@Trion: Wenn ich Deine Texte und Deine Postings lese, scheint für mich darin das auf, was man gemeinhin "naive Frömmigkeit" nennt.
Ich meine das gar nicht herablassend und abwertend, denn auch das wäre eine Haltung, die jedem zugestanden werden muss, der solche Frömmigkeit vertreten will.
Mein Problem mit dem was ich daran als "naiv" empfinde, ist aber, daß es auf mich eben immer wieder zu simpel, zu sehr an der Oberfläche bleibend, zu wenig in die Tiefe gehend, zu wenig hinterfragt, zu sehr euphorisch an sich wirkt ohne daß man spürt, was diese Euphorie denn nun wirklich hervorgerufen hat. Eine simple Behauptung wie "Jesus ist super" allein mag zwar für den Moment die Begeisterung spüren lassen, wenn aber die Frage "Warum ist er super" in dem Stil "ja, weil er eben super ist", "eben darum" usw. (alles keine Zitate, nur beispielhaft gemeint) beantwortet wird, weicht die Begeisterung bald der Ernüchterung: "Ach ja, der weiß es selber nicht so genau, alles irgendwie nicht nachvollziehbar, nebulös, wischiwaschi".
Auch die Wunder, die Du als Beispiele oder Beweise zitierst, wirken auf mich ebenso oberflächlich, da Du sie offensichtlich als wörtlichen Tatsachenbericht siehst und den vielleicht viel sinnhafteren, bedeutungsvolleren symbolischen Gehalt dieser Legenden und Erzählungen (noch) nicht erkennst, (noch) nicht erkennen kannst.
Der Funke wird dann nur bei denen überspringen, die selber naiv dem Glauben begegnen. Das resultiert in den typischen kleinen Grüppchen, den "verschworenen Gemeinschaften", die sich selber genügen und sich in ihrer gemeinsamen Überzeugung gegenseitig lobhudeln, um die aber jeder, der nicht auf dieser Welle schwimmt, instinktiv oder ganz bewusst einen großen Bogen macht ("abgedrehte Spinner").
Das Jesus Tote wieder lebendig machen konnte ist natürlich eine Aussage, die jeden Superman, Meister-Chirurgen oder so als kleines Licht erscheinen lässt. Aber wer das bezweifelt, würde sofort in diesem "Jesus" einen billigen Jahrmarkt-Zauberkünstler, einen schmierigen Taschenspieler sehen, der nur auf Effekthascherei aus ist, ein Seelenfänger der übelsten Sorte.
Wenn nun aber die Menschen damals von den ganz gewiss überaus charismatischen Prediger Jesus einfach deshalb so begeistert waren, weil er mit seiner "frohen Botschaft" und seiner mitreißenden Art sogar Menschen, die seelisch völlig am Ende (tot) waren, wieder Freude am Leben und am Dasein und Hoffnung bringen konnte (sie wieder lebendig werden ließ), dann kann das schließlich in den symbolisch überhöhten Erzählungen zum "er erweckte Tote" mutieren. Nicht wirklich und auch so nicht wörtlich gemeint, aber ein sehr starker Ausdruck des tiefen Eindrucks, den dieser geniale Glaubensverkünder bei den Zeitgenossen hinterlassen hat.
Und ob er die 100 mit realem Bot satt gemacht hat (Jesus sozusagen als biblischer "Großbäcker" - wie profan) oder ob hier nicht auch vielmehr die gute geistige Nahrung gemeint war, die er den Seelen dieser Menschen gespendet hat, und die eben nur er in diesem beeindruckenden Übermaß austeilen konnte ... ?
Tatsache scheint aber aus den Überlieferungen zu sein, daß er den Menschen mit seinen Predigten gut getan hat, daß es ihnen besser ging als vorher und das auch noch sehr nachhaltig. Psychologen wissen, wie schwer das ist. Wenn ein Psychologe drei Jahre braucht, um einen depressiven/psychotischen Menschen wieder aufzurichten und Jesus mit einer Predigt ganze 100 wieder mit Heil füllt (heil macht), so darf man das schon als außergewöhnlich genug ansehen.
Als blind kann man auch diejenigen bezeichnen, die zwar ihr Augenlicht noch haben, aber nicht mehr in der Lage ist, einen Weg für sich zu erkennen. Ihrem Leben wieder eine Richtung zu geben, so daß sie selber wieder weiter gehen können, hat sie dann auch wieder "sehend" gemacht.
Der Versuch, hinter den überhöhten symbolischen Geschichten die reale Welt und Wirkungsweise aufzuspüren, entwertet deren Aussagen und Inhalte für mich in keiner Weise, im Gegenteil. Ich finde das spannend und das ist dann weder naiv noch frömmelnd.
Gruß, Jürgen