Hallo
muss gestehen ich hab hier noch nie was zu den 6100ern verlauten lassen, das möcht ich nu gern nachholen.
Grundidee:
Es wurde im Forum viel zum 30th Anniversairy geschrieben, viel qualifiziertes und interessantes. Aber in letzter Zeit ist es sehr ruhige um die 6100er geworden, das stinkt mir
. Außerdem blieben für mich immer ein paar Fragen offen und ich habe immer schmerzlich eine Gegenüberstellung der verschiedenen Modelle vermisst. Ich hab zwar wenig Ahnung von Technik, möchte aber hiermit alle Interessierten an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.
Geschichte:
Vor ein paar Jahren hatte ich das Glück in einer Grunge/Stoner/Alternative-Band einzusteigen. Nach der ersten Probe war klar: ein richtiger (Röhren-)Amp muss her. Marshall sollte es sein, dass klang wie alles was ich liebte (Led Zep bis Alice in Chains, ZZ Top bis early Pantera)
Bezahlbar war letztlich ein 6100LM, der tatsächlich mit dem 800er des Kollegen mithalten konnte.
Dann gings schnell, erste Probe: „Ich kann dich jetzt hören, du brauchst ne bessere Gitarre.“, paar Proben später: „Geile Klampfe, glaub aber deine Box taugt nix.“.
Endlich bin ich bei Gibson Firebird Studios (Dave Grohls jahrelange Lieblinge), dann Orange closed 2x12er Boxen und der (fast) kompletten Produktpalette von MXR gelandet.
Dann wollt ich einen Backup Amp, was dazu führte das ich von den 6100 nu 3 hab.
Nen 6100 original, einen mit 6ca7 und einen LM mit 6l6/5881. Um die solls heute gehen.
Der Erste (6100 LM 6l6/5881)
Was war ich glücklich, irgendwo in Süddeutschland im Schneesturm abgeholt, meine erste Röhre.
Klang gut, sah gut aus, war schwer und hatte weniger Bums als der 800er des Kollegen. Da stimmt was nich...da ich schon bissl was an Effekten parat hatte, hab ich viel mit dem Loop rumprobiert. Manchmal war der Bums da, verstanden hab ichs nich ganz. Bis mir im Cream in Frankfurt ma in nem anderen Zusammenhang was vom Überbrücken der Loops bei älteren Marshalls erzählt wurde.
Seitdem sind bei mir alle Loops parallel eingestell, aufgedreht und gebrückt, Effekte laufen über Line in/out direkt vor Ende der Signalverarbeitung und die Amps generieren endlich ihre 100Watt. Des MXR Carbon Copy schluckt seitdem keine Höhen mehr und macht jedes Digital Delay platt. Hätt ich früher wissen sollen...man lernt.
Insgesamt ein Hammer Amp, Cruncht wie die Hölle, aber immer präzise (Soundgarden). Clean ebenso, Lead aber schwierig einzustellen (Klang für mich meist wie Filter auf Short Bus, Helmet Sounds machen aber auch Spaß).
Der Backup?! (6100 6ca7)
Ich wollte nen Ersatzamp und wenn schon mal Geld ausgegeben wird, dann will ich auch wissen wie die el34 version (ohne LM) kling. Was ich fand war ein früher 6100 günstig und nah. Mit Electro Harmonics 6ca7. Web durchforstet, ok kann ma machen. Skeptisch des Geld aufn Tisch gelegt...ich mein: Flugrost druff gewesen, von Bekannten des Besitzers verkauft, Röhren umgerüsted, ewig nich gelaufen.
Im Proberaum hatts mich weggeblasen. Der Amp hatte den Crunch des LM, aber warme Mitten und Bässe im 3. Kanal das ich stundenlang Alice in Chains und Tool gezockt hab. Das konnte der LM so nicht, da is mehr Gain irgendwann mehr fizz. Das gleiche Phänomen im Clean mit Big Muff oder Distortion+ davor.
Im Jtm-modus des Crunch mit Tube Screamer und Uni-Vibe problemlos SRV möglich, vorallem auf 50w gedrosselt und dann einfach ma alles uff drehen, geil!
Für die ganz Harten die p90 oder sogar Telecaster über Marshall spielen wollen, probiert mal 6ca7 statt el 34, nen Versuch isses auf jeden Fall wert.
