Ja, wenn man's falsch macht.
Ein Ansatzpunkt liegt ja im Arrangement.
Wenn das live schon nicht klingt, könnte es daran liegen, dass zuviele Instrumente bloß "dudeln" statt Musik zu machen.
Wenn z.B. der Bass die ganze Zeit irgendwelche Läufe spielt und die Leadgitarre auch Läufe spielt, die gar nichts mit den Bassläufen zu tun haben (ausser, dass sie meistens zu den gleichen Akkorden passen), und sich beide kaum am Schlagzeug orientieren, dann mag da schon mal ein Ansatz für Matsch liegen.
Es muss nicht jedes Instrument zu jeder Zeit einen Ton absondern, es gibt auch Pausenzeichen in der Notenschrift.
Wichtig wäre für mich, dass Schlagzeug und Bass ineinander greifen, ebenso die Rythmusgitarre. Wenn das schon mal live ordentlichen Groove macht, ist das schon die halbe Miete.
Unnütze Noten und Töne, die nichts zum Riff oder Rythmus beisteuern, sondern einfach nur "Krach" machen, tragen eher zum Matsch bei.
Wenn das Arrangement live im Proberaum hingegen funktioniert (kann man ganz einfach mit einer Handy-Live-Aufnahme grob testen: Gibt's selbst bei einer soundtechnisch so schlecht klingenden Aufnahme einen Fuß-Mit-Wipp-Effekt, ist das Arrangement OK.), kann man sich mit den Feinheiten beim Mix befassen.
Dazu kann man die Spuren solo abgehört mit einem Glockenkurvenfilter "durchsweepen", also die Frequenz des Filters variieren, um zu hören, bei welchen Tonhöhen/Frequenzen es am charakteristischsten klingt. Z.B. wird vieleicht eine zerrige quäckende E-Gitarre eher so um die 2 kHz am lautesten/charakteristischten klingen. Ein Bass vieleicht eher um die 200Hz und noch um die 1kHz, oder sowas in der Art.
Dementsprechend kann man vieleicht die Gitarre so etwa unterhalb 1kHz und oberhalb 5kHz absenken und bei um die 2kHz anheben, sinngemäß mit dem Bass, usw.
Ich würde so vorgehen:
Erst mal einen Grob-Mix machen, also alle Fader etwas hochziehen, und hören, was da so kommt. Pegelbalance einstellen, sodass alle Instrumente hinreichend gut zu hören sind. Wenn das schon ganz OK klingt und gut groovt und nur wenig matscht, braucht man auch nicht viel mit EQ machen. Diesen Rough-Mix erstmal abspeichern oder als Audiodatei ausrendern, um eine Referenz zu haben.
Gibt es hie und da noch etwas Mulm, kann man versuchen, wie oben beschrieben, zu filtern. Manchmal liegt es auch am Pegel, wenn z.B. ein Instrument an einer Stelle untergeht, dann dort den Pegel anheben und nach dieser Stelle wieder zurückfahren. Mit Kompressor oder Transientendesignern kann man auch noch was rausholen, also indem man den Kompressor auf der Spur "falsch" verwendet (relativ lange Attakzeiten, kurze Release-Zeiten), kann man Anschläge betonen.
Hat man so die Spuren technisch bearbeitet und so seinen Mix gebastelt, mal wieder mit dem Rough-Mix vergleichen: Klingt es so wirklich besser als der Rough-Mix? Oder hat man es nur verschlimmbessert? Vieleicht klingt der Rough-Mix "organischer" aber matscht etwas, und der Fine-Mix kling zwar einigermassen durchsichtig, aber nicht "organisch" oder "dreckig" genug? Dann wird man sich in der Mitte treffen wollen. Also, die "extremen" Filtereinstellungen vom Fine-Mix etwas lockern, Kompressor etwas weniger aggresiv einstellen, und wieder vergleichen.
Wenn es dann schließlich ganz OK klingt, kann daran gehen, die Instrumente im Stereopanorama zu verteilen. Dann wird man evtl. nochmals an den EQ-Einstellungen und auch an der Pegelbalance Feintuning betreiben wollen. Und den Instrumenten möglicherweise etwas Hall- oder Reverb verpassen mögen.
All die EQs und Kompressoreinstellungen usw. kann man auch immer im Songverlauf dynamisch ändern und anpassen, die Automation ist dein Freund.
Meine Erfahrung ist, wenn man sich ewig einen Wolf mischt und nix gutes dabei rauskommt, kann man entweder gar nicht mischen.
Oder aber, das Arrangement ist überfrachtet, Dopplungen all überall, allerlei Instrumente (Keyboards, Gitarren, Synthiepads, ...), die alle nur das gleiche (gleiche Akkorde ausgehalten...) doppeln ohne was zu sagen. Manchmal kann es dann helfen, beim Mix radikal aufzuräumen und von den vielen Dopplungen und überflüssigen Instrumenten vieles stumm zu schalten und nur an strategischen Punkten (Steigerungen, Bridges, Chorus, ..) vorübergehen einzuschalten, oder zwischen den Instrumenten abzuwechseln: In der ersten Strophe spielt die Zupfgitarre die Akkorde, in der zweiten die Bratgitarre, in der dritten das Keyboard, oder sowas in der Art. Geht mitunter auch textzeilenweise.
Damit jetzt nicht wieder Einwände kommen der Art, das "könne man ja so pauschal gar nicht sagen", nein, kann man auch nicht. Es ist nur ein Denkanstoss. Manchmal mag es so klappen, manchmal ganz anders.