Das MB besucht die Steinway & Sons Fabrik in Hamburg am 20.11.2015

  • Ersteller MichaHH
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ja, danke Lisa! Ihr könnt alle gerne mitmachen und mich ergänzen/ Korrigieren. Vor allem so lange Edit noch funktioniert....

Das Holz an sich durchläuft drei Lagerungsphasen, bis es verarbeitet wird.

Angefangen im Außenlager unter einem Dach ist es Wind und Wetter ausgesetzt (davon haben wir in Hamburg reichlich). Dann in einer Fußballfeldgroßen Lagerhalle (mit ordentlich Luft in den Wänden für Durchzug) und zu Letzt in einer Trockenkammer.

Die Gründe sind in der Unternehmensphilosophie (To build the best Piano…) und im Material an sich zu finden. Das Holz sollte draußen alle Witterungsphasen erlebt haben. Dann ist schon mal gerissen, was später beim Kunden nicht mehr reißen sollte. In der Halle wird es weiter runtergetrocknet (12- 20 %) und Produktionsvorbereitend gelagert , um in der Trockenkammer (mit den Ausmaßen einer LKW- Garage) seine Finale Restfeuchte (5-7% ??) zur Verarbeitung bekommen.

Dieser Prozess dauert in Hamburg ca. zwei Jahre.

Die Holzsorten und ihre Bestimmung:

Wahnsinn, wie es im Lager riecht!

Im Standardschwarz hab ich mir sechs Holzarten merken können:

20 Schichten Ahorn/ Mahagoni für das RIM (den äußeren Rahmen). Natürlich in Längsrichtung (nicht gesperrt) verleimt. Dessen Formung konnten wir live beobachten.

Auf einer Art Rahmenlehre werden die verleimten Schichten für ca. eine halbe Stunde warm (beheizt) in Form gepreßt. Gut zu sehen waren die Mahagonischichten für die Staibilität. Dann trocknet dieser federnde, nach vorne offene, Rahmen einige Zeit (???? Helft mir!!) durch, bevor die Enden auf das endgültige Maß abgeschnitten werden und es weiter geht.

Diese Federspannung des RIM ist ein entscheidendes Merkmal bei Steinway.
Nachdem der Tastaturrahmen (Nennt man das so?) diesen Kreis (von außen) schließt, ist der Korpus an sich, ein unter Spannung stehendes, schwingendes und klangübertragendes Element des Flügels. Also nicht nur ein Holzkasten, sondern Klangkörper schon für sich genommen. Diese federnde Spannung wird ein Instrumentenleben lang gehalten.

Interessant am Rande ist, das Herr Steinway bei seine Entwicklungen wissenschaftlich von einem gewissen Herrn Helmholtz begleitet wurde.

Der Resonanzboden wird aus Sitka- Fichte aus über 1000m Höhe zusammengesetzt. Die Gleichmäßigkeit und Dichte der Jahresringe spielt eine große Rolle. Jörg hat es uns an bereitliegenden Beispielhölzern in der Produktion vorgeführt:

Ikea Astkiefer: Plop.
Gleichmäßige, aber breite Jahresringe: Klong.
Sehr enge und gleichmäßige Jahresringe: Kling.

Stichwort Diskant. Dichte und gleichmäßige Jahresringe übertragen den Diskant weit besser. Damit hat sich für mich nebenbei ein Mysterium meiner Hummingbird geklärt. Das Triple A Sitka hat seine hörbaren Gründe.

Der Materialeinsatz ist bei so einem Resonanzboden gewaltig. Zwei Jahre Lagerung, Trocknung, Sägen … und dann werden 80% !! davon als nicht brauchbar verheizt.

Wenn ich die Maserung meine Millimeterdünnen Gitarrendecke durch Kerzenschein betrachten kann; Hier liegt von gleicher Qualität ein ca. 1 bis 1,5 cm dickes Brett von fast 2 Quadratmetern vor mir. Vom qualitativ 20% übrig gebliebenen Holz geht noch der Verschnitt für die Form weg und in der Dicke wird noch die Wölbung des Resonanzbodens aus dem Vollen herausgeschliffen.

