frama78
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Vorab wie immer: Ich bitte darum, einige Fehler, Unsauberkeiten und wirre Gedankengänge (meine Spezialität*hihi*) zu entschuldigen. Außerdem handelt es sich um einen 100% subjektiven Bericht ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Allgemeingültigkeit... Bitte entschuldigt, dass es etwas länger geworden ist....
RIVERA KR-7 Mick Thomson Signature Head
ACHTUNG: Ich besitzen den Amp noch nicht so lange und habe erst an der Oberfläche gekratzt! Ich werde gerne ein Update posten, wenn ich die Kiste genauer kenne!
RIVERA KR-7 Mick Thomson Signature Head
ACHTUNG: Ich besitzen den Amp noch nicht so lange und habe erst an der Oberfläche gekratzt! Ich werde gerne ein Update posten, wenn ich die Kiste genauer kenne!
Wie immer die zu lange
Vorgeschichte:
Wir schreiben das Jahr 1998. Ich beginne meinen Zivildienst als Mädchen für alles (Fahrdienst) in einer Sozialen Einrichtung und bekomme -außer zu wenig Geld- auch das aktuelle Gitarre&Bass-Heft in die Hand. Da machte es Klick, als ich als alter Toto/Lukather-Fan sein neuestes Schätzchen im Test vorfand. Den RIVERA BONEHEAD!
Ich war hin und weg! Ich MUSSTE so einen mal anspielen Rivera?! Noch nie gehört ... Der Sound von Mindfields/Livefields war für mich eine Offenbahrung! Dieser prägnant-präsente, sägende Rivera-Sound mit wahnsinnigem Attack haute mich einfach um. Ich habe alle Läden in ganz Süddeutschland abgeklappert. Egal wohin mich der Dienst führte: Ich habe alle Musikläden angesteuert (ach...die Zivi-Zeit in der Vor-Internet-Ära war toll!), aber konnte nur andere Rivera-Modelle finden - wenn überhaupt. Diese kamen diesem Sounde nahe, aber ich wollte das Original hören. Das war jedenfalls mein erster Kontakt mit diesem Hersteller und der Grundklang der Riveras gefiel mir.
Der Amp kostete damals die Kleinigkeit von knapp 6600,-DM. Als ich (vieeeel) später endlich Geld und Erfahrung gesammelt hatte gab es den Amp nicht mehr und ich switchte um zum Soldano Hotrod 100 Plus dem ich bis vor kurzem treu war und der jetzt in einer besseren Welt lebt. Als Studioamp.
Durch Zufall habe ich nun einen KR7 angeboten bekommen. Mick Thomson Signature. Mick wer? Achs so... der eine mit dieser Maske. Ich kenne diesen Herrn Thomson nicht genauer, weiß aber, dass seine Kapelle eine Musikrichtung macht, mit der ich nix anfangen kann. Da ich aber mal wieder was ganz anderes wollte und Riviera-Amps für ihre Flexibilität bekannt sind dachte ich: probierst´s halt mal. Hoffentlich kann der auch "nicht-so-brutal"-Sounds
- Vollröhrenverstärker
- 120 Watt
- 5x 12AX7/ECC83 Vorstufenröhren
- 4x EL34 Endstufenröhren
- Drei Kanäle, jeweils mit eigenem Boost (alles Midischaltbar)
- Zerrkanäle 2 und 3 mit gemeinsamer Klangregelung (passiv, aber interaktiv)
- regelbarer Subwoofer- Out (Auch als Slave-Out nutzbar)
- paralleler Effektweg, True-Bypass, (Midischaltbar)
- Accutronics Hallspirale mit zwei separaten Einstellungen für Clean und Verzerrt (Midischaltbar)
- Diverse Push/Pull-Funktionen
- Modern/Vintage-Voicing, Hi& Low-Powerscaling
- ca.699mm x 280mm x 250mm (LBH)
- ca. 30Kg (!)
