Hallo Forum,
erst mal sorry, dass ich etwas unregelmäßig poste - aber zum einen habe ich leider im Appartement kein Internet und zum anderen war die letzten Tage auch leider keine Zeit: wir konnten die letzten Abende diverse Jam-Session besuchen und auch ansonsten waren wir nach dem Kurs noch viel unterwegs. Aber heute ist Ruhetag und ich nutze mal die Zeit, um die Fortschritte der letzten Tage zu dokumentieren:
Im letzten Post hatte ich ja bereits geschrieben, dass ich die Bundstäbchen soweit vorbereitet hatte - und so ging es logischerweise mit dem eigentlichen Bundieren weiter.
Dazu wurden die vorbereiteten Bundstäbchen mit einer Zange in Position gehalten - die Bundstäbchen müssen dabei natürlich gerade gehalten werden und der Anker der Bundstäbchen wird mittig auf das Griffbrett platziert (so dass der Anker links und rechts jeweils ca. 1mm Abstand zum Griffbrettrand hat). Dann wird das Bundstäbchen mit einem Plastikhammer in den Bundschlitz geklopft; bei guter Vorarbeit und Kontrolle sitzen die Bundstäbchen dann absolut bündig zum Griffbrett. Ich hatte zum Glück keinen Bund, der locker war, so dass ich an keiner Stelle mit Superglue nachhelfen musste - das würde eine mögliche Neubundierung in der Zukunft stark erleichtern.
Als nächstes wurden die eingeschlagenen Bundstäbchen gekürzt und geschliffen:
Dazu ganz einfach mit einer Kneifzange die überstehenden Enden möglichst nach am Griffbrett abzwicken. Anschließend dann mit einem speziellen Schleifwerkzeug die Enden in 2 Schritten feilen: Schritt 1 gerade abfeilen, bis die Enden absolut bündig zum Griffbrett sind; Schritt 2 die Bundenden leicht schräg anphasen. Zuguterletzt dann noch mit einer Bundfeile die neu entstandenen Bundseiten noch anphasen, so dass keine beim spielen störenden Kanten/Ecken mehr vorhanden sind. Wenn man jetzt über den Rand des Griffbrettes streicht, fühlt sich das alles sehr angenehm und sauber an.
Dann starteten die ersten Vorbereitungen für den Arbeitsschritt, vor dem ich vor dem Kurs am meisten Respekt hatte: das Hals-Shaping.
Los geht es mit einigen Hilfslinien an der Kopfplatte und am Halsfuss: einige Hilfslinien und Bearbeitungsgrenzen werden angezeichnet
Dann war der Tag bereits zu Ende, da wir in der "Mittagspause" ein leckeres und etwas längeres BBQ eingeschoben hatten - war ne super Runde mit tollen Leuten. Vor allem die gegrillten Blutwürste sind der absolute Hammer ... und vom BBQ mal ein Bild außerhalb der Werkstatt, denn solche Momente machen den Kurs bzw. den Urlaub ja auch aus
Damit neuer Tag - weiter geht es mit dem Hals-Shaping. Im ersten Schritt wurde der Hals auf die richtige Dicke gefräst - zumindest zwischen Bund 1 bis kurz vorm Übergang zur Kopfplatte
Dann werde weiter Hilfslinien aufgezeichnet: Mittellinie und einige weiteren Linien (sieht man auf den beiden Bildern eigentlich ganz gut). Und jetzt ging es wirklich los und das Halsshaping wird erstellt - dazu werden nach eine vorgegebenen Schema mit einer Raspel erst mal gerade Flächen zwischen den diversen Hilfslinien erstellt. Die so entstandenen 5 Flächen (auf jeder Seite des Halses) zeigen dann schon grob den Radienverlauf des Halses
Im Schritt 5 fängt man dann an, die Flächen weiter zu brechen, bis langsam ein wirklicher Radius ohne gerade Flächen entsteht. Die Übergänge zum Halsfuss und zur Kopfplatte raspelt man in dem Zuge gleich mit - gleiches Prinzip, aufgrund der komplexeren Form aber etwas mehr "Freestyle-raspeln".
