Taktgefühl

  • Ersteller Klangbutter
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JeKi - Randnotizen in der neuen Musikzeitung
Teilweise schon etwas in die Jahre gekommen jedoch immer noch lesenswert.

http://www.nmz.de/search/node/jeki
http://www.nmz.de/artikel/was-die-musikschullehrenden-schon-immer-ueber-jeki-wussten
http://www.nmz.de/artikel/jeki-die-zweifel-sind-uebermaechtig

@ Klangbutter
Musicannes Denkansatz finde ich gut.
Ich bin zwar kein Knopf-Akkordeon-Spieler aber vielleicht ist das genau richtig. Wenn man ein Instrument überhaupt nicht kennt, stellt man vermutlich ganz andere Fragen, weil man erst einmal selbst dahinter kommen muss, wie das Instrument funktioniert.
Setze bitte einen Link, wenn Du einen neuen Thread aufmachen willst, in dem Du Ideen für ein konkretes Konzept zur Einführung übungsunwilliger "Mitbummelschüler" sammeln möchtest. Dann schreib ich die Fragen und Ideen dort.

Gruß
Lisa
 
Zuletzt bearbeitet:
...

Auch Dein Staffelspiel hatte ich gemacht - Rudolf das kleine Rentier - 8 Zeilen für 4 Schüler. Alle unterschiedlich begabt.
Die Hauptzeile ist sehr bekannt, einfach strukturiert und kommt im Stück 3x vor, hat keine Handversetzung nötig : schlechtester Schüler
Die 2. Zeile ist ähnlich nur von anderem Startpunkt aus.: zweischlechtester Schüler.
Zeile 5 und 6 sind etwas komplexer und kommen nur einmal vor: die begabteren.

1. Effekt: keiner kann das Stück spielen.
Der schlechteste Schüler kann nicht einmal den Vorteil der fixierten Handposition ausnutzen, weil er mit nur einem Finger zu spielen versucht. Außerdem merkt er sich den Startpunkt nicht und kann Noten nur theoretisch lesen. Wochenlang das Gleiche.
2. Effekt: die anderen können ihren Part nach 10 Minuten, üben aber nicht weil sie wissen, der schlechte Schüler wird es beim nächsten mal nicht drauf haben, außerdem ist ihnen bewußt, dass sie es ja in 10 Minuten schaffen können.

Problem, es ist eine Gruppe, die nicht auseinander dividiert werden kann. (Jeki-Projekt - nicht meine Idee!!)
Es bleibt keine Zeit, sich dem Einzelschüler zu widmen, es sei denn ich fahre Sonntag in meiner Freizeit hin und übe mit ihm.
Die Eltern sind relativ desinteressiert. Es soll ja nur ein bischen Spass machen.
Der Typ ist aber andererseits recht unterhaltsam und die anderen kichern oft über ihn, was er sogar genießt.

...

Ich greife noch einmal zurück und versuche mit meinen Überlegungen mal ganz anders heran zu gehen.

Das Hauptproblem besteht ja offensichtlich darin, dass wir es hier mit einem anspruchsvollen Instrument zu tun haben, mit dem ein Teil der Gruppe mehr oder weniger, ein einzelner Schüler aber überhaupt nicht zurecht kommt. Gruppe auseinander nehmen geht nicht. Also wie bekommt man die unter einen Hut?

Meine Überlegungen formuliere ich ganz bewußt als Frage, weil ich mich viel zu wenig mit dem Instrument auskenne, als dass ich da Ratschläge erteilen könnte.

1. Gibt es eine Möglichkeit, eine einzelne Taste zu markieren, ohne das Instrument zu "versauen"?
Ich habe mir Deine "Schlittschuh-Videos" angesehen. Das dort zu sehende Akkordeon hat zwar eine 2-farbige Tastatur. Trotzdem kann es für einen Schüler zu schwer sein, sich in diesem "Tastenlabyrinth" zurecht zu finden. Daher meine Frage.

2. Alternative: Wäre es denkbar, über die Tastatur eine dünne Folie zu ziehen, auf der man dann farbige Punkte aufkleben kann?
Frischhaltefolie klebt ohne Kleber an sich selbst fest, ist durchsichtig und sehr dünn.
Wenn sich jemand warum auch immer den Startpunkt nicht merken kann, hilft ein aufgeklebtes Symbol vielleicht.

3. Hast Du Stücke im Repertoire, die mit einem Orgelpunkt begleitet werden?
Wenn ja: Ist es für Dich denkbar, diesen Orgelpunkt nicht auf der Bass-Seite sondern auf der Melodie-Seite spielen zu lassen?
Vielleicht ist es ja machbar, den "lustigen Schüler" auf den Orgelpunkt zu setzen, während die anderen eine einfache Melodie drüber spielen (im Zweifel denkst Du Dir selbst eine aus). Für den Anfang würde ich eine kurze Melodie als Ostinato formen. Sobald das sitzt, könntest Du probieren, eine schöne Melodie/Improvisation drüber zu legen, damit die Musikerseele auch etwas von der Stunde hat. Für die Kids könnte sich aus so etwas ein schönes Gemeinschaftserlebnis entwickeln.
Ziel: Den "Bremsklotz" "unschädlich" machen und dadurch den Begabteren den Grund zum Faulenzen wegnehmen.

4. Hast Du genügend Ostinato-Stücke, dass Du den "lustigen Schüler" so lange damit "beschäftigen" kannst, bis ihm das zu blöd wird und er bereit ist, Dein Angebot, interessantere Aufgaben zu übernehmen, anzunehmen und sich mindestens 2 Ton-Positionen zu merken? Ziel: Es soll auf dem Abstellgleis allmählich langweilig werden. Die begabteren Schüler sollen sich ungehindert entwickeln und dabei so beschäftigt werden, dass der Klassenclown kaum noch beachtet wird.
Wichtig: Die mögliche Alternative: "statt nur 1 Ton 2 Töne spielen" präsent halten und diese Stimme zu Beginn mit allen gemeinsam spielen/üben. Für die Gruppe als Rhythmusaufgabe nutzen, indem der Lehrer improvisiert und erklärt, dass er es darauf anlegen wird, die Gruppe aus dem Takt zu bringen und gespannt ist, wer stark genug ist und sich nicht rausbringen lässt. Das "Schlusslicht" nicht allein mit der 2-Ton-Stimme lassen, sondern wechselweise einen der Guten als Stütze mitspielen lassen, die "Stützaufgabe" aber nicht "verraten". Wenn er sicher ist, darf (!) er die Stimme alleine übernehmen.

5. Hast Du genügend Stücke, die in der Begleitung mit 2 Harmonien (Tonika und Dominante) auskommen? Dann kannst Du den "Clown" damit nicht nur beschäftigen, sondern auch gut rhythmisch schulen, während der Rest sich auf höherem Niveau weiterentwickelt. Das nächste zwischendurch als Rhythmusaufgabe vorgestellte Ziel könnte dann die Kombination von 3 Stufen (Tonika, Dominate, Subdominante > z.B. f g c') sein.


Ein weiterer Gedanke:
Beim Elementaren Musizieren auf Stabspielen erarbeite ich zunächst eine "Bewegung im Tonraum". Die Betrachtung der Noten kommt später, kann aber auch ganz entfallen. Damit das funktioniert, werden die wichtigsten Orientierungspunkte (die Stufen des Tonika-Dreiklangs) in den Ampelfarben markiert und die Verlängerung nach unten oder oben wenn nötig ebenfalls. tiefe 5-bordeaux, 1-grün, 3-gelb, 5-rot, 8-hellgrün. Es beginnt natürlich mit ganz wenigen Tönen und entsprechend wenigen Markierungen. Die Namen der Töne sind dabei zunächst uninteressant. Man konzentriert sich ausschließlich auf die "Wege", "Sprünge", "Tonwiederholungen" usw. Vielleicht lässt sich diese Herangehensweise in modifizierter Form auf das Akkordeon übertragen. Leider habe ich keinen Schimmer, wie man auf einem Knopfakkordeon spielt, welche Bewegungsabläufe man zuerst erarbeitet und wie man sie ausbaut. Da die Knöpfe auf den Diagonalen in Ganztonreihen und in der Senkrechten in kleinen Terzen angeordnet sind, muss man da ja in ganz anderen Wegen denken, als auf Stabspielen oder Tasteninstrumenten. Das ist mir sehr fremd!


Gruß
Lisa
 
@ Lisa,
danke für Deine ausführlichen Gedanken - ist wirklich der Hammer, wie viel Fleiß Du hier investierst.

Die nmz Artikel kenne ich ganz gut. Die Geschichten sind schöner schwarzer Humor.

@Musicanne
auch vielen Dank für Deinen Beitrag.
Der schlechteste Schüler hat in jeder Hinsicht die größten Probleme und das Schlimmste ist, dass er diese mit Coolness und Witzen überspielt. Er lernt gerade in jeder Lebenslage, wenn es inhaltlich nicht klappt, kann er auf eine neue Ebene gehen und das Leben lehrte mir bereits, dass das manchmal erfolgreicher ist als Inhalte zu bewältigen. Ihr könnt mich jetzt köpfen - es ist natürlich auch provokativ formuliert und nicht zu verallgemeinern, aber es ist auf jeden Fall etwas dran.


@ beide
Die Schüler spielen sowieso nur mit einer Hand, da kann ich nichts reduzieren.
Schreibe ich ihm zwei Noten auf, grinst er und tut so als wäre er unterfordert oder ist sogar beleidigt.
Wenn er dann doch mitmacht, kriegt er aber auch die ganze Note nicht unbedingt über vier korrekt gespielte Viertel verteilt. Da fehlen also schon die Basics, die ich ja nun gesondert trainieren will.

