Mal ein Versuch, einige Details über Fenix zu präzisieren:
Die oben zitierte Behauptung, Fenix sei baugleich mit Chevy/Cheri stimmt nicht. Ich weiß nicht, ob sie vom selben Hersteller kamen, kenne allerdings keinen Beleg, der dafür spricht. Und die Unterschiede sind erheblich. Ich habe damals (1990/91) viele Exemplare nebeneinander angespielt und die Verarbeitung der Fenix war durchweg besser, sie wirkten solider und wertiger, zudem waren sie schwerer, was für andere Hölzer spricht. Außerdem ist die Hardware unterschiedlich, die Chevy haben (soweit ich weiß alle) die typischen "kleinen" Fernost-Maße, wie ja auch die meisten Fender aus Mexico etc. Also Saitenabstand um 53mm etc. Zudem wird bei Chevy häufig von brüchigen Tremoloblöcken berichtet.
Die Fenix dagegen haben Hardware mit Vintage-US-Maßen, also Saitenabstand und Abstand der äußeren Bohrlöcher 56mm (2 7/32"). Die Grundplatte des Vibratos und die Saitenreiter sind von hoher Qualität, stehen Vintage-Fender nicht nach. Nach 25 Jahren praktisch kein Verschleiß, Verchromung intakt, sauber entgratete Madenschrauben... Der Block ist aus Zinkdruckguss (was bei Vintage-Fender ab Mitte der 60er-Jahre auch so ist), aber recht schwer und wohl hochverdichtet, da wird definitiv nichts bröseln. Ich hatte schon einen massiven Stahlblock dran, klar, damit wird der Sound noch minimal klarer und greller, aber das ist Geschmackssache. Auch mit Originalblock ist der Sound sehr offen und direkt, mir reicht das. Ich finde ihn "gutmütiger", als mit Stahlblock. Für Country-Twang würde ich evtl Stahl vorziehen, für mein (eher poppiges) Zwischenpositionsgeklingel und alles, was anzerrt, ist der Gussblock gut geeignet. Jedenfalls kein Vergleich zu manchem Billigtremolo, auch auf vielen Fender-Importmodellen.
Der Hals ist erstklassig, schön an vielen (besonders früheren) Exemplaren ist der schmale Vintage-Bunddraht (Nickel). Gefällt natürlich nicht jedem, für mich war und ist das ein Plus, weil man auf günstigen Fernost-Instrumenten meistens dickeren Bunddraht findet. Ich habe den einteiligen Ahornhals meiner Fenix sogar gerne an meiner Fender Am Std Strat, die klingt damit deutlich lebendiger, als mit dem originalen Hals (allerdings hat der ein Rosewoodgriffbrett, ist also nicht direkt vergleichbar).
Der Korpus ist (entgegen anderer Gerüchte auch bei den deckenden Lackierungen) aus Erle, meistens eine eher schwere Qualität, was mir persönlich klanglich meist besser gefällt, unabhängig vom Hersteller. Und wenn die Gitarre 3 SC's hat, ist sie auch so gefräst, also nix Badewanne. Die Lackierung von Hals und Korpus ist sehr hochwertig, und noch praktisch ohne Spuren. Die Gitarre steckt kleine Dongs sehr gut weg, vergleichbar mit meiner Am Std Strat. Meine Blade, Epiphone und Vintage-Ibanez sind deutlich empfindlicher, aber auch nicht dünner lackiert.
Die Mechaniken sind recht brauchbar, jedenfalls tun sie es seit 25 Jahren... Probleme mit der Stimmstabilität habe ich nicht erlebt. Man kann die Gängigkeit einstellen, vielleicht hat das mancher, der über fehlende Stimmstabilität klagt, nicht gemerkt oder kann nicht damit umgehen. Nach einmal reinigen und neu fetten laufen die Dinger auch leidlich sahnig. Da wäre sicher Aufwertung möglich, aber nicht nötig. Bohrung 10mm (durchgängig), Löcher für die Halteschrauben im Winkel von 45 Grad.