- Headmaster (FS9) Midileiste im Lieferumfang inbegriffen
Bedienelemente:
Frontseite:
Input Hi & Low /
CH1-Gain / Treble (Pull Bright) / Mid (Pull Notch) / Bass (Pull Contour) / Master (Push Boost)
CH3-Gain / CH2-Gain / Bass / Mid (Pull Scoop) / Treble / Master 2 (Push Boost) Master 3 (Push Boost)
Reverb 1 (Push on/off) / Reverb 2
Sub Level (Push Hi-Pass) / Focus / Presence
Standby / Power
Rückseite (halte ich kürzer; Schaut besser in die Anleitung )
Power-Output High & Low / Power Class Modern & Vintage
Speaker Out, Recording-Out / Sub-Level Out / Loop Blend (Push on/off) / Return und Send-Level / Midi IN/Thru/FS9 und Midi Channel Selector.
Puh... Also mehr hätte der gute Paule echt nicht mehr unter bekommen....
Bevor ich den Sound zu beschreiben versuche, möchte ich erstmal die wichtigsten Optionen und Funktionen durchkauen. Wen das nicht interessiert kann sich auch hier viel lesen sparen und runter scrollen. Denn Features gibts mehr als genug
Cleankanal 1
CH1-Gain: klar... Eingangspegel des Cleankanals (Push= Kanalwahl)
Treble (Pull Bright): Regelt die Höhen. Bright bringt nochmal einen Schub an Extrahöhen ála Fender
Mid (Pull Notch) Regelt die Mitten des Cleankanals. Notch verändert die regelbare Frequenz 550Hz (Tweed/"british") oder 250Hz (Fender/Mesa).
Bass (Pull Contour) Bass.... Viel Bass! Contour = NOCH viel mehr Bass
Master (Push Boost) Ausgangslautstärke des Cleankanals in die Endstufe. Allerdings ist hier auch nochmal eine EQ-Schaltung verbaut, die den Klang bei steigender Masterlaustärke weicher macht. Der Boost haut nochmal eins drauf!
Overdrive-Kanal 2 und 3
CH3&CH2-Gain Zerrintensität von Kanal 2, bzw Kanal 3. Push = Kanalwahl
Bass Selbsterklärend
Mid (Pull Scoop) Die Mitten! Für mich der wichtigste Klangregler an Amps. Das für das Durchsetzungsvermögen elementar wichtig. Die Frequenz liegt in etwa bei 550Hz. Bei aktiviertem Scoop ändert sich diese auf 750Hz. Man könnte sagen: vintage/britischer Charakter = 550Hz, Moderne Sounds= 750Hz. Der Graphic-EQ bei Mesa Boogies hat nicht ohne Grund die 750Hz in der Mitte und der V-Shape (Badewannen oder Smilie-Sound) gehört wohl zu den beliebtesten Settings überhaupt (Metallica, Petrucci... und wie sie alle heißen...
Treble Selbsterklärend
Master 2&3 (Boost) Die Preamp-Ausgangslautstärke, mit der die Endstufe angefahren wird. Push = Aktivierung des Boostes
Endstufenschaltungen:
Ein Highlight für die Tonformung! Es gibt hier zwei Eingriffsmöglichkeiten, die sowohl die Leistung als auch den Klang beeinflussen. Den Power-Output High und Low Power, sowie den Class Modern & Vintage-Schalter.
Es ist eine Drosselung von 120W auf 15W möglich! Das ist immernoch weit über Zimmerlautstärke und für mich persönlich sogar bei 15W noch laut genug in der Band! Doch nicht nur die Leistung ändert sich, sondern auch das gesamte Klangverhalten (Achtung! Theorie und physikalisches Halbwissen meinerseits):
Im Modern-Mode läuft die Kiste im "Pentode-Mode", was bedeutet, dass er sauviel cleanen Headroom hat und sehr hell (bright) klingt. Es werden die "ungeraden Harmonischen" verstärkt (vgl. Transistorverzerrung, analoges Tonband...).
Im Vintage-Mode werden die Endstufenröhren als "Triode" gefahren und in der Leistung halbiert. Die ungeraden Harmonischen werden gedimmt, die geraden verstärkt (also der typische Röhrenoverdrive, der bei Metal/Higain der Definition und Direktheit des Tones "schadet").
