exoslime
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Hallo,
Theogonias Frage hier habe ich zum Anlass genommen eine klein wenig meine Eindrücke zu Kemper und Axe FX niederzuschreiben, ich dachte mir ich gliedere das Thema aus dem Mashup Thread aus, so das man auch hier geordneter darüber schreiben kann, falls Fragen auftauchen sollten
ja, ich spiele beide Geräte und habe sie in meinem Musikzimmer fix verbaut und so verkabelt das ich mittels eines Little Lehle A/B Schalters zwischen beiden Geräten hin und herschalten kann
in Sachen Tonqualität, Dynamik und Spielgefühl schenken sich meiner Meinung nach beide Geräte wirklich nichts, die sind beide auf sehr hohem Niveau, einzig der Weg wie man zum Ton kommt, ist sehr unterschiedlich angesetzt.
Vom Charakter her bin ich eigentlich mehr der Axe FX Typ, erste Bekanntschaften mit Digitalen Lösungen habe ich um 2004 mit Native Instruments Guitar Rig 1 und dem Amplitube gemacht, und war schon immer fasziniert von diesen damals noch neuen und exotischen Technologieren, heute, 11 Jahre später hat sich da in der Zeit enorm viel getan und es gibt für den Rechner unzählige sehr gute Plugins und Programme mit denen man schon hervorragende Ergebnisse, und recht preiswert und kostengünstig verwirklichen kann.
Der Vorteil in Hardwarelösungen wie Kemper, Axe FX, Pod, etc liegt für mich darin das ich keinen Rechner brauche wenn ich Gitarre spielen will, die Geräte sind in sich geschlossene Hardware Konzeptionen, dh. sehr gute Preamps, hochohmige Eingänge, sehr gute A/D Konverter, und fahren ein eigenes dafür optimiertes Betriebssytem, wodurch extrem niedrige Latenzen (Verzögerung durch die digitale Signalverarbeiteung) möglich sind
Noch azu das Spielgefühl sehr "live" wenn man diese Geräte spielt, man spürt keine Verzögerung, das Signal ist sehr flink und beide Geräte funktioeren auch sehr gut auf die Arbeit am Volume Poti bzw dynamisches Spiel.
Das alles ist auf Rechner Systemen auch hinzubekommen, mit guten Interfaces und einem auf Audio optimiertem Betriebssystem.
Bevor es jetzt zuviel in die Technik geht, wie schon Eingangs erwähnt bin ich mehr der Axe FX Charakter, dh, ich mag es meine Sounds und Presets von Grund auf selbst zu gestalten und Einfluss auf alle Parameter zu haben. sogesehen war für mich das Axe FX früher, bevor ich eines der beiden Geräte überhaupt hatte, das anvisierte Zielobjekt.
Als der Kemper veröffentlicht wurde konnte ich mit dem "Profiling" überhaupt nichts anfangen, und ich sah für mich da überhaupt keinen Verwendungszweck, ich hatte zwar damals schon sehr gute Röhrenamps und Boxen zhause, aber die abmikrofonierten Ergebnisse waren qualiativ nicht dort wo ich sie haben wollte.
Ausserdem waren sie mir für zuhause viel zu laut, trotz Attentuator, um auch zu aussergewöhnlichen Tages und Nachtzeiten spielen zu können, das sind die Zeiten die ich am meisten spielen,:am Morgen eine Stunde vorm Arbeitengehen und dann Abends und in der Nacht. und nur Wochenende untertags.
Als ich dann erste Vergleichsaufnahmen zwischen Kemper und abmikrofonierten Vestärkern hörte und keinen oder nur einen sehr geringen Klangunterschied ausmachen konnte, und der Markt an Profilen zu explodieren drohte, dachte ich mir, ich versuchs einfach mal mit dem Toaster und wenn es nichts ist, kann ich ihn immer wieder verkaufen.
Mein Hauptaugenmerkt lag daran eben zu jeder Tages und Nachtzeit spielen zu können, direkt qualitativ gute Aufnahmen in den Rechner zu bekommen ohne Box und mit Mikrofon herumfummeln zu müssen.
