minoruse
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Vorgeschichte
Auf der Musikmesse 2017 war der Bereich für E-Gitarren und Amps eher übersichtlich.
Diejenigen welche den Weg nach Frankfurt auf sich genommen haben, werden mir da Recht geben, denke ich.
Ein Produkt erweckte hat aber meine Neugier erweckt und nach einem sehr netten Kontakt mit dem Vertrieb und dem Produktspezialisten, bekam ich die Zusage, dass mir eines der Geräte zu einem ausgiebigen Test zugeschickt wird.
Ein herzliches Dank hierfür an den Vertrieb FACE, namentlich möchte ich hier Mario van Helden nennen und an Frank Fleckenstein, den Produktspezialisten von Positive Grid.
Unboxing
Der BIAS Head macht schon beim Auspacken einen imposanten Eindruck.
Gut, die Optik des Amp wird nicht jedermanns Geschmack treffen, da er etwas von der Aufmachung eines Röhrenradios von anno dazumal hat.
In Zeiten von künstlich gealterten Instrumenten trifft er aber rein äußerlich fürs Erste schon meinen Geschmack.
Ansonsten ein Gehäuse aus gebürstetem Aluminium und eine wertige Aufmachung.
Die ersten Pluspunkte hat er somit schon mal eingefahren.
Ein kleiner Kritikpunkt aber noch...die schwarzen Punkte als Markierungen auf silbernen Knöpfen bei einer schwarzen Grundplatte sind nur von der Nähe aus gut ersichtlich.
Die Front
Da sich der BIAS HEAD in erster Instanz als Verstärker versteht, gehe ich zuerst auf die untere Reihe der Regler an der Front des Amp ein.
Ganz links unten befindet sich der Input, danach kommen, wie bei einem „herkömmlichen“ Verstärker auch die Regler für Gain, Bass, Middle und Treble. Darauf folgt der Presence Regler, welcher die Endstufe noch mit etwas mehr Höhen füttert.
Nun kommt ein kleiner Schalter welcher es ermöglicht zwischen einer modernen und einer Vintage Auslegung der Endstufe zu schalten. Bei Hi-Gain Settings wird man also eher die aggressivere Modern Schaltung wählen, bei den Clean bis Crunch Settings die Vintage Variante. Natürlich alles für jeden Sound individuell speicherbar.
Der Master-Regler ist nicht nur für die Lautstärke gut, sondern simuliert zudem noch den Anteil der Endstufenverzerrung. Er interagiert quasi mit dem Gain-Poti und man kann mit diesen beiden Reglern bequem den Anteil der Vorstufen- und der Endstufen-Verzerrung des jeweiligen beeinflussen.
Ganz rechts unten findet man dann den Output Regler. Doch Vorsicht! Die interne Class D Endstufe leistet 600 Watt an 8 Ohm. Zuviel Panik muss man aufgrund dieser Leistungsangabe jedoch nicht haben. Meine 1x12er Rectifier Box mit einer Aufnahmeleistung von 90 Watt hatte bis zur Mittelstellung keine Probleme und es war schön laut ;-)
Durch die 600 Watt bietet sich der BIAS Head natürlich auch für den Einsatz als Bass-Amp an und auch dafür gibt es Presets.
Bisher ist alles wie bei allen anderen Amps auch. Was die Annäherung für den Digital-Laien erst mal einfach macht.
Kommen wir zur oberen Reihe und hier wird es dann interessant!
Ganz links befindet sich die Sektion zur Anwahl der Presets. Man hat die Auswahl zwischen folgenden Amp-Typen:
-Clean
-Glassy
-Blues
-Crunch
-Metal.
Zu jedem dieser 5 Typen hat man über den Model-Regler noch die Möglichkeit jeweils 5 Amps auszuwählen. Macht in Summe dann 25 Grundsounds welche der BIAS Head ab Werk zur Verfügung stellt. Das ist bereits eine große Anzahl. Natürlich gibt es Modelling Amps welche noch mehr Amp-Typen liefern, aber vornehmlich kommt es erst mal auf die Güte der Sounds an, also Qualität vor Quantität.
Die nächsten beiden Regler bieten die Möglichkeit in die Vorstufe einzugreifen. Regler 1 nennt sich Tube Stages. Hier hat kann man die extrem Einfluss auf die Verzerrung der Vorstufe nehmen. Insgesamt 5 Tube Stages lassen sich einstellen und bieten somit ein geniales Tool zur Kaskadierung der virtuellen Vorstufensektion.
Wem das noch nicht reicht, der hat zusätzlich mit dem Regler Distortion die Möglichkeit die Verzerrung der einzelnen Tube Stages nochmals feinfühlig anzupassen.
Ein Bright/Normal Schalter ist ebenfalls in diese Vorstufensektion integriert, um die Höhen bei Bedarf anzuheben oder eben abzusenken.
Ich möchte an dieser Stelle gleich erwähnen, dass ich die Tube Stage 1 bei allen fast allen Amp-Typen zu matt fand. Ab Tube Stage 2 blühen die Sounds dann auf, aber das entspricht nur meinem subjektiven Empfinden.
In meinen Augen stellt diese Preamp Abteilung das wirkungsvollste Werkzeug des BIAS Head dar. Hier lässt sich wirklich leicht und fein der Sound des Amp beeinflussen.