Die Anleitung nennt das Ergebnis "sweeter, darker tone". Das triffts ganz gut
Mit dem Power-Mode kann man die Leistung nochmal halbieren, was klanglich und Lautstärkemäßig nicht sonderlich viel ändert, aber den cleanen Headroom reduziert (Endstufe wird etwas früher schmutzig):
Power Output Modern Vintage
High 120W 60W
Low 30W 15W
Focus:
Hier kann man die Direktheit regeln. Will man, dass die Box am Amp klebt, er also so richtig tight und dick drückt ist das ebenso möglich, wie wenn man lieber ein weiches, "labiles" Verhalten wie bei einem alten Klassiker hat. Also frei gesagt auch hier: Vintage oder Modern mit schiebenden Bässen.
Presence:
hebt die Air-Frequenzen bis zum Klirren an. Wie die Anleitung richtig schreibt: ein "Master-Bright-Regler" der hinter Preamp und FX-Loop sitzt.
Wie gesagt betreffen diese Funktionen NUR die Endstufe und deren Verhalten! NICHT die Preampsektion !
Effektloop:
Paralleler FX Loop, der den Send- und Returnlevel separat regeln lässt. Ein Blend (Mix)-Regler ist als Push-Poti verbaut. Damit kann man den FX-Weg per Hardwire-Bypass aus dem Signal nehmen. Diese Funktion ist midifiziert und schaltbar!
Eine nette Option ist die Verwendung als schaltbares Mastervolumen (Solo-Boost) oder einfach fürs üben im Schlafzimmer.
Sublevel-Out:
Habe ich nicht getestet und für mich, als normalen Rockgitarristen stellt sich die Frage nach dem Sinn. Der Amp hat so große Bassreserven und ist durch den Focus-Regler so dick einstellbar, dass der Bassist auch so schon getrost nach Hause gehen könnte. Ne; also ICH brauche das nicht. Des weiteren kann man den Sub-Out als Slave Out verwenden um weitere Amps oder Systeme (Wet/Dry/Wet) anzusteuern wenn man es möchte. Allerdings sind keine Effekte aus dem FX-Loop im Signalweg!
Was nett ist: zieht man den Sub-Out aktiviert man eine Frequenzweiche. Tiefbässe/Bässe werden an den Sub-Out gegeben und der Rest geht weiterhin auf die KR7-Endstufe. D.h es wird ein Hipass/Lowcut zwischengeschaltet und alles unter ca. 100, 150Hz - habs nicht genau zur Hand und meine Boxen übertragen diesen Bereich eh nicht so sauber, als das man es definieren könnte. Man merkt jedenfalls ein ganz subtiles ausdünnen; es wird also nicht übermäßig steilflankig ausgefiltert. Vermutlich um die 6-12 dB/Oktave! Sehr geiles Feature, da ich finde, dass eine Gitarre da unten nix zu suchen hat. Weder Live noch im Studio!
Recording Out:
Es gibt einen frequenzkorrigierten Recording Out fürs "Silent Recording", wenn der Standby aktiviert ist. An sonsten geht das Signal auch über die Speaker. Ich habe auch diese Funktion nicht getestet, da ich bei DI-Recording voreingenommen bin und hierfür andere Alternativen habe. Achtung: im Amp ist KEIN Dummyload verbaut! Immer schön die Box am Speaker-Out angeschlossen lassen, sonst gibt´s Edelschrott!
Midi und Headmaster:
Ein normales 5-Pol-Midikabel wird vom FS9 (a.k.a Headmaster)-Out mit der Midileiste verbunden und empfängt/sendet Midi Programchange Befehle UND dient als Phantomspeisung. Ein tolles Feature, da kein Spezialkabel für teuer Geld geordert werden muss!
Am kleinen Drehregler auf der Amprückseite wird der korrespondierende Midikanal eingestellt. Dieser muss dann nur noch am Fußschalter entsprechend eingestellt werden und los gehts. Die Programmierung ist zwar einfach, aber tricky, da die Schaltfunktionen in vordefinierten Presets hinterlegt sind. Das steht alles in der Anleitung; oder man muss wissen, welche Nummer für "Kanal 2/ Boost off / Reverb on / FX-Loop off" steht. Das wäre beispielsweise das Programm #35.
