wolbai
R.I.P.
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Vorgeschichte
Den Marshall JVM410H habe ich nunmehr seit ca. einem Jahr. Insgesamt war ich mit dem Amp etwa 20 x im Live-Einsatz mit Band unterwegs. Der JVM410 ist für mich in meinem Gitarrensetup gesetzt:
er ist in seiner Vielseitigkeit einfach klasse. Bin einer von denen, die vom Modeling (inklusive Gitarrenmodeling) zurück zur Röhre gegangen sind.
Ich habe mich im vergangenen Jahr viel mit JVM410 EQ-Settings, BIAS-Einstellung, Vorstufenröhren und passenden Lautsprecherbestückungen beschäftigt. Mit sogenannten JVM-Mods habe ich mich bis dato zurückgehalten, weil ich keine echte Notwendigkeit dafür gesehen habe.
Allerdings hat mir im Crunchkanal des JVMs schon etwas die Dynamik und der typische rauhe, rotzige Marshall Crunch gefehlt.
Über das englische JVM-Forum bin ich in diesem Zusammenhang immer wieder über den „Negative Feedback Mod“ gestolpert, der im Prinzip den hohen Anteil der Gegenkopplung (auch Negative Rückopplung bzw. Negative Feedback genannt) im JVM absenkt und die Endstufe auch klangbildend (wie z.B. beim JCM800) zum Einsatz bringt.
Die dort diskutierten technischen Umsetzungen sind jedoch der Gestalt, dass sie sich auf alle Ampkanäle auswirkt. Meine Befürchtung war jedoch, dass sich dadurch auch negative Auswirkungen auf den Cleankanal und die beiden OD-Kanäle ergeben:
- der Cleankanal bleibt nicht mehr bei hoher Lautstärke clean, sondern beginnt (zu frühzeitig) zu verzerren,
- die OD-Kanäle verlieren an Komprimiertheit (die ich für HiGain gut finde und auch haben möchte) und damit an Straffheit im Ton, mit negativen Auswirkungen bei schnelleren Passagen.
Technische Umsetzung
Bei meinem lokalen Amptechnikunternehmen MUSIK ELEKTRONIK Behr GmbH in Nürnberg, www.musikhof.de wurde ich von Bernhard Kreupl (sehr kompetent in Sachen Ampmodifikationen) auf die Möglichkeit hingewiesen, dass man im Marshall JVM410 die Gegenkopplung auch ampkanalspezifisch umsetzen kann. Das fand ich dann doch sehr spannend und habe ihn gebeten, mir eine speziell auf den Crunchkanal zugeschnittene Umsetzung einzubauen. Und zwar sollte das so gestaltet sein, dass ich jederzeit den Sound im Werkszustand wieder herstellen könnte.
Da ich kein Techniker bin (mein Schwerpunkt ist Gitarre spielen J ), erkläre ich die technische Umsetzung einmal mit meinen (laienhaften) Worten, die hoffentlich für alle verständlich genug sind:
Der JVM verfügt über Relais, die die einzelnen Kanäle umschalten. An den speziellen Crunchkanal und dessen Relaisschaltung kann man sich „andocken“ und bei eingeschaltetem Crunchkanal, den für die Gegenkopplung zuständigen Widerstand (heißt R58) über ein Poti schrittweise absenken.
(Der Widerstand, der die Gegenkopplung regelt wurde nicht verändert).
Hierzu wurde auf der Rückseite des Amps ein 250 Kohm Poti (links neben des Lautsprecherausgängen) eingerichtet.
Ich wollte das Poti deshalb hinten haben, weil ich nicht davon ausgehe, dass ich den Wert häufiger verstelle und damit ein Anbringen vorne sinnvoller gewesen wäre. Vielmehr würde dieser auf meinen persönlichen Sweetspot eingestellt und dann auch so belassen.
Beim Nullwert des Potis entspricht die Gegenkopplung (Negative Feedback) der Werkseinstellung und hat damit keinerlei Auswirkung auf den Klang im Crunchkanal.
Das Poti ragt nur sehr geringfügig aus dem Gehäuse auf der Rückseite raus, so dass ich keine Sorge haben muss, dass das Poti beim Transport beschädigt wird. Darüber ist es auch nur schwerfällig mit einem Schraubenzieher einstellbar, so dass es sich nicht einfach verstellen kann.
