Preisgestaltung beim Vertrieb von Akkordeons-Wege zum Upgrade

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Was haltet ihr eigentlich allgemein von der aktuellen Preisgestaltung beim Vertrieb von Akkordeons?

Es gibt ja wie immer mehrere Betrachtungswinkel. Als Kunde hält man die Preise für etwa 4 fach überzogen. Als Hersteller denkt man wahrscheinlich anders und glaubt, die investierte Arbeit lohnt sich kaum noch. Auch die Händler scheinen immer weniger Interesse am Geschäft mit Akkordeons zu haben.

Mal drei extreme Beispiele, die mich sehr reizen:

attraktives 72 Bass 5900 Euro
http://www.akkordeoncentrum.de/akkordeon/002618/Settimio-Soprani-Artiste-I

oder auch (weniger reizvoll, trotzdem erstaunlich teuer)

einchöriges 72 Bass ohne Register 3200 Euro
http://www.akkordeoncentrum.de/akkordeon/001213/Ballone-Burini-Genie-Piano

und

ein gut konzipiertes 96 Bass für 5540 Euro
http://www.akkordeoncentrum.de/akkordeon/002173/Ballone-Burini-Fusion-Piano

noch extremere Preise bei diesen Geräten:
Melodica für 24 Euro ist in Ordnung:
https://www.thomann.de/de/thomann_melodica_705000.htm?sid=a09a3b627ff220b55ae23bf160ea1565

aber für 2400 Euro???
http://www.akkordeoncentrum.de/akkordeon/001888/Ballone-Burini-Eolina-Knopf


Ich hätte gern den Instrumentenstamm meiner Schüler aufgepeppt und muss irgendwie Einfluss nehmen. Die kleinen Instrumente müssen frei werden, weil ich nicht noch mehr kleine in der Klasse haben möchte. Deshalb sollen jetzt einzelne der mittleren Schüler auch mittlere Instrumente kaufen und diese sollten auch mal richtig gut und luxuriös sein. Wenn man die Eltern machen lässt, schießen sie für 100 -200 Euro bei Ebay, jahrelang mit der Begründung, sie wissen ja nicht, wie lange das Kind noch Lust hat. Der eigentliche Grund ist natürlich immer fehlendes Geld, oder zumindest mangelnde Bereitschaft, viel Geld auszugeben, sonst wäre es ja egal.
Selbst ein Walther Pirat 72 Bass für knapp 1000 Euro erscheint vielen als zu teuer.

Also, wie seht ihr das als Kunden? Sind die Preise richtig? Was würde Euch als Kunden überzeugen, dieses Geld für "kleine" Akkordeons für eure "kleinen" Kinder locker zu machen?
Argumente aus Herstellersicht sind zwar auch interessant, aber wichtiger wären mir Argumente, die den Preis auch aus Kundensicht akzeptabel erscheinen lassen. Müssen eigentlich die Eltern oder eher doch die Kinder überzeugt werden, damit das Geschäft zustande kommt?

p.s.
1. Es ist nur Bequemlichkeit, dass fast ausschliesslich Brusch-Links aufgeführt sind, die Listenpreise sind ja überall ähnlich.
2. Ich habe absichtlich nur Listenpreise zitiert, es ist schon klar dass es Rabatte geben kann.
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Klangbutter ,


ich finde Deinen Weg richtig,
nur mit einem gutem Instrument kann man ein Kind auch dauerhaft für das
Akkordeon begeistern !
Und das nicht nur am Anfang , sondern auch besonders in dem Alter,
wo allerlei jugendliche Abschweifungen jede Art von Musikschulpraxis gefährden.
Eine schlecht gestimmte alte Concerto oder ein Chinaexportmodell
können da fatale Folgeschäden verursachen.

Es gibt bei ebay oft mal hochwertigere Instrumente ,
manchesmal sogar günstig. Diese jedoch selten in der Größe von 72 oder 96 Bass,
also so , daß sie von 12 jährigen auch bedient werden können.
Da Du anscheinend nicht eine solvente Musikschule (gibt es sowas noch ?) im Rücken hast,
die einen Fuhrpark von Leihinstrumenten sein Eigen weiß,
bleibt also nur die Qual des Neuerwerbs.

Doch hier stockt dann wohl den aufgeschlossenen Eltern der Zöglinge der Atem,
zu Recht , alles über 1000 € tut schon richtig weh in der Haushaltskasse.
Jeder, der schon einmal vorsichtig in sein Instrument gelinst ,
oder einen dieser schönen Youtube Filme aus den Akkordeonfabriken gesehen hat,
kann sich dann vage vorstellen, wie viele Arbeitsstunden Handarbeit in diesem Wunderwerk stecken.
Was das kosten muß - auch ohne Vertrieb - ist eigentlich eindeutig.

Ich habe selbst Kinder im Musikschulalter -
na gut, Akkordeon ist es nicht geworden,
gute Gitarren kosten nicht die Welt , der 1/4 Kontrabass
hat mit 1400€ schon Lücken verursacht.

Bei allem musikalischen Eifer und aller Liebe , bei 5000€ müsste ich eindeutig passen.

Schönen Gruss,

Ludger


P.S.Wie machen das eigentlich diese blutjungen Russen , die man auf youtube bewundern kann ?
Viele von Ihnen spielen auf Cassotto / Convertor Instrumenten , gerne von Pigini ,
wobei die heimischen Bajanakkordeons auch für unsere , dickeren Geldbeutel nicht erschwinglich sind ?
Irgendwer aus der Verwandschaft (oder gleich alle ?) müssen sich da aber arg verschuldet haben.
Ist das eine Investition, die sich jemals wieder auszahlt ? Oder darf man so nicht fragen ?
 
Also, wie seht ihr das als Kunden? Sind die Preise richtig?