Hat man einen Midicontroller der programmierbar ist gibt es die Möglichkeit, beispielsweise den KR7 auf Midikanal 1 einzustellen und ein X-beliebiges Midi-Effektgerät auf Kanal 2 laufen zu lassen. Jetzt kann man die verschiedenen Presets unabhängig programmieren und unabhängig voneinander (!) schalten und walten. Vor allem, da man auch Globale Funktionen zusätzlich belegen kann ist man noch flexibler unterwegs. Beispielsweise Direktanwahl der Kanäle 1-3, zusätzlich FX-Loop on/off, Boost des aktivierten Kanals on/off, Hall,... Damit kann man auch mit Programmwechselbefehlen gleich agieren wie mit Controll-Change-Befehlen. Also frei belegbar als komplette Presets oder wie bei einem analogen Pedalboard/Fußschalter! Ich hoffe, es ist verständlich? Wenn nicht bitte einfach nachfragen
Am Headmaster gibt es noch die Option, bis zu 3 Schaltfunktionen per Relais zu verwalten. Beispielsweise analoge Kanalumschaltung anderer Amps oder Effektgeräten bypassen usw.
.....eeeeendlich....
Der Sound:
Nochmal ACHTUNG: Ich besitzen den Amp noch nicht so lange und habe erst an der Oberfläche gekratzt! Ich werde gerne ein Update posten, wenn ich die Kiste genauer kenne!
Gleich vorweg: ich habe den Amp eingeschaltet, alles auf Mittelstellung, Volumen runter und dann langsam hochgefahren. 1. Eindruck: Shit! Ist der Laut! 2. Eindruck: clean ist super, Kanal 2 ist dumpf und Kanal 3 zu bissig/kratzig... gefällt mir aber erstmal gar nicht! Settings aus der Anleitung eingestellt und es klingt schonmal RADIKAL anderst! Zwar immernoch nicht meins, aber hey! Er hat Anhand der vielen Möglichkeiten definitiv Potential!
Neuer Versuch und erstmal alle Potis und Schalter der Reihe nach durchprobiert. Bevor ich jetzt total anfange zu langweilen überspringe ich das mal.....
Cleankanal:
Die Settings aus dem Manual ergeben einen perlednen, total cleanen "Nagel-auf-den-Kopf-Blackface-Fendersound. Sehr schöne, seidige höhen (an der Grenze zum brizzeligen, aber noch nicht harsch) und ordentlichem Bassschub! Höhen noch ein Stück zurück: Genau SO muss für mich ein Blackface Fender klingen! Mit dem anderen Notch-Setting des Mittenreglers geht es in die warme Tweed-Ecke. Gain ganz aufgerobbt, Boost an; Master im normalen Bereich gedreht und es cruncht schon ganz richtig was weg! Das genügt schon für die Classic-Rock-Geschichten im AC/DC-Bereich. Dreht man das Volumenpoti der Gitarre ein wenig zurück klart der Ton auf und hat wieder Clean! Der Charakter der Gitarre kommt voll zur Geltung! Rock´n Roll-Licks auf einer Tele machen so dermaßen Spass...da vergeht die Zeit wie im Flug! Ich finde, dass der britische Charakter und das Frequenzbild sehr an einen AC30 erinnern, aber mit eigenem Charakter!
Anhand der massiv-effektiven Regelbereiche der Klangregelung ist man auch in der Lage, eine zickige Tele derart weich zu drehen, dass man mit ihr richtige (dumpfe) Jazzorgien spielen kann/könnte. Sie kann sogar richtig bauchig und holzig klingen, oder beißend klingeln. Dennoch finde ich, dass im "Tweed-Mode" die Tiefmitten sehr präsent sind und sich nur schwer rausregeln lassen. Dafür müssen Treble und Presence schon weit hoch gefahren werden. Dann klappts aber gut!
Für mich ist dieser Kanal schon jetzt das absolute Highligt! Alleine dieser Kanal deckt 80% der von mir benötigten Sounds ab!
