Was heißt denn "es wir höher intoniert"? Der Ton auf der selben Taste hat doch immer die selbe Frequenz d.h. immer selbe Höhe. Irgendwas an dem Thema will mir einfach nicht in den Kopf gehen
Es geht doch nicht um Tastenistrumente, sondern um beispielsweise Streicher, die ihre Töne durch nicht vorhandene Bünde fein justieren können oder um Blasinstrumente, die durch Ansatz u. a. ebenfalls sehr fein intonieren können.
Diese können durch diese Möglichkeit die Nachteile einer fest vorgegebenen und kompromißbehafteten Tasteninstrument-Stimmung umgehen.
Wenn sie schlecht sind, wird's aber noch viel schlimmer.
Widersprecht mir wenns fallsch ist aber:
ein Des wird nicht per se tiefer alteriert als ein Cis...
Danke, daß es mal einer wagt, auszusprechen.
Ich bin kein Streicher, aber ich habe den starken, aber begründeten Verdacht, daß die vielzitieren "grundsätzlich unterschiedlichen Arten, enharmonisch verwechselte Töne zu greifen" im grunde nur ein vereinfachter "Lehrsatz" ist, der im Prinzip meistens stimmt, aber am Kern völlig vorbeigeht.
Auch die verschiedenen Stimmungen (rein, mitteltönig, pythagoräisch, Werckmeister I, II, III usw. usw.) sind ein rein technisches Problem vor allem von Tasteninstrumenten.
Es kommt auf den Zusammenklang an, sonst nichts!
Und in dieser Streichertypischen vereinfachten Lehmeinung, die suggeriert, beispielsweise cis und dis seien leicht verschiedene, aber genau definierte Töne, ist im Grunde Humbug, vor allem weil für die Stammtöne (ganz ohne Versetzungszeichen) die selben Kriterien gelten. Ein f' muß auch manchmal leicht höher oder tiefer intoniert werden.
Ein Akkord muß einfach optimal klingen, und bei allen Instrumenten, die ihre Tonhöhen fein anpassen können, ist das das eigentliche Kriterium.
Ein besonders übles Intervall beim Klavier ist ja die Terz. Da wird man einfach darauf achten, eine schöne, reine Terz zum Grundton zu spielen. Egal, ob mit oder ohne Vorzeichen/Versetzungszeichen.
In einem A-Dur-Akkord ist das cis eben die große Terz, die muß stimmen. Wenn dann im selben Stück ein B-Moll-Akkord vorkommt, muß das des eine reine kleine Terz zum Grundton sein.
In dieser Hinsicht würde ich Hubert sogar völlig widersprechen:
Der Unterschied ist klanglich beim Spielen eines Akkordes nicht zu hören!
Meiner Meinung nach ist es genau umgekehrt: wenn in einer einstimmigen Melodie ein Ton um ein paar Cent danebenliegt, hören das die wenigsten.
Aber gerade in Akkorden, allgemein im Zusammenklang mehrerer Töne, werden diese Abweichungen durch mehr oder weniger unangenehme Schwebungen hörbar.
Beispiel: Ein Posaunenchor klingt nur dann wirklich gut, wenn er eben z. B. einen perfekten reinen Dur-Akkord spielt - mit reiner Quinte und reiner großer Terz.
Wenn aber die Terz nicht stimmt oder die Quinte, fällt das im Akkord-Zusammenhang sofort auf.
Ich habe das Posaunenchor-Beispiel gewählt, weil der Effekt deutlicher zutage tritt, wenn ein solcher Akkord auch einmal länger ausgehalten wird.
Während Werke in "B"-Tonarten eher dunkler (nicht zuverwechseln mit Molltonarten) klingen, sind Werke in "Kreuz" - Tonarten eher hell, freundlich und aufregend.
Echt? Weil eine B-Tonart insgesamt minimal höher klingt als ihre Schwester-Kreuztonart, wirkt sie dunkler?
Strickt man diesen Gedanken weiter, kommt man zu dem logischen Schluß, daß die Musik immer düsterer klingen, je mehr Bes dazukommen und immer klarer/fröhlicher klingen, je mehr Kreuze hinzukommen.
Wenn ich mir Orgelmusik in der Kirche anhöre, klingt also ein und das selbe Stück im Sommer bedrückend, im Winter erheiternd?
(Begründung: Labialpfeifen erzeugen ihren Klang durch schwingende Luftsäulen. Die Frequenz hängt von der Pfeifenlänge (-> Wellenlänge) und der Schallgeschwindigkeit ab.
Da bei Temperaturschwankungen die Materialausdehnung im Verhältnis zur Änderung der Schallgeschwindigkeit vernachlässigbar ist, verstimmt sich die Orgel bei ein paar Grad Unterschied in sich, weil die Schallgeschwindigkeit in Luft eben temperaturabhängig ist.
Ergo: Temperatur sinkt -> Schallgeschwindigkeit sinkt ebenfalls -> Frequenz sinkt.
Zwischen Sommer und Winter hat man in der Kirche locker den Unterschied zwischen beispielsweise As (perfekt gestimmt) und Gis (tiefer, weil kälter im Winter).
Das As-Dur-Präludium BWV 862 klingt also im Sommer also ziemlich düster, wenn die Orgel richtig gestimmt ist.
Im Winter klingt die Orgel in sich leicht tiefer, also quasi hört man dieses Stück dann in Gis-Dur, und deshalb strotzt es plötzlich vor Klarheit, Strahlkraft und Freude?
Das ist mir zu hoch...
Viele Grüße
Torsten
Edit: ... und weil Edvard Grieg sich so über Ases Tod gefreut hat, hat er gleich zwei Kreuze gemacht...