Trotzdem weigere ich mich, wochenlang mit zwei Noten zu hantieren bis auch der letzte kapiert hat. Dazu sind die anderen zu gut. Also musste ein Plan her, der die unterschiedlichen Stände berücksichtigt. Ich glaubte in Rudolf (wie oben beschrieben) das geeignete und motivierende Mittel gefunden zu haben, gab uns auch 3 - 4 Stunden dafür Zeit, neben anderen Liedern - versteht sich.
Aber der Plan ging nicht auf und ich kann auch nicht von Woche zu Woche die Strategie ändern. Ich warte wenigstens zwei Stunden ab, wie sich die Sache entwickelt, denn ich hoffe ja doch insgeheim immer, dass sie sich in der Voraussicht auf ein großes Konzert doch mal zu hause bemühen. Immerhin haben sie sowohl in der Schule als auch zu hause ein Instrument!!!
Aber nichts. Es ist zum verzweifeln.


Gut - das war also ein Fehler. Was in der Stunde nicht funktioniert, wird grundsätzlich nicht klappen. Trotzdem kann ich nicht immer voraus ahnen, was sie packen. Denn manchmal überkommt es einen Schüler von dem ich es vielleicht nicht einmal erwartet hätte und er übt plötzlich allein konzentriert irgend etwas. Manchmal reichen dann nur 15 Minuten und er erreicht das Ziel. Sind diese 15 Minuten Konzentration zu hause zu viel verlangt? Bloss wie erwischt man sie? Das ist eine sehr individuelle und manchmal vom Zufall abhängige Sache.

Ich freue mich und ärgere mich gerade, dass diese Diskussion hier so ausartet, denn in der gleichen Zeit hätte ich bereits mit den Eltern gesprochen - wie Du vorschlägst.
Ganz grundsätzlich sind sie nicht besonders interessiert, er soll nur Spass haben. Und mir persönlich ist die Sache gerade im Jeki Projekt jetzt auch nicht so furchtbar wichtig, dass ich den Eltern und mir eine oder mehrere Nachhilfestunden aus dem Kreuz leiern möchte.

Das Rhythmusgeschäft ist dagegen eine Herzensangelegenheit, die also weit über Jeki hinaus geht. Ich kenne auch Schlagzeugprofis, die in der Probe bei entsprechend anspruchsvollem Drumpart plötzlich nichts mehr zu hören scheinen und einfach wegrennen oder schleppen.


Mit individuellem Lehrplan meinte ich Einzelstunden. Ich nehme mit ein Stück vor, welches ich dem Schüler zutraue und beginne mit der Arbeit. Stelle ich Defizite fest, gibt es zusätzlich andere Stücke, die das Defizit gesondert behandeln ohne zu viel anderes zu verlangen. Die Inhalte können sich aber sehr von denen des nächsten Schülers unterscheiden. Das kann im nächsten Stück wieder so sein, es gibt wieder eine Besonderheit, die der nächste hat wieder eine Besonderheit. Natürlich spielt sicher jeder mal z.B. eine C Dur Tonleiter, aber nur, wenn sie im Stück vorkommt. Wenn Schüler B vier Jahre lang kein Stück mit einer C Dur Tonleiter spielt, kann er dafür andere Sachen. Vielleicht ist das keine gute Idee, aber so arbeite ich als Musiker auch. Ich nähere mich jedem Stück mit dem dort gebotenen Individualismus.
Anfangs ist das sicher wie eine Abenteuereise ins Ungewisse, später entdeckt man aber Wiederkehrendes und es wird routinierter.
Ich finde nichts langweiliger als 2 Jahre lang 5 Töne im C Dur Raum spielen zu lassen.

Wenn man mir jetzt vorwirft, dass ich überhaupt keine Methode hätte und als Lehrer untragbar bin ... bitte ... ich hätte keine Einwände. Mit vielen funktioniert das nämlich gut, mit einigen aber auch nicht.


Wenn ich Deine Methode so anschaue ... Du hast es ja so gut beschrieben, ich brauche keine Aufnahme mehr sehen. After all ... es wäre nichts für mich. Bei allem Respekt vor Deiner Arbeit und auch vor Deinen Erfolgen damit. Du bist sicher eine erstklassige Pädagogin.
Aber ich investiere dann doch lieber in Nachhilfestunden, reduziere ganz allgemein das Niveau oder versuche das schwarze Schaf los zu werden, denn die Rhythmusprobleme resultieren tatsächlich hauptsächlich aus mangelnder Beherrschung des Stoffs und/oder des Instruments.



Zu den Vorschlägen:
Also die Jeki Leute spielen Tastenakkordeon. Derjenige, der also den Anfangston nicht kennt, könnte durchaus eine Markierung setzen. Aber warum kann er sich nicht die zig mal wiederholte Erklärung merken, dass C oberhalb des zwei-schwarze-Tasten-Blocks ist? Die anderen merken sich das durchaus.

Das hat also mit den Knopf-Videos nichts zu tun. Das Video hatte ich nur erwähnt um Dir zu zeigen, dass ich ebenfalls sehr individuelle Hilfsmittel erstelle.


Orgelpunkt und ostinate Begleitung - yep - habe ich seit zwei bis drei Stunden im Programm. Ich habe ihm sogar eine Bassorgel besorgt, die ich nun zusätzlich mitschleppe. Damit kann er auf der rechten Seite Bass spielen und das ergänzt den Gruppensound besser als ein Normal-Akkordeon rechts oder links.
Das klappt schon - trotzdem ist er nicht so doof. Er merkt schon, dass er auf's Abstellgleis geschoben wird. Vermutlich hört er spätestens nach dem Schuljahr auf. Was dann ja auch in Ordnung ist...
Die Sache mit dem Rausbringen habe ich nicht ganz verstanden, fußt aber sicher auf Deiner Methode, bei der die Schüler sonst nichts weiter zu beachten haben, sich also sehr sicher bewegen...
Dazu müsste ich erst Dein Konzept ändern.

Die Akkordbegleitung mit der linken Hand habe ich auch bereits in Angriff genommen. Leider ist er derjenige, der 3 Minuten braucht, um den C-Knopf zu finden. Helfe ich jedes mal beim suchen, wird es nicht besser. Helfe ich nicht, müssen wir lange warten oder schon vorne weg spielen, wobei er sich wirklich ungerecht behandelt fühlt und vielleicht zwischendurch auf die Idee kommt aufs Kloo zu gehen - ein Angebot, das ich manchmal fast dankbar annehmen möchte ;-)


Die meisten Anfänger spielen zuerst Tastenakkordeon. Dein Farbspiel könnte man also ausprobieren.
Ohne Noten und nur Wege lernen --- das ist im Grunde genau so möglich. Und wenn ich dem Schüler auf seiner eigenen Tastatur in kleinen Abschnitten und in Zeitlupe vorspiele, hat das ja praktisch den gleichen Effekt. Er sieht und misst die Abstände mit den Augen und an Markierungen wie schwarzen Tasten oder ähnlichem. Dann probiert er selbst, wird korrigiert usw.
Klar. Das mache ich auch so. Aber wie lange darf man das so tun?


Ich sehe das als eine Methode von vielen, welche das ganze Leben lang funktioniert. Warum also überhaupt Noten? Warum nach Gehör spielen?
Ich kenne Musiker, die lieber nach einer Pianowalze spielen. Das bestätigt eigentlich meinen höchst individuellen Ansatz beim Lehren.

Im Idealfall durchdringen sich die Medien.
 
Oje! ...
Das liest sich sehr frustrierend und ist es auch.

... loswerden ...

So wie Du das schilderst, ist der Rauswurf doch schon längst überfällig. Oder?
Ich weiß nicht, wie das im JEKI-Projekt ist, aber für die OGS-Kurse ließ ich mir versichern, dass diejenigen, die den Unterricht nachhaltig stören, suspendiert werden können.


Die meisten Anfänger spielen zuerst Tastenakkordeon. Dein Farbspiel könnte man also ausprobieren.
Ohne Noten und nur Wege lernen --- das ist im Grunde genau so möglich. Und wenn ich dem Schüler auf seiner eigenen Tastatur in kleinen Abschnitten und in Zeitlupe vorspiele, hat das ja praktisch den gleichen Effekt. Er sieht und misst die Abstände mit den Augen und an Markierungen wie schwarzen Tasten oder ähnlichem. Dann probiert er selbst, wird korrigiert usw.

Bei der Methodie, die ich anwende, geht es um mehr als nur um vorspielen und nachspielen. Aber das will ich hier jetzt nicht ausbreiten. Die Wege werden methodisch erschlossen und mit einem (nicht von mir) ausgeklügeltem System von Begriffen verbal fassbar gemacht. Ein lernwilliges Kind lernt mit dieser Methode bereits im Alter von etwa 5 Jahren auf Stabspielen einfache Melodien zu spielen und kann diese dann auch mit der farbig markierten Tonika als Orientierungshilfe auf eine Klaviertastatur übertragen. Das Erlernen der Notenschrift wird von mir in diese Methode eingebunden, ist aber nicht zwingend notwendig.

... Klar. Das mache ich auch so. Aber wie lange darf man das so tun?
....

... dürfen? ....... oder müssen? .......... oder wollen?
Das hängt von der Perspektive ab. Als Lehrer sehe ich es als meinen Auftrag an, die Schüler zur Selbständigkeit zu erziehen. Ich bin aber machtlos, wenn sich der Schüler verweigert. Für den Schüler ist der Lehrer eine Brücke zwischen Noten oder gehörter Musik. Solange der Schüler nicht in der Lage ist, selbst nach Noten oder Gehör zu spielen oder alles, was er spielen können möchte im Kopf behalten kann, ist er von Menschen abhänig, die ihm Notenschrift und gehörte Musik erschließen. Wenn jemand in dieser Abhängigkeit verbleiben will, bitte. Nicht mein Bier. Ich entscheide aber, ob ich diese Brücke sein will oder nicht und welche Gegenleistung ich dafür will. Auch ein Lehrer darf sich verweigern, also es ablehnen, einen Schüler zu unterrichten.

Ich sehe das als eine Methode von vielen, welche das ganze Leben lang funktioniert. Warum also überhaupt Noten? Warum nach Gehör spielen?
Wer seine eigene Musik fühlt / sprudeln lässt und stets für den Augenblick musiziert ohne Interesse daran zu haben, diese irgendwann einmal zu wiederholen oder sich mit anderen in Harmonie zusammenzufinden, der braucht keine Noten und der muss auch nicht lernen, auf andere zu hören und sich ihnen anzupassen. Wem das genug ist ... bitte ... Wer mehr will, muss lernen zu hören, selbst zu lesen, selbst zu entschlüsseln. Noten lesen können, ist ein großes Stück Unabhängigkeit. Es zu können, ist genauso nützlich oder unwichtig, wie die Fähigkeit ein fremdes Schriftsystem oder eine fremde Sprache zu beherrschen. Der Nutzen ist davon abhängig, ob man etwas benutzt/braucht.