Ich habe das Poti aktuell und für die nachfolgenden Aufnahmen auf den maximal absenkbaren Wert der Gegenkopplung eingestellt.
Mit diesen Erläuterungen zur technischen Umsetzung hat sich mein technisches Wissen zu diesem Thema auch schon erschöpft.
Klangliche Auswirkungen
Der Ampsound klingt mit zunehmender Absenkung der Gegenkopplung weniger komprimiert und spricht stärker auf den Plektrumanschlag an. Insgesamt gewinnt der Crunchsound an Tiefe, er verfügt jetzt über etwas mehr von dem typisch rauhen und rotzigen Marshall Crunch.
Der Cleankanal und die OD-Kanäle sind von der Modifikation nicht betroffen.
Auf Bandlautstärke konnte ich die Modifikation bis jetzt noch nicht testen, sondern nur über das entsprechende Recording mit Hilfe eines RIVERA RockCrusher (Leistungsreduzier), einer Radial JDX DI Box und einem entsprechend hohem Volumenpegel, so dass die Endstufenröhren auch in eine Verzerrung gehen. Und eben zu Hause auf Zimmerlautstärke.
Der Amp wird mit zunehmender Absenkung der Gegenkopplung lauter, weil dadurch die Endstufe eine schrittweise höhere Arbeitsleistung erbringt. Die Lautstärkenerhöhung im Vergleich zu den anderen Kanälen kann jedoch einfach über den Volumenregler des Crunchkanals angepasst werden.
Die beschriebene Klangveränderung ist allerdings auch nur bei entsprechend größerer Lautstärke wahrnehmbar (oder eben mit einem Leistungsreduzierer, den ich auch für die nachfolgenden Aufnahmen benötigt habe).
Ein Tubescreamer (ähnliches) Effektpedal ist meines Erachtens auch beim Marshall JVM410 sehr hilfreich: gerade im Crunch Red Mode strafft der Tubescreamer die Bässe und sorgt für eine Mittenanhebung. Je nach Geschmack, kann durch den Tubescreamer zusätzlich auch noch die Vorstufe durch entsprechende Erhöhung des Gainanteils (Drive größer 0) angeblasen werden. Das ist aber eben Geschmacksache und nicht jedermann’s Ding
Ich habe in jedem der Crunch Modes auch eine Aufnahme mit einem Tubescreamer gemacht.
Was als Nebeneffekt festzustellen ist, sind leicht erhöhte Umschaltgeräusche, beim Umschalten vom Cleankanal auf den Crunchkanal, die vorher so nicht vorhanden waren. Auf derartig mögliche Umschaltgeräusche wurde ich jedoch bereits vor der Umsetzung durch den Amptechniker hingewiesen. Sie sind meines Erachtens jedoch nicht so laut, dass ich sie als störend empfinde.
Insgesamt ist die klangliche Änderung durch die stufenweise Absenkung der Gegenkopplung meines Erachtens eher subtil und verändert den Crunchkanalsound nicht grundlegend. Es stellt sich aber ein besseres Spielgefühl bei mir ein: etwas mehr Dynamik, mehr Rotzigkeit im Crunchkanal.
Auf Zimmerlaustärke (mit Leistungsreduzierer und entsprechend hohem Master- und Kanalvolumen) gespielt, ist davon noch mehr wahrnehmbar als bei den nachfolgenden Aufnahmen.
Soundbeispiele
Ich habe zur Verdeutlichung ein paar Crunchriff-Aufnahmen gemacht. Pro Mode habe ich jeweils drei möglichst gleich gespielte Riffs aufgenommen:
- Riff 1: Werkszustand
- Riff 2: Gegenkopplung maximal abgesenkt
- Riff 3: Gegenkopplung maximal abgesenkt und Tubescreamer (mit Drive = 0)
Insgesamt habe ich somit 9 Riffs aufgenommen. Die Aufnahmen wurden auch lautstärkenmässig angepasst, so dass ein besserer Vergelich möglich ist.
Eingespielt habe ich die Riffs mit dem Bridge Pickup meiner Gibson Les Paul Deluxe (mit Suhr Doug Aldrich Pickups). Aufgenommen wurde das Ganze mit Cubase Artist 7 und etwas Vintage Plate Reverb. Ansonsten habe ich keine Veränderungen im Sound vorgenommen.
Über Feedback und Kommentare freue ich mich.
