Stundenlohn/Gehalt: Was verdient ein Musiklehrer?

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Mozartkugel
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Hallo,

wollte mal fragen, wie viel Musiklehrer eigentlich letztendlich bei einer Musikschule verdienen? Und wie das überhaupt berechnet wird? Bekommt der Lehrer einen festen Stundenlohn oder hängt es von der Anzahl der unterrichten Schülern ab? Bsp. Musikschule verlangt für den Unterricht 50,- Euro im Monat. Der Lehrer hat 10 Schüler.

Ach ja, noch eine 2. Frage. Lohnt sich nicht einen neuen thread aufzumachen, deshalb... wieso sind die Unterrichtszeiten nur 30min. lang? Finde ich schon etwas kurz, 45min wären meiner Meinung nach besser... bis der Vorgänger fertig ist, man sein Instrument aufgebaut hat und mit dem Lehrer eine kurzes Gespräch geführt hat, sind schnell mal 5-10min. rum. Danach werden die Sachen vom letzten Unterricht wiederholt und bis man tatsächlich neues lernt sind locker weitere 5-10min vorüber.

Wenn ich die Musikschulen in meiner Region vergleiche, ist der Unterricht immer 30min. Hat sich wohl so eingebürgert, aber warum?

Gruß
 
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... aber es hat ja niemand mehr Zeit und Geld für vernünftigen Unterricht. Kann man ja auch tagtäglich hier im Forum lesen.
... und auch gar keine Lust auf vernünftigen Unterricht ... und dafür zahlen, wozu, gibt's doch alles für lau ...
 
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Unsere Musikschule bietet auf Wunsch auch 45 Minuten, aber nur, wenn der Lehrer Kapazitäten frei hat und es für den betreffenden Schüler für sinnvoll erachtet (JuMu, Abivorbereitung etc.). 80% der Schüler sind aber die Altergruppe 4-12 Jahre, da ist für viele eine halbe Stunde volle Konzentration schon ausreichend. Außerdem hat die Musikschule für viele Instrumente lange Wartelisten, da möchte man so viele Kinder wie möglich unterrichten. Anderswo löst man das Problem mit "Gruppenunterricht", das ist als Dauerlösung noch wesentlich problematischer.
Unsere Lehrer sind fest angestellt (großteils in Vollzeit) nach irgendeinem BAT, je länger sie dabei sind, desto mehr verdienen sie. Und wenn sie nicht genug Einzelschüler haben, übernehmen sie zusätzlich Blockflötengruppen, Theorieunterricht oder Ensembles. Die Elternbeiträge decken angeblich etwa 60% der Kosten ab, wozu ja auch Räumlichkeiten und Sekretariat gehören. Erwachsene werden da bestenfalls als "Privatschüler" ohne Zuschüsse im Anschluss an die Musikschulzeiten unterrichtet. 50 Euro im Monat scheint mir übrigens eher günstig, bei uns sind es mittlerweile 70 Euro (Ferien werden durchbezahlt).
 
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Das kommt alles extrem auf die Musikschule an..
Bei Städtischen ist das deutlich anders als bei Privaten. Und dann kommt es eben auf den jeweiligen Vertrag an.
Bei uns an der Musikschule verdienen auch nicht alle dasselbe. Manche werden nach Stunden bezahlt, andere pauschal im Monat. Je nachdem wie man verhandelt und was einem wichtiger ist.
Ebenso unterschieden sich die Unterrichtszeiten. 30 min, 45 min, Einzel-, Gruppen. Alles möglich.
Und was es kostet ist halt auch wieder eine Frage dessen, was an Konkurrenz da ist, etc.