Die nächsten beiden Regler widmen sich der Endstufe des gewählten Amps.
Mit Topology kann man die Arbeitsweise der Endstufe beeinflussen. Es stehen Class A, Class A/B, Push/Pull und Solid State also Transistor bereit. Auch hier lässt sich ordentlich am Sound des Amp feilen. Der Regler Poweramp lässt dann noch die Einstellung der Endstufensättigung zu. Auch hier lassen sich schöne Schattierungen erstellen.
Als letzter Regler steht das Custom Poti bereit. Ab Werk lässt sich damit der Treshold des internen Noisegate einstellen.
Aber auch hier Vorsicht: Das Noisegate arbeitet sehr effizient, auch hier ist weniger eben mehr.
Der letzte Schalter ist dann für die interne Lautsprecher Simulation zuständig. Bei Verwendung einer externen Gitarrenbox schaltet man hier die Simulation einfach ab.
Die Rückseite
Auch auf der Rückseite des Bias Head findet man hauptsächlich die Anschlüsse vor, welche man von seinen eigenen Amps auch schon kennt. Die Line Ausgänge sind Stereo ausgeführt und sowohl als XLR und Klinkenausgang vorhanden. Ein Boxenausgang mit folgenden Leistungsangaben: 300 Watt an 16 Ohm, 600 Watt an 8 Ohm und mächtigen 850 Watt an 4 Ohm. Nach Rücksprache mit Positive Grid ist es jedoch möglich ohne weiteres den Amp an einer 1x12er Box mit Celestion V30 zu betreiben.
Die Endstufe ist anscheinend so aufgebaut, dass sie bei Überlastung des Speakers entgegenwirken würde.
Positive Grid berichtete nur von einem Defekt an einem Speaker. Ein Celestion Greenback mit 25 Watt bei Volllast der Endstufe....Na gut, dass fällt wohl unter selbst schuld.
Eine Class D Endstufe muss eben stärker ausgelegt sein, um im Livebetrieb gegen Drums oder andere Röhrenamps konkurrieren zu können.
Ansonsten findet man noch Midi Anschlüsse (IN, Out, Thru), zwei Footswitch Ausgänge, wobei Ausgang 1 mit IC2 Protokoll arbeitet und bei Ausgang 2 kann man handelsübliche Mono Fußschalter anschließen. Diese müssen vor Gebrauch aber erst mit dem BIAS Head kalibriert werden.
Weiterhin gibt es einen Effect Loop und natürlich einen Kopfhörer Ausgang.
Via USB kann man den BIAS Head mit dem Computer verbinden oder per eingebauten Bluetooth Empfänger mit I-Pad ohne I-Phone.
Hier kann man dann noch tiefer in die Möglichkeiten das BIAS Head einsteigen.
Das dazu benötigte Programm BIAS Amp wird kostenlos per Download Code mitgeliefert und funktioniert dann auch Standalone auf dem entsprechenden Computer.
Ein kleiner Schalter in der Utility Abteilung sei noch zu erwähnen. Hier kann man wählen ob das Signal parallel oder seriell ausgegeben wird.
Wenn man zum Beispiel live eine Gitarrenbox als „Monitor“ nutzt und zusätzlich das Signal mit Cabinet Simulation zum Mischpult schickt, wählt man hier die parallel Speaker Out Option. Der Boxenausgang gibt dann das Signal ohne Cab Sim an die Gitarrenbox raus.
...und wie klingt er nun?
Zuerst mal möchte ich erwähnen, dass Frank Fleckenstein von Positive Grid mir auf der Messe gerne die Funktionen des BIAS Head erklärt hätte.
....Hätte....weil ich dankend abgelehnt habe. Ich wollte wissen ob sich das Gerät auch einem kompletten Newbie intuitiv erschließt und da wären Vorabinfos einfach fehl am Platz. So nun ran an den Amp.
Die ersten Tage des Tests verbrachte ich mit den BIAS Head ohne ihn mit dem Computer zu verbinden. Ich wollte herausfinden ob er als Standalone Gerät funktioniert und brauchbare Ergebnisse liefert. Schließlich gibt es viele Gitarristen welche keine Lust haben ihren Amp mit dem Computer zu verbinden, um an ihm rumzudoktern.
Als Boxen habe ich alles von 1x12 über 2x12 bis 4x12 mit den Speakertypen V30, Greenback, Heritage und Black Shadow (Mesa) verwendet.
Abteilung CLEAN
Einfach mal den Amp-Type Regler auf Clean gestellt und Model 1 ausgewählt und ein paar offene Akkorde gespielt....Ernüchterung machte sich breit. Es klingt irgendwie matt.
Was nun, so kostspielig und so matt im Sound?
Dann habe ich einfach mal an dem Regler Tube Stages gedreht und was soll ich sagen, ab Tube Stage 2 blühte der Amp auf. Eine wahre Freude. Kann ja doch was, der BIAS Head!
Da ich ja keine Bedienungsanleitung gelesen und den Amp bis dahin nicht mit dem Computer verbunden hatte, war es erst mal ein kleines Quiz, welchen Sound er denn nun nachahmt.
Der Bias Head macht einem die Lösung aber recht einfach, derart gut sind die Sounds nachgebildet.
