capridriver
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Hallo zusammen,
wie hier berichtet, hat Harley Benton eine Offensive mit einer Serie neuer Instrumente gestartet. Mich sprach besonders das Brian-May-Modell, die "Red Special" an. Kostet aktuell beim großen T 249 Euro - klick.
Am 28.7.2014 habe ich mir dann das Modell bestellt, damals war der voraussichtliche Liefertermin auf den 25.8.2014 terminiert. Erfreulicherweise kam sie schon vier Tage früher an, so dass mich der freundliche Postler pünktlich ein paar Tage nach meinem Wiegenfest mit einem verspäteten Geburtstagsgeschenk beglückte - die besten Geschenke macht man sich ja bekanntermaßen selbst ...
Die Sendung kam, wie von Thomann üblich, "Karton in Karton" (ich hatte noch zusätzlich eine E-Traveller-Akustik mitbestellt, die auch noch locker im Karton Platz fand). Nach dem Auspacken hatte ich dann eine auf den ersten Eindruck wirklich hübsche Red Special (-Kopie) in der Hand. Erster Blick: Wirklich wie versprochen Burns Trisonic Pickups, wirklich Grover Tuner. Letzter laufen sehr angenehm sahnig, was nicht selbstverständlich ist bei aktuellen Grovern (ich hatte zuletzt einige aktuelle Gibsons hier, bei denen die Grovers vorsichtig ausgedrückt suboptimal waren). Die Tuner sind optisch identisch mit den GR305 und haben ein Übersetzungsverhältnis von 18:1.
Die Kopfplatte ist in Höhe des dritten Bundes angeschäftet; der Sattel besteht aus einem synthetischen Knochenmaterial.
Die Mensur beträgt (gemessene) 635mm, somit also Gibson-Maß und weicht hier vom Vorbild ab (610mm) - für mich mit relativ großen Händen eher angenehm, aber das fällt in den Bereich des individuellen Geschmacks.
Korpus und Hals sind aus Mahagoni, beide aus jeweis drei Teilen (Body: größeres symetrisches Mittelstück mit zwei kleineren Flügeln; Kopfplatte und Halsfuß sind angeschäftet/angesetzt). Die Lackierung ist wie beim Original ein transparentes Rot, das die Maserung durchscheinen lässt. Die Lackierung ist sauber ausgeführt, als einzige Fehler konnte ich einen Einschluß im Lack und einen schwarzen Punkt im Binding auf der Oberseite entdecken. Die Gitarre wiegt auf meiner Digitalwaage 3578g, wirkt am Körper getragen aber leichter. Der Hals hat ein mittelfettes D-Profil und liegt wirklich gut in der Hand. Die Bünde haben Medium-Jumbo-Format.
Die Fräsungen sind recht sauber ausgeführt, lediglich in der Vibrato-Fräsung auf der Decke ist dem asiatischen Kollegen wohl die schwarze Farbe ausgegangen, blöderweise ausgerechnet an der Stelle, an der man es sehen kann...nun ja, das war schnell retuschiert und ist jetzt unsichtbar. Die Federfach-Fräsung hatte diesen Fehler nicht.
In einen der beiden Halte-Bolzen des Tremolos hatte sich schon eine tiefe Rille gefressen, hier wurde wohl das Tremolo bei gespannten Saiten in der Höhe justiert. Ich habe ihn gleich ausgetauscht, jetzt läuft das Tremolo auch deutlich weicher. Es handelt sich hier um eine einfaches Messerkantenmodell an zwei Bolzen, das aber erstaunlich stimmstabil arbeitet. Die Grundplatte ist recht dick verchromt, der Block aus preiswerten Zink-Guss. Hier wäre noch Verbesserungspotential, vielleicht werde ich das zeitnah mal tauschen. Nötig ist das keinesfalls, könnte aber noch ein paar Prozent Verbesserung bringen, denn die Basis ist - soviel sei hier schon vorweggenommen- recht ordentlich. In der Werkseinstellung (mit recht hoher Saitenlage) waren nach oben 3 bis 4 Halbtöne drin, nach unten ging es fast bis zur Erschlaffung der Saiten.
