Dramatisch und Lyrisch

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Nachtfluegel
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Huhu,

ich weiß nicht so recht, ob das hier der richtige Bereich für die Frage ist, da das doch mehr in der Klassik Anwendung findet (wenn ich mich da nicht täusche) Ich habe die beiden Begriffe immer wieder im Bezug aufs Singen gehört/gelesen, daher wollte ich mal fragen, wo eigentlich der Unterschied zwischen den beiden ist?
 
Eigenschaft
 
Etwa ein Fingerbreit unter diesem Bereich findest du das Klassiksub - ich verschiebe.;)

Außer diesen beiden gibt es noch einige weitere Abstufungen. Der Unterschied liegt (bei manchen) in der Range - in der Regel aber in der Rollenauswahl.

Siehe:

http://de.wikipedia.org/wiki/Stimmfach
 
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Mhmm danke dir :)

Mich interessiert im Speziellen eigentlich, was da so die typischen Merkmale sind, an welchen man so ne Veranlagung/Stimme mhmm erkennen kann.
Denn alleine unter den Begriffen kann ich mir auf Gesang bezogen irgendwie weniger was vorstellen, gerade auch im Compromentary-Bereich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das steht doch auch im Artikel bzw. den Querverweisen.

Der Begriff "Stimmfach" - und dafür ist deine Frage ein gutes Beispiel - hat, wie schon oft erwähnt, streng genomen im Contemporary (nicht "Compromentary") nichts verloren, denn er bezieht sich auf bestimmte Rollen in der Oper.

Wiki
Der dramatische Sopran ist eine Art des Soprans. Die Stimme hat häufig ein metallisches Timbre und die größte Durchschlagskraft. Von allen Sopranen muss der dramatische Sopran die lautesten Orchesterklänge überstrahlen und große Bögen singen. Die Stimmlage wird meist für Heldinnenrollen in dramatischen/tragischen Opern verwendet..

Als lyrischen Sopran bezeichnet man eine bestimmte Art der Sopranstimme. Lyrische Sopranistinnen haben eine schwerere Stimme als Soubretten, aber eine leichtere als dramatische und hochdramatische Sopranistinnen. Die Begriffe leicht und schwer beschreiben mehrere Aspekte der Stimmphysiologie wie Umfang und Klangfarbe, Beweglichkeit, Volumen und Tragfähigkeit.

Mit dem Begriff Stimmfach wird in der Praxis der Oper zwischen verschiedenen Arten und Charakteren der Stimmlagen unterschieden. Die Stimmfächer unterscheiden sich zum einen durch die Stimmen selbst, deren physiologische Merkmale wie Umfang, Färbung, Volumen die Sängerinnen und Sänger auszeichnen, andererseits in der Zuordnung zu den Rollen, die in Hinblick auf ebendiese Charakteristika angelegt werden, und ihren typischen Einsatzmöglichkeiten auf der Opernbühne.

Das heißt: Im Contemporary wirst du kaum Lieder für lyrische oder dramatische _____ finden.
 
Oh sorry, nicht gesehen.

Danke dir, dann könnte ich mir ja doch die Beispiele anhören
 
Kannst auch mal einen Blick in die Stimmfach-FAQ werfen, dort sind einige Klangbeispiele für lyrische und dramatische Stimmen anhand von Contemporarysängerinnen verlinkt.
 
Lyrisch und dramatisch ist im klassischen Bereich, zumindest bei den Männerstimmen, durch eine bestimmte Art der Stütze und Klangplatzierung gegeben. Ob es dafür eine natürliche Veranlagung gibt, darüber streiten sich die Geister. Fest steht aber, dass z.B. ein lyrischer Tenor durch das Anlernen einer bestimmten Stütztechnik ins dramatische Fach wechseln kann und umgekehrt, so geschehen z.B. bei Pavarotti, der ursrprünglich ein lyrischer Tenor war, aber in seiner späteren Karriere ins dramatische Fach gewechselt ist.