Egal ob offene Akkorde, Jazz oder Funk, bereits die zehn Presets der Amp-Types Clean und Glassy machen süchtig. Natürlich erzielt man hier ganz wie im Original die besten Ergebnisse über Greenbacks oder Heritage Speaker. Die V30 und der Mesa machen jedoch auch einen guten Job. Der Klang ist dreidimensional und gibt die Benchmarks der gemodelten Amps sehr hochauflösend wieder.
Schon mal nen Fender Vintage Amp mit fünffachen Gain Stacking gehört? Nicht? Ich auch nicht, weil gibt es ja so nicht. Der BIAS Head macht es möglich! Auch die vier möglichen Endstufensektionen wirken sich stark auf den Klang aus.
Herrlich, was das Gerät an Optionen bereit stellt.
Die Saitentrennung ist klasse und jede Pickupstellung wird famos wiedergegeben.
Nebenbei möchte ich bemerken dass der BIAS Head mit eingeschaltetem Cab Sim sowohl über die PA (QSC), die aktiven Bühnenmonitore und die Studiomonitore (Yamaha NS10M) einen klasse Job macht und natürlich klingt. Schaltet man die CAB Sim ab und nutzt im Studio IRs, kann man das eine oder andere noch etwas mehr ins rechte Licht rücken. Das ist aber nicht unbedingt nötig. Plug’n’Play funktioniert großartig.
Abteilung Blues/Crunch
Bis dato hatten mich Modelling Amps bei aufbrechenden und dezent angezerrten Sounds nie ganz überzeugen können. Ich empfand diese Sounds als kühl und steril. Hier fehlte meist die Wärme in den Mitten. Das ist ja eine der Stärken unserer geliebten Röhrengeräte.
Der Bias Head allerdings kommt dem Ganzen schon sehr nahe, sehr sehr nahe sogar.
Egal ob SRV oder Clapton, Garage oder Stones, der BIAS liefert. Je nach Amptyp eben höhenlastig und zerbrechlich oder eben warm mit dem Gefühl sich in den einzelnen Noten zu Baden. Dreht man ihm den Rücken zu, gibt es nichts was darauf hinweisen würde eben keinen Röhrenamp zu spielen. Er atmet spielt sich direkt und hängt auch gut am Volumepoti der Gitarre.
Jeder Gitarrentyp wird exakt so wieder gegeben wie er klingt. Getestet wurde natürlich mit Strat, Tele und Paula. Jede durfte mal ran.
Hat man einen Grundsound und eine passende Tube Stage gewählt, kann man mit dem Regler Distortion noch fein abgleichen und dann mal die Wechselwirkung von Gain und Master erkunden. Hier lassen sich sehr viele gut klingende Schattierungen im Sound herausarbeiten.
Abteilung Metal...
...trifft es nicht ganz korrekt. Ich würde es High Gain nennen. Natürlich bekommt hier selbst der 8-Saiten schwingende DJent Gitarrero die Vollbedienung, allerdings kann man bei diesen Amp Types auch die Sounds von Satriani, Moore oder EVH generieren.
Bei diesen Amp-Types empfiehlt sich dann endgültig der Custom sprich Noise Gate Regler. Genremäßig fängt es eben in Spielpausen zu rauschen an. Doch auch hier ist weniger mehr, denn lang ausklingende Töne werden dann schon mal am Ende zerhackt.
Aber nichts was man nicht in den Griff bekommen kann.
Jetzt bin ich, gemäß meines fortgerückten Alters, nicht mehr ganz so der extreme Metal Player, aber eins kann ich sagen, der BIAS Head ist tight. Tight as Hell sogar.
Hier entsteht keinerlei Matsch. Die Sounds sind zum Teil geradezu klar, offen und sehr definiert. Auf das Volumepoti wird auch in diesem Bereich sensibel reagiert und man kann sogar bei diesen hoch komprimierten Sounds eine gewisse Dynamik abverlangen.
In der Sektion Metal spielt der BIAS Head dann alle seine Trümpfe aus. Diverse Tube Stages, obwohl man hier wahrscheinlich eh nur Stage 4 oder 5 nutzt, Vorstufen Distortion, Endstufenbestückung, Wechselwirkung von Gain und Master. Ein Baukasten mit fast endlosen Möglichkeiten bereitgestellt durch durchgehend sehr gute Grundsounds.
Hat man seinen Setup gefunden kann man dies natürlich ganz bequem speichern und beim der nächsten Anwahl des Amp-Types und des Models steht es sofort bereit inklusive aller Einstellungen. Digital eben!
Ab an den Rechner
Die Hardware des BIAS Head alleine reicht schon aus, um eine geraume Zeit auf der Suche nach dem Traumsound bedient zu sein. Doch schließt man den Amp via USB an den Rechner an und startet die BIAS Amp Software, bekommt man den Overkill.
Hier fühlt man sich dann endgültig im Tweaking Himmel angekommen.
Geht nicht, gibt’s nicht, scheint man sich bei Positive Grid gedacht zu haben.
Fender Preamp kombiniert mit Marshall Poweramp, gefüttert mit 6L6 Endstufenröhren?
Na klar, der Sound liegt nur ein paar Mausklicks entfernt.
Die ganzen Möglichkeiten sprengen nun endgültig den Platz.