Die klangleitenden Leisten, gleiches Prinzip wie bei der Gitarre, werden ausnahmsweise von einer CNC- Fräse zum Ende hin ausgedünnt. Nachbearbeitung per Hand aber nicht ausgeschlossen.

Verleimt wird übrigens alles mit vorgewärmten Hautleimen. Eine Wissenschaft an sich und nichts für olfaktorisch dünn besaitete. Spanische Besucher nannten das Granulat, als welcher dieser Leim geliefert wird, Hasenleim. Ich denke weniger wegen der Hasen als Lieferanten, als an die Form und Farbe des Granulats... (Wer mal so einen Stall sauber gemacht hat, ahnt was ich meine).

Die Nützlichkeit von den Leimen haben wir dann bei der Justierung der Hammermechaniken gesehen:

Mit etwas Wärme (kleine Lötlampe) wird die Verbindung zum Kopf wieder etwas! lösbar gemacht. Das wird so oft und lange gemacht, bis alle exakt senkrecht, von der Schwerkraft gezogen fallen. Der Hammer muß alle Saiten (drei bei einer Diskanttaste) absolut gleichzeitig und mit gleicher Energie treffen.

Bei den Verbindungen zwischen klangübertragenden Teilen wird ausschließlich mit ähnlichen Hölzern verzapft. Keine Schrauben und Metall dürfen den Klangfluß unterbrechen.

Die Tasten werden als Teil des Klangkörpers betrachtet und sind auch aus diesem Holz. Die Maserung verläuft längs der Taste, dem Ton folgend. Die schwarzen Tasten haben eine Oberschicht aus Ebenholz. Der Farbe wegen. Die weißen Tasten sind mit einem schweißabsorbierenden Kunststoff beschichtet, damit immer ausreichend Grip besteht. Von Elfenbein als Oberfläche hat man sich erst 1989 letztendlich getrennt.

Die Klaviermechanik an sich wird von Renner geliefert. In Einzelteilen. Zusammengesetzt werden die Teile in Hamburg in mühsamer Kleinarbeit. Damit ist sichergestellt, das jedes winzige Teil ein Mitarbeiter des eigenen Hauses in den Händen gehalten und für gut genug befunden hat.

Eine Steinwaybesonderheit dabei: Die „Welle“ um welche der lineare Tastenhub in einer Drehbewegung auf die Hämmer umgesetzt wird, ist aus extrem festen Bubingaholz. Mit dieser Eigenschaft läuft die Umsetzung der Bewegungen der sich reibenden Teile möglichst lange ohne Abnutzung. Ohne Schmiere und superleicht auf glattem Material.

Der Steg aus Ahorn wird, ähnlich dem RIM in einer Presse warm in Form gebracht. Alternative Materialien sind kein Thema mehr, wenn man den Prozess (welcher sehr gute Ergebnisse liefert) einmal gesehen hat.
Ich denke es ist auch die wirtschaftlichste Art, einen Steg in dieser Dimension herzustellen. Auch hier folgt die Maserung der Schwingung des Klanges. Der Steg setzt mit senkrechter Maserung auf dem Resonanzboden auf.

Der Stimmstock hat sehr interessante Merkmale! Hier liegen die Geheimnisse der Langlebigkeit im Mix aus Material und Konstruktion, weshalb er über Generationen stimmbar bleibt.

Er besteht aus sechs Lagen, im 45 Grad- Winkel verleimten Holzschichten Ahorn mit Bubingaeinlagen. 45 Grad, weil damit die maximale Oberfläche mit bestem Grip zum Stimmwirbel hergestellt ist. Gemeint ist die Stirnschicht des Ahorn. Das Bubinga bringt noch mehr Härte und Festigkeit in den Stimmstock. Damit werden die Stimmwirbel über Generationen lang in festem Griff gehalten.