Nun gut -

Kehren wir zum Thema Rhythmus-/Taktschulung - Orchesterlager zurück.
Für mich stellt sich in Deiner Situation die Frage: Wie kann man Schüler, die keinerlei Interesse an einer Weiterentwicklung haben, in ein Unternehmen integrieren, das eigentlich nur mit einer Gruppe Lernwilliger funktioniert?
Die aufgezeigten Ansätze fordern nicht nur dem Lehrer, sondern auch der Gruppe sehr viel Geduld ab.
Mit welchem Recht kann ein Einzelner von einer Gruppe so viel Rücksichtnahme verlangen, dass diese dabei Gefahr läuft, die Lernziele nicht zu erreichen? Im beschriebenen Fall ist das ja wohl schon Fakt! - Das ist eine Grundsatzfrage, die sich Lehrer nicht nur im Musikunterricht stellen müssen. Doch so allgemein will ich das nicht diskutieren. Ich betrachte das Problem jetzt ausschließlich im Hinblick auf das geplante Orchesterlager.
Da das Orchesterlager ein Zusatzangebot ist, würde ich Mindestanforderungen für die Zulassung zur Teilnahme definieren. Diese Mindestanforderungen müssen in den Wochen vor dem Orchesterlager kontinuierlich erfüllt werden. Wer das nicht will/schafft, kommt nicht mit. Das ist im Moment die einzige Möglichkeit, die mir noch einfällt, den Klassenclown in den Griff zu bekommen.
Wenn Du zu Deinem Klassenclown keinen Zugang finden kannst, dann musst Du ihn vom Orchesterlager wohl oder übel ausschließen. Wenn er fragt, warum, dann mußt Du beweisen können, dass er die Mindestanforderungen nicht erfüllt hat. (Video-Aufzeichnungen) Damit wäre dann für mich das Thema durch. Irgendwelche hochheiligen Beteuerungen würden mich nicht erweichen können. Wenn es gelingt, das konsequent durchzuziehen, überlegt sich der vom Orchesterlager ausgeschlossene Schüler vielleicht die Sache noch einmal. War das Orchesterlager gut, lohnt es sich bestimmt, ein paar Wochen später noch ein weiteres anzubieten. Teilnahmebedingung wie gehabt. Wenn der Klassenclown dann immer nocht nicht begriffen hat, wo es lang geht, ... naja. - Fall erledigt.

Viel Erfolg!
Und lass dich von solchen Hampelmännern nicht unterkriegen!

Lisa
 
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Danke - so mache ich das! :)
 
Gerhard Eichberger


Der schlechteste Schüler hat in jeder Hinsicht die größten Probleme und das Schlimmste ist, dass er diese mit Coolness und Witzen überspielt. Er lernt gerade in jeder Lebenslage, wenn es inhaltlich nicht klappt, kann er auf eine neue Ebene gehen und das Leben lehrte mir bereits, dass das manchmal erfolgreicher ist als Inhalte zu bewältigen. Ihr könnt mich jetzt köpfen - es ist natürlich auch provokativ formuliert und nicht zu verallgemeinern, aber es ist auf jeden Fall etwas dran.
Das war bei mir auch so, ich war auch der Klassenclown. (Jetzt nicht bei einem Musikunterricht, aber bei anderen Sachen in der Schule.) Das Überspielen seiner Schwächen mit Coolness und Witz ist aber auch das Einzige, was man machen kann, wenn man es einfach gar nicht zusammenbringt. Das mache ich bei meinem Bandprojekt ja auch.

Die Schüler spielen sowieso nur mit einer Hand, da kann ich nichts reduzieren.
Im Gegenteil. Man muß es sogar. Ein Lehrer hat sich an die Schüler anzupassen, nicht die Schüler an den Lehrer. (Auch wenn das die Professoren in unserem Gymnasium nicht eingesehen haben, was dann zu schlechten Noten für die ganze Klasse geführt hat.)

Schreibe ich ihm zwei Noten auf, grinst er und tut so als wäre er unterfordert oder ist sogar beleidigt.
Das ist eben kein Zeichen von Unterforderung, sondern von Überforderung.

Wahrscheinlich schämt er sich innerlich dafür, mit den anderen nicht mithalten zu können, will das aber nicht zugeben.

Wenn er dann doch mitmacht, kriegt er aber auch die ganze Note nicht unbedingt über vier korrekt gespielte Viertel verteilt. Da fehlen also schon die Basics, die ich ja nun gesondert trainieren will.
Es kommt ja noch dazu, daß es seinen Eltern offenbar nicht wichtig ist, ob er musizieren lernt oder nicht. Was hat er eigentlich selber für eine Meinung zu diesem Thema? Spielt er gerne Akkordeon?

Trotzdem weigere ich mich, wochenlang mit zwei Noten zu hantieren bis auch der letzte kapiert hat. Dazu sind die anderen zu gut. Also musste ein Plan her, der die unterschiedlichen Stände berücksichtigt. Ich glaubte in Rudolf (wie oben beschrieben) das geeignete und motivierende Mittel gefunden zu haben, gab uns auch 3 - 4 Stunden dafür Zeit, neben anderen Liedern - versteht sich.
Aber der Plan ging nicht auf und ich kann auch nicht von Woche zu Woche die Strategie ändern. Ich warte wenigstens zwei Stunden ab, wie sich die Sache entwickelt, denn ich hoffe ja doch insgeheim immer, dass sie sich in der Voraussicht auf ein großes Konzert doch mal zu hause bemühen. Immerhin haben sie sowohl in der Schule als auch zu hause ein Instrument!!!
Aber nichts. Es ist zum verzweifeln.
Mal eine Idee von mir:

Mach' doch mal ein Experiment: Laß' ihn einfach mal was drauflosspielen (also nix vom Blatt oder nach Vorgabe, sondern aus seinem eigenen Kopf), und die anderen Schüler sollen dann mit ihm mitspielen. Mal schauen, was da rauskonmmt. Vielleicht kann er auf diese Art einen Zugang zum Instrument bekommen? (Ich kenne einen Keyboarder, der keine Noten lesen kann und sich das Spielen selber beigebracht hat (der hat das ganz ohne Vorgabe gelernt und benutzt eine ganz andere (selbst erfundene) Handhaltung als üblich - der spielt nur nach dem Gehör. Und ich kenne auch einen blinden Keyboardspieler.)

Ist einfach mal ein unbedarfter Vorschlag von mir.

Gut - das war also ein Fehler. Was in der Stunde nicht funktioniert, wird grundsätzlich nicht klappen. Trotzdem kann ich nicht immer voraus ahnen, was sie packen. Denn manchmal überkommt es einen Schüler von dem ich es vielleicht nicht einmal erwartet hätte und er übt plötzlich allein konzentriert irgend etwas. Manchmal reichen dann nur 15 Minuten und er erreicht das Ziel. Sind diese 15 Minuten Konzentration zu hause zu viel verlangt? Bloss wie erwischt man sie? Das ist eine sehr individuelle und manchmal vom Zufall abhängige Sache.
Hat dieser Schüler vielleicht Konzentrationsschwierigkeiten? (Das kenne ich nämlich recht gut von mir selber.)
Wie macht sich dieser Schüler denn in anderen Unterrichtsfächern?

Ich freue mich und ärgere mich gerade, dass diese Diskussion hier so ausartet, denn in der gleichen Zeit hätte ich bereits mit den Eltern gesprochen - wie Du vorschlägst.
Ganz grundsätzlich sind sie nicht besonders interessiert, er soll nur Spass haben. Und mir persönlich ist die Sache gerade im Jeki Projekt jetzt auch nicht so furchtbar wichtig, dass ich den Eltern und mir eine oder mehrere Nachhilfestunden aus dem Kreuz leiern möchte.
Ich denke auch, daß es wichtig ist, mit den Eltern zu reden. Was war die Motivation dafür, daß dieser Schüler in die Gruppe kam? Oder ist der Akkordeonunterricht im Rahmen eines Pflichtgegenstandes der Schule?

Das Rhythmusgeschäft ist dagegen eine Herzensangelegenheit, die also weit über Jeki hinaus geht. Ich kenne auch Schlagzeugprofis, die in der Probe bei entsprechend anspruchsvollem Drumpart plötzlich nichts mehr zu hören scheinen und einfach wegrennen oder schleppen.
Naja, wenn der Gaul mit einem durchgeht, dann kann das schon passieren.

Kann aber auch am jeweiligen Lied liegen. So habe ich mal in einem Probekeller einen Schlagzeuger erlebt, der bei einer bestimmten Stelle in einem bestimmten Lied (eine Eigenkomposition dieser Band) immer schneller geworden ist. Allerdings lud diese Stelle tatsächlich dazu ein - ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll.

Anfangs ist das sicher wie eine Abenteuereise ins Ungewisse, später entdeckt man aber Wiederkehrendes und es wird routinierter.
Ich finde nichts langweiliger als 2 Jahre lang 5 Töne im C Dur Raum spielen zu lassen.
Natürlich soll man eine Nummer nicht totüben.

Ich würde jeden Teil in jeder Unterrichtsstunde zwei, dreimal drannehmen und dann gleich den nächsten Teil und erst, wenn auf die Art eine gewisse Anzahl Teile durch sind, wieder von vorne anfangen. Da hat man eine größere Abwechslung, und es wird nicht fad. (Das ist nämlich auch ein Knackpunkt, daß den Schülern fad werden kann. Wenn die Motivation weg ist und die Schüler nur mehr frustriert sind, dann ist das nicht förderlich.)

Wenn man mir jetzt vorwirft, dass ich überhaupt keine Methode hätte und als Lehrer untragbar bin ... bitte ... ich hätte keine Einwände. Mit vielen funktioniert das nämlich gut, mit einigen aber auch nicht.
Es ist ja nicht jeder gleich. Jeder Mensch ist anders und lernt anders.