Die Elektrik besteht wie oben beschrieben aus drei Burns Trisonic Pickups, die sich mittels dreier Schiebeschalter an oder aus und mittels dreier weiterer in- oder out-of-phase schalten lassen. Die Schalter machen einen durchschnittlichen Eindruck, hier habe ich bei anderen Red Special-Kopien aber schon deutlich Schlechteres gesehen. Die Potis haben ein großes Gehäuse und sehen verdächtig nach Alpha aus. Der gemessen Wert lag bei 400kOhm. Alles ist auf einem dreischichtigen schwarzen Pickguard montiert, so wie es auch beim Original der Fall ist. Hinter dem Tremolo ist noch eine Blindabdeckung, um die Optik der echten Red Special zu erhalten.
Die Werkseinstellung war durchaus ok; die Gitare war sofort problemlos bespielbar und laut Hangtag mit D'addario XXL-Saiten bestückt. Da ich bei jeder neuen Gitarre erstmal die Saiten tausche und hier zusätzlich auch noch ein Zehner-Satz verbaut war (Mister May spielt ja seine mit 8er-Saiten!), war hier für mich auch Handlungsbedarf. Damit war eine Neu-Justierung des Tremolos und des Halses fällig, gleichzeitig habe ich auch die Saitenlage angepasst (der Hals war ab Werk etwas zu konkav eingestellt, da ich einen "Mädchenanschlag" habe, kann ich meine Hälse fast komplett gerade einstellen, ohne dass es schnarrt - natürlich nur, wenn die Gitarre es zulässt). Hier war nach der Einstellung eine schnarrfreie Saitenlage von 1,3mm möglich - sehr fein . Kritikpunkte hier: Die Schrauben der Federkralle waren ab Werk total vermurkst, die müssen getauscht werden, ebenso die der Trussrod-Abdeckung.
Der Sattel ist wie oben geschrieben aus einem synthetischen Knochenmaterial, die Sattelkerben könnten allerdings etwas tiefer ausfallen. Auch das war schnell behoben.
Trocken gespielt klingt die Red Special recht warm und ausgeglichen, die Höhen sind leicht verhalten, Mitten und Bässe im Vordergrung. Am Amp verstärkt sich dieser Eindruck, die Gitarre ist viel mehr Les Paul als Strat, geschuldet durch die Holzkonstruktion und die kurze Mensur. Clean lassen sich dennoch sehr interessante Sounds aus der Gitarre locken, gerade auch mit der Out-of-Phase-Schaltung gehen zum Beispiel sehr schön knackige Rhythmus-Sounds à la "Another one bites the dust". Verzerrt zeigt sich der hohe Output der Trisonics; der lässt die Special sehr schön singen. Das "Bohemian Rhapsody"-Solo klingt damit fast wie im Original. Überhaupt hat die Gitarre echt "Cojones" - Heavy/Hard Rock geht damit prima, für tiefergestimmten Metal wird es flott matschig, könnte ich mir vorstellen (nicht meine Baustelle und darum auch nicht ausprobiert). Generell lassen sich mittels des Mäuseklaviers viele verschiedene Sounds aus der Gitarre locken, man traut der Red Special diese Vielseitigkeit auf den ersten Blick nicht zu. Allerdings ist die Schalt-Mimik nicht annähernd so intuitiv zu bedienen wie bei einer Strat, dafür wurde das Teil aber auch nicht gebaut und das wollte der ursprüngliche Erbauer für sich wohl auch nicht.
Wenn gewünscht, reiche ich die Tage ein paar Soundbeispiele nach, am Wochenende werde ich allerdings nicht dazu kommen.
Als Fazit würde ich trotz einiger (für mich) kleinerer Kritikpunkte zum Kauf raten, für 249 Euro bekommt man hier eine ordentliche Gitarre, die ab Werk gut bespielbar war und nach ein wenig Einstellungsarbeit sogar ein "sehr gut" in dieser Kategorie einheimsen kann. Über die Unsauberheiten beim Binding, der Lackierung und dem Lack in der Fräsung kann ich hinwegsehen, die weichen Schrauben an der Federkralle und der Trussrod-Abdeckung finde ich allerdings ärgerlich.
wie hier berichtet, hat Harley Benton eine Offensive mit einer Serie neuer Instrumente gestartet. Mich sprach besonders das Brian-May-Modell, die "Red Special" an. Kostet aktuell beim großen T 249 Euro - klick.