.. würde ich mal aus meiner Sicht sagen, ist so richtig. Der Akkordeonmarkt ist deutlich kleiner geworden, die Stückzahlen niedriger und damit rentieren sich teure automatische Maschinen eher nicht und es wird in traditioneller Methode viel von Hand gefertigt... das wiederum treibt den Preis nach oben, was den Käuferkreis weiter einengt...Erst die letzten Tage stand eine Meldung in der Zeitung, dass die traditionelle Marke Maugein durch eine großzügige Spende vor der Insolvenz bewahrt wurde. Das ist für mich eindeutliches Zeichen, dass die hersteller keine riesigen Gewinne einfahren und der verbleibende Markt hart umkämpft wird.

Müssen eigentlich die Eltern oder eher doch die Kinder überzeugt werden, damit das Geschäft zustande kommt?

Gleichzeitig stelle ich ebenso fest, dass die Haltung sich verbreitet hat, wenn das Kind etwas lernen möchte, dann lässt man es dieses lernen.. und wenn dann keine Lust mehr da ist, dann wird das Programm ebenso schnell wieder eingestellt. Aus der Haltung heraus ist natürlich die Anschaffung eines teuren Instruments keine Überlegung wert.

Um das Interesse in ordentliche Beschäftigung auf Dauer umzuwandeln, braucht es zu dem anfänglichen Interesse m.M. n. auch eine gewisse resolute Haltung seitens der Eltern, dass das angefangene auch weiter durchgezogen wird. Erst dann entsteht auf Dauer eine bleibende Basis und zumindest soviel "Können" , dass das Instrument auch später wieder ohne große Schwierigkeiten weiterbetrieben werden kann.

Und erst dann ist eine vernünftige Basis vorhanden auch ein Instrument anzuschaffen, dass auch für die Zukunft gerüstet ist und eine brauchbare Basis sowohl von der Mechanik, als auch vom Klang zu rechtfertigen. Ob es dann gleich mehrere tausend Euro sein sollten, da bin ich eher skeptisch. Denn wenn das Instrument so teuer ist, dann muss es auch entsprechend sorgfältig behandelt werden (pass doch auf, wo du überall anstößt, stell das gefälligst vorsichtig ab, pack das jedesmal wieder sauber ein, was hast du da schon wieder für nen Fleck dran...) - das ist dann wieder eher hinderlich, um eine wirkliche Verbindung zum Instrument zu schaffen.

Und auch für die Eltern ist das in den meisten Fällen schon eine wirkliche fiinanzielle Belastung für so ein Instrument mehrere Tausend Euro auszugeben - das ist selbst für Erwachsene ein richtig ordentlicher Batzen Geld, wenn man sich selbst ein Instrument aussuchen will - da schleicht man schon ne Weile drum rum und überlegt es sich dreimal, ob man da nicht doch lieber eine Sondertilgung für den Wohungskredit oder so machen will.:gruebel:

Zu meiner Zeit bestand dann der Kompromiss, darin, dass man ein gebrauchtes Instrument erworben hat und dies überholen lies. Da war dann die Qualität für den Zweck (Schüler / Lernender /Anfänger und brauchbar vielseitiges Instrument mit akzeptablem Klang) bei gleichzeitig überschaubaren Kosten unter einen Hut zu bringen. Aber soweit ich den Gebrauchtmarkt bei Händlern und Werkstätten so sehe, gibt es da im Einsteiger Segment ausreichend viele Instrumente, aber im mittleren Bereich eher nicht. Nicht dass die Instrumente nicht vorhanden wären (werden ja, wenn auch zähneknirschend beim Neukauf in Zahlung genommen), aber hergerichtet werden die Instrumente meist nicht. Wundert mich aber auch nicht, denn es handelt sich häufig um genau die gleichen Typen, die schon zu meiner Jugendzeit als gebrauchte Instrumente in Umlauf waren! :(

Und bessere neuere gebrauchte sind eben meist auch in allen Punkten "bessere" Instrumente und demensprechend auch gleich entsprechend teurer, die dann wiederum den Budgetrahmen deutlich sprengen.

Dass dann oftmals wirkliche Billighobel aus dem Internet geschossen werden - auch das ist aus meiner Sicht, eine Mode der Zeit - Das Phänomen kann man an allen Ecken sehen. An allen Ecken gibt es Billigstangebote von Artikeln, die sonst wesentlich mehr kosten. (Bohrmaschinen für 19,99 Euro, Mountainbike für 159 Euro...). Dagegen hilft nur aufklären, wo immer es geht... was allerdings mit der Zeit ziemlich nervig ist. Das Problem beim billigstakkordoens in Schülerhand ist dann halt zusätzlich , dass die Dinger Motivatonstötend sein können. Die lausige Qualität merkt der Spieler auch als nfänger bald und es mach keinen richtigen Spaß. Die Eltern findens auch grässlich und eher nervig. Und das wiederum ist dann ein Teufelskreis, der eher zum Abbruch des Unterrichts als zum "Upgrade" auf ein vernünfitges Instrument führt.:(

Ich persönlich sehe die Sache eher skeptisch und bewundere von daher jeden Musiker aufrichtig, der sich mit Audauer drum bemüht, das wunderbare Wesen des selber Musikmachens weiter zu vermitteln. - Aus meiner Sicht ist das ein Knochenjob und da kann ich es auch aus Sicht des Pädagogen völlig verstehen, dass wenn schon die Sache an sich nervt ist, dass man dann wenigstens einen anständigen Klang hören will.

Gruß, maxito

(der wenigstens versucht seinen Lehrer spielerisch nicht quälen und ihm zumindest klanglich Erholung für die Ohren zu bieten:redface: )
 
Hallo Klangbutter,

dass Musikinstrumente nicht ganz billig sind (gute 1000 Euro oder mehr in dieser Größe) sollte eigentlich allen Eltern klar sein. Was ist schon umsonst? Allerdings müssen sie, wenn sie von Musikinstrumenten, so wie die meisten, keine Ahnung haben, aufgeklärt werden. Meine Eltern waren dankbar, dass ihnen mein Musiklehrer damals ein Instrument besorgt hat, auch wenn er, wie ich weiß, vom Händler dafür eine Provision bekommen hat. Allerdings muss ich auch sagen: Mein Anfängerinstrument vor 20 Jahren (72 Bass Hohner, dreichörig) entspricht dieser Preisklasse und war nicht das Gelbe vom Ei. Sind die billigeren da wirklich so viel schlechter?

