sus2, add9, 7/9...

  • Ersteller Fiddler
  • Erstellt am
Hallo jürgenPB,

aus Deiner jüngsten Handlungsweise heraus muss ich wohl schließen dass ich der Grund für gewisse Aktivitäten deinerseits bin, bzw. war.
Das von mir Gesagte war mit Sicherheit in Deinen Ohren verkehrt angekommen. Das was ich sagte war auf gar keinen Fall gegen Dich gerichtet. Es ging doch schlussendlich nur um eine Definition.
Bitte, nimm’ dies hier von mir als Entschuldigung an.
In der Hoffnung dass Du weiterhin Deine wie bisher interessanten Beiträge schreibst,

CIAO
CUDO
 
Hy,

erstmal vielen Dank Cudo! Ist nicht selbstverständlich, wie viel Mühe du dir hier gibst.


Den Cadd11 habe ich in folgender Akkordreihe in ein Lied von uns eingebaut:

Dsus2 - Bbsus2 - Cadd11

Für meine Ohren und die unseres Keyboarders klingt das absolut super und ergänzt sich echt gut mit dem Leadriff.

Ich finde der C klingt an der Stelle spannungsgeladener als ein F und löst sich nach meinem Empfinden gut in dem Dsus2 (Terzvorhalt) auf.

Noch was, wenn ich einen E-7 vor mir stehen habe kann ich aber schon von einem handelsüblichen E-Moll mit kleiner Septime ausgehen, oder?
Woran merke ich, ob der jetzt aus der phrygischen Leiter gebaut ist, wenn ich nur das Akkordsymbol sehe? Wie würde man den dann nennen? E-Moll-7-phrygisch?
Der Vierklang unterscheidet sich ja auch nicht, erst wenn man die None einbaut kommt es zu Unterschieden.
Aber wäre das dann nicht einfach einmal 9 (Fis) und einmal b9 (F) ?

Ich habe mal gelesen, dass die None eines Akkords immer einem festen Intervallabstand entspricht. Dann sind es aber eher die Leitereigenen Töne, die ausschlaggebend sind, oder?

Noch nen schönen Tag und danke nochmal an alle!

Hallo nochmal,

das mit den Tensions habe ich glaube ich begriffen:

Theoretisch wäre dann auch ein C /b13 verboten, da er eine kleine None zwischen der reinen Quinte und der kleinen Tredezime bildet, oder?


[Edit bassterix] - Beiträge zusammengeführt; Bitte die Editfunktion nutzen;
 
Hallo HëllRÆZØR,

ja richtig, wir alle haben unterschiedliche Hörgewohnheiten. Indes, all meine bisherigen diesem Forum beigesteuerten Beiträge basierten auf in Jazz- und Popularmusik gebräuchlichen, konventionellen Hörgewohnheiten. Wohlgemerkt, ich rede hier nicht von Stilformen wie Free Jazz oder „contemporary avantguard music“. Diese haben natürlich genauso ihre Daseinsberechtigung, aber folgen anderen Gesetzen. Des Weiteren glaube ich kaum, dass jemand, der in der Lage ist einen Cmaj7/9/#11/13 als Wohlklang zu empfinden, auch einen Cmaj7/9/11/13 als Wohlklang empfindet, da zwischen beiden Klängen doch Welten liegen!
Auch juergenPB würde dem wahrscheinlich nichts entgegen setzen. Meines Erachtens lag die Divergenz mit JürgenPB wohl eher in der etwas direkten Art meiner Schreibweise in besagtem Beitrag #19. Ich habe mich dafür bei ihm entschuldigt. Allerdings will ich hier nicht unerwähnt lassen dass seine mittlerweile von ihm gelöschten Beiträge #21 und #22 auch nicht sehr "charmant" geschrieben waren.
Ich hoffe er bleibt dem Forum erhalten! Jürgen, also BITTE, sei so gut und mache hier weiter. Ich habe Deine Beiträge immer mit viel Interesse gelesen und es wäre wirklich schade wenn wir darauf in Zukunft verzichten müssten.



HëllRÆZØR, Deinem letzten Beitrag stimme ich im Großen und Ganzen zu.
Dissonanzen, sprich: maj7, b2 und b9 Intervalle, sind aber darüber hinaus auch vorzüglich geeignet einem Voicing mehr Gewicht und Bedeutung zu verleihen.
Dabei gilt, je tiefer eine Dissonanz im Voicing auftritt, desto effektiver ist sie und je mehr Dissonanzen ein Voicing enthält, desto größer ist seine Ausdruckskraft. Allerdings können Dissonanzen nicht willkürlich zwischen irgendwelchen Akkordtönen gesetzt werden.
Grundlegend gilt dabei das von mir bereits oben Gesagte – also, ein Ton gilt als avoid, wenn er einen Halbton über einem Akkordton liegt (Akkordton = 1, 3, und 5).

Kommen wir nun zu den Ausnahmen.

