Als "Randbemerkung" empfand ich meinen Beitrag, weil er aus meiner Sicht nicht direkt das Kernthema "wissenschaftliche Erkenntnisse über das Üben?" trifft, sondern Fragen und Gedanken stellt/beschreibt, die mir beim Lesen der vorausgegangenen Beiträge in den Sinn kamen.
Dass Du das als Versuch einer Verteidigung gelesen hast, überraschte mich. Es ist für mich lediglich eine andere Perspektive, kombiniert mit Fragen, auf die ich mir Antworten erhoffe, aus denen ich dann herauslesen kann, wie andere einen wie auch immer gearteten wissenschaftlichen Ansatz bei der Dokumentation von Übungsverhalten und Übungserfolgen sehen und bewerten.
Interessant finde ich, dass z.B. durch regelmäßiges mäßiges Wasser Trinken (wann, wo, wie das erforscht wurde, erinnere ich gerade nicht) die Konzentration sehr viel besser aufrecht erhalten werden kann, als wenn nur in den normalen Pausen getrunken wird (falls es nicht vergessen wird) und dadurch der Lernerfolg positiv beeinflusst wird. Und war da nicht auch mal eine Studie, in der bestätigt wurde, dass regelmäßige Lockerungsübungen den Lernerfolg steigern?
Ich fand das deshalb sehr interessant, weil es bereits länger beobachtete Effekte bestätigte.
Eine Erfahrung, die ich immer wieder gemacht habe:
Kinder, die sich in der Klavierstunde aus irgendeinem Grund an einer Aufgabe "verhaken" und nicht weiter kommen, obwohl ich genau weiß, dass sie das eigenlich können, "scheuche" ich vom Klavierschemel runter, lasse ich 10 Hampelmannsprünge und Rumpfbeugen machen und schon klappt es anschließend. Warum? Ich denke mal, weil die verbissene Anspannung gelöst, der Kreislauf aktiviert und das Gehirn wieder besser mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird. Beweisen kann ich das nicht, aber ich hab es halt wiederholt beobachtet, dass die Kinder nach dieser Auflockerung das, was vorher einfach nicht gelingen wollte, anschließend fast oder sogar gänzlich fehlerfrei spielten. Und deshalb flechte ich die Lockerungsübungen bei Bedarf in den Unterricht ein. Bei Jugendlichen oder Erwachsenen werden die Hampelmannsprünge und Rumpfbeugen durch Übungen ersetzt, die deren "gemäßigtem Bewegungsdrang"
entsprechen. Vielleicht würden sie auch gerne mal "rumspringen", nur trau ich mich nicht, das so anzuregen, obwohl es sicher gut täte.
Einige Kinder hat der Erfolg der Lockerungsübungen jedenfalls so beeindruckt, dass mir ihre Eltern erzählten, sie würden nun auch während der Hausaufgaben zwischendurch aufstehen und die Übungen machen, wenn es z.B. mal bei Mathe klemmt oder bei irgendwelchen Schreib- und Leseaufgaben die Augen zuzufallen drohen oder ganz allgemein die Konzentration so sehr absackt, dass die Fehlerquote steigt.
Eine weitere Konsequenz aus (inzwischen von Studien untermauerten) Erfahrungen: Getränke befinden sich immer in greifbarer Nähe. Und wenn jemand abgekämpft im Unterricht auftaucht, biete ich ihm als erstes etwas zu trinken an. Das hat schon mein alter Klavierlehrer (vor gut 40 Jahren) so mit mir gemacht. Und ich erinnere mich, wie gut das immer tat.
Gruß
Lisa