Diese teuren, die du da auflistest sind auch nicht für Kinder (höchstens für Kinder von Berufsmusikern), sondern für Erwachsene, die sich zusätzlich ein leichteres Instrument kaufen, weil sie jetzt längere Zeit im Stehen musizieren müssen oder irgendwelche körperlichen Gebrechen eingetreten sind oder warum auch immer (abgesehen von dem kleinen Converter-Instrument).

Mir ist auch irgendwie nicht klar, inwieweit du deine Schüler "aufpeppen" willst. Wenn die Akkordeone zu klein werden, gibst du ihnen halt hin und wieder aber regelmäßig Noten, wo ihnen die Tasten ausgehen. Dann bekommen das die Eltern schon mit. Wenn du aber meinst, die Eltern sollen in dieser Übergangsgröße in einer anderen Preisklasse einkaufen, würde ich ich mir keine Illusionen machen, zumindest was die von dir erwähnten Tipo-a-mano-Instrumente angeht. Sogar bei mir liegt das an der mangelnden Bereitschaft.

Wenn du es nicht sowieso herausgelesen hast, es müssen die Eltern überzeugt werden und nicht die Kinder, höchstens, dass das Instrument wegen der Kinder ein Tremolo und einen 16-Fuß haben sollte.
Was würde mich überzeugen viel Geld auszugeben? - Mein Kind müsste schon ein Riesentalent haben oder eine ebensolche Begeisterung, so dass es die Frage Akkordeon für mehr Geld oder Fahrrad, Kleidung oder sonstwas in gleicher Preislage eindeutig beantworten kann. (Fahrrad und Kleidung gibt es natürlich zusätzlich, aber in einer anderen Preislage.) Ansonsten reicht ein qualitativ gleiches, aber größeres Instrument. mit deswegen mehr Möglichkeiten für einen neuen Begeisterungsschub bei Kindern völlig aus, würde ich meinen.
Außerdem wissen die meisten Kinder wie Eltern einen "feineren" Klang gar nicht zu schätzen. Für die meisten Kinder aber auch Eltern mit geringer musikalischer Vorbildung und einseitigem Musikgeschmack gilt doch: Je mehr Lärm, desto besser.

Was eher funktioniert, ist, wenn du den Eltern natürlich ein besseres Gebrauchtinstrument verkaufen kannst, das in der Preislage eines günstigen neuen (ca. 1000 €) liegt, so dass sie ganz viel Geld sparen können. Ansonsten mache ich mir da keine Hoffnungen.

Ich hoffe, ich klinge nicht zu pessimistisch, aber ich weiß beim besten Willen nicht, was ich dir schreiben soll, um dich aufzubauen, ohne dabei zu lügen.

Frohe Ostern.
 
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....kleiner Nachtrag :

Deine Überlegungen sind nicht so neu ,
diese Gedanken machte sich schon ein Herr namens Benkert in den späten 70er Jahren.
Er hatte eine Musikschule in Süddeutschland und anscheinend auch etwas Geld in den Händen.
Nun , damals war das Preisniveau noch nicht so wie heute , zumindest in Italien wurde noch günstiger
produziert .

Seine Musikschule hatte einige hundert Schüler und so wurden kurzerhand BENKERT Akkordeons in Italien bestellt.
Geliefert wurden sie von Guerrini und Mantovanelli , beides nicht die schlechtesten Adressen und das in hohen Stückzahlen
( fast 6000 Stück bis 1985). So gab es Instrumente zu guten Preisen bei guter Qualität.
Und alle hatten was davon : die Produzenten, die Eltern und nicht zuletzt Herr Benkert.
Die Ergebnisse seines Tuns sind in einem grausigen Auftritt bei Thomas Gottschalk zu bewundern ,
einfach mal googeln ... doch das mindert ja nichts an der Qualität der Instrumente.
Ich hatte mal so eines ( von Guerrini gebaut ) und es stand trotz des Alters von rund 30 Jahren klanglich einem Neuinstrument in nichts nach.
Gebraucht gibt es sie noch - zumeist dreichörig mit 72 Bässen -Kostenpunkt so um die 600-800 €.
Das wäre auch meine erste Wahl bei der Suche nach einem geeigneten Akkordeon für Schüler.

Natürlich lässt sich dies nicht auf heute übertragen ,
doch andere Musikschulen und Lehrer stehen vor genau diesem gleichen Problem.
Eines ist aber sicher , der Schüler , die Eltern und auch die Zuhörer merken ganz schnell,
ob es sich um ein schlechtes oder ein besseres Akkordeon handelt !

Gruss,

ludger
 
Schwieriges Thema. Ich handel mit Klavieren und habe auch das Problem, dass kaum noch Eltern bereit sind, in bessere und somit teurere Instrumente zu investieren. Aber ich kann es ihnen auch nicht verdenken. Das Geld sitzt einfach nicht mehr so locker wie früher. Früher konnten auch Postboten und Busfahrer sich ein Eigenheim leisten, heute sind die froh, wenn sie über die Runden kommen. Da sitzen ein paar Tausender für Musikinstrumente einfach nicht mehr drin.

Bei Klavieren bedeutet das, dass man eher günstige asiatische Instrumente kauft, u.a. weil die auch die optischen Kriterien bedienen. Ansonsten halt gebraucht. Und genau das ist auch der Grund, warum in den letzten Jahren das große Klavierfabrikensterben in Deutschland vor sich geht. Ich vermute, das dürfte bei Akkordeons auch nicht anders sein. Und als ich vor einigen Jahren mit Akkordeon angefangen habe, war ich ja selber erstaunt, wie viel man dafür ausgeben kann. Nicht viel weniger als für Klaviere. Und ja, es stimmt natürlich, dass schlechte Instrumente motivationstötend sind. Aber Eltern interessiert das meist herzlich wenig.
 