Meinen Ohren nach kann nichts einen Amp im Raum Sound ersetzen, besonders wenn es sich um gute Vestärker und Lautsprecher handelt, letztens habe ich eine Tele über einen wunderbaren alten Mesa Boogie Mark I gespielt, da ging die Sonne auf, so ein Sound und Spielgefühl ist durch nichts zu ersetzen.. es ist einfach ein Ganzkörper Erlebniss, aber wenn ich diesen Sound um 3.00 in der Nacht gerne aufnehmen möchte, wirds schwierig wenn man nicht alleine lebt, oder einen sehr toleranten Partner, und ausserdem ein abgeschiedenes kleines Haus mittem im Nirgendwo hat.
Aber selbst letztens als ich meine Hagstrom Viking Deluxe über einen kleinen Fender Blues Junior gespielt habe, war das ein so toller Klang, einfach eine traumhafte Kombination. und wenn ich nur sowas brauche, kein Recording mache und nicht mit Kopfhörer spielen will, brauche ich mir gar nicht die Frage stellen ob so eine Kiste wie Kemper oder Axe FX was für mich ist.. das sehe ich ganz pragmatisch, je nach Einsatzzweck das passende Werkzeug.
Zurück zum Kemper. also habe ich mir einen Kemper gekauft, und war am Anfang von der Flut an Profilen extrem überfordert, ich hatte fast 1000 Profile am Gerät gespeichert und jegliche Übersicht verloren, Anfangs war natürlich die Euphorie da wie gut einige Profile klangen, aber je mehr man ausprobiert und spielt, desto mehr verwirrte ich mich selbst und wurde verzweifelt, und am Ende war ich mir gar nicht mehr sicher ist ob einem das Gerät zusagt. nach einer Woche sagte ich mir, so schnell kann ich keine Entscheidung treffen und ich gebe dem Kemper 4 Monate, wo ich mich mit ihm jeden Tag eine Stunde beschäftige und Profile aussortierte und schaue wie er sich so macht.
Gesagt getan und nach 4 Monaten wurden aus den 1000 Profilen nur mehr 200 und von den 200 Profilen wiederum waren 5-6 in der engeren Auswahl, und heute, 2 oder 3 Jahre später, ist es so das von diesen 5-6 Profilen nur mehr 3 Profile übrig sind die ich zu 90% der Zeit verwende.. ein SemiClean Profil (Carol Ann) und ein Zerrsound (Marshall JCM800 HotMod), beide von TAF (the Amp Factory)
Daneben habe ich mir noch eine kleine Sammlung an Profilen, die mir sehr gut gefallen angelegt die ich dann zu speziellen Einsatzwecken verwende.
Somit war das Thema für mich erstmal gegessen, ein sehr guter Freund von mir ist ein richtiger AXEFX Fanboy und war schon immer begeistert von dem Gerät, er schickte mir auch regelmässig Soundsamples und Videolinks und ich mußte sagen ich mochte immer was ich hörte.. eines Tages bekamm ich ein gutes Angebot für ein Axe FX II und ich hab zugschlagen, mit dem selbne Vorsatz, wenn es nichts ist, kann ich es immer noch verkaufen.
der erste Eindruck war ähnlich wie beim Kemper ein sehr guter, aber auch schnell überfordert, die unendliche Auswahl an Möglichkeiten. was an Verstärker Modellen, Effektpedalen und Boxensimulationen (IR/UR) im Gerät hinterlegt waren, ist am Anfang schlicht und einfach überfordernt.
Aber der Funke ist bei mir sehr schnell übergesprungen, noch am ersten Tag an dem ich das Axe FXII hatte, versuchte ich den Klang meines Splawn Quickrod im Axe FX nachzubauen, und innerhalb von 5 Minuten hatte ich ein Preset gebastelt das zu 95% den Charakter und Timbre des Röhrenverstärkers hatte, und mit dem ich sogar am Ende schneller und bessere Aufnahmen als meine bisherigen Versuche über die traditionelle Methode über Lautsprecher und Mikrofon, und das vorallem leiser und nervenschonender für mich, da ich für die Aufnahme einer abmikrofonierten Box keine passenden präparierten und abgedämpften Raum habe.