Der Artikel von Bernd Kiltz, den @Raverii oben verlinkt hat, ist durchaus interessant, wird aber in der Form nur für einige wenige Einzellehrer so funktionieren, die quasi an der Konkurrenz vorbeiarbeiten.
Natürlich kann er, als relativ bekannter Gitarrist und mit Büchern etc da anders argumentieren, als der Noname um die Ecke.
Und selbst dann empfinde ich 70€ für eine Einzelstunde bei ihm als deutlich überzogen. Das lohnt sich nur bei sehr speziellen, sehr fortgeschrittenen Fragen, wo man man ein paar Stunden nimmt. Aber nicht als monatliche Basis.
Kann er vielleicht machen, weil er entsprechenden Andrang und noch genug Nebenverdienste hat, aber jemand der darauf angewiesen ist langfristig zu planen wird es eher schwer haben mit solchen Preisen am Markt zu bestehen.

Und ganz ehrlich: ob ich mein 6jähriges Kind nun zum absoluten Vollprofi und Studiomusiker schicke, oder zu einem Lehrer, der vielleicht technisch nicht so super ist.. ist vollkommen egal.
Letztlich ist ein guter Lehrer der, der motiviert und gut vermitteln kann. Das muss nicht umbedingt super teuer sein.
Ich hatte in meinem Leben sehr viel Unterricht, habe ein Musiklehrerstudium quasi hinter mir, unterrichte selbst, sowohl in Schule, als auch Musikschule und sehr viel Kontakt zu andern Musiklehrern und ich weiß, dass man die Preise da nicht einfach mal so anheben kann.
Für die meisten Musikschulen wäre das, was Bernd da macht quasi eine Verdopplung der Unterrichtsgebühr, wenn nicht eine Verdreifachung. Das funktioniert an einer Musikschule nicht, da wandert alles ab zur Konkurrenz.
Ein einzelner privater Lehrer kann das vllt durchziehen, aber auch vmtl nicht, wenn er nicht einen gewissen Namen in der Szene und Referenzen hat.
Gerade in der heutigen Zeit mit Ganztagsschule, wo Kinder teilweise erst 16 Uhr nach Hause kommen, sind wenige Eltern motiviert genug den Musikunterricht zu fördern, und auch die Kinder haben genug anderes Zeug zu tun.
Die Schülerzahlen sinken eher, als dass da ein riesiger Bedarf ist (von E-Gitarre vielleicht mal abgesehen, aber frag mal Blockflötenlehrer oder sowas..) und jemanden zu finden, der ernsthaft 300€ im Monat für Musikunterricht zahlt, finde ich sehr schwierig.
Klappt vllt in Frankfurt, da ist eh alles teurer und vmtl auch mehr besserverdienende Leute..
Aber eine Musikschule in einer Kleinstadt, wo vielleicht 300-500 Schüler sind.. die werden sicher da nicht mitmachen und solche Gebühren zahlen..

Die Preise setzen sich zusammen aus dem was man an Referenzen hat, welche Klientel man abdecken möchte und wie die Konkurrenz aussieht.
Hier in Dortmund gibt es die städtische Musikschule und noch ungefähr ein Dutzend private. Wenn von denen irgendwer auf die Idee käme die Preise massiv anzuheben..
Und irgendwie überleben die Musiklehrer ja doch..

Ansonsten sei noch gesagt, dass die Ausbildungen der Lehrer extrem unterschiedlich sein können. Prinzipiell kann jeder in Deutschland sich Gitarrenlehrer nennen. Auch ohne Diplom, Studium oder sonstwas.
Auch die Studien unterscheiden sich. Es gibt Musikhochschulen, wo du in 2 Jahren ein "Diplom" bekommst, das aber staatlich nicht anerkannt ist und daher quasi ein olles Blatt Papier, bis hin zu Dingen wie einem regulären Lehramtsstudium, also erstem Staatsexamen, das aber vollkommen anders ausgerichtet ist.
Das macht es sehr schwer hier Einkommen zu vergleichen und Bernds Vergleich mit dem Gymnasiallehrer zeigt das deutlich: Die Ausbildung ist mitnichten ähnlich (momentan 6 Semester Bachelor, 4 Semester Master plus Referendariat im Vergleich zu "im Grunde nichts, 2 Jahre Ausbildung oder 4 Jahre Studium oder was auch immer") und das Anforderungsprofil ist vollkommen anders und nicht ansatzweise zu vergleichen. Er vergleicht da die reine Stundenzahl was absoluter Quatsch ist. Schulunterricht ist mit sehr viel mehr Arbeitsaufwand verbunden (Vorbereitung, Bewertung, Zeugnisse, Elterngespräche, Elternabende, Schulfeste etc pp) und eine ganz andere Belastung. Wenn ich 28 Kids in der Schule unterrichte, kommt mir danach die Stunde Einzelunterricht in der Musikschule wie Entspannung vor. Der Unterschied ist ungefähr wie der eine LKW-Fahrers zu einem Rennfahrer.. Ja, der LKW-Fahrer fährt mehr Stunden, aber der Rennfahrer hat eine viel höhere Belastung und braucht viel mehr Konzentration bei seiner Tätigkeit.

