnisse erzielen kannst unter guten Bedingungen (vor allem die Raumakustik betreffend).
Für bessere Ergebnisse braucht man Stützen und landet dann schnell bei 10,16 oder mehr Kanälen. Der Aufwand würde also rasch und überproportional ansteigen in jeder Hinsicht.

Kleinmenbran-Mikrofone haben eben wegen des kleineren Membrandurchmessers üblicherweise einen ebeneren Frequenzgang als Großmembranen. Aber vor allem ist ihr Polardiagramm ausgeglichener, d.h., dass ihr Richtdiagramm über den Frequenzbereich viel besser erhalten bleibt als bei Großmembranen. Eine Niere ist dann nicht nur bei 1000 Hz eine Niere (der üblichen mittleren Bezugsfrequenz), sondern bei 50, 100, 5000, 10000, 15000 Hz usw. (Betonung auf "ausgeglichener", perfekte, "ideale" Mikrofone gibt es praktisch nicht.)
Dagegen sind GM-Mikrofone üblicherweise viel unausgeglichener: wenn sie bei 1000 Hz eine schöne Niere zeigen, können sie bei 50/100 Hz durchaus eine Kugel sein und nach oben hin immer gerichteter werden, bis zur Super-Niere oder sogar Keule.
Bitte bei tieferem Interesse einfach mal die Polardiagramme in den Datenblättern studieren.

Für ein Stereo-Hauptmikrofonsystem sind aber gerade ausgeglichene Polardiagramme, also über den Frequenzbereich gut eingehaltene Richtdiagramme, sehr wünschenswert, da sich ansonsten die Stereoabbildung über den Frequenzbereich zu stark und vor allem auch unkalkulierbar ändern würde.

Koinzidenz-Mikrofonanordnungen (XY / MS) haben (praktisch) keine Laufzeitunterschiede, sondern nur Pegelunterschiede. Sie bringen eine sehr gute Mono-Kompatibilität (die heutzutage aber nicht mehr so bedeutsam ist), in der Regel eine gute Lokalisierbarkeit aber wenig bis keine Räumlichkeit.
Reine AB-Mikrofonie (nur Laufzeit-, aber so gut wie keine Pegelunterschiede) bietet dagegen eine gute und oft beeindruckende Räumlichkeit, die Lokalisierbarkeit leidet aber (der Klang kann sehr diffus werden) und die Mono-Kompatibilität ist schlecht bzw. nicht mehr gegeben.

Die Äquivalenz-Mikrofonanordnungen (ORTF, EBS, NOS usw.) verbinden Laufzeit- und Pegelunterschiede in unterschiedlicher Gewichtung je nach Abstand und Winkel. - sozusagen das Beste aus beiden Welten. Daher sind sie in der Anwendung unkritischer und bringen auch unter ungünstigeren akustischen Bedingungen noch brauchbare Ergebnisse. Richtig eingesetzt natürlich auch ohne weiteres hervorragende Ergebnisse.

Welche Anordnung man wählt (man kann ja anhand des Sengpiel-Rechenblattes alle möglichen Aufnahmewinkel ermitteln) hängt von der möglichen und sinnvollen Aufstellungs-Entfernung der Hauptmikrofone ab. Da spielen die Ausdehnung des Klangkörpers und der Hallradius des Raums eine entscheidende Rolle, aber auch manchmal (und allzuoft) so profane Dinge wie das Verbot, das Mikrofonstativ zwischen die Publikumsreihen zu stellen.

Sengpiels EBS-Anordnung (die ich grundsätzlich sehr empfehlen kann - der Abstand der Kapseln beträgt aber nur 25 cm) muss natürlich so aufgestellt werden, dass der Aufnahmewinkel von 90 Grad tatsächlich auch mit der Ausdehnung des Orchesters in der Breite überein passt. Kann ich das Stativ nicht passend aufstellen, weil eben dieser Punkt nicht erlaubt ist, oder weil in einer sehr halligen Akustik die Mikrofone dann schon zu weit jenseits des Hallradius stehen würden (und die Aufnahme verwaschen klingen würde), dann muss ich halt näher ran und z.B. eine Anordnung auswählen, die 120 Grad Aufnahmewinkel (bzw. der entsprechend passende Wert) bringt.
 
