Blues-Rock Solospiel

  • Ersteller hollies666
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Auch mir wird ja immer wieder entgegengehalten, ich sei ein "Gegner" der Musiktheorie. Ich wiederhole es: nichts liegt mir ferner!

Die Frage ist nur immer wieder der Zugang zur Musik und zum eigenen Spielen. Es ist schon wichtig und gut zu wissen, welche Tonart ein - das ist ja unser Thema - ein Blues hat, wekche Töne da passen (könnten) und wie die Progression sein sollte und wieviele Takte das ganze Schema hat. Man braucht ja schließlich einen Anker, mit dem man sein Spiel festmachen kann!

Deswegen hier nochmal mein "Übetipp": spielen in mehreren Tonarten bis zum Abwinken. Immer wieder! Nach relativ kurzer Zeit stellt man fest, dass bestimmte Tonfolgen einfach bluesig" klingen. Die konjugiere ich durch in verschiedenen Lagen und in verschiedenen Tonarten. Dabei macht wohl jeder schnell die Erfahrung, dass die gleiche Tonfolge in einem Blues in D (z.B. d-f-g) bei einem Blues in A (a-c-d) einen völlig anderen Eindruck gibt, ein völlig anderes Feeling.

Und immer schön "vibrieren" und benden! Von Anfang an!

So habe ich mir das teilweise "erarbeitet" und tue das heute noch! Das schöne an diese "nicht musiktheoretischen" Arbeitsweise ist, dass man imo sehr schnell stückchenweise Erfolg hat, auf dem man aufbauen kann. Und zwar empirisch, nicht theoretisch sondern praktisch. Empirische Praxis sozusagen.....:D

Was man aber beim Blues (!!!) nicht braucht, ist sämtliche Kirchentonleitern in allen Modi auswendig in jeder Tonart 'runterbeten zu können. Weil einem das beim Spiel, wenn es "ernst" wird, nichts bringt.

Da reichen zur Not drei Töne und eine Bluenote.

Zum Thema "Musiktheorie bei großen Gitarristen" empfehle ich Martins (hach_meck) Interview mit Tommy Emanuel, der zu diesem Thema und auch zum Thema "Üben" ein paar sehr interessante Aussagen macht.
 
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Servus hollies666

ich spiele zwar in keiner (festen) Band, bin aber auch so alt wie du und habe ähnliche Probleme. Ich kann dir auch keine wirklichen Tipps geben aber erzählen wie ich das sehe. Vielleicht magst du ja nen ähnlichen Versuch wagen.

Ich stelle bei mir selbst fest, dass ich Rythmusgitarre zwar kann aber nicht beherrsche. Ich sehe darin ein Teil des Problems. Da gäbe es noch so viel zu meistern und zu lernen und zu verstehen. Musiktheoretisch habe ich gute bis befriedigende Grundlagen, kann auch mehr oder weniger gut vom Blatt spielen, meine Tonleitern kann ich auch. All das erachte ich als gute Voraussetzung, es reicht aber ganz offensichtlich nicht. Ich kann auch nicht ausbrechen. Was ich aktuell Versuche ist, ganz andere Musik zu spielen und vor allem: zu hören, hören, hören, hören bis zum erbrechen. Ich hab jetzt angefangen mich mit Jazz und Funk auseinander zu setzen. Ich hoffe das bringt's. In ein bis zwei Jahren kann ich vielleicht mehr sagen. ;)

Viel Erfolg
Spongee
 
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Die Frage ist immer, was man unter "Rhythmusspiel" versteht. Man kann einfach Powerchords schrammeln - oder man spielt eben um die Akkorde rum: mit diversen Voicings, Slides etc. Es gibt so viele interessante Dinge, die das Grundverständnis der Gitarre verbessern: Drop-Voicings, Dreiklänge, SUS und ADD Akkorde, mit denen lässt sich unheimlich viel anstellen. Und da verschmilzt Lead- / und Rhythmusgitarre dann irgendwo.

@emptypockets

Das sehe ich im Großen und Ganzen wie du in deinem letzten Post. Ich nutze die ganze Theorie als "Leitfaden" um zu probieren.
 
