DrScythe
Endorser der Herzen
Inspiriert vom „Voodoo-Thread“ habe ich mich entschlossen eine neue Einleitung zu diesem kleinen Plektrum-Workshop/-Bericht zu verfassen. Steigen wir also direkt ein: Verursacht ein fallender Baum Geräusche, wenn niemand da ist, um sie zu hören? Nun…er verursacht auf jeden Fall Schallwellen…
Schall
Da dies hier ja keine wissenschaftliche Arbeit ist, bin ich mal so frei auf wikipedia zu verweisen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schall
Schall ist also ein Begriff, den man sprachlich alternativ für Geräusch, Ton und Klang verwenden kann und beschreibt demnach für Menschen den Bereich zwischen 16Hz und 20kHz. Hertz? Frequenzen? Richtig bemerkt, wir sind tatsächlich bei Wellenbewegungen, in diesem Fall eines „Materials“ - „Luft“ (Absatz enthält Vereinfachungen!). Dazu direkt nochmal ein Zitat aus dem Artikel:
Gehör
Das menschliche Gehör ist im Vergleich zu einigen tierischen mehr so der typische Allrounder: reicht für die lebenswichtigen Dinge. Hier bietet wikipedia auch eine schöne Grafik:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8d/Hoerflaeche.svg/500px-Hoerflaeche.svg.png
Wie man sieht ist unser Gehör schon sehr auf menschliche Stimmen ausgelegt, wer schon mal ein Stück mit Gesang gemischt hat, oder Workshops zum Mischen kennt, wird wissen, dass für die Sprachverständlichkeit der Bereich um 3-4kHz kritisch ist. Ein paar Hintergrundinfos zum Hören noch: https://de.wikipedia.org/wiki/Auditive_Wahrnehmung#Mensch_und_S.C3.A4ugetiere
Nun: wir können also nur begrenzt Hören. Im Endeffekt können wir uns also alles über ~16kHz komplett schenken, das muss verhältnismäßig laut sein, damit wir es hören. Und…stand da nicht „je nach Alter?“…ja unser Gehör nimmt ab. Also flugs mal den Kopfhörer aufgesetzt und nachgeprüft:
http://www.egopont.com/de/hearing_tests.php?soundID=15000
Ich komme beidseitig noch bis 16kHz – bei normaler Lautstärke, etwas(!) aufgedreht bis 18kHz. Wer sein Gehör geschont hat, wird auch mit 60 noch diese Frequenzen hören. Aber mit „schonen“ meint man hierbei „kaum benutzen“. Jeder von uns ruiniert mit dem täglichen Genuss von Musik quasi ein Stück weit die Fähigkeit diese Musik zu hören. Im Schnitt findet man Angaben von einem Verlust bis runter auf ca. 12kHz im Alter von 60, wer viel Lärm ausgesetzt war auch nochmal klar (!) darunter. Was bedeutet das? Nun: wenn dir dein 63-jähriger Onkel demnächst mal wieder was von den soundfördernden linksdrehenden Elektronen in den Original-Röhren seines Marshall-Fullstacks erzählt, dass er seit den 70ern permanent benutzt, kannst du dir ausmalen, wie viel er noch hört und beruhigt deinen eigenen Ohren trauen – zumindest teilweise.
Warum diese Grundlagen? Nun, diese beiden Aspekte haben eben nichts mit dem Equipment, um das wir uns so viele Gedanken machen zu tun und trotzdem sind sie Faktoren, wenn auch nur gering (Klima in der Abhörumgebung) bis sowieso nicht mehr zu retten (dein Gehör). Und gehört haben wir immer noch nichts, denn wie beim Sehen endet die Reise eines Nervenreizes im Gehirn: https://de.wikipedia.org/wiki/Auditiver_Cortex
Und unter „Gliederung und Funktion“ findest du den absolut alles entscheidenden Satz:
Sound
Der Sound steckt in den Fingern? Das schwächste Glied in der Soundformungskette zieht alles andere runter? Der Amp ist wichtiger als die Gitarre? …die vielen, vielen Leersätze zu dem Thema deuten schon an: es gibt mehr als nur eine Wahrheit bzw. die eine ist sehr vielschichtig. Man kann wissenschaftlich arbeiten und zuerst Ton und Sound voneinander trennen, also das eine als „das was die Finger machen“ definieren und das andere für den Equipment-Anteil nutzen. Da kann man dann vom groben Vergleich (Tele vs. Les Paul, jeweils klassische Ausführung) über Kondensatoren bis hin zu einem Meter Kabel mehr oder weniger viel diskutieren und glauben. Dazu kommen noch die spieltechnischen Aspekte: ist das jetzt falsch, den Daumen über das Griffbrett zu legen (ich z.B. kann das so oder so nicht, Finger zu kurz)? Kleinen Finger benutzen, obwohl das große Vorbild das nicht macht? Wie bekomme ich ein Vibrato, das so klingt wie das von B.B., Django oder Eddie?...
Der Gegenentwurf ist dann so was wie die allgemeine Esoterik: Musiker und Instrument müssen eine Einheit sein, alles Technische ist total egal, man klingt sowieso nur nach sich selbst, wenn man ein gewisses Level erreicht hat, egal ob Rectifier oder Reußenzehn.
Um das direkt vorweg zu nehmen: dieser Plektrum-Vergleich betrifft beide Gruppen. Zum einen, weil unabhängig vom Ansatz unser Kopf voll involviert ist (bewusstes Hören). Zum anderen übernimmt neben unseren Greif-Salamis die kleine Spitze aus einem tendenziell harten Material eigentlich die wichtigste Aufgabe: Klangerzeugung. Der Anschlag ist der Urknall eines Tons. Ja ja, Tapping, Finger Picking, gekidnappte Cello-Bögen…die Möglichkeiten ohne Pick Krach zu machen sind zahlreich. Aber eine große Mehrheit der E-Gitarristen wird wohl die meiste Zeit mit einem kleinen Plättchen, eingeklemmt zwischen Daumen und Zeigefinger der Schlaghand spielen (diejenigen, die Daumen, Zeige- und Mittelfinger benutzen sind Mutanten! ).