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Jetzt habe ich mich noch einmal mit meinen Mitschnitten bzw. den Mitschnitten des Tontechnikers bei unseren Wertungsspielen, die so viel besser klingen wie meine beschäftigt. Die Konzerte kann ich ja nicht noch einmal aufnehmen, aber vielleicht neu abmischen.

Ich habe ein paar Tools wie den Reaper und dazu einen guten Satz Plugins, mit denen man den Klängen auch analytisch auf den Zahn fühlen kann. Eines davon ist ein Goniometer und von iZotope habe ich auch einen tollen Analyzer.

Wie erwartet zeigt das Goniometer bei meiner XY Aufnahme eine schmale senkrechte Ellipse und wenig Stereo Gefühl.

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Die gleiche Aufnahme vom Profi zeigt im Schnitt eine eher kugelförmige Verteilung der Punkte.

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iZotope macht ein schönes Polar Level Diagramm davon:

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Wenn ich zwischen meine Aufnahme und den Analyzer noch den "Open Ambience Spatial Enhancer" stecke und ein wenig an den Parametern drehe, sieht mein Goniometer Bild ebenfalls kugelig aus und auch das Polar Diagramm sieht so dreiblättrig aus.

In den Ohren macht es "Ahh, Raumklang!" und für mich als Laie ist das vom Hörgefühl schon viel näher an der Vergleichs Aufnahme. Der Qualitätsunterschied in der Aufnahmekette ist natürlich schon noch zu hören.

Der studierte Tontechniker schlägt wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammen, weil das so unnatürlich klingt, aber ich wollte mal sehen was geht und wie sich das anhört.

Ich habe vergleichsweise noch ein paar Aufnahmen von klassischen CDs auf die gleiche Art begutachtet und bei vielen sind diese seitlichen Keulen sichtbar, bei einigen nicht. Letztere klingen wieder viel zentrierter und haben eine eher hochstehende Ellipse im Goniometer, wenn auch merklich breiter als meine. Hört sich dann eher wie Kammermusik an.

Wenn ich das Bild richtig verstehe, ist der mittige Bereich der "phasensichere" und die Seiten Teile sind aus der Phase. Da die drei Teile relativ gut voneinander getrennt sind und nicht kontinuierlich ineinander übergehen vermute ich, dass diese Phasen Anteile wie bei meinem Filter nachträglich künstlich verbreitert wurden, oder sehe ich das falsch?

Dann hätte der Tontechniker am Sound mächtig gedreht, bevor er so schön immersiv klingt und bei etlichen Profi Aufnahmen wäre das ähnlich. Es wäre dann jedenfalls kein Wunder, wenn meine unbehandelte Aufnahme im Vergleich dazu ein wenig dünn klingt.

Das iZotope Bild ist übrigens aus einer Aufnahme des Blumenwalzers von den "Bonn Classical Philharmonics", der sich ziemlich ätherisch anhört.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann schon sein, dass bei einer Aufnahme des Blumenwalzers von den "Bonn Classical Philharmonics" jemand an irgendwelchen Reglern gedreht hat, um einen "ätherischen" Sound zu kreieren. Der Blumenwalzer von Tschaikowski gehört zu den populärsten Repertoire-Stücken aus der Klassik und Stücke dieser Art werden gerne klanglich zu einer Art "Klassik-Pop" aufgepuscht bzw. aufgeblasen um den Liebhabern der "Klassik-Schlager" besonders gefällig in den Ohren zu klingen.

