Eure schrägsten gigs ;)

...andere hocken halt 8 Std. im Büro und tippen Zahlen in Tabellen ein :D
 
Wie ich einmal keine Musik für die Müllmänner gemacht habe.

Im letzten Jahrhundert spielte ich in einer "Amateurtanzkapelle" in der damaligen DDR.
Eine Kulturverantwortliche hatte unsere Band für ein Betriebsfest der Müllabfuhr gebucht, ohne die arbeitende Belegschaft darüber zu informieren.
Wir haben vor Eintreffen der Müllmänner unsere Anlage in einem Landgasthof aufgebaut. Sie war nach heutigen Maßstäben nicht besonders hochwertig aber die PA sah schon mächtig beeindruckend aus. Als die Müllmänner aus dem Bus stiegen und die Anlage sahen kamen sie sofort zu uns an den Tisch. Eh Jungs, bleibt ruhig hier sitzen und trinkt mit uns, aber macht keinen Lärm. Sie haben uns gleich ne Flasche Weinbrand an den Tisch gebracht. Wir haben zusammen gesoffen, keinen Ton gespielt und haben trotzdem unsere Gage, ich glaube 80 Ostmark, bekommen.

Das Musikerleben war bei uns damals exakt so wie in "Fleisch ist mein Gemüse". Hätte ich 1:1 auch so schreiben können.

Vom Quintett zum Quartett

Wir waren einmal zu einem LPG-Fest gebucht worden. Es fand im Heimatdorf unseres Drummers statt und er brauchte diesmal nicht zu fahren. Ein achwerer Fehler. Als die Musik endlich losgehen sollte war unser Drummer schon komplett voll. Da er auch noch einige Titel singen sollte nutzte er sein Mikro um einige alte Bekannte im Saal zu grüßen: He paul bist Du immer noch mit xxx zusammen, die hat doch den Trödel usw. Es blieb uns nichts anderes übrig als ihn mit vereinten Kräften hinter die Bühne zu bugsieren und geknebelt auf einem Stuhl festzubinden. Wer sollte nun Schalgzeug spielen ? Unser 2. Sänger wurde dann verpflichtet Perkussion zu machen was auch leidlich gelang. Wir haben jedenfalls Blut und Wasser geschwitzt und den Abend gerettet. Es nahm aber noch eine dramatische Wende. Die komplette Musikanlage konnten wir in einem Nebenraum einschließen bis zum nächsten Tag. Als wir Mittags wieder ankamen fehlten exakt alle Westsachen: 1 Shure-Mikro, Paiste-Becken und mein Small Stone. Alle DDR-Instrumente waren unangetastet. Ein Kenner. Wir haben Anzeige erstattet. Die Polizei kam aber nicht, O-Ton: sind alle zum FC Hansa-Spiel. 1 Jahr lang haben wir prozessiert und dann eine Entschädigung bekommen.
 
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Kein schräger gig diesmal, nur schräge Gefühle :)
Manchmal liegen Welten zwischen dem Lebensstandard eines freischaffenden Musikers und dem seiner Auftraggeber.
Gestern hatte ich einen wirklich noblen gig mit meiner neuen Coverband: eine private Geburtstagsfeier auf einem Schiff, eigens für diesen Zweck gemietet, mit extra engagiertem Sternekoch als Caterer, edlen Weinen und Champagnern, kultivierten, wohl situierten (und sehr freundlichen) Gästen - alles vom Feinsten. Warm war es da, schön beleuchtet und toll dekoriert, sehr gemütlich.... aber irgendwann muß man wieder hinaus in die kalte, neblige Nacht.
Und ich hatte darauf spekuliert, daß die Gage am selben Abend ausbezahlt werden würde. Was aber nicht der Fall war. Ich bin momentan aufgrund unerwarteter Umstände leider mehr als klamm....
Eigentlich wollte ich mir ein Taxi nach Hause gönnen; meine Barschaft belief sich aber auf genau 2,50 Euronen, was zum Glück gerade noch für den Nachtbus gereicht hat.
Da stand ich also an der Haltestelle (die zum Glück nur ein paar Meter vom Schiffsanlegeplatz entfernt ist) und wartete auf den Bus, umgeben von angetrunkenen Jugendlichen, Migranten, Obdachlosen, ein paar ärmlich aussehenden alten Menschen und dem Geruch nach Bratfett der Wurstbude, die die halbe Nacht offen hat.
Es war ein ganz seltsames Gefühl: hier die reale Welt für die meisten "normalen" Menschen und ein paar Meter weiter feiert die Oberschicht eine Sause, die was weiß ich wieviel gekostet hat .... und ich trete von einer Welt in die andere ein, so quasi als Grenzgängerin.
War eine sehr intensive Erfahrung, irgendwie.
 
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Hi Bell,

Kein schräger gig diesmal, nur schräge Gefühle :)

ich habe deinen Beitrag mal im "Vom Hobby zum Beruf" Thread verlinkt.

Im "Geiz ist Geil - Zeitalter" ist Musik leider Ramschware. Traurig aber wahr. :(

VG Helmut
 
und ich trete von einer Welt in die andere ein, so quasi als Grenzgängerin.

Dieses Gefühl kenne ich aus New York. Da liegt die Grenze 20 Stockwerke unter der Terrasse unserer Freunde. 10 Sekunden mit dem Fahrstuhl durch das "Nichts" und du bis da - von schwarz nach weiß völlig ohne Grautöne.

