Beach
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Moin zusammen! Da ich nicht allzu viele Informationen über diese Gitarre im Netz finden konnte, möchte ich hier mal ein paar meiner Eindrücke zu der genannten HB Custom Line Nashville Nylon in Form meines ersten Review mit euch teilen.
Auch wenn die bereits bei Thomann zugehörigen Rezensionen sehr zutreffend sind.
Da mir nach nun erst knapp 2 Jahren E-Gitarre üben einfach noch die nötige Erfahrung und vor allem die Vergleichsmöglichkeiten gerade im Bereich einer Akustik fehlt, bitte ich diese Angaben hier nur als meinen subjektiven Eindruck zu verstehen .
Der GAS Auslöser
Mein Yamaha THR10 verfügt neben den E-Gitarren Amp- und Basssimulation noch über einen Akustikeingang und eben diesen wollte ich nun nutzen. Es sollte also eine E-Akustik mit verbauten Piezo Tonabnehmer und Nylonstrings werden. Sie sollte trocken gespielt nicht zu laut sein und die Möglichkeit bieten auch über Kopfhörer zu üben. Auf der Suche habe mich durch den Online Katalog bei Thomann gewühlt und hatte nun diese Harley Benton für diesen Zweck für mich erkoren.
Allzu groß scheint die Auswahl in diesem Bereich auch nicht zu sein, neben dieser HB gibt es noch die Stagg Angle Lopez und die Godins. Die Godins liegen aber schon jenseits dieser für mich"just for fun" Investition. Gegenüber den Staggs gefiel mir an der HB die Position der Potis auf der Decke besser. Das entspricht doch mehr dem für mich schon gewohnten Naturell einer E-Gitarre. Zudem gibt es noch die Yamaha SLG’s, aber die Optik spricht mich nicht so an. Habe ich noch welche übersehen? Ganz bestimmt!
Frisch eingetroffen, der erster Eindruck
Schick, es ist alles dran, nix beschädigt. Da es schon mal Probleme mit der Elektronik gegeben haben soll, gleich erstmal schnell an den Amp damit, gestimmt und siehe da es kommt sogar was raus. Bemängelt wurde zudem auch klappern im Inneren. Also mal kurz geschüttelt, nicht gerührt ! Jooo, es klappert. Nach dem ersten Überfliegen nun mal etwas genauer hingeschaut.
Verarbeitung Optik
Was mir gleich auffiel waren, ein paar helle, etwas hässlich ausschauende Flecken auf dem Griffbrett. Diese Flecken ließen sich aber problemlos mit einem Wattestäbchen und etwas Lemon Öl beseitigen. Wie auch in einer der Rezensionen angemerkt ist das Griffbrett schon recht trocken, aber beim nächsten Saitenwechsel gibt es dann Öl fürs ganze Griffbrett. An der Kopfplatte sprang mir schon beim Herausnehmen aus der Verpackung ein kleiner Lackfehler ins Auge. Wobei der Lack dort selbst ok ist, farblich sieht es dort nur etwas unstimmig aus. Im Gegensatz zu den Produktfotos bei Thomann ist die Trussrod Glocke jetzt aber in schwarz, was mir persönlich sogar besser gefällt.
Bei weiterer sehr penibler Betrachtung kann man noch ein paar winzige Lackfehler auf der Decke ausmachen. Zudem findet sich noch ein Verarbeitungsfehler am Binding des Korpus unterhalb des Griffbretts.
Die Farbe in den f-Form-Schalllöchern ist zum Teil zusammen gelaufen. Gerade in den spitzen Ecken der Ausschnitte sind vereinzeln recht dicke Farbnasen sichtbar.
Verarbeitung Technik
Gleich beim Stimmen ist mir aufgefallen, dass die Basssaiten etwas zäh durch den Sattel laufen und springen, da sind wohl leider die Sattelkerben nicht richtig ausgearbeitet worden. Die Mechaniken kommen mir etwas schwergängig vor, erfüllen aber ihren Zweck und halten soweit auch die Stimmung. Allerdings finde ich die Kunststoffflügel der Mechaniken alles andere als schick.
Die Bünde sind einwandfrei abgerichtet. Der Hals selbst ist ebenfalls mit einem Binding versehen. Die Bundstäbchen enden kurz vor der Außenkante der Bindings und sind zudem sauber entgratet. Es gibt also entlang des Halses überhaupt nix scharfkantiges. Das Binding entlang des Halses finde ich gerade in dieser Preislage wirklich Top und macht den Hals gut bespielbar.