Aber ich investiere dann doch lieber in Nachhilfestunden, reduziere ganz allgemein das Niveau oder versuche das schwarze Schaf los zu werden, denn die Rhythmusprobleme resultieren tatsächlich hauptsächlich aus mangelnder Beherrschung des Stoffs und/oder des Instruments.
Resultieren die Rhythmusprobleme aus der mangelnden Beherrschung des Instruments ("verflixt, wo ist denn jetzt das G?") oder hat der Schüler wirklich Probleme mit dem Rhythmusgefühl (wie ich das habe?

Einen schlechten Schüler aus der Klasse zu entfernen (durch Sitzenbleiben oder Rausschmeißen, beides ist mir passiert), halte ich für keine gute Lösung, weil es den Schüler nur noch mehr frustriert. Außerdem: Wie soll der denn das Arbeiten mit einer Gruppe lernen, wenn er daraus entfernt wird (wie das bei mir gemacht worden ist)?

Also die Jeki Leute spielen Tastenakkordeon. Derjenige, der also den Anfangston nicht kennt, könnte durchaus eine Markierung setzen. Aber warum kann er sich nicht die zig mal wiederholte Erklärung merken, dass C oberhalb des zwei-schwarze-Tasten-Blocks ist? Die anderen merken sich das durchaus.
Als ich noch Akkordeon geübt habe, habe ich mir das auch nie gemerkt. Beim Baß ist zum Glück das C vertieft und somit zu erspüren. Und auf der Violinseite habe ich mir damit beholfen, daß ich mir die Namen der Noten einfach auf Selbstklebeetiketten geschrieben und die auf die Klaviatur geklebt habe. Da habe ich dann immer nachgeschaut.

Schwieriger war für mich allerdings das Notenlesen - ich mußte am Notenblatt immer von C unter dem Violinschlüssel zählen, weil ich mir bis heute nicht gemerkt habe, auf welcher Notenlinie welche Note sitzt. Klar, daß man da nicht vom Rhythmus reden kann:
- Herausfinden, welcher Ton, die erste Note ist.
- Die Note spielen.
- Am Blatt abzählen und herausfinden, welcher Ton der nächste ist.
- Die Note spielen.
und so weiter.

Man kann dann zwar vielleicht noch die Noten in der richtigen Länge spielen (das habe ich mir wenigstens gemerkt), aber es gibt halt Zwangspausen, bis ich die nächste Note gelesen habe. War sehr frustrierend. (Und auch der Umstand, daß ich die kleinen Finger nicht unabhängig von den anderen Fingern bewegen kann.) Das war mit ein Grund, warum ich dann wieder mit dem Akkordeon-Üben aufgehört habe.

Das klappt schon - trotzdem ist er nicht so doof. Er merkt schon, dass er auf's Abstellgleis geschoben wird. Vermutlich hört er spätestens nach dem Schuljahr auf. Was dann ja auch in Ordnung ist...
Ist es auch für ihn in Ordnung?
Ist er gerne in der Gruppe?
Spielt er gerne Akkordeon oder haben ihn seine Eltern dazu überredet?

Die Akkordbegleitung mit der linken Hand habe ich auch bereits in Angriff genommen. Leider ist er derjenige, der 3 Minuten braucht, um den C-Knopf zu finden. Helfe ich jedes mal beim suchen, wird es nicht besser. Helfe ich nicht, müssen wir lange warten oder schon vorne weg spielen, wobei er sich wirklich ungerecht behandelt fühlt und vielleicht zwischendurch auf die Idee kommt aufs Kloo zu gehen - ein Angebot, das ich manchmal fast dankbar annehmen möchte ;-)
Also, das C ist bei meinem Akkordeon auf der Klaviatur einfach zu finden, weil es die zweite weiße Taste von oben ist. Dennoch habe ich mir die Noten anfangs mit Filzstift draufgeschrieben (das ist aber immer verwischt), bis ich auf die Idee mit den Etiketten gekommen bin. (Und es ist natürlich mein Akkordeon.)

Die meisten Anfänger spielen zuerst Tastenakkordeon. Dein Farbspiel könnte man also ausprobieren.
Ohne Noten und nur Wege lernen --- das ist im Grunde genau so möglich. Und wenn ich dem Schüler auf seiner eigenen Tastatur in kleinen Abschnitten und in Zeitlupe vorspiele, hat das ja praktisch den gleichen Effekt. Er sieht und misst die Abstände mit den Augen und an Markierungen wie schwarzen Tasten oder ähnlichem. Dann probiert er selbst, wird korrigiert usw.
Klar. Das mache ich auch so. Aber wie lange darf man das so tun?
Im Lehrheft, das beim Akkordeon dabei war, wird zuerst nur mit dem Baß begonnen. Später dann mit der Klaviatur und dann mit beiden zusammen. (Einen Akkordeonlehrer hatte ich nie.)

Ich sehe das als eine Methode von vielen, welche das ganze Leben lang funktioniert. Warum also überhaupt Noten? Warum nach Gehör spielen?
Ich kenne Musiker, die lieber nach einer Pianowalze spielen. Das bestätigt eigentlich meinen höchst individuellen Ansatz beim Lehren.
Wie gesagt, kenne ich viele Musiker, die nicht nach den herkömmlichen Noten (also nach der Notenschrift) Lieder einüben, sondern nach dem Gehör. Oder sie benutzen eine moderne Form, wo einfach die Noten nur aufgeschrieben werden, also nur Buchstaben mit Vorzeichen. (Ich habe auch ein Notenbuch von AC/DC in dieser Art Notierung.)

Im Idealfall durchdringen sich die Medien.
?

Den Satz verstehe ich nicht.

Das Ganze ist, bitteschön, nur meine unbedarfte Ansicht. Ich bin weder ein Lehrer noch ein guter Sänger.


Gerhard
 
Im Gegenteil. Man muß es sogar. Ein Lehrer hat sich an die Schüler anzupassen, nicht die Schüler an den Lehrer.

Aber es muss auf beiden Seiten Grenzen geben. Diese festzulegen ist das Kunststück.
Das führt nämlich genau wieder zu einer Verlagerung der Kommunikationsebene.
Eigentlich bin ich Musiker. Aus den verschiedensten Gründen lehre ich nun "Musik" und sehe mich mit Problemen konfontiert, die überhaupt nichts mit Musik zu tun haben. Wie groß soll meine Flexibilität denn sein? Soll ich jetzt Psychologie für Förderschule studieren? Das ist ein unvertretbarer Aufwand und ich sollte das Feld lieber anderen überlassen. Was die Kinder in diesem Kurs lernen, hat ein Erwachsener mit der Ambition Akkordeon zu unterrichten innerhalb einiger Stunden drauf. Aber die professionelle Vermittlung bedarf einer lebenslangen Erfahrung. Da stimmt doch irgend etwas nicht.


Es kommt ja noch dazu, daß es seinen Eltern offenbar nicht wichtig ist, ob er musizieren lernt oder nicht. Was hat er eigentlich selber für eine Meinung zu diesem Thema? Spielt er gerne Akkordeon?

Ja, er behauptet er spielt gern Akkordeon, sonst würde ich mir keine so große Mühe machen.

Mach' doch mal ein Experiment: Laß' ihn einfach mal was drauflosspielen (also nix vom Blatt oder nach Vorgabe, sondern aus seinem eigenen Kopf), und die anderen Schüler sollen dann mit ihm mitspielen. Mal schauen, was da rauskonmmt. Vielleicht kann er auf diese Art einen Zugang zum Instrument bekommen? (Ich kenne einen Keyboarder, der keine Noten lesen kann und sich das Spielen selber beigebracht hat (der hat das ganz ohne Vorgabe gelernt und benutzt eine ganz andere (selbst erfundene) Handhaltung als üblich - der spielt nur nach dem Gehör. Und ich kenne auch einen blinden Keyboardspieler.)

Er macht dann irgendwelchen Krach oder übt sogar wirklich taktlos vor sich hin und schimpft dabei über seine eigene Unfähigkeit (wird richtig wütend dabei) oder über die Schwierigkeiten im Stück. Wie soll da jemand mitspielen?
Wir improvisieren manchmal pentatonisch auf schwarzen Tasten, bei denen ich oder eine Aufnahme einen Rhythmus, einen Bass und Harmonien in Fis Dur und Parallelen liefern. Die Kinder können alles tun was sie wollen, Hauptsache sie bleiben auf schwarzen Tasten. Lange leise Töne für Atmo, Luftknopf für Wind und Wetter, kurzes Staccato für Tropfen, Triller oder Glissandi für Ornamentik etc.
Weißt Du was passiert? Er hält sich nicht einmal an diese Regel und drückt sowohl auch weiße Tasten und ist emotional neben der Spur.

Hat dieser Schüler vielleicht Konzentrationsschwierigkeiten? (Das kenne ich nämlich recht gut von mir selber.)
Wie macht sich dieser Schüler denn in anderen Unterrichtsfächern?

Nicht gut. Aber was ändert diese Erkenntnis?

Ich denke auch, daß es wichtig ist, mit den Eltern zu reden. Was war die Motivation dafür, daß dieser Schüler in die Gruppe kam? Oder ist der Akkordeonunterricht im Rahmen eines Pflichtgegenstandes der Schule?

Ist es auch für ihn in Ordnung?
Ist er gerne in der Gruppe?
Spielt er gerne Akkordeon oder haben ihn seine Eltern dazu überredet?

Wie gesagt, dieses Quantum Zuwendung ist einfach unrealistisch. Wenn ich Ihnen nicht hinterher renne, bekomme ich die Eltern eigentlich nie zu Gesicht. (Telefonnummern und Mail-Adressen herauszufinden ist ein Abenteuer ... Datenschutz der Schule und Schlamperei der Kinder und Eltern).
Selbst wenn, ich kann und will keine tiefgreifenden Informationen des Einzelnen einholen. Das gibt mein Zeitrahmen nicht her.
Aber ich weiß inzwischen, die Eltern sind neutral und der Junge möchte eigentlich. Er möchte in der Gruppe bleiben und er wäre stolz, wenn er etwas könnte.

