Der C-Switch - (k)einer für alle?

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Der C-Switch - (k)einer für alle?

(Der vollständige und stets aktuelle Artikel ist immer in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)

Einleitung

Über die Bedeutung eines parallelen Lastkondensators als Mittel zur Klangveränderung bei den Magnettonabnehmern einer Elektrogitarre hat Helmuth Lemme bereits 1977 in seinem Buch "Elektro Gitarren" hingewiesen. Mit einem C-Switch als Lastkondensator lassen sich verschiedene Klangfarben erzeugen. Aus elektrotechnischer Sicht ist der C-Switch immer nur ein Bestandteil eines linearen Filters, der für die "elektrische" Klangeinfärbung verantwortlich ist. Er wirkt also immer zusammen mit den anderen Komponenten in der Elektrogitarre. In der Gitarrenelektronik wird er von Lemme auf drei verschiedene Weisen eingesetzt:

  1. Als paralleler Lastkondensator um die Resonanzfrequenz des Tonabnehmers zu verringern,

  2. als Ersatz des Kondensators für die Tonblende, was auch eine Resonanzverschiebung bedeutet, und

  3. in Reihe zum Lautstärkeeinsteller geschaltet als Bass-Schalter zur Absenkung der tiefen Frequenzen.
In diesem Artikel werden wir uns hauptsächlich mit der Wirkung des C-Switch als veränderlicher Lastkondensator beschäftigen. Der Frage, ob ein solcher Resonanzschalter wirklich als Ersatz der Tonblende dienen kann, wird hier nicht weiter verfolgt werden.

Helmuth Lemme bietet auf seiner Internetpräsenz fertige C-Switches an. Man kann einen solchen Schalter aber auch leicht und mit wenig Aufwand selber bauen. Da stellt sich dann nur die Frage nach der Dimensionierung der verschiedenen Kondensatoren. Aber auch da wird man manchmal im Internet fündig. In Guitar-Letter II findet man zum Beispiel in Tabelle 2-2 entsprechende Werte. Aber kann man vom Einsatz so eines "Standard-C-Switch" auch immer optimale Ergebnisse erwarten? Dieser Frage wollen wir in diesem Artikel ein wenig auf den Grund gehen.

1. Was ist eigentlich ein C-Switch?

Wenn man den "Klang" eines Tonabnehmers verändern will, hat man grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Man kann die Induktivität L verändern oder die Kapazität C. Beides führt zu einer Veränderung der Resonanzfrequenz des Tonabnehmers. Eine Veränderung der Induktivität ist ganz einfach: Man kauft einen anderen Tonabnehmer. Hinterher hat man aber auch einfach weniger Geld in der Tasche - ein deutlicher Nachteil, den die Gitarristen aber meistens, ohne mit der Wimper zu zucken, in Kauf nehmen!

Die Kapazität läßt sich deutlich einfacher verändern. Man benötigt lediglich einen Kondensator mit einer anderen Kapazität - eine vergleichsweise preiswerte Lösung. Wenn die Kapazität dann auch noch einstellbar ist... umso besser! Die Industrie bietet zu diesem Zweck sogenannte Drehkondensatoren an. Bis in die 70er Jahre fand man solche Bauteile in jedem Rundfunktempfänger. Einer ihrer größten Nachteile wird jedoch schnell augenfällig: Die mechanische Größe!

LuftDrehKo.jpg

Abbildung 1: Tandem-Luftdrehkondensator (ca. 500pF)

Diese Kondensatoren bestehen aus zwei Plattensätzen von denen einer an einer Achse befestigt ist. Durch Drehen der Achse verändert sich die kapazitiv wirksame Fläche und damit die Kapazität des Kondensators. Da hier Luft als Dielektrikum verwendet wird, haben solche Kondensatoren aber eine vergleichweise geringe Kapazität. 500pF sind da schon ein großer Wert. Dafür beträgt die Einbautiefe dann auch locker 5 bis 7 Zentimeter! Im Zusammenspiel mit einem Tonabnehmer werden zur Verschiebung der Resonanzfrequenz allerdings Kapazitäten bis zu 30nF benötigt. Wie groß ein solcher "Drehko" dann wird, kann sich wohl jeder leicht vorstellen. Abgesehen davon kann man sich für den Preis eines solchen Bauteiles auch locker einen anderen Tonabnehmer kaufen! So geht es also ganz bestimmt nicht!

Natürlich läßt sich eine veränderlich Kapazität auch auf andere Weise erzeugen. Zum Beispiel mit einer Kapazitätsdiode. Aber auch hier verhindert die geringe Kapazität den erfolgreichen Einsatz in der Elektrogitarre. Abgesehen davon benötigt die Kapazitätsdiode eine Gleichspannung zur Einstellung der Kapazität. Also muß eine Batterie in die Gitarre. Igitt!
nein.gif


So geht es also auch nicht! Dann bleibt nur die Möglichkeit, Kondensatoren mit verschiedenen Kapazitäten mit Hilfe eines Schalters auszuwählen und genau so eine Schaltung fand man dann auch schon in Lemmes erstem kleinen Buch.

CSwitch.gif

Abbildung 2: Kapazitätzsumschalter (C-Switch) als Zweipol

Diese Konstruktion ist aus elektrotechnischer Sicht ein einfacher Zweipol und da ein Kondensator in Schaltbildern mit dem Symbol "C" bezeichnet wird, nannte Lemme diesen Zweipol einfach "C-Switch".

2. Die ideale Resonanzverschiebung

Bekanntlich wird der "Klang" eines Magnettonabnehmers in erster Linie durch die Lage und Ausprägung seiner Resonanz bestimmt. Sie betont einen bestimmten Frequenzbereich, wodurch die hörbare Klangeinfärbung letztendlich entsteht. Das folgende Bild zeigt den Amplitudengang eines Magnettonabnehmers mit der typischen Beschaltung durch Tonblende (Tone), Lautstärkeeinsteller (Volume) und Instrumentenkabel:

AmpGang_Strat_Std.gif

Abbildung 3: Typischer Amplitudengang eines belasteten Tonabnehmers

Der "Berg" legt fest, "wo" im Spektrum die Klangeinfärbung geschieht. Er hat seinen Gipfel - die Resonanzspitze - bei der Resonanzfrequenz (hier in etwa 3,5kHz). Die Betonung ist umso stärker, je höher der Berg ist. Seine "Höhe" wird aus technischer Sicht durch die sogenannte Güte (engl. Quality Factor) Q beschrieben. Die Klangfarbe wird durch die Lage des Berges festgelegt. Verschieben wir ihn nach Links, also hin zu kleineren Frequenzen, dann wird der Klang mittiger, weicher. In die andere Richtung wird es immer heller, metallischer...

Kauft man einen anderen Tonabnehmer, der eine andere Induktivität besitzt, dann verändert sich die Lage der Resonanzfrequenz und damit der "Klang". Den gleichen Effekt kann man erreichen, wenn man die kapazitive Belastung des Tonabnehmers verändert. Auch dann verändert sich die Resonanzfrequenz. Beide Verfahren sind aus Sicht des Übertragungsverhaltens vollkommen identisch. Allerdings ist ein Kondensator deutlich billiger als ein Tonabnehmer, aber das hindert viele Gitarristen nicht daran, trotzdem den teureren Tonabnehmer zu kaufen. Das ist jedoch eine andere Geschichte....

Gibt man einem Techniker die Aufgabe, die Resonanzfrequenz einstellbar zu machen, dann wird er zum Beispiel mit der folgenden Lösung zurückkommen:

CSwitchVari_Theoretisch.gif

Abbildung 4: Ideale Resonanzverschiebung

Man erkennt, daß alle "Berge" gleich hoch sind. Es wird tatsächlich nur die Klangfarbe durch die Resonanzverschiebung verändert. Die Betonung ist also bei allen Resonanzfrequenzen gleich stark und das ist gut so.