Für Autos geben Menschen Unsummen aus, dabei steckt darin sicher weniger Handarbeit als in einem Instrument. Instrumente halten in der Regel länger und haben einen besseren Wiederverkaufswert wenn man von den Schnäppchenjäger mal absieht. In manchen Ländern boomt das Geschäft mit Akkordeons. Lateinamerika z.B. Das liegt aber daran das es dort kein Hobby ist, sondern ein Stück Kultur. In Deutschland wird jede Art von Kultur zunichte gemacht indem die Menschen gezwungen werden ihr Geld an Abzocker abzuliefern. Man schaue sich nur die explodierenden Energiepreise an. Insgesamt haben sich in vielen Bereichen die Preise seit Euroeinführung verdoppelt oder noch mehr, wobei die Realeinkommen bei den meisten sogar noch schrumpften. Da bleibt für Kultur nicht mehr viel.
 
ich hab jetzt die Beiträge zwei mal gelesen, ich denke auch, daß die Preise von Akkordeons im "Rahmen" liegen, daß weder Produzent noch Händler den großen Reibach machen.

Aber mich beschäftigt auch, wie meinen Vorredner, die Tatsache, daß (teilweise) die gleichen Eltern für die gleichen Kinder Unsummen in qualitativ höchstwertige Sportartikel stecken (und da richtig über den Tisch gezogen werden). Aber da ist auch der Vergleich mit anderen Kindern/Familien da, da muß man zeigen, daß man auch mithalten kann - Prestige!
Einem Akkordeon sehen nur einige Wenige an, was es wert ist - drei Streifen auf einem Shirt kann jeder Depp zählen...
 
Mit Piano-Gregor bin ich der Meinung, daß die angebotenen Akkordeons im allgemeinen nicht überteuert sind. Eher glaube ich, daß auf der Herstellerseite am untersten Level kalkuliert wird und dadurch viele Handwerker für ihre Leistung unangemessen gering bezahlt werden (können). Natürlich gibt es, wie überall, auch hier Ausnahmen. Wie der Preis für die verlinkte Setimo Soprani zustande kommt, würde mich aber mal interessieren, den halte ich für sehr hoch. Aber, wie an vielen Stellen mehrfach gesagt, erst einmal das Instrument spielen, dann darüber schlafen, dann entscheiden ob ich den Preis für angemessen halte.
Natürlich würden die Instrumente preiswerter, wenn der Hersteller von einem Typ eine größer Stückzahl bauen könnte. Aber, das ist dann eben Massenware und nicht mehr von der Qualität, die wir uns wünschen. Als Schülerinstrumente wären sie aber wohl durchaus ausreichend. Zu diesen relativ preiswerten Instrumenten kommen wir aber nur, wenn genügend Abnehmer da sind, und das wird in dieser kapitalistischen Gesellschaft, in der Kultur nur für die besserverdienenden Menschen gemacht und gefördert wird zum Problem.
Wir drehen uns im Kreise. Ohne, daß wir in der nachwachsenden Generation den Hunger nach Kunst und Kultur wecken, werden wir Musiker eine kleine Randgruppe bleiben und unsere Passion relativ teuer bezahlen müssen. Und ohne preiswerte Instrumente werden wir nicht mehr junge Menschen zur Musik motivieren können. Bleibt die Hoffnung, daß eines fernen Tages sich das Ansehen in der Gesellschaft nicht mehr nur über dicke Muskelpakete oder dicke Brieftaschen definiert.

Gruß
Reini2
 
Arrigo:
Also wenn großes Talent oder Begeisterung das Maß für den Preis des als demnächst zu erwerbenden Instrumentes sein soll, dann braucht man meistens nicht lange überlegen.
Trotzdem habe ich den Drang und das Bedürfnis, diesen Kreis zu durchbrechen.

polifonico schreibt:

Eines ist aber sicher , der Schüler , die Eltern und auch die Zuhörer merken ganz schnell, ob es sich um ein schlechtes oder ein besseres Akkordeon handelt !

Arrigo schreibt:
Für die meisten Kinder aber auch Eltern mit geringer musikalischer Vorbildung und einseitigem Musikgeschmack gilt doch: Je mehr Lärm, desto besser.

Beides ist richtig.
Eigentlich möchte man sich als Lehrer überhaupt nicht am Geschäft beteiligen (schon garnicht bei ebay), sondern lediglich überzeugen, dass die teureren Geräte überhaupt auch mal in Betracht gezogen und ggf. mal ausprobiert werden. Dabei steht eben der Preis und die Qual der Wahl (besser die Bequemlichkeit beim Kauf) im Weg und ich suche nach Argumenten, die Eltern überzeugen könnten.

Am besten funktioniert das natürlich mit einem willigen Kind, welches die Eltern und mich schon von sich aus nervt und uns alle unbedingt in ein Geschäft schleift, wo mir dann ein tüchtiger Verkäufer zur Seite springt. Aber erst einmal so eine Situation schaffen!
Bis es soweit ist, kann ich nur mit Worten den Mund wässrig machen, solche Edelmodelle stehen eben nicht überall herum um automatisch Begehrlichkeiten zu erwecken.
Ich bin übrigens auch dankbar für allgemeine Beleuchtungen der Gesellschaft, weil sie am Grundsatz rühren.
Trotzdem wäre es schön, nahe am Thema zu bleiben.
Wir sind uns offenbar einig darüber, dass die Preise aus Herstellersicht ok sind. Die Argumente aus Herstellersicht sind klar.

Aber was macht Eltern heiß? Wahrscheinlich eine allgemeine Werbestrategie? Events besuchen, tolle Sachen vorführen, nicht nur medial sondern live und hautnah, wenn der Nachbar ein gutes Gerät hat ... und nicht vergessen, alles andere (wie Laptops) ausblenden!

