Wieviele Flügel-Konzerte müsste ich denn in deinen Augen mind. schon gegeben haben, um von dir die Erlaubnis und den Segen zu bekommen, ein DP mit einem echten! Flügel (woaooooh) vergleichen zu dürfen?
Ich habe in meinem Musikerleben an unzähligen Tasteninstrumenten gesessen, die meisten davon Klaviere und Digitalpianos: Beim Üben, in Proben, bei Solokonzerten, als Begleiter bei Konzerten, bei Wettbewerben, bei Band- und Comboauftritten, bei Prüfugsbegleitungen, beim Unterricht nehmen, beim Unterricht geben, in Tonstudios, in Theatern, bei Freunden, Schülern und Kollegen, beim Anspielen beim Klavierbauer oder Musikalienhändler ... Wie viele das waren ist schwer zu sagen, grob geschätzt wird es sicherlich eine mittlere 3-stellige Zahl. Da waren die letzten runtergespielten Gurken in irgendwelchen verrauchten Jazzkellern ebenso dabei wie die allerfeinsten Edelflügel veschiedenster Hersteller auf den Bühnen von Musikhochschulen oder in Konzertsälen. Es waren ebenso billige Medeli-Digis dabei wie auch Yamaha-Digitalflügel im oberen 4-stelligen Bereich. Es gab uralte Digis aus den 80ern und aktuelle Digis aller Marken und Preisklassen. Da waren Rhodes dabei ebenso wie Wurlitzer oder Yamaha CP70, Cembali, Clavichorde, elektrische und akustische Kirchenorgeln, Hammonds, Analogorgeln, Harmonien, Synthesizer, sogar eine Celesta, ein Cembalet, ein Pianet, ein Clavinet ...
Ich maße mir trotzdem nicht an, hier im Digitalpianobereich bei Kaufberatungen teilzunehmen, aus einem ganz einfachen Grund: Ich habe mich nie um die Technik gekümmert , die in den einzelnen Digis steckt, die ich unter den Fingern hatte. x-fach Sensor, diese oder jene Tastatur, Saitenresonanz, Polyphonie etc. pp. Keine Ahnung! Man kommt halt irgendwo hin, da steht ein Instrument, und Dir wird klar: Au weia, darauf muß ich heute abend spielen. Oder: Yeah, cool, das Ding spielt fast ja von alleine. Welche Technik da drin ist oder welche Marke drauf steht ist dann weniger wichtig. Manchmal sitzt man vor einem modernen Steinway und denkt: Shit, in einer 3/4-Stunde ist Einlaß und ich bräuchte jetzt mal 3 Stunden alleine mit dem Flügel, bis er mir gehorcht.
Manchmal spielt man ein paar Minuten eine alte Kiste an und sagt: Yepp, der Abend wird ein Erfolg, laß und Kaffee trinken gehen.
Mein Equipment zu Hause ist nichts besonderes, zum Üben und Unterrichten ist es ok. Mein Digitalpiano ist ein altes Studiologic SL-880 Masterkey in Verbindung mit einem GEM rp-x. Klingt ganz gut, passt aber überhaupt nicht zusammen.
Ich hasse dieses Ding, es läßt sich kaum vernünftig in den Feinheiten kontrollieren. Trotzdem spiele ich (zum Glück selten) ab und zu Auftritte damit. Das Publikum ist normalerweise zufrieden, ich nicht.
Deshalb denke ich immer wieder: Los, Du brauchst ein neues Digi. Die neue Generation ist bestimmt gut. Dann gehe ich ganz zuversichtlich und kaufwillig zu meinen gut sortierten Fachhändlern und spiele alles an, was da ist. Und ich gehe regelmäßig völlig frustriert wieder raus und denke: Wie? Das kann doch nicht sein, daß ich für so etwas € 2000,- ausgeben soll.
Gerade vor 3 Wochen hatte ich wieder so ein Erlebnis: Kurzfristiger Auftritt in einem Theater, Lesung begleiten bei der ich mittelalterliches, Barock, Klassik und manches Eigene spielen muß. Mein Gedanke: Klar, in dem Theater hat ja schon der und der gespielt, die haben ja ein gutes Klavier. Kurz vor de Auftritt die Hiobsbotschaft: Das Klavier kann nicht auf die Bühne gestellt werden, da stehen die Kulissen der aktuellen Produktion im Weg. Du mußt dein Digtalpiano mitbringen.
In der Not habe ich dann ein Yamaha P-255 von einem Freund ausgeliehen, mit dem ich schon mal gute Erfahrungen gemacht hatte, gute Aktivboxen dazu. Die erste Hälfte ging gut, aber in der zweiten Hälfte, als meine eigenen Sachen drankamen, habe ich plötzlich gemerkt, daß das Yamaha-Digi mit dem, was ich in meiner Musik ausdrücken will, einfach nicht hinterherkommt. Es gab eine Grenze, die ich musikalisch nicht überschreiten konnte. Das Instrument kam einfach nicht mit mir mit. Das Publikum hat von alledem nichts mitbekommen, aber für mich war die ganze zweite Hälfte ein Kampf gegen das Piano. Sehr unerquicklich das Ganze. Bei einem akutischen Instrument ist mir das so noch nie passiert.
Deshalb gilt für mich: Digpianos zum Proben: ok. Zum Üben: ok. Für Jobs: ok. Aber Kunst schaffen kann ich mit den Dingern nicht.
@Opiumbauer So, jetzt habe ich meine Erfahrug dargelegt, jetzt bist Du dran. Wie viele und welche Erfahrungen hast Du mit diversen Tasteninstrumenten erworben? Butter bei die Fische!
Viele Grüße,
McCoy