chris_kah
HCA PA- und E-Technik
*** Achtung, Aprilscherz! ***
Hallo zusammen,
da in letzter Zeit viel über klangverbessernde Zusatzteile diskutiert wurde, wollte ich dem doch experimentell auf den Grund gehen, zumal bei meiner Nylon-Akustik ein Saitenwechsel anstand.
Neben einer Bedämpfung der Kopfplatte habe ich auch noch die Veränderung der Korpusresonanz mit einem Bassreflexrohr getestet.
Um es vorweg zu nehmen, das Ergebnis ist erstaunlich.
Die Bedämpfung der Kopfplatte war schon ein großes Thema, so dass ich darauf nicht mehr so viel eingehen werde.
Zum Bassreflexprinzip:
Ein Gitarrenkorpus ist ja im Prinzip ein Helmholtz-Resonator. Das Volumen bildet mit der Trägheit der Luftsäule in der Auslassöffnung einen grob gesagt Masse-Feder- Resonanzkreis. Durch erhöhen der Masse in der Öffnung lässt sich die Resonanzfrequenz des Resonators tiefer abstimemn. Das tut man im Boxenbau mit einem Bassreflexrohr.
Weiterführende Links: https://de.wikipedia.org/wiki/Helmholtz-Resonator (Allerdings will ich ja nicht bedämpfen)
http://app.physik.uni-wuppertal.de/files/protokolle/VP38.pdf S.5 zeigt die Theorie sehr schön für den von mir beschriebenen Anwendungsfall.
http://www.hunecke.de/de/wissen/absorber/helmholtz-resonatoren.html zeigt, wie man Schall verstärkt oder dämpft.
Mein Bandkollege hat für sein Cajon ein Bassreflexrohr von Schlagwerk
Bei seiner "Cajon La Peru" (Schnarrsaiten) bringt es einen deutlichen Bassgewinn und eine bessere Trennung von Snare und Bass, bei meiner "2 in One Dark Oak" (Snareteppich) kaum.
Also: Probieren geht über studieren, es sind ja Osterferien.
Leider passt der Durchmeser nicht. Das Cajon-Teil hat 12cm Durchmeser, die Gitarre nur 10cm Schalloch.
Also habe ich ein DN100 Lüftungsrohr verwendet und gekürzt. Da der Außendurchmeser geringfügig größer ist als das Schalloch, musste ich das Rohr auch längs aufschlitzen.
Dafür konnte ich es aber mit diesem Schlitz an den Saiten vorbei ins Schalloch fädeln, ohne die Saiten abnehmen zu müssen. Das wurde dann so hingedreht, dass es zum Griffbrett zeigt und mit Gaffa Tape versiegelt. Der Vortei ist, dass sich die Klangveränderung, die bei einem Entspannen und neu Aufziehen der Saiten zwangsläufig ergibt dadurch entfällt.
Außerdem hat der Innendurchmesser perfekt mit dem Schallochdurchmesser gepasst.
Es handelt sich um ein solches Lüftungsrohr, das ich mit der Feinsäge sauber gekürzt habe: http://www.hornbach.de/shop/Rotheigner-Rundrohr-weiss-NW-100-mm-Laenge-500-mm/8610800/artikel.html
Ich habe eimal am Umfang mit Tesa Krepp eine saubere Linie geklebt und mit einer feinen Puksäge sauber entlang gesägt. Bei meinen Renovierungsarbeiten am Haus hatte ich seinerzeit versucht das mit einer elektrischen Stichsäge zu sägen. Das hat das Rohr ganz schnell komplett in kleine Fetzen zerlegt. Also Handarbeit ist angesagt, die Sägefläche wird sauber mit Schmirgelpapier geglättet.
Da es sich um einen Test handelt, habe ich das Rohr nur mit Gaffa Tape am Schalloch befestigt und rundum luftdicht abgeklebt. Natürlich dämpft das Gaffa Tape auch etwas die Deckenschwingungen.
Die Länge wurde experimentell ermittelt. Das Rohr wurde zunächst 5.5cm lang abgeschnitten und in 0.5 cm Schritten gekürzt. Die 5.5cm waren eindeutig zu lang. Das Ende des Rohres war durch den flachen Korpus bedingt schon recht nah am Boden. Ich bin abschließend bei 4cm zufrieden gewesen. Damit ist dann auch die Aufnahme entstanden. Natürlich hätte ich weiter abschneiden können, aber ranschneiden ist schwierig Wenn Bedarf da ist, mache ich noch weitere Aufnahmen mit kürzerem Rohr.
Hier noch die Kopfplatte mit meinem provisorischen Dämpfer. Das Holz ist massiv Buche und daher recht schwer. Dadurch wird die Gitarre schon ansatzweise unangenehm kopflastig.
Der Dämpfer nahm tatsächlich etwas Schärfe aus dem Klang (hätte ich so in der Deutlichkeit nicht erwartet), so dass ich den für die Aufnahme dran gelassen habe.
Hier die vollständig modifizierte Gitarre, mit der die Aufnahme gemacht wurde:
Hörprobe
Ich habe eine Aufnahme vor dem Umbau gemacht (da habe ich glücklicherweise dran gedacht) und dann eine, als ich einen für mich zufriedenstellenden Stand erreicht hatte. Leider habe ich die Zwischenstände nicht aufgenommen, denn da war ich doch zu sehr mit den Bastelarbeiten beschäftigt. Entschuldigt bitte die Patzer, ich habe es mehr für die Dokumentation vorgenommen.
Der Aufbau ist der gleiche wie bei meinem D'Addario Saitentest, links der elektrische Ausgang der Gitarre, rechts Mikrofon. Eventuell Balance mal auf ganz links oder ganz rechts drehen.
https://soundcloud.com/chris_kah/vorundnachmod
Der erste Teil ist vor dem Umbau aufgenommen, der 2. danach. In der Soundcloud Wave-Ansicht sieht man in der Mitte auch den Anfang der 2. Aufnahme.
Ich finde, der Umbau bringt eine deutliche Veränderung im Klang. Deutlicher, als ich es erwartet habe. Die Bässe kommen viel voluminöser als vorher, der Ton ist definierter und kräftiger.. Auch elektrisch abgenommen hat sich der Klang verändert, was ich so auch nicht erwartet hatte.
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Reflexrohr ähnlich dem Cajon Zubehör eine sinnvolle Modifikation sein könnte. Und an dem Hoolitzer könnte doch tatsächlich etwas dran sein.
Uff, das war doch mehr als gedacht vor allem mit den Bildern und dem Hörbeispiel. Also noch schnell eingestellt und ab ins Bett.
So, falls ihr noch Wünsche, Fragen, Anregungen habt, dann nur zu. Am Wochenende kann ich noch Versuche und Aufnahmen machen, dann wird die Gitarre wieder in den Originalzustand zurück versetzt, da ein Auftritt in 3 Wochen ansteht, und ich natürlich üben muss. Ich habe zwar derzeit Urlaub und kann gelegentlich tagsüber reinschauen. Aber da ich auf meine Kinder aufpassen muss, habe ich morgen immer nur kurze Zeit. Abends gehen wir Tanzen, da wird es auch nichts. Also ist ab Samstag mit weiteren Aktionen zu rechnen.
Gruß
Christoph
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