Bevor ich nun noch mehr schreibe und erkläre und der „Urknall“ dieses Beitrags untergeht, kommen wir dazu. Die Kandidaten:
V-Pick Snake unbuffed, 4,1mm
V-Pick Snake pointed, 4,1mm
Th-Picks Triangle, 4mm
Jon Pearse Rosewood Plektrum, ca. 2-3mm
Dunlop Tortex Triangle, 1mm
Dunlop Ultex Triangle, 1mm
Gibson Pure, Heavy
Dunlop Nylon, 1mm
Dunlop Tortex, 0,73mm
Dunlop Tortex, 0,88mm
Dunlop Lucky 13, 1mm
Harley Benton, 0,81mm
Dunlop Stubby Triangle, 1,5mm
Metall-Pick, 0,x sehr dünn
V-Pick Lite, Medium
Pickboy Carbon Nylon, 0,88mm
Catfish Celluloid Triangle, 0,96mm
Clayton Raven Triangle, 1,26mm
Wedgie Rubber, 3,1mm
Wedgie Rubber, 5mm
The Pick of Destiny
Ganz wichtig vorweg: Hier wird nicht DAS Plek für alle ermittelt und auch nicht „das Beste“ – sondern die Unterschiede und deren Wirkung. Das ist kein Wettbewerb, kein Review, sondern ein Versuch, dich dazu zu bringen, auch mal darüber nachzudenken, dass die Welt nicht bei 0,88 Tortex aufhört. Die Beschreibungen, die ich gebe dienen dazu meine persönlichen Eindrücke zu schildern, damit du bei persönlichen Tests vielleicht auf mehr als „ich habe das schon immer so gemacht“ achtest.
An dieser Stelle auch noch ein Einwurf zur „Griffigkeit“: ich habe relativ normale Haut an den Händen, d.h. nicht pulvertrocken, nicht schwitzig. Die sehr glatten Acrylpleks „pappen“ mir also quasi durch den Unterdruck an der Haut, während das bei anderen anders sein kann.
V-Pick Snake unbuffed
Ein 4,1mm Pick mit nicht so wirklich verrundeten Kanten, die auch noch unpoliert sind. Klingt erst mal sehr seltsam und unspielbar. De facto ist es aber sehr gut spielbar und war mein erstes, richtig dickes Pick. Der Sound ist tatsächlich etwas runder, es spielt sich ebenso rund und Form sowie Oberfläche sind, man mag es kaum glauben, sehr griffig. Lediglich wenn man mal so richtig trockene Hände hat wird es ein wenig fummelig. Aber ich meine damit nun wirklich schon fast „vertrocknete“ Hände. Nach dem Spülen in der Küche oder ähnlichem. Es ist etwas kleiner als die Standard-Dunlop Triangles und liegt dadurch eigentlich ganz gut zwischen Daumen und Zeigefinger. Lauter als dünnere Pleks, irgendwie auch „klarer“ dadurch – zumindest trocken, mit den Ohren direkt über der Gitarre
V-Pick Snake pointed
Etwas kleiner als das unbuffed – weil die Kanten verrundet wurden und die Spitzen, wie der Name es vermuten lässt, wirklich relativ spitz geschliffen wurden. Ansonsten gilt eigentlich alles aus dem obigen Absatz, lediglich der Klang ist „härter“, der Anschlag wird durch die glatten Kanten prägnanter, das hört man jedoch nicht immer so deutlich – aber man spürt es tatsächlich ein wenig, das Rutschen über die Saiten ist etwas anders. Nicht schwieriger, aber undefinierbarer, während man beim unbuffed relativ gut merkt, wie man über die Saite rutscht.
Th-Picks Triangle, 4mm
Etwas größer, anders angeschliffen – und das spürt man. Die etwas größere Fläche verleiht nochmal sichereren Griff, die komplett polierten Oberflächen ohne jedes Logo pappen das Pick so richtig zwischen meine Finger. Soundtechnisch gefühlt noch ein wenig lauter als die V-Picks. Aber vernachlässigbar über die Pickups.
Jon Pearse Rosewood Plektrum, ca. 2-3mm
Die herausgearbeiteten Mulden für die Finger sind einigermaßen passend, das Griffgefühl sehr angenehm, Holz fasst sich einfach immer wieder gut an. Meine Finger sind relativ kräftig (aber furchtbar kurz ), das Plek verschwindet fast zwischen Daumen und Zeigefinger, die Spitze ragt selbst im Neuzustand gerade genug heraus, für wirklich präzises Picking ist es für mein Spiel nicht geeignet. Klanglich hört man auch irgendwie raus, dass es Holz ist. Obwohl man mit etwas dickem, hartem auf die Saiten schlägt klingt es etwas wärmer.
Dunlop Tortex Triangle, 1mm
Ein Standard-Plektrum, man spürt direkt wie die billige Massenware…ha, Quark. Die Oberfläche ist wie bei allen Tortex zwischen matt und leicht rau zu verorten und rutscht nicht weg. Bei sehr verschwitzten Händen finde ich die jedoch nicht so griffig wie bspw. die Acryl-Pleks. Dafür kann man die auch nach dem Spülen nehmen…
Soundtechnisch, verglichen mit den ersten vier natürlich etwas dünner, vorrangig hat man trocken gespielt aber mehr „flapflapflap“ beim Spielen mehrerer Saiten.
Dunlop Ultex Triangle, 1mm
Klanglich trocken nahezu identisch mit dem Tortex, die Oberfläche ist aber vergleichsweise rutschig, und es ist trotz gleicher Stärke etwas weicher, spielt sich ein wenig hakend.
Gibson Pure Heavy
Selbe Form, nochmal etwas dünner, weicher als das Ultex. Liegt trotz glatterer Oberfläche etwas sicherer zwischen den Fingern als das Ultex. Aber keine Welten.