@jm0: Ja freilich. Da hast du recht, hätte ggf. etwas genauer formulieren sollen. Ich gehe schon davon aus, dass man weiß was ein Quart- oder Sekundvorhalt ist, dass man welche Wirkung diese Dinge erzeugen, dass man weiß wie man beliebige Akkorde über einem Tonmaterial aufbauen kann, dass man weiß (im Sinne von Intervallen und oder Noten) was man da gerade spielt wenn man nen Akkord anschlägt, dass man auch im Wesentlichen weiß wo welche Noten auf dem Griffbrett sind etc. Wenn also z.B. einer sagt, spiel mal nen XXXmaj7b5, dann sollte man sich den auch ohne Marty Schwarz schon zusammensuchen können. Also ich verstehe darunter schon mehr wie Powerchords. Ich finde man sollte sicher im Rythmus und im Metrum mit der Schlaghand sein, auch im 1/16 Strumming, ein paar verschiedene Rythmus- und Stilmuster kennen usw. usw. Gibt bestimmt ja noch 1000 Sachen - wie gesagt, ich bin was Rythmusgitarre anbelangt auch nicht auf dem Level "beherrschen" sondern eher nur "können". Und das ist, was mich anbelangt, wahrscheinlich das Problem und ich höre zuwenig unterschiedliche Musik.

Ich geh geh jetzt üben ... Hab's nämlich nötig :redface:
 
(...)Wenn also z.B. einer sagt, spiel mal nen XXXmaj7b5, dann sollte man sich den auch ohne Marty Schwarz schon zusammensuchen können. Also ich verstehe darunter schon mehr wie Powerchords. Ich finde man sollte sicher im Rythmus und im Metrum mit der Schlaghand sein, auch im 1/16 Strumming, ein paar verschiedene Rythmus- und Stilmuster kennen usw. usw. (...)
Ich weiß nicht ich weiß nicht ... :gruebel: ... ob ein derart theoriegeschwängerter Zugang die richtige Türe zum Blues - von dem wir hier ja reden, oder?- also ob das der richtige Zugang ist? Aber bitte, das muß ohnehin jeder für sich entscheiden wie er zum Ziel kommt.

Ich geh geh jetzt üben ... Hab's nämlich nötig :redface:
Gute Idee :great: , nötig hab' ichs' sowieso auch immer ...

- - - aktualisiert - - -

Übrigens:

Geniale und interessante DOKU:

 
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Ich weiß nicht ich weiß nicht ... :gruebel: ... ob ein derart theoriegeschwängerter Zugang die richtige Türe zum Blues - von dem wir hier ja reden, oder?- also ob das der richtige Zugang ist?

Das ist sicher nicht der richtige Zugang zum Blues. Es bedarf aber sicherlich guter Grundlagen und ausreichend Handwerkszeug um überhaupt damit anzufangen die Tür aufzumachen. Grundlagen, das einfache vorm schwierigen, einen Schritt nach dem anderen. Kunst kommt von Können. Wenn man sein Instrument dermaßen beherrscht, dass man nicht mehr denken muss sondern nur noch fühlen kann. Dann kann man Musik machen. Ansonsten spielt man halt nur Gitarre - was schwer genug ist.

Lg Spongee
 
Es wurde ja nun viel diskutiert, wie man was machen und spielen soll, kann oder auch nicht. Um der Praxis etwas näher zu kommen, habe ich mal schnell einen kleinen "Stilmittelblues" eingespielt.

Es geht darum (analog zur Frage des Threadstellers), wie man mehr Farbe und weniger Langeweile in sein Spiel bekommt. Und da wurde ja von verschiedenen Usern genannt, wie essentiell wichtig halt der Einsatz essentieller Ausdrucksmittel ist.

Zu diesem Zweck habe ich ein kleines pentatonisches Thema zu einem Mollblues gemacht. Dieses wird im Grunde in jedem Chorus wiederholt oder nur minimal variiert. Zweck ist hier also nicht, möglichst viele Töne und Licks zu variieren (oder gar den Aufbau eines längeren Solos zu demonstrieren), sondern wichtige Spielmittel vordergründig aufzuzeigen anhand eines halbwegs gleichbleibenden einfachen Themas.

