Wenn Tonarten als
System aufgefasst werden sollen , dann ist Dur selbst
das System. Es bietet einen abgeschlossenen, aber erweiterbaren Funktionsvorrat, bei dem "alles zueinander passt".
Ionisch ist das
neutrale Element, welches eine 1:1 Abbildung der Durtonleiter auf - na was wohl -
sich selbst realisiert. Damit ist der Begriff Ionisch redundant. Man kann ihn ebensogut weglassen. Nicht weglassen kann man Attribute wie "lydisch" oder "mixo". Lydisch ist aber quasi-diatonisch, da #4 den charakteristischen Ton der
DD ergibt. Mixolydisch ergibt zunächst einmal eine I7 (quasi-dominantische) Tonika; das dürfte der Haupteffekt sein, und dann auch eine
dP oder
SS (wenn man sie denn braucht) . Auch mixo. ist nur eine kleine, quasi-diatonische Ausweichung im Dur-System.
Mit anderen Modi verlässt man das Dur-System. Diese gehören zu Moll. Moll stellt aber
kein System dar, jedenfalls kein geschlossenes System. Statt dessen bestimmen
Funktionen, welche Moll-Funktionalität vorliegt - die man mehr oder weniger gut auch mit einem Modus bezeichnen kann. In Moll finden typisch Ausweichungen statt. Oft mehr als eine.... Es scheint so, dass man die Ausweichungen braucht, um die Tonart überhaupt vollständig hörbar zu machen.
Gibt es dafür noch Anweisungen, oder ist das eher eine Gewöhnung, die solange läuft bis man einfach intuitiv sagen kann "Das ist Äolisch!"?
du brauchst zunächst einmal den initialen Akkord - nicht die Finalis, die kommt ja am Schluss. Der erste Akkord ist zugleich der erste Kandidat für die Tonika. Erklingt dann Ton b6 , typ. als IVm6 für Moll, oder bVI, ist es nicht dorisch und nicht MM, aber es bleiben noch 2 andre Moll-Modi + HM übrig. Kann man erst entscheiden, wenn b7 oder 7 erklungen ist (Wenn der erste Akkord nicht vermindert ist, kann es kein lokrisch sein usw). Was aber, wenn 6 / b6 oder 7 / b7 in wechselnder Abfolge erscheinen? Antwort: Es kommt auf die verwendeten
Funktionen an. Ist die Dominante in Dur, handelt es sich um HM oder MM.
Und wohin gehört z.B. die Progression E G Asus4 A | E G/5 C Em ? Vom Funktionsvorrat her nach Dorisch - doch der erste Akkord scheint eine Durtonart anzudeuten, der Akkord C wäre aus Moll(äolisch) entnommen. Sicher sagen kann man nur, dass die Tonart E(m) ist, welche durch Funktionen im Kontext Moll dargestellt wird (ich würde bei Dorisch bleiben). Mit Ton b2, typ. als bII/3, ist man modal in phrygisch - doch bei Verwendung einer V sind wir eher in HM und bII ist Neapolitaner.
In Moll stehen die Skalen stets für Funktionen, wobei Funktionalität auch durch Weglassen entstehen kann. Klammere ich Ton b6 z.B. sorgfältig aus in den verwendeten Skalen, tendiert die Progression nach Dorisch - ggf. ersetzt dann IV7sus4 die IV, und Im Vm Im usw. steht für Dorisch, nicht für Äolisch, welches erst nach Erklingen von b6 eintreten kann.