So, dann noch ein Holz, das auch dem Grundsatz der Funktion folgt: American Whitewood. ich hab mich mal an diesem Namen gehalten, weil Pappel ist es nicht (könnte es in Hamburg mal gewesen sein?).

Alle Hölzer im Flügel werden aufgrund ihrer Klang- oder Konstruktionseigenschaften verwendet. Das American Whitewood ist für den (riesigen) Flügeldeckel, als auch für die Klaviaturabdeckung gedacht. Hier darf es seine Eigenschaften von (relativ leicht) bis glatter Oberfläche für gute Lackierungen ins Spiel bringen. Damit sind die vom Künstler zu bewegenden Teile im wörtlichen Sinne gut zu stemmen.

Für den Trägerbalken der Gußplatte wird auch „einfachere“ Fichte in armdicker Balkenform verwendet. Ausschließlich als konstruktionstragende Teile und salopp gesagt „nicht klingend“. Lasst Euch aber nicht irritieren: Alles perfekt!! Verarbeitet und formschlüssig verzapft, das meinem Werkskundelehrer die Freudentränen in den Augen stünden.

Die Exotenhölzer, deren Namen ich mir nicht merken konnte werden in der Regel als Furniere für die abgedrehtesten Desings verwendet. Hier konnten wir eine Zeit lang fasziniert zusehen, wie die Furnierstreifen zu einer durchgehenden Oberfläche selektiert werden.

Runden wir die Materialkunde noch mit den Filzen ab, um zu späterer Stunde die Teile zusammenfinden zu lassen.

Die Filze für Bänder, Unterlegscheibchen, etc. werden in größeren Stücken geliefert. Wie bei der Tastatur geht es hier darum die Qualität VOR dem Einbau sicher zu stellen. Besonders wird auf die Fasereigenschaften geachtet. Dann werden aus dem Qualitätsgprüftem „Block“ die Kleinteile gemacht.

Hier kam schon etwas Zeitdruck auf und deshalb konnte ich das nicht so vertiefen, wie ich gerne wollte. Wäre evtl. was zum Nachfragen und meine Bitte: wer an der sensiblen Stelle Holz und Filz aufnahmefähiger war als ich, bitte ergänzt/ korrigiert mich! Vier Stunden wären nicht schlecht gewesen, aber das wäre jammern auf Röhrenampnievau.

… wie das Alles zu einem echten Steinway zusammfindet, später ….
 
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Hier ein Screenshot vom Außenlager (Holz):

Steinway Holzlager außen.png



Lagerhalle (mit ordentlich Luft in den Wänden für Durchzug)

Die sieht man hier



Als wir drinnen standen, fiel mir die offene Bretterwand sofort auf. Und nicht nur die.
In der Halle steigt einem ein Gemisch fremder Gerüche in die Nase. Das motivierte mich, an den ein oder anderen Holzstapel dichter heran zu gehen und einen Atemzug davon aufzusaugen ...

In diesem Video

und in diesem

ist zu sehen, wie die längs gemaserten Holzstreifen für den Rim in Schichten verleimt ...

Steinway Rim Schichtverleimung.png


und dann zum Rimbiegebock getragen werden.

Steinway Rim Transport.png


Hier noch ein paar Fakten zum Steinway-Rim:
http://www.steinwaypianos.com/kb/how-it-works/rim-bending

und noch ein Video:


Ein wichtiges Merkmal des Steinway-Rim ist, dass es keinen inneren und äußeren Rahmen gibt. Er wird so aufgebaut, dass im Innern eine "Stufe" entsteht, auf der später die innen liegenden Teile aufgelegt werden.

So entsteht sie:
Zuerst werden schmale Streifen gestapelt ...

Steinway Rim Schichtverleimung Beginn breiter Teil.png


... und darauf die breiten.

