Nimmt der NSBM Überhand?

  • Ersteller Gast26996
  • Erstellt am
Entschuldigung fürs Leichenfleddern, aber da ich in letzter Zeit etwas intensiver zu diesem Thema recherchiert habe und dabei auf diesen Thread gestoßen bin, stolperte ich über die folgende Aussage:
NSBM nimmt m.E. keine Überhand. Im Gegensatz zu dem ganzen Theater das drum herum gemacht wird. Ich will hier NICHTS verharmlosen, aber diesen dämlichen Spacken wird doch bei weitem mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als sie a) verdienen und b) überhaupt notwendig ist. Was besseres könnte denen doch gar nicht passieren. Und das ist auch der Haupteindruck, der bei mir bleibt: Ein paar Grenzdebile kommen daher, verwursten ein paar rechte Parolen und Symboliken, um ganz einfach mehr Aufmerksamkeit (das ist nicht immer das gleiche wie Geld) zu erlangen. Und die Medien fallen darauf rein. Mit Sicherheit gibt es auch ein paar "echte" dabei, aber das werden in der Tendenz wohl eher sehr wenige sein.
Retrospektiv betrachtet hat sich dies m. E. als Unterschätzung der ganzen Thematik herausgestellt bzw. ähnlich gestrickte Argumentationen haben die Tendenz verstärkt, dass selbst im Zweifelsfall "die Musik" zählt und "Metal unpolitisch bleiben soll". Ironischerweise haben Arditi, ein Industrial-Projekt mit guten Kontakten nach rechts außen, es gut auf den Punkt gebracht - ich zitiere sinngemäß: "(Beachtenswerte) Kunst ist immer politisch, und es liegt beim Künstler, sie zu verteidigen. Wer sich dabei auf einen unpolitischen Hintergrund zurückzieht, will sich seiner Verantwortung entledigen." Noch ironischer ist, dass Arditi eng mit Marduk verbandelt sind, die regelmäßig genau das tun, nämlich sich im Apolitischen zu verorten, obwohl ihre Lyrics, Bilder und Tour-Buddies eine ganz andere, eindeutige Sprache sprechen.

Genau wie Marduk stehen viele andere Black Metal-Bands mit anderen Projekten und Zielgruppen in Verbindung, die zumindest losen Kontakt mit der rechten Szene haben. Mich beunruhigt daran besonders, dass selbst renommierte Magazine, die sich angeblich scharf von allem distanzieren, was mit "rechts" bzw. "pro-faschistisch" zu tun hat, großzügig darüber hinwegsehen und sowohl Interviews als auch Albumrezensionen und Konzertberichte in Form von Lobgesängen auf die Kunst bringen. Zum aktuellen Marduk-Album "Frontschwein" gibt es z. B. auf metal.de eine Review, in dem nicht einmal ansatzweise kritisiert wird, dass darauf der dritte (!) Song der Band über Reinhard Heydrich zu finden ist, der sich lyrisch objektiv gibt, dabei aber dem Interpretationsansatz der subtilen Glorifizierung gehörig Vorschub leistet. Auch die Darstellungen der SS-Panzerdivisionen in den Songs 502 (Panzer Divison Marduk, 1999), 503 (Frontschwein, 2015) und des "Wüstenfuchs" in Afrika (Frontschwein, 2015) sind überwiegend verklärend bis verherrlichend gehalten und eng mit dem szeneüblichen elitären Satansgehabe verwoben.

Mir persönlich kommt es in letzter Zeit, da ich wieder öfter Konzerte besuche, verstärkt so vor, als wenn sich die eigentlich pro-demokratischen Metaller von "Nazis/Rechten im Tarnkleid des Unpolitischen" unterwandern lassen, indem sie sich entweder indifferent verhalten oder sogar mitlaufen, z. B. indem sie über "harmlose" Witze gegenüber Minderheiten lachen o. Ä. Es geht mir nicht darum, überall den Maßstab der politischen Überkorrektheit anzulegen, aber die üblichen Aussagen wie "ist ja nicht ernst gemeint"/"die wollen doch nur provozieren" oder "nur weil die mal mit Ad Hominem getourt haben, sind sie doch lange noch nicht selber rechts" sind Pseudo-Argumente, die eine Unterwanderung begünstigen.