Unser Techniker hat darüber hinaus keine "halben Sachen" gemacht und zwischen den "Bergen" in etwa den gleichen Abstand erzeugt. "Wieso das denn?", wird man jetzt wohl fragen. Die Antwort ist ganz einfach: Unser Tonhöhenempfinden ist keinesfalls linear ausgeprägt, sondern eine lineare Tonhöhenwahrnehmung ist mit einer annähernd geometrischen Veränderung der zugrunde liegenden Frequenzen verbunden! Der Abstand der einzelnen Resonanzfrequenzen ist tatsächlich also nicht konstant. Erst durch die logarithmierte Skalierung der Frequenzachse entsteht der optisch konstante Abstand, der unserem Hörempfinden entspricht. Aus mathematischer Sicht darf der Abstand zwischen den einzelnen Resonanzfrequenzen folglich nicht konstant sein, sondern das Verhältnis zweier benachbarter Resonanzfrequenzen muß konstant sein. Es handelt sich also nicht um eine arithmetische Folge, sondern um eine geometrische Folge. Nach dieser Gesetzmäßigkeit muß dann auch die Dimensionierung der einzelnen Kapazitätsstufen erfolgen. Hält man sich nicht an diese Regel, sondern sieht eine konstante Kapazitätsdifferenz vor, dann ist das das Resultat:

CSwitchVari_linearStep.gif

Abbildung 5: Resonanzverschiebung durch konstante Kapazitätsdifferenz

Es ist deutlich zu erkennen, daß sich die "Berge" bei den tiefen Frequenzen "drängeln". Da geht es dann so eng zu, daß man den Unterschied zwischen den einzelnen Frequenzen unter Umständen nicht mehr wahrnehmen kann! Wer Zeit und Lust hat, kann einen solchen C-Switch aufbauen und sich das Resultat anhören. Man kann aber auch dem Onkel glauben, denn er ist ein guter Onkel, der weiß, daß es so keinesfalls optimal ist!

So, das war die Sache mit "wo der Berg" steht. Daß alle Berge gleich hoch sein sollen, ist wohl klar, aber wie hoch dürfen sie denn sein? Nach Belieben oder gibt es da eine Grenze, die man besser nicht überschreiten sollte?

Tja, eine solche Grenze gibt es tatsächlich, denn der Berg wird aus elektrotechnischen Gründen immer schmaler, je höher er ist. Lemme hat seinerzeit dargelegt, daß eine Güte von mehr als 2 (6dB) anfängt "spitz" zu klingen und der Onkel unterstützt diese Aussage aus eigener Erfahrung! Das Ganze wird dann auch schnell etwas "dünn", da das Amplitudenverhältnis von hohen Frequenzen zu tiefen Frequenzen zu groß wird. Es entsteht dann leicht der Eindruck, daß die Bässe fehlen würden, was so natürlich nicht stimmt, da ja die hohen Frequenzen überbetont werden. Für den entstehenden Klangeindruck ist es jedoch egal, ob man die Bässe absenkt oder die Höhen anhebt. Entscheident ist der "Abstand"!

Diese 6dB-Grenze ist jedoch nicht besonders scharf, da jeder Mensch etwas anders hört. Wenn die Güte denn 2,1 beträgt wird wohl auch noch niemand "tot umfallen". Man sollte es jedoch nicht übertreiben!

Die meisten Magnettonabnehmer erreichen mit den üblichen Beschaltungen Güten, die in der Regel deutlich kleiner als 2 sind. Je nach Anschlußkabel ist es bei der Stratocaster ungefähr 1,8 (4,9dB). Die mit Humbuckern bestückte Les Paul erreicht diesen Wert nur dank der Potentiometer mit einem Kennwiderstand von 500kOhm. In der Schaltung der Stratocaster wäre mit den Humbuckern schon bei 1,25 (1,4dB) Schluß.

Fazit: Für eine ideale Resonanzverschiebung mit Hilfe einer veränderlichen Lastkapazität müssen die einzelnen Kapazitätsstufen eine geometrische Folge bilden! Die Güte sollte so eingestellt werden, daß ein Wert von 2 nach Möglichkeit nicht signifikant überschritten wird!

3. Real ist nicht ideal

In der 4. erweiterten Auflage seines Buches "Elektro Gitarren" aus dem Jahre 1982 zeigt Helmuth Lemme auf Seite 148 einen siebenstufigen C-Switch für den Einsatz in der Stratocaster. Für die Kapazitäten werden folgende Werte angegeben: C1=1nF, C2=1,5nF, C3=2,2nF, C4=3,3nF, C5=4,7nF, C6=6,8nF und C7=10nF. Gleichwohl Lemme in seinem Beispiel mit dem C-Switch eine Tonblende ersetzte und diese folglich fehlt, kombinieren wir ihn mit der Standardschaltung der Stratocaster. Der Schalter wird auf acht Positionen erweitert, damit die Lastkapazität auch ausgeschaltet werden kann (CL0=0). Hier ist das Schaltbild:

scm_StratCSwitchPassiv.gif

Abbildung 6: Stratocaster-Schaltung mit einfachem C-Switch

Zur Berechnung der verschiedenen Amplitudengänge kommt wieder GiSi, des Onkels selbstgeschriebener Simulator, zum Einsatz. Die Simulation selber basiert auf dem folgenden Modell:

SCM_StratPassivCL.gif

Abbildung 7: Die Standardbeschaltung eines Tonabnehmers mit Tonblende, Volume, externer Belastung und Lastkondensator

In der Ersatzschaltung wird der Magnettonabnehmer durch die Spannungsquelle U0, die Spuleninduktivität Ls, den Gleichstromwiderstand Rs und die Wicklungskapazität Cs modelliert. Diese Bestandteile wurden, der besseren Übersichtlichkeit halber, in Blau gezeichnet. Der C-Switch wird durch den Lastkondensator CL (rot) dargestellt, der parallel zur Wicklungskapazität Cs und der Tonblende liegt. Die Tonblende (engl. Tone) wird durch die Bauelemente PT, RT und CT repräsentiert, wobei RT in den meisten Schaltungen einen Wert von 0 hat und darum weggelassen wird. Die Lautstärkeeinstellung (engl. Volume) besteht aus dem als Spannungsteiler geschalteten Potentiometer PV. Beide Schaltungsteile wurden in Grün dargestellt. Die externe Belastung wird durch die Kabelkapazität CK=700pF, den Eingangswiderstand des Verstärkers Rin=1MOhm und seiner Eingangskapazität Cin=0 gebildet.

Mit dieser passiven Ersatzschaltung läßt sich das elektrische Übertragungsverhalten fast jede Elektrogitarre beschreiben. Das Übertragungsverhalten selber ist der Quotient aus den Spannungen Uout und U0. Aus ihm wird durch Betragsbildung der sogenannte Amplitudengang erzeugt, der dann in doppeltlogarithmischer Form grafisch dargestellt wird.

Als Grundlage für die ersten Simulationen soll der bekannte Stratocastertonabnehmer dienen, dessen Werte Helmuth Lemme bereits 1977 veröffentlichte: Ls=2.2H, Cs=110pF, Rs=5.7kOhm. Dazu kommen die für die Strat typischen Werte für Potentiometer und Tone-Kondensator: PT=250kOhm, CT=22nF, RT=0Ohm, PV=250kOhm. Die Charakteristik der Potentiometer ist logarithmisch mit einer üblichen Progression von 20%. Weitere Informationen zur Charakteristik von Potentiometern sind im Artikel "Potentiometer-Grundlagen" nachzulesen.

So, genug von der staubtrockenen Elektrotechnik und den Vorraussetzungen für die Simulation. Schau'n wir einfach mal nach, wie es "klingt". Hier sind die acht Amplitudengänge für alle Stellungen des C-Switch bei voll aufgedrehter Tonblende (Tone):

CSwitchVari_Lemme.gif
CSwitchVari_LemmeIdeal.gif

Abbildung 8: Reale Resonanzverschiebung durch reine Kapazitätsänderung (links) und mit optimerter Kapazitätsstufung (rechts)

Was fällt auf? Nun, die Berge verteilen sich recht gleichmäßig. 1:0! Lediglich bei den oberen Resonanzfrequenzen ist die Verteilung nicht ganz optimal. Das mag der Tatsache geschuldet sein, daß hier Kapazitätswerte aus der E6-Reihe verwendet wurden. Nutzt man die E12-Reihe und optimiert die Stufung ein wenig, dann erhält man das rechte Bild.