Nur mal kurze Beispiele:
Man kann vollkommen in jede Vorstufensektion der Ampmodels eingreifen, virtuell Röhren tauschen, den Arbeitspunkt verändern, Frequenzen verschieben, den Trafo austauschen, natürlich die Cabinets tauschen, etc.
Klar vieles kenne ich bereits von Guitar Rig oder ähnlicher Software, aber so tief eintauchen ins Innerste eines Amps kann man bei den Mitbewerbern nur bedingt.
Durch die Hinzunahme der BIAS Amp Sofware wird der BIAS Head dann endgültig zum Tool welches einen ein halbes Gitarristenleben beschäftigen kann, um seinen Traumsound zu finden, zu bauen oder einfach immer wieder zu tweaken, tweaken, tweaken.
Durch AMP Match hat man dann auch noch die Möglichkeit Samples seiner eigenen Amps zu erstellen und in den BIAS Head zu laden. Hier findet kurz gesagt ein Frequenzabgleich statt und dieser erstellt dann das Sample.
Profiling im Sinne eines Kemper KPA findet dabei allerdings nicht statt. Das wäre aber auch zu viel verlangt.
Über die Tone Cloud von Positive Grid hat man dann Zugang zu Amp Matches anderer User und ein paar Sounds diverser populärer Gitarristen.
Ich habe mir mal das Amp Match von Jack Thammarat runtergeladen. Dieses basiert auf dessen Laney IRT Amp, welchen ich auch hier bei mir habe und muss gestehen das Sample ist schon sehr dicht dran.
Wer beim Spielen etwas Hall braucht, kann diesen auch über die BIAS Amp Software bekommen.
Effekte
Da fällt die Antwort kurz und schnell aus: NEIN. NO FX!
Aber mal unter uns, ich schaffe mir doch einen Amp wegen dessen Grundsounds an und nicht weil seine Effekte so gut sind, oder?
Ein Besitzer eines VOX AC30 wird mir nicht erklären, er hätte den Amp wegen der Vibrato Sektion gekauft und fände den Sound ohne gerademal so lala....
Ein Fender Twin Reverb besitzt natürlich einen unglaublich geilen Hall, aber das Gesamtpaket klingt nur, weil eben der Amp von Grund aus gut klingt.
Der Bias Head klingt gut und kann beliebig mit den Effekten erweitert werden.
Es wäre doch auch langweilig, wenn der GASgetriebene Gitarrist alles hätte und die Suche nach dem ultimativen Sound beendet wäre.
Was bliebe uns dann: Entweder Üben oder gitarristisch in Rente gehen.
Mitbewerber
Natürlich steht der BIAS Head nicht alleine da. Ein Kemper KPA bietet eine Menge. Doch beim KPA kommt es darauf an mit welchen Sounds man ihn füttert. Shit in, Shit out. Hat man nicht die Möglichkeit und das Know How gute Profiles zu erstellen, muss man sich diese Zukaufen oder mit den Presets leben. Diese geben aber immer nur eine Momentaufnahme eines gut profilierten Amps wieder, klingen dann aber dann fast exakt so.
Das AXE FX ist ein weiterer Kandidat. Hier kann man natürlich auch sehr tief in die Materie eintauchen. Klingt auch sehr, sehr gut, kostet aber mit zusätzlicher Endstufe einige Euro mehr, hat aber dann auch genügend Effekte an Board.
Dann gibt es viele günstigere Geräte, meist als Combo oder Floorboard.
Bei den meisten dieser Geräte fehlt es mir etwas an Wärme, Dynamik und Spielgefühl im Vergleich zu Röhrenamps.
Aber natürlich befindet sich diese ganze Branche in diesem Feld ständig in Bewegung, da die technischen Voraussetzungen stetig am Steigen sind.
Ob man irgendwann soweit ist dass man sagen kann: Jetzt klingt es zu absolut 100% nach Röhre! Who knows?
Fazit
Werde ich meine Röhrenamps alle verkaufen und mich komplett auf die digitale Ebene einlassen? Nein, aber nicht weil ich den BIAS Head nicht gut finde.
Im Gegenteil. Ich finde ihn großartig. Er klingt direkt, dynamisch, offen und sehr vielseitig.
Aber es macht auch sehr viel Spaß einen Röhrenamp zu spielen.
Warum sollte ich mir dann einen BIAS Head kaufen?
Kurz gesagt: Ich kann mir die Originale in dieser Vielzahl wie sie der BIAS Head bietet, einfach nicht leisten.
Der Bias Head liefert exzellente Sounds für alle Lebenslagen und Musikstile.
Er kann die Palette der bereits im Haushalt existierende Amps um einiges bereichern ohne Haus und Hof verkaufen zu müssen.
Und er klingt einfach geil!
Also bleiben wir dabei, der BIAS Head kommt sehr nah an den Sound von Röhrenamps ran und liefert ab.
Nach dem Test hat er sich den Spitzenplatz in meiner Wunschliste reichlich verdient.
Meine Gemahlin hat kürzlich einen Thermomix bekommen, jetzt wäre ich wieder mal an der Reihe.
Irgendwie ist es sogar wie beim Thermomix. Der macht auch verdammt leckere Gerichte, einen Sternekoch ersetzt er aber auch nicht ;-)
So, nun heißt es zurück in den Karton und vorerst Tschüß BIAS Head.