Overdrivekanal 2:
Hier soll es britisch zugehen. Dem kann ich beipflichten, aber den Marshall zu erkennen vermag ich nicht! Es ist der typische Rivera-Sound: irgendwie körnig, bissig, aber auch warm und druckvoll! Ausgewogen in seinem Frequenzgang aber auch hier mit einer leichten Betonung der Tiefmitten um die 250-350Hz. Nichts beißt, kratzt oder mulmt. Es drück mit klassischem JCM800-Volumen aus den Speakern. Die Gainreserven sind auch in diesem Bereich angesiedelt (angeblasener 800er) und können sogar noch locker getoppt werden, wenn der Boost aktiviert wird. Der Ton wird dichter, sustainreicher und kippt sehr schnell in die Obertöne, aber eine den Spieler tragende Kompression ist nicht drin und es wird der ausgeprägte Tiefmittenbereich noch weiter verstärkt... leider; dann dann wirds ohne Nachregeln schnell zu viel und die Durchsetzungsfähigkeit nimmt ab. Besser Gain reduzieren, Boost aktivieren und/oder einen externen Booster vor den Amp hängen. Der Kanal an sich ist nicht das, was man als tight bezeichnen könnte. Er ist eher klassisch unterwegs und ... nennen wir es mal eher loose, aber mit einem guten Attack. Die Pick-Geräusche schieben dem angeschlagen Ton ein ordentliches Klick/Plopp vorraus und wie bei einem Kompressor hört man quasi Attack und Release ;-)
Das Obertonverhalten ist der Wahnsinn! Da kippen die Töne selbst bei Zimmerlautstärke ohne Probleme um! Da haben die mittigen Settings, die ich fahre natürlich einen gewaltigen Einfluss darauf und man merkt schnell, wie hoch die Qualität des Tons ist.
Man muss trotz viel Gain weiterhin sehr sehr sauber spielen. Da wird jeder unsauber gegriffene Ton gnadenlos rausgeblasen. Auch das kann frustrierend sein. Abhilfe schafft auch hier wieder der Tubescreamer als Clean-boost und "tightener".
Trotz hoher Dynamik schafft man es nicht, den voll aufgerobbten 2.Kanal mit dem Gitarrenpoti total clean zu bekommen. Es klappt bis zu einem gewissen Punkt, aber da habe ich schon anderes erlebt. Das heißt nicht, dass der Ton nicht aufklart, oder die Dynamik nicht gut wäre, aber der letzte Kick für Clean fehlt. Da muss man dann schon die Vorstufe etwas zurück nehmen.
Den erwähnten Tiefmittenbereich bekommt man wie im Kanal 1gut in den Griff, aber dann gibt es Probleme im:
Overdrivekanal 3:
UUUUHHH... Fies! Hier haben wir den wohl gemeinsten Ton, den ich je hinbekommen habe. Und ich sags ganz ehrlich: das gefiel mir zunächst mal GAR NICHT!
Es wird lt. Manual nochmal eine Röhrenstufe hinzu geschaltet und EQ, Kompression und die Textur des Zerrverhaltens verändert. "more greasy and more hard-core". Ich würde es als kratzig harsch bezeichnen. Also gut; nochmal von Null angefangen. Gain runter, Master hoch, mitten rein, bässe raus, presence raus... joah... so langsam wird´s!
Und nach ein paar Minuten hatte ich dann tatsächlich einen sehr gut drückenden und durchsetzungsfähigen Klang. Vergleichbar mit dem oben erwähnen Lukather-Lead Sound der Mindfields-Scheibe! Dick, drückend und organisch singend; aber auch sehr präsent in den Höhen! Wow! Zurück in den 2. Kanal und der Frust ist da. Jetzt klingt der #2 zu bedeckt. Nachgeregelt, umgeschaltet und #3 ist wieder zu kratzig. Das Spiel wiederholt sich dann entsprechend lange, aber irgendwann findet sich tatsächlich eine Einstellung, die für beides passt (vielleicht redet man sich das auch blos ein, weil schnauze voll...? ). Ne, im Ernst. Man muss sich erst langsam ran tasten und probieren. Ich habe inzwischen einen Aufschrieb mit einigen Einstellugnen, die mir gefallen haben... Schnell mal einstellen ist nicht, wenn man alle Kanäle nutzen möchte. Aber wenn der Sweetspot gefunden ist kommt es ganz gut! Ich helfe mit hier mit einem eingeschleiften parametrischen EQ aus dem Axe-Fx oder dem G-Major. Das wirkt wahre Wunder; obwohl ich finde, dass dieser Aufwand in einem Amp dieser Preisklasse eigentlich nicht sein sollte/müsste. Normal sollte man mit dem klar kommen, was vom Hersteller bereitgestellt wird.
