So, die Ruhe hier werd ich gleich mal für eine Neuvorstellung nutzen.
Vor 10 Tagen wurde hier im Board ein Valvestate 8100 100V angeboten. Außer Potis kratzen gab es keine Fehler, die Fotos ließen auf einen annehmbaren Zustand schliessen, der Preis stimmte, also her damit.
So sah der Inhalt des Pakets aus.
Abends war keine Zeit zum Anschliessen mehr da, also wurde der Gute am Samstag gegen 12:00 nach dem Frühstück (Insider) hochgefahren. Als außer einem leichten Brummen kein Ton herauskam, fackelte ich nicht lang rum und schraubte das Ding auf.
Hier sieht man Mr. Vorstufen-Gain
untendrunter sitzt die Hallspirale (nach all den Jahren schon ein wenig locker in den Plastiknieten, liess sich aber wieder festdrücken)
da kann man ruhig auch mal reinkucken. Das ist noch echtes Analog-Reverb, keine Digital-Schhaize.
So sieht das komplette Board aus. Vorne die beiden Netzteil-Elkos, mittig die Kühlkörper der Endstufentransen und an der Frontplatte sämtliche noch kratzende Potis...
Okay, Fehleranalyse, warum kommt da kein Ton raus?
Erste Frage, während das Multimeter durchgeladen und auf dem Board nach Messpunkten Ausschau gehalten wird: heizt die Röhre überhaupt? Hm, eigentlich beginnt sie grade erst schwach zu glimmen. Okay, noch ein bißchen warten...
Und siehe da, irgendwann leuchtet Mr. 12AX7 rot und mit ein wenig Fummeln an den Potis hör ich tatsächlich etwas. Ziemlich armselig, aber ich hör meine E-Saite.
Erstmal alles so einfach wie möglich eingestellt, Clean Channel, Klang auf Null und nochmal anschlagen: Aha, da kommt ein Ton. Dann der Reihe nach alle Potis und Channels durchprobiert und die mit den schlimmsten Fehlern gefunden. Dort dann jeweils vorsichtig gedreht, um festzustellen ob die Schleiferbahnen unterbrochen sind. Das war bei keinem der Fall, also hab ich die gute alte Methode meines Ausbildungsleiters (Mitte Achtziger) angewendet: Poti hin und her drehen bis aller Dreck weg ist und es nicht mehr kratzt.
Alles andere, außer auslöten, auseinanderbauen und Einzelteile komplett reinigen, geht in die Hose weil man bei den Spürhmittelchen immer wieder ranmuss, wenn man einmal angefangen hat...
Also ein Poti nach dem anderen so durchgenudelt und siehe da, da das Ding klingt! Selbst an einer alten HiFi-Box, die mit einem 8" Autobreitbandlautsprecher betrieben wird, ist das kein Vergleich zu dem vorhandenen Line 6 Spider. Verstehe gar nicht mehr, was die einem als Marshall Simulation verkaufen wollen.
Jetzt kommt also schon ein sehr anständiger Ton raus. Nur noch der Volume-Poti vom Boost-Channel läßt sich nicht gut drehen, könnte eine verbogene Achse haben. Also Knopf ab, WD-40 in einen Lappen gesprüht und den übriggebliebenen Tropfen am Röhrchen auf die Potiachse gegeben. Wenn es nicht hilft, wird das eben noch ausgetauscht.
In der Zeit wo der Poti zieht, bin ich ein paar Wasserspiele mit dem Gehäuse machen gegangen. Wasser, Spüli und die Nagelbürste lassen das matte Grün-Grau in ein glänzendes Schwarz übergehen. I like it!
Jetzt noch schnell die Klebereste oben links mit einem WD-40en Lappen einweichen, dann wegwischen/-reiben und das restliche Öl mit dem Lappen übers Tolex verteilen. Das frischt besser auf als Cockpitspray. Danach nochmal mit nem leicht öligen Lappen die Frontplatte polieren und mit sauberem Tuch das Öl wieder abnehmen. Und so sah der Gute danach aus:
Der Volume-Poti tut wieder, das Baby macht ordenlich Sound, sieht bis auf den Griff wieder gut aus und den gibt es bei Marshall für 6GBR neu. Also auch kein Ding.
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Jetzt suche ich anständige 2x12 oder 4x12 Boxen. Können auch kleine Gehler haben oder optisch ein wenig runtergerockt sein, wenn sie nur günstig sind.