Bei Männern zeichent sich das v.a. dadurch aus, dass dramatische Tenöre bis in die größten Höhen (zumindest bis zum hohen C5) in der Vollstimme bleiben, während lyrische Tenöre insgesamt leichter singen und deshalb oft oberhalb von F4 die Randstimme verwenden oder einen sehr leichten Mix.

Bass, Bariton, Tenor bezeichnet im Grund ein bestimmtes natürliches Timbre von dunkel nach hell, während lyirsch vs. dramatisch va. ein technischer Aspekt ist, der bezeichnet mit wie viel "Masse" gesungen wird. Auch hier mag es natürliche Tendenzen geben, aber die sind zumindest nicht so groß, dass sie nicht durch das Anlernen einer bestimmten Technik überwunden werden könnten.

Hier im Video wird das ganze in den Extremen gezeigt, bei 0:43 Beispiel in dramatsicher Technik, bei 2:10 das gleiche in lyrisch. Beim lyrischen Teil ist der Wechsel ins Randstimmenregister sehr offensichtlich. Das muss nicht bei allen lyrischen Tenören so sein, aber generell geht es darum, dass lyrische Tenöre "leichter" singen.

 
Hallo, broeschies,

Lyrisch und dramatisch ist im klassischen Bereich, zumindest bei den Männerstimmen, durch eine bestimmte Art der Stütze und Klangplatzierung gegeben.

...entschuldige, aber die Behauptung, "lyrisch" oder "dramatisch" hinge lediglich mit einer anderen Stütztechnik zusammen, und man könne je nach Bedarf durch Technik-Wechsel zwischen lyrisch und dramatisch umschalten, ist, auf gut deutsch gesagt, Unfug.
Ich selbst bin "klassischer" Baß, und ich denke, das wäre mir im Unterricht sicherlich nicht entgangen, wenn man einfach mit einer anderen Stütztechnik komplett wechseln könnte.

Dein Beispiel von Pavarotti hinkt ein wenig... eine Stimme kann sich im Laufe eines Sängerlebens sicherlich mal in eine andere Richtung entwickeln bzw. man erarbeitet sich als Berufssänger auch mit und mit andere Partien und entwickelt sich so weiter. Das hat dann aber beim besten Willen nichts mit einem Technikwechsel bei der Stütze zu tun, der das wie von selbst auslöst...

Viele Grüße
Klaus
 
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Hallo, broeschies,



...entschuldige, aber die Behauptung, "lyrisch" oder "dramatisch" hinge lediglich mit einer anderen Stütztechnik zusammen, und man könne je nach Bedarf durch Technik-Wechsel zwischen lyrisch und dramatisch umschalten, ist, auf gut deutsch gesagt, Unfug.
Ich selbst bin "klassischer" Baß, und ich denke, das wäre mir im Unterricht sicherlich nicht entgangen, wenn man einfach mit einer anderen Stütztechnik komplett wechseln könnte.

Dein Beispiel von Pavarotti hinkt ein wenig... eine Stimme kann sich im Laufe eines Sängerlebens sicherlich mal in eine andere Richtung entwickeln bzw. man erarbeitet sich als Berufssänger auch mit und mit andere Partien und entwickelt sich so weiter. Das hat dann aber beim besten Willen nichts mit einem Technikwechsel bei der Stütze zu tun, der das wie von selbst auslöst...

Viele Grüße
Klaus
Wodurch ist dann deiner Meinung nach der Unterschied zwischen lyrisch und dramatisch gegeben? Ich bin aus klassischer Sicht ebenfalls Bass und kann entsprechende Partien nach Bedarf lyrisch oder dramatisch interpretieren. Natürlich gibt es eine bestimmte Veranlagung für eine bestimmte Singweise. Extrembeispiel sind die Countertenöre, die ihre Stimmen im Prinzip bis ins maximal lyrische trainieren.

Und wie sonst sollte sich Pavarotti denn "weiterentwickelt" haben, wenn nicht dadurch, dass er sich eine Technik angeeignet hat, die ihn dramatischer singen lässt. Mal abgesehen davon geht das nichtmal eben so. Pavarotti selbst hat mal in einem Interview gesagt, dass es ihn etwa 10 Jahre gekostet hat, seine Stimme dahingehend zu entwickeln.