Eigentlich ganz einfach, denn so wird es immer gemacht auch mit Autos und Jeans.

 
machs halt wie jener Staubsaugervertreter, der an der Haustür klingelt und zur Frau des Hauses sagt: ich klingel nur aus Höflichkeit, Ihre Nachbarin hat eben einen Staubsauger gekauft und mir schon gesagt, daß sie sich keinen leisten können...
 
Aber was macht Eltern heiß? Wahrscheinlich eine allgemeine Werbestrategie? Events besuchen, tolle Sachen vorführen, nicht nur medial sondern live und hautnah

Es wird Eltern geben, die sind von dem Instrument begeistert und wollen unbedingt, daß ihr Kind Akkordeon lernt, denen ist vermutlich kein Akkordeon zu teuer, wenn der Sproß nur gut darauf wird. Schade eigentlich für das Kind, wenn das lieber Geige oder Trompete lernen möchte.

Es wird Eltern geben, denen ist es egal, welches Instrument ihr Kind lernt, hauptsache es ist gut und gesellschaftlich angesehen beschäftigt. Auch schade für das Kind, weil sich niemand für seine Musik interessiert. Aber diese Eltern sind beeinflußbar, wenn sie befürchten müssen, daß die Ausbildung bei einem minderwertigen Akkordeon sehr bald wieder mangels Elan endet.

Es gibt Eltern, die Ihrem Kind eine Ihm angemessene musikalische Ausbildung ermöglichen wollen. Diese Eltern werden dem Kind zunächst einfache (nicht billige) Instrumente geben, weil sie wissen, daß man sich erst erproben muß. Und sie wissen, daß sich im Laufe der Ausbildung der Geschmack des Kindes erst bildet und evtl. auch verändert. Die werden, wenn sich die musikalische Richtung abzeichnet und verfestigt, dem Kind den Kauf eines angemessenen Instruments ermöglichen.

Langer Rede kurzer Sinn: Du hast keinen Einfluß auf das Kaufverhalten der Eltern, es sei denn, Du bemerkst rechtzeitig, daß sie gerade in Kauflaune sind und nutzt diese Gelegenheit. Aber das zui erspüren ist uns in der Regel nicht gegeben, sonst wären wir nämlich Autoverkäufer und nicht Musiker.
 
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hat eben einen Staubsauger gekauft und mir schon gesagt, daß sie sich keinen leisten können...

Bei Konsumgütern des täglichen Lebens- da funktioniert das ganz klar...Bei Akkordeons -> Hm?

Zu allererst muss mal das Bewusstsein geschaffen werden, dass außer der Anzahl der Bassknöpfe, Register und Tasten auch andere Merkmale eine Qualität darstellen. Unterstützung durch die Werbeindustrie mittels Fernsehwerbung, Plakatwand iss nich. Da brauchts in aller Regel rege Eigeninitiative der Akteurre vor Ort, sprich in erster Linie dei Musiklehrer

->Bleibt also nur der Bereich wo man mit den poteniellen Geldausgebern in Kontakt kommt:

- Musikschule, Wettbewerbe, Veranstaltungen mit und ums Akko.

Denn da kommen die Eltern in allrer Regel mit, weil sie ihre Sprößlinge hin bringen müssen etc. Bevor ich Qualität verkaufen kann, muss erstmal ein Bewusstsein dafür geschaffen werden. Und die Bereitschaft wird eher erreicht, wenn der Kopf voll in der Materie drin ist. Und das geht auf Akkoversanstaltungen einfach am besten, weil man da auch gedanklich schon bei Akkordeon ist.

Der soziale Faktor Neid:

Warum stellen sich Leute ein Klavier von Steinway in die gute Stube - man will zeigen, dass man wer ist und was hat. Klappt beim Akko nicht ganz so gut, weils einfach kleiner ist und meist im Koffer ist, wenns nicht grad benutzt wird. Aber mit dem Neidfaktor kann vielleicht schon was erreicht werden. Man muss halt in die richtige Umgebung gehen. Also dorthin, wo mehrere Akkospieler zusammen sind.

Am besten dürfte es funktionieren, wenn man die Kinder (Schüler) auf seiner Seite hat. Viele dieser Statussymole werden von den Eltern ja oft nur gekauft, weil die Kinder nerven und quengeln ohne Ende. Reichen würd ja meist auch ein einfacheres Modell.

Und - fast vergessen:

letztlich sollte es auch greifbar sein. Denn eine theoretische Debatte ist meist schnell wieder aus dem Kopf gelöscht oder wird schon gar nicht erst geglaubt. Wenn man die Geldgeber schon mal soweit hat dass sie Bereitschaft zeigen über ein höherwertiges Instrument nachzudenken, dann sollte dies tatsächlich auch in die Hand genommen werden können. Wenn man die Unterschiede und Vorzüge des besseren Geräts erklärt und vorführen kann, dann tut das sehr wohl auch eine gewisse Überzeugungsarbeit leisten - Hab ich bei meinem Akkobauer schon mehrfach erlebt, dass die Leute dann doch das teurere (und bessere!) Instrument genommen haben, obwohl nicht so geplant, weil sie durch die Erklärung und vergleichende Vorführung dann auch selber den Unterschied gehört hatten.

Müsste man mal einen richtigen Verkaufsprofi fragen, wie er das einfädeln würde...

Gruß, maxito
 
Hallo zusammen,

weil hier mehrfach anklingt, dass die deutsche Kultur schuld sei, dass weniger Geld für Musik da ist, als z.B in Südamerika, möchte ich doch widersprechen. Warum in Südamerika Musikinstrumente verbreiteter sind als bei uns, liegt meiner Meinung nach am Wohlstand. Wenn ein Kind zu seiner Beschäftigung weniger Möglichkeiten hat, spielt es mehr sein Musikinstrument. Wenn ich als Musiker genauso viel verdiene wie der Durchschnitt der Bevölkerung, weil der Durchschnitt wenig verdient, habe ich ein finanzielles Interesse daran, ein Instrument zu beherrschen, im Gegensatz zu Deutschland, wo Musik, genau wie Sport, ein Armutsrisiko darstellt.