Steinway Rim Schichtverleimung Beginn breiter Teil2.png


Beim Einspannen:

Steinway Rim in Rimbock einspannen2.png

Durch das Biegen verschieben sich die dünnen Holzstreifen gegeneinander, so wie es die Seiten eines Paperbacks tun, wenn man es biegt oder aufrollt. Diese verschobenen Enden werden beigeschnitten, wenn die Verleimung fest geworden ist.
Der fertige Rimm hat eine sagenhafte Spannung, die ihn wippen und schwingen lässt, wenn man ihn "anschubbst". Da kommt ganz schön viel Energie zurück, wenn man mit der Faust weich auf das obere Ende schlägt.

Damit die offene Seite des Rim die später eingebaute Querstrebe festhalten kann, wird er so gebogen, dass das offene Ende etwas nach innen geht. Deshalb müssen 3 Männer kräftig ziehen, wenn der Rim vom Bock geholt wird.

Steinway Rim vom Rimbock abnehmen.png


Hier wird ein fertiger Rim in die Trockenkammer gefahren. Dort muss er die vom Leim eingebrachte Feuchtigkeit wieder verlieren.

Steinway Rim Transport zum Trockenraum.png
 
Grund: Ergänzungen
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Hallo Micha,

erstmal vielen Dank für die bereits entstandenen Berichte. Ich habe beim lesen wirklich das Gefühl wieder da zu sein. :great:

Zum Holzlager:
Ich habe da 2 Jahre im Außenlager bis zu einer Restfeuchtigkeit von 20% - 30%
und 1 Jahr Lagerhalle/Trockenhalle bis zu einer Verarbeitungsrestfeuchtigkeit von 7% - 8% im Kopf

Sitka- Fichte aus über 1000m Höhe zusammengesetzt.
ich bin sogar der Meinung er hat 2.000m gesagt und das kommt mir ehrlich gesagt komisch vor. Vielleicht kannst du da ja noch mal nachfragen.


Die Sitka-Fichte kommt entlang der Westküste Nordamerikas von der Insel Kodiak in Alaska bis zum Mendocino Country in Nordkalifornien vor. Sie ist Meersalztolerant, so dass man sie auch direkt am Meer findet. Landeinwärts reicht ihr Areal oft nicht weiter als 30 Kilometer und besitzt nur eine Breite von bis zu 210 Kilometer. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über eine Länge von etwa 2.500 Kilometern, in dem sie normalerweise nicht auf Höhenlagen über 300 Meter aufsteigt. Das höchste Vorkommen liegt bei 910 Meter in Südost-Alaska an der Waldgrenze.
(Infos aus Wikipedia)

Lg, TaTu
 
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Gerade bin ich über historische Dokumentationen der Steinwayproduktion gestolpert:





 
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Nun sind wir über schon über das Außengelände, im inneren vom Keller bis fast nach oben Treppauf, Treppab durch die Fabrik gelaufen … und haben die einjährige Produktionszeit eines Flügels live miterlebt (Klaviere brauchen etwas weniger).

Wie Lisa schon schrieb, wird ein Steinway von außen nach innen gebaut.

Den federnden und mitschwingenden Rahmen konnte ich im Steinway- Haus beim Probespielen sehr gut spüren.

Wir waren dabei, als RIM, Resonanzboden und Gußplatte unzertrennbar Hochzeit hatten. Übrigens: Alle Steinways weltweit (New York und Hamburg) haben seit Beginn eine eindeutige Seriennummer. Alle in Hamburg jemals gebauten Instrumente sind auch heute noch eindeutig identifizierbar und deren Geschichte nachvollziehbar. Einfach im Werk anfragen. Gebrauchte ab Werk gibt es leider nicht, aber gut wenn die Geschichte hinter einem aufgearbeiteten Instrument stimmig ist.

Aufgefallen sind mir die gleichen Aussparungen für die Bebalkung des Resonazbodens zum RIM, wie bei einer Gitarre. Nur das hier ein Binding nicht viel halten würde, sondern mit entsprechend Material und mit Hebezeugen und Abeitsbühnen gearbeitet wird.