Natürlich soll man eine Nummer nicht totüben.

Naja, wenig üben bedeutet aber dass es nicht funktioniert.


Ich würde jeden Teil in jeder Unterrichtsstunde zwei, dreimal drannehmen und dann gleich den nächsten Teil und erst, wenn auf die Art eine gewisse Anzahl Teile durch sind, wieder von vorne anfangen. Da hat man eine größere Abwechslung, und es wird nicht fad. (Das ist nämlich auch ein Knackpunkt, daß den Schülern fad werden kann. Wenn die Motivation weg ist und die Schüler nur mehr frustriert sind, dann ist das nicht förderlich.)

Wenn Du in 45 Minuten ein acht-zeiliges Lied einplanst und jede Zeile 3x dran nimmst... kommt drauf an, wie schnell die Zeilen gespielt werden, können unter Umständen mehr als 25 Minuten um sein. Wenn es ein Kettenspiel ist und einer immer 2 Minuten braucht, und sogar 3x so oft dran ist (wie mein Experte), dann bekommt er allein davon 18 Minuten! Das ist nicht fair!!! Die anderen langweilen sich doch zu Tode, obwohl ich das Lied praktisch fortlaufend nur 3 mal durchgespielt habe. (Ich meine mehr Abwechslung geht eigentlich nicht...)



Resultieren die Rhythmusprobleme aus der mangelnden Beherrschung des Instruments ("verflixt, wo ist denn jetzt das G?") oder hat der Schüler wirklich Probleme mit dem Rhythmusgefühl (wie ich das habe?

Beides. Wenn alle hintereinander her marschieren, tanzt er aus der Reihe.

Einen schlechten Schüler aus der Klasse zu entfernen (durch Sitzenbleiben oder Rausschmeißen, beides ist mir passiert), halte ich für keine gute Lösung, weil es den Schüler nur noch mehr frustriert. Außerdem: Wie soll der denn das Arbeiten mit einer Gruppe lernen, wenn er daraus entfernt wird (wie das bei mir gemacht worden ist)?

Ich finde das auch nicht nett. Aber ich glaube, er braucht eine andere Gruppe mit anderen Anforderungen, in der er eine Chance hat.
Vielleicht ist er ein begnadeter Fussballer?

Als ich noch Akkordeon geübt habe, habe ich mir das auch nie gemerkt. Beim Baß ist zum Glück das C vertieft und somit zu erspüren. Und auf der Violinseite habe ich mir damit beholfen, daß ich mir die Namen der Noten einfach auf Selbstklebeetiketten geschrieben und die auf die Klaviatur geklebt habe. Da habe ich dann immer nachgeschaut. ...
Also, das C ist bei meinem Akkordeon auf der Klaviatur einfach zu finden, weil es die zweite weiße Taste von oben ist. Dennoch habe ich mir die Noten anfangs mit Filzstift draufgeschrieben (das ist aber immer verwischt), bis ich auf die Idee mit den Etiketten gekommen bin. (Und es ist natürlich mein Akkordeon.)

Wie gesagt, um das das vertiefte C zu ertasten braucht er im Extremfall 3 Minuten. Die Erklärung "Zwei Schwarze Tasten - oberhalb" vergißt er andauernd.
Das kann ich zwar jede Stunde wiederholen, sehe es aber langsam nicht mehr ein. Beim Bass kann ich ihm überhaupt nicht helfen.

Schwieriger war für mich allerdings das Notenlesen - ich mußte am Notenblatt immer von C unter dem Violinschlüssel zählen, weil ich mir bis heute nicht gemerkt habe, auf welcher Notenlinie welche Note sitzt. Klar, daß man da nicht vom Rhythmus reden kann:
- Herausfinden, welcher Ton, die erste Note ist.
- Die Note spielen.
- Am Blatt abzählen und herausfinden, welcher Ton der nächste ist.
- Die Note spielen.
und so weiter.

Man kann dann zwar vielleicht noch die Noten in der richtigen Länge spielen (das habe ich mir wenigstens gemerkt), aber es gibt halt Zwangspausen, bis ich die nächste Note gelesen habe. War sehr frustrierend. (Und auch der Umstand, daß ich die kleinen Finger nicht unabhängig von den anderen Fingern bewegen kann.) Das war mit ein Grund, warum ich dann wieder mit dem Akkordeon-Üben aufgehört habe.

Genau. Nächstes Thema. Mir wurde immer gesagt, das hängt einfach von der Praxis ab. Ich würde das auch aus der Erfahrung heraus so bestätigen.
Schön Dich hier zu haben. Kannst Du in irgendeiner Weise erklären, woran es klemmt oder was Dir helfen würde?

Den Satz verstehe ich nicht.
Gerhard

Ich meinte damit, dass es bei einem tiefen Verständnis zur intuitiven Verbindung zwischen Noten, melodischem Empfinden, Spielapparat, Emotion, Ausstrahlung, Visualisierung durch andere Mittel etc. kommen kann. Wenn ich zum Beispiel einen warmen Trompetenton höre, dann sehe ich irgendwo einen goldenen Trichter, aus dem in verschiedenen Größen und Farben und aus verschiedenen Materialien in verschiedener Plastizität Noten oder Wellenformen heraus quillen oder schießen. Je nachdem, wie es klingt. Das Verschwinden dieser Objekte hängt vom Hall ab. Alles korrespondiert und steht in Zusammenhang. Daraus könnte man unendlich viele "Notationen" entwickeln aber auch noch intuitivere Botschaftsübermittlungen. Vielleicht wäre da irgendwo etwas dabei, was Dir viel mehr entspricht als Noten lesen und Tasten drücken. Vielleicht riechen und danach tanzen, oder umgekehrt, nach einem tanzenden Dirigenten Düfte absondern? :D
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Gerhard
Grundsätzlich gebe ich Dir recht, wenn Du Dich gegen den Rauswurf wehrst. Und auch die Analyse der Situation finde ich gut. Doch was sich hier vielleicht für den ein oder anderen als bequeme und vielleicht sogar unfaire Lösung liest, ist zumindest bei mir (in der Unterrichtspraxis) das Resultat langen Grübelns, Abwägens und Suchens nach Lösungen. Ich gebe seit drei Jahren Kurse in der OGS (meine Unterrichtspraxis beträgt allerdings ein Vielfaches davon) und erlebe dort die Kinder in ganz verschiedenen Fächern (Tanzen, Musizieren, Handarbeiten). Es kam auch schon vor, dass ich einen "Warnschuss" abgeben musste ("rote Karte") und dass ein Kind auch mal eine Stunde aussetzen musste. Letztendlich haben sich diese Schüler dann aber "eingekriegt", weil trotz der Spannungen zwischen uns ein grundsätzlich positives Verhältnis herrschte.
Wenn ich erkenne, dass ein Kind Anpassungsprobleme im weitesten Sinne hat und dadurch den Fortschritt der gesamten Gruppe behindert, dann versuche ich erst einmal alles, um das Kind darin zu unterstützen, dass es die "Kurve" kriegt. Wenn machbar und sinnvoll, beziehe ich die gesamte Gruppe in meine pädagogischen Maßnahmen ein. Je nach Fach sind die Möglichkeiten dazu größer oder kleiner. Bislang hat das in meinen Gruppen immer geklappt. Sollte es aber aus irgendwelchen Gründen mal gar nicht funktionieren, muss man den Mut haben, in irgendeiner Form irgendwann eine Grenze zu ziehen und für das Kind ein anderes Angebot finden, an dem es Freude hat.

@ Klangbutter
Was Du da beschreibst, sind ja wirklich heftige "Ausfälle". Das kostet Nerven.
Ich drücke Dir die Daumen, dass Du eine gute pädagogische Lösung findest.
Wenn das Kind im Grunde das Instrument liebt und auch Deinen Unterricht mag aber einfach nicht auf die Reihe kriegt, was es eigentlich soll und auch möchte, dann ist auch mein Vorschlag (wie hier schon öfters angesprochen) ein individueller Einzelunterricht, in dem auf seine Möglichkeiten und seine Defizite gezielt eingegangen werden kann. Gut möglich, dass dieser Unterricht dann eher im Sinne einer Musiktherapie gestaltet werden muss. Das geht sicher nicht ohne Unterstützung einer pädagogischen Fachkraft.

Gruß
Lisa
 
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Wie gesagt, um das das vertiefte C zu ertasten braucht er im Extremfall 3 Minuten.
zu den anderen Problemen kann ich nichts sagen. Aber zum "vertieftes C suchen" habe ich eine Überlegung: kann es sein, dass der Junge ein Saiteninstrument spielt (wahrscheinlich eher nicht) oder klettern geht oder einer sonstigen Aktivität nachgeht, bei der sich an den Fingern Hornhaut bildet oder er aus einem anderen Grund wenig Tastgefühl in den Fingerkuppen hat und die Vertiefung deshalb nicht findet? Manchmal ist sie ja auch nicht sehr ausgeprägt. Dieses Problem hat nämlich mein Vater auch - der ist allerdings 84 und hat abgearbeitete Hände.

Im Drogeriemarkt gibt es für kleines Geld in der Nagellackabteilung, Unterabteilung Teenies, kleine Strasssteinchen zum aufkleben. Die habe ich verwendet, um auf meinem Knopfakkordeon vorläufig (bis ich die Knöpfe auswechseln lasse) die C und F zu markieren. Die Steinchen sind so klein, man sieht sie fast nicht (oder nur, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel drauffällt), aber sie pieken wie die Sau. Sobald mein Vater das nächste Mal sein Akkordeon auspackt (momentan ist er gesundheitlich nicht dazu in der Lage), werde ich ihm so ein Steinchen auf den C-Bass kleben. Vielleicht würde das Deinem Problemkind auch helfen: so ein Steinchen auf den C-Bass und evtl. auch im Diskant auf die C-Taste als Orientierungshilfe ...