Mein Appell: Haltet die Augen und Ohren offen und stellt euch dagegen, wenn ihr pro-faschistischem (sei es von links oder rechts) Gedankengut bzw. Mitläufertum im Black Metal begegnet!

Beste Grüße
André
 
Im Prinzip kann man das einfach so stehen lassen, sehe ich eigentlich genauso.
Jetzt kommts aber - warum dann "eigentlich" ?
Weil wenn ich bock habe mir die Panzerdivision Marduk zu geben - dann mache ich das. Tendenzen oder Bezeiehungen der Musiker sind mir da ziemlich wurscht.
Macht mich das zu einem Mittäter? Ich finde nicht, aber bestimmt gibt es Leute, die das anders sehen. Wie auch immer, ist ja nur meine Meinung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir sind die Musiker hinter der Musik bei den meisten Bands genauso egal wie die Texte.

Allerdings kenne ich einige Leute, die nach eigener Aussage Musik nur dann hören, wenn der Text ihnen zusagt.
Genauso oft habe ich schon gehört, dass jemand eine Band (auch abseits des NSBM) nicht hört, weil ihm die Musiker dahinter aus irgendeinem Grund nicht gefallen. Ein Kumpel zum Beispiel hört sich die Musik von Popa Chubby nicht mehr an, weil Popa Chubby bei einem Konzert, bei dem wir waren, ziemlich arrogant war. Ist die Musik dewegen schlechter?

Da stellt sich doch die Frage: Ist es nicht besser, einfach nur die Musik zu hören? Ich habe mich schon öfter mit Bands, deren Musik mir gefällt, näher befasst und fand danach: Naja, die Musik mag gut sein, aber die Musiker sind es nicht wirklich (ebenfalls auch abseits des NSBM). Doch die Musik kann ich mir auch weiterhin noch anhören.

Und wenn Rechtsextreme Musik machen, ist mir das immernoch lieber, als wenn sie schreiend durch die Strassen laufen und Scheiben einschlagen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Also ich muss sagen, es ist mir nicht unbedingt egal. Klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich habe Bands, bei denen finde ich die Musik an sich so gut, dass ich über deren eventuelle politische Einstellung hinweg sehe, wobei ich andere Bands habe, die höre ich aus Prinzip nicht, weil deren Mitglieder politisch zu weit in eine Richtung stehen. Die Thematik ist heute aber auch verdammt schwierig, da man oftmals nicht wirklich trennen kann. Viele, gerade skandinavische, Bands, provozieren mit der Thematik bewusst oder haben grundsätzlich eine andere Einstellung, weil andere geschichtliche Bildung/Sichtweise. Wir hatten mal Norweger zu Besuch, welche total verwundert waren, als wir auf nen Hitlergruß negativ reagiert haben. Für ihr Verständnis ist die Zeit vorbei, die Verantwortlichen gibt es nicht mehr und sie sehen kein Problem damit, wenn man aus Spaß so etwas macht. Oftmals ist der Hintergrund von Bands auch relativ unklar. Eine meiner Lieblingsbands, Behemoth, ist meiner Meinung nach recht unpolitisch, zumindest habe ich noch keine Äußerungen oder Interviews gefunden, die mich das anzweifeln lassen. Trotzdem ist der Sänger irgendwo mit nem Shirt einer angeblichen (mir halt unbekannt) NS-Band fotografiert worden, die irgendwie mit denen befreundet ist.

Meine Meinung zu dem Thema ist ja, dass es grundsätzlich erstmal absolut egal ist, welche politische Einstellung die Mitglieder irgendwelcher Bands haben, solange es nicht durch die Musik oder im direkten Zusammenhang mit der Musik propagiert wird. Also durch Interviews oder sonstige Aussagen, welche sie explizit in ihrer Rolle als Bandmitglieder tätigen.
 