Ich bin ja auch ein grosser Fan analoger Studiotechnik, und finde, ganz ehrlich, das Analog einfach besser klingt, auch wenn es manchmal nur Nuancen sind, und trotzdem einige Plugins, zb diese von Universal Audio (hier meine ich besonders EQs, Kompressoren und keine Gitarren-Verstärker Modellingplugins ) , so gut klingen das man diese der Hardware aufrgrund von direkter Einbindung in den Workflow und Total Recall durchaus vorziehen kann, auch wenn die Analogen Originale vielleicht ein Qäntchen besser klingen.
Ind genauso so gehts mir mit Axe FX und Kemper, für mich klingen sie hervorragend, und nicht einfach nur gut genug, sie sind kein Kompromiss für mich, auch wenn ich weiss das das "Original" vielleicht ein Quäntchen besser klingt, überwiegt für mich der grosse Vorteil wie ich die Geräte in meinen Arbeitsfluss viel bessern einbinden kann. das ist alles. nicht mehr und nicht weniger.. keine Esoterik, kein Voodoo, für mich sind diese Geräte einfach nur Werkzeuge und Mittel zum Zweck.
Hier noch ein paar Punkte die ich zu beiden Geräte gerne ansprechen, natürlich nur meine Persönliche Meinung
- Klangqualität und Spielgefühl bei beiden Geräten sehr gut
- Kemper ist am Anfang einfacher und intuativer zu bedienen da er ein sehr geradliniges Signalkonzept hat
-> 4 Effekte vor dem AMP Stack
-> dann der AMP Stack mit herkömmlicher Regelung wie Gain / Treble / Mid / Bass / Presence / Volume
-> dann wiederum Platz für 4 Effekte nach dem Amp Stack
- das Axe FX hingegen punkten mit seiner Matrix mit der man sehr ausgefallen und auch durchaus extreme und sehr unrealistische Sound erstellen kann, Dual Amp Setups, querverkettete Effekte, viele Parameter lassen sich über Midi oder fusskontroller steuern oder sogar anschlagdynamisch.. etc.. also dahingehend ist für jeden Tüftler und Bastler das Axe FX ein Riesige Spielwiese
- der Kemper hat sehr gute Routing Möglichkeiten aber das AXE Fx ist dahingehend noch flexibler und besser
das geht sogar zb soweit das man sich im Axe FX sogar 2 vollkommen getrennte Signalwege aufbauen und zum mit einem Gerät -2 Gitarristen oder einen Bassisten und einen Gitarristen über 2 vollkommen getrennte Ausgänge ausgeben kann.
- Klang im Kemper ist konsistent gleich, dh, auch nach Firmwareupdates bleibt der Klang gleich
im Axe FX hingegen wird permanent verbessert und verändert, und mit nahezu jedem Firmware Update ändert sich was am Klang. wenn man also an einem wichtigem Projekt arbeitet oder auf Tour ist, sollte man nicht die Firmware updaten da sich am Klang was ändern kann und man nachregeln muß.
Man muß natürlich nicht ständig die Firmware updaten, weil das nachregeln auch nervig ist (meiner Meinung nach) aber das ist der Preis den man dafür bezahlt das man ständig kostenlose "Verbesserungen" für das Axe FX II bekommt.
- bin ich eher der Typ der gerne tüfelt und sich seinen Sound vom Grund auf selber bastelt, ist das Axe FX meiner Meinung nach die besser Wahl da man auf soviele Parameter Eingriff hat und sich so wirklich seinen Sound optimieren kann und die Auswahl an Amp Modellen und Effekten gigantisch ist.
- die Effekqualität ist bei beiden Geräten sehr gut, aber an einstellbaren Parametern und Effektvariationen hat das Axe FXII weit die Nase vorn
wenn ich hingegen ein sehr geradliniges Arbeitsgerät suche, würde ich zum Kemper tendieren.
Auswahl an sehr guten (käuflich zu erwebenden) Presets bzw Profilen gibts es mittlerweile für beide Plattformen wie Sand am Meer.