Das Ganze Thema ist sehr komplex und hier nicht in der Kürze universell zu beantworten.
Letztlich kommt es einfach sehr auf die individuelle Position an und wie man diese einsetzt oder eben nicht.
 
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Von 300 Euro im Monat war nirgends die Rede.

Ich zitiere: "Dem Lehrer sollte zumindest 20 Euro pro Stunde an Nettolohn übrig bleiben." Bei realistischen 100 Stunden pro Monat ist das ein ziemlich durchschnittliches Gehalt für eine qualifizierte Tätigkeit. Er empfiehlt 95 Euro pro Monat bei wöchentlich 45 min, bezahlt in 12 Raten p.a., in Großstädten auch etwas mehr.

Das Problem sind aber gar nicht die freien Musiklehrer, die können das ja selbst entscheiden, sondern die städtischen Musikschulen, die Honorarverträge am Rande der Legalität machen, bei dem die scheinselbständigen Lehrer unter dem Mindestlohn abschneiden.

Dass da die Guten schnell weggehen und der Rest demotiviert ist, kann wohl kaum überraschen.
 
Die Dreiviertelstundem liegt in unserer Musikschule bei 105 Euro monatlich. Und das ist eine Kleinstadt, zugegeben im Speckgürtel einer reichen Großstadt. Für meine Privatunterricht (bei einer sehr guten Lehrerin) zahle ich für 60 Minuten 50 Euro, allerdings nur pro gehaltene Stunde. Als Geisteswissenschaftlerin auf dem freien Markt träume ich von solchen Stundenlöhnen, auch wenn ich sie absolut angemessen finde ...
 
... bis der Vorgänger fertig ist, man sein Instrument aufgebaut hat und mit dem Lehrer eine kurzes Gespräch geführt hat, sind schnell mal 5-10min. rum. Danach werden die Sachen vom letzten Unterricht wiederholt und bis man tatsächlich neues lernt sind locker weitere 5-10min vorüber.
Wiederholungen gehören zu gutem Unterricht und sind nicht nur zum Lockermachen und Kontrollieren da, sondern vor allem zum Festigen des Gelernten.

Das Problem sind aber gar nicht die freien Musiklehrer, die können das ja selbst entscheiden, sondern die städtischen Musikschulen, die Honorarverträge am Rande der Legalität machen, bei dem die scheinselbständigen Lehrer unter dem Mindestlohn abschneiden.
Die haben aber auch teilweise absurde Wartelisten - eben wegen den niedrigen Gebühren und weil vielleicht ein besonders beliebter Lehrer dort unterrichtet aber nicht über 20 Schüler gehen will. Das öffentliche Musikschulen derart niedrige Honorare zahlen ist mir nicht bekannt, aber ich habe auch noch nicht an einer gearbeitet. So viel Schlechtes habe ich darüber aber nicht gehört.

