...dumm nur, dass kompensierte Line Outs immer und ohne Ausnahme in Preamps zu finden sind... (Pedale, Racks, Amps) ;-)
Hi,
"immer und ohne Ausnahme", mit solchen starken Worten sollte man vorsichtig sein
.
Da gibt es schon auch andere Konzepte, zB wird das Signal für die eingebaute Red Box beim Hughes & Kettner Tubemeister 36 (und ich gehe mal davon aus, bei anderen Amps der Marke ebenfalls) zwischen Endstufe und Powersoak abgegriffen, sodass die Endröhrensättigung mit verarbeitet wird.
Meine 20 Jahre alte Peavey Classic 50/50 hat ebenfalls schon Line Outs, die von den Ausgangsübertragern gespeist werden (wenn die Kompensation auch kaum brauchbar ist), und sicher gibts noch ein paar andere, wenn man mal danach googelt. Nachdem sich die Zahl der (oft kleinen) Amps mit eingebauten Powersoaks zuletzt sehr vermehrt hat, werden da sicher nochmehr Hersteller dafür gesorgt haben, dass man die so gewonnene Zerrmöglichkeit auch abnehmen kann.
@noslash:
So oder so kann man das Signal letztlich bei jedem Amp ohne fest verlötete Speaker zwischen Ausgang und Lautsprecher abgreifen, zB mit der Red Box, Palmer The Junction oder ähnlichen dafür ausgelegten DI-Boxen, wobei es auch welche ohne Speaker-Simulation gibt. Letzteres wäre hier wohl die sinnvollere Variante.
An sich ist der Send eines FX-Loops die richtige Stelle, um das Signal abzugreifen und zum Effekt zu leiten. Ist der Weg regelbar seriell/parallel, musst Du mit dem Mix-Regler ausprobieren, wie es am besten funktioniert. Normalerweise ist dieser dafür zuständig, dem unverändert am Send ausgegebenen und beim Return wieder zurückgeschleiften Signal das trockene signal am FX-Loop vorbei zuzumischen. Solltest Du tatsächlich einen Amp mit seriellem Weg haben, bei dem der Poweramp
kein Signal bekommt, wenn im Send ein Stecker drin ist, dann gibts auch dafür natürlich Lösungen, wie zB Splitboxen.
Ein systembedingtes Problem des Dry/Wet-Setups sei noch erwähnt: die Abstimmung ist nicht gerade einfach. In dem Moment, wo Du ein Multieffekt auch mit Effekten verwendest, die das ganze Signal erfassen sollen, wie Compressor, EQ, Noisegate und WahWah, kannst Du es eh vergessen. Denn das trockene Signal ist halt auch dann da, wenn Du es eigentlich nicht haben willst. Sinn hat das ganze also eigentlich nur bei Laufzeiteffekten und Modulationen, wo es tatsächlich sehr schön klingen kann. Hier ist dann wieder zu beachten, dass Du die FX-Balance ausschließlich über die Intensität der Modulationen und die Ausgangslautstärke der Wet-Seite regeln kannst. Denn das FX-Gerät sollte immer auf 100 % Wet stehen, also zB das reine Delay-Signal ohne Originalanteil wiedergeben. Ansonsten bekommst Du mit Sicherheit Phasenprobleme mit dem Direktsignal aus dem Dry-Amp, und es klingt dünn und schrill.
Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist das Problem der Hörposition auf der Bühne. Gitarrenspeaker haben einen recht engen Abstrahlwinkel, auf bestimmten Positionen wird das Wet-Signal daher lauter sein als das Dry-Signal. Das kann einen schon aus dem Takt bringen, wenn man auf einmal nur das verzögerte Signal des Delays hört... Man kann das ausgleichen, indem man auf die (breiter abstrahlenden) Monitore dann eben beide Signale gibt. Nur leider hat man meist keinen persönlichen Monitorweg wie Steve Lukather, sodass die Mitmusiker sich schnell beschweren werden, wenn die Gitarre zu laut auf dem Monitor liegt.
Mein persönliches Fazit: brauchbar ist das Konzept in kleineren Bands in erster Linie für Leute, die einen recht trockenen Sound fahren, auf dessen "Integrität" besonderen Wert legen und Delay, Hall oder Chorus eh meist sparsam als Würze verwenden.
Gruß, bagotrix