Einen Stereo-Enhancer braucht es aber nicht, um eine gute Räumlichkeit zu erreichen und bei entsprechend guter Akustik und Aufnahmetechnik und -konzept sieht die Aufnahme auf dem Goniometer (respektive "Stereo-Sichtgerät") ebenso "schön" aus.
Typischerweise liegt die ellipsenförmige Fläche quer, wenn mit der Stereobreite arg übertrieben wird (oder verpolte Anteile im Signal sind, z.B. bei einem verpolten Kabel eines Stützmikrofons oder Phasen-Auslöschungen aufgrund erheblich falsch aufgestellter/ausgerichteter Mikrofone).
Steht die ellipsenförmige Fläche senkrecht und dehnt sich auch (im statistischen Mittel) stets zu einer schönen Ellipse aus, sollte das Stereo-Signal klanglich o.k. sein, vor allem hinsichtlich der Auffüllung der Stereobasis.

Wird die Fläche statistisch schon zur Kugel, geht es schon in die Richtung des Übertreibens und der Klang kann dann zwar durchaus spektakulär räumlich erscheinen, wird aber schnell sehr diffus ohne jede Lokalisierung und Transparenz.

Das alles hat aber auch mit der Musik selber, ihrer Stilistik und der gewünschten Klangästhetik zu tun.

Eine Gregorianik-Aufnahme in einer sehr halligen Kirche kann sehr diffus klingen (mit dem entsprechenden Bild auf dem Stereosichtgerät) - und darf es aber auch.
Eine Solo-Geigen-Aufnahme der Bach-Partiten sollte das Instrument klar und gut gezeichnet abbilden, "Geigen-Kitsch" darf dagegen ruhig etwas verwaschen klingen. Ein Streichquartett von Haydn kann gerne trockener und direkter klingen als ein Streichquartett von Brahms. Usw., usw.

Insofern muss man aus all diesen Gründen die bildlichen Darstellungen eines Stereosignals gut interpretieren lernen um wirklich Informationen daraus zu ziehen und ggf. Fehler in der Aufnahme daraus abzuleiten.

Aber schlussendlich bleiben stets die eigenen Ohren - in Verbindung mit einer guten und möglichst konkreten Vorstellung vom gewünschten klanglichen Ergebnis - das beste "Mess"- und Interpretationsgerät um (s)eine Aufnahme zu beurteilen.
 
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Aber schlussendlich bleiben stets die eigenen Ohren - in Verbindung mit einer guten und möglichst konkreten Vorstellung vom gewünschten klanglichen Ergebnis - das beste "Mess"- und Interpretationsgerät um (s)eine Aufnahme zu beurteilen.
Da bin lch leider nicht wirklich das Maß der Dinge. Zum Einen habe ich beidohrig einen angeborenen Durchhänger in den Mitten, zum Anderen rechts nach einem Hörsturz einen Totalverlust ab dem viergestreichenen "a". Da verlasse ich mich lieber nicht zu sehr auf mein Gehör.

Insofern fehlt mir auch eine konkrete Vorstelleung davon, wie es klingen sollte. Selbst wenn ich mich an den Ergebnissen von Profis orientiere, "wie so etwas klingen soll", wird hier offenbar vielfach mehr gemacht als sinnvoll ist. Und auch das ist vermutlich je nach Tonigenieur, Zielgruppe und Zeitgeist anders. Ich höre zwar schon seit mehr als 50 Jahren Musik, habe mir darüber aber nie ernsthaft Gedanken gemacht. Das hat einfach funktioniert. Ich habe auch nie die angelieferten Musikstücke hinsichtlich ihrer Bearbeitung in Frage gestellt. Schon weil mir die Zusammenhänge überhaupt nicht bekannt waren. Zwei Ohren, zwei Lausprecher (oder ein Kopfhörer), zwei Kanäle = Stereo. Fertig. In der letzten Woche habe ich mehr Fremdwörter gelesen als mir lieb war und bei den meisten habe ich (noch) nicht die leiseste Vorstellung, was die bedeuten können.