Noch ein Gedanke hinterher:
Aber warum kann er sich nicht die zig mal wiederholte Erklärung merken, dass C oberhalb des zwei-schwarze-Tasten-Blocks ist? Die anderen merken sich das durchaus.
kann es sein, dass er es sich (vielleicht unbewusst) gar nicht merken will, da in dem Fall Du Dich mit ihm beschäftigen musst? Ich bin weder (Kinder-)Psychologe noch Pädagoge aber für mich wäre das eine Überlegung wert. Damit will ich nicht behaupten, dass Du ihn sonst vernachlässigen würdest, sondern dass er sich vielleicht insgesamt vernachlässigt fühlt (also (auch oder vor allem) außerhalb des Musikunterrichts). Aber dann wäre, wie Lisa2 schon schrieb, eine pädagogische Fachkraft am Platz.

Gruß,
INge
 
Zuletzt bearbeitet:
Also seine Haut ist ok.
Die Empfehlung, lieber mit der flachen Hand zu gleiten, damit er gleich einen ganzen Batzen Knöpfe abfühlt, kannst Du auch zehn mal sagen. Er nimmt lieber nur drei Finger und gleitet ganz langsam Reihe für Reihe ab. Aber wenn er systematisch vorgeht (so dass Du schon abschätzen kannst, welche Ewigkeit das jetzt gleich dauern wird) dann müsste er nach Zeit x ja irgendwann ankommen. ABer just im entscheidenden Moment packt ihn irgend etwas und er hoppt woanders hin oder fängt von vorne an. AAAAAHHHHH....
Immer daran vorbei. Es ist wie ein Versteckspiel oder wie im Irrgarten wenn Du als Lehrer von oben drauf guckst und schon siehst ... ja jaa jaaa jaaaaaaa ganz heiß!!!!!!!!!!
Ohhhhhh nein schade, doch vorbei....

Wenn Du seine Hand flach drückst und ihn praktisch noch zum Ziel führst und dann schließlich los läßt - schwupp sind die Finger wieder spitz und er steht knapp daneben.
Das ist übrigens kein Einzelfall. Das ist bei vielen Kindern ziemlich ähnlich.

Bei einem Borsini hat sich eine geschickte Anfängerin irgendwann mal eine Schraube gemerkt, die ziemlich genau in der Höhe des C Basses am Bassverdeck heraus schaute. Jeder findet seine persönliche Lösung, die ich nicht immer unter Kontrolle habe.

Oder eben nicht.

Es sind alles Leihinstrumente des VDM, immer genau der gleiche Typ - sowohl zu hause als auch in der Schule.

Ich meine - alle grapschen ein bisschen herum, das ist ja normal. Aber nach einigen Wochen geht das bei einigen ganz fix, aber bei ihm ist es schlimmer als bei manchen, die im Instrumentenkarussell mal eben das erste mal probieren.

An der Markierung und an der Haut kann es nicht liegen. Dann glaube ich eher schon an das von Dir erwähnte Psychospiel. Aber das traue ich ihm ehrlich gesagt nicht zu. Er ist auch nicht gestört oder so, nur ziemlich ... ja ... wie soll ich's sagen ... (?) ... untalentiert.
 
Hast Du schonmal mit einem (oder mehreren) Lehrer(n) des Jungen geredet. Dieses Jeki findet doch im Rahmen der Schule statt (oder habe ich das falsch im Kopf?), da müsste doch auch mal ein Lehrer zu erwischen sein. Einfach, um mal abzuklären, ober der Bub sich in anderen Fächern auch so ... duweißtschon ... anstellt.
Wenn ja, kannst Du dann den Lehrer gleich mal fragen, was er in dem Fall tut und wenn ja, ihn mal fragen, was er an Deiner Stelle tun würde.
Oder andersrum, hast Du in Deinem Freundes- oder Bekanntenkreis eine Erzieherin oder einen Psychologen, mit denen Du über das Problem reden kannst?
Nach all dem, was Du hier schon erzählt hast, würde ich wirklich mal mit Fachleuten reden.

Gruß,
INge
 
Die Lehrer bestätigen mir, dass er ein schwieriger Fall ist.
Aber nicht dass jetzt hier der Eindruck entsteht, er ist extrem. Ich weiß, dass es in jeder (Schul) Klasse sind 2-3 solche Kinder gibt.
Zu tiefgreifenden Gesprächen mit den Lehrern bleibt keine Zeit, die müsste ich ihnen und mir genauso abringen wie das Gespräch mit den Eltern, welches mir fast vielversprechender scheint.

Für mich steht die Frage, will ich mich psychologisch schulen und der Sache auf den Grund gehen? Immerhin bekommt man immer mal wieder solch einen Fall. Erinnerst Du Dich an den Erwachsenen? Er ist natürlich ganz anders, aber auch bei ihm ist (auch) ein psychologisches Problem.

Oder will ich versuchen, die Sache als Musiker in den Griff zu kriegen, was mir wesentlich lieber ist. Das ist mein Gebiet und oft kann man musikalisch mehr reißen als verbal.

Lisa macht es scheinbar so und fährt sehr gut damit.
Instrumentenauswahl und Musik sind so, dass praktisch kaum Probleme auftreten können...
Somit das alles überflüssig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich steht die Frage, will ich mich psychologisch schulen und der Sache auf den Grund gehen? Immerhin bekommt man immer mal wieder solch einen Fall. Erinnerst Du Dich an den Erwachsenen? Er ist natürlich ganz anders, aber auch bei ihm ist (auch) ein psychologisches Problem.
klar erinnere ich mich an den Erwachsenen - war ja eindrücklich genug (wie macht er sich inzwischen ... äh, sind ja Ferien ...).
Oder will ich versuchen, die Sache als Musiker in den Griff zu kriegen, was mir wesentlich lieber ist. Das ist mein Gebiet und oft kann man musikalisch mehr reißen als verbal..
Ich meinte ja nicht, Du selbst sollst Dich psychologisch schulen, sondern Dich mal mit jemandem, der geschult ist, über diesen speziellen Problemfall reden (oder diese zwei - den Erwachsenen und das Kind), ob Dir jemand einen Tipp geben kann, wie Du mit diesen Schülern umgehen könntest.

Lisa macht es scheinbar so und fährt sehr gut damit.
Instrumentenauswahl und Musik sind so, dass praktisch kaum Probleme auftreten können...
Somit das alles überflüssig.
Möchtest Du auf Mundharmonika umsatteln?
:rofl: oder eher :weep:

Gruß und Guten Rutsch,
INge
ich bin jetzt bis nächstes Jahr offline :D
 
...

Möchtest Du auf Mundharmonika umsatteln?
:rofl: oder eher :weep:

...
INge

Den Witz verstehe ich nicht :gruebel:


Der Einstieg ist erst einmal einfach. Aber dann ...... !









Mundharmonika ist doch ein schönes Zweitinstrument. :)



;)

Gruß
Lisa
 
...
Für mich steht die Frage, will ich mich psychologisch schulen und der Sache auf den Grund gehen? Immerhin bekommt man immer mal wieder solch einen Fall. Erinnerst Du Dich an den Erwachsenen? Er ist natürlich ganz anders, aber auch bei ihm ist (auch) ein psychologisches Problem.

Oder will ich versuchen, die Sache als Musiker in den Griff zu kriegen, was mir wesentlich lieber ist. Das ist mein Gebiet und oft kann man musikalisch mehr reißen als verbal.

Lisa macht es scheinbar so und fährt sehr gut damit.
Instrumentenauswahl und Musik sind so, dass praktisch kaum Probleme auftreten können...
Somit das alles überflüssig.

Hmmm - :gruebel: .... Ich denke, es ist eine Kombination. Es ist wichtig, einen Blick für die Reaktionen der Kinder zu entwickeln. Daran kann man ablesen, ob man auf dem richtigen methodischen Weg ist. Obendrein muss man die Interaktionen innerhalb der Gruppe sowie Lehrer - Gruppe / Lehrer - Einzelschüler beobachten. Im Grunde muß man die Fähigkeit entwickeln, vorauszuahnen, was im nächsten Moment passiert, ohne dabei eine fixierte Erwartungshaltung einzunehmen. Dazu muß man Aktion und Reaktion erfassen und verstehen lernen. Auf dem Gebiet lernt man nie aus. Da diesbezüglich die eigene Erinnerung sehr trügerisch sein kann, ist eine neutrale Instanz zur Selbst- und Gruppenbeobachtung wie z.B. ein Video nicht nur sehr hilfreich sondern unter Umständen der einzige Weg, wenigstens halbwegs zu begreifen, welche Interaktionen in einer Unterrichtsstunde ablaufen. Die Fähigkeit, damit umzugehen, gehört zum Unterrichten zwingend dazu.

Instrumente und Musik wähle ich in der Tat ganz bewußt so aus, dass mögliche Probleme minimiert werden, ganz nach dem Grundsatz: man muss die Schüler da abholen, wo sie stehen und nicht darauf warten, dass sie gelaufen kommen.

Das Problem im Unterricht mit Grundschulkindern ist, dass die musikalische Frühförderung der Kinder sehr unterschiedlich abgelaufen sein kann. Eigentlich müssten die JeKi-Kurse das berücksichtigen und die Möglichkeit bieten, nach einer Testphase die Kinder in unterschiedliche Leistungsgruppen einzuteilen. In Deinem Fall scheint das aber nicht der Fall zu sein. Wenn das die Regel ist, wäre das ist ein großer Fehler des Systems. Mit diesem "Systemfehler" ist man auch bei OGS-Kursen konfrontiert.

Meine Reaktion auf diesen "Systemfehler" war und ist die Entwicklung von Unterrichtskonzepten, bei denen viel geübt wird ohne dabei ständig wiederholen zu müssen. Damit das gelingt, müssen die Aufgaben so zusammengestellt werden, dass sich der Schwierigkeitsgrad ganz langsam steigert. Und für jeden kleinen (!) Lernschritt müssen so viele Aufgaben zusammengestellt werden, dass man für das Abspielen nach Noten in einem realisierbaren Übungstempo mindestens 30 Minuten braucht. Da bleiben dann etwa 15 Minuten "Erklärzeit" je Unterrichtsstunde. Dauert die Erarbeitung eines Lernabschnittes länger, ist es auch ok. Hat man zu wenig Material, ist man gezwungen zu wiederholen oder geht möglicherweise zu früh zum nächsten Lernschritt über.