Schau dir mal die Videos von Tenelli auf YT an zum Thema Stimmfach etc. Er demonstriert da u.a. wie er als Tenor im Bassbariton-Fach singen kann, allerdings technikbedingt in einer sehr lyrischen Weise. Der Unterschied zum echten Bassbariton ist dann genau, dass ein Tenor einen Bassbariton eben nur lyrisch interpretieren kann und nicht dramatisch.
 
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Wodurch ist dann deiner Meinung nach der Unterschied zwischen lyrisch und dramatisch gegeben?

Soweit ich weiß durch die physiologischen Voraussetzungen. Eine Stimme ist entweder lyrisch oder dramatisch veranlagt. Ich empfehle mal wieder die Lektüre von Miklos Klajns köstlichen Plaudereien aus dem Nähkästchen:

Die stimmliche Begabung besteht aus dem Stimmapparat, also der Stimme mit allem, was sie dazu macht, und so auch dem Timbre. Diese sind unveränderbar, glauben sie es mir! So ist das einzige, was wir ändern und beeinflussen können und sollen unsere Handwerk - das ist der Umgang mit unserer Begabung! Wir können uns darin immer weiter perfektionieren. Auch wenn eine geborene "lyrische" Stimme, wie sehr wir sie auch vergewaltigen NIE ZU EINER DRAMATISCHEN STIMME WERDEN! Aber wir können mit einer lyrischen Stimme dramatisch vortragen! Anders wird auch eine dramatische Stimme ebenso wenig zu einer lyrischen Stimme werden. Die Natur hat uns - zum Glück - bei dieser Sache die Hände gebunden.
(aus http://www.miklos-klajn.de/coach/naehkaestchen_stimmfachverteilung.html)

Natürlich kann eine dramatische Stimme auch lyrische Stücke singen, sie wird aber dadurch keine lyrische Stimme. Huift nix, aus mir wird kein lyrischer Sopran mehr :D Auch wenn ich noch so leicht ansetze... Meine Stimme ist einfach, wie sie ist :nix:
 
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Das ist in etwa so, wie auch ein Bariton technisch lernen kann, die Tenorlage zu bedienen, aber dadurch eben nicht zum Tenor wird.
 
Hallo,

...Veranlagung, genau das ist das Stichwort. Die Stimme ist ein "Rundum-Komplettpaket", die haben wir halt so, wie Mutter Natur uns damit ausgestattet hat. Das geht von der Anatomie bis zur Persönlichkeit... Natürlich gibt's da Stellknöpfe, an denen man drehen kann, um sich zu verbessern... bis zu einer gewissen Grenze halt. Auch die Zeit und Lebenserfahrungen können eine Stimme "reifen" lassen - aber auch das hat nichts mit Technik zu tun
Ansonsten haben Moni und Foxx das schon bestens zusammengefaßt.

Viele Grüße
Klaus
 
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Ja, Veranlagung habe ich ja erwähnt. Es gibt sicherlich eine natürliche Tendenz zum einen oder zum anderen. Aber auch Miklos Klajn bspw. erwähnt nicht durch welche Physiologie seiner Meinung nach eine lyrische oder dramatische Stimme entsteht. Meine persönliche Idee ist, dass diese "Veranlagung", wie ja auch Basselch erwähnt vor allem durch Persönlichkeit und Psyche gegeben ist bzw. durch den Willen ein bestimmtes Maß an Energie in einen Ton zu legen.

Wissenschaftlich betrachtet lässt sich derzeit eine so differenzierte Aufteilung wie sie in der Klassik verwendet wird, also Bass bis Tenor, lyrisch bis dramatisch auf keine Weise durch irgendwelche physiologischen Parameter rechtfertigen. Das System eignet sich vielmehr für die genaue Charakterisierung von Rollen in der Oper, aber nicht wirklich für die Charakterisierung von Sängern.