Bei herkömmlichen, aus Terzstruktur gewonnenen Voicings, gibt es für die Anwendung von b9 Intervallen 4 Ausnahmen:

1.) bei einem Dominantseptakkord zwischen dessen Grundton und seiner Tension b9,
2.) bei einem -7b5 Akkord kann die T11 eine kleine None unter der b5 liegen.
3.) Beim III-7 kann die Quinte eine kleine None unter der b13 liegen
4.) Bei einem maj7 kann die maj7 eine kleine None unter der 1 liegen.
(diese Regeln sind eine vereinfachte Darstellung des Klangkonzeptes des amerikanischen Pädagogen Herb Pomeroy).

Zu 1.) muss ich wohl nichts sagen.
Zu 2.) gilt, dass dieser Akkord von seiner Klangeigenschaft her betrachtet eher wie ein verkürzter Dominantseptakkord mit Quartvorhalt und Quinte im Bass klingt.
Punkt 3.) und 4.) muss äußerst vorsichtig behandelt werden da es sonst zu Missklängen führen kann. Im Normalfall ist diese Situation verboten!

Deine Frage, warum große Septimen „richtig“ seien und b9 Intervalle nicht, ist so nicht richtig gestellt. Ich sagte lediglich dass beides Dissonanzen sind, wobei M7 im Gegensatz zu Tb9 keinen Verboten unterliegt. Warum das so ist, kann ich Dir, um ehrlich zu sein, nicht genau beantworten. Mag sein dass erstere zur Grundstruktur eines Akkordes gehört und schon dadurch ihre Legitimation erhält.

Zur Klangeigenschaft einer Quarte wäre zu sagen dass sie heutzutage nicht mehr als starke Dissonanz empfunden wird wie vor 200 Jahren. In Motte’s Harmonielehre auf Seite 47 kannst Du mehr darüber erfahren. Jedenfalls klang auch damals die Quarte im Rahmen eines Quartsextakkordes zum einen dissonant und zum anderen eben konsonant, je nach Funktion des Akkordes.





Hallo Fiddler,

1.) Cadd11 gibt es nicht. Wahrscheinlich meinst Du Csus4 bzw. Csus. Die Akkordtöne von Csus sind natürlich C F G (siehe Grafik).


2.) Ein E-7 ist ein E-7 ist ein E-7...
Handelsüblich wird dieser mit kleiner Septime geliefert.
Allerdings, ob diesem E-7 eine Phrygische, Dorische, Äolische, MM2 oder HM4 Tonleiter zugeteilt wird, kannst Du nur aus dem harmonischen Kontext des Stückes ersehen. Eine Analyse des Stückes ist zur Bestimmung der Chordscale also unerlässlich.

3.) Es sind die Leitereigenen Töne die ausschlaggebend sind für die Bestimmung der None.

4.) Ein C(b13) ist verboten da die b13 als avoid note gilt da sie zur darunterliegenden Quinte ein b9 Intervall bildet.

CIAO
CUDO

P.S.: Achtung: Beim Anhang zu den Regeln 1.), 2.), 3.) und 4.) wurden der letzte Kommentar in 3.) und 4.) anstatt 2.) und 3.) geändert.
 

Anhänge

  • sus2 & sus4.jpg
    sus2 & sus4.jpg
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Entschuldige Cudo, das mit dem maj7/b9 habe ich wohl nicht genau genug gelesen.

Das mit der Quarte habe ich so halbwegs verstanden, auch wenn ich nicht so ganz überzeugt bin...aber nicht so wichtig.

Vielen Dank nochmal für deine ausführlichen Antworten, du gibst dir echt Mühe! :great:
 
Cudo schrieb:
[FONT=&quot]Da ich in gewissen Punkten mit der Forumsleitung nicht mehr übereinstimme, stelle ich meine Tätigkeit in diesem Forum ein. Meinen HCA gebe ich hiermit zurück.[/FONT]
[FONT=&quot]Cudo, 7. Dezember 2005.[/FONT]


Na toll!

Warum müssen qualifizierte Leute vergrault werden?

Ein Trauerspiel!

Gruß
Wonder
 
wonder1908 schrieb:
Na toll!

Warum müssen qualifizierte Leute vergrault werden?

Ein Trauerspiel!

Gruß
Wonder
Das kann doch wohl nicht wahr sein!
Cudo ist meiner Meinung nach DER "Theoretiker" hier in diesem Forum.
Sollte Cudo sich nicht doch entschließen weiter zu machen,
wäre dieses meiner Meinung nach ein sehr großer Verlust für dieses Forum.
Dieses schreibe ich in ehrlicher Bewunderung über so ein geballtes Fachwissen und die mühevolle Ausarbeitung seiner Beiträge.

CUDO, PLEASE COME BACK!


Andreas
 
:eek: Was CUDO, du gehst?
Der CUDO, der uns immer hilft, wenn wir mal nicht mehr weiter wissen?

Ich hoffe du überlegst dir das nochmal, dass wäre wirklich zu schade.

:great: Aber ob du nun gehst oder nicht, ich bedanke mich nochmal herzlichst für die ausführlichen Antworten und für das qualifizierte Wissen, das du uns zur Verfügung gestellt hast.

