Ich würde allgemein sagen: Songs, die sich über einen langen Zeitraum an einer der Stimmgrenzen aufhalten. Meistens handelt es sich dabei um das Passagio, manchmal aber auch die Tiefen.
In der Tiefe sind das für mich persönlich z.B. Sachen von den 69 Eyes (danke
@broeschies ;D ), und das obwohl ich an sich gerne tief singe
. Immerhin finde ich es sympathisch, dass der gute Jyrki live auch so seine Problemchen damit hat und auch gerne mal spontan bestimmte Parts einfach eine Oktave höher singt oder die Melodie abwandelt zur "Entspannung", um dann nachher wieder runter zu kommen:
Studio-Fassung
Live-Fassung
Soll ja gar nicht heißen, dass das hoch gesungen schlechter klingt ^^, ich glaube er macht da einfach die Not zur Tugend.
Wenn's die ganze Zeit im Passagio bleibt, finde ich hingegen viele Sachen von
Bryan Adams oder
Meat Loaf besonders schwierig. Extrembeispiel einer der frühesten Bryan Adams-Songs (von seiner allerersten CD, die einfach nur "Bryan Adams" heißt):
Try to See it My Way
Ist so alt, dass man es leider nicht mehr auf YouTube findet, aber im iTunes-Store bekommt man das Lied noch
.
Erstmal besteht das Lied zu großen Teilen aus g' und a', also Töne im oberen Passagio, die schon anstrengend genug sind.
Und dann zähle man mal die
hohen Cs - meiner Zählung nach sind es
stolze 16 Stück, da ist der Tonio aus der Regimentstochter ein Witz gegen
.
(Und bevor ich jetzt von den Klassikern auf den Deckel kriege,
JA, mir ist bewusst, dass beim Operngesang eine ganz andere Intensität gefordert ist.
Ich wollte nur mal anführen, dass, über alle Musikrichtungen hinweg betrachtet, die berühmten "9 hohen Cs" bei weitem nicht das Limit sind ^^).
Am anstrengendsten sind im Contemporary-Bereich imho Songs, die sich ständig nach oben und unten durchs Passagio hindurch bewegen, aber kaum Sprünge auf Töne außerhalb des Passagios machen. Während also mit "Power-Metal-Technik" Töne ab h' oder c'' wieder etwas leichter fallen, ist alles, was ständig zwischen g' und bb' herumzirkelt, extrem anstrengend. Ich zumindest weiß da nie, welche Töne ich "von oben" und welche "von unten" angehen soll.
Ein Beispiel von
Bryan Adams:
The Best of Me
Der Refrain wimmelt vor gis', einer meiner persönlichen Hasstöne
.
Ein Beispiel von
Meat Loaf:
I'd Lie for You (And That's the Truth)
Was ist eigentlich der von den Tönen (abgesehen vom Pfeiffregister!) her der höchste Pop-Song den Ihr kennt, den ein Mann singt?
Mmh...
Sugar Baby Love? ^^ Höchster Ton ist ein g'' / G5. Dürfte zumindest zu den bekanntesten gehören, wenngleich auch nicht zu den schwersten, denn abgesehen von dem Main Theme ist der Gesang relativ "normal" (bis zum f').
Ansonsten gibt es noch recht viele Sachen, die sich bis fis'' bewegen und die dafür konstant höher sind, wie bspw.
I Wanna Know What Love Is von Foreigner und
St. Elmo's Fire von John Parr. Fis'' scheint bei vielen Männern für die Kopfstimme eine ähnlich magische Grenze zu sein wie fis' für die Bruststimme.
Im Metal hingegen habe ich auch schon Sachen bis zu einem h'' gehört, das ist auch der höchste Ton, den ich mir selbst bis dato in einen Song eingebaut habe. Das live hinzubekommen ist natürlich eine andere Frage
. Allgemein kann man wohl sagen, dass für die männliche Kopfstimme normalerweise irgendwo beim Sopran-C (c''') oder Cis (cis''') Schluss ist. Wer noch höher kommt verwendet dafür mEn meistens die Pfeifstimme.
Wichtig zu bedenken: Ich denke, jedem ist klar, dass Tonhöhe nicht gleichzusetzen ist mit Schwierigkeit. Es gibt auch von der Tonhöhe entspannte Songs, die aber bspw. mit Rhythmus-, Takt- und Tempowechseln vollgestopft sind oder wo oft moduliert, also die Tonart verändert wird. Die Tonhöhe ist lediglich der vielleicht "aus gesangssportlicher Sicht ^^" anspruchsvolle Teil, und halt einer, der oft sehr ins Auge sticht. Vermeintlich einfachere, weil tiefere Songs sind oft heimtückischer, weil sie mit ihren ganz eigenen, versteckten Herausforderungen aufwarten.
Einer meiner persönlichen All-Time-"Anspruchs"-Favourites stammt vom Eurovision Song Contest, hier kommen nämlich
extreme Tonhöhe und ein Haufen Tonartwechsel zusammen. Das ist für mich dann die perfekte Fusion von den verschiedenen Seiten, auf die ein Lied musikalisch herausfordernd sein kann, eben nicht nur Tonhöhe und nicht nur vertrackte Harmonik, sondern gleich beides.
Mal zur Veranschaulichung: Inerhalb von gerade mal drei Minuten wandert der Song von Am über Cm nach Gm, springt mitten im Refrain nach Bbm, dann das gleiche nochmal einen Halbton höher von C#m ausgehend (also gefolgt von G#m nach Hm). In der Bridge kommen dann noch zwei Terz-Wechsel von Em über Gm nach Bbm, ehe das Lied auf Cis-Dur endet.
Was hat der Komponist bloß geraucht?
Tonartwechsel mitten im Refrain - habe ich bisher fast nur speziell in osteuropäischen Liedern gehört.
Am schwierigsten sind insgesamt gesagt wohl einfach die Songs, die in welcher Form auch immer nicht zu einem passen, wie meine Vorredner schon gesagt haben. Wenn's "nur" von der Tonhöhe nicht passt, gehöre ich zu den Leuten, die dann noch versuchen, da hin zu kommen, selbst wenn ich mich dabei zeitweise übernehme
(ja, auch das oben verlinkte "Gravity" übe ich zuweilen, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg ^^). Wenn's von der Persönlichkeit nicht passt, dann ist das sowieso eine andere Geschichte, denn dann würde ich gar nicht erst versuchen, diesen Song zu singen.
Ein Beispiel dafür:
Avantasia - Death is Just a Feeling (Sänger: John Oliva)
Finde ich zwar geil, bekäme ich aber selbst niemals so herrlich irre hin
. Der Songschreiber, Tobias Sammet, hat den Song auf einer anderen CD nochmal selbst eingesungen, und selbst er kommt imho nicht an Olivas Interpretation heran.