Neben den großen Teilen kamen wir an vielen Stationen vorbei, welche die 12.000 Teile erlebbar machten. Das Bohren von Löchern, Pins per Hand einsetzen, Saiten aufziehen, Zapfen anpassen und verleimen… Alles eine Vielzahl von Schritten, welche mehr als die Summe ihrer Teile werden.

Interessant an einer Stelle, war das Einhämmern der Saitenpins: Am Klang erkennt man, ob das Ende erreicht ist und der Pin fest sitzt. Klong, Klong, Kling. Fertig. Nur eben 243 Mal. 1200 Mal pro Jahr. Eine Maschine könnte evtl. nicht das korrekte Ende zum Preis eines Mitarbeiters erkennen und den Gußrahmen beschädigen, oder den Klavierstimmer später mit lose sitzenden Teilen in die Verzweiflung treiben.

Am Ende ist alles zusammengebaut – und der Flügel steht immer noch unlackiert da.

Die Innenteile haben schon ihre Farben und sind auf Hochglanz. Insiderwissen am Rande: Der Resonanzboden wird nicht mehr, wie noch vor Jahren, mit mehreren Lackschichten hochglanz veredelt, sondern nur noch mit einer dünnen Lackschicht in Matt belassen. Wobei dieses Matt bei einfacheren Instrumenten im Prospekt noch als glänzend durchgeht.

Die Polyesterlackschichten, die im freundliches schwarz, kommen ziemlich zum Ende, wenn nichts mehr verkratzen kann. Damit ist die Produktion günstiger und schneller, weil nur einmal abgeklebt werden muß und ansonsten ein Ding und Dong vor dem Lackieren gut zu retten ist.

Diese Lackschichten machen gut einen halben Zentimeter aus, bevor sie wieder und wieder runterpoliert und geschliffen werden. Für mich neu: Die goldenen Steinway- Schriftzüge sind aus aufgesetztem Metall, werden überlackiert und werden mit dem Schleifen und Polieren wieder hochglänzend freigelegt.

Die Mattschwarzen Proberaumflügel, ohne Bling, Bling könnten in der Metalszene bestimmt auch optische Akzente setzen. Der Grund ist aber schlicht, das diese nie eine Konzertbühne sehen werden und damit mit einigen Arbeitsstunden Schleifen und Polieren weniger, günstiger an Institutionen abgegeben werden können. Kennen wir irgendwoher? Klar. Masterbuild versus Studio.

Das Einpauken, Intonieren und Stimmen haben wir leider nicht mehr gesehen, aber trotzdem Fragen dazu gestellt.

Ja, jeder lernt das Stimmen in seiner Ausbildung. Jeden Tag? Das konnte nicht so direkt gesagt werden. Aber: wie lernen sie es?: Tja, Machen eben.

Die Einpaukmaschine in einer schallgeschützten Kammer ist neben der ständigen Beobachtung und Kontrolle aller Einzelteile und Schritte die erste große Kontrolle des Gesamtkunstwerkes Steinway- Piano. Hier zeigen sich, bei 10.000 Anschlägen pro Minute, ob Tasten, Saiten oder andere Teile der mechanischen Belastung grundlegend stand halten und OK sind.

Das Stimmen passiert mindestens sechs Mal bei jedem Flügel und ob er dann bei Frau Wunstorf, der finalen und einzigen Endkontrolleurin und Intoniererin Gnade findet, ist noch nicht ausgemacht. In Berichten ist zu lesen, das sie auch dem letzten Klingeln, schiefem Oberton – kurz ob Ton und Charakter des Intstrumentes stimmig zueinander finden hinterher ist.

Tja, so ganz und komplett wird kein Flügel als Ausschuß die Treppe runtergeschubst werden. Dafür sind die Arbeitsschritte mit Vor- und Nachkontrollen zu eng. Fehlerhafte Bauteile lassen sich, besser wie im späteren Leben per Klavierbauer, sofort tauschen. Und der Klang? Einen gewissen Grundklang bringen alle mit. Wie genau der Klangcharakter sich entfaltet und herausgearbeitet wird, ist die Wissenschaft des Intonierens. Filze anstechen, bestimmt auch mal einen verstechen…. Da können die Klavierprofis hier sicher mehr dazu schreiben. Sicher ist: jeder ist einzigartig und wird erst in die Welt entlassen, wenn er dem Leitspruch „der Beste seiner Art“ genüge tut.