Für die Charakterisierung von Sängern nach Timbre ist das System Bass/Bariton/Tenor in gewissem Maße geeignet, auch wenn es da anhand physiologischer Parameter (z.B. Vokaltraktgröße und Stimmlippengröße) immer noch eine vergleichsweise große Varianz gibt, was entweder bedeutet, dass die Einteilung durch die jeweiligen Gesangslehrer in Stimmfächer ungenau ist oder dass die allgemeine Trennschärfe zwischen den Stimmfächern einfach nur gering ist. Nichtsdestotrotz lässt sich z.B. signifikant nachweisen, dass Bässe größere Stimmlippen und Vokaltrakte haben als Tenöre. Für die Charakterisierung lyrisch vs. dramatisch gibt es eine solche Möglichkeit hingegen nicht. Hier lassen sich aber teilweise technische Unterschiede beobachten, v.a. was die Kompressionsrate und den sub-glottischen Druck angeht.

Vielleicht hat man die entsprechende physiologische Komponente einfach noch nicht gefunden, aber es deutet derzeit vieles darauf hin, dass diese Untereinteilungen v.a. durch Technik und/oder psychische Veranlagung entstehen und dass die Einteilung lyrisch vs. dramatisch weit weniger von unumstößlichen physiologischen Gegebenheiten abhängt als die Einteilung Bass vs. Bariton vs. Tenor.
 
Nur mal als Denkanstoß. Ich finde dies Auflistung immer ganz hilfreich zu den Stimmfächern. Wenn man noch lyrisch vs. dramatisch betrachtet, hat man im Prinzip fast pro Halbton ein Stimmfach, je nachdem wo derjenige die Bridge macht.

http://www.singwise.com/cgi-bin/main.pl?section=articles&doc=DeterminingVocalFach&page=2

Es ist leicht vorstellbar, dass man durch leichte Veränderung der muskulären Balance das Stimmfach verschieben kann, indem man den Bridge-Ton verändert. Nun könnte man natürlich sagen, dass jeder ein "natürliches" Stimmfach hat, in dem er in der "neutralen" Lage singt, aber diese neutrale Lage ist gar nicht so einfach, weil die Tendenz zu einer gewissen muskulären Balance durch viele äußere und soziale Einflüsse gegeben ist (spreche ich eher laut oder leise, bestimmter Akzent der Muttersprache usw.)

Natürlich gibt uns die Physiologie bestimmte Limitierungen und ein Bass wird nicht so mal eben zum Tenor, aber es ist kaum möglich herauszufinden welches Stimmfach man "natürlicherweise" besitzt. Die Varianz ist so groß, dass man im Grund keine klare Aussage treffen kann, ob jemand "von Natur" aus nun ein dramatischer Bass oder ein lyrischer Bass ist.
 
Vielleicht hat man die entsprechende physiologische Komponente einfach noch nicht gefunden [...]

Du nennst sie doch:

(z.B. Vokaltraktgröße und Stimmlippengröße)

Hinzu kommt auch noch die Größe des Kehlkopfes an sich. Das sind schon mal drei Parameter, die sicherlich tendentiell miteinander korreliert sind, aber doch keineswegs immer nur als festes Setting kommen. So können zwei Sänger gleich lange Stimmlippen aber unterschiedlich große Kehlköpfe haben. Letzteres ist meines Wissens mitverantwortlich dafür, ob man eher zu schwerer oder leichter Stimme neigt.

Natürlich kommen auch psychologische Einflüsse und Neigungen hinzu. Manche Personen sind allein von der Persönlichkeit her sicherlich auch so veranlagt, dass sie eher zu wuchtigem oder eher zu feinem Gesang neigen. Aber das ist nicht das einzige. Ich kenne Sänger und hatte schon Schüler, die hätten gerne ordentlich brettern wollen, aber die Stimme war einfach eher leicht und dann hat es meiner Meinung nach auch keinen Sinn, etwas zu forcieren, für das die Stimme nicht gemacht ist.