Aber nur für kurze Zeit!
Auf der Musikmesse 2017 war der Bereich für E-Gitarren und Amps eher übersichtlich.
Diejenigen welche den Weg nach Frankfurt auf sich genommen haben, werden mir da Recht geben, denke ich.
Ein Produkt erweckte hat aber meine Neugier erweckt und nach einem sehr netten Kontakt mit dem Vertrieb und dem Produktspezialisten, bekam ich die Zusage, dass mir eines der Geräte zu einem ausgiebigen Test zugeschickt wird.
Ein herzliches Dank hierfür an den Vertrieb FACE, namentlich möchte ich hier Mario van Helden nennen und an Frank Fleckenstein, den Produktspezialisten von Positive Grid.
Unboxing
Der BIAS Head macht schon beim Auspacken einen imposanten Eindruck.
Gut, die Optik des Amp wird nicht jedermanns Geschmack treffen, da er etwas von der Aufmachung eines Röhrenradios von anno dazumal hat.
In Zeiten von künstlich gealterten Instrumenten trifft er aber rein äußerlich fürs Erste schon meinen Geschmack.
Ansonsten ein Gehäuse aus gebürstetem Aluminium und eine wertige Aufmachung.
Die ersten Pluspunkte hat er somit schon mal eingefahren.
Ein kleiner Kritikpunkt aber noch...die schwarzen Punkte als Markierungen auf silbernen Knöpfen bei einer schwarzen Grundplatte sind nur von der Nähe aus gut ersichtlich.
Die Front
Da sich der BIAS HEAD in erster Instanz als Verstärker versteht, gehe ich zuerst auf die untere Reihe der Regler an der Front des Amp ein.
Ganz links unten befindet sich der Input, danach kommen, wie bei einem „herkömmlichen“ Verstärker auch die Regler für Gain, Bass, Middle und Treble. Darauf folgt der Presence Regler, welcher die Endstufe noch mit etwas mehr Höhen füttert.
Nun kommt ein kleiner Schalter welcher es ermöglicht zwischen einer modernen und einer Vintage Auslegung der Endstufe zu schalten. Bei Hi-Gain Settings wird man also eher die aggressivere Modern Schaltung wählen, bei den Clean bis Crunch Settings die Vintage Variante. Natürlich alles für jeden Sound individuell speicherbar.
Der Master-Regler ist nicht nur für die Lautstärke gut, sondern simuliert zudem noch den Anteil der Endstufenverzerrung. Er interagiert quasi mit dem Gain-Poti und man kann mit diesen beiden Reglern bequem den Anteil der Vorstufen- und der Endstufen-Verzerrung des jeweiligen beeinflussen.
Ganz rechts unten findet man dann den Output Regler. Doch Vorsicht! Die interne Class D Endstufe leistet 600 Watt an 8 Ohm. Zuviel Panik muss man aufgrund dieser Leistungsangabe jedoch nicht haben. Meine 1x12er Rectifier Box mit einer Aufnahmeleistung von 90 Watt hatte bis zur Mittelstellung keine Probleme und es war schön laut ;-)
Durch die 600 Watt bietet sich der BIAS Head natürlich auch für den Einsatz als Bass-Amp an und auch dafür gibt es Presets.
Bisher ist alles wie bei allen anderen Amps auch. Was die Annäherung für den Digital-Laien erst mal einfach macht.
Kommen wir zur oberen Reihe und hier wird es dann interessant!
Ganz links befindet sich die Sektion zur Anwahl der Presets. Man hat die Auswahl zwischen folgenden Amp-Typen:
-Clean
-Glassy
-Blues
-Crunch
-Metal.
Zu jedem dieser 5 Typen hat man über den Model-Regler noch die Möglichkeit jeweils 5 Amps auszuwählen. Macht in Summe dann 25 Grundsounds welche der BIAS Head ab Werk zur Verfügung stellt. Das ist bereits eine große Anzahl. Natürlich gibt es Modelling Amps welche noch mehr Amp-Typen liefern, aber vornehmlich kommt es erst mal auf die Güte der Sounds an, also Qualität vor Quantität.
Die nächsten beiden Regler bieten die Möglichkeit in die Vorstufe einzugreifen. Regler 1 nennt sich Tube Stages. Hier hat kann man die extrem Einfluss auf die Verzerrung der Vorstufe nehmen. Insgesamt 5 Tube Stages lassen sich einstellen und bieten somit ein geniales Tool zur Kaskadierung der virtuellen Vorstufensektion.
Wem das noch nicht reicht, der hat zusätzlich mit dem Regler Distortion die Möglichkeit die Verzerrung der einzelnen Tube Stages nochmals feinfühlig anzupassen.
Ein Bright/Normal Schalter ist ebenfalls in diese Vorstufensektion integriert, um die Höhen bei Bedarf anzuheben oder eben abzusenken.
Ich möchte an dieser Stelle gleich erwähnen, dass ich die Tube Stage 1 bei allen fast allen Amp-Typen zu matt fand. Ab Tube Stage 2 blühen die Sounds dann auf, aber das entspricht nur meinem subjektiven Empfinden.
In meinen Augen stellt diese Preamp Abteilung das wirkungsvollste Werkzeug des BIAS Head dar. Hier lässt sich wirklich leicht und fein der Sound des Amp beeinflussen.