Grundsätzlich habt ihr ja Recht, es ist eigentlich besser, wenn Musik gemacht wird, anstatt Straßenterror zu veranstalten. Auch sind Provokation und Kokettieren ein anerkanntes Stilmittel in sämtlichen Kunstrichtungen, und sicher ist es oft mühsam, herauszufinden, wann jemand zu weit in diese Richtung geht. Deshalb finde ich aber gerade, dass man hinsichtlich Aufdeckung, Aufklärung etc. nicht nachlassen sollte, denn dass Rechte ausgerechnet auf Konzerten und mit ihren Alben den Schulterschluss mit Ideologieanfälligen, Unentschlossenen und bislang Uninteressierten suchen (und dabei stets die eigentlich von ihnen abgelehnte Meinungs- und Kunstfreiheit ins Feld führen), ist ja kein Zufall.

Mit dem konzerttypischen Gemeinschaftserlebnis und dem bei vielen Metal-Spielarten inhärenten und zelebrierten Gefühl der Andersartigkeit bis hin zm Elitarismus lässt sich gut Beute machen, und solchermaßen "Eingefangene" stecken ihre Energie und ihren angestauten Frust nicht zwangsläufig ins Musikmachen ihrerseits, sondern gehen tatsächlich auf die Straße und/oder verbreiten ihr neues Evangelium weiter. Genau das scheint seit längerem zu passieren und nicht abzureißen, denn, wie gesagt, die Distanzierung seitens Bands, Labels und Magazinen von rechts-affinen Szenevertretern wird meiner Wahrnehmung nach immer mehr zum Papiertiger, Geschichtsverklärung wird unter dem Deckmantel der künstlerischen Freiheit salonfähig bzw. leichthin ignoriert, Verquickungen zwischen selbsterklärten "unpolitischen" Provokateuren und einschlägig bekannten NSBM-Bands werden widerspruchslos hingenommen und Pseudo-Stellungnahmen á la "Man kann ja viel in unsere Kunst hineininterpretieren, das ist nicht unser Problem" werden bereitwillig - man könnte fast sagen: begierig - akzeptiert.

So was regt mich einfach auf: Kein Interviewer hakt kritisch nach, sondern gibt sich mit schon zum Klischee verkommenen Ausflüchten wie den o. g. zufrieden und widmet sich dann wieder seelenberuhigt dem "wirklich Wichtigen"... Wie oft kann man dieselbe Antwort auf dieselbe eindimensionale Frage eigentlich glaubhaft zitieren? Dass Lemmy von Motörhead auch Nazi-Devotionalien sammelt und der ja ganz bestimmt nicht rechts ist, stellt wohl kaum jemand in Abrede, aber das ist doch keine eindeutige Positionierung gegen rechts, sondern ein fadenscheiniges Ablenkungsmanöver, auf das ein guter Konzertberichterstatter und Interviewer nicht hereinfallen dürfte. Aber ich vermute, sie fallen gar nicht wirklich darauf herein, sondern belassen es bei dieser Alibi-Nachfrage, damit sie a) ihr Idol auch in Zukunft noch interviewen dürfen und/oder b) keine Schwierigkeiten mit ihrem Auftraggeber bekommen ("XY hat sich über deine Unterstellungen beschwert..."). Da braucht's meiner Meinung nach einfach Rückendeckung für echtes Hinterfragen: Anstatt gleich die Hexenjagd-Keule zu schwingen, müssen es sich sowohl Fans als auch alle anderen Beteiligten gefallen lassen, dass bei einem klar erkennbaren Widerspruch zwischen Worten und Taten nachgehakt wird. Und genau diese Rückendeckung nimmt meiner Meinung nach entweder immer weiter ab oder wird aus persönlichen Motiven immer seltener erschöpfend genutzt.
 
Meine Meinung zu dem Thema ist ja, dass es grundsätzlich erstmal absolut egal ist, welche politische Einstellung die Mitglieder irgendwelcher Bands haben, solange es nicht durch die Musik oder im direkten Zusammenhang mit der Musik propagiert wird. Also durch Interviews oder sonstige Aussagen, welche sie explizit in ihrer Rolle als Bandmitglieder tätigen.

Meine Meinung bzw Haltung zu dem Thema ist, wenn ich von einer Band weiß,
dass einzelne Mitglieder (auch wenn es nur privat ist) z.B. politisch doch etwas
zu weit rechts orientiert ist, dann höre ich die Musik nicht und kaufe kein Merch
oder ähnliches. Auch wenn das nicht in die Musik oder Texte direkt einfließt.
Aber da gehts ja ums Prinzip. Und wenn es in die Musik einfließt ist ja sowieso
klar das es ebenfalls ignoriert wird.
 