Ob jetzt, Jazz, Blues, Soul, Funk, Blues, Hardrock, Metal oder böser 8-String Djent Metal. auf beiden Geräten wird man die passenden Ergebnisse abliefern können, nur der Weg wie man dahin kommt, ist ein wenig unterschiedlich
Ich habe am Ende beide Geräte behalten, weil sie für mich unterschiedliche Werkzeuge sind mit denen ich unterschiedlich arbeite. der Kemper ist mein Plug&Play Gerät.. ich hab meine 3 Hauptsounds die ich spiele, und noch ein kleines Archiv an Spezialprofilen für ausserordentliches und das wars, gerne probiere ich neue Profile aus und gucke was es so gibt, das wars aber auch.
das Axe FX II ist hingegen für mich ein kreativer Spielplatz, wo ich mich austoben kann, wenn ich einen bestimmten Klang im Kopf habe und versuche den zu erreichen, bastle ich ihn mir am Rechner mit dem Axe FX Editor, dort komme ich schnell und effizent dahin wo ich hin will.
Am Kemper müsste ich erst zig Profile durchprobieren bis ich mit gut Glück eines finde das diesen Sound hat.
Viele der Profile für den Kemper die mir gefallen und die ich gespeichert habe, habe ich durch Zufall beim ausprobieren gefunden, und nicht wie ich speziell weil ich nach diesem Sound gesucht habe.
Die Grosse Gefahr beim Axe FX ist wirklich das man sich nicht selbst diszipliniert und nicht zum Gitarrespielen kommt wiel man immer seine Presets weitertweaked und bearbeitet, weil man der Versuch nicht widerstehen kann, sie noch besser machen zu können.
Hier kann helfen das man sich wirklich selbst Grenzen setzt, und sich sagt, gut, heute habe ich 3 Stunden Zeit, von diesen 3 Stunden beschäftige ich mich 30-60minuten mit dem Gerät, und die restliche Zeit übe und spiele ich.
Es ist bei beiden Geräten notwendig das man Lust und Zeit mitbringt sich mit den Gerätschaften ausseinanderzusetzen, ohne dem gehts einfach nicht..
hier im Vergleich ist ein guter Röhrenverstärker viel einfacher Handzuhaben., wobei wenn man sich diverse Threads mit Effektboards und Setups hier im Board ansieht, auch da sehr viel getweaked, optimiert und rumgetauscht wird, bei wenigen ist ein Setup wirklich statisch.
Was ich noch sagen möchte, Kemper und Axe FX reagieren wirklich heikel auf unterschiedliche Gitarrentypen, dh es kann gut sein das ein Preset oder Profil gut mit der Gitarre A klingt, aber mit Gitarre B klingt es weitaus weniger gut. Bei einigen Kaufprofilen für den Kemper ist es sogar so das für jedes Profil Alternativ-versionen für unterschiedliche Gitarrentypen dabei sind zb eine Version für Les Paul, eine für Tele, eine für Strat, und vielleicht noch eine für eine Semi.
So ein Verhalten kennt man auch von Röhrenverstärkern, aber ich finde es sogar das es bei Kemper und Axe FX noch stärker ausgeprägt ist, was nicht immer ein Vorteil ist und auch ein Nachteil sein kann.
Und zum Abschluss möchte ich sagen das ich sehr froh bin das es solche Digitalen Modelling/Profiling Geräte gibt und sie sich in den letzten Jahren so toll weiterentwickelt haben, für mich ersetzen sie hingegen keine Röhrenverstärker mit ihrem fullminatnen "Amp im Raum" Sound sondern bieten eine Ergänzung dessen für diverse Einsatzzwecke wo sie durchaus praktikabler und einfacher handzuhaben sind als ihre Originalen Vorbilder.
lg
Chris
PS: mir ist klar das ich nicht auf alle Details und Einzelheiten beider Geräte eingegangen bin, darüber gebe es noch viele Seiten zu schreiben, aber freue mich schon auf Rückmeldungen dazu, da werde sicher einige Fragen und Anmerkungen auftauchen auf die wir eingehen können
Theogonias Frage hier habe ich zum Anlass genommen eine klein wenig meine Eindrücke zu Kemper und Axe FX niederzuschreiben, ich dachte mir ich gliedere das Thema aus dem Mashup Thread aus, so das man auch hier geordneter darüber schreiben kann, falls Fragen auftauchen sollten
@exoslime
Spielst du Kemper und Axe?
