Experimente mit den Mike Balter Super Rub Mallets
Die Auswahl der Schlägel und Stöcke trägt maßgeblich zum Klang der damit gespielten Instrumente bei. Dazu kommt, dass sowohl die Bemaßung als auch die Balance von Stock und Schlägelkopf das Spielgefühl stark beeinflussen. Deshalb ist es so interessant, sich mit den verschiedenen Materialien und Formen der Mallets zu beschäftigen. Die Qualitätseigenschaften der Malletköpfe und deren Auswirkungen auf verschiedenen Instrumenten auszuprobieren oder zu beobachten, finde ich immer wieder spannend. Dazu gibt es auf der Musikmesse regelmäßig reichlich Gelegenheit.
Da ich letztes Jahr bei Pustjens Percussions Products meinen Gong geordert hatte, stand der Niederländer auch dieses Jahr wieder auf meiner Besuchsliste. Wiedersehen macht Freude!
Er führt Schlägel von
Adams,
Mike Balter,
Black Swamp, Concorde,
Encore Mallets,
Grover,
Inaki Sebastian,
Innovative Percussion,
Malletech,
Marimba One,
Playwood,
Ron Vaughn.
Als ich dieses Jahr das große Schlägelangebot durchstöberte, fielen mir die
Mike Balter Super Rub Mallets auf, die Thomann übrigens seit Januar 2012 führt. Ist also nichts Neues.
Man erhält sie im Dreierpack. Die Schlägelstiele sind alle etwa gleich lang, die Schlägelköpfe aber unterschiedlich groß.
Als ich später sah, dass die Meinungen über diese ungewohnt in der Hand liegenden Schlägel in den Bewertungen bei Thomann auseinander gehen, war ich froh, dass ich sie bei PPP vorgeführt bekommen und selber ausprobiert hatte.
Beobachtungen
Wenn man die mit Flummibällen vergleichbaren Schlägelköpfe über einen Gong zieht, entstehen erstaunliche Klangeffekte. In YT gibt es dafür eine größere Anzahl Beispiele. (eine der
Videosammlungen)
Im folgenden Video wird das Anreiben des Gongs erklärt:
Das gefiel mir so gut, dass ich das Schlägelset sofort geordert habe, um damit Zuhause in aller Ruhe weiter experimentieren zu können.
Hier sind alle
Audioaufnahmen hinterlegt >
klick <
Aufgezeichnet habe ich die
Klänge
- eines Notenpults (Serie 1)
- einer großen Djembé (Serie 2)
- meines Gongs (Serie 3)
- einer Tischplatte (Serie 4)
Mein Gong ist ein
Xiang Jia Luo Wok von
Wu Han. Hier ein Bild, wie er mir letztes Jahr auf der Musikmesse am Stand von PPP begegnete.
Mein Gong hat einen Durchmesser von 50 cm. Der Rand ist 10 cm breit und im rechten Winkel nach hinten gebogen. Keine Ahnung, wie schwer er ist. Es war jedenfalls ein ziemlicher Kraftakt für mich, ihn an die beiden Deckenhaken zu hängen.
Der Gong reagiert sehr gut auf die Rub Mallets. Die unterschiedlichen von der Größe der Schlägelköpfe abhängigen Tonhöhen kamen aber zum Teil nur sehr leise durch. Die Tonaufnahmen habe ich in meinem Musikraum mit dem Zoom H4n gemacht. Der Abstand zum Gong betrug etwa 5 Meter.
Im Einzelnen:
1. großer Schlägelkopf
Das dunkle Brummen bleibt auf meinem Gong ziemlich leise. Das liegt vermutlich an seinem Klangspektrum.
2. mittlerer Schlägelkopf
Seine Vibrationen scheinen besonders gut zum Klangspektrum meines Gongs zu passen. Der Gong sprach schnell und intensiv an.