Scooped-Auffe-Schnauze-Sound meistert er mit Bravur und kann sich sogar dann noch in der Band durchsetzen. Klar muss man mit den Bässen aufpassen und darauf, dass man mit der Gitarre auch in den Gitarrenfrequenzen bleibt, aber das liegt am Einsteller (Einzeller?!?). Die Scoops kratzen tatsächlich am Sound eines Mesas mit eingeschaltetem Graphic-EQ. Es klingt von der Zerrstruktur her anders, aber doch irgendwie verwandt. Ich finde, der Rivera klingt untenrum tighter und direkter.... Und er kann BÖSE! Määächtig BÖÖÖÖSE! Mich reizen Drop-Tunigs seid ich den Amp habe! Allerdings bin ich kein Fachmann für diese Art Sounds *!
Witzige Anekdote: Trotz höherem Gainpotential als im Kanal 2 reagiert dieser besser auf das Volumenpoti der Gitarre! Vielleicht liegt es daran, dass dieser nicht so tiefmittig abgestimmt ist, sondern untenrum schlanker agiert. Dafür ist das Top-End schärfer. Es klingt, als ob ein sehr starker Bright-Switch aktiv ist.
Meine Tips, Beobachtungen und Subjektives:
Das ist mein erster Amp, der wirklich Probleme machen kann, wenn man von einer Humbuckerbestückten Mahagonigitarre (LP) zu einer Strat/Tele mit SCs wechselt. Klingt Eine perfekt ist die Andere zu dumpf und umgekehrt. Und dann noch die Zerrkanäle wechseln...Da muss man sehr kompromissbereit sein. Absolut super für´s Studio, aber live alle 6 Sounds? Eher schwierig!
Clean und Kanal2 sind übrigens recht ähnlich "gevoiced". Vielleicht wäre hier die gemeinsame Klangregelung besser aufgehoben gewesen damit man im 3. Kanal unabhängiger aggieren könnte. Naja; es ist ja der Mick Thomson Signature und nicht der der frama78-Head *
Auch bei Boxen ist der Amp wählerisch. Er macht gewaltige Unterschiede zwischen den verschiedenen Boxen. Für mich funktionieren die Eminence-Legend aus der Semi-Open Soldano 2x12 hier am besten. Dicht gefolgt von den Celestion G12L-35 aus der kleinen Marshall 8412 (immernoch meine Lieblingsspeaker/Box). Vintage30 gefallen mir hier gar nicht! Für mich ist das dann zu krächtzend in den Air-Frequenzen (wenn man das bei einer Gitarrenbox so sagen darf). Für mich klingt das dann kalt und hart. Ist Geschmacksache und bei modernen Sounds mit weniger Mitten kann das natürlich wieder anders sein.
Mir gefällt der Amp bisher am besten, wenn Gain etwas niedriger eingestellt, dafür der Master schön weit hoch gefahren ist. Dann ist die Lautstärke aber BRÜLLEND und die gesamte Einrichtung nebst Fenster vibriert! Notfalls den Effektweg als Mastervolumen runter nehmen und die Powersektion auf Vintage/Low-Power (15W) stellen. Das macht den Ton dann auch weicher und die beiden Zerrkanäle klingen für mich in Kombination ausgewogener. Gerade für Kanal 2: Gain auf Mittelstellung und Boost an: Das hat schon genug Gain für ein ordentliches Heavybrett.
Modern/High Power ist mir für den 3. Kanal zu harsch. Da werde ich nicht warm mit. Das ist dann wohl der Grainy-Sound, den Mick Thomson wollte. Kann man mögen; muss man aber nicht
Besser als per FX-Loop runterregeln ist, den Amp wirklich laut zu spielen. Dann greifen Presence und Focus auch besser, da sie auf die Endstufe wirken. Je lauter, desto effektiver werden die beiden und desto entschärfter wir die Preamp-Kalngregelung. Aber das ist von der Lautstärke her halt jenseits von gut und böse beim Heimgebrauch; und selbst Live müsste die Bühne schon Wacken-Größe haben!