Da ich grundsätzlich mein Problem mit beiden extremen Richtungen habe, dürfte ich nachher fast keine Musik mehr hören, was auch irgendwie kacke ist ;)
 
Klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich habe Bands, bei denen finde ich die Musik an sich so gut, dass ich über deren eventuelle politische Einstellung hinweg sehe, wobei ich andere Bands habe, die höre ich aus Prinzip nicht, weil deren Mitglieder politisch zu weit in eine Richtung stehen. Die Thematik ist heute aber auch verdammt schwierig, da man oftmals nicht wirklich trennen kann.
Seh ich ähnlich, 90% der Black&Pagan-Bands sind schon mal irgendwie unangenehm rechts aufgefallen.
Siehe Taake, siehe Behemoth/Darkthrone/Marduk etc.(Auch Alcest, Neiges erstes Album heisst Aryan Supremacy)
Es gibt auch einige wenige Bands aus den extremeren die ich mag, aber allein wegen des musikalischen, würde mir aber niemals mir Merch von den kaufen, oder die CDs offen rumliegen lassen.
 
Sehe das ähnlich die DeadHonor und Udo. Habs ja schon mal irgendwo geschrieben, dass mir die Gesinnung, Religion und sonstiges eines Künstlers total egal ist, solange er mir damit nicht auf die Nerven geht (aka das irgendwie bescheuert in seine Texte einbaut). Und damit hat sichs auch. Eine größere Übernahme von NS-Gedankengut kann ich zumindest momentan nicht feststellen, es sind ja doch irgendwie immer die gleichen. Auch wenn es jetzt eine offizielle "Black Metal ist Krieg" Gruppe in der Ukraine gibt. Ziemlich absurd, hö hö...
 
Da ich grundsätzlich mein Problem mit beiden extremen Richtungen habe, dürfte ich nachher fast keine Musik mehr hören, was auch irgendwie kacke ist ;)

Oder du hörst die falsche Musikrichtung, wenn es da echt fast nur das eine oder das andere extrem gibt :D ;)
 
Die Frage ist ja auch, was bedeutet zu weit in eine Richtung? Wenn jemand ne bestimmte Meinung hat, damit aber nicht aggressiv hausieren geht oder gar was kriminelles macht, ist es sein gutes Recht. Und ja, Metal ist einfach ne Musikrichtung, in welcher es viele linke, aber auch einige rechte Bands gibt. Ich habe aber auch hier ein Problem mit der Definition von NSBM. Für mich beinhaltet NSBM Bands, welche ganz klar durch Lyrik und Äußerungen in Interviews zeigen, dass sie sehr weit rechts stehen. Bands, welche weder in Ihrer Musik, noch in ihren Aussagen ihre politische Ausrichtung erkennen lassen und bei denen vielleicht "nur" mal ein Mitglied auf nem Konzert von ner NSBM Band gesehen wurden oder ein Shirt einer fragwürdigen Band getragen hat, die würde ich nicht, wie gerne getan, als NSBM einstufen. Ich persönlich würde aber auch von expliziten Bands niemals etwas kaufen, ob nun CD oder Merchandise, egal wie gut mir die Musik gefällt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Die Frage ist ja auch, was bedeutet zu weit in eine Richtung? Wenn jemand ne bestimmte Meinung hat, damit aber nicht aggressiv hausieren geht oder gar was kriminelles macht, ist es sein gutes Recht. Und ja, Metal ist einfach ne Musikrichtung, in welcher es viele linke, aber auch einige rechte Bands gibt. Ich habe aber auch hier ein Problem mit der Definition von NSBM. Für mich beinhaltet NSBM Bands, welche ganz klar durch Lyrik und Äußerungen in Interviews zeigen, dass sie sehr weit rechts stehen. Bands, welche weder in Ihrer Musik, noch in ihren Aussagen ihre politische Ausrichtung erkennen lassen und bei denen vielleicht "nur" mal ein Mitglied auf nem Konzert von ner NSBM Band gesehen wurden oder ein Shirt einer fragwürdigen Band getragen hat, die würde ich nicht, wie gerne getan, als NSBM einstufen. Ich persönlich würde aber auch von expliziten Bands niemals etwas kaufen, ob nun CD oder Merchandise, egal wie gut mir die Musik gefällt.
Und bei "ganz klar" geht's richtig los:

