Dann vermischst Du aber zwei Effekte, denn in diesem Fall wird von vornherein mehr Energie bereitgestellt. Damit hat aber der Formant nichts zu tun.
Der Schalldruck ist frequenzunabhängig, insofern können Formanten bei
konstantem Atemdruck hier keinen Einfluss haben. Bei Versuchen mit Probanden können die beiden Effekte schlicht nicht getrennt werden, weil hier vermutlich beides gleichzeitig geschieht.
Auch Sänger hebeln nicht mal eben die Physik aus.
Ja, beim Twang vermischen sich da tatsächlich mehrere Effekte und es ist fast unmöglich das irgendwie aufzutrennen. Es wird allerdings nicht von vorneherein mehr Energie bereitgestellt, sondern v.a. ein größerer Anteil der bereitgestellten Energie in Schalldruck umgewandelt, aber der Effekt ist natürlich derselbe.
Bei den Vokalformanten gibt es aber keinen Nebeneffekt. Wobei es hier sicherlich realistischer ist, wenn man von einer Minimierung der Abdämpfung anstatt von einer echten Verstärkung spricht. Die Energie wird durch gute Ausrichtung der Formanten nicht wirklich größer, es wird nur ein geringerer Teil der bereitgestellten Energie im Vokaltrakt "weggedämpft".
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broeschis, jetzt hast du mich aber angefüttert! können wir uns dazu mehr unterhalten? wenn nicht hier, dann per nachrichten?
mit den akustischen aspekten des singens und deren physik habe ich mich zwar auseinander gesetzt, aber offenbar nie genug, wenn du schreibst, es sei mittlerweile erwiesen, dass twang per se den sängerformanten erzeugt.
können wir gerne machen. Ein sehr interessant und übersichtlich gehaltener Artikel zum Thema ist übrigens dieser hier:
https://www.google.fr/url?sa=t&rct=...yleiqsBb-i4spyhiQ&sig2=KklPqXkNEuqDRd2sUNQkmw
Die hohen Formanten (F3-F5) gehören übrigens weiterhin zum Sängerformanten, sind aber nicht seine "Hauptquelle". Oder anders gesagt: Der Twang (= Verengung/Verlängerung der Epi-Larynx) ist der Mechanismus, der es überhaupt erst ermöglicht aktiven Zugriff auf die Formanten F4 und F5 zu bekommen. Genaugenommen sind die alten Arbeiten von Sundberg immer noch korrekt, man weiß nur inzwischen, dass es der Twang ist, der das "Clustering" der hohen Formanten bewirkt. Der Formant F3 wird über die Zungenspitze gesteuert, hat aber nur einen geringen Anteil am Sängerformanten. Dazu gibts einen schönen Artikel hier:
http://kashu-do.blogspot.fr/2011/10/kashu-do-singers-formant-and-singers.html
Der Sängerformant wird in der Tat verbessert, wenn das Ansatzrohr möglichst lang und der Pharynx weit ist. Das entspricht tatsächlich einem tendenziell abgesenkten Kehlkopf, ändert aber nichts daran, dass dieser zur Höhe hin steigen muss. Der Twang erzeugt nämlich quasi einen "Zug" auf dem Kehlkopf nach oben, das Verlängern des Ansatzrohres einen "Zug" nach unten. Dadurch entsteht eine Art "Spannung" zwischen Kehlkopfheber und -senker. Diese Spannung ist wichtig für einen "schönen" Stimmklang. Wird diese Spannung aber zu groß, entsteht der klangliche Effekt, der landläufig als "Knödeln" bekannt ist. Deshalb lässt man zur Höhe hin den Twang immer mehr "gewinnen" und damit den Kehlkopf steigen. Dadurch erhält man in der Höhe den Sängerformanten, verliert aber gleichzeitg den "vollen Klang", der durch den tiefgehaltenen Kehlkopf entsteht.
In der Praxis kann man den "vollen Sängerformanten" am leichtesten durch ein klares "i" mit tief stehendem Kehlkopf erzeugen. Dabei kann man auch leicht ausprobieren, dass das "Klingeln" des Sängerformanten nicht verloren geht, wenn man den Kehlkopf dabei erhöht, wohl aber der "volle Klang". Das "i" eignet sich auch deshalb so gut, weil auf diesem Vokal der Formant F3 (Zungenspitze) mit dem Sängerformanten (Twang-Frequenzen) zusammenfällt. Dadurch kann man das "i" quasi über die Zungenspitze "einstellen" und erfährt eine gut wahrnehmbare Vibration im Bereich der Zungenspitze/Schneidezähne, wenn der Twang korrekt eingestellt ist.
Genau das Fehlen dieser Spannung wird oft beim SLS-Ansatz kritisiert. Denn für das entstehen eines wirklich guten Sängerformanten braucht man sozusagen einen gleichzeitig abgesenkten und angehobenen Kehlkopf. Ein Halten des Kehlkopfes in der mittleren Sprechposition führt eher zu einer dünnen und resonanzarmen Stimme.