äh wie ?
Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass jemand der keine normalen einfachen Dur-Akkord spielen kann , mit Verlaub , den Titel Musiker eigentlich nicht wirklich verdient. Das sind die absoluten Grundlagen. Ohne sowas braucht man eigentlich mit nichts anderem Anzufangen . Und an ein Solo gar nicht zu denken.
Also da bin ich absolut nicht dabei. Musiker ist, wer eine ansprechende Darbietung von bestimmten Tönen in einer bestimmten Zeit hinbekommt.
Ich kenne Punkmusiker, die können halt Powerchords. und wissen wo auf dem Griffbrett ihr Solo gespielt werden muss. Die haben kein Plan von Pentatonik. Schreiben trotzdem 20 Songs im Jahr. Haben eine Fanbase. Machen schöne Gesangsmelodien. Einfach so.
Generell zum Thema:
In meiner Band gibt es da nen ziemlich krassen Gegensatz: Ich habe 8 Jahre unter harter, polnischer Hand Klavier gelernt
also mit allen Klischees. Meine Lehrerin hat am Warschauer Konversatorium Klavier studiert, dementsprechend fühle ich mich, was die Theorie angeht, bestens ausgestattet. Dann habe ich mir Gitarre und Bass selber beigebracht, aber immer darauf geachtet, mir die Technik (Picking etc.) von Freunden erklären zu lassen, die selber Unterricht nahmen.
MIR hat das Theoriefundament sehr geholfen, ich bin die weitesten Strecken (von wenigen technischen Finessen wie z.B. Slaping abgesehen) ohne Lehrer ausgekommen. Aber ich bin stark durch langen Musikunterricht am Piano geprägt, weiß wie ich gut übe und an was man so arbeiten muss.
Der Bassist und Sänger meiner Band ist da ganz anders. Der hatte NIE auch nur eine Stunde Unterricht. Hier und da mal was bei Freunden abgeguckt. dort mal ein Youtube-Video geschaut. Aber er übt halt wie ein besessener. Spielen ist seine Leidenschaft, ihn stört da die Theorie nur. Der Spielt manchmal Sachen auf der Gitarre, da bleibt mir die Spucke weg. Der legt auch mal nen flotten Primus-Song hin auf dem Bass. Und dabei weigert er sich konsequent, sich von mir was zu Noten und Tonleitern erklären zu lassen
. Aber das habe ich inzwischen akzeptiert, wir kommunizieren über Griffe, Bünde und Tabs.
Ich möchte hier nochmal sagen, was ich in einem anderen Thread schon mal gesagt habe: Lernen geht auf ganz viele, verschiedene Arten. Es gibt etablierte und bewährte Systematisierungen von Musik und Instrumentenlehre. Ein guter Weg für Viele, aber nicht unbedingt für alle. Wie man persönlich am besten lernt, ist total (!) individuell. Und das macht dann auch einen guten Lehrer aus. Der sollte pädagogisch so gut drauf sein, dass er dir hilft, am Ball zu bleiben und dir eine gute Lernkurve beschert. Aber nicht durch überstülpen, sondern dadurch, dass er sich auf dich einlässt. Genauso wie du dich auf den Lehrer einlassen musst.
Letztlich geht es beim Gitarre spielen doch "nur" um Bewegungen in einem bestimmten Zeitfenster. Mal ganz unromantisch betrachtet.