Aha, hier hat sich schon Einiges zum Thema getan...
Im Thread geht es mir vor allem um einen Austausch von persönlichen Ansichten, Erfahrungen und praktisch übenden Aspekten zur Atemstütze beim Spielen der Blockflöte
Fein, dann kann ich mir ja das ursprünglich geplante Erörtern der Grundlagen ersparen.
Aber ein paar präzisierende Worte muss ich doch los werden:
Es existieren komplexe Verschaltungen mit höheren Zentren, die den Impuls des Atmungszentrums modulieren oder überlagern können.
Wie sonst wäre es möglich, bewusst tief Luft zu holen, die Atmung beim Tauchen anzuhalten, etc.?
Auch das Zwerchfell wird im Rahmen des gesamten Atmungssystems ähnlich komplex angesteuert: an sich unbewusst, aber mit der Möglichkeit zur willentlichen, wenn auch indirekten Einflussnahme. Wäre das Zwerchfell gänzlich dem bewussten Willen entzogen, wäre auch die Atemstütze gar nicht möglich.
Aufgrund dieses komplizierten physiologischen Sachverhalts ist es auch so schwierig, die entsprechende Fertigkeit zu erwerben. Man kann nicht einfach sagen: "Zwerchfell spann dich!"
Nach meiner Erfahrung bedeutet Atemstütze, ein möglichst großes Luft-Volumen tief im Brustkorb verfügbar zu machen und zu halten, wodurch der Ton mit einem gleichmäßigen, kraftvolleren Luftstrom erzeugt wird und daher stabiler und sauberer klingt. (Hier ist NICHT stärkerer Blasdruck gemeint!)
Wie schafft man das?
Ich habe es so verstanden und nachvollziehen können, auch wenn es jetzt paradox klingen mag:
Für die Atemstütze muss das Zwerchfell tief gestellt, also kontrahiert sein wie bei/nach dem Einatmen. Auch mit den Atemhilfsmuskeln des Rumpfes bis zum Halsansatz hinauf spanne ich anfangs an wie beim Einatmen (ohne zu verkrampfen!), während ich GLEICHZEITIG in die Flöte blase-also tatsächlich ausatme. Alles klar?
(Erbarmen, diese Formulierung hat mich zwei Hände voll Erdnüsse als zerebralen Akutbooster gekostet...)
Dieser Zusammenhang beschreibt mein bisheriges Endergebnis.
Um soweit zu kommen, muss man sich mit Tricks an Zwerchfell und Genossen heranpirschen, weil sie ja direkte Befehle nur widerwillig befolgen wollen:
Am Beginn ist zu erlernen, was da überhaupt zu spannen ist, und zwar durch viel Hineinhorchen und -fühlen in den eigenen Körper während des Übens.
+ Man verlockt die störrischen Atemmuskeln mit ein paar Tricks dazu Farbe zu bekennen:
Am einfachsten ist es, während des Spielens die Hüften hin- und her zu schwingen, dabei leicht in die Knie gehen (Dieses In-die-Knie-gehen bleibt auch später noch wichtig, z.B. bei weiten Sprüngen in die Höhe). Dadurch werden genau die für die Stütze wichtigen Rumpfmuskeln gezwungen, sich zu kontrahieren, weil genau diese auch an der Erhaltung eines sicheren Stands mitwirken müssen. ==> FÜHLEN, was sich da im Innern zusammenzieht, hören, ob der Ton voller und schöner wird. Falls sich etwas geändert hat, immer wieder versuchen, diese Muskeln selbst anzusteuern. Irgendwann klappt es!
Sehr gute Hilfsmittel sind hierbei weiters ein Gymnastikball, auf dem man mehr oder weniger temperamentvoll im Sitzen hin- und herschaukelt, während man spielt, oder ein Wackelbrett, wie es in der Physiotherapie oder allgemein zum Training des Gleichgewichtssinnes verwendet wird.
+ Eine bewährte Hilfsvorstellung verwenden:
Man stelle sich ein Kugelmonster (Details nach persönlichem Geschmack) vor, das im Innern des eigenen Brustkorbes wohnt, aber eines mit ganz vielen Armen und Händen am ganzen Körper. Soll Atemstütze appliziert werden, dann stelle man sich vor, dass das Monster nun all seine Arme streckt und mit den Händen mit aller Kraft von innen gegen den Brustkorb nach außen und in den Bauch hinunter drückt. ==> Tut sich was bei der Tonqualität?
Ja, ich weiß, das hört sich merkwürdig an, aber bei mir hat es gewirkt... mein Barbapapa ist übrigens ganz schwarz und unheimlich haarig.
+ Ganz wichtig als Voraussetzung: Tief in den Bauch hinunter einatmen -DER BAUCH MUSS RAUS!