Gruß
Martin
 
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Bei mir kommt es ja öfter vor, daß ich aufgebrezelt bei irgendwelchen Nobelveranstaltungen singe und unmittelbar danach in mein kleines, materiell unsicheres Leben zurückkehre.... aber diesmal ging es praktisch von einer Sekunde zur anderen. Und die Gestalten, die man spät nachts an Bushaltestellen trifft, bekommen die Gäste dieser Veranstaltungen vermutlich nie zu sehen. Sie leben in einem Paralleluniversum und ich habe eine temporäre Eintrittskarte dafür. Das ist immer wieder interessant. Im März sind wir für eine Charity-Veranstaltung gebucht, zu der gewichtige alt- und neureiche Personen geladen sind. Ich werde berichten ;)
 
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... Paralleluniversum und ich habe eine temporäre Eintrittskarte dafür...
Hm..., das mag ja interessant sein, aber...
Ich würde meine Kollegin / Freundin / Partnerin / Ehefrau nie und nimmer da nachts alleine lassen. So groß kann der Umweg gar nicht sein, dass ich sie nicht daheim "ordnungsgemäß" abliefern würde. Ich hätte da keine ruhige Minute.
 
Ist das nicht ihre Entscheidung? Ich bin ja mehr dafür, ihnen zu ermöglichen, sich ggf. selber zu wehren.
 
Hm..., das mag ja interessant sein, aber...
Ich würde meine Kollegin / Freundin / Partnerin / Ehefrau nie und nimmer da nachts alleine lassen. So groß kann der Umweg gar nicht sein, dass ich sie nicht daheim "ordnungsgemäß" abliefern würde. Ich hätte da keine ruhige Minute.

Sehe ich genauso, kiroy. Hab diesbezüglich auch mehr als eine üble Erfahrungen gemacht.... aber 2 Bandkollegen waren schon weg, und der letzte war ein Freund des Veranstalters und wollte noch bleiben. Einen Partner bzw. Ehemann gibt es bei mir nicht mehr. Deshalb musste ich mich alleine nach Hause "durchschlagen". Meistens genügt es aber, wenn man ein böses, abweisendes Gesicht macht - oder so tut, als würde man telefonieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einen Partner bzw. Ehemann gibt es bei mir nicht mehr. Deshalb musste ich mich alleine nach Hause "durchschlagen".

Selbst ist die Frau - so ist das Leben. Deshalb schaffen wir Soloistinnen auch alles ohne einen, der uns nachhause chauffiert ;-)
 
Es war ein ganz seltsames Gefühl: hier die reale Welt für die meisten "normalen" Menschen und ein paar Meter weiter feiert die Oberschicht eine Sause, die was weiß ich wieviel gekostet hat .... und ich trete von einer Welt in die andere ein, so quasi als Grenzgängerin.
War eine sehr intensive Erfahrung, irgendwie.

Das kommt mir sehr bekannt vor...seltsam ist das definitiv. Als ich das noch nicht einordnen konnte hatte ich ein ähnliches Gefühl. War aber mehr auf die sozialen Umstände bezogen. Mittlerweile kennt man das "Schauspiel" ja zu genüge.
 
Selbst ist die Frau - so ist das Leben. Deshalb schaffen wir Soloistinnen auch alles ohne einen, der uns nachhause chauffiert ;-)

Na ja ... mulmig war mir schon. Du glaubst nicht, was für seltsamen (und vor allem leider auch hoch aggressiven) Gestalten man hier nachts so begegnet. Ein Taxi ist mir allemal lieber....
 
Müsste in deiner Stadt doch finanzierbar sein.
Die zufällige monetäre Zwangslage steht ja hier erklärt:

Und ich hatte darauf spekuliert, daß die Gage am selben Abend ausbezahlt werden würde. Was aber nicht der Fall war.
....
Eigentlich wollte ich mir ein Taxi nach Hause gönnen; meine Barschaft belief sich aber auf genau 2,50 Euronen, was zum Glück gerade noch für den Nachtbus gereicht hat.
Manchmal kommt es wirklich saudoof, da steckt bestimmt dieser Murphy dahinter :evil:
 
bei mir kam es auch mal vor, dass ich durch Zusammentreffen mehrerer dummer Umstände nachts unterwegs war und nur sehr wenig Geld in der Tasche hatte (allerdings mehr als 2,50). Ich nahm mir ein Taxi, sagte dem Fahrer, wo ich hinwollte und wieviel Geld ich noch hatte und bat ihn, mich abzusetzen, wenn das Geld verbraucht war. Den restlichen Weg wollte ich dann zu Fuß gehen. Als das Geld alle war, stellte er das Taxameter ab und fuhr mich die letzten ca. 2 Kilometer trotzdem nach Hause. Auch in München gibt es noch menschliche Taxifahrer :great:. Ich fand es nur schade, dass ich ihm kein Trinkgeld geben konnte, weil ich eben blank war, auch zuhause nichts mehr liegen hatte ...
 
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Müsste in deiner Stadt doch finanzierbar sein.

Normalerweise schon! Aber that s rock n roll.... ich bin ab und an tatsächlich so pleite, dass ich kein Taxi finanzieren kann. Und künftig dürfte das sogar noch häufiger vorkommen.....
 
Stadtmenschen.... Ich bin in meinem Leben überhaupt erst 2-3 mal Taxi gefahren :whistle:
 
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