Es gibt sicherlich verschiedene Auffassungen davon. Für mich ist diese "Enge" oder zumachen, vor allem eine subjektive Empfindung. Dabei muss nicht zwangsläufig auch "in echt" etwas eng werden. Dass Gefühl dabei ist ein gewisser "Druck" bzw. eine Spannung auf dem Kehlkopf, oder vom Gefühl her, als würde sich die Atemluft durch den Kehlkopf mit einer gewissen "Gewalt" durchquetschen.
Gründe dafür gibt es bei mir mehrere z.B:
- Kehlkopf zu hoch und "drückt" gegen das Kinn
- Muskeln unter dem Kinn angespannt und "drücken" gegen den Kehlkopf
- Zunge zu tief und "drückt" auf den Kehlkopf
- Atemdruck zu hoch und "drückt" gegen den Kehlkopf
Im klassischen Gesang (!) gibt es aber auch Lehrer, die das Engstellen des Vokaltraktes als "zumachen" bezeichnen, vor allem bei Frauen. Denn da ist es Standard mit einem recht weit gestellten Vokaltrakt zu singen. Dieses "Zumachen" hat zumindest dann noch den Vorteil, dass es nicht ungesund ist (im Vergleich zur Liste oben), es ist im klassischen Klang aber eben nicht gewünscht. Der Klang ist dann (für die Klassik) zu hell und metallisch.
Gerne werden von diesen Lehrern dann auch so obskure Dinge behauptet wie, dass Belting durch Atemdruck gegen den Kehlkopf erzeugt wird oder, dass ein metallischer Klang generell stimmschädlich ist.
Bei Männern wird das meistens nicht so eng
gesehen, weil sie auch in der Klassik metallisch singen und weil sie den Vokaltrakt deutlich stärker verengen müssen (!), um überhaupt stabil in die Höhe zu kommen.
Wenn man jetzt ganz genau ist, müsste man allerdings noch fragen, wo und was genau "zugemacht" wird. Je nach Stil und Klangformung gibt es im Vokaltrakt 4 Stellen, die potenziell "eng" gemacht werden können und das sind, von unten nach oben.
1. Die Epiglottis: Das ist der berühmte "Twang", je enger die Epiglottis, desto mehr Twang
2. Der Abstand zwischen Zungenrücken und hinterer Rachenwand: Dieser entscheidet über die Resonanzregister, je größer der Abstand desto früher der Übergang zwischen Brust- und Kopfresonanz
3. Der Abstand zwischen Zungenrücken und Gaumen: Der entscheidet über den 2. Formanten, der in der Höhe als Resonator genutzt werden kann und ist zudem mit der Epiglottis gekoppelt (je höher die Zunge, desto enger die Epiglottis)
4. Die Größe der Mundöffnung. Eine kleine Mundöffnung nennt man meistens "gedeckt" singen und eine große Mundöffnung "offen" singen. Auch dabei gibt es wieder Seiteneffekte: Eine große Mundöffnung senkt i.d.R. die Zunge, d.h. auch weniger Enge zwischen Gaumen und Zunge und eine weitere Epiglottis (weniger Twang). Gleichzeitig bringt ein offener Mund allerdings die Zunge nach hinten und verengt damit den Raum zwischen Zunge und Rachenwand.
Ganz ohne "Engstellung" irgendwo kann man im Grunde gar nicht singen. Denn irgendwas ist immer eng. Generell gilt: Je enger der Vokaltrakt, desto metallischer der Klang. In aller Regel macht man gewisse Kompromisse, je nachdem, was für einen Klang man haben möchte.
Wenn das "Zumachen" negativ gemeint ist, sind aus meiner Erfahrung aber meistens die problematischen Optionen ganz oben gemeint, die eher mit "Druck" als mit Enge zu tun haben.
Im Grunde kommt es sehr spezifisch darauf an, was du machst, und wohin du willst (welcher Klang z.B.). Bei den meisten Leuten hat der Vokaltrakt zur Höhe hin die natürliche Tendenz sich eng zu stellen, weil das akustisch gesehen schlicht und einfach effizienter ist. Wichtig wird dann allerdings die Stütze, denn einen engen Vokaltrakt darf man nicht mit so viel Atemdruck "befeuern". Wird nicht ordentlich gestützt, "drückt" der Atemdruck dann auf den Kehlkopf und es kommt zur Problemen.
Im klassischen Gesang bei Frauen wird der Vokaltrakt wie schon gesagt relativ weit gehalten, was den gewünschten weichen, runden Klang gibt. Dafür muss man der natürlichen Tendenz zur Engstellung entgegenwirken, dafür kann z.B. die gerne benutzt "Gähnstellung" oder die Vorstellung vom Gähnen helfen.
Weit gehalten wird dabei v.a. die Mundöffnung und der Raum zwischen Zunge und Gaumen. Aufpassen muss man allerdings, dass die Zunge dann nicht zu tief steht und nach unten drückt auf den Kehlkopf.
Hier ist eine schöne Aufnahme wie das aussieht: klassischer Gesang vs. Sprache. Beim klassischen (weiblichen) Gesang wird v.a. "hinten" verengt, d.h. der Abstand zwischen Rachenwand und Zungenrücken wird gering gehalten. Alles andere wird tendenziell weit gehalten (Mund, Epiglottis, Gaumenabstand). Einzige Ausnahme ist der Vokal I, den man hinten schlichtweg nicht so stark verengen kann.
Zum Vergleich verengt der MC, der im Grunde spricht, viel mehr im Bereich der Epiglottis und im Raum zwischen Gaumensegel und Zunge, dafür weniger "hinten" zur Rachenwand hin. So würde man es eher im Contemporary-Gesang machen. Männlicher klassischer Gesang liegt in etwa in der Mitte zwischen den beiden Welten.
Hier ist noch eine schöne Studie, wie ein fast komplett verengter Vokaltrakt aussieht (insbes. um 1:55 herum). In dem Fall ist das eine Frau, die Horn spielt, aber die Position des Vokaltraktes ist nahezu identisch mit der, die man z.B. beim Lippen-Blubbern hat, was eine beliebte Gesangsübung ist. Dabei ist so ziemlich alles verengt. Enge Epiglottis (viel Twang), enger hinterer Raum, enger oberer Raum und kleine Mundöffnung.