1. Chorus: Ich will niemanden zu nahe treten: Aber so hört man das in der Regel von Menschen, die noch nicht soo lange spielen. Töne korrekt aber irgendwie noch etwas leblos/fad.

2. Chorus: Die Zielnoten des Themas werden mit Slides von unten oder von oben angesteuert. Kommt schon mal steifer Physikton raus und etwas Fluss und Bluesleben rein.

3. Chorus: Die Noten werden rhythmisch akzentuierter verarbeitet und es kommt dezentes Fingervibrato hinzu

4. Chorus: Noch diverse Bendings hinzu - also Bend, Bend-Release etc.

5. Chorus: Das Thema in Quarten (mit leichten Variationen), geht nur mit Slides

6. Chorus: Das Thema leicht variiert in Oktaven, geht mit Slides

7. Chorus: Rhythmisch verstärkte Schlaghand, ein wenig in die Hendrix-Ecke gezogen

8. Chorus. Wiederholte Anfagsteile des Themas numehr in Sexten verwurstet

9. Aufgabenfremder Spaßchorus (na, nicht ganz: weil ich hier gern auf den spezifischen Sound der None als betonten Zielton bei 3:41 aufmerksam mache - für einen kurzen Moment irgendwie einsam, melancholisch, verloren, zerbrechlich. Es lohnt sich, den "Stimmungen" bestimmter Intervalle mal nachzugehen, weil sie auf diesem Wege gewollter und bewusster ins Spiel gelangen als beim zufälligen Aneinanderreihen angelernter Licks. Eine musikemotionale "Aufgabe", mit der man seine Zeit garantiert nachhaltiger nutzt als mit Tonleitern ;)


https://soundcloud.com/hansmeisner/stilmittelblues

(Verwendet: Olle Fender Tele, PC-Amp Scuffham Tweed, kein Plektrum!)


Was soll das nun alles sagen? Ganz einfach: Seine Zeit mehr verwenden, um Ausdrucksmittel zu üben, und weniger dafür, überall Licks verzweifelt zusammenzusuchen, die am nächsten Tag wieder vergessen sind. Die kommen mit der Zeit dann eh allein, genausowie der Spaß und das Selbstvertrauen, wenn man mit der Zeit immer farbiger klingt.:)

Ergänzung:

Diverse Mittel habe ich nicht untergebracht, die sich jeder "Suchende" noch irgendwo zusammensuchen kann, z.B.

Triller
Muting
Una Corda (Melodiespiel auf nur 1 Saite, hat klanglich einen speziellen Reiz)
Flagoelets/Harmonics
Halbtonbendings
Verschmierte Terz (im reinen Mollblues nicht so hilfreich)
Tremolopicking
Vibratohebeltechniken
Ideenmelken: Ein kurzes Lick wird unter Verschiebung der Betonung etc. mehrfach wiederholt und gesteigert
 
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Tja, was soll ich sagen. Ich bin überwältigt von den vielen Antworten. Vielen Dank für die vielen Tipps.

Danke Hans für dein wunderbares Hörbeispiel. Tja der Punkt 9 haut mich dann wieder um. Da denke ich wieder, jaaaaa so muß das klingen.

Ich glaube es liegt doch wirklich viel an der Sicherheit des Spiels. Viele Dinge sind wahrscheinlich doch noch nicht so in Fleisch und Blut übergegangen wie es sein müsste
um dem Spiel seine "Leichtigkeit" zu entlocken. Dieses eben nicht mehr darüber nachdenken was man da tut. Es einfach "herauszulassen".

Und Hören, Hören, Hören ist denke ich auch das Zauberwort.

Ich habe mal ein Video von B.B. King gesehen. Da spielt der nur ein paar Töne aber die klingen einfach sooo gut. Ich bekomme die Betonung dabei einfach nicht hin.
Spieltechnisch war das nicht doll. Aber da ist eben dieses gewisse Etwas drin.
Hier liegt glaube ich der Hase im Pfeffer. Und das bestätigt auch das was Hans sagt.

Also ich nehme mir eure Aussagen echt zu Herzen.