Die nächsten beiden Regler widmen sich der Endstufe des gewählten Amps.
Mit Topology kann man die Arbeitsweise der Endstufe beeinflussen. Es stehen Class A, Class A/B, Push/Pull und Solid State also Transistor bereit. Auch hier lässt sich ordentlich am Sound des Amp feilen. Der Regler Poweramp lässt dann noch die Einstellung der Endstufensättigung zu. Auch hier lassen sich schöne Schattierungen erstellen.
Als letzter Regler steht das Custom Poti bereit. Ab Werk lässt sich damit der Treshold des internen Noisegate einstellen.
Aber auch hier Vorsicht: Das Noisegate arbeitet sehr effizient, auch hier ist weniger eben mehr.
Der letzte Schalter ist dann für die interne Lautsprecher Simulation zuständig. Bei Verwendung einer externen Gitarrenbox schaltet man hier die Simulation einfach ab.
Die Rückseite
Auch auf der Rückseite des Bias Head findet man hauptsächlich die Anschlüsse vor, welche man von seinen eigenen Amps auch schon kennt. Die Line Ausgänge sind Stereo ausgeführt und sowohl als XLR und Klinkenausgang vorhanden. Ein Boxenausgang mit folgenden Leistungsangaben: 300 Watt an 16 Ohm, 600 Watt an 8 Ohm und mächtigen 850 Watt an 4 Ohm. Nach Rücksprache mit Positive Grid ist es jedoch möglich ohne weiteres den Amp an einer 1x12er Box mit Celestion V30 zu betreiben.
Die Endstufe ist anscheinend so aufgebaut, dass sie bei Überlastung des Speakers entgegenwirken würde.
Positive Grid berichtete nur von einem Defekt an einem Speaker. Ein Celestion Greenback mit 25 Watt bei Volllast der Endstufe....Na gut, dass fällt wohl unter selbst schuld.
Eine Class D Endstufe muss eben stärker ausgelegt sein, um im Livebetrieb gegen Drums oder andere Röhrenamps konkurrieren zu können.
Ansonsten findet man noch Midi Anschlüsse (IN, Out, Thru), zwei Footswitch Ausgänge, wobei Ausgang 1 mit IC2 Protokoll arbeitet und bei Ausgang 2 kann man handelsübliche Mono Fußschalter anschließen. Diese müssen vor Gebrauch aber erst mit dem BIAS Head kalibriert werden.
Weiterhin gibt es einen Effect Loop und natürlich einen Kopfhörer Ausgang.
Via USB kann man den BIAS Head mit dem Computer verbinden oder per eingebauten Bluetooth Empfänger mit I-Pad ohne I-Phone.
Hier kann man dann noch tiefer in die Möglichkeiten das BIAS Head einsteigen.
Das dazu benötigte Programm BIAS Amp wird kostenlos per Download Code mitgeliefert und funktioniert dann auch Standalone auf dem entsprechenden Computer.
Ein kleiner Schalter in der Utility Abteilung sei noch zu erwähnen. Hier kann man wählen ob das Signal parallel oder seriell ausgegeben wird.
Wenn man zum Beispiel live eine Gitarrenbox als „Monitor“ nutzt und zusätzlich das Signal mit Cabinet Simulation zum Mischpult schickt, wählt man hier die parallel Speaker Out Option. Der Boxenausgang gibt dann das Signal ohne Cab Sim an die Gitarrenbox raus.
...und wie klingt er nun?
Zuerst mal möchte ich erwähnen, dass Frank Fleckenstein von Positive Grid mir auf der Messe gerne die Funktionen des BIAS Head erklärt hätte.
....Hätte....weil ich dankend abgelehnt habe. Ich wollte wissen ob sich das Gerät auch einem kompletten Newbie intuitiv erschließt und da wären Vorabinfos einfach fehl am Platz. So nun ran an den Amp.
Die ersten Tage des Tests verbrachte ich mit den BIAS Head ohne ihn mit dem Computer zu verbinden. Ich wollte herausfinden ob er als Standalone Gerät funktioniert und brauchbare Ergebnisse liefert. Schließlich gibt es viele Gitarristen welche keine Lust haben ihren Amp mit dem Computer zu verbinden, um an ihm rumzudoktern.
Als Boxen habe ich alles von 1x12 über 2x12 bis 4x12 mit den Speakertypen V30, Greenback, Heritage und Black Shadow (Mesa) verwendet.
Abteilung CLEAN
Einfach mal den Amp-Type Regler auf Clean gestellt und Model 1 ausgewählt und ein paar offene Akkorde gespielt....Ernüchterung machte sich breit. Es klingt irgendwie matt.
Was nun, so kostspielig und so matt im Sound?
Dann habe ich einfach mal an dem Regler Tube Stages gedreht und was soll ich sagen, ab Tube Stage 2 blühte der Amp auf. Eine wahre Freude. Kann ja doch was, der BIAS Head!
Da ich ja keine Bedienungsanleitung gelesen und den Amp bis dahin nicht mit dem Computer verbunden hatte, war es erst mal ein kleines Quiz, welchen Sound er denn nun nachahmt.
Der Bias Head macht einem die Lösung aber recht einfach, derart gut sind die Sounds nachgebildet.
