Im Egnater-Amps Forum bei Rig-Talk ist die einhellige Meinung, dass der Amp mit Tung-Sol-12AX7-Röhren in der Vorstufe, insbesondere in der V1, deutlich besser klingen soll. Diese werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren. Ansonsten ist mein Ziel, die Unterschiede zwischen Clean und Crunchkanal in der Vorstufe herauszuarbeiten. D.h. ich werde dann in der V2 und der V3-Position mal mit unterschiedlichen Röhren spielen, z.B. JJ oder was ich in meinem Fundus sonst noch so habe.
Weiterhin möchte ich die Unterschiede in der Zerrstruktur zwischen den Endstufenröhren betonen. Ich habe auf Ebay ein paar Telam El84 NOS-Röhren ergattert, die sehr differenziert klingen sollen und auf der anderen Seite Tung Sol 6V6, von denen ich mir eine besonders sahnige Verzerrung nachsagt. Mal sehen, wenn ich dazu komme, aber ich werde sicher darüber berichten, wie das Ergebnis ist.
So, ich lasse diesen Thread mal wieder aufleben, da ich immer Sommer versprochen hatte, über meine Erfahrungen mit dem Röhrenwechsel meines Egnater Rebel 30 zu berichten. Mittlerweile bin ich dazu gekommen, und ich muss sagen: Es hat sich absolut gelohnt.
Das wollte ich erreichen:
1. empfand ich den verzerrten Klang seit einiger Zeit irgendwie "trompetig", d.h. er klang in meinen Ohren etwas gepresst in den oberen Mitten. Vielleicht lag es an den ca. 2 Jahre alten nun vielleicht "verbrauchten" Röhren, da mir diese Charakteristik am Anfang nicht so aufgefallen war. Durch den Austausch der Röhren erhoffte ich mir hier Besserung.
2. wollte ich ich die unterschiedliche Charakteristik des 1. zum 2. Kanal sowie zwischen den EL84 und den 6V6-Röhren stärker herausarbeiten, also die Vielseitigkeit noch etwas erhöhen.
3. erhoffte ich mir etwas weniger Rauschen.
Nach intensiver Recherche in diversen Foren, vor allem bei Rig-Talk, und bei Tubestore, entschied ich mich, es mit folgenden Röhren an verschiedenen Positionen zu versuchen (einige hatte ich zu einem früheren Zeitpunkt bereits mal zusammengekauft und wollte sie bei dieser Gelegenheit gleich mal mit durchprobieren):
Vorstufe:
TungSol 12AX7 V1 (erhoffte mir geringeres Rauschen)
TAD 7025 WA
JJ ECC833 V1
JJ ECC803 V1
Tubetown 12AX7 V1
Tubetown 12AT7 V1
Electro Harmonix 12AT7
RCA NOS
Endstufe:
Tung Sol 6V6GT
Telam EL84 NOS (alternativ dazu hätte ich sonst auch hier die Tung Sol probiert)
Ursprünglich wollte ich Aufnahmen mit den verschiedenen Röhren an verschiedenen Positionen machen. Da mir das dann zu aufwändig erschien, entschied ich mich, den Höreindruck in einer Tabelle zu notieren. Die Tabelle habe ich als pdf angehängt (ich hoffe, das funktioniert so für Euch).
Die erste Überraschung für mich war, dass werkseitig bereits eine Tung Sol in V1 verbaut waren. Dennoch tauschte ich sie aus. Die übrigen 12AX7 und waren Egnater-gelabelte Rugbys sowie EH/Ruby-gelabelte 6V6.
Nach den Tests verblieb ich mit folgenden Röhren:
V1: Tung Sol 12AX7 V1
Diese hatte in dieser Position die komplexeste Gain-Struktur und reagierte wunderbar auf den EQ
V2: Tung Sol 12AX7
Diese Röhre ist dem Kanal 2 zugeordnet: Klingt verzerrt etwas moderner, sehr kernig (etwa wie ein Porsche-Motor oder scharfkantiger Schotter)
V3: JJ ECC 803 V1
Diese Röhre ist dem Kanal 1 zugeordnet: Im Gegensatz zur Tung Sol ist die Zerre runder, blubbernder (etwa wie ein brodelnder Wasserkessel, ein Harley-Motor oder runde Flusskiesel). Sehr vintage, sehr organisch: Der Amp atmet und röchelt wie ein lebendiges Wesen. Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber ich finde es fantastisch, gerade in Abgrenzung zu Kanal 2.
V4: Tubetown 12AT7
machte den Klang offener, lebendiger als die 12X7
V5: EH 12AT7
auch hier ein offenerer Klang
Die Tung Sol 6V6 zeigen eine schöne runde Zerre mit Betonung in den Tiefmitten, etwas stärker ausgeprägte Charakteristik als die originalen EH/Rubys. Die EL84, klingen weiterhin kerniger, mit Betonung auf den höheren Mitten (der Unterschied zwischen Tung Sol 6V6 und Team EL84 lässt sich ähnlich beschreiben wie der zwischen den JJ ECC 803 und den Tung Sol 12 AX7, wenn auch nicht ganz so extrem.) Die Tung Sol EL84 hätten vielleicht noch etwas mehr Unterschied zu den 6V6 (in Richtung AC30) gebracht, dieser Bereich ist durch meinen Mooer Little Monster jedoch gut abgedeckt.
Fazit:
1. Das trompetig gepresste Zerren ist weg.
2. Die Vielseitigkeit der Klangfarben ist stärker herausgearbeitet.
3. Lediglich eine Verbesserung des Rauschverhaltens konnte ich nicht ausmachen.
Der Amp klingt nun noch einmal besser, als er dies ohnehin schon tat. Der Cleankanal ist weiterhin der Hammer an Dynamik und Transparenz, aber beim Übergang in die Röhrensättigung "passieren" mehr Dinge als vorher. Wow! Der 2. Kanal hat ebenfalls deutlich gewonnen: Flexibilität, Lebendigkeit, Zerrstruktur.
Hoffe, der Bericht hilft Euch ein wenig bei Euren Versuchen.
Hierzu ein Hinweis: Die BIAS-Einstellung der Endstufenröhren erfordert ein Arbeiten an einem offenen, in Betrieb befindlichen Verstärker. Dort herrscht HOCHSPANNUNG und damit LEBENSGEFAHR!!! Es ist sehr schwierig, an den winzig kleinen BIAS-Potis zu schrauben. Zudem kann man den Verstärker nur sehr ungünstig währen dieser Arbeiten lagern. Die Gefahr, dass mann versehentlich an spannungsführende Teile gerät, ist erheblich. Ich empfehle, diese Arbeit nur von einem ausgebildeten Techniker durchführen zu lassen.