Habe am Wochenende noch was interessantes gefunden. Was haltet ihr denn davon.
Klingt interessant finde ich. Kennt das jemand?

http://youtu.be/hIbXF6YVi4M

Hat ausnahmslos gute Kritiken bekommen. Ich überlege schon ob ich mir das mal kaufen soll.
 
Sowas nenn ich mal einen wirklich engagierten, kompetenten und hilfreichen Beitrag, wie der von Hans in Post #47. Und darüber hinaus praktisch sehr klar und gut verständlich ausgedrückt, was er in Post #4 versucht hat theoretisch zu vermitteln. Kommt nicht oft vor, dass hier jemand zur Veranschaulichung extra was einspielt und seinen Space auf Soundcloud zu Lehrzwecken zur Verfügung stellt! Für mich ein beispielhafter didaktischer Zugang!

:great:

Weil es so gut gemacht ist, kann ich anhand dieses Beispiels sogar meinen Zugang erklären:

1) man muss eine Melodie im Kopf haben (Chorus 1)
2) man muss kreativ sein, um diese Melodie zu modifizieren (Chorus 2 bis 8)
3) man benötigt die Technik, Fingerfertigkeit und Erfahrung, wie man die Melodie und ihre Modifikationen auf der Gitarre interessant ausdrücken kann, um sie zur Wirkung zu bringen (Chorus 9)

Für mich kommt in diesem Sample hier sehr treffend zum Ausdruck, wie wichtig es ist an Melodieführung und Ausdruck zu arbeiten. Ich bezweifle, dass man durch primäres Orientieren und Üben von Skalen und einem Aufbau eines Lickpools ein Gespür für Melodie, Modifikation und Ausdrucksformen entwickelt.

Für mich ein wohltuendes musikalisches Beispiel in einer Zeit, die von Skalengefrickel dominiert wird, und in der Tonleitergenudel die Musik wie Unkraut zuwuchert.

Klasse Hans! Danke! Das ist Musik die ins Ohr und ins Herz geht! :hat:
 
Vielan Dank, Hans! Das ist großes Kino und sehr hilfreich! Du gibst nicht zufällig Unterricht im Raum Lüneburg - Hamburg? :)
 
Ich glaube es liegt doch wirklich viel an der Sicherheit des Spiels. Viele Dinge sind wahrscheinlich
doch noch nicht so in Fleisch und Blut übergegangen wie es sein müsste

Und Hören, Hören, Hören ist denke ich auch das Zauberwort.

Ich habe mal ein Video von B.B. King gesehen. Da spielt der nur ein paar Töne aber die klingen
einfach sooo gut. Ich bekomme die Betonung dabei einfach nicht hin.

Also ich nehme mir eure Aussagen echt zu Herzen.

Habe am Wochenende noch was interessantes gefunden. Was haltet ihr denn davon.
Klingt interessant finde ich. Kennt das jemand?

http://youtu.be/hIbXF6YVi4M

Hat ausnahmslos gute Kritiken bekommen. Ich überlege schon ob ich mir das mal kaufen soll.

Hi Hollies

Also der neue link von dir sagt: Garantiert Skalen lernen


Hm also mMn brauchst du das NICHT. Wozu alle möglichen Skalen lernen um Blues zu spielen ?
Ich benutze alle mögliche Element beim Blues spielen, aber nie irgentwelche kompletten Skalen.
Reines Skalengedudel finde ich sehr langweilig. Und das "bischen" Pentatonik + Blues scale
dafür braucht es kein Buch. Wofür gibt es das Internet.......


Nochmal Einfühlvermögen ist mMn der Schlüssel um Blues besser zu spielen.
Dazu braucht man gewisse Automatismen um nicht ständing denken zu müssen.
Um dahin zu kommen

1) viel Blues anhören
2) dann dazu mitspielen , Licks nachmachen, Eigenes aus Pentatonik und Bluesscale probieren
3) dabei immer schön "langsam" und deutlich spielen, statt zu schludern
4) versuchen ein Bewußtsein, welchen Ton man gerade zu welchem Akkord spielt, zu entwickeln
5) auf Bendings und Fingervibrato achten/daran feilen
6) Rhythmus, Rhythmus und nochmal Rhythmus üben (Blues,Funk,Soul und Jazz etc leben von Synkopen.
Da ist es langweilig nur eintönig achtel zu spielen) Darum auch andere schwarze Musikstile hören.