Wenn jemand nicht auf "krasse Mitten" steht (werden bei mir sehr hoch gefahren) kann es sein, dass die Kombination besser klingt, aber das ist halt nicht meine Welt.
Der Hall ist absolute Spitzenklasse und kann ein so räumliches schweben erzeugen, dass ein Delay (für mich bisher unersetzlich bei Leads) nicht benötigt wird! Im Kanal1 ist bei mir der Hall immer ganz dezent im Hintergrund an. Herrlich dicht, aber nicht so, dass irgendwas droht zu verwaschen! Bei "normalen" Settings (bis ca.3 oder 4) färbt er den Gitarrensound nicht, sondern fügt nur eine Hallfahne an; im Gegensatz zu meinem Silverface Princeton Reverb. Da wird der Sound in den Frequenzen verschoben, wenn der Hall reingedreht ist. Das kann charmant sein, aber ich bin froh, dass der KR7 das nicht macht. NOCH mehr Klangoptionen und in meinen Augen würde "TILT" stehen
Will man abgefahrene Surf-Sound macht das die Accutronics-Spirale natürlich auch!
Und jetzt?
Mein erster Eindruck war: Mutterschiff! Der zweite Eindruck: Schlachtschiff! Das brachte mich zu der Frage, ob Dreadnought nicht passender gewesen wäre als KR-7?!?
Ernsthaft:
Der Amp ist sicher nichts für Plug&Play-Gitarristen! Man sollte einigermaßen Backgroundwissen und Geduld haben (*an-die-eigene-Nase-fass*). Es war definitiv KEINE Liebe auf den ersten Blick und ich war schon kurz davor, die Kiste an die Wand zu klatschen! In sofern handelt es sich nicht gerade um ein Honeymoon-Review ;-)
Auch ist es wichtig sich vorstellen zu können, wo man hin will. Sonst besteht die Gefahr der Überforderung oder des Verlierens des Überblicks. Wer einen Mesa Boogie aus der Mark oder Studio/Caliber-Serie hat weiß, worauf ich hinaus will. Die Klangqualität und die Variabilität sind gewaltig, aber es ist- gerade in den Zerrkanälen - einfach ein großes Maß an Kompromissbereitschaft nötig! Da die Klangregelung dieser Kanäle auf sich gegenseitig wirkt und jeweils auch anders verhält kann tatsächlich Frust aufkommen. Ein wenig mehr Durchsetzungskraft in Kanal 2 kann in Kanal 3 schon wieder zuviel sein... und dann findet man den Sweetspot von eben nicht mehr.. Meine Herr´n... was ich die Kiste schon verflucht hab´
Ich könnte mir vorstellen, dass man mit einer anderen Röhrenbestückung noch einiges verändern kann. Das wird die Zeit zeigen, wenn ich mal wieder einige Röhren zum Durchprobieren kaufe **. Alternativ müsste man mit einem Techniker reden, ob es eine Möglichkeit für ein Tuning der Klangregelung gibt.
Die Flexibilität in Verbindung mit der Schaltungstechnik sucht ihresgleichen. Aber natürlich gibt es in dieser Preisklasse auch Alternativen und ich möchte den KR7 nicht als ultimatives Superduper-Nonplusultra Werkzeug für alle darstellen!
ABER bei aller Kritik! Es ist ein Jammern auf so unglaublich hohem Niveau! Es gibt kaum ein Genre, den er nicht hin bekommt. Jazz, Swing, Country(!), Blues, Pop/Rock, Heavy und noch böserer Stuff! Wobei man klar sagen muss, dass er verzerrt weder wie Marshall, noch wie ein Mesa klingt! Wer sowas will soll sich den entsprechenden Amp oder einen Modeller (Axe-Fx/Kemper) kaufen! Er klingt, wie ein typischer Rivera! Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass der Cleankanal so ziemlich das geilste ist, was ich bisher gespielt habe! Rivera war Anfang der 80er Entwicklungsleiter bei Fender und auf sein Konto ging u.A. eine Rückbesinnung auf die Tradition der Firma, sowie die ersten 2-Kanaler, bei denen der Zerrsound "sehr gut nutzbar" war! Ich erinnere gerne an den Super Champ. Ein 1x10er Comboamp, der den Dokken/Ratt-Leadsound maßgeblich prägte.