Zusätzlich zum Gesagten ist ein weiterer Komplex auch der Ort an dem man Privat-Unterricht anbietet. Wenn man in Krakow am See unterrichtet wird man wohl nicht über die 30 Euro gehen können - eher viel weniger. Wenn man in Hamburg-Blankenese Unterricht für 30 Euro die Stunde anbietet, wird man nicht ernst genommen. Aber da muss man sich erstmal trauen Unterrichtsräume zu mieten ;)

MODEDIT: versehentliche zweifache Wiederholung des ersten Zitat-/Textblocks entfernt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Für meine Privatunterricht (bei einer sehr guten Lehrerin) zahle ich für 60 Minuten 50 Euro, allerdings nur pro gehaltene Stunde. Als Geisteswissenschaftlerin auf dem freien Markt träume ich von solchen Stundenlöhnen, auch wenn ich sie absolut angemessen finde ...

Die Tatsache, dass andere (freiberufliche) Geisteswissenschaftler, z.B. Übersetzer und Journalisten, ebenfalls ausgebeutet werden, macht es ja nicht unbedingt besser. Zudem die 50 Euro ja brutto vor Steuern, Versicherungen und sonstigen laufenden Kosten sind.

Das öffentliche Musikschulen derart niedrige Honorare zahlen ist mir nicht bekannt, aber ich habe auch noch nicht an einer gearbeitet. So viel Schlechtes habe ich darüber aber nicht gehört.

Ich finde es schon krass, dass staatliche Einrichtungen (städtische Musikschulen) gegenüber ihren Lehrern Honorarverträge durchsetzen können, für die man als privatwirtschaftliches Unternehmen in Teufels Küche käme. Bei uns bekommt jeder Praktikant inzwischen den gesetzlichen Mindestlohn.

Aber du musst dich mal mit jungen Musikhochschul-Absolventen unterhalten, was die so für Verträge - gerade von den Öffentlichen - angeboten bekommen. Nur ein Beispiel: Bei kurzfristiger Absage zahlt der Schüler die Stunde natürlich - aber die Honorarkraft kriegt davon nichts, auch wenn sie extra für die Stunde angefahren ist. Das behält dann die Musikschule ein.
 
Von 300 Euro im Monat war nirgends die Rede.

Gut, war ein bisschen gerundet. Er nimmt 70€ pro Einzel-Stunde, mal 4 sind 280€.
Alternativ halt 150€ pro 45 Min und 3x im Monat, sind immer noch 200€ pro Stunde laufend, die keine Musikschule verlangen kann.

Für meine Privatunterricht (bei einer sehr guten Lehrerin) zahle ich für 60 Minuten 50 Euro, allerdings nur pro gehaltene Stunde.

Hier wäre Kontext wichtig: Kommt die Lehrerin zu dir oder nicht? 50€ für eine Privatstunde zu Hause empfinde ich durchaus noch vertretbar, wenn auch hoch. Ohne Anfahrtszeit/-Kosten ist das für meinen Geschmack nur vertretbar, wenn sie irgendetwas Besonderes macht. Der Bernd macht ja z.b. Videotutorials und Email-Betreuung außerhalb der Unterrichtszeit etc. Dann kann sich das lohnen. Für normalen Unterricht.. puh..
(und mal nicht böse gegen den Bernd, aber ich hab mir grad seine Unterrichtsbeispielvideos angeguckt.. da wäre ich weit davon entfernt dafür soviel Geld zu zahlen und hoffe, dass er da im 1zu1-Unterricht deutlich anders agiert. Er hat das Problem, dass viele Musiker haben, die unterrichten: wenig Ahnung von didaktischen Konzepten und Aufbau, (und er ist eindeutig ein E-Gitarrist und hat von Nylonstring eher wenig Ahnung) aber das ist ein anderes Thema)

Die haben aber auch teilweise absurde Wartelisten - eben wegen den niedrigen Gebühren