Leider geht nichts davon irre schnell .......


@ Respekt Hans für deinen Aufwand :)
hab auch mal mit deinem Blues rumgespielt (ohne Backing)

https://soundcloud.com/dr-dulle/hans-sein-blues
 
Ich würde etwas zu Hans sein Beispiel sagen aber ich sitze auf der Arbeit ohne Sound am Rechner. Deshalb editiere ich vielleicht später noch etwas hinein hier.

Aber zu mir. Ich bin selber Anfänger und ich versuche ebenso Improvisation zu lernen ( Blues, Blues-Rock - Classic Rock).

Ich kenne das Problem der Pentantonik rauf und runter daddeln aber bin dabei da auszubrechen.

Ich glaube was emptypockets vermitteln mag ist das was fealing genannt wird einfach eine Erfahrung ist. Eine Erfahrung die nur dadurch ersteht das man sie spielt, quasi erfährt. Oft und viel aber auch ungezwungen.

Ich beginne zu merken das sich auch bei mir der nicht mal ein Jahr lang spielt sich das anfängt zu bilden. Ich kenne die Pentatonik ich erarbeite auch gerade Blues You Can Use bzw die Kirchentonmodi. Aber sie sind nur ein Grundgerüst. Ich probiere immer wieder daneben zu greifen bzw zu sliden. Sprich töne die eigentlich laut Penta nicht passen dürften klingen ab und an wunderbar.

Ich glaube das der Kommentar von SRV der oben verlinkt wurde wahr ist. Er spielt mit Sicherheit Musiktheoretisch korrekt aber ohne es zu wissen er hat einfach die Erfahrung und seine Finger wissen was klingt und was nicht.
Dieses Wissen kommt vom spielen oder aus der Musiktheorie oder (und ich denke das ist der entscheidende Punkt) von beiden.

Die Theorie gibt mir als Anfänger einen Rahmen. Zu wissen welcher Akkord in welcher Tonart welche Wirkung erziehlt und wie ich das verstärken kann hilft etwas zu finden ohne selber drauf zu kommen ( Zeitlicher Vorteil).
Das selbe mit den Intervallen.

Diese Theorie aber zu erfahren und die Erfahrung damit zu sammeln geht nur mit spielen.

Die Theorie lässt sich aber viel zu schnell aneignen mann kommt mit dem Spielen nicht hinterher. Ich hatte von Subdominate gelesen bevor ich überhaupt Barre Akkorde greifen konnte.
Mann legt mit seinem Wissen ein Tempo vor das die Finger und die Erfahrung nicht hinterher kommen. Ein Buch ist in 3-4 Wochen durchgelesen und gearbeitet ( vielleicht nicht BYCU aber andere). Die Finger jedoch können in 3-4 Wochen lernen diesen oder jenen Akkord zu greifen und zu wechseln und jene Melodie zu spielen auch mit dieser oder jener Technik. Aber was sie nicht können ist die Erfahrung zu generieren wie klingt es hier und wie klingt es da.

Man hinkt also mit seiner praktischen Übungen hinter dem theoretischen Wissen hinterher.
Also kann man dann die Pentatonik in allen Lagen spielen hoch - runter - hoch - runter - hoch - runter und weiss sogar welche Töne man hier spielt und welche Intervalle und und und.
Aus nur 3-4 Tönen eine Melodie mit Ausdruck und Aussagekraft zu spielen klappt nicht. 100 Töne aneinandergereiht - 3-4 mit tollen Klang: nein.

Man muss sich einfach etwas verlangsamen.
Ich versuche aktuell genau das:

Ich habs letzends versucht. Ich habe einen Ton genommen das A ( 7. Bund - D Saite ). Und habe auf den hingespielt mit 3-5 Tönen und das auf soviel unterschiedliche Art und Weise wie mir eingefallen ist ( glaube ich habe 30 min am Stück nichts anderes gemacht).
Mal mit Bending auf diesem Ton, mal hier und da mal staccato mal dies und jenes (kann es gar nicht alles bennen). Vieles hat sich scheisse angehört aber vieles auch nicht und des eine oder andere mal hatte ich fast Gänsehaut wie geil es klang.