Ich möchte vielleicht noch erzählen, wie ich zu meiner Morino kam, weil das so ein Fall ist, wie Klangbutter ihn sich vorstellt. Dieser Fall hätte so aber nicht funktioniert, wenn meine Morino nicht die Endgröße (120 Bässe) hätte.

Vor 15-20 Jahren war ich 13 oder 14 Jahre alt, hatte einige Jahre Akkordeonunterricht und spielte auf einem 72-Bass Hohner-Akkordeon. Da gingen mir wirklich die Tasten aus (rechts), außerdem war ich groß genug, so dass einem größeren Instrument von daher nichts im Wege stand. In einer Unterrichtsstunde sagte mein Lehrer zu mir: "Lass dein Akkordeon im Koffer und probier heute mal das hier." (Es war eine ältere Hohner Morino.) Nach der Unterrichtsstunde teilte er meiner Mutter mit: "Es steht sowieso ein größeres Instrument an, ich habe momentan das hier zu verkaufen. Ich gebe sie euch für eine Woche mit. Informiert euch was so etwas kostet. Vielleicht wollt ihr sie haben." Mein Vater war nicht gegen ein besseres Instrument ("Jetzt können wir es uns leisten. Wer weiß, wie es dir einmal geht."), nur war ihm das Instrument zu alt. (Ich muss dazusagen: Meine Eltern spielen keine Musikinstrumente und haben auch keine Ahnung, wie alt Musikinstrumente werden können.) Also ging es zum nächstgelegenen Musikgeschäft und ich bekam meine Morino IV S. Das rechne ich meinem sparsamen Vater heute noch hoch an. (Der Inhaber des Geschäfts, der selbst Akkordeon studiert hat, war übrigens der Meinung, dass es eine Nummer kleiner (d.h. billiger) auch tun würde.)
Die Geschichte geht noch weiter: Ich spielte damals schon in einem Akkordeonorchester, und nun hatte ich mit 13/14 Jahren unter 20-30 Mitspielern (die meisten erwachsen) das einzige Cassotto-Instrument. Mittlerweile hat jeder zweite eine Morino oder vergleichbare Italienerin, d.h. die besseren erwachsenen Spieler haben sich selber eine Freude gemacht (meistens gebraucht) und die minderjährigen bekommen auch überwiegend (gebrauchte) "bessere Instrumente" spendiert.
Also kann ich schon bestätigen, dass Werbung (oder Neid) funktioniert, muss aber auch sagen, dass die Musiklehrer bei uns regelmäßig an ihre besseren Schüler geignete Gebrauchtinstrumente vermitteln, oder sogar selber verkaufen und in jedem Fall beraten und auf Wunsch beim Instrumentenkauf dabei sind.
 
Da mochte ich mal aus Eltern-Sicht antworten. Ja mir sind die Preise zu hoch.
Wenn ich meinem Kind ein Instrument neu kauf, dann erst, wenn die richtige Grösse erreicht ist.
Aber dann ein gutes!
Zuvor würd ich höchstens eingutes Gebrauchtes in Betracht ziehen, von einem Bekannten, oder vom Händler.
Ein 72 Bass spielte mein kleiner jetzt 2 Jahre und ist dann rausgewachsen.
Meine anderen beiden haben alle beide sehr gute Leihinstrumente (Cello und Querflöte) auch hier werden die rauswachsen, deshalb gibt es da ja auch von Musikhäusern einen Leihservice. Das Cello ist per Internet geliehen , die QF von einem Musikhaus. Es ist definitiv besser ein gutes Leihinstrumen zu haben, als ein schlechtes eigenes.
Nun aus Musikersicht-ich hab jetzt live mitgekriegt, wie die Differenzen zwischen Listenpreis und Endpreis sein können. Da wirds dir schwindelig.
Ich selbst kauf mir jetzt nach 35 Jahren mein erstes neues Akkordeon.
 
Klangbutter, ich verstehe dein Problem nicht so ganz. Geht es um Schüler, die schon spielen können und jetzt ein besseres und vor allem größeres Instrument gebrauchen könnten und könnten die jetzt auch schon ein ganz großes (120 Bässe) vertragen? Meinst du mit mittleren Schülern und mittleren Instrumenten die Größe? Denn eins ist ja wohl klar: wenn die Eltern wissen, dass ihr Kind in wenigen Jahren wieder ein noch größeres Instrument brauchen, dann ist verständlicherweise die Akzeptanz für so hochwertige Instrumente gering. Da hat man ja das Gefühl, man müsste erst mal eine Niere verkaufen, um sich so etwas leisten zu können. Und in ein paar Jahren auf die zweite Niere auch noch verzichten? Na, ich weiß nicht.

Aber wenn es um das "endgültige" Instrument geht, dann zieht ein Argument immer wieder (zumindest bei Klavieren): man beachte, wie lange die Instrumente einsatzfähig bleiben werden. Vergleich das mal mit einer Waschmaschine oder gar einem Auto. Ich hab immer wieder mal Klavier im Laden, die sind 80 Jahre alt und haben noch alle Originalteile. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das mit meinem Auto nicht passieren wird. Das Instrument wird also mindestens eine Generation weiter vererbt, wenn nicht gar zwei oder drei. Und dann relativiert sich der Anschaffungspreis gewaltig. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass man auf einem Instrument, welches so richtig Spaß macht, länger, lieber und ausdauernder musiziert, dann fällt die Entscheidung leichter. Aber ein Problem bleibt: wenn das Geld nun mal nicht vorhanden ist, dann kann man sich den Mund fusselig reden. Das Budget ist halt meist begrenzt.
 
Natürlich habe ich angeboten, beim Kauf behilflich zu sein. Besonders aus Furcht vor einem geheimen Spontankauf bei ebay! Ich muss mich einmischen, ob ich will oder nicht, weil sonst das Billigste gekauft wird. Das ist nun einmal so.
Jetzt schaue ich mich um und möchte gern das Beste für meinen Schüler und bin als Kunde doch erstaunt über die Preise genau der Instrumente, die mich besonders interessieren würden.