In der ersten Mundharmonikastunde (in der wir uns erst einmal zusammenfinden mussten) wurde enorm viel diskutiert (trotzdem schafften wir 15 Aufgaben). Eine Frage nach 4 oder 5 Aufgaben war z.B. sinngemäß: "Wann kommt denn endlich ein neuer Ton?" Dieses Mädchen, kannte Noten vom Klavierspielen und spielte wie andere meiner Klavierschüler die Aufgaben der ersten Lerneinheit auf der Mundharmonika wie nix runter. Natürlich war ihr nicht aufgefallen, dass für mindestens 2 Kinder der Gruppe diese Art Noten zu lesen völlig neu war und diese beiden also noch üben mussten, während sie diesen Lernschritt im Grunde schon als erledigt betrachtete. Das habe ich aber ganz bewußt nicht mit ihr diskutiert, sondern ihr nur kurz erklärt, dass sich in den nächsten Aufgaben jedesmal etwas ändert, man diese Variationen erst einmal durchspielen (ich vermeide ganz bewußt den Begriff "üben" ! ) muß und danach der gewünschte 3. Ton in der Nummer 11 auftaucht. Während sie noch die Noten betrachtete und anscheinend die von mir angesprochenen Varianten verglich, spornte ich sie dann an "Komm, lass uns weiter spielen. Wenn alle so prima weiter durchhalten, wie bisher, dann schaffen wir den 3. Ton gleich in der ersten Stunde." Und so war es dann ja auch. Hätte ich das ganze "Notenfutter" nicht gehabt, hätte ich die schwächsten Schüler entweder nicht so intensiv üben lassen können oder ich hätte die Aufgaben mehrmals wiederholen müssen. Letzteres hätte unweigerlich zu aufmüpfigen Motzereien geführt.

In solchen Situationen ist es gut, wenn ein gebundenes Buch ganz klar aufzeigt, wo es lang geht und wie. Man darf sich nur auf keine Diskussionen einlassen, ob man nicht eventuel doch Aufgaben überspringen kann. Die ganze Geschichte ist natürlich ein ziemlicher Spagat. Aber bis jetzt hat es geklappt.

Es müsste doch möglich sein, auch für das Tastenakkordeon ein auf solche besonderen Unterrichtssituationen zugeschnittenes Lehrwerk zu erstellen (falls es da noch nichts passendes gibt) Wäre gut, wenn dabei dann auch die teilweise schon angesprochenen Aufgaben/Ideen für Takt- und Rhythmustraining mit eingebaut bzw. bei der Erschließung des Tonraumes berücksichtigt werden.

Gruß
Lisa
 
Den Witz verstehe ich nicht :gruebel:
Hallo Lisa,

das sollte nicht gegen die Mundharmonika gerichtet sein (ich weiß, dass das ein interessantes und vielfältiges Instrument ist), sondern ausdrücken, dass es für die Akkordeonwelt ein (in meinen Augen großer) Verlust wäre, wenn Klangbutter zur Mundharmonika wechseln und deshalb das Akkordeon in die Ecke stellen würde (http://www.youtube.com/user/oove999/videos).

Gruß und guten Rutsch,
INge
 
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Schon klar Inge!
Ich dachte es mir schon. Deshalb auch der Smiley unter dem untersten Video. :D

Vielen Dank für den Videolink. :great:
Habe direkt mal gestöbert und gelauscht. Toll!
Höre gerade Harry Potter. Gefällt mir total gut!

Gruß und ebenfalls guten Rutsch an alle
Lisa
 
Höhö - ich habe Deine Seite auch schon durchforstet!!
Sehr professionell und umfangreich!!

Ja, es ist ein Spagat.
Es gibt bereits auch ein JEKI Lehrwerk.
Dort kann man Bildchen malen und es sind ebenfalls Sprachübungen enthalten, deren Texte ich mir selbst kaum merken kann.
Auf Seite 6 werden dann die beiden Bässe gezeigt (C und G) womit einer der Sprachrhythmen auf die Knöpfe übertragen werden soll.
Dann gibt's Geheimsprache, Notenschlüssel malen, Tonleiter in ein Haus integrieren. Außerdem gibt es Züge, die mit Steinen (Viertel) und Baumstämmen (Halbe) beladen sind. usw.

Allein das Notenhaus (eine Idee, die mir sehr gefällt und auf die ich auch vorher schon gekommen war) ist aber so zeitintensiv, dass man eine halbe Stunde nur mit Malen verdaddelt. Ob sie dann die Noten beim nächsten mal noch wissen? ... schon da wird sich die Spreu vom Weizen trennen, wie es Deine vorgebildete Klavierspielerin gezeigt hat.

Es dauert einfach ewig, bis wirklich mal Musik heraus kommt, ein Lied, das man kennt, bei der sich die Familie freut.

Gleichzeitig sehe ich dabei zu, wie wenigstens eine oder zwei Teilnehmerinnen zu hause ohne meine Hilfe z.B. "Hejo spann den Wagen an" in e moll lernen und sicher vortragen. Wie müssen die beiden leiden, wenn man dann 45 Minuten Technik übt und ihre häusliche und tatsächlich wertvollen Leistungen nicht abgefragt werden?

Die Crux ist die fehlende Möglichkeit, Leistungsstände zu trennen und individuelle Lehrpläne fahren.
Wobei ich zugeben muß, dass Gruppen auch positive Effekte haben die ich vorher nicht kannte. Ansporn durch den Nachbarn, egal ob der andere schlechter oder besser ist. Das kann sehr befruchtend sein und Dir als Lehrer viel Motivationsarbeit abnehmen, aber auch umgekehrt.

Zur Vermeidung des Wortes "Üben" habe ich auch eine geteilte Meinung.
Es ist klar, dass "Üben" erst einmal negativ besetzt ist ... riecht nach Arbeit ... aber andererseits ist es immer gerade die Auseinandersetzung und Überwindung eines Problems oder einer Krise, die besonders tiefe Freude und Glück bringt. Warum sollen das die Kinder nicht lernen?

Außerdem weiß ich nicht, inwieweit sich ein Lehrplan mit ca 60 Übungen in 4-5 Stunden vom Wiederholen zweier bis dreier komplexerer aber bekannter Stücke unterscheidet.

Die 60 Übungen können sich doch von Tempo, Charakter, Tonraum usw. garnicht viel unterscheiden. D.h. alle sind ähnlich (und bauen aufeinander auf). (Man könnte ein bekanntes Lied auch zerlegen und in Teilen lernen bzw. sich improvisatorisch an den Endtext annähern.) Ich glaube, Langeweile kann hier und da entstehen.
Bei mir fallen die schlechteren hinten runter, bei Dir aber vielleicht die besseren?

Auf jeden Fall probiere ich das mit der Kamera - mache ich sowieso sehr gern. Mir graut jedoch vor der Auswertung...
:eek:
Auch für das Orchesterlager sind die Übungen sinnvoll, sowie Bodypercussion und Tänze.
Es kamen schon viele tolle Vorschläge.
Danke nochmal!
Guten Rutsch Euch allen!!
smiley-channel.de_feste028.gif
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Uwe
Erstmal Danke für's Kompliment!

Das Wort "üben" vermeide ich nur dann, wenn ich postwendenden Widerspruch erwarten muss, nach dem Motto "Das kann ich doch schon alles!"
Statt "durchspielen" benutze ich in "Gefahrenmomenten" auch gerne das Wort "trainieren" und erinnere dann daran, dass ein Läufer ja auch laufen kann aber trotzdem regelmäßig trainiert ... Ich vermeide das Wort also nicht generell. Es kommt immer auf die Situation an.

Wie müssen die beiden leiden, wenn man dann 45 Minuten Technik übt und ihre häusliche und tatsächlich wertvolle Leistungen nicht abgefragt werden?
Mit Sicherheit wären sie sehr gekränkt, wenn ihre Leistung keine Anerkennung erfährt. Und das mit Recht! Daher nehme ich mir für solche Schüler immer etwas extra Zeit! Wer etwas Besonderes Zuhause erarbeitet hat, darf das zeigen und erhält dafür die gebotene Aufmerksamkeit. Ob das nach oder während der Stunde passiert, ist situationsabhängig.

Bei mir fallen die schlechteren hinten runter, bei Dir aber vielleicht die besseren?
Hinten runter lasse ich sie ganz gewiss nicht fallen. Siehe Absatz zuvor. Bei großen Leistungsunterschieden werden sie aber zumindest ein Stück weit ausgebremst. Das ist aber dann nicht meine Schuld, sondern die des Systems. Im konkreten Fall ist es so, dass die Schwächste nach 2/3 der Stunde definitiv platt ist, während die anderen immer noch mehr oder weniger "Vollgas" fahren. Sie trainieren intensiv "vom Blatt" zu spielen, eine Aufgabe, die ihnen im anderen Instrumentalunterricht anscheinend bisher nicht abverlangt wurde und sie daher unter (positiver) Spannung hält. Wie oben bereits beschrieben, können sich diejenigen, die beim Notenlesen schlapp machen, mit Hilfe meiner Handführung über Wasser halten. Auf diese Weise bringe ich alle ins Ziel.
Mit welchem Tempo wir spielen, habe ich ja bereits oben ausgeführt. Daher werden wir auch ganz sicher etwas aufführen. Wenn realisierbar, schleppe ich in den letzten Unterrichtseinheiten mein Keyboard mit in die Schule und arrangiere für die Kids ein Potpourrie ihrer Lieblingsmelodien. Das macht ihnen dann bestimmt viel Spaß. Und wenn jemand für diesen Zweck Sonderaufgaben übernehmen möchte, kann er/sie das gerne tun.


Außerdem weiß ich nicht, inwieweit sich ein Lehrplan mit ca 60 Übungen in 4-5 Stunden unterscheidet vom Wiederholen von 2-3 komplexeren Stücken, die man kennt.