Meine Improvisation klingt immer noch langweilig aber diese Übung hat mir gezeigt das ich Grundsätzlich dazu in der Lage bin etwas zu spielen das sich toll und interessant anhört. Mir fehlt ganz einfach die Erfahrung solche Dinge immer ( oder zumindest oft ) spontan hinzubekommen.
Das motiviert ungemein denn an die Erfahrung kommen kann ich durch spielen, spielen, spielen ( und versuchen sich selber zuzuhören und auf die Finger zu hauen wenn man mal wieder nur daddelt ).

Den Satz "Kämpfen um jeden Ton" hört man ziemlich oft und es klingt sehr nach Phrasendrescherei aber ich denke so falsch ist er nicht. Der Ton ist nun mal nicht gespielt wenn der Finger auf der richtigen Saite im richtigen Bund mit sauberen Anschlag landet sondern er ist erst dann gespielt wenn er klingt und Spaß macht.
Die Pentatonik ( und andere Skalen ) helfen den Finger an der richtigen Stelle zu haben aber das ist nur ein sehr kleiner Teil davon den Ton auch wirklich zu spielen.

PS: Solche Beiträge hier zu schreiben fällt mir immer recht schwer. Ich mach mir zwar gerne Gedanken zum Gitarrenspiel und will diese Gedanken auch hinterlassen aber im Hinterkopf habe ich bei jedem Wort immer diese riesige Differenz zwischen dem wie mein Gitarrenspiel klingt zu denen der meisten anderen hier (wie gesagt ich spiele ein knappes Jahr).
Ich fühle mich oft dabei als sind meine Worte die typischen Worte eines neunmal klügeren Anfänger der ( trotz älteren Jahrgangs ~40) noch grün hinter den Ohren ist.
Da ich mich gerne aber an solchen Diskussionen beteilige bitte ich mir dafür zu verzeihen.
 
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PS: Solche Beiträge hier zu schreiben fällt mir immer recht schwer. Ich mach mir zwar gerne Gedanken zum Gitarrenspiel und will diese Gedanken auch hinterlassen aber im Hinterkopf habe ich bei jedem Wort immer diese riesige Differenz zwischen dem wie mein Gitarrenspiel klingt zu denen der meisten anderen hier (wie gesagt ich spiele ein knappes Jahr).
Ich fühle mich oft dabei als sind meine Worte die typischen Worte eines neunmal klügeren Anfänger der ( trotz älteren Jahrgangs ~40) noch grün hinter den Ohren ist.

Mach dir keinen Kopp. Du schreibst ja deine eigenen Erfahrungen und Gedanken und plapperst nicht das nach was jemand anderes irgendwo gesagt hat.
Ich kenn das nur zu gut. Mein theoretisches Wissen eilt meinem spielerischen Können meilenweit voraus (ich spiele ja auch erst seit gut einem Jahr) und dazu gibt es dann hier in meinem Umfeld auch schon mal die ein oder andere Bemerkung von Mitmusikern. Wie du schon sagst, angelesen ist das (Halb-)Wissen schnell aber die spielerische Erfahrung wächst erst mit den Jahren.

Keep on rockin'
Sparkling Blue

BTW, das mit dem auf einen Ton hinspielen hört sich interessant an. Muss ich mal probieren. Danke für's erzählen.
 
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Wer von Euch singt eigentlich die Töne (nicht immer aber regelmäßig) mit, sofern nicht gerade auch mit dem Liedtext beschäftigt ist?
 
Wer von Euch singt eigentlich die Töne (nicht immer aber regelmäßig) mit, sofern nicht gerade auch mit dem Liedtext beschäftigt ist?

Soli, die ich auswendig kann, singe ich eigentlich immer mit, nicht laut sondern innerlich. Mir fällt also auch auf, wenn jemand das Solo abweichend spielt. So kann ich sagen, dass Dave Kilmister Comfortably Numb auf der Waters Wall Tour 2013 zwar sehr nahe am Original von Gilmour gespielt hat, aber in Sound und Tone sehr weit entfernt war. Obwohl das Solo Ton für Ton richtig war, hat sich bei mir nicht dieses Gänsehautfeeling wie bei Gilmour eingestellt. Mein Fazit: es reich nicht, ein Solo tongetreu zu reproduzieren. Sound und Ausdruck sind mit dem "Was spielt man" verwoben. Man kann das nicht isoliern, wenn doch, kommt was anderes dabei raus. Musik ist eben Emotion.