Wurde sofort Hauptamp und isses bis heute.
Der Günstige (6100 el 34)
Ich sah das Angebot, war knapp bei Kasse, bot wenig, bekam ihn trotzdem
.
Angespielt und als Marshall befunden, nicht so fizzlig wie der LM, nicht so fett aufgebrezelt wie der 6ca7. Mehr Rage against the Machines als Alice in Chains. Vom 1. bis 3 Kanal durchgängig frisch, Marshallmitten, immer ortbar, fast 800er mit wahlweise mehr oder weniger Gain, perfekt.
Heute Backup, weil der 6ca7 für unsere Mukke mehr passt, aber den Amp kann ich echt überall mitnehmen weil von Clean bis Lead sehr ausgewogen.
Tuning:
Ich hab bei allen 3 den merkwürdigen, weil sinnlosen, Wiederstand an der äußerern Endstufenröhre entfernt → n Ticken mehr Lebendigkeit für die, die Gras wachsen hören. Sind aber in allen Amps mittlerweile einige (Verschleiß-)Teile ersetzt worden die ich nich mehr rückverfolgen kann.
Defekte:
Bei einem Amp funktionierte die Kanalumschaltung irgendwann nich mehr, ging nur noch clean. Da war die 5v Spannung zu Midiplatine nicht mehr gegeben. Reperaturkosten wenige Cents, aber viel Zeit und Nerven (dafür Dank an meinen Löt- und Elektrotechnik erfahren Bassisten).
Und ich hab 2 Celestion V30 durchgeblasen, fagt mich nich wie.
Sonstiges:
Ich überbrück den Effektloop, dass würd ich aber in anderen Bands nich zwangsläufig tun, probierts aus, der Loop und Pegel des Selbigen ändert viel in der Ansprache der Amps.
Der Line out lässt sich verdammt gut mit Endstufen andrer Amps verbinden, benutzt aber den Mastervol des Marshalls.
Cruch und Lead sind annähernd gleich eingestellt, des Sound ändert sich für Höhrer kaum, nur Kompression und direkteres Spielgefühl lassen mich schnelle Riffs oder Solos deutlich akzentuierter zocken, Lead hat bei der Urversion nen leichten Mittenfokus, ähnlich wie ein ganz moderate zugeschalteter Tube Screamer (aus meiner Sicht das größte Manko der LM Version – Lead verliert deutlich an (Tief-)Mittendruck.
Ich werde bestimmt irgendwann bei Aufnahmen oder Ähnlichem ma die ganzen kleinen Knöppe benutzen, aber live klaut dir bei diesen Amps jeder Midshift oä. Sound.
Speakerdamping gehört bei Zerrsounds auf low! Presence funktioniert nur auf low und auto, wenn ich mich recht erinnere. Highdamping kommt bei Clean Aufnahmen phänomenal, is nur live leider schwer umsetzbar.
Die Amps klingen leise odentlich, aber erst laut amtlich.
Da helfen auch die Halfpowerschalter nicht, die Kisten wollen laut. Mit überbrückten und aufgedrehten Loop, Channelvol auf 14.00 und Master zwischen 8.30 und 9.00 seit Ihr idR. an der absoluten Schmerzgrenze, die ein Fertighaus einreißt.
El34 oder 5881?
Bei beiden Versionen mag ich den Clean und Crunch sehr gerne. Die frühe Version is einfach n Ticken mehr Vintage, entwickelt Charme, grade wenn ma die Kanäle 1+2 n bissl überfährt. Der LM mit 5881 is da härter und tighter. Vorstufenröhren die in einem Amp gut klingen sind im Andern häufig Mist, auf Grund der unterschiedlichen Ampcharakter. Clean bis zum Gehörsturz bleiben aber beide, wenn ma des will. Unentschieden.
Aber: Im Leadkanal gewinnt für mich die frühe Version. Ich weiß nich ob es an den Endröhren oder an der LM Modifikation liegt, aber der LM entspricht dort nicht mehr meinem Marshallsoundideal. Zu wenig Gary, Slash, Eddie – Geschmackssache. Wie immer.
Ich hoff es war für irgendwen hilfreich oder wenigstens informativ, hab versucht den Pathos wegzulassen und wenn mir noch mehr einfällt werde ich es ergänzen.