- Haintic, das von Aort (Code, Blutvial, ex-DHG) betriebene Mini-Label, vertreibt CDs von Absurd, Abwehrschlacht, Grand Belial's Key etc.
- Immortal haben sich 2013 die Carpathian Alliance-Bühne mit Nokturnal Mortum und Manheim geteilt.
- Impaled Nazarene haben beim Steelfest 2012 den Frontmann von Sotajumala für "Gott ist tot" auf die Bühne geholt und ihn als ihren Bruder feiern lassen. (Achtung: Sotajumala spielen lyrisch ja "nur" dauernd mit dem finnischen Winterkrieg, sind also "unverdächtig")
- Vulture Industries haben schon öfter mit Taake, aber auch mit Nargaroth gespielt.
- Watain scherzen gerne mal über die Aufregung, die sie mit ihren rechtsoffenen PR-Stunts erzeugen.
- Und um die Verwirrung komplett zu machen: Melechesh haben auch schon auf Festivals gespielt, die zumindest als rechtsoffen gelten...
- Metal4 .de hat einen äußerst wohlwollenden Bericht über das Deathkult Open Air 2013 berichtet, vor allem über den Auftritt von Acherontas und Goatpenis, zwei einschlägig bekannte NSBM-nahe Gruppen - ohne auch nur mit einer Silbe diese Umtriebe zu erwähnen.
- Dass Marduk zweimal Reinhard Heydrichs brutale Herrschaft lyrisch verwurstet und ihm mit einem dritten Lied eine Art Requiem gewidmet haben, sagte ich ja schon, merkwürdig nur, dass die Reviews der entsprechenden Alben diese Tatsache entweder komplett ignorieren oder unter "historisch-objektive Beschreibung" verbuchen.

Diese Liste ließe sich noch ewig lang fortsetzen, und ich will nicht andeuten, dass alle der o. g. Bands aus Nazis bestehen, mit einer enstprechenden Gesinnung aggressiv hausieren gehen oder auch nur damit sympathisieren. Was aus diesen Verquickungen allerdings deutlich werden sollte: Der als solcher ausgewiesene NSBM mag eine noch unbedeutende Spielart des Black Metal sein, aber er sucht die Nähe zum unideologischen Black Metal (und findet sie zunehmend) - wodurch eine sukzessive Unterwanderung stattfindet. Mich stört dabei sehr, dass sich kaum ein Label, eine Band, eine Bookingagentur oder ein Festival glaubhaft von politisch Extremen distanzieren kann, wenn niemand von ihnen sagt: "Diese Band lassen wir hier nicht spielen, die sollen bei ihren Wikingerjugend-Scheunenfestivals bleiben", oder: "Über dieses Festival berichten wir nicht, weil es eindeutig zweideutige Rechtsaußen-Bands bucht", oder: "Im Review weisen wir zumindest kritisch auf diese bzw. jene Fragwürdigkeit hin", oder: "Im Interview lasse ich mich nicht mit 'Tom Araya ist nicht weiß und singt auch über Josef Mengele'" abspeisen.

Die viel gepriesene Szene-Integrität sehe ich nur im (noch recht lockeren) Schulterschluss mit Spinnern, die mindestens gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit propagieren, und ich befürchte, dass es bei solchermaßen fortgesetzter Agitation nicht mehr lange dauern wird, bis der umfassende Rechtsdrall inkl. Antisemitismus, der sich seit langem in der bürgerlichen Mitte abzeichnet, sich auch im Metal (insbesondere im Black Metal) bemerkbar machen wird.

Beste Grüße
André
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Und? Ich persönlich verstehe nicht ganz, was du uns mitteilen willst? Willst du darauf aufmerksam machen? Willst du diese Entwicklung bekämpfen? Sag mir, warum du dir so viel Mühe machst und diese Beispiele zusammen trägst anstatt jeden einzelnen selbst entscheiden zu lassen, was er (oder sie) für toll/noch ok/das ist jetzt aber wirklich schon sehr rechts hält.
 