Den Satz "Kämpfen um jeden Ton" hört man ziemlich oft und es klingt sehr nach Phrasendrescherei aber ich denke so falsch ist er nicht. Der Ton ist nun mal nicht gespielt wenn der Finger auf der richtigen Saite im richtigen Bund mit sauberen Anschlag landet sondern er ist erst dann gespielt wenn er klingt und Spaß macht.
Die Pentatonik ( und andere Skalen ) helfen den Finger an der richtigen Stelle zu haben aber das ist nur ein sehr kleiner Teil davon den Ton auch wirklich zu spielen.

Mich stört beim Wording der Phrase der Terminus "kämpfen", so als ob man gegen die Gitarre und gegen den Song antritt. :eek:

Inhaltlich hast Du das gut auf den Punkt gebracht: das ist keine Phrase. Man muss jedem Ton im Stück die Chance geben, der geilste und coolste im Solo zu werden. Wenn man sich darum bemüht (kämpft), dann kriegt das Solo Ausdruckskraft. Ich würd das so sagen: man sollte jeden Ton zelebrieren :D und sein ganzes Gefühl rein legen! Musik ist Emotion.
 
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. Mein Fazit: es reich nicht, ein Solo tongetreu zu reproduzieren. Sound und Ausdruck sind mit dem "Was spielt man" verwoben. Man kann das nicht isoliern, wenn doch, kommt was anderes dabei raus. Musik ist eben Emotion.
Ich mach das mit dem Vorsichhersingen immer um entweder im Rythmus zu bleiben oder mir vorzustellen zur welche Note ich hin will, das mache aber auch beim Entwickeln. Leider habe ich mich, wenn ich dann entweder tiefenentspannt oder zu konzentriert bin, mich manchmal nicht im Griff, so dass, wenn ich dann backings singen soll, ab und zu mal tüdütdeldüü raus kommt. Aber mir hilfts.
 
Na ja "kämpfen" wird oft so gesagt. Ich nenne das für mich immer den "Ton formen" und ist wahrscheinlich auch nicht richtiger.
Mir hat sich ein Spruch meines Gitarrenlehrers eingeprägt, der mir wirklich hilft.

"Spiele eine Note, habe sie lieb, binde ihr ein Schleifchen um, gib ihr ein Küßchen und entlasse sie erst dann in die Freiheit" Das klingt schmalzig, hat mir aber sehr dabei geholfen Töne bewußt zu spielen.

My2cents
 
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Mir hat sich ein Spruch meines Gitarrenlehrers eingeprägt, der mir wirklich hilft.

"Spiele eine Note, habe sie lieb, binde ihr ein Schleifchen um, gib ihr ein Küßchen und entlasse sie erst dann in die Freiheit" Das klingt schmalzig, hat mir aber sehr dabei geholfen Töne bewußt zu spielen.

My2cents

Wie schön ist das denn? Sollte man in 1.) Gold gießen und 2.) jedwedem Instrument beilegen, das verkauft wird.

*schnipp*

Ich freue mich, wenn mein Hörbeispiel viellicht hilfreich ist. Lasst Töne sprechen :) Oder: Action is louder than words! Mühe macht mir sowas gar nicht (außer dem Recording-Umstand). Das spielen selbst ist doch Alltag. UNd mir selbst bringt das ja auch was, wenn ich mich anhand einer konkreten Aufgabe mal wieder sortieren und ordnen muss. Deshalb auch noch mal meine Empfehlung an alle, die sich weiterentwickeln wollen: Immer mal wieder Bestandsaufnahme machen - was geht alles, wo bin ich sicher, wo etwas weniger oder eigentlich gar nicht, was gehe ich neu an.
 
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off topic:

danke - danke - danke an alle aktiv Beteiligten!!
Das ist definitiv einer der interessantesten und substantiellsten Threads auf die ich hier im Board bisher gestoßen bin!!! :great:
 
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