Trägt man die Resonanzfrequenzen über der Schaltstufe auf, dann entsteht so etwas wie eine Linearitätskurve:

CSwitchFreqLin_Lemme.gif
CSwitchFreqLin_LemmeIdeal.gif

Abbildung 9: Linearität der realen Resonanzverschiebung (links) und mit optimerter Kapazitätsstufung (rechts)

Links ist ein deutlicher Knick zu erkennen, der auf eine nicht ganz so optimale Kapazitätsstufung hinweist. Die Linearität der optimierten Stufung (rechts) ist dagegen wesentlich besser und sieht fast aus, wie mit dem Lineal gezogen.

Mehr noch als die gleichmäßige Verteilung der Resonanzfrequenzen fällt die unterschiedliche Güte in beiden Diagrammen von Abbildung 8 auf. Hier sind wir vom Ideal doch ein deutliches Stück entfernt. Daß die Güte teilweise die 6dB-Grenze etwas überschreitet, soll hier nicht nachteilig gewertet werden. Aber trotzdem steht es jetzt nur noch 1:1!

Verbindet man alle möglichen Resonanzspitzen miteinander, so erhält man ein Art Hüllkurve, die den Verlauf der Güte des belasteten Tonabnehmers für verschiedenen Resonanzfrequenzen darstellt:

KennGuete_Lemme.gif

Abbildung 10: Güteverlauf bei verschiedenen Resonanzfrequenzen

Der Verlauf dieser (berechneten) Kurve hängt im Wesentlichen von der Induktivität Ls des Tonabnehmers, seinem Gleichstromwiderstand Rs und dem ohmschen Lastwiderstand (hier die Parallelschaltung aus PV und Rin) ab. Egal, wie die durch CL realisierte kapazitive Last auch aussehen mag, diese Grenze kann die Güte nicht überschreiten! In der Praxis tritt jedoch nur der blau gezeichnete Teil der Kurve in Erscheinung, denn Resonanzspitzen mit weniger als 0dB gibt es nicht! Weitere Details dazu sind in Kapitel 3.24 von Guitar-Letter II zu finden.

Was wird wohl geschehen, wenn wir unseren einfachen C-Switch in eine andere Gitarre einbauen? Zum Beispiel in eine Les Paul? Also her mit dem Simulator. Aber vorher tauschen wir die Potentiometer gegen solche mit einem Kennwiderstand von 500kOhm. Der Gibson-Humbucker P-490R hat folgende Daten: Ls=5,15H, Cs=76,4pF und Rs=8,08kOhm.

CSwitchVari_LemmeP490.gif
CSwitchVari_Lemme.gif

Abbildung 11: Resonanzverschiebung durch reine Kapazitätsänderung beim P-490R (links) und der Stratocaster (rechts)

Klar, größere Induktivität heißt kleinere Resonanzfrequenz. Alle Resonanzen haben sich also nach Links verschoben. Das war zu erwarten. Bei der Verteilung hat sich nichts verändert und auch die unterschiedlichen Güten mit der bekannten Hüllkurve sind deutlich zu erkennen. Allerdings ist die Güte mit einem Wert bis zu 2,55 (7,9dB) stellenweise doch deutlich zu groß!

Nachdem wir den Tonabnehmer verändert haben, kehren wir wieder zurück zur Stratocaster und nehmen ein anderes Kabel. Dieses hat nur 400pF, also in etwa eine Länge von 4m.

CSwitchFreqLin_Lemme400pF.gif
CSwitchVari_Lemme.gif

Abbildung 12: Resonanzverschiebung durch reine Kapazitätsänderung mit 400pF Kabel (links) und 700pF (rechts)

Tja, was soll man sagen? Die Resonanzen folgen der bekannten Hüllkurve und natürlich sind alle Resonanzen nach Rechts - also zu höheren Frequenzen - verschoben. Der Grund ist auch klar: Es fehlen 300pF. Die kapazitive Last des Tonabnehmers hat sich also verringert und damit steigt die Resonanzfrequenz natürlich an.

Aber Moment mal! Da haben sich doch nicht alle Resonanzen verschoben! In beiden Diagrammen liegt die tiefste Resonanz bei gut 1kHz. Wo ist denn da die erwartete Verschiebung geblieben?

Nur die Ruhe! Wenn man genauer hinsieht, entdeckt man doch noch eine Verschiebung. Sie fällt aber vergleichsweise gering aus, da diese Resonanz hauptsächlich durch eine Kapazität von 10nF erzeugt wird. Die Verringerung der kapazitiven Last um 300pF stellt jedoch nur eine Änderung von 3% dar. Deshalb ist die Verschiebung nur so gering. Es ist also alles in Ordnung!

Damit hätten wir den einfachen C-Switch als Resonanzschalter schon recht gut abgehandelt. Fassen wir unsere Erkenntnisse kurz zusammen:

  1. Solange die Kapazitätsstufung geometrisch erfolgt und der Unterschied zwischen der kleinsten und der größten Kapazität groß genug ist, wird man immer einen Klangunterschied wahrnehmen.

  2. Die möglichen Klangeinfärbungen hängen von den elektrischen Daten der einzelnen Elektrogitarre und dem verwendeten Instrumentenkabel ab. Der C-Switch "klingt" also in jedem Instrument etwas anders. Ob einem das im konkreten Fall gefällt... Nun ja, Klangempfinden ist eine sehr subjektive und persönliche Sache...

  3. Die einzelnen Güten sind immer unterschiedlich. Ihre Werte hängen in erster Linie vom Tonabnehmer und seiner ohmschen Belastung ab.
Einen "Standard-C-Switch" kann man also durchaus verwenden. Wie das klangliche Ergebnis im eigenen Instrument jedoch aussieht, läßt sich so nicht ohne weiteres vorhersagen. Ob einem die einzelnen Schaltpositionen klanglich zusagen, ist in erster Linie eine Frage des persönlichen Geschmacks. Tritt jedoch eine unglückliche Kombination der elektrischen Daten auf, bei der zum Beispiel eine übergroße Güte entsteht, dann heißt es wieder: "C-Switch, Lastkondensator - Alles Quatsch! Ich kauf' mir jetzt 'nen neuen Tonabnehmer!"

Da gibt es also durchaus noch etwas zu verbessern, aber das machen wir in ein paar Tagen. Jetzt ist Pause für die "Birne"! ;)

Ulf

(Weiter geht es in ein paar Tagen)

(Der vollständige und stets aktuelle Artikel ist immer in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)
 
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Hallo,

das kann ich so nicht stehen lassen! - Das kann ich so nicht stehen lassen, ohne zu sagen: wieder ein Stück Online Literatur, ohne Sinn :weep:ohne Sinn sie "nicht" zu brauchen;) und ohne Sinn sie "nicht" zu supporten:) Deshalb vorab schon mal eine Leserbewertung mit 3 Sternen. thx.

Andreas
 
Hallo Ulf,

vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Ich habe schon längere Zeit mit einem C-Switch geliebäugelt, daher kommt der Beitrag für mich gerade richtig.

Danke für die tolle Arbeit!

Rudi
 
Hi,

wie immer ein sehr informativer Beitrag, vielen Dank für die Mühe! Zwei Fragen sind bei mir allerdings aufgetaucht:

- Habe ich das richtig verstanden, dass mit den passiven Bauelementen eine Erhöhung der Resonanzfrequenz gegenüber dem unbeschalteten Tonabnehmer nicht möglich ist? In dem Fall wäre ja Bill Lawrence' Ansatz (R.I.P.) gut nachvollziehbar, die PUs möglichst brillant zu konstruieren und dann "einzubremsen". Umgekehrt dürfte so ein C-Switch bei warm klingenden PUs (ja, ich weiß, der PU klingt nicht selbst, aber Du weißt, was gemeint ist) wie dem Dimarzio Tone Zone dann aber eher wenig hilfreich sein.