Der Unterschied ist in erster Linie psychologischer Natur. Kinder müssen ja erst lernen, wie man sich an komplexe Aufgaben ran arbeitet. Beim Ansehen Deiner Videos kamen mir zu dem Thema direkt ein paar (zunächst noch vage) Ideen. Wenn Du ein Video erstellst, hast Du ein komplexes Ziel vor Augen. Um das zu erreichen, sammelst Du salopp ausgedrückt eine ganze Reihe von Ton- und Videoschnipseln. Jedes dieser Schnipsel kannst Du als eine separate Aufgabe sehen, die später in einen Zusammenhang gebracht werden. Hast Du schon mal so ein Videoprojekt mit Kindern gemacht? Eine Schülerin erklärte mir mal: "Schnipsel sammeln ist eigentlich viel besser als ein Konzert. Wenn etwas schief geht, kann man es noch einmal machen." Vorspiele liegen ihr halt nicht so. Aber ohne Ziele macht ein Unterricht auf Dauer keinen Spaß. Da ist das "Schnipsel" sammeln eine interessante Alternative, für die sie sich gerne anstrengt. Bei einem Videoprojekt (ich habe bereits mehrere von Dir gesehen, die ich wirklich herrlich finde) könntest Du auf ganz unterschiedliche Weise ran gehen und rhythmische (Bewegungs-)Aufgaben mit Gruppen- und Solo-Spiel verknüpfen. ... ... ...

zurück zum psychologischen Aspekt
Indem man aus einem komplexen Stück (übergeordnetes Ziel) Teilaufgaben extrahiert und diese erst einmal als jeweils in sich geschlossene Aufgabe präsentiert (Zwischenziele), wird der Lernprozess für die Kinder überschaubarer. Sie haben dann nicht den großen Berg vor sich sondern erst einmal nur einen kleinen Hügel. Wenn sie oben stehen, freuen sie sich wie die Könige und erklimmen dann bereitwillig den nächsten Hügel. Wenn sie aber von Anfang an den großen Berg sehen, ist die Gefahr viel größer, dass ihnen der Mut sinkt, wenn sie das Gefühl beschleicht, das Ziel ja doch nie erreichen zu können.
Nun besteht die Kunst des Methodikers darin, nicht einfach nur ein komplexes Stück in Teilaufgaben zu zerlegen, sondern wichtige bzw. auch in anderen Melodien häufig wiederkehrende Komponenten/Motive dieser Teilaufgaben isoliert fassbar zu machen und so in anderen weniger komplexen Melodien zu präsentieren, dass die Kinder darin geübt werden diese Motive in unterschiedlichen Melodien wieder zu erkennen. Dahinter steckt die Idee, dass das Kind von Anfang an darin geschult wird, melodische Zusammenhänge zu erinnern und die dafür typischen Bewegungsabläufe zu verinnerlichen.

Langeweile kann hier und da entstehen

Völlig richtig.

Mir graut jedoch vor der Auswertung...
Ich habe eine Access-Datenbank angelegt. Darin liste ich alle Videos auf und halte (nur bei Bedarf) wichtige Video-Positionen fest. Mit Audio-Dateien mache ich es ähnlich. In einer Spalte ziehe ich den Link zur Datei hinein und in einer weiteren Spalte den Link zum Festplattenordner. So kann beim Durchsehen der Liste jede Datei ohne Suchen "angesprungen" werden.

Einen schönen Endspurt!
 
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Moin! Wünsche wohl gerutsch/geruht zu haben!

Allein das Notenhaus (eine Idee, die mir sehr gefällt und auf die ich auch vorher schon gekommen war) ist aber so zeitintensiv, dass man eine halbe Stunde nur mit Malen verdaddelt. Ob sie dann die Noten beim nächsten mal noch wissen? ... schon da wird sich die Spreu vom Weizen trennen, wie es Deine vorgebildete Klavierspielerin gezeigt hat.

Bei mir wird die Zeit beim Malen nicht "verdaddelt" (schönes Wort :D ) sondern genutzt! ;)
Und zwar für Einzelzuwendungen:einer darf etwas vorspielen oder üben, während die anderen malen. Am besten so, dass jeder mal einzeln dran kommt. Das funktioniert natürlich nur in einer Gruppe mit ca 6 Kindern. Bei 8 Kindern wird das schon schwieriger (irgendwann ist ja jeder mit Malen fertig) Mt 4 bis 5 Kindern funktioniert es am besten.

Um den Kindern zu helfen, sich die Bedeutung der Notenformen (Ganze, Halbe, Viertel ....) zu merken, fand ich Folgendes am erfolgreichsten:

Wir sehen uns eine ganz simple, klare Form der Notenpyramide an
Wichtig:
  • auf einer Seite stehen die Bezeichnungen der Notenwerte in Form von Zahlen / Bruchzahlen
  • auf der anderen Seite ist der Notenteil aufgeschrieben, mit dem sich der Notenwert vom übergeordneten Notenwert unterscheidet.
Die Darstellung muss eine gut fassbare tabellarische, selbsterklärende Form haben.

Nun lasse ich die Kinder die logischen Systeme herausfinden und lenke sie dabei mit rhetorischen Fragestellungen und stummen/pantomimischen Darstellungen. Meine pantomimische Darstellung lasse ich grundsätzlich nachahmen und im Rahmen von Beobachtungsspielen üben bis die Reihenfolge sitzt:
- Hand auf den Kopf legen
- Hand vor den Hals legen
- Zeigefinger an die Stirn setzen
- eine Hand wie ein Fähnchen wedeln
(- zwei Hände übereinander wie Fähnchen wedeln / kann bei einer kleinen Anfänger-Notenpyramide entfallen)

Außerdem lasse ich üben, den gezeigten Notenteil zu nennen: Kopf, Hals, Füllung, Fähnchen (1 Fähnchen, 2 Fähnchen ...)

Nun kann ein Spiel folgen. Dazu benötigt jeder Schüler vier Zettel. Auf jeden dieser Zettel wird ein Notenwert aufgemalt. Dann zeigt jemand die Notenteile einer beliebigen Note pantomimisch an. Es ist ganz wichtig, dass die Reihenfolge Kopf-Hals-Füllung-Fähnchen eingehalten wird und jedesmal alle Teile gezeigt werden und nicht nur der letzte. Die anderen wählen ganz schnell die entsprechende Darstellung aus und halten den Zettel hoch. Variante, die nur mit einer einigermaßen diszipinierten Gruppe umsetzbar ist: den Notenwert gleichzeitig rufen, oder nur rufen, ohne Notenkarte.

Die Brüche/ Bruchteile werden mit dem "berühmten" Kuchen veranschaulicht, den ich vor den Augen der Schüler aufs Papier zeichne.
Da sich die Zahl der Schnitte nicht mit den Bruchzahlen in Bezug setzen läßt, lenke ich die Aufmerksamkeit auf die Verdoppelung, die bei jedem Schnitt entsteht. Die wird am besten sichtbar, wenn man immer wieder einen neuen Kreis zeichnet, so dass man am Ende 4 Kreise mit den verschiedenen Bruchteilen sieht (Ganze, Halbe, Viertel, Achtel). Wenn den Kindern Bruchzahlen noch unbekannt sind, erkläre ich den waagerechten Strich (Bruchstrich) unter der 1 als Symbol für das Messer, mit dem durchgeschnitten wird und dass 1/4 bedeutet: "1 von 4 Teilstücken" dann nähern wir uns über "4 Teile" dem Wort "Viertel" Bei 1/2 passt der Begriff "Halbe" nicht so recht ins System (die etymologische Betrachtung des Begriffs ist da nur begrenzt hilfreich). Das fordert den freien Umgang mit der Sprache heraus. Warum nicht die Begriffskette "1 von 2 Teilstücken > 2 Teile > Zweitel" finden lassen? Diese Sprachspielereien tragen erfahrungsgemäß zur Verinnerlichung der Bezeichnungen Ganze, Halbe, Viertel, Achtel bei. Am besten funktioniert es, wenn die Schüer dabei gleichzeitig die Notenpyramide vor Augen haben, bei Bedarf die Anzahl der jeweiligen Noten abzählen und an den Verbindungslinien die Hierarchie ablesen können.

Mit Hilfe von Reaktionsspielen wird geübt, sich die Reihenfolge der Zahlen zu merken: Ganze, Halbe, Viertel, Achtel. Dabei darf gerne immer noch auf das Bild der Notenpyramide (Tabellenform mit allen Begriffen) geguckt werden. Eine von mehreren Möglichkeiten: Jemand nennt einen Notenwert und die anderen müssen möglichst schnell den nächstkleineren Notenwert feststellen/nennen.

Nun muss zwischen der Bruch-/Zahlenreihe 1, 1/2, 1/4, 1/8 ... und der (pantomimischen) Darstellung der Note eine Verknüpfung entstehen. Wir wiederholen die pantomimische Darstellung der Notenteile und tauschen nun die Begriffe Kopf, Hals, Füllung, Fähnchen gegen die Zahlenbegriffe aus. Die Koordination von Bewegung und Nennung einer Zahl ist auch für Schüler, die die Notenwerte an sich schon kennen in der Regel gewöhnungsbedürftig. Also haben sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene etwas zu üben. Nachdem nun alle die Zahlenreihe in Kombination mit der Bewegung geübt haben, mache ich ein Reaktionsspiel: Ich zeige mal mehr, mal weniger Notenteile an, alle sehen stumm zu (oder machen stumm mit) und wenn ich stoppe, rufen alle ganz schnell den Notenwert. Durch die Anspannung auftretende Versprecher (Hals - äh - Halbe) sind normal.

Das einzige, was durch diese Spiele erreicht werden kann, ist erst einmal die rein theoretische Erfassung der Notensymbole. Wenn man es geschickt anstellt, haben auch die Schüler Spaß daran, die sich schon mit den Notenwerten auskennen.

Darauf aufbauend kann dann an der Umsetzung der erkannten Notensymbole in eine "Klangdauer / Klanglänge" gearbeitet werden.
Um dies den Schülern zu erleichtern, finde ich es wichtig, dass Noten für Anfänger so gesetzt sind, dass die Abstände zwischen den Noten den dargestellten Notenwerten entsprechen.


Gruß
Lisa
 
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