Wäre interessant mal was zum Vergleich zu hören.
Was ist in deinen Augen die "bessere" Variante?
ja, ich spiele beide Geräte und habe sie in meinem Musikzimmer fix verbaut und so verkabelt das ich mittels eines Little Lehle A/B Schalters zwischen beiden Geräten hin und herschalten kann
in Sachen Tonqualität, Dynamik und Spielgefühl schenken sich meiner Meinung nach beide Geräte wirklich nichts, die sind beide auf sehr hohem Niveau, einzig der Weg wie man zum Ton kommt, ist sehr unterschiedlich angesetzt.
Vom Charakter her bin ich eigentlich mehr der Axe FX Typ, erste Bekanntschaften mit Digitalen Lösungen habe ich um 2004 mit Native Instruments Guitar Rig 1 und dem Amplitube gemacht, und war schon immer fasziniert von diesen damals noch neuen und exotischen Technologieren, heute, 11 Jahre später hat sich da in der Zeit enorm viel getan und es gibt für den Rechner unzählige sehr gute Plugins und Programme mit denen man schon hervorragende Ergebnisse, und recht preiswert und kostengünstig verwirklichen kann.
Der Vorteil in Hardwarelösungen wie Kemper, Axe FX, Pod, etc liegt für mich darin das ich keinen Rechner brauche wenn ich Gitarre spielen will, die Geräte sind in sich geschlossene Hardware Konzeptionen, dh. sehr gute Preamps, hochohmige Eingänge, sehr gute A/D Konverter, und fahren ein eigenes dafür optimiertes Betriebssytem, wodurch extrem niedrige Latenzen (Verzögerung durch die digitale Signalverarbeiteung) möglich sind
Noch azu das Spielgefühl sehr "live" wenn man diese Geräte spielt, man spürt keine Verzögerung, das Signal ist sehr flink und beide Geräte funktioeren auch sehr gut auf die Arbeit am Volume Poti bzw dynamisches Spiel.
Das alles ist auf Rechner Systemen auch hinzubekommen, mit guten Interfaces und einem auf Audio optimiertem Betriebssystem.
Bevor es jetzt zuviel in die Technik geht, wie schon Eingangs erwähnt bin ich mehr der Axe FX Charakter, dh, ich mag es meine Sounds und Presets von Grund auf selbst zu gestalten und Einfluss auf alle Parameter zu haben. sogesehen war für mich das Axe FX früher, bevor ich eines der beiden Geräte überhaupt hatte, das anvisierte Zielobjekt.
Als der Kemper veröffentlicht wurde konnte ich mit dem "Profiling" überhaupt nichts anfangen, und ich sah für mich da überhaupt keinen Verwendungszweck, ich hatte zwar damals schon sehr gute Röhrenamps und Boxen zhause, aber die abmikrofonierten Ergebnisse waren qualiativ nicht dort wo ich sie haben wollte.
Ausserdem waren sie mir für zuhause viel zu laut, trotz Attentuator, um auch zu aussergewöhnlichen Tages und Nachtzeiten spielen zu können, das sind die Zeiten die ich am meisten spielen,:am Morgen eine Stunde vorm Arbeitengehen und dann Abends und in der Nacht. und nur Wochenende untertags.
Als ich dann erste Vergleichsaufnahmen zwischen Kemper und abmikrofonierten Vestärkern hörte und keinen oder nur einen sehr geringen Klangunterschied ausmachen konnte, und der Markt an Profilen zu explodieren drohte, dachte ich mir, ich versuchs einfach mal mit dem Toaster und wenn es nichts ist, kann ich ihn immer wieder verkaufen.
Mein Hauptaugenmerkt lag daran eben zu jeder Tages und Nachtzeit spielen zu können, direkt qualitativ gute Aufnahmen in den Rechner zu bekommen ohne Box und mit Mikrofon herumfummeln zu müssen.