Die Musikschule und auch ich selbst habe gerade nichts passendes zu verleihen. Natürlich erkundige ich mich bei bekannten Kollegen und bei in Frage kommenden Händlern nach günstigen Gebrauchtangeboten, auch nach Leihgeräten und Mietkäufen.

Piano Gregor:
Eigentlich geht es darum, dass allgemein kaum Instrumente da sind (hab den ganzen Schrott ausgemistet) und ich lieber den Dritt- und Viertklässlern ihr derzeitig geliehenes oder eigenes 40 Bass Akkordeon abnehmen und für die zu erwartenden neuen Schüler (Erstklässler und Zweitklässler) benutzen würde. Ich möchte nicht, dass jemand 6 Jahre lang auf einem 40 Bass Akkordeon spielt und ich möchte auch nicht, dass ich künftig immer mehr 40 Bass Akkordeons in der Klasse habe, weil jeder sein eigenes mitbringt.
Am liebsten würde ich ungefähr fünf 40 Bass zum Verleih haben und nach 2 oder drei Jahren sollte ein etwas größeres, aber eben auch besseres Teil her, damit die Anfänger sehen, aha da gibts noch was! Diese etwas größeren sollen dann aber auch gekauft werden. Das ist ein entscheidender Punkt. Gerade auch durch das Jeki-Projekt wird den Anfängern praktisch zum Nulltarif Unterricht und Instrument angeboten. Danach muss die Musikschule mit Instrumenten einspringen, oder es muss privat gekauft werden. In dem Moment sind sie in der 3. Klasse. Ein 48 Bass scheint mir in dem Moment nicht die richtige Wahl. Hohe Qualität ist immer wichtig, hilft sie doch in jedem Stadium, nicht erst in späteren Jahren. Es kann immer das letzte Instrument in der Laufbahn des Schülers sein usw.

Das Ziel ist vor allen Dingen, den zu erwartenden neuen kleinen Schülern die bisher gebrauchten kleinen Akkis zum Ausleihen anbieten zu können.
Die begüterteren Eltern sollten bei dem Ringtausch mal ein schönes Teil in den Ring bringen, das der Schüler entweder immer behält oder der Klasse in einigen Jahren für den Nachwuchs zur Verfügung steht. Auch wenn der betreffende Bengel im Moment noch nicht sonderlich viel übt. Vielleicht würde diese Aktion etwas daran ändern. Wenn ich jetzt beim Kauf nachlässig bin, wird mich dieser "Fehler" eventuell Generationen lang verfolgen.

Noch eine Denkweise. Ich bin nicht der Meinung, dass alle Schüler unbedingt durch alle Instrumentengrößen gejagt werden müssen. Für eine junge Dame kann ein 72 Bass Akkordeon durchaus das größte sein.

Aber nun sagt doch mal was konstruktives zum Thema ... etwa so:

Liebe Frau Reich-Schröder,

ich brauche zum Sommer mein Leihinstrument zurück!
Aber ich hätte da ein schönes Angebot für ihren Sohn Weissnochnicht Reich-Schröder:
Es hat Goldkanten und Cassotto, Perlmutttasten und einen super dichten Balg. Alles ist in liebevoller Handarbeit gefertigt und die vier Chöre wurden von nackten Jungfrauen im Vollmondschein eingespielt ... kurz, es ist genau das richtige für Ihren Sohn Weissnochnicht. Nicht endende Freude und Staunen ringsumher sind garantiert, aber er lernt damit auch viel mehr und kommt schneller und leichter zu Erfolgen. Der Lehrer wird beglückt sein! Ihr Sohn wird ein Star sein! Solch ein Instrument formt den edlen Geschmack von Weissnochnicht in kunstvollster Weise. Es ist jeden Cent der nur 6000 Euro wert, weil es durch Qualität überzeugt und Musik sowie den Spieler auf ein neues Level hebt. Kein anderes Spielzeug, kein Computer ist so fesselnd und so wertbeständig, nichts kann dieses Instrument ersetzen. Der Klang und die Handhabung sind verschmolzen, es spielt in unbeschreiblicher Weise wie von selbst. Dieses Instrument ist mehr als die Summe seiner Teile! In magischer Einzigartigkeit wird Hänschenklein zur Symphonie!
Es könnte entweder schon das Endgerät sein, denn besser geht es nicht mehr. Falls ihr Sohn Weissnochnicht wider Erwarten wirklich doch etwas anderes machen möchte, werde ich alles daran setzen, dass es jemand aus meiner Klasse abnimmt.

So ein feines Teil -
also wirklich ... kaufen Sie lieber schnell, denn Akkordeons werden immer teurer!
 
In magischer Einzigartigkeit wird Hänschenklein zur Symphonie!
Da musst Du mit der Formulierung vorsichtig sein: jetzt kauft Frau Reich-Schröder ihrem Sohn Weissnochnicht dieses Instrument, dann klingt Hänschenklein immer noch nach Hänschenklein und schon ist Dein Ruf (als Lehrer wie als Einkaufsberater) hinüber!

Gruß,
INge
 
Jeder Werbestratege lügt.
Die Mission wäre in dieser Sache mit dem Kauf erfolgreich abgeschlossen.
Weissnochnicht's Fähigkeiten hängen natürlich nicht ausschließlich mit dieser gut bereiteten Ausgangsbasis zusammen.

Ich wollte hier Argumente sammeln, die aus Kundensicht 6000 Euro (oder wenigstens 3000 Euro) rechtfertigen. Bisher kamen eigentlich nur Gegenargumente bzw Vorschläge alternativ vorzugehen. (Was auch eine Antwort ist)
 
Hallo Klangbutter,

die Preise für Akkordeons sind wie sie sind. In jedem Fall, ob neu oder gebraucht, ist der zuerst angegebene Preis zu hinterfragen, und es entsteht nach Verhandlungen ein tatsächlicher niedriger Preis. Es gibt viele Gründe, warum die Preise so hoch sind oder dem Käufer so hoch erscheinen. Es hilft nicht wirklich weiter, darüber zu wehklagen.