Übrigens werden ja auch so gut wie alle Stimmen im Alter schwerer. Dass Sänger mit fortschreitendem Alter das Stimmfach wechseln kommt durchaus gar nicht so selten vor - das (nur) auf gezieltes Training zu schieben, halte ich für zu kurz greifend. Da ist wohl eher die Erklärung hinterhergeschoben, wenn die Natur zugeschlagen hat. ;)


Du hast natürlich Recht damit, dass sich eine derartige Vielfalt an Kombinationen ergibt, dass eigentlich eine beliebige Einteilung möglich wird. Aber es kam ja genau umgekehrt zustande: Letztendlich ist jede Stimme individuell, für klassische Musik braucht man ab eine Einteilung. Und mit dem Versuch, möglichst jede Stimme einordnen zu können, kommt eben eine derartig komplexe Unterteilung zustande.

Und genau deshalb ist es für Contemporary eigentlich unerheblich. Aber es scheint eben auch ein großes Bedürfnis unter Sängern zu geben, die eigene Schublade zu finden. Das erleben wir ja nicht nur hier im Board, die Frage nach dem Stimmtyp beschäftigt Sänger weltweit, on- und offline.
 
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Das dramatische Fach und das lyrische unterscheiden sich an der Größe der Stimmen. Dramatische Stimmen sind lauter und kommen gegen größere Orchester an. Als Paradebeispiel: Wagner.

Es ist, nicht wie in diesem Thread angedeutet, eine rein technische Sache, sondern eine Stimmphysiologische. Eine leichtere Stimme kann sich schwerer klingen lassen, verschleißt aber schneller als eine dramatische Stimme die einfach so singt wie sie eben mit sachgemäßer Technik klingt. Das ist zwar nicht alles durch wissenschaftliche Studien belegt, aber wir haben genug empirische Erfahrungen, dass das Fach zum größten Teil vom Aufbau des Körpers abhängt.
Ein Bass kann singen wie ein Tenor und ein Tenor kann singen wie ein Bass, beide werden aber nie so gut klingen wie ein echter Tenor oder Bass.

Es gibt Ausnahmen wie Caruso, oder Spinto-Tenöre, deren Stimmen einen großen Verwertbaren und Wandelbaren Umfang haben, aber das sind eben nur Ausnahmen.

In der Populärmusik ist das ganze sowieso egal. Da singen 99% der Sänger lyrisch. Um den Unterschied zwischen dramatischen und lyrischen Stimmen zu verstehen, muss man das Live gehört haben. Video-Aufnahmen reichen nicht.
 
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Natürlich kommen auch psychologische Einflüsse und Neigungen hinzu. Manche Personen sind allein von der Persönlichkeit her sicherlich auch so veranlagt, dass sie eher zu wuchtigem oder eher zu feinem Gesang neigen. Aber das ist nicht das einzige. Ich kenne Sänger und hatte schon Schüler, die hätten gerne ordentlich brettern wollen, aber die Stimme war einfach eher leicht und dann hat es meiner Meinung nach auch keinen Sinn, etwas zu forcieren, für das die Stimme nicht gemacht ist.

Ist auch genau meine Erfahrung. Und es ist sinnlos, kontraproduktiv und manchmal auch gesundheitsschädlich, eine Stimme zu etwas zu zwingen, für das sie nicht gemacht ist.


Übrigens werden ja auch so gut wie alle Stimmen im Alter schwerer. Dass Sänger mit fortschreitendem Alter das Stimmfach wechseln kommt durchaus gar nicht so selten vor - das (nur) auf gezieltes Training zu schieben, halte ich für zu kurz greifend. Da ist wohl eher die Erklärung hinterhergeschoben, wenn die Natur zugeschlagen hat. ;)

Natürlich verändern sich Stimmen, wenn man älter wird, sie altern mit - so wie der ganzer Körper sich verändert und altert. Das hat dann oft einen Stimmfachwechsel zur Folge - übrigens auch bei einigen Contis, die in reiferen Jahren auf bluesige oder rauchige Barjazz-Balladen umsteigen (ist jetzt nur ein Beispiel). Bei den klassischen Sängerinnen kommt die Tatsache hinzu, daß ihr Stimmfach sie von vornherein auf bestimmte Rollen festlegt. Eine 50jährige in einer jugendlichen Soubrettenrolle will aber keiner sehen. Also muß sie, wenn es die Stimme hergibt, das Fach wechseln. Oder aufhören.
 