Mir helfen also solche Faustregeln über die ersten Jahre der Aufnahmetechnik:
  • Wenn das Goniometer kugelig wird, ist es zu viel.
  • wenn man nachträglich am Stereo Panoramea schrauben will, ist XY brauchbar, weil ich hier im Rohsignal keine inhärenten Laufzeit Differenzen habe.
  • Orchester Aufnahmen mit nur zwei Mikros eher näher dran und sehr hoch aufbauen
  • Bei breiter Aufstellung der Klangquellen sind Kleinmembraner besser, weil sie weniger off-axis Verfärbung haben als Großmembraner.
  • Stereo für Kophörer ist wieder ganz anders als Stereo für Lautsprecher :-(
  • ...
Zumindest muss ich mich vermutlich nicht mit den Tücken des Nahbesprechungseffektes herum schlagen, wenn das Mikro 3m hinter dem Dirigenten steht.

Ich beginne aber zu verstehen, warum man mir auf meine Anftrage "Welchen Kleinmischer für Home Recording" geraten hat, erst mal Grundlagen zu lernen und dann ein richtiges Interface zu kaufen und keinen "Kleinmischer".
 
Da bin lch leider nicht wirklich das Maß der Dinge. Zum Einen habe ich beidohrig einen angeborenen Durchhänger in den Mitten, zum Anderen rechts nach einem Hörsturz einen Totalverlust ab dem viergestreichenen "a". Da verlasse ich mich lieber nicht zu sehr auf mein Gehör.
Das sind sicher nicht die besten Voraussetzungen. Allerdings hindern die von Dir beschriebenen Beeinträchtigungen nicht daran, Musik mit Genuss hören zu können. Da müssten die Gehörschäden tatsächlich noch deutlich gravierender sein.
Es kommt noch hinzu, dass unser Gehirn viele Beschränkungen bis zu einem gewissen Grad adaptieren kann. So könnte es sein, dass die erwähnten Senken in den Mitten zwar mess- und diagnostizierbar sind, praktisch aber keine nennenswerten Beeinträchtigungen mit sich bringen - zumal sie von Geburt an existierten.
Dann kommt noch hinzu, dass Hören an sich relativ ist. Hört jeder Mensch genau wie ich selber? Sicher nicht. Was ich damit sagen will, ist, dass Du trotzdem Aufnahmen wirst beurteilen können. Denn die von Dir gehörte Profi-Aufnahme, also quasi die "Referenz", gibt Dir ja einen bestimmten Höreindruck, den Du letztlich ohne weiteres mit Deinen eigenen Aufnahmen vergleichen kannst. Wenn es Differenzen gibt, solltest Du sie - auf Deine Weise - hören und nachvollziehen können.

Zwei Ohren, zwei Lautsprecher (oder ein Kopfhörer), zwei Kanäle = Stereo. Fertig.
Vom Endergebnis her betrachtet ist es auch so.
Faktisch muss man aber erkennen, dass es wohl keine professionelle, im Handel erhältliche Aufnahme eines größeren Ensembles bzw. Orchester gibt, bei der nicht zusätzlich zum Hauptmikrofonsystem noch Stützen zum Einsatz kamen. Da auf der CD aber immer nur das Stereo-Signal der fertigen Mischung enthalten ist, lässt sich daraus der tatsächliche Aufwand nachträglich nicht ermitteln (wenn es dazu keine weiteren Informationen im Booklet gibt, was meistens nicht der Fall ist).