Was aber auch nur reflektiert, wie wenig Menschen heutzutage bereit sind für Musikvermittlung zu zahlen. Es ist ja nicht so, dass Musiklehrer zum Spaß günstig arbeiten, sondern weil eben ein breites Angebot an Lehrern und Musikschulen vorhanden ist demgegenüber eine gewisse Nachfrage herrscht, die sich aber eben aussuchen kann, wo sie hingeht. Und da ist der Preis eben für viele ein wichtiger Faktor.
Mal aus dem Nähkästchen geplaudert. In Dortmund gibt es an den Grundschulen ein Projekt, wo Kinder in der zweiten Klasse ein Instrument lernen können. Pro Woche eine Stunde Gruppenunterricht (in ~8er Gruppen) und eine Stunde "Orchester" (bei mir 23 Kinder).
Für (haltet euch fest!) 24€ im Monat.
Natürlich ist das musikalisch gesehen totaler Quatsch und gelernt wird da auch quasi nix, aber das wissen wir. Nicht die Eltern. Die sehen "Hey, Gruppenunterricht an der Musikschule kostet mehr als das Doppelte und Einzelunterricht noch viel mehr.. und wer weiß ob mein Kind nächstes Jahr noch Geige spielen will?".. Den Zulauf könnt ihr euch nicht vorstellen!

Das ist die Konkurrenz. Sich dann als Lehrer hinzustellen und zu sagen "ich nehm 30€ für ne 45 Minuten Stunde" erfordert eine Menge Überzeugungskraft und resultiert nicht umbedingt in riesigen Schülerzahlen.


Ich finde es schon krass, dass staatliche Einrichtungen (städtische Musikschulen) gegenüber ihren Lehrern Honorarverträge durchsetzen können

Da kann ich jetzt nicht wirklich mitreden, aber ich arbeite eben in diesem Projekt, was über die städtische Musikschule läuft, allerdings mit der privaten Musikschule an der ich arbeite als Mittelsmann.
Bezahlung ist aber gut. 45€/45 Min für mein großes Orchester. Aber es ist eben mehr Schulunterricht, von der Gruppenstärke her und erfordert gänzlich andere Skills als die Arbeit an der Musikschule.
Wie genau die aktuellen Honorarverträge an der städtischen Musikschule aussehen weiß ich ehrlich gesagt nicht. Habe alleine wegen der Organisation keine Lust da zu arbeiten. (Schule ist da übrigens nicht viel besser, wenn man nur einen Tag die Woche da ist..)


Bei kurzfristiger Absage zahlt der Schüler die Stunde natürlich - aber die Honorarkraft kriegt davon nichts, auch wenn sie extra für die Stunde angefahren ist.

Sowas ist z.B. eigentlich nicht akzeptabel. Ich weiß, dass selbst manche privaten Musikschulen hier das so handhaben. Würde ich nie mit mir machen lassen.
Ich hatte Tage, wenn hier Grippewelle war, da haben 6 von 7 Schülern abgesagt. Das ist Geld mit dem ich planen können muss, wenn ich das hauptberuflich mache.
Da hab ich meine laufenden Kosten, die müssen gedeckt sein, und ich muss wissen wieviel Geld ich verdiene, wenn ich nicht krank werde. Da steckt sowieso schon soviel Risiko drin, da muss ich mir nicht von der Musikschule noch solch seltsame Klauseln aufdiskutieren lassen.
Das machen vielleicht Musikstudenten mit, die da nebenher jobben, oder nicht-ausgebildete (sprich: studierte) Leute, die wenig Wahl haben.
Aber wer nach einem ernsthaften Musikstudium solch einen Vertrag unterschreibt, ist dann auch echt selbst schuld. Ich fahr doch nicht zur Arbeit und werd dann nicht bezahlt..
Das ist als ob der Chef von der Frittenbude seinem Angestellten erzählt "Du wirst nur für die Zeit bezahlt, in der du ne Pommestüte in der Hand hast.."
Ich hab da meine Arbeitszeit in der Musikschule und für meine Anwesenheit dort werde ich bezahlt, egal ob ein Schüler da ist oder nicht..
Da muss echt jeder Musiklehrer aufspringen und das verweigern. Keine Ahnung wer auf solche Ideen kommt und wer das ernsthaft mit sich machen lässt.
 