Am Ende dann mit einer Sandpapierfeile und mit 80er- und 100er-Sandpapier der Feinschliff und fertig ist das Hals-Shaping:
Das so entstandene C-Shaping könnte im Anschluss noch verändert werden, für mich war es aber das gewünschte Shaping, so dass für mich damit die Aufgabe fertig war. Für mein erstes Hals-Shaping bin ich eigentlich recht zufrieden: das Shaping ist einigermaßen rund und links/rechts relativ identisch - macht soweit einen gut bespielbaren Eindruck
Dann wurde noch der Halsfuß gefräst: das ist eigentlich unspektakulärer als erwartet: der Body wird in eine spezielle Fräsaufnahme gespannt (natürlich exakt ausgerichtet, damit der Hals dann gerade im Body sitzt). Den Rest erledigt dann eigentlich die Fräse fast von alleine - man muss nur die Fräse sehr genau auf die tatsächliche Halsfußbreite einstellen, denn dieser weicht leicht von der Frässchablone ab - das ist aber aufgrund des verwendeten Extenterfräsers gut einstellbar. Einige Kleinigkeiten werden dann mit einer Feile/Raspel noch nachgearbeitet.
Die fertig gefräste Halstaschen sieht man auf dem Bild - mein Hals sitzt gerade und fest, passt also alles
Und schon wieder war ein Arbeitstag am Ende und weiter geht es am nächsten Morgen mit einigen Restarbeiten am Halsfuß:
Die Rundungen rund um den Halsfuß mussten noch gefeilt werden...
...bevor es mit dem Bindung am Body weiter geht:
Meine Entscheidung war - bereits relativ früh - auf ein zweifarbiges Binding (schwarz/weiss) gefallen. Für dieses wurde mit Hilfe des Frästisches und einem passenden Anlaufring eine 2mm Breite und 6mm Tiefe Nut an der Oberkante des Bodies gefräst - einmal komplett rund um den Body rum
Dann wurde das Binding zuallererst mal vorgebogen - dazu an den Rundungen (vor allen den Innenradien) das Binding mit einem Heißluftfön erwärmen bis es gut biegbar ist und schon mal grob mit einigen Streifen Test-Krepp fixieren. Das verwendete Kunststoffbinding ist relativ unempfindlich ggü. Hitze und somit im Vergleich mit einem Zelluloid-Binding relativ einfach verarbeitbar. Sobald das Binding wieder abgekühlt ist, bleiben die Rundungen soweit erhalten und die Klebestreifen wurden wieder abgenommen
Schritt 3 des Binding-Vorganges: das Festkleben - wobei es eigentlich kein Kleben im eigentlichen Sinne sondern ein Vulkanisieren ist.
Das Binding wird dazu an der Klebeseite mit Aceton bestrichen - dies bewirkt, dass das Binding an dieser Stelle quasi leicht flüssig wird. Dann wird das Binding fest in die gefräste Nut gedrückt und mit sehr vielen Stellen mit Test-Krepp befestigt. Die Klebestreifen müssen dabei sehr stramm befestigt werden um das Binding ohne Spalt zum Holz festzukleben. Das "flüssig-gewordene" Binding verfestigt sich dann wieder (das Aceton verflüchtigt ich ja relativ schnell) und ist anschließend fest mit dem Body verbunden ("vulkanisiert")
Da mein Binding nur 6mm hoch sein soll, das verwendete Binding-Material aber 8,5mm breit war, wurde das überstehende Material anschließen noch entfernt - zuerst bis knapp über der Decke mit der Fräse und der restliche Rand anschließend mit einer Ziehklinge bis das Binding bündig mit der Decke war
Dann noch eine Kleinigkeit, aber auch wichtig und notwendig: die Bohrung für die Klinkenbuchse.
Mit einem 22er-Bohrer ein entsprechendes Loch bohren, in dem die Klinkenbuchse dann verschwinden wird. Im Anschluss mit einem 5er-Bohrer das Loch bis zum Elektronikfach verlängern
Das Loch wird beim fertigen Bass natürlich mit einem Buchsenblech vollständig abgedeckt sein.
Jetzt der "vielleicht wichtigste Arbeitsschritt" - die Body-Taufe
. Also auf zum Strand, die Bodies im Gepäck und schon wurde getauft:
Mein Bass heißt ab sofort offiziell "BIG T"
Nebenbei sieht man auch mal die Werke der anderen Kursteilnehmer - auf Bild 3 von links nach rechts: eine Les Paul, eine Duo Jet, der Big T und ein Torso-Bass.
Zum ersten mal hat man bei der Taufe auch so richtig gesehen, in welche Richtung das Holz nach der Ölung gehen wird - die Wenge wird wohl relativ dunkel, genau wie erhofft.
Man glaubt es kaum, damit sind bereits 2 Wochen des Kurses geschafft - man ging die Zeit schnell vorüber. Jetzt noch eine Woche mit vielen Detailarbeiten und viel Schleifarbeit .... jetzt aber erst mal weiter den Ruhetag genießen
LG MaWa