In Hochachtung,

HëllRÆZØR
 
Jetzt muss ich doch nochmal nachfragen: cudo behauptet es gäbe keinen Cadd11, aber folgender akkord, den ich benutze, ist doch genau das:

e 0
b 1
g 0
d 3
A 3
E -

Sehe ich was falsch? Das ist doch ein Cadd11 und gut klingen tut es auch!
 
Sehe ich was falsch? Das ist doch ein Cadd11 und gut klingen tut es auch!
Geschmackssache?
Für mich klingt der Akkord klingt gar nicht gut, es ist jedenfalls ein Csus (Vorhaltakkord) mit dem f in der weniger gut klingenden Lage. Es sollte in der Oberstimme liegen, nach deiner Schreibweise wäre das "e 1" bzw. komplett notiert von unten nach oben:
E x, A 3 D 2, G 0, B 1 E 1 (B=dt h).

Am Rande: englischsprachige Tonbezeichnungen werden immer in Großbuchstaben notiert. Es gibt also kein b, sondern nur ein B oder tiefalteriert Bb (B flat).
Anders ausgedrückt, deine Schreibweise entsprechend der deutschen Gepflogenheiten mit Oktavbezeichnung erfordert ein h für die Bezeichnung der zweiten Saite.
Stumme Saiten werden üblicherweise mit x kenntlich gemacht.

Gruß Claus
 
Danke für die Notationsinfos, Claus!

Ich mag meine Variante des Akkords tatsächlich mehr als die mit dem hohen F, aber das ist wohl Geschmackssache...

Ich würde den Akkord aber als Cadd11 und nicht als Csus4 benennen, weil die große Terz ja gespielt wird.

Grüße
 
Mark Levine sagt dazu in seinem Jazz Piano Buch, es sei eine hartnäckige Legende, daß in sus-Akkorden nur die Quarte, aber keine Terz gespielt werde*). Er bringt verschiedene Voicing-Beispiele, so z.B. diese:

upload_2017-1-23_1-15-1.png


Zumeist wird dabei die Terz über der Quarte gespielt, beim letzten Beispiel ist es aber auch umgekehrt. Als Beispielstück führt er Maiden Voyage an.

Viele Grüße,
McCoy


________________
*) Mark Levine, Das Jazz Piano Buch, Advance Music 1992, Kapitel 4: Sus und phrygische Akkorde, S. 32, Notenbeispiele 4-5 und 4-6.
 
Grundsätzlich kommt es immer auf den musikalischen Zusammenhang an. Das Selbe, was in der einen Situation gut, stimmig oder überraschend klingt, kann in einem anderen Fall völlig in die Hose gehen. Hier entscheidet immer das Ohr und nicht, ob es theoretisch sein darf oder nicht, oder ob es "verboten" ist oder nicht.

Es ist allerdings schon richtig: Im "Normalfall", also wenn man man den Vorhalt 4 einbauen will, kommt die 3 nicht vor (=sus 4). Hinzu kommt, dass add11-Chords auf der Gitarre nicht gerade in großer Zahl ohne extreme Fingersätze spielbar sind.

Für den Cadd11 bietet sich allerdings noch eine andere Definition an - man kann ihn auch als Subdominante Fmaj7/9(sus2) hören mit C im Bass.
 
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Für den Cadd11 bietet sich allerdings noch eine andere Definition an - man kann ihn auch als Subdominante Fmaj7/9(sus2) hören mit C im Bass.

Das wollte ich auch schon anmerken, denn isoliert betrachtet - und wir kennen ja keinerlei Zusammenhang - höre ich diesen Akkord eher als einen aus der F-Maj-Familie ...

Thomas
 
Mark Levine sagt dazu in seinem Jazz Piano Buch, es sei eine hartnäckige Legende, daß in sus-Akkorden nur die Quarte, aber keine Terz gespielt werde*). Er bringt verschiedene Voicing-Beispiele, so z.B. diese:
Die angeführten Akkorde verorte ich alle nach F-lydisch; und der Tritonus ist einerseits dominantisch, andererseits ist der Auflösungston c schon im Akkord enthalten = subdominantisch. Lydisch, da Tritonus UND Auflösungston.
Ganz neu ist das nicht: z.B. der Auflösungston im Bass, darüber ein dominantischer Vollverminderter kann man auch bei Beethoven finden. Oder als (modifizierte) T S D T Progression in:

https://www.youtube.com/watch?v=pd_eQkuOlZI&t=610s


(Der Link muss im Browser bearbeitet werden, da der Aufruf nicht aus dem MB klappt, da wird ein "." eingefügt und das .com abgehängt)

I I7 I64 I(b6)4 I(b6)4(7+) I
und für diesen I(b6)4 I(b6)4(7+) könnte man auch IVm(#11)/5 schreiben. Dass der Leitton und der Auflösungston zugleich erklingen, wird auch als '"harte Antizipation" aufgefasst, aber im verlinkten Beispiel klingt da nichts hart, es klingt eingängig und butterweich - als ob es gar nicht anders geht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die angeführten Akkorde verorte ich alle nach F-lydisch;

:confused: Jetzt immer noch?

https://soundcloud.com/mccoymb/gsus
 

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