Meinen Ohren nach kann nichts einen Amp im Raum Sound ersetzen, besonders wenn es sich um gute Vestärker und Lautsprecher handelt, letztens habe ich eine Tele über einen wunderbaren alten Mesa Boogie Mark I gespielt, da ging die Sonne auf, so ein Sound und Spielgefühl ist durch nichts zu ersetzen.. es ist einfach ein Ganzkörper Erlebniss, aber wenn ich diesen Sound um 3.00 in der Nacht gerne aufnehmen möchte, wirds schwierig wenn man nicht alleine lebt, oder einen sehr toleranten Partner, und ausserdem ein abgeschiedenes kleines Haus mittem im Nirgendwo hat.
Aber selbst letztens als ich meine Hagstrom Viking Deluxe über einen kleinen Fender Blues Junior gespielt habe, war das ein so toller Klang, einfach eine traumhafte Kombination. und wenn ich nur sowas brauche, kein Recording mache und nicht mit Kopfhörer spielen will, brauche ich mir gar nicht die Frage stellen ob so eine Kiste wie Kemper oder Axe FX was für mich ist.. das sehe ich ganz pragmatisch, je nach Einsatzzweck das passende Werkzeug.
Zurück zum Kemper. also habe ich mir einen Kemper gekauft, und war am Anfang von der Flut an Profilen extrem überfordert, ich hatte fast 1000 Profile am Gerät gespeichert und jegliche Übersicht verloren, Anfangs war natürlich die Euphorie da wie gut einige Profile klangen, aber je mehr man ausprobiert und spielt, desto mehr verwirrte ich mich selbst und wurde verzweifelt, und am Ende war ich mir gar nicht mehr sicher ist ob einem das Gerät zusagt. nach einer Woche sagte ich mir, so schnell kann ich keine Entscheidung treffen und ich gebe dem Kemper 4 Monate, wo ich mich mit ihm jeden Tag eine Stunde beschäftige und Profile aussortierte und schaue wie er sich so macht.
Gesagt getan und nach 4 Monaten wurden aus den 1000 Profilen nur mehr 200 und von den 200 Profilen wiederum waren 5-6 in der engeren Auswahl, und heute, 2 oder 3 Jahre später, ist es so das von diesen 5-6 Profilen nur mehr 3 Profile übrig sind die ich zu 90% der Zeit verwende.. ein SemiClean Profil (Carol Ann) und ein Zerrsound (Marshall JCM800 HotMod), beide von TAF (the Amp Factory)
Daneben habe ich mir noch eine kleine Sammlung an Profilen, die mir sehr gut gefallen angelegt die ich dann zu speziellen Einsatzwecken verwende.
Somit war das Thema für mich erstmal gegessen, ein sehr guter Freund von mir ist ein richtiger AXEFX Fanboy und war schon immer begeistert von dem Gerät, er schickte mir auch regelmässig Soundsamples und Videolinks und ich mußte sagen ich mochte immer was ich hörte.. eines Tages bekamm ich ein gutes Angebot für ein Axe FX II und ich hab zugschlagen, mit dem selbne Vorsatz, wenn es nichts ist, kann ich es immer noch verkaufen.
der erste Eindruck war ähnlich wie beim Kemper ein sehr guter, aber auch schnell überfordert, die unendliche Auswahl an Möglichkeiten. was an Verstärker Modellen, Effektpedalen und Boxensimulationen (IR/UR) im Gerät hinterlegt waren, ist am Anfang schlicht und einfach überfordernt.
Aber der Funke ist bei mir sehr schnell übergesprungen, noch am ersten Tag an dem ich das Axe FXII hatte, versuchte ich den Klang meines Splawn Quickrod im Axe FX nachzubauen, und innerhalb von 5 Minuten hatte ich ein Preset gebastelt das zu 95% den Charakter und Timbre des Röhrenverstärkers hatte, und mit dem ich sogar am Ende schneller und bessere Aufnahmen als meine bisherigen Versuche über die traditionelle Methode über Lautsprecher und Mikrofon, und das vorallem leiser und nervenschonender für mich, da ich für die Aufnahme einer abmikrofonierten Box keine passenden präparierten und abgedämpften Raum habe.