Ich hatte gedacht, meine Motivation vor allem mit dem letzten Post ganz gut verdeutlicht zu haben... Natürlich darf jeder für sich selbst entscheiden, wo er die Grenze zieht. Vielleicht tragen Aufklärung und Aufdeckung solch hintergründiger Verwebungen aber dazu bei, dass man sich mit seiner persönlichen Grenzziehung noch einmal neu befasst. Mir ist es in den letzten anderthalb Wochen jedenfalls so ergangen und es stößt mir immer saurer auf, dass der Deckmantel des Unpolitischen sich vor allem auf das rechte Ende des politischen Spektrums innerhalb einer Kunstform erstreckt, deren musikalische Ausdrucksweise ich eigentlich sehr schätze... und ich hatte gedacht, dass dieser Thread für genau solche Überlegungen und Informationen gedacht war/ist.
 
Bei vielen Sachen ist es so ein bisschen ein kulturelles Problem. Wie ich oben schon schrieb, Skandinavier haben eine komplett andere Sichtweise. Den meisten Bands da oben ist es egal, was andere Bands so für politische Einstellungen haben, da sie nicht so geprägt sind, wie wir Deutschen. Diesen, teilweise leider auch überkritischen, Blick gibt es so in der Form auch nur bei uns. Viele Finnen bewundern das Deutschland der Nazizeit aufgrund der erfolgreichen Kriegsführung, nicht aufgrund der Ideologie, was natürlich schnell mal mißverständlich wird. Und der finnische Winderkrieg ist ja eher eine Sache Finnland <-> Rußland, da kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen, inwiefern es in deiner Liste steht. Ich versteh unter dem Begriff NSBM jetzt eher Bands, welche, ob nun lyrisch oder von Aussagen her, die Verbindung zum Nationalsozialismus schlagen. Fremdenfeindlichkeit, Judenfeindlichkeit, Glorifizierung des Holocaust und so weiter. Keine Bands, welche mehr oder weniger starken Patriotismus propagieren. Wo ich dir vollkommen Recht geben muss, ist dass Festivals und Magazine etwas kritischer sein sollten. Stört mich persönlich auch immer wieder, weil es viele Idioten zu solchen Veranstaltungen zieht. Aber da denken viele Veranstalter wohl eher ans Geld, weil die Bands nicht so häufig spielen und damit ein Garant für Besucher sind.

Wenn ich mal so drüber nachdenke, muss ich aber ganz ehrlich sagen, ich sehe in den letzten Jahren weitaus seltener fragwürdige Bands auf Festivals und Konzerten, als vor 8-10 Jahren noch.
 
Mir ist es in den letzten anderthalb Wochen jedenfalls so ergangen und es stößt mir immer saurer auf, dass der Deckmantel des Unpolitischen sich vor allem auf das rechte Ende des politischen Spektrums innerhalb einer Kunstform erstreckt, deren musikalische Ausdrucksweise ich eigentlich sehr schätze
Darf man dich nach dem Ereignis fragen, welches dich offenbar dazu gebracht hat, diesen Deckmante des Unpolitischen zu bekämpfen?
 
Stimmt, "überkritischer Blick" könnte hin und wieder zutreffen... Und dass Skandinavier viel unbefangener mit der ganzen Fascho-/NS-Problematik umgehen, ist mir auch aufgefallen.

Zu der Winterkrieg-Sache: Impaled Nazarene haben ja nicht nur in ihrem Song "Total War - Winter War" ein revanchistisches Pamphlet untergebracht, sondern auch in einigen anderen Liedern gegen die "Red Plague" gewettert und entsprechend Vernichtungsfantasien gesponnen. Nimmt man dann noch antisemitisch angehauchte Stücke wie "Gott ist tot" oder "Zum Kotzen" hinzu, ergibt sich ein leicht braunes Gesamtbild. Sotajumala mögen etwas gemäßigter zu Werke gehen, aber bei diesen ganzen Nationalstolz-Kriegsthemen bin ich generell ziemlich empfindlich, weil sie einfach dumm sind und sich hervorragend für ideologische Vereinnahmung eignen.