Dunlop Nylon, 1mm
Weich. Wer sich überlegt mal die Nylons zu testen: Vorsicht, weich. Die 1mm sind immer noch deutlich weicher als die Tortex oder Ultex 1mm. Klanglich tut sich da erst mal nicht viel, jedoch „flappt“ es beim schnellen Spielen (dieses Plek-Geräusch dünner Pleks eben
Dunlop Tortex, 0,73mm
Griffigkeit wie beim 1. Tortex, auch die kleinere Fläche ändert nichts an dem gut liegenden Material. Steifheit ca. wie beim 1mm Nylon, durch die geringere Stärke ist der „Flapper“-Effekt (ich taufe den nun mal so) etwas größer
Dunlop Tortex, 0,88mm
Was soll ich jetzt noch dazu schreiben. Griffigkeit s.o., Sound etwas satter. Minimal.
Dunlop Lucky 13, 1mm
Das Material ist, obwohl dicker, ziemlich genauso steif wie irgendwas zwischen dem 0,7er und 0,88er Tortex, es ist nicht sonderlich griffig, die Oberfläche ist etwas glänzend, aber nicht glatt genug um diesen „Kleben bleiben“-Effekten zu erzielen. Runderer Klang.
Harley Benton, 0,81mm
Verhältnismäßig raue Oberfläche, dadurch relativ griffig, sehr weiches Material. „Flappigstes“ Plek bisher. Klingt nicht auffällig anders als die Tortex.
Dunlop Stubby Triangle, 1,5mm
Zurück zu einem Triangle. 1,5mm, glatt, Plastik, Sound runder. Griffigkeit ist erst ok, da ich diese eine Weile lang mehr benutzt habe kann ich aber sagen, dass die Mulde mit schwitzigen Händen absolut gar keinen Halt bietet. Habe da immer Löcher durchgebohrt.
Metall-Pick, 0,x sehr dünn
Oberfläche ähnlich griffig wie die Acryl-Pleks, der Klang ist eben „metallisch“, d.h. das Schaben auf den Saiten ist trocken gut hörbar, ziemlich Höhenlastig und fast schon bassarm.
V-Pick Lite, Medium
Griffigkeit wie die anderen Acryls am Anfang, viel dünner (gefühlt dünner als das 1,5mm Stubby) klanglich entsprechend etwas weniger „voll“, aber „runder“ als die Standard-Pleks.
Pickboy Carbon Nylon, 0,88mm
Durch das hervorstehende Hanfblatt erstaunlich griffig, die sehr spitze Spitze (hahaha…) fühlt sich beim Spielen „schnell“ an, aber auch ein wenig unpräzise
Catfish Celluloid Triangle, 0,96mm
Relativ griffig, etwas weiche Oberfläche, weicheres Plek, vergleichbar mit dem Ultex
Clayton Raven Triangle, 1,26mm
Im Endeffekt fast 1:1 wie das 1mm Tortex Triangle nur dicker. Im Blindtest kaum zu unterscheiden.
Wedgie Rubber, 3,1mm
Wer jetzt meint, das müsste super griffig sein irrt. Wirkt wie gepudert und rutscht irgendwie hin und her. Klanglich, wie zu erwarten, sehr dumpf, das „flappigste“ aller hier vorgestellten. Vom Gefühl her echt seeeehr seltsam. Man streichelt die Saiten irgendwie...
Wedgie Rubber, 5mm
Fast 1:1 wie das 3,1mm, etwas steifer, verjüngt sich jedoch so stark zur Spitze hin, dass es kaum einen Unterschied macht.
The Pick of Destiny
Grenzt an Unspielbare. Ist zwar nicht rutschig und durch die schiere Größe verkeilt es sich in der Hand, aber man nimmt doch eine seltsame Handhaltung ein. Klanglich nicht auffällig, stärkstes Anschlagsquietschen im Feld.
Mysteriöser Gegenstand
Nachweislich aus 1989, liegt gut in der Hand, spielt sich aber sehr unpräzise, man eiert förmlich über die Saiten hinweg, wenn man es nicht perfekt im rechten Winkel hält. Soundtechnisch dann brillanter als das Testfeld, erzeugt ein charakteristisches Anschlagsgeräusch, gerade bei Palm Muting.
Ich habe das für euch auch mal aufgenommen:
Spielfehler habe ich bewusst in Kauf genommen, da es sich eben nicht exakt gleich spielt, wenn man die Picks direkt hintereinander weg wechselt. Insbesondere das dünne Gummi-Plek ist unfassbar fummelig zu nutzen. Ich habe versucht ungefähr mit gleicher Anschlagsstärke zu spielen, dass das nicht 100% über 21 verschiedene Pleks zu halten ist, sollte klar sein. Die erste Hälfte ist das pure Signal, keinerlei Effekte, die zweite mit Ampsim, damit man hört, wie viel davon übrig bleibt.
Klanglich sind also durchaus Unterschiede vorhanden, der Einfluss des Pleks geht aber über das reine Anschlagsgeräusch und die Beeinflussung der Saitenschwingung hinaus. Wenn wir uns mal vor Augen halten, wie zimperlich wir Gitarristen sind, ist der Wohlfühlfaktor deutlich wichtiger als der reine Klang. Wer ehrlich zu sich selbst ist, wird schon im erweiterten Intro bemerkt haben, dass das Hörempfinden nie wirklich gleich ist. Die Settings am Verstärker von der geilen Probe vor einer Woche klingen jetzt irgendwie nicht so gut, plötzlich sind zu wenig Höhen beim Wechsel von Boxen auf Kopfhörer, der angefangene Mix von gestern ist ja mal totaler Unsinn…usw. Wir sind verschnupft, gut drauf, haben einen Scheißtag, hohen Blutdruck, Hunger – alles was irgendwie aufs Gemüt schlägt macht sich auch bei unserem Hörempfinden bemerkbar (wir erinnern uns, der Auditive Cortex!).
Und genauso funktioniert auch der Zusammenhang zwischen Plektrum und dem Gesamtergebnis. Wenn das Spielgefühl einfach nicht stimmen will, nutzen alle klanglichen Vorteile eines anderen Pleks nichts, weil es einfach das Hören kritischer macht (mehr ins Bewusstsein rückt). Und dann hört man auch bei einem eigentlich „besser“ klingenden Pick (besser kann ja dünner, fetter, präsenter…sonstwas sein) mehr Nachteile, als eigentlich da sind.
Es kann aber auch genau den gegenteiligen Effekt haben – plötzlich ist der Sound so, wie man sich das vorgestellt hat. Das Attack ist da, wo man es haben will. Es spielt sich präziser, obwohl man ja immer noch mit denselben Wurstfingern agiert. Ich war zuerst sehr kritisch bei den 4mm Picks – und nachher maßlos begeistert. Mir gingen manche Sachen einfacher von der Hand, alles fühlte sich richtiger an (und ich war tatsächlich weniger auf Sounddetails aus). Manchmal macht es auch Sinn, je nach Situation das Plek zu wechseln. Zum Schrammeln auf der Western sind die V-Picks definitiv nicht die erste Wahl. Nicht, weil es nicht geht, sondern weil es einfach abartig laut wird, egal wie sehr man versucht locker zu spielen.
Moral von der Geschichte
Sein Equipment kennen ist die eine Sache. Es zu benutzen die wohl Wichtigste. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen sich bewusst zu machen, wie er/sie/es gerade hört und dadurch zu wissen, dass es einen Ausweg gibt: drauf pfeifen, darüber hinwegspielen oder einfach mal was kleines ändern, um wieder zu bemerken was man hat – oder eben zu bemerken, dass es nicht der Sound war, der gestört hat. Natürlich macht es Sinn, sich Gedanken zum Equipment zu machen (oder zu wissen, dass es mehr als einen Gitarrenhersteller gibt…). Man sollte sich nur ins Gedächtnis rufen können, dass wir uns sehr leicht selbst reinlegen können, sei es durch das Empfinden beim Spielen selbst, sei es durch unsere Laune und hohe Luftfeuchtigkeit oder einfach, weil wir Dinge hören wollen, denn Argumente für den neuen Amp finden sich nicht von allein
Damit meine Motivation für den Beitrag etwas klarer wird, vielleicht nochmal kurz, wie es dazu kam. Als die V-Picks gehyped wurden, konnte ich nicht anders, als sie auch mal zu probieren. Und dabei habe ich festgestellt, dass sie klanglich zwar schon anders, aber vor allem vom Gefühl her deutlich mehr zu mir passen. Daraufhin habe ich mir mal den Spaß gegönnt und einen Haufen Pleks zusammengeschüttet, nur um festzustellen, dass da massive Unterschiede im Anschlagsgefühl sind, die mich richtig paranoid für den Gesamtklang machten. Und weil ich im Endeffekt wieder Mal Jahre an Aufnahmen sitze, hatte ich einfach für mich dadurch den Punkt erreicht, an dem ich die Erkenntnis hatte, dass man seine Zeit mit Musik sinnvoller nutzen kann, als Tonabnehmer zu tauschen, Röhren zu vergleichen, Lautsprecher zu testen…
Nicht, dass man das niemals tun sollte, denn alles sind Teile der Kette, die am Ende dem Ideal des „inneren Ohrs“ nahekommen sollen. Aber den Absprung zu finden zu sagen: so, jetzt reicht’s, das bleibt jetzt (erstmal) so, basta – das fällt mir heute leichter. Jetzt hält mich nur noch Zeitmangel und Einfallslosigkeit auf
Um diesem Thread vielleicht einen besonderen Kick zu geben, dachte ich mir, wäre es doch ganz witzig, wenn noch jemand diesen Vergleich macht und seine Eindrücke schildert. Ich kann zwar das Pick of Destiny (war ein Geschenk) sowie eines der Acryl-Picks (verschwunden) nicht verschicken, habe aber 4-5 ganz andere dazugelegt. Wer also auch mal einfach vergleichen will, wie sehr das Anschlagsgefühl die gesamte Beurteilung trübt (oder die Spielfähigkeit, die Gummipicks sind wirklich…abenteuerlich) oder auch die direkten Auswirkungen auf den Sound erleben will kann sich hier melden. Unter der Bedingung, dass die Picks in voller Zahl oder ergänzt durch eigene Lieblingspleks weitergehen an den nächsten. Am coolsten wäre natürlich, wenn wir es schaffen, dass alle paar Wochen jemand neues die Picks erhält, benutzt, 2-3 dazupackt und der/die nächste testet, berichtet, dazupackt…und am Ende viele neue Erfahrungen gemacht haben. Sei es für den Sound, sei es für die persönliche Einstellung zum Musizieren oder beidem. Als kleine „Garantie“ für die Vertrauenswürdigkeit würde ich da nur gerne die Gewinnspiel-Konditionen (6 Monate im Board & 50 Beiträge) als Voraussetzung sehen. Und: wer zuerst kommt, mahlt zuerst, d.h. wenn sich jetzt zehn testwütige Gitarreros finden, wandern die Pleks halt durch. So einfach ist’s.
Ich hoffe aber auch ohne „Nachtester“ schon zum Nachdenken angeregt zu haben. Sei es über dieses kleine Teilchen im Sound, die Auswirkungen auf das Hören oder die innere Einstellung zum Thema „verdammt, ich brauche hier noch ein paar saftige Mitten und ein wenig Kompression wäre, und hier, da…“
An die Moderation: wenn das hier besser zum "Zubehör" oder "Workshops" oder sonstwohin soll: bitte verschieben!
Schall
Da dies hier ja keine wissenschaftliche Arbeit ist, bin ich mal so frei auf wikipedia zu verweisen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schall
Schall ist also ein Begriff, den man sprachlich alternativ für Geräusch, Ton und Klang verwenden kann und beschreibt demnach für Menschen den Bereich zwischen 16Hz und 20kHz. Hertz? Frequenzen? Richtig bemerkt, wir sind tatsächlich bei Wellenbewegungen, in diesem Fall eines „Materials“ - „Luft“ (Absatz enthält Vereinfachungen!). Dazu direkt nochmal ein Zitat aus dem Artikel:
Ohne das jetzt zu vertiefen, will ich damit nur aufzeigen, dass es selbst auf dem Weg vom Lautsprecher zum Ohr noch Unterschiede geben kann – auch wenn sie vielleicht geringeren Einfluss haben, als die Position, von der aus der Lautsprecher abstrahlt oder in die wir unser Ohr richten.Schall breitet sich mit einer für das Medium und dessen Zustand (Temperatur, Druck, usw.) charakteristischen und konstanten Schallgeschwindigkeitaus. Bei einer Temperatur von 20 °C beträgt diese in Luft 343 m/s und in Wasser 1484 m/s
Gehör
Das menschliche Gehör ist im Vergleich zu einigen tierischen mehr so der typische Allrounder: reicht für die lebenswichtigen Dinge. Hier bietet wikipedia auch eine schöne Grafik:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8d/Hoerflaeche.svg/500px-Hoerflaeche.svg.png
Wie man sieht ist unser Gehör schon sehr auf menschliche Stimmen ausgelegt, wer schon mal ein Stück mit Gesang gemischt hat, oder Workshops zum Mischen kennt, wird wissen, dass für die Sprachverständlichkeit der Bereich um 3-4kHz kritisch ist. Ein paar Hintergrundinfos zum Hören noch: https://de.wikipedia.org/wiki/Auditive_Wahrnehmung#Mensch_und_S.C3.A4ugetiere
Nun: wir können also nur begrenzt Hören. Im Endeffekt können wir uns also alles über ~16kHz komplett schenken, das muss verhältnismäßig laut sein, damit wir es hören. Und…stand da nicht „je nach Alter?“…ja unser Gehör nimmt ab. Also flugs mal den Kopfhörer aufgesetzt und nachgeprüft:
http://www.egopont.com/de/hearing_tests.php?soundID=15000
Ich komme beidseitig noch bis 16kHz – bei normaler Lautstärke, etwas(!) aufgedreht bis 18kHz. Wer sein Gehör geschont hat, wird auch mit 60 noch diese Frequenzen hören. Aber mit „schonen“ meint man hierbei „kaum benutzen“. Jeder von uns ruiniert mit dem täglichen Genuss von Musik quasi ein Stück weit die Fähigkeit diese Musik zu hören. Im Schnitt findet man Angaben von einem Verlust bis runter auf ca. 12kHz im Alter von 60, wer viel Lärm ausgesetzt war auch nochmal klar (!) darunter. Was bedeutet das? Nun: wenn dir dein 63-jähriger Onkel demnächst mal wieder was von den soundfördernden linksdrehenden Elektronen in den Original-Röhren seines Marshall-Fullstacks erzählt, dass er seit den 70ern permanent benutzt, kannst du dir ausmalen, wie viel er noch hört und beruhigt deinen eigenen Ohren trauen – zumindest teilweise.
Warum diese Grundlagen? Nun, diese beiden Aspekte haben eben nichts mit dem Equipment, um das wir uns so viele Gedanken machen zu tun und trotzdem sind sie Faktoren, wenn auch nur gering (Klima in der Abhörumgebung) bis sowieso nicht mehr zu retten (dein Gehör). Und gehört haben wir immer noch nichts, denn wie beim Sehen endet die Reise eines Nervenreizes im Gehirn: https://de.wikipedia.org/wiki/Auditiver_Cortex
Und unter „Gliederung und Funktion“ findest du den absolut alles entscheidenden Satz:
Wir müssen uns also konzentrieren, um überhaupt was bewusst wahrzunehmen. D.h. jedes Mal, wenn wir anfangen uns auf unseren Sound konzentrieren, arbeitet unser Bewusstsein schon doppelt (konzentrieren und Gehörtes verarbeiten). Und dann fährt der ganze Zirkus auf der Achterbahn der Fantasie…Die sekundären und tertiären Felder sind assoziativ, d. h. sie dienen vorwiegend dazu, aktuelle Hörinformation mit Bekanntem zu vergleichen, einzuordnen und zu bewerten. Dies geschieht überwiegend unbewusst. Ins Bewusstsein dringen hingegen Hörreize, die unbekannt oder nicht einordbar sind oder potentiell auf Bedrohliches hinweisen („Warnreize“) sowie alles, worauf man sich konzentriert. Wichtigste funktionelle Teilleistung der Hörrinde beim Menschen ist das Sprachverständnis.
Sound
Der Sound steckt in den Fingern? Das schwächste Glied in der Soundformungskette zieht alles andere runter? Der Amp ist wichtiger als die Gitarre? …die vielen, vielen Leersätze zu dem Thema deuten schon an: es gibt mehr als nur eine Wahrheit bzw. die eine ist sehr vielschichtig. Man kann wissenschaftlich arbeiten und zuerst Ton und Sound voneinander trennen, also das eine als „das was die Finger machen“ definieren und das andere für den Equipment-Anteil nutzen. Da kann man dann vom groben Vergleich (Tele vs. Les Paul, jeweils klassische Ausführung) über Kondensatoren bis hin zu einem Meter Kabel mehr oder weniger viel diskutieren und glauben. Dazu kommen noch die spieltechnischen Aspekte: ist das jetzt falsch, den Daumen über das Griffbrett zu legen (ich z.B. kann das so oder so nicht, Finger zu kurz)? Kleinen Finger benutzen, obwohl das große Vorbild das nicht macht? Wie bekomme ich ein Vibrato, das so klingt wie das von B.B., Django oder Eddie?...
Der Gegenentwurf ist dann so was wie die allgemeine Esoterik: Musiker und Instrument müssen eine Einheit sein, alles Technische ist total egal, man klingt sowieso nur nach sich selbst, wenn man ein gewisses Level erreicht hat, egal ob Rectifier oder Reußenzehn.
Um das direkt vorweg zu nehmen: dieser Plektrum-Vergleich betrifft beide Gruppen. Zum einen, weil unabhängig vom Ansatz unser Kopf voll involviert ist (bewusstes Hören). Zum anderen übernimmt neben unseren Greif-Salamis die kleine Spitze aus einem tendenziell harten Material eigentlich die wichtigste Aufgabe: Klangerzeugung. Der Anschlag ist der Urknall eines Tons. Ja ja, Tapping, Finger Picking, gekidnappte Cello-Bögen…die Möglichkeiten ohne Pick Krach zu machen sind zahlreich. Aber eine große Mehrheit der E-Gitarristen wird wohl die meiste Zeit mit einem kleinen Plättchen, eingeklemmt zwischen Daumen und Zeigefinger der Schlaghand spielen (diejenigen, die Daumen, Zeige- und Mittelfinger benutzen sind Mutanten! ).
Bevor ich nun noch mehr schreibe und erkläre und der „Urknall“ dieses Beitrags untergeht, kommen wir dazu. Die Kandidaten:
V-Pick Snake unbuffed, 4,1mm
V-Pick Snake pointed, 4,1mm
Th-Picks Triangle, 4mm
Jon Pearse Rosewood Plektrum, ca. 2-3mm
Dunlop Tortex Triangle, 1mm
Dunlop Ultex Triangle, 1mm
Gibson Pure, Heavy
Dunlop Nylon, 1mm
Dunlop Tortex, 0,73mm
Dunlop Tortex, 0,88mm
Dunlop Lucky 13, 1mm
Harley Benton, 0,81mm
Dunlop Stubby Triangle, 1,5mm
Metall-Pick, 0,x sehr dünn
V-Pick Lite, Medium
Pickboy Carbon Nylon, 0,88mm
Catfish Celluloid Triangle, 0,96mm
Clayton Raven Triangle, 1,26mm
Wedgie Rubber, 3,1mm
Wedgie Rubber, 5mm
The Pick of Destiny
Ganz wichtig vorweg: Hier wird nicht DAS Plek für alle ermittelt und auch nicht „das Beste“ – sondern die Unterschiede und deren Wirkung. Das ist kein Wettbewerb, kein Review, sondern ein Versuch, dich dazu zu bringen, auch mal darüber nachzudenken, dass die Welt nicht bei 0,88 Tortex aufhört. Die Beschreibungen, die ich gebe dienen dazu meine persönlichen Eindrücke zu schildern, damit du bei persönlichen Tests vielleicht auf mehr als „ich habe das schon immer so gemacht“ achtest.
An dieser Stelle auch noch ein Einwurf zur „Griffigkeit“: ich habe relativ normale Haut an den Händen, d.h. nicht pulvertrocken, nicht schwitzig. Die sehr glatten Acrylpleks „pappen“ mir also quasi durch den Unterdruck an der Haut, während das bei anderen anders sein kann.
V-Pick Snake unbuffed
Ein 4,1mm Pick mit nicht so wirklich verrundeten Kanten, die auch noch unpoliert sind. Klingt erst mal sehr seltsam und unspielbar. De facto ist es aber sehr gut spielbar und war mein erstes, richtig dickes Pick. Der Sound ist tatsächlich etwas runder, es spielt sich ebenso rund und Form sowie Oberfläche sind, man mag es kaum glauben, sehr griffig. Lediglich wenn man mal so richtig trockene Hände hat wird es ein wenig fummelig. Aber ich meine damit nun wirklich schon fast „vertrocknete“ Hände. Nach dem Spülen in der Küche oder ähnlichem. Es ist etwas kleiner als die Standard-Dunlop Triangles und liegt dadurch eigentlich ganz gut zwischen Daumen und Zeigefinger. Lauter als dünnere Pleks, irgendwie auch „klarer“ dadurch – zumindest trocken, mit den Ohren direkt über der Gitarre
V-Pick Snake pointed
Etwas kleiner als das unbuffed – weil die Kanten verrundet wurden und die Spitzen, wie der Name es vermuten lässt, wirklich relativ spitz geschliffen wurden. Ansonsten gilt eigentlich alles aus dem obigen Absatz, lediglich der Klang ist „härter“, der Anschlag wird durch die glatten Kanten prägnanter, das hört man jedoch nicht immer so deutlich – aber man spürt es tatsächlich ein wenig, das Rutschen über die Saiten ist etwas anders. Nicht schwieriger, aber undefinierbarer, während man beim unbuffed relativ gut merkt, wie man über die Saite rutscht.
Th-Picks Triangle, 4mm
Etwas größer, anders angeschliffen – und das spürt man. Die etwas größere Fläche verleiht nochmal sichereren Griff, die komplett polierten Oberflächen ohne jedes Logo pappen das Pick so richtig zwischen meine Finger. Soundtechnisch gefühlt noch ein wenig lauter als die V-Picks. Aber vernachlässigbar über die Pickups.
Jon Pearse Rosewood Plektrum, ca. 2-3mm
Die herausgearbeiteten Mulden für die Finger sind einigermaßen passend, das Griffgefühl sehr angenehm, Holz fasst sich einfach immer wieder gut an. Meine Finger sind relativ kräftig (aber furchtbar kurz ), das Plek verschwindet fast zwischen Daumen und Zeigefinger, die Spitze ragt selbst im Neuzustand gerade genug heraus, für wirklich präzises Picking ist es für mein Spiel nicht geeignet. Klanglich hört man auch irgendwie raus, dass es Holz ist. Obwohl man mit etwas dickem, hartem auf die Saiten schlägt klingt es etwas wärmer.
Dunlop Tortex Triangle, 1mm
Ein Standard-Plektrum, man spürt direkt wie die billige Massenware…ha, Quark. Die Oberfläche ist wie bei allen Tortex zwischen matt und leicht rau zu verorten und rutscht nicht weg. Bei sehr verschwitzten Händen finde ich die jedoch nicht so griffig wie bspw. die Acryl-Pleks. Dafür kann man die auch nach dem Spülen nehmen…
Soundtechnisch, verglichen mit den ersten vier natürlich etwas dünner, vorrangig hat man trocken gespielt aber mehr „flapflapflap“ beim Spielen mehrerer Saiten.
Dunlop Ultex Triangle, 1mm
Klanglich trocken nahezu identisch mit dem Tortex, die Oberfläche ist aber vergleichsweise rutschig, und es ist trotz gleicher Stärke etwas weicher, spielt sich ein wenig hakend.
Gibson Pure Heavy
Selbe Form, nochmal etwas dünner, weicher als das Ultex. Liegt trotz glatterer Oberfläche etwas sicherer zwischen den Fingern als das Ultex. Aber keine Welten.
Dunlop Nylon, 1mm
Weich. Wer sich überlegt mal die Nylons zu testen: Vorsicht, weich. Die 1mm sind immer noch deutlich weicher als die Tortex oder Ultex 1mm. Klanglich tut sich da erst mal nicht viel, jedoch „flappt“ es beim schnellen Spielen (dieses Plek-Geräusch dünner Pleks eben
Dunlop Tortex, 0,73mm
Griffigkeit wie beim 1. Tortex, auch die kleinere Fläche ändert nichts an dem gut liegenden Material. Steifheit ca. wie beim 1mm Nylon, durch die geringere Stärke ist der „Flapper“-Effekt (ich taufe den nun mal so) etwas größer
Dunlop Tortex, 0,88mm
Was soll ich jetzt noch dazu schreiben. Griffigkeit s.o., Sound etwas satter. Minimal.
Dunlop Lucky 13, 1mm
Das Material ist, obwohl dicker, ziemlich genauso steif wie irgendwas zwischen dem 0,7er und 0,88er Tortex, es ist nicht sonderlich griffig, die Oberfläche ist etwas glänzend, aber nicht glatt genug um diesen „Kleben bleiben“-Effekten zu erzielen. Runderer Klang.
Harley Benton, 0,81mm
Verhältnismäßig raue Oberfläche, dadurch relativ griffig, sehr weiches Material. „Flappigstes“ Plek bisher. Klingt nicht auffällig anders als die Tortex.
Dunlop Stubby Triangle, 1,5mm
Zurück zu einem Triangle. 1,5mm, glatt, Plastik, Sound runder. Griffigkeit ist erst ok, da ich diese eine Weile lang mehr benutzt habe kann ich aber sagen, dass die Mulde mit schwitzigen Händen absolut gar keinen Halt bietet. Habe da immer Löcher durchgebohrt.
Metall-Pick, 0,x sehr dünn
Oberfläche ähnlich griffig wie die Acryl-Pleks, der Klang ist eben „metallisch“, d.h. das Schaben auf den Saiten ist trocken gut hörbar, ziemlich Höhenlastig und fast schon bassarm.
V-Pick Lite, Medium
Griffigkeit wie die anderen Acryls am Anfang, viel dünner (gefühlt dünner als das 1,5mm Stubby) klanglich entsprechend etwas weniger „voll“, aber „runder“ als die Standard-Pleks.
Pickboy Carbon Nylon, 0,88mm
Durch das hervorstehende Hanfblatt erstaunlich griffig, die sehr spitze Spitze (hahaha…) fühlt sich beim Spielen „schnell“ an, aber auch ein wenig unpräzise
Catfish Celluloid Triangle, 0,96mm
Relativ griffig, etwas weiche Oberfläche, weicheres Plek, vergleichbar mit dem Ultex
Clayton Raven Triangle, 1,26mm
Im Endeffekt fast 1:1 wie das 1mm Tortex Triangle nur dicker. Im Blindtest kaum zu unterscheiden.
Wedgie Rubber, 3,1mm
Wer jetzt meint, das müsste super griffig sein irrt. Wirkt wie gepudert und rutscht irgendwie hin und her. Klanglich, wie zu erwarten, sehr dumpf, das „flappigste“ aller hier vorgestellten. Vom Gefühl her echt seeeehr seltsam. Man streichelt die Saiten irgendwie...
Wedgie Rubber, 5mm
Fast 1:1 wie das 3,1mm, etwas steifer, verjüngt sich jedoch so stark zur Spitze hin, dass es kaum einen Unterschied macht.
The Pick of Destiny
Grenzt an Unspielbare. Ist zwar nicht rutschig und durch die schiere Größe verkeilt es sich in der Hand, aber man nimmt doch eine seltsame Handhaltung ein. Klanglich nicht auffällig, stärkstes Anschlagsquietschen im Feld.
Mysteriöser Gegenstand
Nachweislich aus 1989, liegt gut in der Hand, spielt sich aber sehr unpräzise, man eiert förmlich über die Saiten hinweg, wenn man es nicht perfekt im rechten Winkel hält. Soundtechnisch dann brillanter als das Testfeld, erzeugt ein charakteristisches Anschlagsgeräusch, gerade bei Palm Muting.
Ich habe das für euch auch mal aufgenommen:
Spielfehler habe ich bewusst in Kauf genommen, da es sich eben nicht exakt gleich spielt, wenn man die Picks direkt hintereinander weg wechselt. Insbesondere das dünne Gummi-Plek ist unfassbar fummelig zu nutzen. Ich habe versucht ungefähr mit gleicher Anschlagsstärke zu spielen, dass das nicht 100% über 21 verschiedene Pleks zu halten ist, sollte klar sein. Die erste Hälfte ist das pure Signal, keinerlei Effekte, die zweite mit Ampsim, damit man hört, wie viel davon übrig bleibt.
Klanglich sind also durchaus Unterschiede vorhanden, der Einfluss des Pleks geht aber über das reine Anschlagsgeräusch und die Beeinflussung der Saitenschwingung hinaus. Wenn wir uns mal vor Augen halten, wie zimperlich wir Gitarristen sind, ist der Wohlfühlfaktor deutlich wichtiger als der reine Klang. Wer ehrlich zu sich selbst ist, wird schon im erweiterten Intro bemerkt haben, dass das Hörempfinden nie wirklich gleich ist. Die Settings am Verstärker von der geilen Probe vor einer Woche klingen jetzt irgendwie nicht so gut, plötzlich sind zu wenig Höhen beim Wechsel von Boxen auf Kopfhörer, der angefangene Mix von gestern ist ja mal totaler Unsinn…usw. Wir sind verschnupft, gut drauf, haben einen Scheißtag, hohen Blutdruck, Hunger – alles was irgendwie aufs Gemüt schlägt macht sich auch bei unserem Hörempfinden bemerkbar (wir erinnern uns, der Auditive Cortex!).