Nun kommen wir langsam immer näher an den Auswahlsaal heran. Erkennbar an den bis zur Fußleiste mit Künstlerstatements tapezierten Wänden.

Kurzes Warten. Da ist grad wer beim wählerischen Check, welcher der zehn D-Flügel wohl passen könnte. Freundlicher Plausch, nett sich kennengelernt zu haben.... Tür zu – und nun wir!

Einmal auf einem Steinway spielen, und zwar genau dort, wo schon Horowitz, Lang Lang, Brendel und all die anderen ihre Auswahl getroffen haben! Wer noch das alte Schwarz/ Weiß Filmchen vom NDR im Kopf hat, als bekittelte Techniker ehrfürchtig Herrn Horowitz über die Schulter sehen: Es sieht dort immer noch genauso aus! Herrlich. Ich kann Lisas Freude beim Anspielen verstehen. Kein Ende…. Alle treten hungrig auf der Stelle…. NOCH MAL!

Schießlich finden wir mit etwas „Overtime“ in die Kantine zum abschließenden Kaffee und Kekse. Tja, da war sie denn hin, Jörg seine Mittagspause. Minuten vor seinem Termin mit einer Norwegischen Delegation ließen wir ihn mit noch mehr Fragen als vorher ziehen. Natürlich nicht, ohne gewissenhaft beim Pförtner abgegeben worden zu sein.

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Damit keine Lücke für Schnitzel & Co. entsteht, sind wir schon bei Frau Kröger im Steinway-Haus angekündigt. Wir sind unter uns und können endlich alles ausgiebig begrabbeln und anspielen. Selber hören, wie der Charakter eines Flügels sein kann. Alles wie immer im Board: der ist aber etwas krillig, oh – hör mal wie schön rund dieser hier ….

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Für kurz entschlossene: Es gab sie, die Aktionstage. Übern Daumen gepeilt 15% Nachlass ohne zu verhandeln. Bei meinem Liebling (K132) in Indischem Apfelbaum wäre ich fast schwach geworden.

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Für mich ein krönender Abschluß, für was all die vielen Arbeitsstunden im Werk drauf gehen. Ich genieße die Klänge und versuche meine Eindrücke zu sortieren. Schön, das es hier noch produzierende Betriebe fernab von Zeitarbeitsgewürge und Aufstockern gibt, welche mit Herzblut und stolz ihre Arbeit zeigen. Danke, das wir dabei sein konnten! Es war ein schöner Tag Heimatkunde in meinem Hamburg, das mich schon ein wenig stolz auf meine Nachbarn macht.

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Eine weitere Stunde später ist die Gruppe zusammengeschrumpft und ich fahre mit Lisa kurz was Essen. Herr Schupp wartet schon. Aber das ist eine andere Geschichte:

https://www.musiker-board.de/threads/harfenwerkstatt-besuch-bei-henrik-schupp-hamburg.626576/

Danke an alle Beteiligten für die intensive Vorbereitung. Es ging dann alles so schnell vorbei....

Gerne wieder und bis denn

Micha
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Tja, und die Zukunft?

Sicher so ähnlich wie bisher - nur besser.

Fernost ist ein riesiger Markt, welcher immer mehr und optisch erlesenere Intrumente ordert.

Für solche wie mich (nur mit mehr Kohle aufm Konto), die dieser Klang immer wieder auf die Knie zwingt - aber leider nichts spielen können - wird diese Tage das perfekte Instrument ausgeliefert. Selbstspielend mit Wiedergabe der ganz Großen! Eben weil Bits, Bytes und sonst was für ...phonie nicht DIESEN Klang und DIESE Dynamik erzeugen können.

Mietwohnungsbewohner werden aber auch hier noch nicht bedient.