- Ist die Resonanzfrequenz wirklich so dominierend für die Wiedergabeeigenschaften eines PUs, also den für ihn typischen "Sound"? Das will mir ehrlich gesagt noch nicht so ganz einleuchten, wenn ich mir zB die Seymour Duncan-HB ansehe. Der SH-4 JB ist mit einer Resonanzfrequenz von 5,4 KHz angegeben, der SH 14 Custom 5 mit 5,5 KHz. Wenn ich mal davon ausgehe, dass die Angaben des Herstellers stimmen, erscheint es mir doch auffällig, dass gerade das zwei HB sind, die klanglich extrem weit auseinander liegen. Beim SH-4 hat man fast nur Mitten, der SH-14 produziert dagegen ein deutliches Mittenloch und bringt dicke Bässe sowie deutlich transparentere Höhen rüber. Ähnlich unterschiedlich klingen für mich Invader (matschig) und Dimebucker (schrill), die beide auch nur 0,1 KHz auseinander liegen. Woran liegts, vielleicht am Verlauf der Kurve? Kann so ein PU auch mehrere Berge und Täler in seiner Wiedergabe haben? Es wäre ja durchaus interessant, einen Mittenbomber wie den JB einzubremsen, damit er einen schönen Cleansound bekommt - ist das aus Deiner Sicht mit passiven Mitteln machbar?

Okay, das sind jetzt natürlich deutlich mehr als zwei Fragen, aber ich würde mich freuen, wenn Du auf diese Dinge im weiteren Thread noch eingehen könntest.

Gruß, bagotrix
 
Habe ich das richtig verstanden, dass mit den passiven Bauelementen eine Erhöhung der Resonanzfrequenz gegenüber dem unbeschalteten Tonabnehmer nicht möglich ist?
Das ist grundsätzlich richtig, wenn man vom beschalteten Tonabnehmer ausgeht! Ein PAF, der bei einer Kabellast von 700pF eine Resonanz von 2,2kHz erzeugt, kann man sicherlich weiter nach "oben" legen, indem man die Kabellast verringert. Die Leeerlaufresonanz, die beim unbeschalteten Tonabnehmer auftritt stellt dabei die absolute Obergrenze dar, die man in der Praxis nie erreichen kann, da ja immer eine Belastung auftritt. Mit einem Impedanzwandler ist man da schon ganz gut dabei, aber auch der kann nur begrenzt zaubern!

In dem Fall wäre ja Bill Lawrence' Ansatz (R.I.P.) gut nachvollziehbar, die PUs möglichst brillant zu konstruieren und dann "einzubremsen". Umgekehrt dürfte so ein C-Switch bei warm klingenden PUs (ja, ich weiß, der PU klingt nicht selbst, aber Du weißt, was gemeint ist) wie dem Dimarzio Tone Zone dann aber eher wenig hilfreich sein.
Da hat der gute Bill durchaus Recht! Nach "Unten" geht immer, aber wenn die Resonanzfrequenz eh schon bei 1,8kHz liegt, dann macht weiter nach Unten in der Regel wenig Sinn. Insofern kann man durchaus sagen, daß ein C-Switch in einer passiven Umgebung unter solchen Umständen wenig Sinn macht!

Ist die Resonanzfrequenz wirklich so dominierend für die Wiedergabeeigenschaften eines PUs, also den für ihn typischen "Sound"?
Meiner bescheidenen Meinung nach ja!

Das will mir ehrlich gesagt noch nicht so ganz einleuchten, wenn ich mir zB die Seymour Duncan-HB ansehe. Der SH-4 JB ist mit einer Resonanzfrequenz von 5,4 KHz angegeben, der SH 14 Custom 5 mit 5,5 KHz. Wenn ich mal davon ausgehe, dass die Angaben des Herstellers stimmen, erscheint es mir doch auffällig, dass gerade das zwei HB sind, die klanglich extrem weit auseinander liegen. Beim SH-4 hat man fast nur Mitten, der SH-14 produziert dagegen ein deutliches Mittenloch und bringt dicke Bässe sowie deutlich transparentere Höhen rüber. Ähnlich unterschiedlich klingen für mich Invader (matschig) und Dimebucker (schrill), die beide auch nur 0,1 KHz auseinander liegen.
Den Herstellerangaben zur Resonanzfrequenz traue ich in den meisten Fällen überhaupt nicht, denn dazu muß auch gesagt werden, unter welchen Belastungen diese Resonanz entsteht und das macht kein Hersteller - auch nicht SD!

Zaubern kann keiner der Hersteller! Ein Strat-Pickup mit einer Resonanz von 3,5kHz überträgt in der Regel noch bis gut 6kHz. Danach ist dann wirklich Schluß. Der Gibson-Humbucker mit 5H liegt unter vergleichbaren Bedingungen bei 2,4kHz und macht bei etwa 4kHz Schluß. Jeder Tonabnehmer, der unter vergleichbaren Bedingungen mit einer größeren Induktivität aufwartet, wird da immer nur kleinere Frequenzen "erzeugen" können. Allein aus dieser Überlegung kann man erkennen, daß die Angaben von SD wohl ziemlicher Bullschit sind. Vermutlich hat man sich ein RLC-Meßgerät gekauft, welches nur bei 1kHz mißt und geht damit auf die Tonabnehmer los. Wenn man mit den elektrotechnischen Problemen des Magnettonabnehmers nicht vertraut ist, kommt da ziemlicher Mist raus. Ich habe das selber einmal im Labor mit einem teuren RLC-Meßgerät probiert. Fazi: Ungeeignet!!

Woran liegts, vielleicht am Verlauf der Kurve? Kann so ein PU auch mehrere Berge und Täler in seiner Wiedergabe haben?
Der qualitative Verlauf einer solchen Kurve

AmpGang_Strat_Std.gif

ist immer gleich. Zwei Resonanzen treten quasi nie auf. Teoretisch wäre das bei einem doppelspuligen Tonabnehmer denkbar, aber dann müßten die beiden (Teil-)Resonanzen schon sehr weit voneinander entfernt sein. In der Praxis wird der "Berg" eher etwas breiter werden.

Es wäre ja durchaus interessant, einen Mittenbomber wie den JB einzubremsen, damit er einen schönen Cleansound bekommt - ist das aus Deiner Sicht mit passiven Mitteln machbar?
Da Deine Anforderung darauf hinausläuft die Resonanzfrequenz zu erhöhen, muß die Antwort lauten: Nur sehr begrenzt! In der Praxis wird man das Ziel rein passiv wohl nicht erreichen und selbst aktiv kann man da nicht beliebig zaubern. Der P-498 ist zum Beispiel ein solcher Kandidat (ich nehme den, weil ich die Daten kenne). In der Paula erzeugt er bei 700pF Kabelkapazität ungefähr 1,6kHz/3dB. Bei 300pF sind es dann 2,1kHz/1,5dB. Wenn man mit C-Switch und Impedanzwandler "Gas" gibt, dann erreicht man ohne kapazitive Last eine Grenzfrequenz von 4,5kHz. Allerdings ist die Resonanz dann komplett weg. Wir befinden uns auf dieser Kurve

KennGuete_Lemme.gif

also schon extrem weit auf der rechten Seite und ihr Maximum ist, aufgrund des großen Gleichstromwiderstandes des Tonabnehmers von 14kOhm, eh nicht besonders hoch. Da könnte man allenfalls noch etwas mit einem State-Variable-Filter machen! Da greift also wieder die Eingangs von Dir zitierte Aussage von Bill Lawqrence.

Ulf
 
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Fast zwei Wochen sollten zum Erholen ausreichen. Also, weiter geht es...

(Der vollständige und stets aktuelle Artikel ist immer in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)

4. Die Güte - Alles wird gleich

Wie kann man die Güte eines Tonabnehmers verändern? Das ist die Frage, die hinter diesem Abschnitt steht. Grundsätzlich ist das gar nicht so schwer, denn fast jede Elektrogitarre hat dazu ein Werkzeug an Bord: Die Tonblende! Was geschieht, wenn man am "Tone" dreht zeigt das folgende Diagramm:

ToneVari_StratPassive.gif

Abbildung 13: Die Wirkung der Tonblende von 100% (blau) bis 0% (grün)

Im Bereich von 100% bis ungefähr 50% wird der "Berg" kontinuierlich kleiner. Das ist also nicht anderes, als die gewünschte Verringerung der Güte (weitere Informationen zur Funktion der Tonblende sind im Artikel "Die Klangeinstellung in der Elektrogitarre" nachzulesen).

Also, mit der Tonblende können wir eine eventuell übergroße Güte gut verringern. So weit so gut, aber dieser Ansatz ist leider nicht praktikabel, wenn man nach der Betätigung des C-Switch immer erst die Tonblende nachstellen muß. Hier ist also eine andere Lösung gefragt!