Zumindest muss ich mich vermutlich nicht mit den Tücken des Nahbesprechungseffektes herum schlagen, wenn das Mikro 3m hinter dem Dirigenten steht.
Definitiv nicht :)!
Aber auch nicht mit dem nicht unerheblichen Aufwand, den Mehrkanal-Aufnahmen mit sich bringen, zuerst bei der Aufnahme (Transport, Aufbau, Abbau, Investitionen nicht zu vergessen), aber auch später bei Schnitt und Mischung.
Ein größeres Ensemble mit ´nur´ zwei Kanälen aufzunehmen, wird in aller Regel klanglich kompromissbehaftet sein. Dennoch sind auch so unter günstigen Bedingungen und guter Positionierung sehr zufrieden stellende Mitschnitte möglich. Und wenn man dann vergleicht, welchen Aufwands es bedarf, um die Aufnahme wirklich noch besser zu machen, dann darf man durchaus von einem optimalen Kompromiss reden.

Noch etwas zum Thema Stereo-Enhancer: Eine zu wenig räumlich bzw. ´monophon´ klingende, trockene Aufnahme würde ich zuerst mit nachträglichem Raumhall versehen. Meiner Erfahrung nach ist diese Vorgehensweise deutlich weniger kritisch flexibler und klanglich schöner als die künstliche Stereo-Verbreiterung.
 
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Was ich damit sagen will, ist, dass Du trotzdem Aufnahmen wirst beurteilen können. Denn die von Dir gehörte Profi-Aufnahme, also quasi die "Referenz", gibt Dir ja einen bestimmten Höreindruck, den Du letztlich ohne weiteres mit Deinen eigenen Aufnahmen vergleichen kannst. Wenn es Differenzen gibt, solltest Du sie - auf Deine Weise - hören und nachvollziehen können.
Das Problem mit den Mitten wurde relativ spät eher zufällig diagnostiziert. Wie Du sagst, ich kenne die Welt nicht anders. Ich scheine beim Nachjustieren aber gerne die Höhen etwas stärker zu betonen, als meine Mitmusiker/innen das gerne hätten.

Damit das nicht zu theoretisch bleibt: Terra Mystica (Thomas Doss), Konzert für Blasorchester

Diese Aufnahme wurde beim Wertungsspiel mitgeschnitten. Zwei Kleinmembran Mikros auf einem hohen Stativ.
Diese Aufnahme habe ich ein paar Tage zuvor selbst mit dem Zoom H1 aufgenommen. Da merkt man schon sehr, dass der Klang in der Mitte zentriert und distanziert klingt. Das geht sicher besser.

An den Fehlern feilen wir noch, es geht nur um die Aufnahme bzw. den Klang selbst ;-)

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Nachtrag: Beide Aufnahmen wurden im selben Saal gemacht. Beim Konzert war allerdings der Publikumsbereich voll, beim Wertungsspiel nur etwa zu einem Viertel belegt. Mein Mikro stand 3m weiter weg und sicher einen Meter niedriger. 2m hinter dem Dirigenten kommt der Pfahl im Konzert nicht gut. :-/
 
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Hallo, bebob,

Da bin lch leider nicht wirklich das Maß der Dinge. Zum Einen habe ich beidohrig einen angeborenen Durchhänger in den Mitten, zum Anderen rechts nach einem Hörsturz einen Totalverlust ab dem viergestreichenen "a". Da verlasse ich mich lieber nicht zu sehr auf mein Gehör.

...auch wenn das eine Beeinträchtigung ist - ich schlage da gerne in dieselbe Kerbe wie LoboMix, da kann durchaus das Gehirn in der Lage sein, noch eine ganze Menge auszugleichen. Du wirst bei intensiver Beschäftigung mit den Aufnahmen auch sicher hör-technisch weiter dazulernen.
Deine Hörbeispiele führe ich mir nachher mal auf der guten Abhöre zu Gemüte...

@LoboMix : "Du mußt 5 andere User bewerten, bevor Du..." Leider im Moment noch keine Kekse möglich...