Egal ob offene Akkorde, Jazz oder Funk, bereits die zehn Presets der Amp-Types Clean und Glassy machen süchtig. Natürlich erzielt man hier ganz wie im Original die besten Ergebnisse über Greenbacks oder Heritage Speaker. Die V30 und der Mesa machen jedoch auch einen guten Job. Der Klang ist dreidimensional und gibt die Benchmarks der gemodelten Amps sehr hochauflösend wieder.
Schon mal nen Fender Vintage Amp mit fünffachen Gain Stacking gehört? Nicht? Ich auch nicht, weil gibt es ja so nicht. Der BIAS Head macht es möglich! Auch die vier möglichen Endstufensektionen wirken sich stark auf den Klang aus.
Herrlich, was das Gerät an Optionen bereit stellt.
Die Saitentrennung ist klasse und jede Pickupstellung wird famos wiedergegeben.
Nebenbei möchte ich bemerken dass der BIAS Head mit eingeschaltetem Cab Sim sowohl über die PA (QSC), die aktiven Bühnenmonitore und die Studiomonitore (Yamaha NS10M) einen klasse Job macht und natürlich klingt. Schaltet man die CAB Sim ab und nutzt im Studio IRs, kann man das eine oder andere noch etwas mehr ins rechte Licht rücken. Das ist aber nicht unbedingt nötig. Plug’n’Play funktioniert großartig.
Abteilung Blues/Crunch
Bis dato hatten mich Modelling Amps bei aufbrechenden und dezent angezerrten Sounds nie ganz überzeugen können. Ich empfand diese Sounds als kühl und steril. Hier fehlte meist die Wärme in den Mitten. Das ist ja eine der Stärken unserer geliebten Röhrengeräte.
Der Bias Head allerdings kommt dem Ganzen schon sehr nahe, sehr sehr nahe sogar.
Egal ob SRV oder Clapton, Garage oder Stones, der BIAS liefert. Je nach Amptyp eben höhenlastig und zerbrechlich oder eben warm mit dem Gefühl sich in den einzelnen Noten zu Baden. Dreht man ihm den Rücken zu, gibt es nichts was darauf hinweisen würde eben keinen Röhrenamp zu spielen. Er atmet spielt sich direkt und hängt auch gut am Volumepoti der Gitarre.
Jeder Gitarrentyp wird exakt so wieder gegeben wie er klingt. Getestet wurde natürlich mit Strat, Tele und Paula. Jede durfte mal ran.
Hat man einen Grundsound und eine passende Tube Stage gewählt, kann man mit dem Regler Distortion noch fein abgleichen und dann mal die Wechselwirkung von Gain und Master erkunden. Hier lassen sich sehr viele gut klingende Schattierungen im Sound herausarbeiten.
Abteilung Metal...
...trifft es nicht ganz korrekt. Ich würde es High Gain nennen. Natürlich bekommt hier selbst der 8-Saiten schwingende DJent Gitarrero die Vollbedienung, allerdings kann man bei diesen Amp Types auch die Sounds von Satriani, Moore oder EVH generieren.
Bei diesen Amp-Types empfiehlt sich dann endgültig der Custom sprich Noise Gate Regler. Genremäßig fängt es eben in Spielpausen zu rauschen an. Doch auch hier ist weniger mehr, denn lang ausklingende Töne werden dann schon mal am Ende zerhackt.
Aber nichts was man nicht in den Griff bekommen kann.
Jetzt bin ich, gemäß meines fortgerückten Alters, nicht mehr ganz so der extreme Metal Player, aber eins kann ich sagen, der BIAS Head ist tight. Tight as Hell sogar.
Hier entsteht keinerlei Matsch. Die Sounds sind zum Teil geradezu klar, offen und sehr definiert. Auf das Volumepoti wird auch in diesem Bereich sensibel reagiert und man kann sogar bei diesen hoch komprimierten Sounds eine gewisse Dynamik abverlangen.
In der Sektion Metal spielt der BIAS Head dann alle seine Trümpfe aus. Diverse Tube Stages, obwohl man hier wahrscheinlich eh nur Stage 4 oder 5 nutzt, Vorstufen Distortion, Endstufenbestückung, Wechselwirkung von Gain und Master. Ein Baukasten mit fast endlosen Möglichkeiten bereitgestellt durch durchgehend sehr gute Grundsounds.
Hat man seinen Setup gefunden kann man dies natürlich ganz bequem speichern und beim der nächsten Anwahl des Amp-Types und des Models steht es sofort bereit inklusive aller Einstellungen. Digital eben!
Ab an den Rechner
Die Hardware des BIAS Head alleine reicht schon aus, um eine geraume Zeit auf der Suche nach dem Traumsound bedient zu sein. Doch schließt man den Amp via USB an den Rechner an und startet die BIAS Amp Software, bekommt man den Overkill.
Hier fühlt man sich dann endgültig im Tweaking Himmel angekommen.
Geht nicht, gibt’s nicht, scheint man sich bei Positive Grid gedacht zu haben.
Fender Preamp kombiniert mit Marshall Poweramp, gefüttert mit 6L6 Endstufenröhren?
Na klar, der Sound liegt nur ein paar Mausklicks entfernt.
Die ganzen Möglichkeiten sprengen nun endgültig den Platz.