Auch die Saitenlage finde ich prima. E1 und E6 liegen bei 2,75 mm. Zudem verfügt der soweit sauber verarbeitete Hals über ein Trussrod mit dem man falls nötig noch die Halskrümmung einstellen kann. Das ist, so denke ich mal, nicht selbstverständlich in dieser Preislage.
Die Potis (Volume, Höhen, Tiefen) arbeiten einwandfrei und haben auch einen sinnvollen Regelbereich. Die Klangregler rasten zudem in der Mittenposition leicht ein.
Unter der Haube
Das Klappern ließ sich relativ flott beseitigen. Zum einen klapperte der 9 Volt Block für den Preamp trotz bereits eingelegtem Schaumstoff. Hier habe ich nun etwas selbstklebendes Schaumstoffband eingeklebt, und damit ist die Batterie ruhig. Zum Anderen wurde der Preamp im Elektrofach nur lose eingelegt . Diesen habe ich nun einfach in eine dünne Luftpolsterfolie gewickelt und zurückplatziert, damit ist nun auch hier Ruhe. Ansonsten scheint die Verkabelung, Lötstellen etc. alles soweit ordentlich verarbeitet. Letzte handwerkliche Tätigkeit war noch der Umbau auf meine Loxx Gurthalter.
Bespielbarkeit
Die Gitarre ist so gewollt, eher an das Handling einer E-Gitarre angelehnt. Sie ist angenehm leicht mit nur 2,4 Kg. Von den Ausmaßen und den Spieleigenschaften kommt sie meiner Epiphone Paula am nächsten. Der Body selbst ist aber nur 46 mm dick (Paula 50 mm). Trotz der längeren Mensur gegenüber der Paula ragt der Hals vom Korpus nicht so weit raus, da bereits der 16. Bund (Paula 18. Bund) am Korpus endet. Für eine Akustik ist der 16. Bund ja aber schon sehr viel, und die schmale moderne Form des Halses (Sattel 48 mm und der Hals so in Richtung C-Shape) lässt auch ein bequemes Spielen in den höheren Lagen zu. Zudem kommen noch die gute Saitenlage und der Cutaway dem angenehmen Spielen entgegen. Sie ist gaaaanz leicht kopflastig, was aber beim Spielen selbst nicht auffällt. Ich habe es zumindest nicht wahrgenommen, nur wenn man sie frei auf das Beim stellt, tendiert sie ganz leicht in Richtung Kopf.
Trocken gespielt ist sie schon deutlich lauter als eine E-Gitarre. Damit auch etwas lauter, als ich es erwartet hätte, aber soweit noch im Rahmen. Aber so, dass man auch ohne Amp damit üben kann, wenn auch der trockene Sound wie zu erwarten, eher zu wünschen übrig lässt, aber dafür ist sie ja auch gar nicht konstruiert worden. Der Klang am Amp gefällt mir aber ausgesprochen gut, ist mit Sicherheit nicht perfekt, aber da komme ich nun auch an meine bereits oben erwähnte Erfahrungsgrenzen. Zudem ist der Sound natürlich auch sehr vom eingesetzten Amp und den Fingern beeinflusst .
Die Gitarre ist somit 'Out of the Box' bespielbar. Alles im allem sind die ersten Gehversuche mit ihr sehr zufriedenstellend, und für mich ist sie eine gute Lösung, mal über den E-Gitarren Tellerrand zu schauen. Die Verarbeitungsmängel liegen m.E. für den Preis durchaus im akzeptablen Rahmen. Um mal etwas zu zupfen und zu strummen erfüllt diese Gitarre mehr als gehofft meine Erwartungen. Was allerdings nicht funktioniert ist das perkussive Spiel, rhythmisches Schlagen auf dem Body wird von dem Piezo also nicht übertragen.
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Tag 2
Die Stimmung ist schon wieder futsch, klar ist ja auch keine E-Gitarre . Beim Stimmen knackte es mal wieder im Sattel. Auch beim Spielen wieder ein Knacken und die Stimmung der D-Saiten liegt gleich wieder daneben. Halb so wild, Schlüsselfeilen rausgekramt, die Basssaiten gelöst und die Kerben ganz vorsichtig etwas nachbearbeitet. Saiten wieder rauf. Stimmen, alles prima knacken beseitigt. Zudem habe ich noch die außenliegenden Ecken des Sattels etwas abgerundet, da diese doch recht scharfkantig waren. Nur mit den Mechaniken selbst stehe ich noch auf Kriegsfuß. Vielleicht bin ich da aber auch einfach nur durch meine eher hochwertigen Tuner der E-Gitarren verwöhnt. Beim Stimmen habe ich irgendwie ein wenig Sorge dass ich gleich den Flügel in der Hand habe oder irgendwas kaputt geht. Dabei funktionieren die Tuner im Grunde durchaus einwandfrei. Naja, vielleicht gewöhne ich mich noch dran, oder ich tausche die bei Zeiten mal aus. Hier hätte man vielleicht ein paar € mehr investieren können, um das Gesamtbild noch etwas abzurunden.