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Meine Gesangsstunden finden in der Wohnung der Lehrerin statt. Sie ist Anfang 50, hat einen Lehrauftrag an der Musikhochschule (mies gezahlt, aber macht Spaß) und unterrichtet ansonsten an einer städtischen Musikschule. Da "kostet" sie wohl 45 Euro die Stunde, und da wir Privatschüler ja nur Einzelstunden zahlen und auch echt unregelmäßig kommen (1-2x im Monat), darf das auch etwas höher sein. Sie hat grundsätzlich mehr Stundenanfragen, als sie erfüllen kann/will, und für sie ist es letztlich angenehmer, 6 Stunden zu 50 Euro zu unterrichten als 8 zu 40 Euro.
 
Das öffentliche Musikschulen derart niedrige Honorare zahlen ist mir nicht bekannt, aber ich habe auch noch nicht an einer gearbeitet. So viel Schlechtes habe ich darüber aber nicht gehört.

Ich werfe mal 18€ pro erteilte 45 min als Honorarkraft in die Runde...
 
Naja, 150,- Euro zahlt hier bei uns auch niemand. Selbst in München zahlt man an der Musikschule nur 50,- Euro im Monat, wenn ich es richtig gesehen habe. "Problem" ist halt auch, dass viele Eltern es nur als Hobby für ihre Kinder sehen und dementsprechend vermutlich nicht so viel ausgeben wollen. Der Bub geht halt für 50,- Euro im Jahr zum Fußball und jetzt möchte die jüngste Tochter Klavier lernen. Bei 150,- Euro im Monat (1800,- Euro p.a.) würde zumindest ein Elternteil bestimmt vom Hocker kippen. :)
 
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Habe den Thread hier eben gefunden und bin völlig baff.. Dass ich an einer staatlich geförderten, jedoch privat gehaltenen Musikschule mit 30€ p.M. p. Schüler abgespeist werde bei einer halben Stunde wöchentlich mit nicht-Bezahlen jeder Fehlstunde meinerseits tut wirklich weh. Das sind umgerechnet gerade mal 7,50€ die 30 Minuten, da verdient man mit Putzen bald mehr.
Dazu kommen seperate Sub-Verträge mit Schulen, wo in Gruppen von bis zu 15 Kindern (Integr. Gesamtschule) 45 Minuten die Woche unterrichtet werden. Krankheit und Co. werden da ebenso mit nicht-Auszahlen bestraft. 60€ gibt es dafür im Monat.
Dazu ist die Ausstattung unter aller Sau. Ich mache es wirklich nur den Kindern zu Liebe, weil viele sehr engagiert sind, aber wer kann von Motivation leben??
 
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Hoppla, eure Beiträge lesen sich ja wie aus einem Land der dritten Welt. Musikpädagogik scheint ja in Deutschland eher verpönt zu sein.

Ich bin an einer teilprivaten Schweizer Musikschule angestellt. Teilprivat (oder Halbprivat?) deshalb, weil der Kanton subventioniert und entsprechend Auflagen macht, z.b. bezüglich des Anteils nichtdiplomierter Musiklehrer.

Unsere Löhne sind mit dem Arbeitsvertrag der Schullehrer gekoppelt, daher erhalten wir "marktgerechte" Löhne. Das heisst: In einem 100% Pensum würde ein nichtdiplomierter Lehrer ca. plus/minus CHF 5000.-- Brutto pro Monat verdienen. Klingt nach sehr viel, wir reden aber von der Hochpreisinsel Schweiz.

Obwohl auch dementsprechend die Tarife hoch sind, haben wir immer genügend Schüler. Musik machen, Musikunterricht geniessen und dafür auch bezahlen ist nach wie vor sehr populär in der Schweiz.
 
Hoppla, eure Beiträge lesen sich ja wie aus einem Land der dritten Welt. Musikpädagogik scheint ja in Deutschland eher verpönt zu sein.

