So, letztes Wochenende habe wir ca. 1 Std den Kemper mit nem Bass angetestet. Für einen fundierten Test bräuchte man 20x so lange, da das Teil so unglaublich vielseitig ist.
Equipment:
Esh Stinger II
Kemper Profiling Amp mit 600 Endstufe (Endstufe nicht benutzt)
EBS Multicomp, EBS Microbass II, EBS Valvedrive
EV ELX112P und ELX 118P
Profiling Rigs von der Kemper Homepage:
AMPEG SVT CL (verschiedene)
Fender Bassman 100T (nicht von der Kemper-Seite)
Erstmal hab ich die vorhandenen Rigs etwas angetestet. Selbst das ist aufgrund der Vielzahl der Regelmöglichkeiten nur oberflächlich möglich gewesen. Ergebnis war: Die Ampegs hörten sich wie solche an - da der direkte Vergleich fehlte kann ich nur sagen - ordentlich. Entfernt man sich mit Gain/EQ deutlich von der profilten Grundeinstellung, dann passt es nicht mehr. Der Kemper profiled eben genau eine Amp-Einstellung. Die Charakteristik der Regler des Amps kann er nicht einfangen. Will man Clean, Crunch, Overdriven, so muss man 3 Profile anlegen (wenigstens bei Vollröhren). Der Kemper kann zwar auch selbst zerren, aber das ist dann eher wie ein externes Effektgerät zu sehen.
Der Bassman 100T hörte sich ziemlich amtlich an - vor allem die H-Saite in Kombination mit dem 18" Sub hatte mächtig Schub. Aber da ich den Amp im Original nicht kenne, ist ein Urteil schwer.
Dann wollten wir eigentlich meinen Ampeg in Verbindung mit ner 4x10 FMC profilen (über ein SM-57 abgenommen), aber das scheiterte an der schlechten Raumakustik. Das Volumen, dass es für ordentlichen Sound braucht (gerade bei der Box) war für den kleinen Raum einfach viel zu laut.
Also haben wir statt dessen meine Effektkette profiled: Multicomp -> EBS Microbass II (Valvedrive eingeschliffen) -> DI-Out. Das war ganz einfach. Kemper (statt Bass) an das Gitarrenkabel (mittelklassiges Fender-Kabel) und ab in die Effekkette, an deren Ende DI-Out in den Return-Eingang des Kemper. Bass an den Input des Kemper gehängt. Schalter auf "profilen" und ein Assistent führt einen in 3 Schritten durch den Prozess. Dauer? 2 Minuten? Mehr war es nicht. Ergebnis: Man hörte einen marginalen Unterschied zwischen dem Original und dem Schnellprofil. Aber keiner von uns konnte sagen, welches das Original war. Wow. Für den ersten Versuch ohne jede Vorkenntnis waren wir mächtig beeindruckt.
Das größte "Manko" des Kempers ist, dass er nur Snapshots von eingestellten Verstärker-Presets widergeben kann. Auf der anderen Seite empfinde ich das bei Auftritten als Vorteil. Ich habe pro Song meine eigenen Presets, die ich einfach abrufen kann. Was anderes mache ich ja sonst auch nicht - nur dass ich mich im schlechtesten Fall im schummrigen Licht bücken muss, um mein Micro Drive umzustellen. Da helfen auch Schablonen nur bedingt, wenn man die Schalterstellung nicht ablesen kann.
Vorteile:
Vielseitig
Leicht
Reichlich interne Effektgeräte
Eingebauter chromatischer Tuner
PA reicht vollkommen
Nachteil:
Pro Profile hat man eben nur genau ein originalgetreues Preset. Regelt man am Kemper nach, verlässt man den Weg des Original-Amps.
Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr (mein Kumpel hat 700+ Gitarren-Rigs drauf - und findet nix mehr auf Anhieb
).
Nur maximal 600 Watt Class D für alle, die ihre Kühlschränke nicht profiled über die PA wiedergeben wollen.
Resümeé:
Wie gut, dass die Rackversion ab nächste Woche wieder lieferbar ist