3. kleiner Schlägelkopf
Mit dem kleinen Schlägel habe ich besonders lange probiert. Ich brauchte eine Weile, bis ich heraus hatte, wie ich den schweren Gong mit dem kleinen Ball am besten zu einen schönen Ton anrege. Auf den kleinen Ball reagieren hauptsächlich die hellen Bereiche des Klangspektrums. Dadurch klang der Gong, den ich zuvor nur mit dicken weichen Schlägeln gespielt hatte, ganz ungewohnt.
Zu Beginn der Aufnahme versuchte ich das lange, langsame Ziehen. Dann wechselte ich zu senkrechten und diagonalen Abstrichen auf verschiedenen Zonen des Gongs und entdecke dabei, wie unterschiedlich intensiv sie auf das Rubber-Ball-Vibrato reagieren. An der ca. 25cm langen Aufhängung geriet er dabei in ein rasches Pendeln, dem ich meinen Spielrhythmus zwischendurch anpasste.
Als ich die Rubber Mallets auf Holzplatten (Schrank, Tisch, Tür), Glasscheiben (Fenster) und gespannten Trommelfellen (große Djembé) ausprobierte, - also alles Materialien, deren Schwingungsdauer deutlich kürzer ist, als die eines Gongs - ergab sich ein direkter Zusammenhang zwischen dem mit der Spielhand ausgeübten Druck und der Lautstärke, sowie der Klanghöhe des angeregten Klangs. Die Klanghöhe ist zudem ganz klar von der Dicke des Schlägelkopfes abhängig.
Hat jemand eine Erklärung dafür, warum die Größe des Schlägeldurchmessers die Klanghöhe beeinflusst?
Erkenntnis nach den ersten Versuchen:
Man muss sich etwas Zeit nehmen, um heraus zu finden, wie man mit den Schlägeln am besten umgeht und dabei die möglichen Klangeffekte zu entdecken. Das ziehende Spiel eröffnet gegenüber dem Anschlagen des Gongs einen ganz anderen, sehr entspannenden Umgang mit dem Instrument.
Beim Anreiben des Gongs wurde mir klar, dass der in den bei Thomann zu findenden Rezensionen kritisierte dünne Schlägelstiel für die Funktion des Schlägels ganz wichtig ist. Mit seiner Elastizität sorgt er dafür, dass der mit einem Flummi vergleichbare Schlägelkopf trotz des stetigen Andrucks ausreichend Bewegungsfreiheit beim Reiben hat. Druckänderungen wirken sich auf meinem Gong nicht direkt auf die Lautstärke aus. Die lang anhaltende Schwingung hat einfach ein zu großes Eigenleben. Aber irgendwie besteht ein Zusammenhang zwischen dem "Weg", den ich mit dem Rubber Mallet ziehe und der sich auf- und abbauenden Schwingungsintensität. Beim Spiel auf Holzplatte und Trommelfell veränderten Druckänderungen dagegen sofort Klang und Lautstärke.
Die Rebound-Höhe des Schlägels ist für mich unsichtbar. Ich fühle den Rebound aber als sehr feine, schnelle Vibration in meiner Hand. Hält man den Flummiball direkt in der Hand, funktioniert das Anregen des Klangs durch das Anreiben nicht.
Spieltechnik
Um einen lang ziehenden Ton zu erhalten, muss man eine Bewegung der Hand finden, mit der man den Schlägel fortlaufend Richtung Schlägelstiel zieht. Sobald die Bewegung etwas zur Seite geht und sich der Schlägel um die Stielachse dreht, geht der Effekt verloren.
Um Rhythmen zu erzeugen, zieht man mit dem Schlägel mehr oder weniger lange, abgesetzte Striche.
Durch zweihändiges Spiel können sowohl ineinander greifende als auch abwechselnde oder gleichzeitige Klänge entstehen, die durch Verwendung verschiedener Schlägelköpfe mehrstimmig werden.
Weitere Experimente
Bei meinen
Klangschalen gelang mir das Anreiben mit den Super Rub Mallets nicht. Da komme ich besser mit Holzstäben klar. Aber wenn ich einen Schlägel locker gefasst in eine Schale hinein hänge und wie durch ein Rührxylophon im Kreis herum ziehe, beginnt der Flummi zu titschen und schlägt dadurch die Schale sanft an.