Und genauso funktioniert auch der Zusammenhang zwischen Plektrum und dem Gesamtergebnis. Wenn das Spielgefühl einfach nicht stimmen will, nutzen alle klanglichen Vorteile eines anderen Pleks nichts, weil es einfach das Hören kritischer macht (mehr ins Bewusstsein rückt). Und dann hört man auch bei einem eigentlich „besser“ klingenden Pick (besser kann ja dünner, fetter, präsenter…sonstwas sein) mehr Nachteile, als eigentlich da sind.
Es kann aber auch genau den gegenteiligen Effekt haben – plötzlich ist der Sound so, wie man sich das vorgestellt hat. Das Attack ist da, wo man es haben will. Es spielt sich präziser, obwohl man ja immer noch mit denselben Wurstfingern agiert. Ich war zuerst sehr kritisch bei den 4mm Picks – und nachher maßlos begeistert. Mir gingen manche Sachen einfacher von der Hand, alles fühlte sich richtiger an (und ich war tatsächlich weniger auf Sounddetails aus). Manchmal macht es auch Sinn, je nach Situation das Plek zu wechseln. Zum Schrammeln auf der Western sind die V-Picks definitiv nicht die erste Wahl. Nicht, weil es nicht geht, sondern weil es einfach abartig laut wird, egal wie sehr man versucht locker zu spielen.
Moral von der Geschichte
Sein Equipment kennen ist die eine Sache. Es zu benutzen die wohl Wichtigste. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen sich bewusst zu machen, wie er/sie/es gerade hört und dadurch zu wissen, dass es einen Ausweg gibt: drauf pfeifen, darüber hinwegspielen oder einfach mal was kleines ändern, um wieder zu bemerken was man hat – oder eben zu bemerken, dass es nicht der Sound war, der gestört hat. Natürlich macht es Sinn, sich Gedanken zum Equipment zu machen (oder zu wissen, dass es mehr als einen Gitarrenhersteller gibt…). Man sollte sich nur ins Gedächtnis rufen können, dass wir uns sehr leicht selbst reinlegen können, sei es durch das Empfinden beim Spielen selbst, sei es durch unsere Laune und hohe Luftfeuchtigkeit oder einfach, weil wir Dinge hören wollen, denn Argumente für den neuen Amp finden sich nicht von allein
Damit meine Motivation für den Beitrag etwas klarer wird, vielleicht nochmal kurz, wie es dazu kam. Als die V-Picks gehyped wurden, konnte ich nicht anders, als sie auch mal zu probieren. Und dabei habe ich festgestellt, dass sie klanglich zwar schon anders, aber vor allem vom Gefühl her deutlich mehr zu mir passen. Daraufhin habe ich mir mal den Spaß gegönnt und einen Haufen Pleks zusammengeschüttet, nur um festzustellen, dass da massive Unterschiede im Anschlagsgefühl sind, die mich richtig paranoid für den Gesamtklang machten. Und weil ich im Endeffekt wieder Mal Jahre an Aufnahmen sitze, hatte ich einfach für mich dadurch den Punkt erreicht, an dem ich die Erkenntnis hatte, dass man seine Zeit mit Musik sinnvoller nutzen kann, als Tonabnehmer zu tauschen, Röhren zu vergleichen, Lautsprecher zu testen…
Nicht, dass man das niemals tun sollte, denn alles sind Teile der Kette, die am Ende dem Ideal des „inneren Ohrs“ nahekommen sollen. Aber den Absprung zu finden zu sagen: so, jetzt reicht’s, das bleibt jetzt (erstmal) so, basta – das fällt mir heute leichter. Jetzt hält mich nur noch Zeitmangel und Einfallslosigkeit auf
Um diesem Thread vielleicht einen besonderen Kick zu geben, dachte ich mir, wäre es doch ganz witzig, wenn noch jemand diesen Vergleich macht und seine Eindrücke schildert. Ich kann zwar das Pick of Destiny (war ein Geschenk) sowie eines der Acryl-Picks (verschwunden) nicht verschicken, habe aber 4-5 ganz andere dazugelegt. Wer also auch mal einfach vergleichen will, wie sehr das Anschlagsgefühl die gesamte Beurteilung trübt (oder die Spielfähigkeit, die Gummipicks sind wirklich…abenteuerlich) oder auch die direkten Auswirkungen auf den Sound erleben will kann sich hier melden. Unter der Bedingung, dass die Picks in voller Zahl oder ergänzt durch eigene Lieblingspleks weitergehen an den nächsten. Am coolsten wäre natürlich, wenn wir es schaffen, dass alle paar Wochen jemand neues die Picks erhält, benutzt, 2-3 dazupackt und der/die nächste testet, berichtet, dazupackt…und am Ende viele neue Erfahrungen gemacht haben. Sei es für den Sound, sei es für die persönliche Einstellung zum Musizieren oder beidem. Als kleine „Garantie“ für die Vertrauenswürdigkeit würde ich da nur gerne die Gewinnspiel-Konditionen (6 Monate im Board & 50 Beiträge) als Voraussetzung sehen. Und: wer zuerst kommt, mahlt zuerst, d.h. wenn sich jetzt zehn testwütige Gitarreros finden, wandern die Pleks halt durch. So einfach ist’s.
Ich hoffe aber auch ohne „Nachtester“ schon zum Nachdenken angeregt zu haben. Sei es über dieses kleine Teilchen im Sound, die Auswirkungen auf das Hören oder die innere Einstellung zum Thema „verdammt, ich brauche hier noch ein paar saftige Mitten und ein wenig Kompression wäre, und hier, da…“
An die Moderation: wenn das hier besser zum "Zubehör" oder "Workshops" oder sonstwohin soll: bitte verschieben!
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