Ja, ist es. Gilt auch für viele andere pädagogische Tätigkeiten.

Unsere Löhne sind mit dem Arbeitsvertrag der Schullehrer gekoppelt, daher erhalten wir "marktgerechte" Löhne. Das heisst: In einem 100% Pensum würde ein nichtdiplomierter Lehrer ca. plus/minus CHF 5000.-- Brutto pro Monat verdienen. Klingt nach sehr viel, wir reden aber von der Hochpreisinsel Schweiz.

Hier in D gibt es an den öffentlichen Musikschulen fast nur noch Honorarverträge, auch für diplomierte Lehrkräfte, kaum noch festangestellte Lehrkräfte... Und die Honorarkräfte leben auch nicht alle in der Brandenburger Pampa oder der Eifel, sondern manchmal auch in München oder Stuttgart ...(oder versuchen, da zu leben).
 
Man kann schweizer Zahlen nicht mit Deutschen vergleichen.
Und mal hochgerechnet: wenn ich 40h die Woche an meiner Musikschule arbeiten würde, käme ich auch über 3500€ brutto.
5000CHF sind ~4300€.. da wage ich mal zu behaupten, dass man davon in der Schweiz nicht besser leben kann, als von 3500€ in Deutschland, eher andersrum.
Schullehrer verdienen hier noch deutlich mehr.
Ich würde also nicht sagen, dass Deutschland da ein "dritte Welt Land" ist. Man muss das alles im Verhältnis sehen.

Es ist auch nicht so, dass es generell kein Interesse von Schülern gibt, her Unterricht zu nehmen. Es gibt nur eben mittlerweile (teils geförderte) Konkurrenzangebote, die es den etablierten Musikschulen/Lehrern aufzwingen etwas flexibler zu werden.
Der Markt verändert sich halt.
Bei uns gibt es mittlerweile einige Workshops (Ukulele hat einen riesigen Zulauf an Schülern älteren Semesters), manche Lehrer schauen auf andere zusätzliche Standbeine.
Die Landschaft unterliegt da einfach teils massiven Änderungen, aber die Zeiten, wo man an jeder privaten Musikschule verzweifelt Lehrkräfte und Räume gesucht hat, um der Nachfrage gerecht zu werden sind einfach vorbei.
Internet ist ein Faktor, die Entwicklung der populären Musik ist ein Faktor, Ganztagsschule ist bei uns ein ganz massiver Faktor, genauso wie G8.
Man muss sich seine Nische suchen, aber reich werden vmtl nur wenige Leute mit Musikunterricht. Letztlich sind das aber alles sehr individuelle Einzelschicksale, weil das Spektrum da sehr weit ist.

Ich kenne ja recht viele Musiklehrer ganz verschiedenen Alters und in ganz verschiedenen Positionen, das reicht vom Musik-Studenten, der nebenher ein paar Stunden unterrichtet über Leute, die Vollzeit an einer Musikschule arbeiten, Leuten, die an verschiedenen Institutionen unterrichten, Lehrern an der Universität, Lehrern die nebenher Auftreten, Leuten die primär auftreten und nur nebenher unterrichten bis hin zu Leuten die vormittags irgendwelche Vitaminpräparate verticken und nachmittags unterrichten, oder anderen die im Kulturreferat (oder ähnlichem) tätig sind, an Schulen richtigen Musikunterricht geben etc pp..
Das ist so ein weites Feld, dass man hier Gehälter nicht wirklich vergleichen kann. Man kann ein €/gehaltener Stunde angeben, aber das repräsentiert auch nur eine grobe Richtlinie.
 
