Interessanter Thread und noch interessantere Antworten.
Natürlich ist der gute Thread-Ersteller scheinbar nicht sehr routiniert und professionell. Aber dass er nun von allen Seiten kritisiert wird, da er seine "Dienstleistung" nicht erbracht hat, finde ich schon ziemlich entlarvend. Gerade weil er noch nicht so erfahren ist, nahm er solche eigentlich unhaltbaren Zustände wie das "Kacke" des Hotelmanagers extrem dünnhäutig auf. Welcher unerfahrene Musiker würde das nicht tun? Das ist eine echte Beleidigung und keine sachliche Kritik, was insofern eine entsprechende Reaktion herausfordert. Erschwerend kam hinzu, dass der arme Kerl alleine Musik machte. Da können einem solche Bedigungen schon extrem an die Nieren gehen, weil man keine Bandkollegen hat, die einen unterstützen könnten. Außerdem vermute ich, dass er nicht das größte Selbstbewusstsein besitzt und dass genau das von Typen wie dem Veranstalter instinktiv realisiert wird.
Wie auch immer - an alle, die sich hier als super-professionell darstellen: Der Thread-Ersteller macht Musik und das ist immer noch etwas anderes, als wenn er einen Graben für ein Abwassersystem ausheben würde. Dass Musiker über eine gewisse Sensibilität verfügen müssen, um überhaupt vernünftig Musik machen zu können, dürfte auch klar sein. Und genau deshalb ist seine Reaktion absolut nachvollziehbar. Außerdem muss man feststellen, dass gerade der Bereich "Tanzmusik" in Deutschland in der Regel völlig verkommen ist. Irrsinnige Spielzeiten von teilweise über 8 Stunden, schlechte Behandlung seitens der Veranstalter und Agenturen und überwiegend miese Gagen (was u.a. durch das Auf-den-Markt-Drängen diverser Amateur-Bands und vieler Musiker aus den osteuropäischen Ländern verursacht wird, die sich für Niedriggagen anbieten). Meine ehemalige Lebensgefährtin war eine amerikanische Jazzsängerin, die sich ihren Lebensunterhalt u.a. auch mit Tanzmusik verdienen musste. Sie kannte das aus LA und San Francisco, aber auch aus Japan und Südafrika. Und genau deshalb war sie schockiert über die deutschen Zustände. Sie sagte mal: "Here I feel like a living juke box" und das trifft es mMn sehr gut. Um mal die Unterschiede zu den USA zu schildern:
Dort ist um 01.00 Uhr Schluss, egal ob Privatparty oder große Tanzveranstaltung. Dort stellt sich das Publikum auf die Band und deren Repertoire ein (und nicht umgekehrt) - und wenn sie nur Country & Western spielen, dann ist das eben so. Dort werden Musiker deutlichst respktvoller behandelt als hier und falls nicht, so genügt ein klare Ansage bei der Musikergewerkschaft und der Veranstalter kommt auf eine schwarze Liste. Ich weiß nicht, wie viele Einträge er verbuchen muss - vielleicht nur einen oder zwei -, aber danach bekommt er für einen gewissen Zeitraum keine Band mehr. Dafür sorgt die sehr mächtige Musikergewerkschaft. So läuft es in den USA, wovon ja viele meinen, dass dort nur Kulturbanausen lebten. Aber die dortigen Zustände kämen für deutsche Tanzmucker einem Schlaraffenland gleich.
Ein weiteres Beispiel für die dortige, deutlich respektvollere Haltung gegenüber Musikern: Ihr alter Vater war begeisterter Hobbysänger und da seine Rente nicht reichte, trat er jeden Abend in einem Nachtclub in LA auf und wurde von allen dafür sehr respektiert. - Hier würde er zum ersten überhaupt keinen derartigen Job mehr bekommen und zum zweiten wäre er das Gespött von Verwandten, Freunden und Nachbarn, wenn sie es denn herausbekämen.
Dadurch, dass Ihr hier in Deutschland ja alle so "professionell" seid und euch mehr als Dienstleister denn als Musiker versteht, ist es kein Wunder, dass Veranstalter sich herausnehmen, das Wort "Kacke" in den Mund zu nehmen. Ihr fallt mit Eurem devoten Handeln anderen Musikern in den Rücken, indem Ihr es erlaubt, dass Veranstalter und Agenturen mit Musikern derartig umgehen können. Der Veranstalter, von dem der Thread-Ersteller spricht, wird sich jedenfalls in Zukunft überlegen, wie er mit den Musikern umgeht. Und das ist ja schon mal ein guter Anfang.