Ich bin ja auch ein grosser Fan analoger Studiotechnik, und finde, ganz ehrlich, das Analog einfach besser klingt, auch wenn es manchmal nur Nuancen sind, und trotzdem einige Plugins, zb diese von Universal Audio (hier meine ich besonders EQs, Kompressoren und keine Gitarren-Verstärker Modellingplugins ) , so gut klingen das man diese der Hardware aufrgrund von direkter Einbindung in den Workflow und Total Recall durchaus vorziehen kann, auch wenn die Analogen Originale vielleicht ein Qäntchen besser klingen.
Ind genauso so gehts mir mit Axe FX und Kemper, für mich klingen sie hervorragend, und nicht einfach nur gut genug, sie sind kein Kompromiss für mich, auch wenn ich weiss das das "Original" vielleicht ein Quäntchen besser klingt, überwiegt für mich der grosse Vorteil wie ich die Geräte in meinen Arbeitsfluss viel bessern einbinden kann. das ist alles. nicht mehr und nicht weniger.. keine Esoterik, kein Voodoo, für mich sind diese Geräte einfach nur Werkzeuge und Mittel zum Zweck.
Hier noch ein paar Punkte die ich zu beiden Geräte gerne ansprechen, natürlich nur meine Persönliche Meinung
- Klangqualität und Spielgefühl bei beiden Geräten sehr gut
- Kemper ist am Anfang einfacher und intuativer zu bedienen da er ein sehr geradliniges Signalkonzept hat
-> 4 Effekte vor dem AMP Stack
-> dann der AMP Stack mit herkömmlicher Regelung wie Gain / Treble / Mid / Bass / Presence / Volume
-> dann wiederum Platz für 4 Effekte nach dem Amp Stack
- das Axe FX hingegen punkten mit seiner Matrix mit der man sehr ausgefallen und auch durchaus extreme und sehr unrealistische Sound erstellen kann, Dual Amp Setups, querverkettete Effekte, viele Parameter lassen sich über Midi oder fusskontroller steuern oder sogar anschlagdynamisch.. etc.. also dahingehend ist für jeden Tüftler und Bastler das Axe FX ein Riesige Spielwiese
- der Kemper hat sehr gute Routing Möglichkeiten aber das AXE Fx ist dahingehend noch flexibler und besser
das geht sogar zb soweit das man sich im Axe FX sogar 2 vollkommen getrennte Signalwege aufbauen und zum mit einem Gerät -2 Gitarristen oder einen Bassisten und einen Gitarristen über 2 vollkommen getrennte Ausgänge ausgeben kann.
- Klang im Kemper ist konsistent gleich, dh, auch nach Firmwareupdates bleibt der Klang gleich
im Axe FX hingegen wird permanent verbessert und verändert, und mit nahezu jedem Firmware Update ändert sich was am Klang. wenn man also an einem wichtigem Projekt arbeitet oder auf Tour ist, sollte man nicht die Firmware updaten da sich am Klang was ändern kann und man nachregeln muß.
Man muß natürlich nicht ständig die Firmware updaten, weil das nachregeln auch nervig ist (meiner Meinung nach) aber das ist der Preis den man dafür bezahlt das man ständig kostenlose "Verbesserungen" für das Axe FX II bekommt.
- bin ich eher der Typ der gerne tüfelt und sich seinen Sound vom Grund auf selber bastelt, ist das Axe FX meiner Meinung nach die besser Wahl da man auf soviele Parameter Eingriff hat und sich so wirklich seinen Sound optimieren kann und die Auswahl an Amp Modellen und Effekten gigantisch ist.
- die Effekqualität ist bei beiden Geräten sehr gut, aber an einstellbaren Parametern und Effektvariationen hat das Axe FXII weit die Nase vorn
wenn ich hingegen ein sehr geradliniges Arbeitsgerät suche, würde ich zum Kemper tendieren.
Auswahl an sehr guten (käuflich zu erwebenden) Presets bzw Profilen gibts es mittlerweile für beide Plattformen wie Sand am Meer.