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Ich bekomme an einer freien Musikschule in einem kleineren Städtchen 15,65€ pro 60min. Allerdings als Studentin auf Honorarbasis, wobei ich natürlich genau das gleiche mache, wie andere Instrumentallehrer auch. Wenn ich davon Steuern, Sozialabgaben und co zahlen müsste, wäre das definitiv ein Hungerlohn, aber ich verdiene nicht genug, als dass ich Steuern zahlen müsste. Was die voll ausgebildeten Lehrkräfte bekommen, weiß ich gar nicht, aber die Musikschule befindet sich auch eher in dem Bereich, dass sie mit billigem Unterricht wirbt. Sie ist voll ausgelastet, obwohl die meisten Schüler nur 30min haben und hat in einigen Fächern (Klavier, Gitarre) lange Wartelisten. Unterricht, der vom Schüler aus ausfällt, muss ich nicht nachholen, wohl aber jeden Unterricht, den ich ausfallen lassen, egal ob wegen Krankheit, privater Gründe,... Nur bei einer nicht nachholbaren Zahl von Stunden lässt die Leitung mit sich reden, allerdings ist man eben von deren Wohlwollen abhängig (z.B. bei chronischer Krankheit) und dann wird das vom Honorar selbstverständlich abgezogen, denn die Musikschule muss ja auch an die Eltern zurück zahlen.

Ich bin als Studentin ehrlich gesagt da ran gegangen, ohne genau aufs Honorar zu achten. Für meine aktuelle Lage geht es, aber es ist für mich eine wichtige Erfahrung, dass ich weiß, worauf ich nach dem Studium achten muss. Denn von dieser Musikschule gehen auch die meisten Instrumentallehrer weg, wenn sie was besseres finden (Eine Schülerin erzählte, sie hatte in sechs Jahren an dieser Musikschule fünf verschiedene Lehrer, weil viele eben nur kurz da sind), weil auch die Räume und die Arbeitsbedingungen nicht die allerbesten sind.
 
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Mal noch ein paar Vergleichswerte für die Statistik: An unserer kommunalen Musikschule kosten 45 Minuten Einzelunterricht je nach Familieneinkommen zwischen 80 und 110EUR monatlich. Wer besonders wenig verdient, kann nochmal 50% oder 100% Ermäßigung bekommen auf entsprechenen Nachweis und Antrag.

Daneben gibt es mindestens zwei private Musikschulen, deren Gebühren keine Einkommensstaffel kennen. 45min Einzelunterricht kosten im einen Beispiel 87EUR (Kinder) / 115EUR (Erwachsene), bei der anderen MS 130EUR monatlich.

Wer ein eher niedriges Einkommen hat, wird also eher zur kommunalen Musikschule gehen. Deren Kostendeckungsgrad liegt zwischen 40 und 45%.

Warum so oft nur 30min angeboten werden, hat mehrere Gründe
- die Warteliste wird kürzer, man kann mehr Schülern den Genuss von Einzelunterricht ermöglichen, denn
- Einzelunterricht ist die am höchsten subventionierte Unterrichtsform. Wirtschaftlich attraktiver ist Partner- oder Gruppenunterricht.

Bezüglich der Honorarverträge tat sich in letzter Zeit etwas, mittlerweile gibt es, ich nehme an mit gewerkschaftlicher Unterstützung, einige Klagen wegen Scheinselbständigkeit.
- https://www.musikschule-intern.de/achtung-falle-scheinselbstaendigkeit-bei-musiklehrern/
- https://musik.verdi.de/ueber-uns/ratgeber/++co++12ced0e8-bcc9-11e2-af3b-52540059119e
 
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Ich denke es hängt viel davon ab, wie man als Musiklehrer ist.
Ist es ein Nebenverdienst am Wochenende?
Ist es dein Hauptjob?
Natürlich müssen auch die Räumlichkeiten zu deinen Preisen passen.

Ich denke wenn man mit dem ganzen anfängt, sollte man nicht zu hoch Pockern.
Jedoch sobald es wirklich eine berufüng zum Beruf wird geht nichts unter 45 € die Stunde.

Jeden Handwerker den ich mir ins Haushole, jeder Steuerberater und auch jeder KFZ Werkstatt kostet mir mehr.

Möchte ich Qualität, muss ich auch in die Tasche greifen.
 
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