Am 28.7.2014 habe ich mir dann das Modell bestellt, damals war der voraussichtliche Liefertermin auf den 25.8.2014 terminiert. Erfreulicherweise kam sie schon vier Tage früher an, so dass mich der freundliche Postler pünktlich ein paar Tage nach meinem Wiegenfest mit einem verspäteten Geburtstagsgeschenk beglückte - die besten Geschenke macht man sich ja bekanntermaßen selbst ...
Die Sendung kam, wie von Thomann üblich, "Karton in Karton" (ich hatte noch zusätzlich eine E-Traveller-Akustik mitbestellt, die auch noch locker im Karton Platz fand). Nach dem Auspacken hatte ich dann eine auf den ersten Eindruck wirklich hübsche Red Special (-Kopie) in der Hand. Erster Blick: Wirklich wie versprochen Burns Trisonic Pickups, wirklich Grover Tuner. Letzter laufen sehr angenehm sahnig, was nicht selbstverständlich ist bei aktuellen Grovern (ich hatte zuletzt einige aktuelle Gibsons hier, bei denen die Grovers vorsichtig ausgedrückt suboptimal waren). Die Tuner sind optisch identisch mit den GR305 und haben ein Übersetzungsverhältnis von 18:1.
Die Kopfplatte ist in Höhe des dritten Bundes angeschäftet; der Sattel besteht aus einem synthetischen Knochenmaterial.
Die Mensur beträgt (gemessene) 635mm, somit also Gibson-Maß und weicht hier vom Vorbild ab (610mm) - für mich mit relativ großen Händen eher angenehm, aber das fällt in den Bereich des individuellen Geschmacks.
Korpus und Hals sind aus Mahagoni, beide aus jeweis drei Teilen (Body: größeres symetrisches Mittelstück mit zwei kleineren Flügeln; Kopfplatte und Halsfuß sind angeschäftet/angesetzt). Die Lackierung ist wie beim Original ein transparentes Rot, das die Maserung durchscheinen lässt. Die Lackierung ist sauber ausgeführt, als einzige Fehler konnte ich einen Einschluß im Lack und einen schwarzen Punkt im Binding auf der Oberseite entdecken. Die Gitarre wiegt auf meiner Digitalwaage 3578g, wirkt am Körper getragen aber leichter. Der Hals hat ein mittelfettes D-Profil und liegt wirklich gut in der Hand. Die Bünde haben Medium-Jumbo-Format.
Die Fräsungen sind recht sauber ausgeführt, lediglich in der Vibrato-Fräsung auf der Decke ist dem asiatischen Kollegen wohl die schwarze Farbe ausgegangen, blöderweise ausgerechnet an der Stelle, an der man es sehen kann...nun ja, das war schnell retuschiert und ist jetzt unsichtbar. Die Federfach-Fräsung hatte diesen Fehler nicht.
In einen der beiden Halte-Bolzen des Tremolos hatte sich schon eine tiefe Rille gefressen, hier wurde wohl das Tremolo bei gespannten Saiten in der Höhe justiert. Ich habe ihn gleich ausgetauscht, jetzt läuft das Tremolo auch deutlich weicher. Es handelt sich hier um eine einfaches Messerkantenmodell an zwei Bolzen, das aber erstaunlich stimmstabil arbeitet. Die Grundplatte ist recht dick verchromt, der Block aus preiswerten Zink-Guss. Hier wäre noch Verbesserungspotential, vielleicht werde ich das zeitnah mal tauschen. Nötig ist das keinesfalls, könnte aber noch ein paar Prozent Verbesserung bringen, denn die Basis ist - soviel sei hier schon vorweggenommen- recht ordentlich. In der Werkseinstellung (mit recht hoher Saitenlage) waren nach oben 3 bis 4 Halbtöne drin, nach unten ging es fast bis zur Erschlaffung der Saiten.