Die Tonblende ist letztendlich nichts anderes als ein paralleler Dämpfungswiderstand. Je kleiner der Widerstand, desto größer ist die Dämpfung und desto kleiner ist die Güte. Um den ungleichmäßigen Verlauf der Güte nach Abbildung 10 so zu korrigieren, daß alle Güten gleich groß sind, muß also jeder Lastkondensator des C-Switch einen eigenen Dämpfungswiderstand bekommen. Damit wird aus dem einfachen C-Switch dann quasi ein RC-Switch! Im Schaltbild sieht das dann so aus:

scm_StratRCSwitchPassiv.gif

Abbildung 14: Stratocaster-Schaltung mit RC-Switch

Eine solche Schaltung ist nicht nur vom Aufbau her deutlich aufwändiger, sondern auch die Dimensionierung der Dämpfungswiderstände ist nicht ganz einfach. Der Simulator "GiSi" ist jedoch in der Lage genau das zu machen: Er stellt im geforderten Kapazitätsbereich die geringste Güte fest und berechnet dann für alle anderen Stufen die notwendigen Dämpfungswiderstände. Natürlich kann er auch die Kapazitätsstufen optimieren. Na denn...So sieht dann das Ergebnis aus:

RCSwitchVari_LemmeIdeal.gif
CSwitchVari_Lemme.gif

Abbildung 15: Optimierte Resonanzverschiebung mit konstanter Güte (links) und ohne Optimierungen (rechts)
Das ist doch schon etwas ganz anderes, oder? Das in Kapitel 1 vorgestellte ideale Verhalten wird exakt erreicht. Besser geht es nicht! Der RC-Switch stellt also so eine Art kompensierter C-Switch dar und ist somit die bessere Lösung.

Jetzt bleibt zunächst die Frage, was zu tun ist, wenn man die Güte vergrößern will? Nun, auch das ist ganz einfach - zumindest in der Theorie: Man muß einfach die ohmsche Belastung des Tonabnehmers verringern. Das ist in der Praxis jedoch nicht ganz einfach. Natürlich kann man die Kennwiderstände der Potentiometer vergrößern, aber das hat unter Umständen negative Auswirkung auf die Einstellbarkeit von Volume und Tone. Am besten verwendet man einen Impedanzwandler mit nachgeschaltetem Lautstärkeeinsteller, wie zum Beispiel das "I-Pot". Dann kann man auch aus der Stratocaster bis zu einer Resonanz von 3,6kHz eine Güte von 2 herausholen und wenn man sich etwas anstrengt, geht sogar noch etwas mehr... Aber das wollen wir ja nicht!

Dieser optimierte RC-Switch stellt also die ideale Lösung dar... für genau den Tonabnehmer unter den gegebenen elektrischen Bedingungen. Und wie sieht es aus, wenn wir diesen "Resonance-Shifter" mit einem anderen Tonabnehmer, in einer anderen Gitarre oder mit einem anderen Instrumentenkabel verwenden?

Nun, man kann sich leicht vorstellen, daß das Ergebnis dann keinesfalls mehr optimal ist, denn die Dämpfungswiderstände dienen ja als Kompensation des Güteverlaufe. Sie "biegen" diese Kurve quasi gerade. In der Les-Paul mit einem P-490R eingesetzt, ergibt sich das folgende Verhalten:

RCSwitchVari_LemmeP490.gif

Abbildung 16: Optimierte Resonanzverschiebung mit konstanter Güte für die Stratocaster in der Les Paul mit P-490R

Das ist sicherlich besser, als der einfache C-Switch, dessen Verhalten im linken Teil von Abbildung 11 dargestellt wurde, aber eben nicht mehr optimal! Noch krasser wird es, wenn man statt eines P-490R den P-498T nimmt:

RCSwitchVari_LemmeP498T.gif

Abbildung 17: Optimierte Resonanzverschiebung mit konstanter Güte für die Stratocaster in der Les Paul mit P-498T

Die Resonanzen "drängeln" sich hier in einem vergleichsweise kleinen Bereich von ca. 1,8kHz bis 480Hz, aber da es bei der Tonhöhenwahrnehmung auf das Frequenzverhältnis ankommt, ist das kein Problem. Wie schon im linken Teil von Abbildung 15 beträgt der durchschnittliche Frequenzunterschied von Stufe zu Stufe auch hier ungefähr 320 Cent, was noch gut wahrnehmbar ist. Die Mehrzahl der möglichen Einstellungen liegen allerdings schon in einem Bereich, den viele Musiker einfach nur als "dumpf" empfinden dürften. Ob man damit dann zufrieden ist, darf zumindest in Zweifel gezogen werden.

Die letzten beiden Fälle sind auch noch aus einem anderen Grunde sehr interessant, denn im Gegensatz zu früher, wo zwei oder drei "gleiche" Pickups aus der Kiste genommen und in einer Gitarre verbaut wurden, werden heute häufig unterschiedliche Tonabnehmer verwendet. Die Kombination P-490 an der Halsposition und P-498 am Steg ist ja bekanntermaßen nicht so ungewöhnlich! Strebt man hier nach dem Optimum, so muß für jeden Tonabnehmer ein eigener Resonance-Shifter dimensioniert werden. Beschränkt man sich auf nur sechs Stufen, was in der Praxis durchaus ausreichend ist, dann kann man die beiden Kondensatorbänke über einen Drehschalter mit zwei Schaltebenen ansteuern. Das ist dann quasi ein Tandem-C-Switch.

Strat_I_Pot_C_Switch.jpg

Abbildung 18: Stratocaster mit Tandem-C-Switch und integrierter Tonblende

Zwei voneinander unabhängige Schalter sind da natürlich flexibler, aber wie so häufig ist das eine Frage des persönlichen Geschmacks und der Anforderungen, die der betreffende Musiker an sein Instrument und dessen Bedienung stellt!

Die Sache mit den unterschiedlichen Tonabnehmer kann man natürlich noch auf die Spitze treiben, wenn man an den gesplitteten Humbucker denkt. Hier tritt ja häufig das Problem auf, daß der Humbucker mit Split-Modus eine zu große Resonanzfrequenz und eine zu große Güte aufweist. Weitere Informationen zu dieser Problematik sind im Artikel "Gesplitteter Humbucker im klanglichen Griff" enthalten.

5. Viele Köche verderben den Brei

Diese kulinarische Weisheit gilt leider auch für die Belange einer passiven Gitarrenelektronik. Jedes Bauelement beeinflußt unter Umständen mehrere oder gar alle Kenngrößen der Schaltung. Aus technischer Sicht ist das natürlich sehr lästig, aber leider nicht zu ändern. Abgesehen vom C-Switch als Lastkondensator beeinflussen folgende Dinge die beiden Kenngrößen Resonanz und Güte:

  1. Die Kapazität des Instrumentenkabels,

  2. der Eingangswiderstand des nachfolgenden Verstärkers,

  3. Induktivität, Wicklungskapazität und der Gleichstromwiderstand des Tonabnehmers,

  4. der Kennwiderstand und der aktuelle Drehwinkel des Lautstärkeeinstellers und

  5. die Tonblende mit dem Kennwiderstand des Potentiometers, seinem aktuellen Drehwinkel und der Kapazität des Tone-Kondensators.
Bei Licht betrachtet, beeinflußt eigentlich jedes Bauelement die Resonanz und die Güte. Wie unangenehm!

Die Punkte 1, 2 und 4 können wir als variable Größen jedoch leicht eleminieren, indem wir einen Impedanzwandler mit nachgeschaltetem niederohmigen Lautstärkeeinsteller verwenden. Das neue "I-Pot" ist dazu geradezu prädestiniert, aber natürlich kann man auch einen geeigneten Impedanzwandler aus der "SB-Serie" verwenden.