Ob jetzt, Jazz, Blues, Soul, Funk, Blues, Hardrock, Metal oder böser 8-String Djent Metal. auf beiden Geräten wird man die passenden Ergebnisse abliefern können, nur der Weg wie man dahin kommt, ist ein wenig unterschiedlich
Ich habe am Ende beide Geräte behalten, weil sie für mich unterschiedliche Werkzeuge sind mit denen ich unterschiedlich arbeite. der Kemper ist mein Plug&Play Gerät.. ich hab meine 3 Hauptsounds die ich spiele, und noch ein kleines Archiv an Spezialprofilen für ausserordentliches und das wars, gerne probiere ich neue Profile aus und gucke was es so gibt, das wars aber auch.
das Axe FX II ist hingegen für mich ein kreativer Spielplatz, wo ich mich austoben kann, wenn ich einen bestimmten Klang im Kopf habe und versuche den zu erreichen, bastle ich ihn mir am Rechner mit dem Axe FX Editor, dort komme ich schnell und effizent dahin wo ich hin will.
Am Kemper müsste ich erst zig Profile durchprobieren bis ich mit gut Glück eines finde das diesen Sound hat.
Viele der Profile für den Kemper die mir gefallen und die ich gespeichert habe, habe ich durch Zufall beim ausprobieren gefunden, und nicht wie ich speziell weil ich nach diesem Sound gesucht habe.
Die Grosse Gefahr beim Axe FX ist wirklich das man sich nicht selbst diszipliniert und nicht zum Gitarrespielen kommt wiel man immer seine Presets weitertweaked und bearbeitet, weil man der Versuch nicht widerstehen kann, sie noch besser machen zu können.
Hier kann helfen das man sich wirklich selbst Grenzen setzt, und sich sagt, gut, heute habe ich 3 Stunden Zeit, von diesen 3 Stunden beschäftige ich mich 30-60minuten mit dem Gerät, und die restliche Zeit übe und spiele ich.
Es ist bei beiden Geräten notwendig das man Lust und Zeit mitbringt sich mit den Gerätschaften ausseinanderzusetzen, ohne dem gehts einfach nicht..
hier im Vergleich ist ein guter Röhrenverstärker viel einfacher Handzuhaben., wobei wenn man sich diverse Threads mit Effektboards und Setups hier im Board ansieht, auch da sehr viel getweaked, optimiert und rumgetauscht wird, bei wenigen ist ein Setup wirklich statisch.
Was ich noch sagen möchte, Kemper und Axe FX reagieren wirklich heikel auf unterschiedliche Gitarrentypen, dh es kann gut sein das ein Preset oder Profil gut mit der Gitarre A klingt, aber mit Gitarre B klingt es weitaus weniger gut. Bei einigen Kaufprofilen für den Kemper ist es sogar so das für jedes Profil Alternativ-versionen für unterschiedliche Gitarrentypen dabei sind zb eine Version für Les Paul, eine für Tele, eine für Strat, und vielleicht noch eine für eine Semi.
So ein Verhalten kennt man auch von Röhrenverstärkern, aber ich finde es sogar das es bei Kemper und Axe FX noch stärker ausgeprägt ist, was nicht immer ein Vorteil ist und auch ein Nachteil sein kann.
Und zum Abschluss möchte ich sagen das ich sehr froh bin das es solche Digitalen Modelling/Profiling Geräte gibt und sie sich in den letzten Jahren so toll weiterentwickelt haben, für mich ersetzen sie hingegen keine Röhrenverstärker mit ihrem fullminatnen "Amp im Raum" Sound sondern bieten eine Ergänzung dessen für diverse Einsatzzwecke wo sie durchaus praktikabler und einfacher handzuhaben sind als ihre Originalen Vorbilder.
lg
Chris
PS: mir ist klar das ich nicht auf alle Details und Einzelheiten beider Geräte eingegangen bin, darüber gebe es noch viele Seiten zu schreiben, aber freue mich schon auf Rückmeldungen dazu, da werde sicher einige Fragen und Anmerkungen auftauchen auf die wir eingehen können
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