Viele Grüße
Klaus
 
Ich habe das Stück vom Master noch einmal mit maßvoller Stereo Verbreiterung bearbeitet. Im EQ habe ich eine kleine Badewanne eingestellt um Bässe und Höhen um 5dB anzuheben, dort wo das Zoom anfängt etwas abzufallen, also unter 100Hz und über 8000Hz. Dürfte man kaum wahrnehmen.

Die Phasenfehler halten sich sehr in Grenzen, ich habe eine Goniometer Figur die etwa doppelt so hoch wie breit ist und in der Mitte scheint es mir auch nicht ausgedünnt.

Ist das zu viel? Für mich klingt's deutlich besser als die Rohaufname.
Terra Mystica (bearbeitet)
 
Leider habe ich, da unterwegs, gerade keine Möglichkeit, halbwegs vernünftig die Files abzuhören, deshalb kann ich jetzt nichts dazu anmerken.
Vom Zoom H1 würde ich nun wirklich nicht allzu viel erwarten. Es ist sehr günstig und man kann nette Sachen damit machen, aber ich würde es denn doch eher in die Kategorie "besseres Diktiergerät" einordnen.
Die XY-Anordnung liefert nun mal kaum bis gar keine Räumlichkeit, da beißt die Maus keinen Faden ab. Außerdem sind die Kapseln beim H1 soweit ich den Bildern entnehmen kann (ich hatte das Teil selber noch nicht in der Hand) wohl geringfügig widersinnig montiert. Da die Membranen sicher nicht ganz, ganz vorne an der Kapsel angebracht sind, sondern sicher ein wenig versenkt hinter einem Schutzgitter, steht die nach links schauende Kapsel etwas weiter rechts und umgekehrt. Somit gibt es Laufzeitunterschiede (wenn auch sicher nur sehr minimale), die den Pegelunterschieden in der Stereo-Information widersprechen. Wie gesagt, sicher nur ein minimaler Effekt und wahrscheinlich kaum hörbar (wenn überhaupt), aber man hätte es besser machen können.
Von den Frequenzgängen und dem Richt-Verhalten über den Frequenzgang hinweg darf man von diesen "Minis" auch nicht allzu viel erwarten.

Noch mal: mit dem Tascam DR100 MKIII und Mikrofonen wie z.B. diesen hier: https://www.thomann.de/de/haun_mbc660_l_pair.htm?ref=search_rslt_haun_256990_1, dazu hoch auf einem Stativ in einer vernünftigen Stereo-Äquivalenzanordnung wirst Du Aufnahmen machen können, die um Welten besser sind als die mit dem H1. Und die kein nachträgliches Herumschrauben an Stereo-Enhancern erforderlich machen.

Was Du zu der Überbetonung der hohen Frequenzen schreibst, berührt ein gar nicht so selten anzutreffendes Problem, vor allem bei allen denjenigen, die ursprünglich ein gutes Gehör hatten, dieses aber - meistens durch zu laute Beschallung - sukzessive seine Höhen-Empfindlichkeit eingebüßt hat. Da gibt es nicht wenige, die schon in jüngeren Jahren kaum noch über 8 KHz hinaus kommen und weniger. Für die Verständigung im Alltag reicht das noch völlig, wenn so jemand aber an einem Mischpult steht (oder eine Aufnahme mastert), dann wird er aus der Klangerinnerung heraus die Höhen schnell überbetonen. Mir ist schon mal so jemand am Mischpult begegnet. Es wurden zwar nur Reden verstärkt, aber die Höhen waren so stark geboostet, dass die Lautsprecher da oben schon übelst verzerrten, wahrscheinlich hatten die davon auch schon einen Knacks weg.

Wenn man diese Bereiche nicht (mehr) kontrollieren kann, dann ist es besonders wichtig, Mikrofone und ein Aufnahmegerät zu haben, auf deren möglichst gute Linearität man sich verlassen kann. Dann kann man im Zweifel besser später den EQ in diesem Bereich unangetastet lassen, - weil es eben gar nicht nötig ist, dort einzugreifen.
Vielleicht findet sich auch jemand, der mit Dir vertrauensvoll in die Aufnahmen hinein hört und der Dir dann eine seriöse Rückmeldung geben kann.