Mit den Gummiköpfen lassen sich auch
Becken "antreiben" und "anreiben". Ersteres lässt sich aber auch gut oder besser mit geeigneten "normalen" Mallets machen. Inwieweit das Anreiben einen schönen Effekt ergibt, hängt von der Beckengröße, seiner Oberfläche und seiner Befestigung ab.
Den Super Rub Mallet als
Stabspiel-Schlägel benutzen geht auch. Aber dafür sind sie nur bedingt geeignet. Der Schlägelstiel ist mit ca. 2 mm Durchmesser sehr dünn und mit rund 17,5 bis 19,5 cm Länge zu kurz, um damit auf Stabspielen die üblichen Spieltechniken umsetzen zu können. Die 5-jährigen Kinder, denen ich diese Schlägel zum Ausprobieren gab, kamen mit diesen Maßen aber sehr gut klar. Manchen Kindern fällt es in diesem Alter schwer, die Schlägelköpfe von Filz- oder Hartgummikopfschlägeln richtig vom Klangstab hoch federn zu lassen. Sie lassen den Schlägelkopf auf der Klangplatte mehr oder weniger liegen und stoppen dadurch den Ton. Mit den Rubber Ball Mallets erleben sie einen intensiven Rebound und hören, wie dadurch der Stab ganz anders zu klingen beginnt.
Sonstige Beobachtungen
Einen Abrieb der Gummibälle konnte ich bislang nicht feststellen. Auf der Oberfläche der Gummibälle bleibt Schmutz hängen, der auf der angeriebenen Fläche haftet. Wenn "Patina" abgerieben wird, entstehen entsprechende Streifen auf der abgeriebenen Fläche. Der Ball selbst verliert dadurch seine glänzende Oberfläche. Je mehr er verschmutzt, um so schlechter funktioniert er. Also immer wieder blank reiben!
Wie andere Schlägelstiele auch, mögen die Stiele der Rub Mallets es nicht besonders, wenn man sie auf harte Kanten schlägt. Sie bekommen dann deutlich sichtbare Macken. Wann sie brechen, habe ich nicht getestet.
Lustigerweise reagierten in verschiedenen Gruppen alle Kinder spontan in ähnlicher Weise auf die bunten Rubber Ball Mallets: "Die sehen ja aus wie Lutscher!" Genau das hatte mir
Ted Jan Groen (PPP) prophezeit. "Passen Sie auf, dass die Kinder die Schlägel nicht mit Lutschern verwechseln!" warnte er.
Fazit
Für mich sind diese Schlägel ein sehr interessantes Effektinstrument. Wobei "Instrument" im Sinne von "Werkzeug" zu verstehen ist. Es erzeugt auf unterschiedlichen Oberflächen allerlei Brumm-, Quietsch- und Stöhngeräusche und erzeugt auf geeigneten Metallplatten (große Gongs mit in die Tiefe gehendem Klangspektrum) "Walgesänge".
Für das Musizieren auf Stabspielen können diese Rubber Mallets zwar eingesetzt werden, sind dafür aber wegen der dünnen Stiele nur bedingt geeignet. Sie erzeugen einen sanften Klang, der je nach Material der Klangstäbe sehr leise sein kann.
Kinder darf man nur unter Aufsicht damit spielen lassen. Bei unkontrolliertem Umgang mit den Schlägeln besteht an den dünnen Stielen Verletzungsgefahr. Ablutschen der Gummiköpfe sollte man sicherheitshalber streng/konsequent unterbinden. Für meinen Unterricht bedeutet das, wer sich nicht an die Anweisungen hält, bekommt den Schlägel sofort ohne Diskussion weggenommen, damit das Kind weder sich selbst noch andere gefährdet. Das wird jedes Mal vor dem Austeilen der Schlägel geklärt und funktioniert in meinen Kleingruppen bestens.
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An alle, die hier nach wie vor mitlesen einen herzlichen Gruß!
Und ein dickes Dankeschön
für alle Likes und Kekse!