Ich geh denn wohl weiterhin zu den Wettbewerben und lasse mir alle paar Wochen etwas schönes vorspielen.

Vielleicht beim nächsten Besuch?

Dann wird auch Steinway Hamburg im innern einiges erneuert haben. 25 Millionen werden in diesen Tagen im Standort Hamburg investiert. Arbeitsschutz, Lärmschutz, effektivere Wege über die vielen Etagen.... aber eins wird wohl bleiben: To build the best Piano.
 
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Gerade bin ich über historische Dokumentationen der Steinwayproduktion gestolpert:
Schöne Fundstücke. Faszinierend finde ich, wie wenig sich bei den wichtigsten Produktionsschritten in den letzten 100 Jahren geändert hat: Das Holzlager habe ich genauso wiedererkannt wie die Rimfertigung (auf den gleichen Maschinen wie damals!), die Mechanikfertigung wie auch den Saal, in dem justiert und intoniert wird. Selbst wenn die Filme aus New York sind - das sieht heute in Hamburg noch sehr ähnlich aus. Klar, die Gießerei haben wir nicht gesehen, und das wird auch heute anders laufen. Aber das ist schon verblüffend ;)
 
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oh je, ich Klavierbanause.... der Film im Auswahlsaal war mit und um Arthur Rubinstein:



Sehr sehenswert, auch und gerade wenn und wie über Intonation gefachsimpelt wird.
Kittel trägt heute keiner mehr, aber die Gespräche werden noch so ähnlich ablaufen.

Mit Herrn Horowitz fand ich dieses Interview sehr interessant:



... ich geh denn mal Gitarre spielen ;-)
 
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Spielt für mich ein paar Töne mit auf den Steinways ...

Bitteschön, aber nicht von mir gespielt (leider)!!

Zu meinem Verdruß gingen sehr viel Dynamik und Baß beim "boardgerechten" speichern verloren...


Ich hoffe, das schöne Spiel versöhnt Euch etwas mit meinem Versuch vordergründig die reinen Fakten aus unserem Besuch für das Board zu sichern.

Micha
 
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da wir hier schon so viele Quellen und Informationen,
links und rechts zu unserem Werksbesuch
in unserer Steinway- Mappe gesammelt haben:
Wollte ich grade ähnlich schreiben, das ist doch viel mehr als ein "Bericht über einen Werksbesuch" - aber ein Steinway ist auch mehr als blos ein Klavier ;)
 
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ich hab etwas überlegt, ob ichs verlinke... weil unsere Eindrücke hier zählen sollen.

Aber ich kann bestätigen: Ja, so siehts in Hamburg aus.
Er zeigt, was wir auch in Erfahrung brachten.
Damit lässt sich das "keine Fotos bitte" etwas kompensieren.

Marketing im Film: in der Produktion erklingen keine sanften Sonaten, sondern rattern, fauchen und kreischen die Maschinen in den Händen der Arbeiter. An manch anderer Station herrscht nur ruhiges Arbeiten.

Frisch abgemischt: Habt Freude an bekannten Gesichtern (Jörg ab 9:15min) :) und an einigen Details,
welche wir nicht live gesehen haben.

Exakteres Detail zu meinen Texten: Die Gußplatte wird Bronziert.
(Falls es mal wichtig wird in einer Diskussion)

Neues Detail für mich: Selbst die Saiten werden in HH gewickelt. (ca. bei 5:30min)
Diskant: Stahlsaiten.
Bass: Kupferummantelt.

(leider in Englisch, aber mit kurzen, klaren Sätzen)





Micha

P.S.: mal sehen, wann der Thread von Steinway verlinkt wird, weil wir mehr Material zusammen haben, als sie selber :D
 
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ich hab etwas überlegt, ob ichs verlinke... weil unsere Eindrücke hier zählen sollen.
interessant ist, wann das Video von Steinway erstellt worden ist - zwei Monate nach unserem Besuch! Wir haben da wohl einen gewissen Einfluss gehabt ;-)
 
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