Wenn man schon eine aktive Schaltung einsetzt, dann kann man natürlich auch die Tonblende an den Ausgang der Schaltung verschieben und so ihren Einfluß auf die Resonanzfrequenz eleminieren. Mit einem einfachen Impedanzwandler wird man da allerdings nicht glücklich, denn hier ist für eine korrekte Funktion ein definierter Ausgangswiderstand von zum Beispiel 10kOhm erforderlich. Dieser bildet aber mit einem nachfolgenden niederohmigen Lautstärkeeinsteller einen Spannungsteiler, sodaß das Signal generell leiser wird. Zur Kompensation ist dann eine Verstärkung von 1,5 bis 2 erforderlich. Man benötigt dazu also einen geeigneten rauscharmen Vorverstärker. Aber egal wie man es für diesen Fall auch anstellt, arbeitet eine solche Tonblende dann als einfacher einstellbarer Tiefpaß. Das in Abbildung 13 gezeigte Verhalten im Hinblick auf die Endresonanz bei "zugedrehter" Tonblende (grün) kann man so nicht mehr erreichen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, diese sehr tiefe Resonanz mit Hilfe des Resonance-Shifters zu erreichen, wie das folgende Bild zeigt:

CSwitchVari_StratActiveLowRes.gif

Abbildung 19: Aktiver Resonance-Shifter in der Stratocaster mit stark erweitertem Resonanzbereich

Hier reicht der Resonanzbereich von 4kHz bis runter zu 650Hz, was genau dem Zustand "Tonblende zu" entspricht. Alle Güten sind auf 2 normiert, lediglich die tiefste Resonanz bildet eine Ausnahme. Sie kann aufgrund des unter diesen Bedingungen gültigen Güterverlauf leider nicht größer werden. So ist das eben!

Tja, jetzt bleibt nur noch der dritte Punkt übrig: Die Eleminierung des Tonabnehmereinflusses. Aber halt! Bevor wir darauf auch nur einen Gedanken verschwenden, sollten wir uns fragen, wie denn eine Resonanz ohne Induktivität zustande kommen soll? Die Antwort ist ganz einfach: Gar nicht! Das bedeutet, daß wir den Einfluß des Tonabnehmers benötigen, damit überhaupt eine Resonanz entsteht. Dann müssen wir allerdings auch damit leben, daß ein definierter Resonance-Shifter mit einem anderen Tonabnehmer auch anders klingt! So ist das eben!

Unter dem Strich ist festzustellen, daß man durch den Einsatz eines Impedanzwandlers oder Verstärkers den Einfluß einiger Bauelemente der Gitarrenelektronik auf die Resonanz eleminieren kann. Ganz verhindern kann man diese Effekte aber nicht. Damit bleibt der C-Switch oder der optimierte Resonance-Shifter in seiner Wirkung immer auch von seiner elektrischen Umgebung abhängig!

Fazit

Kann man einen "Standard-C-Switch" in jeder Elektrogitarre einsetzen? Das war die Frage, die über diesem Artikel schwebte. Die Antwort darauf lautet einfach: Ja, man kann, aber...

...ob das Ergebnis aus klanglicher Sicht gefällt und überzeugt hängt von vielen Faktoren ab. Im Internet finden sich in einigen Foren Meinungen zum Einsatz eines solchen Klangschalters, die von "Supertoll" bis "Brauch ich nicht!" reichen. Allein die Tatsache, daß es eine so große Meinungsstreuung gibt, ist ein deutlicher Beleg dafür, daß der Einsatz eines "Standard-C-Switch" nicht immer zum gewünschten Erfolg führt! Die Gründe dafür sind mit Sicherheit vielschichtig. Wenn wir einmal beiseite lassen, daß der Klangschalter unter Umständen falsch eingebaut oder unter falschen Vorraussetzungen genutzt wurde, dann findet man einige mögliche Gründe auch in diesem Artikel:

  1. Eine falsche Kapazitätsstufung kann für eine ungleichmäßige und damit schlechte Einstellbarkeit sorgen.

  2. Ein zu geringer gesamter Kapazitätsunterschied mit zu vielen Stufen sorgt dafür, daß wir von Stufe zu Stufe keinen Unterschied mehr wahrnehmen.

  3. Die Wirkung eines C-Switch - egal ob kompensiert oder nicht - ist in einer rein passiven Elektrogitarre stark von den elektrischen Daten der restlichen Schaltung abhängig. Der C-Switch "klingt" also in jeder Elektrogitarre anders.

  4. Ein einfacher C-Switch ist niemals in der Lage für alle Stufen eine konstante Güte zu erzeugen. In den mittleren Stufen ist die Güte häufig zu groß, was als "schlecht klingend" empfunden werden kann.
Der "Standard-C-Switch" ist also nicht der Weisheit letzter Schluß. Er ist eben nicht "einer für alle", sondern "keiner für alle"! Der Erwerb eines solchen Klangschalters hat dann schon ein wenig vom Tonabnehmertausch. Auch hier ist man sich nicht wirklich sicher, ob die Aktion letztendlich von Erfolg gekrönt sein wird.

Möchte man ein optimales Ergebnis, das einen zufriedenstellt, so kommt man um eine instrumentenspezifische Dimensionierung nicht umhin. Aber genau da liegt das Problem, denn nicht jeder Elektrogitarrist ist in der Lage, die elektrischen Daten seiner Tonabnehmer zu bestimmen, um daraus dann die geeignete Dimensionierung für Kondensatoren und Dämpfungswiderstände zu berechnen. Da bleibt dann also nur noch der eigene Experimentierdrang verbunden mit jeder Menge Freizeit oder man kennt einen, der eine optimale Lösung als Dienstleistung erzeugen kann. Der Onkel kann das!

wink.gif

Ulf

(Der vollständige und stets aktuelle Artikel ist immer in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)
 
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Danke für den Beitrag.

Anm: Die Widerstände parallel zu den Kondensatoren haben noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Die Kondensatoren werden auch in Ruheposition entladen.
10Mohm sollten für diesen Zweck vernachlässigbaren Einfluss auf den Ton haben.
Es knackt dann nicht so hässlich wenn man den Switch zunächst beim Spielen dreht und dann ohne Anschlag.
 
Da sprichst Du Wahr!

Ulf
 
Hallo Onkel,

vielen Dank, dass Du so auf meine Nachfragen eingehst, also vielleicht kannst Du noch mein grundsätzliches Verständnisproblem klären.

Wenn ich drei verschiedene PUs nehme (in dem Fall mit abgesehen von Toleranzen identischer Wicklung), wie den SH-5 Custom, SH-11 Custom Custom und den SH-14 Custom 5, dann haben die ja zwangsläufig sehr eng beieinander liegende Resonanzfrequenzen, vielleicht sogar die gleiche. Wie kann das den gewaltigen Unterschied in den Bässen und Mitten (SH-5 relativ ausgewogen, SH-11 sehr mittenbetont, SH-14 extremes Mittenloch) beim Einsatz am Amp erklären, wenn der Frequenzganz vorher so linear sein soll? Oder kann man diesen Verlauf nicht mit der Frequenzabbildung der PUs gleichsetzen?

Ich habe jetzt mal diese drei rausgesucht, weil es maschinell gewickelte Großserien-HB (mit wahrscheinlich geringeren Toleranzen) sind, und sich die User bei deren Klangeinschätzung weitgehend einig zu sein scheinen. Woher kommen die Unterschiede in den Bässen und Mitten?

Viele Grüße, bagotrix
 
2 Fragen:

Wie berechnet sich der ideale "Partnerwiderstand" zum Kondensator im RC-Switch ?

und...

Was verwendest Du dort für Kondensatoren auf dem Bild (bzgl. Bauart (Folie, Keramik etc.)....spielt das überhaupt eine Rolle?)?
 
Du hast dir richtig viel Mühe gegeben, den Sachverhalt zu erklären.

Allerdings - auch auf die Gefahr, mich jetzt unbeliebt zu machen- halte ich von diesen Experimenten nicht viel.

Warum? Nun, ich habe schon Leute erlebt, die genau das probiert haben....und es hat NIE wie gewünscht funktioniert.
Es ist wohl schon ein Unterschied, ob das Signal einen anders gewickelten PU durchläuft oder einen kleinen Kondensator.

Theoretisch magst du Recht haben, in der Praxis sieht es doch etwas anders aus.

Erlaube mir, etwas abzuschweifen: Ich habe eine Tom Anderson mit Switcheroo System. Da kannst du nach Herzenslust schalten, was das Herz begehrt: Parallelschaltung, Splitting, serielle Schaltung...ich nutze davon nur den Humbucker seriell und die SCs im Humbuckerformat gesplittet. Alles andere ist unnötig, weil es nicht klingt!
Ibanez hatte sowas in den 80ern auch mal: Tri Sound oder so ähnlich...das braucht kein Mensch...oder zumindest kaum jemand.