Klar; ich habe hier einen Signature-Amp eines (Nu)Metalmusikers und brauche mich nicht zu wundern, dass er brachial kann. Aber ich hoffe, es kommt raus, dass er eben nicht nur brutal, sondern auch als klassischer Amp echt überzeugen kann!
Der KR7 ist definitiv ein Signature-Amp! Und zwar einer, der jedem Spieler seinen eigenen Sound spendieren KANN! Er hat seine Schwächen, die für mich vor allem in der Abstimmung zu finden sind, aber auch gewaltig viele Stärken! Er ist halt eine kleine, zickige Diva
Pro:
- Sound(s)
- Ehrlichkeit (motivierend!)
- Vielseitigkeit
- selbst voll aufgerissen relativ wenige Nebengeräusche
- Dynamik
- Hi Pass-Filter
- Ausstattung
- Verarbeitung (elektrisch und mechanisch)
- Headmaster / FS9 Midicontroller
Con:
- Gemeinsame Klangregelung CH2&Ch3 => Kompromiss nötig!
- Boost nur ein/ausschaltbar. Regelbar wäre m.Mn nach schöner gewesen
- Tiefmitten werden bei geboostetem Kanal 2 stark betont
- Ein separates Mastervolumen hätte mir besser gefallen, als der Kompromiss über den FX-Loop
- Variabilität / Komplexität (Einarbeitung/Lost in Options)
- Ehrlichkeit (demotivierend )
Getestet mit:
Boxen: Marshall 4x12 G12M, Marshall 8412 (G12-35L), Soldano Semi-Open (Eminence Legend), 71er AC30 (als Box)
Effektgeräten: TS9, TS10, Blackface Guv´Nor, SD1, div. Compressoren, Axe-Fx
Gitarren: Musicman Luke II, Classic Vibe Tele, 83er Strat, 85er Tokai LP-Custom, Höfner 173, Peavey Vandenberg, 70er MiJ-Gitarre in Drop-C-Tuning, Hollowbody Jazzy,
!!! UPDATE !!!
Ich habe so viel Zeit investiert, dass ich den Text oben nicht unbedingt überarbeiten möchte. Ich will einfach mal mein erstes UPDATE nachschieben:
* Die Abstimmung der Kanäle 2 und 3 kommt vermutlich von der Vorliebe von Drop-Tunings des Mick T.! Ich habe eben eine 8-String bekommen und jetzt macht es durchaus Sinn, dass die Bässe ausgedünnt und die Präsenzen angehoben werden! Das ganze kommt so kernig, direkt und brachial rüber... Ich bin wie gesagt KEIN Modern-Metaller, aber es macht doch tatsächlich richtig spass, untenrum zu föhnen! Für "Riffing"in den "Sub-Gitarrenlagen" mit einem knackigen Attack ist das hier echt der Wahnsinn!
** Ich habe meinen Röhrenbestand ausgekramt und "on the Fly" mal etwas mit V1 (Eingangsstufe), V3 (Gain Kanal 1&2) und V4 (Gain Kanal 3 und Mixer) rumprobiert.
Hier hat man tatsächlich gewaltiges Potential um auf den Klang einzuwirken! Da mein Sortiment nicht immer beschriftet ist kann ich leider noch nichts genaueres sagen, aber ich habe verschiedene 12AX7 (Marshall- und Fender-Label, TAD, Ruby, EH und NoName) durchprobiert. Ich habe in der V3 eine 12AT7 oder 12AY7 (?) aus meiner 80er Hughes & Kettner Cream Machine eingesetzt. Das macht den Amp zahmer, wärmer und die Kombination der 3 Kanäle kommt mir verändert vor. Er hat deutlich weniger Gain, was aber eigentlich nur im Kanal 1 auffällt. Die beiden anderen Blasen immernoch jeden Std-800er vom Tisch!
Doch! Das ist auf jeden Fall ein weiteres Testen wert! Gerne würde ich mich auch mit anderen KR7-Besitzern austauschen!
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