Auch ich habe das MP11 heute angespielt.
Kurze Hintergrundgeschichte:
In der Christengemeinde wo ich jahrelang spiele ist eine Neuanschaffung längst fällig. Ersetzt werden soll ein RD-150 was ich mit einem Soundmodul GEM RP-X spiele. Ich habe jahrelang unter dem Anschlag vom RD-150 gelitten, aber ein Budget war lange nicht vorhanden. Aber jetzt soll es endlich doch gehen.
Also war ich heute bei Justmusic in HH, und habe alle möglichen Stagepianos angespielt. Dies ist nicht das erste mal, mein Stand letztes Jahr war dass ich das Yamaha CP5 favorisiert habe, gefolgt von Nord Piano 2. Heute wollte ich ursprünglich hauptsächlich das neue CP 4 und RD 800 anspielen. Leider war das CP4 nicht da, macht nichts denn das CP5 habe ich noch sehr stark in Erinnerung, dafür waren alle anderen da: die Nords, RD 800, Kurzweil Artis, Viscount Physis, UND das Kawai MP11.
Ich hatte die MPs nicht auf dem Zettel, weil Kawai mir klanglich nie angesprochen hat auch wenn die Tastatur die beste ist. Aber das MP11 hat mich heute komplett umgehauen. Das AP ist so viel besser geworden, ich würde sagen es ist auf der gleichen Ebene von Yamaha CPs wenn nicht sogar besser. Diesmal ist das Attack und Decay Verhalten sehr natürlich.
Als Referenz habe ich mein RP-X mit dabei, der mir über die Jahre gut gedient hat, jedoch kann ich den über-metallische Faziolli Klang mittlerweile nicht mehr wirklich leiden.
Das MP11 klingt wie ein Kawai Flügel, ähnlich wie Yamahas, auch etwas metallisch, wenig Holz, und besitzt einen sehr definierten Bass. Genau mein Geschmack. Highlights sind die Concert & Studio Grand, und die Jazz Pianos. Mann kann die Brillanz auch nachregeln was ein Pluspunkt ist.
Aber die große Überraschung für mich sind die anderen Klänge: Rhodes, Wurlies, Clavis, und Pads. Sie sind sehr geil geworden, besonders die Wurlies. Viel besser als Nord finde ich sogar.
Die Rhodes sind schön rotzig, wie ich es mag, und hat untenrum sehr gute Bark und Bauch. Eins von den Youtube video zeigt sie sehr gut. Der Ingo aus dem Demo ist auch geiler Pianist. Hört euch unbedingt alle Demos bei
www.kawaimp.com.
Sehr positiv aufgefallen ist mir auch die Bedienung, man kann ziemlich schnell die Effekte zuschalten und editieren, zwar nicht so schnell wie bei einem Nord, ein Tap Delay wäre vielleicht noch die Krönung. Aber insgesamt sehr sehr gut. Auch die Cutoff und Res von den Pads kann man schnell live regeln, was super ist.
Ein Pluspunkt gegenüber dem Nord Piano 2 ist dass man Klavier und EP layern kann. Das klingt dann richtig geil. Oder ein Clavinet und Klavier. Richtig funky sage ich euch.
Das Layern macht so richtig Spaß bei dem Gerät.
Ergänzung:
Sehr gut finde ich die Tatsache dass jeder Part (Klavier, EPs, und Subs) eigene FX und Hall Blöcke hat, bei den EPs allein: 2 FXs, 1 Amp und 1 Rev.
Da ich diesmal mit dem Klang von Kawai sehr angetan bin, kann ich mich dann auch so richtig von der state of the art - Tastatur verwöhnen lassen. Und wenn das passiert, mag man alles andere nicht. Aber ganz schnell passiert das. Z.B das Nord Piano 2, welches bei den Klavieren zwar mehr Details wiedergibt, aber die Tastatur ist einfach kein Vergleich. Versteht mich nicht falsch: Mit der Fatar Tastatur kann man zwar noch sehr gut spielen, aber sobald man z.B. pianissimo spielt, macht das sehr viel Mühe, als auf dem MP11.
Mit dem Preis von 2149€ ist es doch ein klarer Sieger geworden: die beste Tastatur die es gibt, diesmal auch mit erstklassigen Klavier, EPs, Pads. Zwar ist es das schwerste Stage Piano momentan, aber diesmal stimmt wirklich alles andere. Ich bin echt überzeugt.
Wenn ihr euch dann fragt wie also die anderen Instrumente bei mir abgeschnitten haben, hier eine kurze Zusammenfassung (wie immer, es ist meine subjektive Empfindung):
- RD 800 - wie alle RDs davor finde ich den Klang überproduziert und komprimiert, so dass es unnatürlich wirkt. Die Tastatur reagiert auch nicht hundertprozentig wie ich es möchte, und klackt zu laut.
- Nord Piano 2, Stage, - viel zu teuer für das was sie bieten (für andere mag es in Ordnung sein) - Tastatur unterdurchschnittlich
- Kurzweil Artis - Tastatur noch schlechter als die Nords, dabei sind die Klänge und Konzept super - schade.
- CP5 (aus Erinnerung) - Klang und Tastatur super - jedoch tendiert es über die Zeit zu flach zu sein - Klangfarbe meiner Meinung nach ziemlich monoton - die EPs sind für mein Geschmack viel zu künstlich
- Viscount Physis - das Ding ist ein Witz - Tastatur schrecklich, Bedienung schrecklich, Klang genauso.
Für alle die mit dem Gewicht von MP11 nichts anfangen können, wartet auf jeden Fall auf das MP7. ALLE Klänge von MP11 sind mit dabei, plus Synths und Hammond, die von den Demos sehr ordentlich sind. DAS finde ich doch hammer. Günstiger und viel leichter als das MP11 ist es, aber hat mehr Features.
Neben dem MP11 war nämlich ein ES7 was die gleiche Tastatur hat wie das kommende MP7, ich habe es per Midi angeschlossen. Es spielt sich super, zwar nicht so butterweich wie das MP11 aber schon oberliga. Also, alles spricht für das MP7. Merkt euch es. Ich habe mich trotzdem für das MP11 entschieden, denn wie gesagt, wenn man sich einmal an die Tastatur gewöhnt hat, mag man kaum eine andere anfassen.
Ein Tipp für alle, die das MP11 anspielen: unbedingt auch die vorgespeicherten Performances ausprobieren, es sind die besten Presets die ich bei Stagepianos vorgefunden habe. Alle Klänge scheinen erst richtig darin. Es gibt da z.B ein sehr geiles Rhodes Preset, sehr gute Piano layers, und sehr gute Uprights. Die Uprights sind nämlich auf den 'nackten' Presets nicht so toll, aber bei den Performances sind die so verstimmt, dass es geil klingt.
Ich freue mich wenn meine Gemeinde das Teil bestellt. Dann gibt's evtl. mehr Bericht von mir.
Ergänzung:
Schade finde ich dass die Strings nicht so auf dem Niveau der anderen Sounds sind. Aber so als Fläche hinter dem Klavier reicht das.
Ausserdem reagieren die Knobs teilweise etwas zu empfindlich, und sprunghaft, ist etwas problematisch wenn man z.B Effekte oder Drive live reindrehen möchte. Hier hätte man endlos Regler einsetzen sollen, und etwas besser skaliert. Das waren auch schon die kleinen Mankos.