Aber nichts für ungut. du hast dir viel Mühe gemacht. Wenn es für DICH was bringt ist es ja ok...
 
@le freak:

Also zum Einen kann Ich Dir zustimmen, zum Anderen nicht...

Es ist tatsächlich möglich einen vorhanden Pickup mit dem richtigen Kondensator in die gewünschte Klangrichtung zu bringen. Den Output verändert man damit natürlich nicht beliebig...aber den Klang eben schon. Die Schwierigkeit besteht lediglich darin, die passende Kondensatorkombination zu dem Pickup zu finden um ihn damit eben wie gewünscht einzufärben. DAS ist leider sehr schwierig....

Prinzipiell hast Du natürlich Recht damit, dass ein gewünschtes Ergebnis einfacher und besser erreicht wird, wenn man einen bekannten Pickup kauft, der einfach so ist, wie man es möchte. ABER: Auf dem scheinbar unendlich großen Pickupmarkt ist es auch verdammt schwierig einen Pickup zu finden, der so ist wie man es sich vorstellt. Hat man keinen Schimmer, welcher Pickup der Wunschpickup sein kann, ist es wiederum wesentlich einfacher den vorhandenen einfach mit einem passenden Kondensator in die Richtige Richtung zu bringen als zu versuchen sich im Meer der Pickups ein passendes Modell zu suchen.

Das Schlimmste an diesem großen Pickupmarkt ist ja nunmal, dass fast kein Hersteller endlich eine Möglichkeit gefunden hat, so einen Pickup ersteinmal zu testen oder auszuprobieren, bevor man sich in die Kosten von immerhin knapp 70€ stürzt. Ein happiger Preis für ein völlig unbekanntes Produkt. Für Leute ohne extreme Ansprüche ist dann ein 0,1€ Kondensator natürlich die bessere Wahl um zum Beispiel nur etwas die Höhen zu begrenzen.
 
den C-Switch verstehe ich als Soundvariation, nicht als Anpassung eines Pickups an eine Gitarre.

Gruß,
Dietmar

gesendet von meinem Rubbeltelefon
 
Wenn ich drei verschiedene PUs nehme (in dem Fall mit abgesehen von Toleranzen identischer Wicklung), wie den SH-5 Custom, SH-11 Custom Custom und den SH-14 Custom 5, dann haben die ja zwangsläufig sehr eng beieinander liegende Resonanzfrequenzen, vielleicht sogar die gleiche....

Nö! Ich kann mit der gleichen Spule durchaus unterschiedliche Induktivitäten und damit auch Resonanzfrequenzen und Güten erzeugen. Man verändert einfach das in der Spule befindliche Material oder die Feldstärke des Dauermagneten. Strat-Spule mit sechs AlNiCo-Stabmagneten ist was anderes, als sechs Weicheisenkerne mit AlNiCo-Balkenmagnet darunter. Nimmt man einen Keramikbalkenmagnet (der ist schwächer als AlNiCo), dann ist das wieder was anderes.

Bei SD kann man das für die genannten Pickups nachlesen: SH-5 - Keramik, SH-11 - AlNiCo 2, SH-14 - AlNiCo 5.

Den Angaben zur Resonanzfrequenz traue ich bei SD nur begrenzt. Bisher ist man mir die Antwort auf die Frage unter welchen Bedingungen diese Angabe gemessen wurden leider schuldig geblieben. Das könnte also durchaus anders aussehen...

... Wie kann das den gewaltigen Unterschied in den Bässen und Mitten (SH-5 relativ ausgewogen, SH-11 sehr mittenbetont, SH-14 extremes Mittenloch) beim Einsatz am Amp erklären, wenn der Frequenzganz vorher so linear sein soll? Oder kann man diesen Verlauf nicht mit der Frequenzabbildung der PUs gleichsetzen?

Kein Magnettonabnehmer in der übliche Standardschaltung beeinflußt in nenneswerter Weise die Übertragung der tiefen Frequenzen. Die Güte ist hier meiner Meinung nach der Schlüssel zum Verständnis. Habe ich eine große Güte, dann werden die hohen Frequenz besonders betont und die Bässe treten demgegenüber in den Hintergrund. Es ist also eine Frage des "Lautstärkeabstandes" von hohen und tiefen Frequenzen.

Keramik oder besser gesagt Ferrit ist nicht leitfähig. In einem solchen Magneten entstehen also keine dämpfenden Wirbelströme. Die Folge ist dann eine größere Güte (mehr Höhen). AlNiCo ist generell leitfähig. Hier entstehen Wirbelströme und damit wird die Güte der Resonanz gedämpft. Zwischen AlNiCo 2 und 5 mag es da auch noch Unterschiede geben. Das Magnetnmaterial wäre also ein mögliche Erklärung.

Wie berechnet sich der ideale "Partnerwiderstand" zum Kondensator im RC-Switch ?

Hui, schwierig!

Wenn man die Übertragungsfunktion kennt, dann kann man von der Ist-Güte auf die Soll-Güte schließen und daraus die notwendige Dämpfung bestimmen. Für einen einfache Parallelschwingkreis ist es kein Problem, die entsprechenden Formeln findet man quasi an jeder elektrotechnischen Ecke.

Leider ist die Übertragungsfunktion einer Standard-Gitarrenelektronik ein Ausdruck, der locker eine halbe DIN-A4-Seite einnimmt. Eine allgemeingültige Lösung konnte ich bisher nicht erstellen, weil alle Mathematikprogramme sich an dieser komplexen Aufgabe die Zähne ausgebissen haben.

Der Onkel macht das mit seinem Simulator daher nur nummerisch. Dabei gilt folgender Ansatz:

1. Die Übertragungsfunktion soll bei Resonanz einen Übertragungsfaktor von 2 (6dB) haben (zum Beispiel)

2. Dämpfungswiderstand von einem definierten Startwert (am besten sehr groß) bis zu einem Endwert verringern.

3. Für jeden Wert die Resonanzfrequenz und die Güte berechnen (macht der Simulant des Onkel, der ist schneller) und

4. solange den Dämpfungswiderstand verringern, bis die gewünschte Güte erreicht ist.

Das Ganze hat was von Nullstellensuche und genau das verbirgt sich im Kern auch dahinter.

Mal eben schnell ist das also nicht getan, zumindest nicht mit Papier und Bleistift. Da muß schon die geballte EDV-Keule zum Einsatz kommen. Aber vorher muß man die Übertragungsfunktion dem Rechenknecht beibringen. Wer davon keine Ahnung hat, hat ein Problem oder er braucht den Simulator des Onkels. ;)

Was verwendest Du dort für Kondensatoren auf dem Bild (bzgl. Bauart (Folie, Keramik etc.)
Ich setze nur Folienkondensatoren ein, da Keramik nichtlineare parasitäre Effekte aufweist, die sich unter Umständen als Klirrfaktor bemerkbar machen. Wenn das Klingeln bei einer Strat auf das Unwesen eines Ceramik-Disc zurückzuführen ist und man das gut findet... in Gottes Namen. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich!
Beim Dielektrikum bin ich nicht sehr wählerisch: Teflon, Polypropylen oder Styroflex liegt bei mir immer rum. Alles gute Industrieware, die ich auch in der professionellen Meßtechnik verwende und wenn das Zeug dafür gut ist...

....spielt das überhaupt eine Rolle?)?

Meiner Meinung nach nicht, insbesonders wenn die Tonblende ganz auf ist. Dielektrische Absorbtion kann unter Umständen ein klangliches Problem sein. Bei guten Folienkondensatoren sollte das jedoch keine Rolle spielen.

den C-Switch verstehe ich als Soundvariation, nicht als Anpassung eines Pickups an eine Gitarre.
Grundsätzlich hast Du natürlich Recht, aber wenn der C-Switch ur aus einem Kondensator besteht, dann ist das eben ein Feintuning des Pickups.

Wie Martin sagte, besteht das Problem darin, die richtige Kombination zu finden. Ich gehe da im Moment den numerischen Weg, so ich alle Daten zur Verfügung habe und bin mit dem Ergebnis bisher zufrieden. Aber das ist wieder eine sehr subjektive Sache, denn was in meinen Ohren,... muß nach lange nicht in Deinen Ohren...