Die Elektrik besteht wie oben beschrieben aus drei Burns Trisonic Pickups, die sich mittels dreier Schiebeschalter an oder aus und mittels dreier weiterer in- oder out-of-phase schalten lassen. Die Schalter machen einen durchschnittlichen Eindruck, hier habe ich bei anderen Red Special-Kopien aber schon deutlich Schlechteres gesehen. Die Potis haben ein großes Gehäuse und sehen verdächtig nach Alpha aus. Der gemessen Wert lag bei 400kOhm. Alles ist auf einem dreischichtigen schwarzen Pickguard montiert, so wie es auch beim Original der Fall ist. Hinter dem Tremolo ist noch eine Blindabdeckung, um die Optik der echten Red Special zu erhalten.
Die Werkseinstellung war durchaus ok; die Gitare war sofort problemlos bespielbar und laut Hangtag mit D'addario XXL-Saiten bestückt. Da ich bei jeder neuen Gitarre erstmal die Saiten tausche und hier zusätzlich auch noch ein Zehner-Satz verbaut war (Mister May spielt ja seine mit 8er-Saiten!), war hier für mich auch Handlungsbedarf. Damit war eine Neu-Justierung des Tremolos und des Halses fällig, gleichzeitig habe ich auch die Saitenlage angepasst (der Hals war ab Werk etwas zu konkav eingestellt, da ich einen "Mädchenanschlag" habe, kann ich meine Hälse fast komplett gerade einstellen, ohne dass es schnarrt - natürlich nur, wenn die Gitarre es zulässt). Hier war nach der Einstellung eine schnarrfreie Saitenlage von 1,3mm möglich - sehr fein . Kritikpunkte hier: Die Schrauben der Federkralle waren ab Werk total vermurkst, die müssen getauscht werden, ebenso die der Trussrod-Abdeckung.
Der Sattel ist wie oben geschrieben aus einem synthetischen Knochenmaterial, die Sattelkerben könnten allerdings etwas tiefer ausfallen. Auch das war schnell behoben.
Trocken gespielt klingt die Red Special recht warm und ausgeglichen, die Höhen sind leicht verhalten, Mitten und Bässe im Vordergrung. Am Amp verstärkt sich dieser Eindruck, die Gitarre ist viel mehr Les Paul als Strat, geschuldet durch die Holzkonstruktion und die kurze Mensur. Clean lassen sich dennoch sehr interessante Sounds aus der Gitarre locken, gerade auch mit der Out-of-Phase-Schaltung gehen zum Beispiel sehr schön knackige Rhythmus-Sounds à la "Another one bites the dust". Verzerrt zeigt sich der hohe Output der Trisonics; der lässt die Special sehr schön singen. Das "Bohemian Rhapsody"-Solo klingt damit fast wie im Original. Überhaupt hat die Gitarre echt "Cojones" - Heavy/Hard Rock geht damit prima, für tiefergestimmten Metal wird es flott matschig, könnte ich mir vorstellen (nicht meine Baustelle und darum auch nicht ausprobiert). Generell lassen sich mittels des Mäuseklaviers viele verschiedene Sounds aus der Gitarre locken, man traut der Red Special diese Vielseitigkeit auf den ersten Blick nicht zu. Allerdings ist die Schalt-Mimik nicht annähernd so intuitiv zu bedienen wie bei einer Strat, dafür wurde das Teil aber auch nicht gebaut und das wollte der ursprüngliche Erbauer für sich wohl auch nicht.
Wenn gewünscht, reiche ich die Tage ein paar Soundbeispiele nach, am Wochenende werde ich allerdings nicht dazu kommen.
Als Fazit würde ich trotz einiger (für mich) kleinerer Kritikpunkte zum Kauf raten, für 249 Euro bekommt man hier eine ordentliche Gitarre, die ab Werk gut bespielbar war und nach ein wenig Einstellungsarbeit sogar ein "sehr gut" in dieser Kategorie einheimsen kann. Über die Unsauberheiten beim Binding, der Lackierung und dem Lack in der Fräsung kann ich hinwegsehen, die weichen Schrauben an der Federkralle und der Trussrod-Abdeckung finde ich allerdings ärgerlich.
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