Wenn ich die Beiträge oben richtig verstanden habe, dann geht es speziell Dir darum, dass Deine Schüler ein ordentliches Werkzeug in die Hand bekommen. Wenn da nur nicht die Kosten wären - für die Musikschule oder die Eltern. Also müssen Alternativen geboten oder Kompromisse eingegangen werden.

Obwohl ich kein Lehrer, und schon gar nicht Musiklehrer bin, sehr wohl mich aber mit der Eltern- und mittlerweile auch Großelternbefindlichkeit auskenne, habe ich die Situation erlebt und kann sie mir für Deinen Fall recht gut ausmalen. Ich stelle mir eine halbwegs vernünftige Haltung der Musikschule bzw. des betroffenen Musiklehrers so vor:

Stufe 1: Anfänger/ Grundschulkinder bekommen ein einfaches Leihinstrument (48 Bass) von der Musikschule gestellt. Damit werden die Kinder zunächst einmal an die Musik herangeführt und die Eltern nicht gleich durch Inverstitionen abgeschreckt.

Stufe 2: Nach 2-3 Jahren entsteht für die Dabeigebliebenen(!) der Bedarf eines größeren Instruments. An dieser Stelle sollte man mehrgleisig vorgehen können.

Die Schüler, bei denen es sich nicht lohnt, sollen bei dem kleinen Leih-Instrument bleiben. Der Musiklehrer wird einige freundliche klingende Gründe finden, dem Kind das zu erklären.

Für die Schüler, bei denen es lohnt und bei denen die Familie wirklich nicht das Geld oder nicht das Verständnis hat oder, schlimmer noch, beides, sollte die Musikschule ein paar gute gebrauchte und gewartete größere Instrumente zum Leihen vorhalten. Die Musikschule/ der Musiklehrer kann ja den Gebrauchtmarkt beobachten und bei passender Gelegenheit zugreifen. Evt. kann man beim Sozialbürgermeister der Stadt hierfür ein paar Euro bekommen.

Für die Schüler, bei denen es sich lohnt und bei denen ein eigenes Instrument nicht außerhalb jeder Reichweite steht, muss man die Elternseite behutsam bearbeiten - am Besten schon bevor die Kauffrage akut wird. Ein qualitativ ordentliches Gebrauchtinstrument mit 72 Bässen erfordert etwa 2000 Euro, ein entsprechendes neues etwa das Doppelte. Den Eltern kann man durch Vergleiche klarmachen, dass man mit ordentlichem Werkzeug mit mehr Lust arbeitet und bessere Arbeit abliefern kann als mit Billiggerät. Das gilt natürlich auch im Falle von Musikinstrumenten.

Um die passenden Vergleiche für Qualitätsbewusstsein zu finden, kann man den Leuten auf die Schuhe, auf die Klamotten, ans Handgelenk, aufs Fahrrad, auf das Smartphone, aufs Auto schauen, was eben so spontan passt. Und manche Eltern eines hoffnungsvollen Sprösslings kann man vielleicht zum Nachdenken bringen, wenn man auf die flüchtige Vergänglichkeit von superbreiten hochglanzpolierten Edelstahlfelgen in Verbindung mit aggresiven Sportspoilernasen und Sound-getunter Auspuffanlage als Premium-Ausstattungspaket für 4995 Euro bei ihrem Unterklasseauto hinweist im Vergleich zu einem odentlichen Musikinstrument für den Nachwuchs, das ein Leben lang hält und das Kind für sein ganzes, nicht nur musikalisches Leben formt.

Wenn schon kein gutes gebrauchtes Instrument zu finden ist, dann kann man den Schmerz der Eltern vor einem Neukauf vielleicht dadurch abmildern, dass in der fraglichen Größe wohl viele ein gebrauchtes Instrument suchen - andernfalls wäre ja der Gebrauchtmarkt nicht leer - und deshalb mit einem fairen Preis bei Wiederverkauf oder Inzahlungnahme zu rechnen ist. Das Stichwort Ratenkauf würde ich nicht in den Mund nehmen. Vielleicht sind auch Großeltern, Tanten usw. bereit, einen Teil beizutragen.

Der Wunsch für ein größeres Instrument muss aber besonders von dem Schüler kommen. Das kann der Lehrer sicher ziemlich deutlich beeinflussen.

Stufe 3: Ein ausgewachsenes Instrument steht an. In diesem Stadium geht es sicher nicht mehr um unbegabte oder unwillige Schüler. Jetzt kommt m.E. nur noch ein eigenes Instrument in Frage, die Musikschule muss auf diesem Sektor keine Leihinstrumente vorhalten. Gebraucht oder neu, die Vorgehensweise ist wie in Stufe 2. Zwei Argumente für den Kauf kommen jetzt noch hinzu, nämlich dass das ausgewachsene Instrument für einen sehr langen Zeitraum dienen kann und dass der Gebrauchtmarkt erheblich größer ist als bei den mittelgroßen Instrumenten, um die es in Stufe 2 ging.

Zusammengefasst, es geht beim Kauf darum, den Finanzgebern den Wert von Qualität bei einem Musikinstrument begreifbar zu machen. Und das Argument, ein Amateur oder ein Lehrling braucht nicht die beste Qualität, ist falsch. Gerade diese bringen mit schlechter Werkzeug-Qualtät fast nur Murks zustande. Ein mir bekannter Schwabe sagte einmal, als wir über die Qualität von Billigwerkzeug in Baumärkten philosophierten: "Des isch grad recht, dass mers an de Kass zahld, on henner de Kass schmeißt mers in de nächschde Dole na." (Dole = dt. Entwässerungsschacht z.B. an der Gosse)

Viele Ostergrüße

morino47
 

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