Ich selber höre noch hinauf bis rund 14,5 KHz, was für einen Mitt-Fünfziger durchaus sehr gut ist. Beim EQ in den Bereichen darüber hinaus etwas einzustellen kann ich mir im Grunde sparen. Ich könnte mir da zwar noch etwas einbilden, aber gewiss nicht mehr objektiv kontrollieren.
Das ist aber auch nicht so schlimm, da ich mir sicher sein kann, dass die meisten (erwachsenen) Menschen mit denen ich in Sachen Aufnahmen/Mitschnitte zu tun habe auch nicht weiter hinauf kommen mit ihren Ohren.
 
Zuletzt bearbeitet:
@LoboMix
Keine Angst, ich bin nicht beratungsresistent. :rolleyes:

Ich werde definitiv besseres Equipment anschaffen und mich weiter bilden. Ich habe ja schon viele gute Empfehlungen bekommen und hin und wieder kommt auch eines der besseren Interfaces oder Field Recorder am Gebrauchtmarkt an, was meinem Wunsch nach Kosteneffizienz etwas entgegen kommen würde.

Ich habe nicht vor, längerfristig weiter mit dem Zoom Konzerte aufzunehmen und in der DAW nachzurechnen, was das Mikro selbst nicht liefert. Ich habe aber aus der Vergangenheit schon eine Anzahl Aufnahmen, bei denen ich durch maßvolle Nacharbeit vielleicht noch was raus holen kann.

Die XY Stellung liefert auf die Distanz eben wenig Breite. Sie hat aber auch den Vorteil, dass praktisch keine Phasenverschiebung im Signal ist. Durch einfaches Verstärken der L/R Differenz kann also die Stereo Wahrnehmung gefahrlos verbessert werden. Zusätzlich ist es möglich, eine Phasenverschiebung nachträglich auf dieses Signal zu prägen, die Mikros also virtuell etwas auseinander zu setzen. Das ist natürlich nicht echt, aber andererseits nicht viel künstlicher als künstlicher Hall.

Aber zum kleinen Zoom: Die Kapseln stehen so, dass der Kreuzungspunkt knapp hinter dem Gitter ist. Falls die Membran wirklich noch 3mm tiefer wäre, reden wir hier von Laufzeit Differenzen von ~0.01ms oder einer Phasenverschiebung von 1% der Wellenlänge bei 1kHz. Das ist selbst bei 96kHz unterhalb der Quantisierungs Auflösung. Ich glaube, da braucht man schon sehr empfindliche Ohren um das zu hören. Andere Schwachstellen fallen da bestimmt eher auf, wie der nur grob angegebene Frequenz Verlauf und das völlige Fehlen aussagekräftiger Polar Diagramme, dass man es kaum anständig und erschütterungsfrei montieren kann, ...

Für das was es kostet leistet es allerdings sehr viel. Das kostet inklusive zwei Mikros, Vorverstärker, USB Interface und Recorder deutlich weniger als ein einzelnes der oben empfohlenen und ohnehin schon günstigen CM3 Mikros. Angeschafft habe ich das ja auch nicht für die Konzert Aufnahme, sondern für die Kontrolle meines persönlichen Übefortschritts. Nur wenn es schon da ist, habe ich es auch gleich für die Konzert Aufnahmen eingesetzt. Besser als ein Mitschnitt vom Handy ist das allemal. Davor hatten wir gar keine Aufnahme.

Aber Mensch ist halt unzufrieden. Kaum hat man was, ist's schon nicht mehr ausreichend. Ich muss nur aufpassen, dass ich mich da nicht zeitlich zu sehr rein steigere. Mein Tag ist auch begrenzt lang und eigentlich muss ich ja auch am Instrument üben.
 

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