Die Stringtrees aus schwarzem Plastik fand ich optisch immer scheiße, inzwischen nehme ich sie als Markenzeichen... Nein, sie sehen immernoch scheiße aus.
Funktional sind sie besser, als die einteiligen von Fender, weil sie Rollen haben (die auch immernoch drehbar sind). Den Halter für D- und G-Saite habe ich nie benutzt, die Saiten können auch oberhalb laufen, ohne ihn zu berühren. Der Sattel ist aus Kunststoff, sehr exakt gearbeitet, der Saitenverlauf ist ziemlich optimal, nix schnarrt oder springt in den Kerben (mit 10er Sätzen).
Zu den Pickups: Es wird immer wieder pauschal geschrieben, die klängen eher leblos. Man muss da unterscheiden: Nur die Einstiegsmodelle (ST-10) hatten durchgängig echte Single Coils, darüber waren es meist (oder immer?) Humbucker im SC-Format, teils sahen die von außen gleich aus. Dass die nicht ganz so offen wie ein echter SC klingen, dürfte klar sein. Die SC's haben untenliegende Balkenmagnete, sind also keine Fender-Klone. Ich würde sagen: Sie klingen anders, als Vintage-SC's, aber nicht unbedingt schlechter. Ob sie einzelne Polstücke oder eine durchgängige Klinge haben, kann man ja leider nicht sehen. Mir fiel aber immer der sehr ausgewogene Klang auf, auch beim Saitenziehen, was evtl eher für Klingen spricht. Bei Vergleichen mit Vintage-SC's muss man zudem bedenken, dass die Fenix keine staggered Polepieces haben, was ich bei moderneren Halsradien (die Fenix hat 9.5") und modernen Saitensätzen mit glatter G-Saite auch völlig richtig finde. Wer unter solchen Bedingungen SC's mit dem Staggering der 50er-Jahre einbaut (und die sind ja z.Zt. ziemlich in Mode), und dann meint, die Gitarre klänge nun besser oder "authentischer", soll mir nicht erzählen, dass er Ohren hat... Gewechselt habe ich die Pickups dennoch irgendwann, weil ich brummfreie wollte, zudem mehr Power am Steg. Hab jetzt zwei Vintage Rails und einen Jeff Beck Jr. drin. Wenn ich aber auf uralten Tapes Aufnahmen mit den Original-PU's höre, muss ich sagen, dass die klanglich näher an klassischen Strats waren, als die Seymour Duncans...
Insgesamt also auch nach 25 Jahren in meinem Besitz sehr viel Licht und wenig Schatten.
Wollte man die Gitarre (mit modernen Saiten) möglichst nahe an den klassischen Strat-Sound bringen, würde ich die Pickups gegen Modelle mit AlNiCo-5 Polepieces, aber ohne Staggering, tauschen, also zB Seymour Duncan SSL-2. Und wie gesagt, Tremoloblock aus Stahl (günstig zB bei guitarfetish) kann man machen, muss man aber nicht... Den Sattel könnte man gegen einen aus Knochen tauschen, mache ich aber nicht, solange es der alte tut.
Ich werde meine Gitarre jetzt dennoch als Basis für ein Umbauprojekt nehmen. Das Dunkelgrün (mit leichtem Metalliceffekt) verschwindet unter blauem Hammerschlaglack. Pickups werden zwei SSL-2 und entweder ein SSL-6 oder ein DiMarzio FS-1 am Steg (wenn ich von letzterem eine alte Version mit flachen Polen auftreibe). Das Tremolo kriegt entweder Messingreiter von Göldo, oder es wird komplett gegen eins mit Übergewicht vom gmi getauscht, aus hochfestem Stahl mit Messingreitern.
Also eher weg vom schlanken Vintage-Strat Sound, hin zu mehr Sustain und fetterem Sound. Vorbild wird eine Strat von The Edge/U2, mit der viele Aufnahmen von "Unforgettable Fire" und "Joshua Tree" gemacht wurden. Wenn das so aufgeht, wird sie da näher dran sein, als das aktuelle Signature-Modell von Fender, das aus Kostengründen ja wohl recht nahe an der Großserie ist...