Grüße aus Franken – wolbai
Den Marshall JVM410H habe ich nunmehr seit ca. einem Jahr. Insgesamt war ich mit dem Amp etwa 20 x im Live-Einsatz mit Band unterwegs. Der JVM410 ist für mich in meinem Gitarrensetup gesetzt:
er ist in seiner Vielseitigkeit einfach klasse. Bin einer von denen, die vom Modeling (inklusive Gitarrenmodeling) zurück zur Röhre gegangen sind.
Ich habe mich im vergangenen Jahr viel mit JVM410 EQ-Settings, BIAS-Einstellung, Vorstufenröhren und passenden Lautsprecherbestückungen beschäftigt. Mit sogenannten JVM-Mods habe ich mich bis dato zurückgehalten, weil ich keine echte Notwendigkeit dafür gesehen habe.
Allerdings hat mir im Crunchkanal des JVMs schon etwas die Dynamik und der typische rauhe, rotzige Marshall Crunch gefehlt.
Über das englische JVM-Forum bin ich in diesem Zusammenhang immer wieder über den „Negative Feedback Mod“ gestolpert, der im Prinzip den hohen Anteil der Gegenkopplung (auch Negative Rückopplung bzw. Negative Feedback genannt) im JVM absenkt und die Endstufe auch klangbildend (wie z.B. beim JCM800) zum Einsatz bringt.
Die dort diskutierten technischen Umsetzungen sind jedoch der Gestalt, dass sie sich auf alle Ampkanäle auswirkt. Meine Befürchtung war jedoch, dass sich dadurch auch negative Auswirkungen auf den Cleankanal und die beiden OD-Kanäle ergeben:
- der Cleankanal bleibt nicht mehr bei hoher Lautstärke clean, sondern beginnt (zu frühzeitig) zu verzerren,
- die OD-Kanäle verlieren an Komprimiertheit (die ich für HiGain gut finde und auch haben möchte) und damit an Straffheit im Ton, mit negativen Auswirkungen bei schnelleren Passagen.
Technische Umsetzung
Bei meinem lokalen Amptechnikunternehmen MUSIK ELEKTRONIK Behr GmbH in Nürnberg, www.musikhof.de wurde ich von Bernhard Kreupl (sehr kompetent in Sachen Ampmodifikationen) auf die Möglichkeit hingewiesen, dass man im Marshall JVM410 die Gegenkopplung auch ampkanalspezifisch umsetzen kann. Das fand ich dann doch sehr spannend und habe ihn gebeten, mir eine speziell auf den Crunchkanal zugeschnittene Umsetzung einzubauen. Und zwar sollte das so gestaltet sein, dass ich jederzeit den Sound im Werkszustand wieder herstellen könnte.
Da ich kein Techniker bin (mein Schwerpunkt ist Gitarre spielen J ), erkläre ich die technische Umsetzung einmal mit meinen (laienhaften) Worten, die hoffentlich für alle verständlich genug sind:
Der JVM verfügt über Relais, die die einzelnen Kanäle umschalten. An den speziellen Crunchkanal und dessen Relaisschaltung kann man sich „andocken“ und bei eingeschaltetem Crunchkanal, den für die Gegenkopplung zuständigen Widerstand (heißt R58) über ein Poti schrittweise absenken.
(Der Widerstand, der die Gegenkopplung regelt wurde nicht verändert).
Hierzu wurde auf der Rückseite des Amps ein 250 Kohm Poti (links neben des Lautsprecherausgängen) eingerichtet.
Ich wollte das Poti deshalb hinten haben, weil ich nicht davon ausgehe, dass ich den Wert häufiger verstelle und damit ein Anbringen vorne sinnvoller gewesen wäre. Vielmehr würde dieser auf meinen persönlichen Sweetspot eingestellt und dann auch so belassen.
Beim Nullwert des Potis entspricht die Gegenkopplung (Negative Feedback) der Werkseinstellung und hat damit keinerlei Auswirkung auf den Klang im Crunchkanal.
Das Poti ragt nur sehr geringfügig aus dem Gehäuse auf der Rückseite raus, so dass ich keine Sorge haben muss, dass das Poti beim Transport beschädigt wird. Darüber ist es auch nur schwerfällig mit einem Schraubenzieher einstellbar, so dass es sich nicht einfach verstellen kann.