Nur mal kurze Beispiele:
Man kann vollkommen in jede Vorstufensektion der Ampmodels eingreifen, virtuell Röhren tauschen, den Arbeitspunkt verändern, Frequenzen verschieben, den Trafo austauschen, natürlich die Cabinets tauschen, etc.
Klar vieles kenne ich bereits von Guitar Rig oder ähnlicher Software, aber so tief eintauchen ins Innerste eines Amps kann man bei den Mitbewerbern nur bedingt.
Durch die Hinzunahme der BIAS Amp Sofware wird der BIAS Head dann endgültig zum Tool welches einen ein halbes Gitarristenleben beschäftigen kann, um seinen Traumsound zu finden, zu bauen oder einfach immer wieder zu tweaken, tweaken, tweaken.
Durch AMP Match hat man dann auch noch die Möglichkeit Samples seiner eigenen Amps zu erstellen und in den BIAS Head zu laden. Hier findet kurz gesagt ein Frequenzabgleich statt und dieser erstellt dann das Sample.
Profiling im Sinne eines Kemper KPA findet dabei allerdings nicht statt. Das wäre aber auch zu viel verlangt.
Über die Tone Cloud von Positive Grid hat man dann Zugang zu Amp Matches anderer User und ein paar Sounds diverser populärer Gitarristen.
Ich habe mir mal das Amp Match von Jack Thammarat runtergeladen. Dieses basiert auf dessen Laney IRT Amp, welchen ich auch hier bei mir habe und muss gestehen das Sample ist schon sehr dicht dran.
Wer beim Spielen etwas Hall braucht, kann diesen auch über die BIAS Amp Software bekommen.
Effekte
Da fällt die Antwort kurz und schnell aus: NEIN. NO FX!
Aber mal unter uns, ich schaffe mir doch einen Amp wegen dessen Grundsounds an und nicht weil seine Effekte so gut sind, oder?
Ein Besitzer eines VOX AC30 wird mir nicht erklären, er hätte den Amp wegen der Vibrato Sektion gekauft und fände den Sound ohne gerademal so lala....
Ein Fender Twin Reverb besitzt natürlich einen unglaublich geilen Hall, aber das Gesamtpaket klingt nur, weil eben der Amp von Grund aus gut klingt.
Der Bias Head klingt gut und kann beliebig mit den Effekten erweitert werden.
Es wäre doch auch langweilig, wenn der GASgetriebene Gitarrist alles hätte und die Suche nach dem ultimativen Sound beendet wäre.
Was bliebe uns dann: Entweder Üben oder gitarristisch in Rente gehen.
Mitbewerber
Natürlich steht der BIAS Head nicht alleine da. Ein Kemper KPA bietet eine Menge. Doch beim KPA kommt es darauf an mit welchen Sounds man ihn füttert. Shit in, Shit out. Hat man nicht die Möglichkeit und das Know How gute Profiles zu erstellen, muss man sich diese Zukaufen oder mit den Presets leben. Diese geben aber immer nur eine Momentaufnahme eines gut profilierten Amps wieder, klingen dann aber dann fast exakt so.
Das AXE FX ist ein weiterer Kandidat. Hier kann man natürlich auch sehr tief in die Materie eintauchen. Klingt auch sehr, sehr gut, kostet aber mit zusätzlicher Endstufe einige Euro mehr, hat aber dann auch genügend Effekte an Board.
Dann gibt es viele günstigere Geräte, meist als Combo oder Floorboard.
Bei den meisten dieser Geräte fehlt es mir etwas an Wärme, Dynamik und Spielgefühl im Vergleich zu Röhrenamps.
Aber natürlich befindet sich diese ganze Branche in diesem Feld ständig in Bewegung, da die technischen Voraussetzungen stetig am Steigen sind.
Ob man irgendwann soweit ist dass man sagen kann: Jetzt klingt es zu absolut 100% nach Röhre! Who knows?
Fazit
Werde ich meine Röhrenamps alle verkaufen und mich komplett auf die digitale Ebene einlassen? Nein, aber nicht weil ich den BIAS Head nicht gut finde.
Im Gegenteil. Ich finde ihn großartig. Er klingt direkt, dynamisch, offen und sehr vielseitig.
Aber es macht auch sehr viel Spaß einen Röhrenamp zu spielen.
Warum sollte ich mir dann einen BIAS Head kaufen?
Kurz gesagt: Ich kann mir die Originale in dieser Vielzahl wie sie der BIAS Head bietet, einfach nicht leisten.
Der Bias Head liefert exzellente Sounds für alle Lebenslagen und Musikstile.
Er kann die Palette der bereits im Haushalt existierende Amps um einiges bereichern ohne Haus und Hof verkaufen zu müssen.
Und er klingt einfach geil!
Also bleiben wir dabei, der BIAS Head kommt sehr nah an den Sound von Röhrenamps ran und liefert ab.
Nach dem Test hat er sich den Spitzenplatz in meiner Wunschliste reichlich verdient.
Meine Gemahlin hat kürzlich einen Thermomix bekommen, jetzt wäre ich wieder mal an der Reihe.
Irgendwie ist es sogar wie beim Thermomix. Der macht auch verdammt leckere Gerichte, einen Sternekoch ersetzt er aber auch nicht ;-)
So, nun heißt es zurück in den Karton und vorerst Tschüß BIAS Head.
Aber nur für kurze Zeit!
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