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One week ago
Jetzt mal die Werkssaiten runter, Griffbrett ordentlich geölt und frische Saiten (Daddario EJ45) drauf (Puhh, wat für ne Fummelei, ich plädiere für Ball-Ends, Locking-Tuner und einem Min-E-Tune auf einer Akustik ). Aber soweit läuft das nun wieder rund, außer dass ich nun erst mal mehr Zeit mit Stimmen als mit Strumming verbringen muss .
Die Werkssaiten (Daddario Pro-Arte Strings) sind soweit nach meiner Einschätzung aber ganz in Ordnung. Die Oktavreinheit erschien mir nicht optimal, und ich hatte gehofft, dass es sich eventuell mit frischen Saiten verbessert. Aber Fehlanzeige, sowohl meine Handy-App als auch der Tuner im G3x zeigt mir die Oktaven (12. Bund gedrückt) im Schnitt 30-40 Cents höher an. Für eine Akustik wenn man sich im Lagerfeuer-Bereich aufhält wohl nicht ganz so dramatisch, da man sich ja zumeist eh nur in den unteren Bünden aufhält. Aber diese HB ist ja nun auch bauartbedingt so ausgelegt, dass man auch ganz gut weiter oben solieren könnte. Was aber selbst in meinen doch noch eher ungeschulten Ohren vereinzelt etwas schräg klingt. Aber vielleicht spiele ich auch nur schräg !? Dafür habe ich nun zumindest etwas Vertrauen in die Mechaniken gewonnen, zumindest dahingehend, dass sie wohl nicht gleich auseinander fallen werden.
Mein Fazit
Sie bleibt definitiv bei mir. Als ein wirkliches Hauptinstrument mit dem man täglich intensiv spielen oder gar auf die Bühne gehen möchte, könnte ich mich aber irgendwie nicht mit ihr anfreunden. Da würde ich dann zumindest mal eine der Godins oder ggf. andere Alternativen in Augenschein nehmen. Aber dafür habe ich sie mir auch nicht gekauft und klar, irgendwo muss sich auch der rechte große Preisunterschied bemerkbar machen. Die doch eher kleinen optischen und technischen Mängel kann ich angesichts des Preis-/Leistungsverhältnis gut verkraften. Zumal man nach ein paar Tagen eh nicht mehr so genau hinschaut. Die Gitarre ist aber aus dem Karton heraus bespielbar ,und mir macht es Spaß mal ein wenig Akustik mit ihr zu düddeln. Von daher erfüllt sie meine Anforderungen. Ob sie das in ein paar Jahren dann immer noch kann wird sich zeigen.
Kleiner Wermutstropfen
Das Problem mit der Oktavunreinheit würde ich aber schon eher als größeren Patzer einstufen. Ob das jetzt hier ein Einzelfall im Rahmen einer Serienstreuung ist oder an allen Instrumenten auftritt, vermag ich nicht zu sagen. Falls das Thema für mich akut werden sollte, schaue ich mal ob ich die Stegeinlage etwas angepasst bekomme, oder ich probiere ggf. mal eine andere Einlage aus.
Für den Fall das der Artikel bei Thomann irgendwann nicht mehr verfügbar ist, hier noch ein paar Daten für Nachwelt.
Technische Daten
- Solid-Body Akustik/Elektrik Gitarre
- Konzertgitarre Style
- Massive Fichten Decke
- Massiver Mahagoni Korpus
- Creme Bindings
- Nato Hals C Profil
- Mensur 648mm
- Palisander Griffbrett 22 Bünde
- Pearl Dot Inlays
- 48mm Sattelbreite
- Palisander Brücke
- Vergoldete Deluxe Mechaniken
- Eingebauter Piezotonabnehmer
- Pickup System mit Volume, Bass und Treble Regler
- D'Addario Pro-Arte Strings
- Finish Natur Hochglanz
Lieferumfang
Der ist überschaubar, die Gitarre und ein Inbusschlüssel für den Trussrod, mehr braucht es ja auch nicht .
- Eigenschaft
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