Ich habe das Poti aktuell und für die nachfolgenden Aufnahmen auf den maximal absenkbaren Wert der Gegenkopplung eingestellt.
Mit diesen Erläuterungen zur technischen Umsetzung hat sich mein technisches Wissen zu diesem Thema auch schon erschöpft.
Klangliche Auswirkungen
Der Ampsound klingt mit zunehmender Absenkung der Gegenkopplung weniger komprimiert und spricht stärker auf den Plektrumanschlag an. Insgesamt gewinnt der Crunchsound an Tiefe, er verfügt jetzt über etwas mehr von dem typisch rauhen und rotzigen Marshall Crunch.
Der Cleankanal und die OD-Kanäle sind von der Modifikation nicht betroffen.
Auf Bandlautstärke konnte ich die Modifikation bis jetzt noch nicht testen, sondern nur über das entsprechende Recording mit Hilfe eines RIVERA RockCrusher (Leistungsreduzier), einer Radial JDX DI Box und einem entsprechend hohem Volumenpegel, so dass die Endstufenröhren auch in eine Verzerrung gehen. Und eben zu Hause auf Zimmerlautstärke.
Der Amp wird mit zunehmender Absenkung der Gegenkopplung lauter, weil dadurch die Endstufe eine schrittweise höhere Arbeitsleistung erbringt. Die Lautstärkenerhöhung im Vergleich zu den anderen Kanälen kann jedoch einfach über den Volumenregler des Crunchkanals angepasst werden.
Die beschriebene Klangveränderung ist allerdings auch nur bei entsprechend größerer Lautstärke wahrnehmbar (oder eben mit einem Leistungsreduzierer, den ich auch für die nachfolgenden Aufnahmen benötigt habe).
Ein Tubescreamer (ähnliches) Effektpedal ist meines Erachtens auch beim Marshall JVM410 sehr hilfreich: gerade im Crunch Red Mode strafft der Tubescreamer die Bässe und sorgt für eine Mittenanhebung. Je nach Geschmack, kann durch den Tubescreamer zusätzlich auch noch die Vorstufe durch entsprechende Erhöhung des Gainanteils (Drive größer 0) angeblasen werden. Das ist aber eben Geschmacksache und nicht jedermann’s Ding
Ich habe in jedem der Crunch Modes auch eine Aufnahme mit einem Tubescreamer gemacht.
Was als Nebeneffekt festzustellen ist, sind leicht erhöhte Umschaltgeräusche, beim Umschalten vom Cleankanal auf den Crunchkanal, die vorher so nicht vorhanden waren. Auf derartig mögliche Umschaltgeräusche wurde ich jedoch bereits vor der Umsetzung durch den Amptechniker hingewiesen. Sie sind meines Erachtens jedoch nicht so laut, dass ich sie als störend empfinde.
Insgesamt ist die klangliche Änderung durch die stufenweise Absenkung der Gegenkopplung meines Erachtens eher subtil und verändert den Crunchkanalsound nicht grundlegend. Es stellt sich aber ein besseres Spielgefühl bei mir ein: etwas mehr Dynamik, mehr Rotzigkeit im Crunchkanal.
Auf Zimmerlaustärke (mit Leistungsreduzierer und entsprechend hohem Master- und Kanalvolumen) gespielt, ist davon noch mehr wahrnehmbar als bei den nachfolgenden Aufnahmen.
Soundbeispiele
Ich habe zur Verdeutlichung ein paar Crunchriff-Aufnahmen gemacht. Pro Mode habe ich jeweils drei möglichst gleich gespielte Riffs aufgenommen:
- Riff 1: Werkszustand
- Riff 2: Gegenkopplung maximal abgesenkt
- Riff 3: Gegenkopplung maximal abgesenkt und Tubescreamer (mit Drive = 0)
Insgesamt habe ich somit 9 Riffs aufgenommen. Die Aufnahmen wurden auch lautstärkenmässig angepasst, so dass ein besserer Vergelich möglich ist.
Eingespielt habe ich die Riffs mit dem Bridge Pickup meiner Gibson Les Paul Deluxe (mit Suhr Doug Aldrich Pickups). Aufgenommen wurde das Ganze mit Cubase Artist 7 und etwas Vintage Plate Reverb. Ansonsten habe ich keine Veränderungen im Sound vorgenommen.
Über Feedback und Kommentare freue ich mich.
Grüße aus Franken – wolbai
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