Lyrisch und dramatisch ist im klassischen Bereich, zumindest bei den Männerstimmen, durch eine bestimmte Art der Stütze und Klangplatzierung gegeben.

Hilfe broeschies! :eek: Das ist etwa so, wie wenn du sagen würdest, ob ein Kind bei der Geburt ein Junge oder ein Mädel ist, hängt davon ab, ob die Mutter während der Schwangerschaft Caramelbonbons gelutscht hat oder nicht ;)

Dein Beispiel mit Pavarotti besagt dann auch gar nichts. Es ist völlig normal, dass ein Sänger/eine Sängerin sich erst im Laufe des Berufslebens an dramatische Partien wagt/wagen soll! Um diese unbeschadet(!) singen zu können, braucht die Stimme nämlich eine gewisse Reife (und mit Reife meine ich nicht eine veränderte Stütztechnik oder Klangplatzierung!)
Bevor eine Sängerin mit, ich sag jetzt mal dramatischem Potenzial, im zB. dramatischen Sopranfach singt, ist sie vielleicht eine schwere lyrische oder zuerst ev. sogar noch Mezzo.

Aber man muss ohnehin unterscheiden ob man die Unterteilung für die Opernpartien meint (die einfach angibt, für was für Stimmtypen die Rolle ganz prinzipiell geeignet wäre) oder ob man mit "lyrisch versus dramatisch" den Stimmklang als solches meint, und hier im Thread geht es ja wohl v.a. darum.

Wodurch ist dann deiner Meinung nach der Unterschied zwischen lyrisch und dramatisch gegeben?

Die Antworten hast du ja schon von vielen hier bekommen, ich muss es nicht auch noch im Detail wiederholen. Aber kurz gesagt: Anatomie (nicht nur des Stimmapparates, sondern des ganzen Körpers), Physiologie und sicher auch Charakter, Temperament etc., ev. ja auch Prägung in der Kindheit/Jugend und was sonst noch alles mit hineinspielt, dass eine Stimme tönt wie sie eben tönt.

Genauso gut könntest du also fragen: weshalb tönt die Stimme von Herr Müller wie die Stimme von Herr Müller und diejenige von Herr Meier wie die von Herr Meier ;)

Die Technik ist natürlich auch wichtig, aber in dem Sinn, dass man bei den meistens Stimmen erst dann sagen kann, wo sie einzuordnen sind, wenn sie einen bestimmten Ausbildungsgrad erreicht haben. Manchmal lässt sich zwar bereits im unausgebildeten Zustand eine Tendenz ablesen, aber ob sich diese dann auch wirklich bewahrheitet steht noch auf einem anderen Stern.

Ich bin aus klassischer Sicht ebenfalls Bass und kann entsprechende Partien nach Bedarf lyrisch oder dramatisch interpretieren.

Ja sicher, das ist möglich - bis zu einem gewissen Punkt. Ich bin dramatische Koloratur und fühle mich bei entsprechenden Arien meist "wie gerade zuhause angekommen", auch bei solchen, die ansonsten sauschwer sind. Wie gerade eben bei einer Konstanze-Arie (Serail). Dann habe ich mich nach einigem Zögern und sehr vorsichtig auch mal an Blondchen gewagt: gleiche Oper, aber das jetzt für lyrischen Koloratursopran (und zwar sogar sehr leichten). Dachte zuerst, das wird ein Satz mit X und war dann extrem erstaunt, als es mir gar nicht so übel gelang :). Allerdings so ganz authentisch zur Rolle war es wohl nie, ein bisschen Konstanze hat da immer noch mit durch geschimmert ;) Aber egal, spielt keine Rolle, weil öffentlich aufführen werde ich ohnehin weder das eine noch das andere, so blöd bin ich dann doch nicht :D
 