Darf man dich nach dem Ereignis fragen, welches dich offenbar dazu gebracht hat, diesen Deckmantel des Unpolitischen zu bekämpfen?
Das Promo-Video zu "Frontschwein" von Marduk. Ich hatte die seit Ewigkeiten nicht mehr auf dem Schirm und mich zudem bei früheren leisen Zweifeln immer wieder von Morgans "allgemeinem historischen Interesse" über seine offenkundig graubraunen Obsessionen hinwegtäuschen lassen. Angestoßen von jenem geschmacksgrenzenüberschreitenden WKII-Video mit "echtem" SS-Totenkopfdivision-Abzeichen auf Herrn Hakanssons Gitarre (auf dessen Echtheit er in einem Interview stolz hinweist, weil es "keine bessere Versinnbildlichung des Todes gäbe") habe ich mich durch viele andere Marduk-Videos und unzählige Interviews gepflügt und bin immer weiter auf mehr oder weniger eindeutige Verästelungen gestoßen. Das hat mich umso mehr geärgert, als es eigentlich die ganze Zeit offen sichtbar vor mir gelegen hat, und zwar schon in lyrischen Ergüssen von vor 16 bzw. 12 Jahren wie "502" oder "To the Death's Head True".
 
...echtem" SS-Totenkopfdivision-Abzeichen auf Herrn Hakanssons Gitarre (auf dessen Echtheit er in einem Interview stolz hinweist, weil es "keine bessere Versinnbildlichung des Todes gäbe")...

Im ernst, ich bin wirklich null Nazi.. aber das Statement finde ich absolut schlüssig.
Ich finde auch nicht, dass man durch dieses Statement nun als Nazi gelten muss.
Wenn die Leute ihre Musik und was Black Metal nun mal ideologisch darstellt (und es ist einfach keine besonders menschenfreundliche Musik - ganz im Gegenteil) ernstnehmen, kann man ihnen wohl kaum vorwerfen, dass sie diese ja wirklich ernstnehmen. :gruebel:
 
Na ja, für mich klingt das stark nach "ich will das da jetzt raus sehen" oder so. Bin ich auch Nazi, weil auf meinem Gitarrengurt eiserne Kreuze drauf sind?
 
Mir ist schon klar, dass man sich durch die Verwendung von NS-Symbolik nicht automatisch als Nazi outet, und auch die Über-Identifikation mit totalitären Doktrinen, wie sie z. B. Laibach betreiben, ist ja durchaus legitim als Provokation - und so lange alle gleichermaßen ihr Fett abkriegen und es als Satire erkennbar ist, habe ich damit auch kein Problem. Bei Laibach sehe und höre ich das aber auch tatsächlich, wohingegen vor allem Marduk immer nur von der Beherrscher-Perspektive aus die Glorie der Kämpfer besingen.
Wenn die Leute ihre Musik und was Black Metal nun mal ideologisch darstellt (und es ist einfach keine besonders menschenfreundliche Musik - ganz im Gegenteil) ernstnehmen, kann man ihnen wohl kaum vorwerfen, dass sie diese ja wirklich ernstnehmen. :gruebel:
Na ja, für mich klingt das stark nach "ich will das da jetzt raus sehen" oder so.
Ich bin gerade einfach angewidert von der Totalität, die dem Genre eigentlich schon immer innewohnte und die sich mir vor ein paar Tagen zum ersten Mal in ihrer ausgreifenden, zerfransten Textur offenbarte. Kombiniert mit dem oben erwähnten Ärger über mich selbst, weil's so lange gedauert hat, bis ich's erkannt habe.

Bin ich auch Nazi, weil auf meinem Gitarrengurt eiserne Kreuze drauf sind?
Wenn du das EK mit der Reichskriegsflagge oder dem Hakenkreuz kombinierst, dann wahrscheinlich schon... ;) Ich gehe aber mal davon aus, dass deine Deko - wie im Metal und auch im Hardcore üblich - lediglich dem schon 1813 verliehenen Militär-Orden nachempfunden ist und
ohne politische Konnotation den Hauch des Martialischen versprühen sollen... Richtig?
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben