hrawth
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Nein, so meinte ich das nicht. Eine strikte Linie kann und soll niemand von außen ziehen, denn das wäre Zensur und damit ein Instrument aus dem Systembaukasten des Totalitarimus (den ich, falls das noch nicht deutlich genug geworden ist, ablehne ). Was mir fehlt, ist eine eindeutige Positionierung der Beteiligten. Nehmen wir als Beispiel (nochmal) Marduk: Die werfen mit Drittes-Reich-Symbolik, lyrischer Glorifizierung der Wehrmacht und allgemein martialischem Auftreten um sich, treten auf zweifelhaften Festivals mit ziemlich einschlägigen Bands auf (oder sind sogar mit solchen auf Tour), stellen z. B. Vlad Tepes als eine "starke Persönlichkeit" dar, welche "die Welt braucht", und arbeiten mit Leuten zusammen, die sich nach den italienischen faschistischen Sturmtruppen benannt haben. Wenn einen Journalisten aufgrund all dessen aber der leise Verdacht beschleicht, dass da rechte Tendenzen im Spiel sind, betonen sie ihre unpolitische Einstellung, und alle Interviewer winken das so durch.Versteh ich dich jetzt richtig? Du willst also eine strikte Linie ziehen, was NSBM ist und was nicht?
Da würde ich mir mehr Auf-den-Zahn-Fühlen wünschen, nicht nur ein "Seid ihr...? Ach, ihr seid unpolitisch. Dann ist ja alles gut - tolles neues Album übrigens"! Damit braune bzw. mit der Farbe Braun spielende Bands sich nicht mehr so leichtfertig akzeptiert fühlen, damit auch mal Widerstand zu spüren ist. Ich habe übrigens selbst schon ein Beispiel - wenigstens in Bezug auf offenen NSBM - dafür gefunden, das Wolfszeit-Festival grenzt sich zumindest in seinem Internet-Auftritt scharf davon ab, sogar überklebte [hier NSBM-Band einfügen]-Patches sind verboten und führen zum Rauswurf.
Wer redet von "verbieten"? Das regelt das Strafgesetzbuch mit seinen Passagen über Verfassungswidrigkeiten m. M. n. schon ziemlich gut... Ich meine vielmehr: Meinungsfreiheit ist ein Argument, mit dem besonders diejenigen immer gerne kommen, die sie sofort abschaffen würden, wenn sie die Macht dazu hätten.* Natürlich muss es erlaubt sein, JEDE Religion zu kritisieren, abzulehnen oder zu lästern, sonst würden wir nicht in einem säkularen, aufgeklärten Staat leben. Aber erfahrungsgemäß verstehen Bands, die sich in Verunglimpfung von Anhängern bestimmter Religionen und Mordphantasien ergehen - am besten noch unter Bezugnahe auf KZ, Holocaust, "Säuberungen" oder wenigstens verwandtes Vokabular - Meinungsfreiheit sehr einseitig, sobald sie deswegen Schwierigkeiten bekommen. Dann sind die kritischen Geister sofort "Antifa-Hetzer", "Hexenjäger" oder zumindest "politically correct pussies".Was rechtfertigt dich dazu, dich über andere zu stellen und Sachen zu verbieten, die teilweise unter die Meinungsfreiheit fallen.
Da bin ich sehr für den sofortigen Gebrauch der eigenen Meinungsfreiheit: "Wischiwaschi-Antwort + zweifelhaftes Gehabe = Ausschluss von unserem Festival/von Reviews/Interviews etc." Ähnlich wie beim oben erwähnten Wolfszeit-Festival also (ich war noch nicht selbst da, d. h. ich weiß über die tatsächliche Umsetzung nicht Bescheid).
*Edit: Damit bist natürlich nicht du gemeint, Erkelenzer, sondern die Bands. Nicht dass wir uns da missverstehen.
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