@le freak:

Die Geschmäcker und die Bedürfnisse sind (Gott sei Dank) sehr unterschiedlich. Wenn Du mit Deinem Kram zufrieden bist, dann ist alles in Ordnung. Wer noch sucht, der findet bei meinen Artikel vielleicht Erklärung, Verständis und Anregung. Wenn's denn hülft, ist der Onkel zufrieden, wenn nicht hat man deutlich weniger Geld verbrannt, wie Martin es ja auch schon angedeutet hat.

Ulf
 
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Bei SD kann man das für die genannten Pickups nachlesen: SH-5 - Keramik, SH-11 - AlNiCo 2, SH-14 - AlNiCo 5.

Kein Magnettonabnehmer in der übliche Standardschaltung beeinflußt in nenneswerter Weise die Übertragung der tiefen Frequenzen. Die Güte ist hier meiner Meinung nach der Schlüssel zum Verständnis. Habe ich eine große Güte, dann werden die hohen Frequenz besonders betont und die Bässe treten demgegenüber in den Hintergrund. Es ist also eine Frage des "Lautstärkeabstandes" von hohen und tiefen Frequenzen.

Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Ich kenne die 3 genannten PUs zufällig ziemlich gut und muß dir sagen, dass der SH-5 mit seinem keramischen Magneten von allen 3 die meisten Höhen hat...und mit Abstand den meisten Bass!
Im Vergleich dazu hat der SH-11, der der exakt gleiche PU, aber mit einem Alnico 2 Magneten bestückt ist, deutlich weniger Bässe...und gleichzeitig etwas weniger Höhen.

Also alles exakt so, wie Bagotrix es gesagt hat.

Und beim Dimarzio Tone Zone z.B. ist es ähnlich...kräftiger Bass, starke obere Mitten.

Den Angaben zur Resonanzfrequenz traue ich bei SD nur begrenzt. Bisher ist man mir die Antwort auf die Frage unter welchen Bedingungen diese Angabe gemessen wurden leider schuldig geblieben. Das könnte also durchaus anders aussehen...

Fakt ist doch, dass die angegebene Resonanzfrequenz dir nur Aussagen liefert, wie "hell" der PU klingt..mehr nicht.
Ansonsten stören mich die Tonecharts bei Seymour Duncan und Dimarzio schon: Insbesondere in den Mitten müsste hier deutlich differenziert werden....von welchen Mitten reden die da bitteschön? Tiefmitten oder Hochmitten? Oder doch die mittleren Mitten um 700 Hz? Das ist ein immenser Unterschied.

Ich sehe C-switch und Co. ähnlich, wie es schon einer geschrieben hat: Als Ergänzung, wenn man experimentieren möchte.
Sonst bin ich kein Freund dieser Kondensatorschaltungen.

Just my 2 cents.

Grüße,

Le Freak
 
Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Ich kenne die 3 genannten PUs zufällig ziemlich gut und muß dir sagen, dass der SH-5 mit seinem keramischen Magneten von allen 3 die meisten Höhen hat...und mit Abstand den meisten Bass!
falls dir das hilft: ich habe einen Pickup (Distortion Humbucker) mit Keramikmagneten.
Der hat definitiv sehr viel Bässe. Das hört man also tatsächlich, auch ohne Tonechart! Dennoch sind die Frequenzangaben (Resonanzfrequenz) wichtig. Nur eben nicht Alles.

Gruss, bubili
 
falls dir das hilft: ich habe einen Pickup (Distortion Humbucker) mit Keramikmagneten.
Der hat definitiv sehr viel Bässe. Das hört man also tatsächlich, auch ohne Tonechart! Dennoch sind die Frequenzangaben (Resonanzfrequenz) wichtig. Nur eben nicht Alles.

Gruss, bubili

Das hilft mir insofern, dass es meine These bestätigt und die Theorie vom Onkel in Frage stellt.
Bagotrix hatte den Punkt ja zurecht aufgeworfen, ich habe das nur aus persönlicher Erfahrung bestätigt.

Ein Problem mit der ganzen Sache habe ich aber absolut nicht. Ich glaube halt nur nicht, dass man mit ein paar Kondensatoren den gleichen Effekt erreicht, wie mit sorgfältig ausgewähltem PU-Draht und Magnetmaterial.
Konsequent zu Ende gedacht würde das doch bedeuten, dass man z.B. nur noch EINEN Standard-Humbucker herstellen müsste und diesen dann durch Kondensator-Spielereien auf den gewünschten Geschmack tunen könnte...*ggg*
Dem ist aber nicht so.

Das ist einfach meine Erfahrung, die nebenbei bemerkt ganz viele Leute teilen.
Wenn es dem Onkel dagegen hilft, nützt und gefällt, ist das doch prima.

Gruß,

Le Freak
 
Konsequent zu Ende gedacht würde das doch bedeuten, dass man z.B. nur noch EINEN Standard-Humbucker herstellen müsste und diesen dann durch Kondensator-Spielereien auf den gewünschten Geschmack tunen könnte...*ggg*
Dem ist aber nicht so.

Also ich denke so einfach ist es nicht, ABER jetzt denke doch mal darüber nach, wieviele Pickups zumindest unnötig wären, wenn man das genau so machen würde.

Ich teile zwar Deine Ansicht, aber ich bediene mich hin und wieder genau DIESER Vorgehensweise, bevor ich versuche im Meer der klanglichen Finsternis (Produktangebot am Pickupmarkt) ins Dunkle zu greifen und zu hoffen etwas passendes zu finden.

Es ist für mich schon immer ein Graus gewesen, mit Produkten arbeiten zu müssen, die man quasi blind kaufen muss.

So habe ich inzwischen eine mir bekannte Palette von ca. 10 Pickups (oder so) und mache mit Hilfe von Kondensatoren und Magneten problemlos 100 Stk. sehr verschiedene daraus. ;)

Mit verschiedenen Magneten und Tone-, sowie Basscut-Kondensatoren hole ich bis zu 30 verschiedene Sounds aus einem Pickup. Theoretisch gingen weitaus mehr, aber ich habe inzwischen meine Lieblingssounds gefunden.

Ich denke auch nicht, dass man mit einem Standard-PU auskäme, aber mit 10-20 Standard-PU's eben doch ;).
 
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Also ich denke so einfach ist es nicht, ABER jetzt denke doch mal darüber nach, wieviele Pickups zumindest unnötig wären, wenn man das genau so machen würde.

Ganz ehrlich? Ich glaube, nicht ein einziger. Zumindest wenn wir innerhalb der Palette eines Herstellers bleiben.

So einfach ist es mit den Kondensatoren natürlich auch nicht:
Es gibt z.B. Glaubenskriege, welche man in seine Gitarren einsetzen soll - und damit meine ich nicht die Werte, sondern die Fabrikate bzw. die Bauart. Da fängt´s schon an.

Gehen wir weiter: Ein Gitarrenkabel verändert z.B. dem Sound ebenfalls, auch hier gibt´s wiederum Fabrikate, die ein Mehr an Sound versprechen - und das auch halten (Sommer, Cordial, Monster, Spectraflex etc.).
Benutzt man nun einen Sender, fehlt die Kapazität des Kabels, was zur Folge hat, dass man mehr Höhen hat.
Zuviele für die meisten Gitarristen. Zur Lösung setzen die Hersteller der Sendesysteme wiederum Schaltungen mit Kondensatoren ein, was auch mehr oder weniger gut funktioniert.
Aber: Viele Gitarristen mögen diesen Sound nicht und setzen deshalb wieder ganz normale Kabel ein.

Du siehst, wir drehen uns im Kreis. Auch ein Modeling Amp klingt trotz allem Aufwand NIE wie ein Röhrenamp.

Ich habe ja in meinem ersten posting bereits geschrieben und sage es gern zum 3. mal, dann ist aber Schluß *ggg*:
Wenn das für euch persönlich taugt, ist es doch super. Ich möchte aber weiterhin darauf hinweisen, dass es eben nicht für alle so ist, denn da spielen zuviele verschieden Dinge mit rein. Mir hat das noch nicht in einer einzigen Klampfe gefallen.
 
Mir hat das noch nicht in einer einzigen Klampfe gefallen.

hast Du denn so eine Modifikation schonmal gehört?

Wir reden hier ja nicht über eine Tone-Blende, wie sie in jeder zweiten Gitarre drin ist.
 
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