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Die Antworten hast du ja schon von vielen hier bekommen, ich muss es nicht auch noch im Detail wiederholen. Aber kurz gesagt: Anatomie (nicht nur des Stimmapparates, sondern des ganzen Körpers), Physiologie und sicher auch Charakter, Temperament etc., ev. ja auch Prägung in der Kindheit/Jugend und was sonst noch alles mit hineinspielt, dass eine Stimme tönt wie sie eben tönt.
Genau darauf will ich ja hinaus. Denn was ist denn die Prägung, die Gewohnheit oder was auch immer? Es ist die Tendenz zu einer bestimmten Technik. Ein texanischer Akzent bspw. hat viel Twang. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn Texaner tendenziell twangiger singen als andere Sänger. Sie wenden damit eine andere Technik an und haben durch den stärkeren Twang ggf. einen Hang dazu lyrischer zu singen. Das heißt aber nicht, dass ihre Stimme physiologisch gesehen mehr Twang besitzt, sondern es ist eine Gewohnheit. Chinesische Opernsänger z.B. singen ziemlich anders als westliche Opernsänger und würden aus europäischer Sicht nahezu alle als "lyrisch" gelten. Trotzdem unterscheidet sich die chinesische Stimmphysiologie generell nicht großartig von der westlichen.

Worauf ich hinaus will ist, dass gerade so diffizile Unterscheidungen wie lyrisch und dramatisch zu einem großen Teil durch Faktoren bedingt sind, die nicht von der reinen Physiologie abhängen und dadurch auch ggf. umgelernt werden können. Wie gesagt sind aus rein wissenschaftlicher Sicht selbst bei der Unterscheidung der groben Stimmfach-Einteilung nach Physiologie noch sehr große Varianzen drin.

Und was hier gesagt wurde ist natürlich alles richtig. Eine dramatischere Stimme zu entwickeln braucht eine gewisse Reifung der Stimme bzw. Training, es sei denn man spricht aus Gewohnheit schon immer sehr "dramatisch". Ich sage ja nur, dass es keine physiologisch eindeutige Einteilung gibt, die einem sozusagen vorherbestimmt, dass die Stimme lyrisch oder dramatisch sein muss.
 
Wie sieht denn dann deiner Meinung der Unterschied in der Stütztechnik aus, der zwischen lyrisch und dramatisch entscheidet?


Ich finde es einfach auch nicht zielführend, so zu tun, als ob die Leichtigkeit oder Schwere der Stimme eine reine Technikfrage sei und man einfach nur lange genug trainieren müsse, um beides zu beherrschen. Natürlich kann man, wie Tonja ja auch am eigenen Beispiel dargelegt hat, sich technisch so annähern, dass man klangliche Ähnlichkeit erreicht. Aber es wird nicht der eigene Wohlfühlbereich werden und man wird es auch ebenfalls nie so überzeugend beherrschen wie das, wofür die Stimme "gemacht" ist.

Ich finde übrigens auch das verlinkte Video oben nicht überzeugend, was den wirklich klanglichen Unterschied der Stimme angeht. Er singt halt einmal lauter und einmal leiser und setzt das hohe C unterschiedlich an. Das macht sicherlich nicht den Unterschied zwischen dramatisch und lyrisch.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Mal ein Beispiel:



Leona Lewis und Helene Fischer im Duett, beide sind Sopran aber Leonas Stimme hat auch in den Beltparts viel mehr Leichtigkeit, Helenes mehr "Körper" bei vergleichbarer Stimmtechnik (Mix-Belt) - lässt sich besonders gut bei den Adlibs hören. Und das ist einfach Veranlagung.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Und spaßeshalber hier noch zum Vergleich ein Mezzo mit dem gleichen Stück:

http://www.clipfish.de/special/x-factor/video/3439390/x-factor-edita-singt-run-von-leona-lewis/
 
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